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Eine Welt – viel Geschichte
Weltgeschichte – das ist ein faszinierendes Geflecht aus Abertausenden von Ereignissen, die oft enger verwoben sind, als es auf den ersten Blick scheint. Christa Pöppelmann führt sowohl Laien wie Geschichtsfreaks durch alle Epochen und Kontinente. Unaufgeregt und unterhaltsam beschreibt sie, wo die Wurzeln vieler heutiger Konflikte liegen, wie Afrika vor der Eroberung durch die Kolonialmächte aussah, welche brandneuen Erkenntnisse es über die Indoeuropäer gibt oder wie Wirtschaft schon immer die Welt bewegte. Entdecken Sie erhellende Geschichten und globale Zusammenhänge aus 12 Jahrtausenden!
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Seitenzahl: 1080
Veröffentlichungsjahr: 2025
Weltgeschichte für Dummies
Geschehen: Die erste Hälfte ist geprägt von den beiden Weltkriegen (1. August 1914 bis 11. November 1918 und 1. September 1939 bis 8. Mai 1945). Mit dem durch Hitler ausgelösten Krieg verbunden ist der Pazifikkrieg (ab 7. Juli 1937). Er wird durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (6. und 9. August 1945) beendet. Danach kommt es zum Kalten Krieg (1962, Kubakrise), aber auch zur Entkolonialisierung (ab 1951). Mit dem Regierungsantritt Michail Gorbatschows (11. März 1985) beginnt die Aufweichung der Blöcke. Zu den bekanntesten Katastrophen zählen der Atomunfall von Tschernobyl (26. April 1986), der Terroranschlag in den USA vom 11. September 2001, die Corona-Pandemie (März 2020 bis Mai 2023), der russische Angriff auf die Ukraine (24. Februar 2022) und das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 sowie die Reaktion Israels darauf.
Meilensteine: Gründung der UNO (26. Juni 1945), Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (10. Dezember 1948), Marsch auf Washington (28. August 1963), bemannte Mondlandung (21. Juli 1969), Ende der Teilung Europas (1989)
Machthaber: Stalin (reg. 1922–1953), Adolf Hitler (reg. 1933–1945), Mao Zedong (wirkt 1934–1976)
Weltgeschichte für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2025
© 2025 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
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Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Die Abbildungen 4.1, 5.1, 5.2, 5.3, 6.2, 7.1, 7.3, 8.2, 9.1, 9.3, 10.1, 10.2, 11.1, 13.1, 15.1 und 16.1 dürfen gemäß der CC-Lizenz (https://creativecommons.org/share-your-work/licensing-considerations/compatible-licenses/) zu den gleichen Bedingungen wie die ursprüngliche Quelle genutzt und adaptiert werden.
Coverfoto: Tryfonov - stock.adobe.comProjektmanagement und Lektorat: boos for books, Evelyn Boos-Körner, Schondorf am Ammersee
Print ISBN: 978-3-527-72290-7ePub ISBN: 978-3-527-85128-7
Christa Pöppelmann (Jahrgang 1967) hat in Bamberg und München Geschichte, Kommunikationswissenschaft und Politologie studiert und eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule absolviert. Seit 2000 schreibt sie Bücher zur Allgemeinbildung, am liebsten über geschichtliche Themen.
Für den Wiley-Verlag verfasste sie Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies, Allgemeinbildung Personen der Weltgeschichte für Dummies, Allgemeinbildung Kultur für Dummies, Allgemeinbildung Deutschland für Dummies und Unser Schrebergarten für Dummies. Weiter umfassen ihre Veröffentlichungen Überblickswerke über die Frühen Hochkulturen, die Antike, das Mittelalter, das Dritte Reich, die deutsche Geschichte und Wendepunkte der Weltgeschichte. Daneben hat sie Bücher zu den Kreuzzügen, dem Leben der einfachen Menschen im Mittelalter, den Musketieren, den europäischen Königshäusern und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfasst. Auch mit der Architekturgeschichte, der Geschichte der Philosophie, der Bedeutung von Persönlichkeit im Mittelalter und den Weltreligionen hat sie sich schon befasst.
Christa Pöppelmann sagt über sich und dieses Buch:
»Als ich 2016 Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies (jetzt Weltgeschichte kompakt für Dummies) schrieb, bestand die Herausforderung für mich vor allem darin, Wissen, das ich schon hatte, im … für Dummies-Format aufzubereiten. Doch bei der Erweiterung zu Weltgeschichte für Dummies habe ich mich in Regionen und Epochen begeben, die auch für mich Neuland waren. Das war eine äußerst spannende Reise und ich war überrascht, wie viel es zu entdecken gab. Das Argument, dass über die frühe außereuropäische Geschichte – jenseits der Großreiche – wenig gesprochen wird, weil man im Grunde nicht viel darüber weiß, hat sich für mich viel gründlicher in Luft aufgelöst, als ich es zuvor vermutet hatte. Ich hoffe, es ist mir gelungen, auch Sie davon zu überzeugen. Und wenn man erst einmal Namen und ein paar Grundbegriffe hat, ist es auch nicht schwer, etwa im Internet, weitere Details zu finden, für die in diesem Buch kein Platz war.«
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Teil I: Gestatten, die Weltgeschichte! Eine Vorstellung
Kapitel 1: Was Weltgeschichte eigentlich ist
Was Weltgeschichte von Erd- und Naturgeschichte unterscheidet
Was Weltgeschichte von der Vorgeschichte unterscheidet
Was Weltgeschichte von Universalgeschichte unterscheidet
Was Weltgeschichte vom Schulfach Geschichte unterscheidet
Kapitel 2: Wie Weltgeschichte gegliedert wird
Von der Entdeckung der Frühgeschichte
Von der nicht ganz so klassischen Antike
Vom westeuropäischen und anderen Mittelaltern
Von der immer länger werdenden Neuzeit
Kapitel 3: Wie Weltgeschichte dargestellt wird
Die erdrückende Dominanz großer Männer
Der schwere Blick über den Tellerrand
Decolonialize!
