Wenn aus Liebe Hass wird - Rike Thome - E-Book

Wenn aus Liebe Hass wird E-Book

Rike Thome

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Beschreibung

Eine Familie, geprägt von der Gewalt des Vaters, kämpft sich durch. Erzählung aus der Sicht des Kindes! Jedoch ist alles nur aus der Fantasy der Autorin entsprungen. Seit ihrem elften Lebensjahr vertraut Mara die Erlebnisse mit einem gewalttätigen Vater zahlreichen Tagebüchern an. Wieder und wieder schreibt sie auf, was mit ihnen passiert. Sie hegt diese Erinnerungen wie einen goldenen Schatz. Erst Jahre später bringt sie mithilfe dieser Eintragungen die tatsächlich so vorgefallenen Ereignisse ihrer tragischen Lebensgeschichte zu Papier.

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Rike Thome

Wenn aus Liebe Hass wird

Familienidylle auf Abwegen

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

1 Eine Familienidylle auf Abwegen

 

"MOMS, ich will da nicht runter! Es ist so dunkel dort", jammerte ich, während meine kleine Schwester May nur ängstlich am Daumen lutschte.

"Ich weiß, mein Schatz, aber dort seid ihr sicher vor ihm. Wenn er wieder fort ist, komme ich euch sofort holen. Versprochen!", beruhigte sie mich.

Ich sah, dass auch sie sich vor ihm fürchtete und verstand, warum sie so handelte.

Wenn mein Vater nach Hause kam, brüllte er grundlos mit uns herum, so dass May immer fürchterlich weinte. Oft machte sie sich vor Angst in die Hose, was ihn nur noch wütender werden ließ. Wie oft hatte er dann auf sie eingedroschen.

Um ihre jüngere Tochter vor ihm zu beschützen, sprang Mutter jedes Mal dazwischen. Ich brachte dann immer ganz schnell meine kleine Schwester weg und versteckte mich irgendwo im Haus mit ihr. Unserer Mutter konnte ich leider nicht helfen, denn er war so schrecklich stark.

 

"Versprochen?", fragte ich nur.

"Hoch und heilig! ihr müsst euch aber ganz still verhalten."

May und ich nickten, während meine Mutter uns Decken hinlegte, den Korb mit Essen und Trinken darauf stellte und mir eine Taschenlampe übergab. Dann nahm sie uns beide nacheinander noch einmal fest in die Arme, küsste uns und sagte leise: "Er wird euch hier nicht finden! Bald werden wir von hier fortgehen! Ganz weit weg, und alles wird wieder gut."

Danach ging sie und ließ uns im sicheren Versteck allein.

 

Ich lies mich mit May auf einer der Decken in der Ecke nieder, legte die zweite Decke über uns und hielt sie fest im Arm. Meine Schwester tat mir schrecklich leid. Noch immer war ihr linkes Auge von den Schlägen unseres Vaters verfärbt. Auch Mutter besaß einen großen, blauen Fleck auf der Wange. Ich reichte May ein paar Kekse, um sie von ihrem Kummer abzulenken und hoffte dabei, dass mein Vater schnell wieder fort sein würde und er Mutter in Ruhe ließ.

Einmal fragte ich sie, warum er so böse zu uns wäre. Sie erklärte mir, dass er krank sei und viele Probleme hätte. Krank? Musste er sich deswegen immer eine Spritze geben?

 

Zum Glück war es in dem alten Keller nicht besonders dunkel. Durch das Fenster drang genug Licht ein, um etwas sehen zu können. Wir befanden uns nicht sehr weit von zuhause weg, das wusste ich. Ich war immerhin schon elf Jahre alt und meine kleine Schwester sechs.

Als May zu wimmern anfing, erzählte ich ihr die Geschichte vom Aschenputtel. Es war eines ihrer Lieblingsmärchen. Ich kümmerte mich immer um meine fünf Jahre jüngere Schwester, wenn Mutter nicht bei uns sein konnte. Nicht einmal, wenn sie zum Arzt ging, nachdem unser Vater sie mal wieder verdrosch, nahm sie uns mit.

 

Ich wusste nicht mehr, wie lange wir uns im Keller befanden. Inzwischen musste es Zeit für das Abendessen sein, denn das Licht im Keller wurde schwächer. Wo blieb nur unsere Mutter?

