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Mit zwei Söhnen, 5 und 8 Jahre alt, verlassen Susanne und Alexander Saade ihr gewohntes Leben, um für ein Jahr gemeinsam um die Welt zu reisen. Schon im Vorfeld lassen sie uns teilhaben an den Herausforderungen, die sich durch Arbeit, Kosten, Gesundheit, Schule und auch durch persönliche Ängste stellen. Die Route entwickeln sie erst nach und nach. Sie starten im südlichen Afrika, reisen durch Indien, Myanmar und Thailand. Über Singapur und Bali gelangen sie nach Neuseeland und Australien und schließlich über die Südsee zurück nach Berlin, wo die harte Rückkehr in den Alltag sie erwartet.Die Weltreise mit Kindern führt uns mit bildreichen Schilderungen in die Ferne, kleine Episoden rücken immer wieder die Kinder in das Bewusstsein und klare Worte sparen auch die Schattenseiten des engen Beeinanders nicht aus – ein Buch aus der Sicht von Mann, Frau und Kindern – ein lesenswertes Beispiel für eine Reise um die Welt!
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Seitenzahl: 330
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Susanne und Alexander Saade
Logbuch eines Sabbatjahres
traveldiary.de Reiseliteratur-VerlagHamburg
© 2007 traveldiary.de Reiseliteratur-Verlag
Jens Freyler, Hamburg
www.traveldiary.de
eISBN: 978-3-941796-51-5
Herstellung: Books on Demand GmbH
Der Inhalt wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Bei Interesse an Zusatzinformationen, Lesungen o.ä. nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.
Inhalt
VORBEREITUNG
Ein Jahr reisen – auch mit Kindern
Ziele, Impfschutz und 100 Kilogramm Gepäck
AFRIKA
Auftakt Südafrika – unser ganz persönlicher Krimi
Swasiland – Entspannen im Nationalpark
Südafrikas Nordosten: Wilde Tiere, heiße Quellen
Abstecher nach Simbabwe
Namibia – Wildnis, Wüste, deutsche Wurst
Via Kapstadt nach Durban: Zwischen Politik und Pinguinen
ASIEN
Kulturschock Indien oder Ehestress im Palmenparadies
Kerala – Hausboot, Regen, Berge
Tempelstadt Madurai – Armenhaus Kolkata
Mit Momo durch Myanmar
Luxus am Meer – Wehmut in Yangon
Flüge kaufen in Bangkok
Tsunami auf Koh Lanta
Visa–Run und Wasserwelt
Berge und Bangkok
Stopover Singapur – Bali
OZEANIEN
Neuseeland – neuer Alltag im Wohnmobil
Geburtstag feiern mit Kängurus
Viele Fische auf Fidschi
Hawaii – glühende Lava und viel Zeit
RÜCKBLICK, TIPPS und ANHANG
Wieder zuhause
Rund ums Gepäck
Geld und Dokumente
Was das Ganze kostete
Reiseroute / Karte
VORBEREITUNG
Ein Jahr reisen – auch mit Kindern
In meiner Generation hatte eigentlich jeder die Möglichkeit zu reisen. Ich war in jungen Jahren häufig als Tramper mit dem Rucksack in europäischen Ländern unterwegs. Während des Studiums reiste ich dann weiter weg in die Ferne. Als Student war es leicht, einen gut bezahlten Job zu finden. Die lange Studienzeit war mir egal. Ein Flugticket genügte. Fast immer machte ich mich allein auf den Weg.
Wie bei den meisten veränderten sich auch bei mir mit dem Eintritt ins Berufsleben und der Familiengründung die Art des Reisens und die Ziele. Als Lehrer hatten Susanne und ich zwar noch immer vergleichsweise viel Zeit zu reisen, meist gemeinsam mit Freunden und deren Kindern, aber mein Wunsch, weiterhin auch andere Kontinente zu besuchen, blieb erst einmal unerfüllt. In den kürzeren Ferien leisteten wir uns manchmal eine Pauschalreise. Raus aus der Schule, rein ins Flugzeug, ab an den Strand, von dort aus ein paar Ausflüge in die Umgebung und dann wieder nach Hause. Die Sommerferien verbrachten wir zeltend in Europa – wunderschön, aber doch anders als ein Strand in den Tropen. Mit unseren kleinen Kindern nach Afrika oder Asien fliegen – das erschien uns selbst für die Sommerferien zu anstrengend, zu kompliziert, aufgrund der vielen ansteckenden Krankheiten zu gefährlich und auch einfach zu teuer. Unternimmt man nur für kurze Zeit eine Fernreise, dann kosten allein die Flugtickets mehr als eine komplette Fahrt mit dem Auto innerhalb Europas. Lassen sich die Flugkosten jedoch auf einen längeren Zeitraum verrechnen, dann sieht das schon ganz anders aus. Mein Wunsch blieb.