Der Wettstreit der Narrative
Die Instrumentalisierung der Geschichte
Die Suche nach der korrekten Sprache
Teil II: Die Zeit der alten Reiche – Frühgeschichte und Antike
Kapitel 4: Jungsteinzeit: Das Ende des Nomadenlebens
Sesshaftigkeit: Ein Trend setzt sich durch
Komplexes Miteinander: Die Wasserbaukulturen
Kapitel 5: Bronzezeit: Die Blüte der alten Hochkulturen
Vorreiter Mesopotamien
Konstante am Nil: Ägypten
Im Schatten der Großmächte
Ein Blick über den großen Teich
Kapitel 6: Die »dunklen Jahrhunderte«
Geheimnisvolle Indoeuropäer
Rätselhafte Kriege
Umkämpfte Levante
Im Fernen Osten
Kapitel 7: Griechenland & Co.: Das klassische Altertum
Weltreich und Stadtstaaten: Perser gegen Griechen
Bruderkampf: Athen gegen Sparta
Neuordnung der Welt
Aufstieg einer Weltmacht: Rom
Kapitel 8: Rom und sonst nicht viel
Machtkämpfe im Weltreich
Die Herrschaft der Cäsaren
Der Zerfall des Imperiums
Jenseits von Rom
Teil III: Die Zeit der Kaiser und Könige – Mittelalter und frühe Neuzeit
Kapitel 9: Das turbulente Frühmittelalter
Umbruch am Rhein: Das Frankenreich
Kontinuität in Konstantinopel
Revolution in Arabien
Eine neue Großmacht: Das karolingische Imperium
Gefährliche Weltenbummler: Die Wikinger
Umbrüche in Ostasien
Kapitel 10: Das glänzende Hochmittelalter
Kaiser und Päpste
Islam und Christenheit
England und Frankreich
Mongolen, Chinesen und ihre Nachbarn
Kapitel 11: Das vielschichtige Spätmittelalter
Die neuen Mächte in Europa
Die großen Katastrophen
Die großen Kulturen in Amerika und Afrika
Kapitel 12: Die neue Welt der Renaissance
Die großen Entdeckungen
Wilder Osten: Die Eroberung Sibiriens
Die asiatischen Reiche
Das Europa der Glaubenskriege
Kapitel 13: Die Machtentfaltung des Barock
Die Zeit der absolutistischen Fürsten
Aufbruch zu neuen Kontinenten
Das Europa der Aufklärung
Unruhige Zeiten in der islamischen Welt
Teil IV: Die Zeit der Nationalstaaten: Neuere und neueste Geschichte
Kapitel 14: Der Beginn der Moderne: Revolution in Europa
Freiheit, Gleichheit … Terror: Die Französische Revolution
Ein Direktorium im Krieg gegen Europa
Heilsbringer und Ungeheuer: Napoleon
Alte Prinzipien, neue Machtgefüge: Die Welt des Wiener Kongresses
Kapitel 15: Globale Verflechtungen: Die industrialisierte Welt
Die Industrielle Revolution
Europa und seine Kolonien
Das Werden der USA
Machtverschiebungen in Europa
Kapitel 16: Gefährliche Großmachtpolitik: Der Weg in den Ersten Weltkrieg
Neue Mächte in Asien
Viele Krisen und ein Krieg
Ein Krieg ergreift die Welt
Kapitel 17: Gesteigertes Grauen und Zweiter Weltkrieg
Wenig goldene Jahre
Hakenkreuze über Deutschland
Zweiter Weltkrieg und Holocaust
Kapitel 18: Kalter Krieg: Die Dominanz der zwei Blöcke
Neuordnung nach 1945
Die Welt der zwei Blöcke
Neue Mächte, neue Konflikte
Kapitel 19: Globalisiert: Die moderne Welt
Die Welt nach dem Kalten Krieg
Die Welt im Zeitalter neuer Bedrohungen
Teil V: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 20: Die zehn fähigsten Herrscherinnen
Hatschepsut, Königin von Ägypten
Zenobia, Königin von Palmyra
Suiko, Kaiserin von Japan
Olga, Regentin von Kiew
Blanka von Kastilien, Regentin von Frankreich
Margarethe I., Königin von Skandinavien
Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande
Elisabeth I., Königin von England
Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich
Katharina die Große, Zarin von Russland
Kapitel 21: Die zehn tödlichsten Ereignisse
Der Schwarze Tod
Die Spanische Grippe
Der Zweite Weltkrieg
Die mongolischen Eroberungen
Die Herrschaft von Mao
Die Kolonialisierung Lateinamerikas
Die Taiping-Rebellion
Die Kriege der drei Königreiche
Die Justinianische Pest
Die Eroberung des Mingreichs
Kapitel 22: Die zehn größten Reiche
Das British Empire
Das russische Kaiserreich
Das Mongolenreich
Das chinesische Kaiserreich
Das spanische Kolonialreich
Das französische Kolonialreich
Das Kalifat der Abbasiden
Das portugiesische Empire
Das Kök-Türken-Reich
Das altpersische Achämenidenreich
Kapitel 23: Die zehn wichtigsten politischen Systeme
Theokratie
Erbmonarchie
Wahlmonarchie
Konstitutionelle Monarchie
Autoritäre/autokratische Herrschaft
Oligarchie
Räterepublik
Einparteiensystem
Parlamentarische Demokratie
Präsidialdemokratie
Kapitel 24: Die zehn markantesten Daten
333 v. Chr. – Die Schlacht bei Issos
0 – Zeitenwende
800 – Die Kaiserkrönung Karls des Großen
1250 – Der Tod Kaiser Friedrichs II.
1500 – Die Geburt Karls V.
1717 – Die Geburt von Erzherzogin Maria Theresia
1799 – Der Staatsstreich Napoleons
1888 – Das Dreikaiserjahr in Deutschland
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9. November
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 1
Abbildung 1.1: Die Ausbreitung des modernen Menschen (Quelle: Peter Hermes Furian...
Kapitel 4
Abbildung 4.1: Der fruchtbare Halbmond (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nac...
Abbildung 4.2: Die frühen chinesischen Kulturen
Abbildung 4.3: Die Expansion der Austronesier (Quelle: Nachgezeichnet und bearbei...
Kapitel 5
Abbildung 5.1: Das Reich von Akkad (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nach ht...
Abbildung 5.2: Das alte Ägypten (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nach https...
Abbildung 5.3: Die ersten großen Kulturen Südamerikas (Quelle: Nachgezeichnet und...
Abbildung 5.4: Die alten Kulturen Mittelamerikas (Quelle: Nachgezeichnet und bear...
Kapitel 6
Abbildung 6.1: Die angenommene Ausbreitung der Indoeuropäer
Abbildung 6.2: Ostasien im 4. Jahrhundert v. Chr. (Quelle: Nachgezeichnet und bea...
Kapitel 7
Abbildung 7.1: Das antike Griechenland (Nachgezeichnet und bearbeitet nach https:...
Abbildung 7.2: Alexanderzug und Alexanderreich (Quelle: Peter Hermes Furian - sto...
Abbildung 7.3: Das Seleukidenreich im 3. Jahrhundert v. Chr. (Quelle: Nachgezeich...
Kapitel 8
Abbildung 8.1: Das römische Reich (Quelle: Peter Hermes Furian –
stock.adobe.com
)
Abbildung 8.2: Die Seidenstraße (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nach https...
Kapitel 9
Abbildung 9.1: Europa beim Regierungsantritt Justinians (Quelle: Nachgezeichnet u...
Abbildung 9.2: Das Kalifenreich (mustafa –
stock.adobe.com
)
Abbildung 9.3: Srivijaya und Chola (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nach ht...
Kapitel 10
Abbildung 10.1: Die Kreuzfahrerstaaten (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nac...
Abbildung 10.2: Südostasien im 14. Jahrhundert (Quelle: Nachgezeichnet und bearbe...
Kapitel 11
Abbildung 11.1: Die Goldene Horde und die Reiche der Rus (Quelle: Nachgezeichnet ...
Abbildung 11.2: Das mittelalterliche Afrika (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeite...
Kapitel 12
Abbildung 12.1: Das Osmanische Reich unter Süleyman dem Prächtigen (Peter Hermes ...
Kapitel 13
Abbildung 13.1: Die Aufteilung Polens (Quelle: Nachgezeichnet und bearbeitet nach...
Kapitel 15
Abbildung 15.1: Zentralasien am Vorabend des Ersten Weltkriegs (Qu...
Abbildung 15.2: Afrika vor der Aufteilung (Quelle: Nachgezeichnet ...
Abbildung 15.3: Die USA vor dem Kauf von Louisiana (Quelle: Nachge...
Kapitel 16
Abbildung 16.1: Europa vor und nach dem Ersten Weltkrieg (Quelle o...
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Fangen Sie an zu lesen
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
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Haben Sie Lust auf richtig viel Geschichte? Wollen Sie zum Beispiel mal in die sehr vernachlässigte Kolonialgeschichte reinschnuppern? Wissen, wie es auf anderen Kontinenten aussah, bevor die Europäer dort auftauchten? Wann Russen und Ukrainer aufhörten, sich als ein Volk zu begreifen? Welche Spuren griechische Bildhauerkunst im Buddhismus hinterließ? Was die Polynesier mit Taiwan zu tun haben? Wie Afghanistan zum ersten Mal an die Taliban fiel? Woran eine einvernehmliche Gründung eines arabischen und israelischen Staates scheiterte?
Dieses … für Dummies-Buch führt Sie zu den Wurzeln vieler heutiger Konflikte und in Regionen und Epochen, von denen man hierzulande selten etwas hört. Aber alles Wichtige zur deutschen und europäischen Geschichte ist natürlich auch enthalten.
2017 habe ich bereits das Buch Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies geschrieben. Auch das führte im Grunde schon über das hinaus, was man weitläufig als Allgemeinbildung betrachtet. Trotzdem stand Europa noch sehr im Mittelpunkt. Aus diesem Grund heißt Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies jetzt Weltgeschichte kompakt für Dummies. Und für alle, denen das nicht genug ist, gibt es nun auch diese dicke Weltgeschichte für Dummies, die um viele spannende Fakten aus Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien erweitert worden ist.
Die Geschichtsforschung hat in jüngster Zeit gewaltige Fortschritte gemacht. Epochen und Völker, über die man bis dato nur dürre Fakten hatte (die dann für Laien wirklich nicht sehr spannend waren), sind heute viel besser beleuchtet und offenbaren sich als spannende Puzzleteile im Gesamtbild der Menschheitsgeschichte. Das gilt zum Beispiel für die Frühgeschichte, die von ganz neuen Techniken wie Genanalyse, Isotopenbestimmung oder Landschaftsscans aus der Luft profitiert. Das gilt aber auch für viele bisher vernachlässigte Regionen, in denen sich Weltbewegendes tat – aber in Vergessenheit geriet. Und nicht zuletzt offenbart sich viel Neues, wenn man eigentlich sattsam bekannte Dinge aus einem neuen Blickwinkel heraus betrachtet.
Als Autorin sehe ich meine zentrale Aufgabe darin, die Weltgeschichte für Sie verständlich aufzubereiten. Ich möchte möglichst viele bekannte und weniger bekannte Fakten und Ereignisse aufführen, unterfüttern, ergänzen und in die großen Zusammenhänge einbinden. Dabei will ich nicht werten und interpretieren, Ihnen aber zeigen, welche Entwicklung wohin führte, wie sich der Übergang von einer Epoche zur anderen gestaltete und wie die verschiedenen Völker und Kulturen weltweit in Zusammenhang standen. Dabei lege ich den Fokus besonders auf die »Knotenpunkte«, an denen Interaktion stattfand und geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen für mehr als ein Land oder eine Kultur Relevanz bekamen.
Natürlich ist es unmöglich, alles Interessante und Wissenswerte, was in über 5000 Jahren Weltgeschichte passiert ist, zwischen diese beiden Buchdeckel zu pressen. Die Auswahl der Fakten zielt einerseits darauf ab, Ihnen all das zu bieten, was hierzulande zur Allgemeinbildung in Sachen Weltgeschichte gehört. Andererseits soll Weltgeschichte für Dummies aber auch an den Stellen Lücken füllen, an denen Geschichte anderswo oft zu europazentriert, zu sehr auf die Taten großer Männer schielend oder unter Vernachlässigung nicht so populärer Themen erzählt wird. Es ist mir ein Anliegen, Ihnen nicht nur zusätzliche Informationen zu bereits bekannten Geschehnissen zu liefern, sondern auch mit viel Neuem aufzuwarten und – so hoffe ich – ein tieferes Verständnis dafür zu wecken, wie die Welt zu dem geworden ist, was sie heute ist.
Weltgeschichte für Dummies bietet
eine
Darstellung aller wichtigen politischen Entwicklungen
von der Neolithischen Revolution bis heute – kompakt und gut verständlich;
die
Einbettung der politischen Ereignisse in die verschiedensten Kontexte,
etwa den sozialen, geistesgeschichtlichen, kulturellen, ökonomischen oder technischen Zusammenhang;
einen
globalen Blick
, der viele spannende Ereignisse und Entwicklungen enthält, die im Schulunterricht nie thematisiert wurden;
ein
spezielles Augenmerk auf Entwicklungen, Dynamiken und Verflechtungen
, damit Sie eine bessere Vorstellung davon bekommen, welches historische »Karma« die einzelnen Nationen mit sich herumtragen.
Ich hoffe, all das klingt, verheißungsvoll für Sie – und nicht etwa zu anstrengend oder anspruchsvoll. Falls doch, lassen Sie sich versichern: Das ist ein … für Dummies-Buch! Das heißt:
Es holt Sie dort ab, wo Sie stehen. Auch dann, wenn Sie einst im Geschichtsunterricht überhaupt nicht aufgepasst haben und selbst von der deutschen oder europäischen Geschichte nur Bruchstücke kennen.
Es ist aber auch modular aufgebaut. Wer Geschichte schon immer interessant fand und über ein profundes Wissen verfügt, kann gezielt dort einsteigen, wo es für ihn oder sie persönlich spannend wird.
Wahrscheinlich stoßen Sie bei der Lektüre immer wieder auf Ereignisse oder Personen, über die Sie gerne mehr gelesen hätten. Oder die Sie anhand ihrer Bedeutung gerne eingehender gewürdigt wünschen. Aber Informationen zu einzelnen Fakten nachzuschlagen ist heute dank Internet sehr leicht. Wenn es jedoch darum geht, Unbekanntes aufzuspüren oder aus Bruchstücken eine Gesamtschau herzustellen, helfen Wikipedia & Co. nur bedingt weiter. Deswegen habe ich mich im Einzelnen möglichst kurzgefasst und den großen Bogen dafür möglichst weit gespannt.
Sie müssen Weltgeschichte für Dummies nicht von vorne nach hinten durcharbeiten. Wenn die Römer und Griechen Sie wenig interessieren, können Sie auch gerne bei den Kaisern des Mittelalters, den japanischen Shogunen oder mit dem Kalten Krieg beginnen. Aber ich hoffe natürlich, dass Sie danach auch noch Lust auf die anderen Kapitel bekommen! Denn zu verfolgen, wie sich ein Ereignis aus dem anderen ergibt – manchmal scheinbar fast zwangsläufig, manchmal völlig unerwartet –, gehört zu den faszinierendsten Aspekten, wenn man sich mit Weltgeschichte beschäftigt.
Damit Sie das Wichtigste sofort erfassen können, sind wichtige Namen und Begriffe, kursiv geschrieben.
In den Kästen stehen Dinge, die nicht so recht in den Fließtext passen, wie etwa ein Datenüberblick oder interessante Ergänzungen.
Generell habe ich mich bemüht, möglichst einfach und eingängig zu schreiben und Fachsprache sparsam zu benutzen, beziehungsweise zu erklären.
Aufs Gendern habe ich verzichtet und nicht etwa über »Dschingis Khan und seine Mongol:innen« geschrieben, aber dafür immer wieder konkrete Frauen sichtbar gemacht wie etwa Dschingis Khans beeindruckende Schwiegertochter Sorkhatani Beki.
Alles, was Sie nicht interessiert! Das Buch ist weitestgehend modular aufgebaut, sodass Sie jederzeit an interessanten Stellen einsteigen können.
Leider konnte ich Sie vor dem Schreiben nicht persönlich fragen, warum Sie zu einem Buch über Weltgeschichte greifen. Also habe ich mir selbst ein paar Gedanken dazu gemacht:
Sie sind geschichtsinteressiert, möchten aber mehr Struktur in Ihr Wissen bringen.
Sie kennen sich auf bestimmten Gebieten der Geschichte gut aus, möchten aber Ihren Blick für die großen weltgeschichtlichen Zusammenhänge erweitern.
Sie interessieren sich gezielt für das, was eben nicht Teil (europäischer) Allgemeinbildung ist.
Sie haben sich bisher nicht viel mit Weltgeschichte beschäftigt, sind aber aus irgendeinem Grund neugierig geworden.
Sie legen Wert auf eine gute Allgemeinbildung und arbeiten systematisch daran, diese zu erweitern. Jetzt ist Weltgeschichte dran.
In Ihrem Umfeld ist Weltgeschichte ein wichtiges Thema und Sie möchten mitreden können.