Obwohl viele von der Vorstellung fasziniert sind, ein ganzes Jahr dem Alltagstrott zu entfliehen – es macht fast niemand, schon gar nicht mit Kindern. Häufigste Einwände sind die Kleinen selbst, von denen man nicht so genau wissen kann, ob sie auf Dauer das Nomadendasein einer Reise mögen würden, die unvermeidbaren Kosten und mögliche Krankheiten. Und auch in beruflicher Hinsicht sehen sich viele nicht in der Lage, eine Zeitlang auszusteigen. Im öffentlichen Dienst hatten wir die Möglichkeit, uns für ein Jahr freistellen zu lassen im Rahmen eines so genannten Sabbaticals.
Als Kind reichte mein Horizont bis Österreich. Das weitere Europa lernte icherst als Heranwachsende kennen per Interrail, als Anhalterin, in Wanderschuhenoder auf dem Fahrrad – Hauptsache nicht allein. Erst nach dem Abitursaß ich erstmals in einem Flugzeug. In Israel arbeitete ich in einem Kibbuz.Ein halbes Jahr später begann das Studium. Für größere und längereReisen außerhalb Europas fehlte mir immer die nötige Zeit, das Geld undvielleicht auch einfach der richtige Mumm. Die weite Welt erkunden – dasverschob ich auf später. Mit dreißig Jahren traf ich Alexander. Er hatte anderePrioritäten in seinem Leben gesetzt als ich. Statt eine neue Hose zu kaufen,sparte er lieber für ein Flugticket. Unsere erste gemeinsame Reise führte vierWochen durch den ehemaligen Ostblock bis ans Schwarze Meer. Bald daraufarbeiteten wir gemeinsam ein halbes Jahr in den USA. In dieser Zeit wurdeich schwanger. 1996 kam Jan zur Welt, 1998 Felix. Mit den Kindern wollteich komfortabler wohnen. Wir bauten im Zentrum Berlins ein Dachgeschossaus. Das kostete viele Nerven, Zeit und Geld. Alexander beharrte darauf, dasSabbatjahr dürfe nicht der Immobilie zum Opfer fallen. „Ja, ja“, sagte ichimmer. Aber insgeheim dachte ich: „Na, mal abwarten.“ Gleich nach demUmzug kümmerte sich Alexander jedoch um die notwendigen Formalitäten.
Das richtige Schuljahr wurde ermittelt. Es sollte soweit sein, wenn Jan diezweite Klasse absolviert hatte und die Alphabetisierung abgeschlossen war.Felix wiederum war noch gar nicht schulpflichtig. Wir beantragten eine Sabbaticalregelungüber sechs Jahre für Alexander und über vier Jahre für mich.Ich musste drei Jahre voll arbeiten, hatte das vierte Jahr frei und bezog währenddes gesamten Zeitraums drei Viertel des Gehalts. Einige Monate späterwaren beide Anträge bewilligt. Die Sache war gebongt – denn einmal unterschrieben,kann man nur noch wegen Krankheit oder Tod einen Rückziehermachen. Die Aussicht auf ein ganzes freies Jahr war natürlich schön, andererseitskonnte ich mir eine so lange Reise mit der ganzen Familie damalskaum vorstellen. Jan war gerade erst fünf, Felix zwei Jahre alt.
Die Jahre vergingen, die Vollzeitarbeit war mir manches Mal zu viel und ichfragte mich, ob die Weltreise eine derartige Anstrengung auch lohnen werde.Es gab zwar Vorfreude, aber ich hatte auch eine Menge Zweifel – möglicheKrankheiten, das enge Beisammensein, der finanzielle Rahmen. Würde allesgut gehen?
Es ging gut – so gut, dass wir auch andere Paare ermutigen wollen, gemeinsam mit ihren Kindern für kürzere oder längere Zeit die ferne Welt zu erkunden. Für uns alle war es eine einzigartig intensive Erfahrung, von der wir noch lange zehren werden. Das Leben verläuft auf einer langen Reise in anderer Bahn. Man hat schier unendlich viel Zeit, entdeckt gemeinsam Neues und Fremdes und erfährt immer wieder, dass die scheinbare Normalität in Deutschland nur eine von vielen Möglichkeiten darstellt. Anders als bei einer gewöhnlichen Urlaubsreise laufen aber auch Teile des Lebens zuhause unterwegs weiter. Die eigenen Kinder werden die Schüler, die Eltern die Lehrer. Man schlüpft in Rollen, die zuhause andere ausüben.