Sie haben
Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies
gelesen und fanden es so toll, dass Sie es jetzt weiterverschenken und sich selbst die »dicke Version«, also
Weltgeschichte für Dummies
gönnen.
Ziel dieses … für Dummies-Buchs ist es, Ihnen einen möglichst guten Überblick über die Weltgeschichte zu geben.
Im ersten Teil geht es darum, welche Ereignisse zur Weltgeschichte gehören, wie man sie einteilt und auf welche verschiedenen Arten man sie darstellen kann.
Der zweite Teil umfasst die vor- und frühgeschichtlichen sowie die antiken Epochen von der Neolithischen Revolution um 10 000 v. Chr. bis zum Ende des Weströmischen Reichs um 476 n. Chr. Zu den vorgestellten Reichen gehören das alte China, die Indus-Kultur, das Reich von Akkad, das Assyrerreich, das Babylonische Reich, das Hethiterreich, das Alte, Mittlere und Neue Ägyptische Reich, das Perserreich und das Römische Reich, dazu kleinere ost- und südasiatische Reiche, solche in Nord- und Ostafrika und die ersten amerikanischen Hochkulturen. Des Weiteren geht es auch um die sumerischen, phönizischen und griechischen Stadtstaaten sowie halbnomadisch lebende Völker, beispielsweise die Indoeuropäer, die Skythen, aber auch die Polynesier.
Der dritte Teil beginnt um 470 n. Chr. mit dem Aufstieg der fränkischen Könige aus dem Geschlecht der Merowinger und schließt mit dem Ende der Bourbonenherrschaft durch die Französische Revolution. Sie lernen darin neben den europäischen Herrscherdynastien auch diverse islamische Regierende, die Mongolen, die türkischen Sultane, die Kaiser von China und Japan, die indischen Großmoguln, die indonesischen Seekönige, die Erbauer von Angkor Wat, einige afrikanische Herrscher und die indianischen Inka-, Maya- und Aztekenkönige kennen.
Der vierte Teil umfasst die neuere Geschichte seit dem Beginn der Französischen Revolution im Jahr 1789 bis heute. Sie erfahren darin, wie die heutigen Staaten zu dem wurden, was sie sind, – samt ihren historischen Eigenheiten und Belastungen. In dieser Epoche ist endgültig die ganze Erde Schauplatz der Weltgeschichte. Sie werden sehen, wie regionale Ereignisse durch weltweite Verflechtungen immer größere globale Auswirkungen haben.
Dieser Teil kann als kleiner Bonus dafür verstanden werden, dass Sie bis hierher durchgehalten haben. Oder er dient als Appetitmacher, wenn Sie einen besonders schnellen und lockeren Einstieg ins Thema haben möchten. In jedem Fall werden in den Top-Ten-Listen wichtige und spannende Fakten auf den Punkt gebracht: Hier erfahren Sie Wissenswertes über die zehn fähigsten Herrscherinnen, die zehn tödlichsten Ereignisse, die zehn größten Reiche, die zehn wichtigsten politischen Systeme und die zehn markantesten Daten der Weltgeschichte.
Auch in der Weltgeschichte gibt es FAQs, häufig gestellte Fragen. Hier werden sie beantwortet.
Die Lupe zeigt an, dass hier ein genauer Blick auf einige Fakten geworfen wird.
Auflockerung tut immer gut. Dieses Symbol macht Sie auf Anekdoten, Kuriositäten oder andere Elemente der Geschichte aufmerksam, die sich gut zum Weitererzählen eignen.
Aufgepasst, heißt es hier! Das Lämpchen taucht immer dann auf, wenn Mitdenken gefragt ist. Manchmal warnt es Sie vor weitverbreiteten Irrtümern oder davor, dass Dinge nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Ein andermal appelliert es an Ihre Vorstellungskraft oder fordert Sie auf, bei der weiteren Lektüre auf bestimmte Details zu achten.
Das entscheiden Sie! Fangen Sie einfach dort an, wo es Ihnen persönlich beliebt. Wenn Sie nicht systematisch vom Anfang bis zum Ende lesen wollen, dann hilft Ihnen das umfangreiche Inhaltsverzeichnis, die interessantesten Themen aufzuspüren. Und alle, die etwas Konkretes suchen, werden im Index fündig.
In diesem Buch tauchen eine Unmenge von Namen und Daten auf. Muss man sich die alle merken? Natürlich nicht! Sie haben ja dieses Buch, um alles jederzeit wieder nachschlagen zu können. Aber wenn Sie woanders nach weiteren Informationen suchen, dann brauchen Sie konkrete Angaben und deshalb habe ich Menschen, Ereignisse und Daten auch stets konkret benannt, selbst wenn manche außereuropäischen Namen wahre Zungenbrecher sind und auch ich persönlich mir Jahreszahlen eher schwer merken kann.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Hier erhalten Sie einen ersten Überblick – jedoch nicht über die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten der Weltgeschichte (das kommt später!). Stattdessen möchte ich Ihnen das grundlegende Thema im wahrsten Sinne des Wortes vorstellen.Sie erfahren, was Weltgeschichte ausmacht und wo sie in der Gesamtheit des historischen Geschehens verortet ist.Ich zeige Ihnen auch, wie Weltgeschichte gegliedert wird, wie sie erzählt wird und durch welche verschiedenen Brillen – manchmal auch Zerrspiegel – man historische Geschehnisse betrachten kann.Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Geschehenes und GeschichtePolitik und der Rest des LebensBekanntes und RelevantesUnd jetzt lassen Sie mich mit dem Urknall beginnen … Nein, natürlich nicht! Mit der Entstehung der Galaxien, der Bildung von Sauerstoff und den Anfängen der Einzeller wird sich dieses Buch nicht aufhalten. Und vieles andere, was seit dem Urknall passiert ist, kommt genauso wenig zur Sprache. Weltgeschichte – das ist Ihnen natürlich bewusst – ist keineswegs die Gesamtheit all dessen, was je geschehen ist. Aber was ist sie dann? Dieses erste Kapitel zeigt Ihnen den Rahmen, in dem sich Weltgeschichte abspielt.
Wenn von »Geschichte« die Rede ist, dann geht es in der Regel nur um die Geschichte der Menschheit. Was sich seit dem Urknall im Universum abgespielt hat, bezeichnet man als Geschichte des Weltraums oder historische Kosmologie. Wie sich unsere Erde entwickelt hat, erforscht die Erdgeschichte oder historische Geologie. Die Evolution von Tieren und Pflanzen dagegen ist Inhalt der Naturgeschichte.
Vor etwa 13,8 Milliarden Jahren
Urknall
Vor etwa 4,7 Milliarden Jahren
Entstehung der Erde
Vor etwa 4,0 Milliarden Jahren
Entstehung der ersten Bakterien
Vor etwa 3,0 Milliarden Jahren
Beginn der Sauerstoffbildung durch Cyano-Bakterien
Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren
Erste Pflanzen (Grünalgen) und Tiere (Einzeller)
Vor etwa 1,2 Milliarden Jahren
Beginn der Bildung von Kontinenten
Vor etwa 416 Millionen Jahren
Erste Landwirbeltiere
Vor etwa 225 Millionen Jahren
Erste Säugetiere
Vor etwa 65,5 Millionen Jahren
Erste Primaten (Menschenaffen)
Vor etwa 6 Millionen Jahren
Erste aufrecht gehende Primaten
Daraus ergibt sich natürlich ein Problem: Seit Charles Darwin ist bekannt, dass die Menschen vom Affen abstammen, ja rein biologisch gesehen eigentlich Affen sind, wenn auch eine ziemlich besondere Spezies. Wo genau aber ist die Scheidelinie zwischen Menschen und Menschenaffen? Oder anders gefragt: Wann hört die Menschheit auf, Gegenstand der Naturgeschichte zu sein und wird das Objekt der eigentlichen Geschichte?