Als Lehrer hat man es nun besonders leicht, die heimischen Zelte eine Weile abzubrechen. Dennoch trafen wir keinen einzigen deutschen Kollegen, sondern Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen. Die meisten waren viel jünger als wir, manche aber auch in unserem Alter. Kinder hatte niemand. Anscheinend gilt: Gerne fern und lange reisen, aber nicht mit Kindern. Viele, die wir trafen, fühlten sich durch unser Beispiel jedoch ermutigt, auch mit Nachwuchs auf lange Reisen in die Ferne nicht zu verzichten.
Ziele, Impfschutz und 100 Kilogramm Gepäck
Sehr viel Zeit blieb uns für die Reisevorbereitungen nicht. Wenn beide arbeitenund man Kinder hat, gibt es nur wenige zeitliche Lücken. Wichtig war ersteinmal die rechtliche Seite: Wir mussten unseren älteren Sohn von der Schulpflichtbefreien lassen. Ich hatte von einigen Fällen gehört, in denen sich dieBehörden quer stellten. Bei uns dagegen verlief alles äußerst unproblematisch.Bereits eineinhalb Jahre vor Reisebeginn suchte ich die zuständigeSchulrätin auf. Sie war begeistert von unserem Vorhaben und hatte keinerleiBedenken. Selbstverständlich werde Jan, so versicherte sie, nach unsererRückkehr in die vierte Klassenstufe aufrücken. Ein Zeugnis für die dritte Klassewerde er dann allerdings nicht erhalten. Und wir sollten bloß nicht zuvielUnterricht machen, gab sie mir als guten Rat mit auf den Weg. Eine Stundetäglich reiche aus. Ein Jahr nach dem Gespräch mit der Schulrätin gab dasAmt dann auch formal unserem Antrag auf Jans Beurlaubung vom kommendenSchuljahr statt. Die Direktorin versprach, dass Jan nach unserer Rückkehrin seinen alten Klassenverband aufgenommen werde. Und für Felix hieltsie für den Fall, dass er während der Reise den Stoff der ersten Klasse absolvierenwürde, einen Platz in der zweiten Jahrgangsstufe frei. Ich besorgte dieArbeitsmaterialien für die erste und dritte Klasse sowie die entsprechendenRahmenpläne der Senatsverwaltung und das Thema Schule war abgehakt.
Die andere große Frage war: Wohin sollte es gehen? Wir liehen uns verschiedensteReiseführer und Bildbände und schauten bei Gelegenheit Reportagenüber alle möglichen Länder an. Neben dem Reiz, den ein Land kraft seinerselbst auf uns ausüben konnte, spielte das Klima eine entscheidende Rolle. Essollte warm sein, schon wegen des Gepäcks. Außerdem strebten wir eine Mixturvon Ländern mit geringem und durchschnittlichem Preisniveau an. Undmeine Auswahl war zusätzlich geprägt von der Angst vor exotischen Krankheiten.Malaria, Gelb- und Denguefieber – all diese schrecklichen Bezeichnungenschwirrten mir durch den Kopf. Immerhin konnte ich Alexander davonüberzeugen, auf Gelbfiebergebiete zu verzichten. Blieb das Malariarisiko.Selbstverständlich dürfen Kinder nicht ein Jahr lang Malariaprophylaxe nehmen,sonst wäre ihre Leber ruiniert. Generell auf alle Malariagebiete zu verzichten,hätte dagegen zu einer geradezu langweiligen Reiseroute geführt. Wirschlossen schließlich jene Länder aus, in denen Erreger der gefährlichstenVariante, der Malaria tropica, existieren. Auf dem afrikanischen Kontinentkamen vor diesem Hintergrund nur die südlichen Länder in Frage, die unsaber ohnehin sehr reizten. Malaria tritt dort nur in wenigen Gebieten auf undaußerdem war zu Beginn unserer Reise – im Juli – die kalte Jahreszeit unddas Infektionsrisiko in Ermangelung von Mücken ohnehin sehr gering.Schwieriger war die Planung für Asien. Alexander wollte unbedingt nachIndien. Ich war wenig angetan von dieser Idee. Andererseits hatte ich überkein anderes Land dermaßen gegensätzliche Reiseberichte gehört, so dass esmich reizte, mir selbst ein Bild zu verschaffen. Malariatechnisch erschienIndien relativ harmlos, zumal wir erst nach der Regenzeit anreisen undschnell in den normalerweise malariafreien Süden fahren wollten. Myanmarnahmen wir beide ohne Diskussion in unsere Route auf. Die Informationenüber dieses Land waren widersprüchlich und wir wussten, es würde dortabenteuerlich werden. In Thailand, so schlug Alexander vor, sollten wir dannrichtig lange ausruhen.