Die Forscher sind sich da ziemlich einig: Sie definieren den Zeitpunkt, an dem unsere Vorfahren Werkzeuge nicht nur benutzten, sondern begannen, diese selbst herzustellen, als die Scheidelinie zwischen Mensch und Tier. Das war vor etwa 2,5 Millionen Jahren der Fall. Da es sich bei diesen ersten Werkzeugen um Hackwerkzeuge (Chopper) aus Stein handelt, markiert dieser Zeitpunkt auch den Beginn der Steinzeit. Der Schauplatz war Ostafrika. Die ältesten Chopper wurden in Äthiopien und Tansania gefunden. Die Urmenschen, die sie herstellten, werden der Art Homo rudolfensis zugerechnet, benannt nach dem Rudolf- beziehungsweise Turkanasee in Kenia.
Chopper sind Steinbrocken, die durch einseitiges Bearbeiten eine scharfe Schneidekante erhalten haben. Bei den etwas jüngeren Chopping-Tools wurde die Kante von beiden Seiten bearbeitet. Die ersten zugespitzten und von mehreren Seiten behauenen Faustkeile entstanden erst vor etwa 1,6 Millionen Jahren.
Sollten Sie sich jetzt auf ausführliche Informationen über Neandertaler und Mammutjagden gefreut haben, muss ich Sie leider enttäuschen. Denn vor 2,5 Millionen Jahren begann zwar die Menschheitsgeschichte, doch noch nicht jene Epoche, die man im engeren Sinn als Geschichte oder Weltgeschichte bezeichnet. Alles, was zwischen der ersten Verwendung von Werkzeugen und dem Aufkommen der Schrift passierte, bezeichnen die Wissenschaftler als Ur- oder Vorgeschichte beziehungsweise Prähistorie.
Vor etwa 2,5 Millionen Jahren
Erste Steinwerkzeuge/Beginn der Altsteinzeit
Vor etwa 1,8 Millionen Jahren
Ausbreitung des Menschen nach Asien und Europa
Vor etwa 800 000 Jahren
Entwicklung des Homo heidelbergensis mit größerem Gehirn
Vor etwa 230 000 Jahren
Weiterentwicklung des Homo heidelbergensis zum Neandertaler
Vor etwa 160 000 Jahren
Entwicklung des Homo sapiens in Afrika (Zur Ausbreitung des homo sapiens: Siehe Abbildung 1.1)
Vor etwa 100 000 Jahren
Verbreitung des Homo sapiens in Asien
Vor etwa 50 000 Jahren
Verbreitung des Homo sapiens in Australien
Vor etwa 40 000 Jahren
Verbreitung des Homo sapiens in Europa (Cro-Magnon-Mensch)
Vor etwa 14 000 Jahren
Verbreitung des Homo sapiens in Amerika
Vor etwa 12 000 Jahren
Beginn des Ackerbaus im Nahen Osten
Abbildung 1.1: Die Ausbreitung des modernen Menschen (Quelle: Peter Hermes Furian – stock.adobe.com)
Wo und wann aber entwickelten die Menschen das erste Mal eine Schrift? Das ist umstritten. Manche Forscher interpretieren Zeichen aus Ost-China, die um 6600 v. Chr. entstanden sind, als Schrift. Vielleicht waren sie das auch. Doch es gibt keinerlei Hinweise, dass diese Zeichen eine kulturelle Revolution ausgelöst hätten. Deshalb gelten die Keilschrift, die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. im Süden des heutigen Irak erfunden wurde, und die vermutlich etwas jüngeren ägyptischen Hieroglyphen als die ersten »richtigen« Schriften. In beiden Fällen setzte mit ihrem Aufkommen eine dynamische Entwicklung ein, die zur Entstehung komplexer Gesellschaften führte, die von den Wissenschaftlern als Hochkulturen bezeichnet werden.
Ein wichtiges Kennzeichen solcher Hochkulturen ist, dass sie nicht mehr isoliert für sich existieren, sondern entscheidenden Einfluss auf ihre Nachbarn nehmen. Teils aktiv durch Handelskontakte, kulturellen Austausch, eine politische Hegemonie (Führungsrolle) oder Eroberungen, teils passiv durch die Anziehungskraft, die sie auf ärmere und weniger entwickelte Kulturen ausüben. Damit sind Hochkulturen die Keimzelle für eine global verbundene Menschheit und folglich setzt die Darstellung von Weltgeschichte gemeinhin bei ihnen an.
Trotzdem werde ich etwas weiter ausholen und mir einen kleinen Rückgriff in die Vorgeschichte erlauben. Und zwar in die Zeit um 10 000 v. Chr. Damals gaben die ersten Menschen ihr Nomadenleben auf, wurden sesshaft und begannen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.
Der Prozess der Sesshaftwerdung leitet die Epoche des Neolithikums, der Jungsteinzeit, ein. Wegen seiner Dynamik wird er in der Wissenschaft gerne als Neolithische Revolution bezeichnet.
Dieser grundlegende Wandel der Lebensweise war für die Entstehung der Hochkulturen eine so entscheidende Voraussetzung, dass man ihn unbedingt mit einbeziehen sollte, um den Beginn der Weltgeschichte zu begreifen. Aus diesem Grund wird die Darstellung der weltgeschichtlichen Ereignisse in Kapitel 4 genau hier einsetzen.
Was aber ist mit den Völkern, die erst sehr spät anfingen, eine Schrift zu benutzen? Über den Gallischen Krieg etwa hat der Sieger – Gaius Iulius Caesar – ein Buch geschrieben, mit dem jeder Lateinschüler traktiert wird. Von den unterlegenen Galliern gibt es dagegen keine Stellungnahme, da diese keine Schrift hatten. Sind der allen Asterix-Lesern bestens bekannte Fürst Vercingetorix und seine Gallier damit nicht Teil der Weltgeschichte? Doch, natürlich sind sie das! Nach der Entwicklung der ersten Hochkulturen endet für die Nachbarvölker die Vorgeschichte nicht mit der Einführung einer Schrift, sondern mit dem Kontakt zu einer der Hochkulturen.
Im Amazonasdschungel sollen bis heute Menschen leben, die keinen Kontakt mit dem Rest der Welt haben. Andere sogenannte Naturvölker bekamen erst sehr spät Anschluss an die »Zivilisation«. Sie verharrten damit also sehr lange – oder tun es teils noch immer – im Zustand der Vorgeschichte. Große Veränderungen gab es manchmal über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende nicht.
Diese Völker geschichtlich zu untersuchen, ist relativ uninteressant, weil quasi »nichts« passierte, beziehungsweise es keinerlei Aufzeichnungen oder Belege für Geschehnisse gibt. Umso spannender ist es dagegen zu erforschen, welche Überlebensstrategien, welche gesellschaftlichen Strukturen, Mythen und künstlerische Ausdrucksweisen sie in ihrer relativen Isolation entwickelten. Da dafür aber ganz andere Fragestellungen nötig sind als in der Geschichte, werden diese Kulturen von Völkerkundlern untersucht, nicht von Historikern.
Welcher Aspekt der Geschichte interessiert Sie besonders? Die Geistesgeschichte? Oder Wirtschaftsgeschichte, Religionsgeschichte, Kunstgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Militärgeschichte, Agrargeschichte … ? Weltgeschichte, so könnte man meinen, ist »ein bisschen was von allem«. Doch das stimmt nicht ganz. Weltgeschichte ist in erster Linie politische Geschichte. Klingt abschreckend? Aber nicht doch!
Politik ist überaus spannend. In diesem Buch wird es um Macht und Einfluss gehen, um Kaiser und Könige, um Kriege und Revolutionen, um innenpolitische Umwälzungen und außenpolitische Erschütterungen. Sie werden den Heldenmut Einzelner und die Macht der Massen erleben, brutale Eroberungen und Willkür, aber auch die Überwindung von Gewalt. Sie werden erfahren, wie unendlich langwierig und schwierig der Weg oft war, bis sich vernünftige und segensreiche Ideen durchsetzen konnten, und wie in anderen Fällen ein kleiner Zufall – etwa der Tod eines Thronfolgers oder ein ungewollter Fauxpas – alles Bestehende urplötzlich über den Haufen geworfen hat.
»Politik ist der Kampf um die Veränderung oder Bewahrung bestehender Verhältnisse.«
Christian Graf von Krockow, Historiker
Selbstverständlich aber werden Veränderungen nicht nur durch politisches Handeln ausgelöst. Andere Gründe für große Umwälzungen oder plötzliche Brüche (Zäsuren) sind zum Beispiel
Naturkatastrophen
, etwa wenn Dürren oder Überschwemmungen große Fluchtbewegungen auslösen;
Wirtschaftskrisen
, wie etwa die Weltwirtschaftskrise 1929, die das Entstehen des Faschismus begünstigte;
Religion
, etwa die Entstehung der großen Weltreligionen, aber auch neu entstehende religiöse Ideen wie der Kreuzzugsgedanke;
technischer Fortschritt
wie die Industrielle Revolution;
neue Ideen
wie die Aufklärung;
neue künstlerische Entwicklungen
wie der Barock, der den fürstlichen Repräsentationszwang auf die Spitze trieb und manche Länder in den Ruin stürzte, was teilweise Revolutionen nach sich zog;
Familiendramen
wie der Tod des kinderlosen Königs von Frankreich, der den Hundertjährigen Krieg auslöste.
Allein aus diesen Gründen kann sich eine Darstellung der Weltgeschichte nicht auf die Politik beschränken. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass es weder Spaß macht noch Sinn ergibt, politische Geschichte allzu isoliert zu betrachten. Wie die Menschen damals lebten, was sich auf den Feldern der Wissenschaft und Kultur tat, gehört schlichtweg dazu. Ich werde Ihnen also über die Politik hinaus die nötigen Informationen liefern, damit Sie sich ein möglichst umfassendes Bild machen und Ihr vorhandenes historisches Wissen aus den verschiedensten Bereichen mit dem Gelesenen verknüpfen können. Doch der rote Faden meiner Darstellung wird die politische Entwicklung sein.
Vielleicht haben Sie ja schon ein bisschen im Inhaltsverzeichnis geblättert und vermissen so einiges, was Sie aus Ihrem Schulunterricht kennen. Ich weiß natürlich nicht, wann Sie zur Schule gegangen sind. Die Vorstellungen, über welche historischen Ereignisse Schüler und Schülerinnen unbedingt Bescheid wissen sollen, haben sich im Laufe der Zeit recht stark gewandelt. Eines jedoch ist immer gleichgeblieben: Das Schulfach Geschichte ist ein Mischmasch aus nationaler Geschichte und Weltgeschichte. Für den Schulunterricht ergibt das auch Sinn. Schließlich muss man erst einmal die historischen Geschehnisse kennenlernen, die im eigenen Alltag noch erkennbar sind, um dann weiter Entferntes in den Blick nehmen zu können. Dieses Buch dagegen heißt Weltgeschichte für Dummies und nimmt diesen Titel ernst.
Nehmen wir zum Beispiel die Schlacht im Teutoburger Wald. In der deutschen Geistesgeschichte hat dieses Ereignis (das man heute wegen der Zweifel am Schauplatz Teutoburger Wald übrigens lieber Varus-Schlacht nennt) eine enorme Rolle gespielt und gehört daher selbstverständlich in den deutschen Geschichtsunterricht. Nimmt man allerdings die Weltgeschichte als Maßstab, dann ist die Frage, aus welchen Gründen Germanien nicht Teil des Römischen Reichs wurde, eher zweitrangig. Ebenso ergaben die englischen Rosenkriege natürlich einen herrlichen Stoff für Shakespeares Dramen und sind damit britisches Kulturgut. Für den Rest der Welt aber war es nicht so entscheidend, ob nun gerade das Haus York oder Lancaster auf dem Thron saß.
Dieses Buch erspart Ihnen nicht die Lektüre weiterer Publikationen über die Geschichte Ihres Heimatlands, wenn Sie auch auf diesem Gebiet gründlich Bescheid wissen wollen. Aber es hilft Ihnen, das, was Sie im Geschichtsunterricht (oder sonst wo) an nationaler Geschichte gelernt haben, in den weltpolitischen Kontext einzuordnen.
Deshalb werde ich die deutsche Geschichte und Fakten, die hier eigentlich »alle« kennen, relativ knapp abhandeln – und zwar auch dort, wo sie von weltgeschichtlicher Bedeutung waren. Schließlich haben Sie dieses Buch nicht gekauft, um Dinge wiedergekäut zu bekommen, mit denen Sie schon vertraut sind. Dafür werde ich in Sachen internationaler und außereuropäischer Geschichte weit über die »Basics« hinaus gehen, die gemeinhin im Geschichtsunterricht Platz finden. Hier eine Ergänzung zu bieten – dabei aber auch all jene mitzunehmen, die im schulischen Geschichtsunterricht weniger gut aufgepasst haben – ist der rote Faden, an dem sich meine Themenauswahl orientiert hat.
Freuen Sie sich also auf neue spannende Entdeckungen – und sehen Sie, wie relevant sie für die Welt von heute gewesen sind.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Die problematische Dominanz der Griechen und RömerDie heiße Diskussion um weltgeschichtliche ZäsurenDer Unterschied zwischen gefühlter und definierter NeuzeitKlassischerweise wird die Weltgeschichte in drei Epochen gegliedert: Antike, Mittelalter und Neuzeit. Doch es gibt gute Gründe, an dieser Tradition ein bisschen zu rütteln. In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen, warum Teil II, III und IV dieses Buches nicht exakt diesem Schema folgen werden.
Die Antike beginnt gemeinhin mit den Griechen. Etwa um 800 v. Chr. Merken Sie etwas? Zwischen dem Aufkommen der ersten Hochkulturen im 4. Jahrtausend v. Chr. und dem Beginn der Antike tut sich eine ziemlich große Lücke auf. Wo kommt die bloß her?
Das ist relativ einfach zu erklären: Diese Definition von Antike stammt aus einer Zeit, in der man von den früheren Hochkulturen noch wenig Ahnung hatte. Natürlich kannte man die Pyramiden, aber da auch noch Griechen und Römer mit dem Ägyptischen Reich zu tun hatten, wurden diese Bauten irgendwie als Teil der Antike begriffen, obwohl sie deutlich älter waren.
Die ungeheuren zeitlichen Dimensionen des Ägyptischen Reichs geraten leicht aus dem Blick. Die Pyramiden von Gizeh wurden zwischen 2620 und 2500 v. Chr. errichtet, die letzte Königin Kleopatra lebte von 69 bis 30 v. Chr. Dazwischen liegt eine Zeitspanne, die länger ist als die zwischen den Zeiten Alexanders des Großen (356 – 323 v. Chr.) und unserer Gegenwart.
Informationen über Ur und Uruk, Babylon und Ninive, über Meder und Elamiter, Aramäer und Assyrer fanden sich fast nur in der Bibel. Erst Ausgrabungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zeigten, welch bedeutende Zivilisationen es schon lange vor der Zeit der griechischen Antike gegeben hat.
Seitdem ist klar, dass man die Weltgeschichte nicht mehr mit der Antike oder die Antike nicht mit den Griechen beginnen lassen kann. Was aber tun?