Wir erkundigten uns nach Round-the-world-Tickets. Aber unsere Zielländerließen sich nicht unter einen Hut bringen oder nur, indem wir einige Flügeteuer hätten hinzukaufen müssen. Schließlich kauften wir nur für das erstehalbe Jahr die Tickets – bis Bangkok. Mich beruhigte es, dass wir uns vorerstnur für diese Zeitspanne festlegten. Sechs Monate gemeinsam reisen – daskonnte ich mir gerade noch vorstellen. Die Flugtickets bezahlten wir von unseremErsparten. Alle weiteren Reisekosten wollten wir aus dem laufendenGehalt finanzieren. In Afrika würde das Geld gerade reichen, in Asien wolltenwir einen Teil sparen für weitere Flüge. In Bangkok wollten wir dann Bilanzziehen in punkto Finanzen, aber auch in punkto Stimmung: Die Kinder hättennach einem halben Jahr vielleicht den Wunsch, an einem festen Platz zu bleiben,oder unser Geld würde vielleicht nur für die billigeren Länder Asiensausreichen.
Je konkreter die Planungen wurden, desto häufiger sprachen wir mit den Kinderndarüber. Als Jan schließlich in der Schule erzählte, er werde eine Weltreisemachen, wollte ihm die Lehrerin kaum glauben. Auch für uns behielt dasVorhaben bis zum Abflug etwas Irreales. Ich hatte einen Kloß im Bauch, alswir den Mietvertrag für unsere Wohnung unterzeichneten. Ein Jahr lang solltesie bald einem Professorenpaar aus den USA gehören. In den Wochen vordem Abflug wurde mir immer mulmiger zumute. Für alle stand noch ein Besuchbeim Zahnarzt an. Die Kinderärztin füllte die Reiseapotheke auf. Im Gegensatzzu Alexander hatte ich frühzeitig begonnen, alle Besorgungen zu erledigen,die Wohnung sukzessive zu leeren und in Schuss zu bringen und dasReisegepäck zu sammeln. Alexander sah keinen Grund zur Eile. Er macht,anders als ich, viele Dinge auf den letzten Drücker oder hält viele Äußerlichkeitenohnehin für unwichtig. Ständig krachte es zwischen uns und ich fragtemich, auf welches Projekt ich mich da bloß eingelassen hatte. Freunde warenauch skeptisch. So schön es auch sei, eine Familie zu haben – aber ein Jahr insolcher Enge verbringen? Ob wir das gemeinsam aushielten? Würden dieKinder nicht krank werden vor Heimweh? Ständig fiel das Wort „mutig“. Ichsollte es noch öfter hören im Verlauf des Jahres.
Susanne hatte große Panik vor all den Krankheiten, die man sich in der Ferne zuziehen kann. Schon frühzeitig hat sie sich beim Tropenmedizinischen Institut beraten lassen. Sechs Monate vor der Abfahrt begann das Impfprogramm. Sogar gegen Japanische Enzephalitis ließen wir uns auf Empfehlung des Arztes schützen. Einer seiner Kollegen meinte zwar, diese Impfung sei einzig sinnvoll, wenn wir in einigen asiatischen Ländern in der Regenzeit im Reisfeld bei den Schweinen schliefen, aber wir entschieden uns trotzdem nicht dagegen. Auch gegen Tollwut, Hepatitis und Typhus ließen wir uns immunisieren. Jeder Impftermin wurde zum kleinen Familienausflug. Jan und Felix durften bestimmen, in welcher Reihenfolge wir dran waren. Die beiden nahmen die vielen Spritzen erstaunlich gelassen hin. Am Anfang wollten sie sogar genau sehen, wie die Kanüle angelegt wird. Problematisch wurde es nur einmal, als uns eine Ärztin mit den Worten begrüßte: „Oh Gott, Kinder! Kinder spritze ich überhaupt nicht gerne, die weinen immer!“ Glücklicherweise wussten die beiden aber bereits, dass es ganz so schlimm nicht werden würde. Gegen Malaria sollten wir ein Notfallpräparat mit auf die Reise nehmen. Außerdem versicherte ich Susanne, mich und die Kinder in den Tropen mit langer Kleidung und Mückencreme zu schützen. Bloß im Vorfeld Streit vermeiden, so dachte ich mir. Meine Hoffnung war jedoch, dass sich Susannes Ängste durch das Beispiel anderer Reisender vor Ort automatisch verringern würden. Auch ansonsten hoffte ich auf die entspannende Wirkung der Reise. In Verbindung mit der Arbeit an den Schulen hatten uns die Vorbereitungen ziemlich beansprucht. Einige Freunde hatten daher kurz vor unserer Abfahrt weniger Sorge, dass wir von Löwen gefressen würden oder die Reise wegen tropischer Krankheiten abbrechen müssten als vielmehr, dass wir nicht als Paar zurückkämen.