Vielfach wird die Zeit zwischen dem Aufkommen der Schrift und der klassischen Antike nun als Frühgeschichte bezeichnet. Das klingt nicht besonders spannend, und oft wird die Frühgeschichte auch so behandelt: als eine Epoche, die nur für Spezialisten interessant ist und deren Kulturen weiterhin im Schatten der Griechen und Römer stehen.
Die Sprachkonventionen sind jedoch keineswegs einheitlich. Teilweise wird auch der Begriff Antike auf die Frühgeschichte ausgedehnt. Oder diese wird als Altertum bezeichnet, was zwar das Gleiche bedeutet wie Antike, aber historisch nicht so sehr mit Griechen und Römern verknüpft ist.
Dieses … für Dummies-Buch wird keine künstliche Trennung zwischen Frühgeschichte und Antike vornehmen. Teil II umfasst daher die ganze Geschichte vom Aufkommen der ersten Hochkulturen bis zum Beginn des Mittelalters.
Aber nicht nur die Frühgeschichte, sondern auch die klassische Antike hat weit mehr zu bieten als Griechen und Römer. Wissen Sie zum Beispiel, dass die Phönizier so viele Kolonien im Mittelmeerraum gründeten, dass heute noch jeder 17. Anwohner phönizisches Erbgut in den Genen hat? Oder dass der persische König Dareios I. ein Reich regierte, das von Griechenland bis nach Tadschikistan reichte? Oder ist Ihnen bekannt, dass das Reich des indischen Königs Ashoka den antiken Griechen als Inbegriff des Luxus galt?
Manchmal werden all diese anderen Reiche und Völker nur im Rahmen der griechisch-römischen Geschichte behandelt:
die
Perser
als Kriegsgegner der Griechen,
die phönizischen
Karthager
als die Feinde der Römer,
Indien
als das Reich, das Alexander der Große fast auch noch erobert hätte,
Ägypten
vor dem Hintergrund von Caesars Liebschaft mit Kleopatra …
Angemessen ist das natürlich nicht. Aus diesem Grund werden Sie außerdem
in Mesopotamien verweilen,
von den erstaunlich weitreichenden Handelsverflechtungen der frühen Geschichte erfahren,
die Entwicklung Chinas von den Anfängen an verfolgen,
mit den Polynesiern in See stechen,
die erstaunliche Ausbreitung der Indoeuropäer kennenlernen,
sehen, wie der Buddhismus Ostasien veränderte,
die ersten afrikanischen Reiche kennenlernen,
einen Blick nach Amerika werfen.
Wann aber ist diese erste Epoche der Weltgeschichte vorbei? Die Diskussionen der Historiker darüber füllen Bände. Macht man das Ende am Untergang antiker Strukturen fest? Oder doch besser am Aufkommen christlicher Staaten? Bewertet man Veränderungen auf der Landkarte höher oder einen geistesgeschichtlichen Wandel? Blickt man eher auf Westeuropa oder auf den Osten?
Die Vorschläge der Experten rangieren zwischen dem Jahr 325 n. Chr. (erstes christliches Kirchenkonzil in Nicäa) und 632 (Beginn der arabischen Expansion).
Ich werde Teil II mit dem Zerfall des Weströmischen Reichs Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. enden lassen.
Das Weströmische Reich endete formal, als ein germanischer Offizier namens Odoaker am 4. September 476 in Ravenna Kaiser Romulus Augustulus absetzte. Das Ganze verlief für die Zeitgenossen ziemlich unspektakulär. Erstens hatte bereits vorher Chaos geherrscht, zweitens füllte Odoaker als König von Italien noch eine Weile das Machtvakuum. Das genaue Datum ist also vorwiegend als Symbol für eine Epoche des Umbruchs zu sehen.
Zwar bedeutete dieser Einschnitt nicht das Ende Roms. Das Oströmische oder Byzantinische Reich bestand noch bis 1453. Auch im Westen wurde das antike Erbe in Spanien, Südfrankreich oder dem Ostgotenreich weiterhin gepflegt. Doch die kulturelle und politische Einheit des Mittelmeerraums, der bislang zusammen mit dem Nahen Osten und Zentralasien Hauptschauplatz der großen geschichtlichen Ereignisse gewesen war, war damit zerbrochen. Die Entwicklung verlagerte sich nun mehr in andere Regionen wie Westeuropa oder auf die Arabische Halbinsel. Mit dem Christentum und dem Islam begannen auch neue Religionen eine politische Rolle zu spielen.
Für Westeuropa ist die Sache klar: Das Mittelalter ist die Zeit der christlichen Königreiche. Die Ära begann mit der Taufe des Frankenkönigs Chlodwig im Jahr 498. Als Endpunkt setzt man gerne das Jahr 1517 an, als Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte. (Ob er sie wirklich an die Schlosskirchentür in Wittenberg nagelte, ist fraglich.) Damit zerbrach die christliche Einheit. Es zerbrach auch sonst so einiges. Das neue Denken der Renaissance ließ die Menschen zunehmend an göttlichen Ordnungen zweifeln. Stattdessen rückten der individuelle Mensch, aber auch die Naturwissenschaften in den Mittelpunkt.
Doch bereits für Italien passen die westeuropäischen Zäsuren nicht mehr so recht. Das mittelalterliche Weltbild bröckelte hier viel früher. Dafür bedeutete die Reformation für den Stiefelstaat keineswegs denselben kulturellen Bruch wie für Deutschland und andere Länder, die – zumindest teilweise – protestantisch wurden.
Begonnen hat die Renaissance in Italien im 14. Jahrhundert. Als Initialzündung gilt die Göttliche Komödie, die der Dichter Dante Alighieri (1265–1321) kurz vor seinem Tod fertig stellte. Gemeint ist mit dem Begriff Renaissance (der allerdings erst viel später aufkam) eine »Wiedergeburt« der antiken Kunst und Geistesgeschichte.
Außerhalb Europas sieht die Sache noch einmal anders aus. Für Asien beispielsweise stellten die Eroberungen der Mongolen zwischen 1206 und 1294 sowie die Raubzüge Timur Lengs zwischen 1380 und 1402 eine entscheidende Umwälzung dar, während Europa mit einem kurzen Schrecken davonkam.
Insgesamt kann man jedoch sagen, dass es um das Jahr 1500 eine ganze Reihe bedeutsamer Ereignisse gab, sodass hier zweifellos eine weltpolitische Zäsur stattfand:
um 1450:
Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg
1453:
Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen
1492:
Entdeckung Amerikas durch die Europäer
1498:
Erschließung des Seewegs nach Indien durch die Europäer
1510:
Beginn des atlantischen Sklavenhandels
1517:
Beginn der Reformation
1526:
Beginn des Mogulreichs in Indien
Die Zäsur beschränkte sich also nicht auf Europa. In Amerika führte die Ankunft der Europäer zur Eroberung und Zerstörung der indigenen Kulturen und zum Beginn des europäischen Kolonialismus in Übersee. Gleichzeitig begann der Handel mit afrikanischen Sklaven, der nicht nur das Leben der betroffenen Menschen, sondern ganz Afrika massiv veränderte. Im Nahen Osten bildete sich mit dem Osmanischen Reich eine neue Macht heraus. Indien geriet unter die Herrschaft der islamischen Großmogule. Nur in China fand der große Umbruch etwas später statt: Im Jahr 1644 eroberten die Mandschuren Peking und installierten eine Dynastie, die das »Reich der Mitte« bis 1911 regierte.
Warum trotz all dieser einschneidenden Veränderungen Teil III dieses Buchs nicht um das Jahr 1500 endet, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
Die Dreiteilung der Geschichte in Antike, Mittelalter und Neuzeit stammt vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Damals war die Neuere Geschichte wirklich neu, nämlich keine 200 Jahre alt. Seitdem sind jedoch 300 weitere Jahre vergangen und der Dreißigjährige Krieg oder der Absolutismus erscheinen nicht mehr ganz so brandaktuell. Im Vergleich zu den rund 1000 Jahren Mittelalter und den 4000 Jahren des Altertums sind die 500 Jahre Neuzeit zwar dennoch kurz, aber die Anzahl relevanter Akteure, die im Weltgeschehen mitmischen, hat sich seitdem kontinuierlich erhöht. Auch die Dynamik der Entwicklungen ist immer rasanter geworden.
Ich habe mich deshalb entschlossen, die Frühe Neuzeit, die bis zum Beginn der Französischen Revolution 1789 reicht, mit dem Mittelalter in Teil III zusammenzufassen. Zum einen erschien mir ein Teil, der die ganze Neuzeit umfasst, zu überladen. Zum anderen bin ich der Meinung, dass die Französische Revolution aus heutiger Sicht eine interessantere geschichtliche Zäsur darstellt als das Jahr 1500. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe:
Bis zur Französischen Revolution wurde Geschichte im Wesentlichen durch einzelne Herrscher »gemacht«. Länder definierten sich dadurch, dass das gesamte Territorium unter der Gewalt eines Regenten stand. Danach aber traten zunehmend Völker als handelnde Akteure der Geschichte auf. Das aber führte auch zu der Frage, was eigentlich ein Volk ist, sowie zum Nationalismus mit all seinen Schattenseiten.
Während die Ereignisse des 18. Jahrhunderts – und davor – gefühlsmäßig meist wirklich weit weg sind und auf den ersten Blick nicht allzu wichtig erscheinen, um die Welt von heute zu verstehen, gilt das für vieles, was im 19. Jahrhundert passierte, keineswegs. Epochen und Ereignisse wie die
Kolonialgeschichte
,
die
Einigung Deutschlands
1871 oder der
Amerikanische Bürgerkrieg
samt Abschaffung der Sklaverei zogen Konsequenzen nach sich, die bis heute spürbar sind.
Der Begriff Zeitgeschichte oder zeitgenössische Geschichte ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Zeitgenössisch ist das, was wir hier und jetzt erleben, Geschichte das Vergangene. Gemeint ist mit Zeitgeschichte jener Abschnitt der Geschichte, über den noch Zeitzeugen erzählen können, weil sie ihn hautnah miterlebt haben. Teilweise wird Zeitgeschichte aber auch synonym für die Neueste Geschichte benutzt. Darunter versteht man aktuell die Zeit nach der Oktoberrevolution (1917) und dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918). Bis vor Kurzem waren Neueste Geschichte und Zeitgeschichte identisch, doch so langsam beginnt sich das zu ändern. Schließlich leben kaum noch Menschen, die vor 1917 geboren sind, geschweige denn von dieser Zeit erzählen könnten.
Kapitel 3
IN DIESEM KAPITEL
Bewusste Verfälschungen und unbewusste VerzerrungenBlick durch verschiedene BrillenDie Grenzen der KorrektheitWenn man sich für Geschichte interessiert, bekommt man immer wieder mal die provokante Frage zu hören, warum es denn so wichtig sein soll, zu wissen, was in der Vergangenheit geschehen ist. Doch auch die, die sich nicht mit Geschichte beschäftigen, werden ständig mit ihr konfrontiert. Alle Dinge, Menschen, Institutionen, Gesellschaften, Normen, Bräuche, Erkenntnisse und Ideen haben ihre Historie und die wird immer wieder herangezogen, um die Gegenwart zu erklären. Diese Erklärungen aber sind häufig in der ein oder anderen Weise ausgeschmückt, vereinfacht, verzerrt oder verfälscht. Die Beschäftigung mit Geschichte ist also allein deshalb nötig, um solche bewussten oder unbewussten Manipulationen zu erkennen und richtig zu stellen.
»Richtig« ist natürlich ein heikles Wort. Dinge, die heute allgemein anerkannt sind, können schon morgen durch neue Erkenntnisse oder Entdeckungen widerlegt werden. Andere Dinge sind selbst unter Wissenschaftlern umstritten. Deshalb werden Sie bei der Lektüre immer wieder auf Relativierungen wie »möglicherweise«, »vermutlich« oder »könnte« stoßen.
Doch selbst der völlig korrekte, wissenschaftliche Umgang mit den Fakten erfolgt notwendigerweise durch eine bestimmte Brille und führt so zwangsläufig zu überaus unterschiedlichen Sichtweisen. Lassen Sie mich im Folgenden ein paar Beispiele geben:
Im Jahr 1935 sinnierte Bertolt Brecht in seinem Gedicht »Fragen eines lesenden Arbeiters«:
»Der junge Alexander
eroberte Indien. Er allein? … Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte untergegangen war. Weinte sonst niemand? … Alle zehn Jahre ein großer Mann. Wer bezahlte die Spesen?«
Ähnliches haben Sie sich vielleicht auch schon ironisch gefragt, wenn geschichtliche Ereignisse als die Heldentaten eines einzelnen Tausendsassas dargestellt wurden. Ein renommierter Geschichtsprofessor sagte mir einmal, zu Beginn seiner Studienzeit habe Geschichte ausschließlich aus den Taten großer Männer bestanden. In den 1970er-Jahren sei diese Sichtweise – zumindest an den Universitäten – dann umgekrempelt worden. Nicht, dass man jetzt die großen Frauen entdeckt hätte; Katharina die Große oder Maria Theresia waren schon immer »große Männer ehrenhalber«. Nein, nun rückten die politischen Systeme und die Sozialgeschichte in den Mittelpunkt der Forschung. Auf Individuen zu schauen – und seien sie noch so mächtig gewesen – war plötzlich völlig verpönt. Auch wer seinen Geschichtsunterricht in der DDR genossen hat, bekam womöglich mehr über die Strukturen der römischen Sklavenhaltergesellschaft als über die Taten Caesars zu hören.
Tatsächlich ergeben sich oft völlig neue Sachlagen, wenn man seinen Blick einmal von den handelnden Personen löst. Denken Sie nur an die zahlreichen Feldherren und Eroberer! Ungeachtet dessen, wie man ihre Unternehmungen moralisch bewertet, stehen das taktische Geschick, die Durchsetzungsfähigkeit und schließlich der Erfolg oder Misserfolg Einzelner im Mittelpunkt, wenn man Geschichte vor allem personenbezogen sieht. Aus heutiger Sicht sind andere Fragen aber viel relevanter: Was für ein Konflikt lag eigentlich zugrunde? Wurden zuvor andere Lösungsansätze gesucht? Hat vielleicht mehr die strukturelle Schwäche des Gegners als das Geschick des Feldherrn über Sieg oder Niederlage entschieden? Wie sehr war die Bevölkerung involviert? Wie gestaltete sich der Wiederaufbau? Wurden Kultur, Wirtschaft und andere Errungenschaften des Unterlegenen bewahrt oder zerstört?
Deswegen ist der biografische Blickwinkel in der Geschichtswissenschaft heute zwar nicht mehr verpönt, doch andere Ansätze versprechen meist mehr und wichtigere Erkenntnisse. In populären Geschichtswerken dagegen stehen große Männer – und starke Frauen – nach wie vor oft im Mittelpunkt. Denn kaum etwas interessiert die meisten Menschen mehr als die Schicksale anderer Menschen. Vor allem wenn ihre Geschichten bewährten Mustern wie »Vom Tellerwäscher zum Millionär«, »Ein einsamer Held/eine starke Frau gegen das System« oder »Glanz und Tragik gekrönter Häupter« folgen.
Wer entscheidet eigentlich darüber, welche Herrscher »der/die Große« werden? Der Beiname geht auf den altorientalischen Titel Großkönig (Mittelpersisch: Schahan Schah) zurück, der einem König zustand, der über andere Könige herrschte (in Europa wurde für diese Konstellation der Titel Kaiser geschaffen). Alexander der Große und einige Herrscher aus der Dynastie der Seleukiden (mehr zu diesen in Kapitel 7