Wenige Tage vor der Abfahrt buchten wir per Internet bei einem lokalen Anbieter in Durban für die gesamten drei Monate ein Auto. Ich wollte lieber vor Ort ein Auto kaufen und es später wieder verkaufen. Aber Susanne fand viele Argumente dagegen. Auch die erste Unterkunft buchten wir noch einen Tag vor dem Abflug, nachdem wir mit den Kindern im Internet ein paar hübsche Bilder von einem Backpacker-Hostel angeschaut hatten. Es war doch sehr angenehm, eine Vorstellung von unserem allerersten Anlaufpunkt zu haben.
Endlich war es soweit. Rund 100 Kilogramm Gepäck hatten wir in Taschen,Rucksäcken und Koffern verstaut. Allein die Arznei- und Mückenschutzmittelund einige Kosmetik- und Hygieneartikel wogen an die vier Kilogramm. Wirhatten so gepackt, dass wir zu viert einige hundert Meter ohne fremde Hilfezurücklegen konnten. Jeder trug einen Rucksack und außerdem hatten wir vierReisetaschen und zwei Koffer auf Rollen. Hinzu kam noch ein Laptop, zu dessenKauf wir uns kurz vor der Reise entschlossen hatten. In den Rucksäckender Kinder waren die Spielsachen ihrer Wahl. Auch Ferngläser, Bälle undSchnorchelsachen hatten wir dabei. Schlafsäcke, Moskitonetze und zwei GarniturenBettwäsche waren ebenfalls im Gepäck. Die Kleidung sollte für siebenbis zehn Tage reichen. Dann mussten wir waschen. In dem kleineren Rollkofferbefanden sich Schulbücher, Arbeitshefte, Reiseführer und andere Literatur– für das erste halbe Jahr. Bei meiner Schwägerin deponierten wir Lektüre fürdie zweite Jahreshälfte, von der sie uns abhängig vom weiteren ReiseverlaufTeile zuschicken wollte.
Unsere Möbel hatten wir auf Wunsch der Mieter um- und teilweise ausgeräumt.Alles war in bester Ordnung – wieso verließen wir eigentlich einen sogemütlichen Ort? Mit der Familie gab es das vorläufig letzte deutsche Mahl:Rouladen, Klöße und Rotkohl. Nach langer Verabschiedung auf dem FlughafenTegel hoben wir schließlich ab in ein ungewisses, offenes Jahr.
AFRIKA
Auftakt Südafrika – unser ganz persönlicher Krimi
Via Madrid und Johannesburg erreichten wir Durban erst am nächstenNachmittag. Ein Angestellter der Autovermietung empfing uns am Flughafen.Zu unserer Überraschung wurden sämtliche Formalitäten gleich auf der Motorhaubeerledigt. Per Kreditkarte ging alles, wie wir noch lernen sollten.Wenige Minuten später stiegen wir ein in unseren weißen Opel Astra mitSchaltgetriebe. Felix nahm Platz auf der eigens aus Deutschland mitgebrachtenSitzerhöhung, denn ausleihbare Kinderautositze gab es nicht. Jan hatte absofort keinen mehr. Alexander saß nun zu meiner Rechten und dirigierte unsgeschickt durch den Linksverkehr, eine Hinterlassenschaft der britischen Kolonialherren.Die Kinder waren begeistert: So einen schicken neuen Wagenhatten wir zuvor noch nie gehabt. Bloß das viele Gepäck passte kaum rein.
Über große Highways fahrend, nahmen wir die ersten Eindrücke von Südafrikaauf. Das Leben schien sich draußen abzuspielen. Auch entlang breiterStraßen waren überall Menschen – natürlich alle schwarz. Plötzlich warenwir die Fremden. Einige hielten nur wenig Abstand zu den vorbei rasenden
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