Ich hatte enorme Angst, aber durfte sie mir nicht anmerken lassen. May würde sonst bestimmt wieder anfangen zu weinen, oder sogar panisch schreien. Womöglich sich auch dann wieder in die Hose machen. Wie sehr wünschte ich mir, dass mein Vater nie wieder zu uns zurück käme oder eben tot sein sollte. Warum machte er das mit uns? Warum quälte er seine Familie so? Ich hasste Ihn!

 

"Mara, komm lass uns nach oben gehen und schauen, wo Mummy bleibt", bettelte May im Moment meiner Wut auf ihn.

Ich selbst spielte auch schon mit dem Gedanken, aber sollte ich es wagen? Unserer Mutter versprach ich doch hoch und heilig, hier unten auf sie zu warten. Vom langen Sitzen taten mir langsam der Po und die Beine weh. Und diese muffige Luft hier unten, schien immer schwerer zu werden.

"Okay, May! Du musst mir aber versprechen, ganz leise zu sein. Und wenn etwas ist, laufen wir schnell wieder in unser Versteck. Ja?", ließ ich mich erweichen.

May versprach es mir. Ganz leise und sehr vorsichtig schlichen wir nach oben. Dort angekommen, atmeten wir erst einmal tief die frische Luft ein. Alles schien ruhig und friedlich zu sein. Wir konnten die Vögel zwitschern hören, sahen sie aber nicht, und von unserer Mutter war ebenfalls nichts zu sehen. Tapfer schluckte ich den aufsteigenden Kloß hinunter. Immer wieder hielt ich die Luft an, um besser lauschen zu können, ob jemand käme. Aber ich hörte nichts. Wir mussten einfach weiter abwarten.

 

Plötzlich vernahmen wir Motorengeräusche.

"Komm schnell, May! Wir müssen uns wieder verstecken", flüsterte ich meiner Schwester zu. Sofort eilten wir in unser Versteck und kauerten uns in Decken gehüllt zusammen. Ich wagte es nicht, die Taschenlampe anzuschalten. Drüben standen noch unsere Trinkflaschen, und ich konnte sie nicht mehr verstecken. Innig hoffte ich, dass, wer auch immer es war, nicht nach unten käme.

 

Wir konnten deutlich das Geräusch von zuschlagenden Autotüren hören. Es mussten mindestens drei Leute sein, sooft hatte sich das Geräusch wiederholt. Die Stimme eines Mannes erklang nun klar und deutlich, sodass wir alles mit anhören konnten. Meine Schwester schmiegte sich angstvoll in meine Arme.

"Was zum Henker treibt diesen Irren in so ein Nest?"

"Was fragst du mich, Hunter?", vernahmen wir eine zweite, männliche Stimme.

"Seid ihr so blöd oder tut ihr nur so? Seht euch doch mal um! Ich würde jede Wette eingehen, dass die Bewohner hier allesamt Dreck am Stecken haben."

 

Erschrocken riss ich die Augen auf. Das war doch eine Frauenstimme!

"Ging mir auch schon durch den Kopf, Lydia! Ich sage es nur ungern, aber es wird schwierig sein, von diesen Leuten irgendetwas herauszubekommen. Wie heißt es so schön? Pack schlägt sich, Pack verträgt sich."

"Pirelli, halt endlich deine Klappe! Wenn wir diesen Mistkerl nicht schnappen, möchte ich nicht wissen, was er mit seiner Frau und seinen Kindern macht. In solchen Fällen hasse ich meinen Job!", hörte ich wieder die erste Stimme sagen.

"Hunter, wir kriegen ihn! Die letzte Tote geistert auch mir noch immer im Kopf herum. Wir dürfen nicht aufgeben", war wieder die Frauenstimme zu hören.

"Richtig! Wir sind nicht umsonst die Besten in unserem Job. Dieser Mistkerl wird für den Tod der Frau zur Verantwortung gezogen werden. Er muss hier irgendwo stecken, das kann ich geradezu riechen. Lasst uns getrennt suchen, so groß ist die Gegend nicht!", sprach wieder der zweite Mann darauf.

"Lydia, hast du etwas Neues über ihn herausbekommen?"

"Ja, der blöde Kerl soll in letzter Zeit ein bewegtes Leben führen. Einen Haufen Scheiße am Hals, Drogen und Weiber ohne Ende ... Mir tun seine junge Frau und die beiden Kleinen leid. Wird Zeit, dass er zur Verantwortung gezogen wird."

"Okay, Okay, sein ausschweifender Lebensstil interessiert mich zurzeit nicht. Seine Familie müssen wir finden! Ich habe kein gutes Gefühl. Rick ist eine tickende Zeitbombe. Wir lassen die Wagen hier und suchen zu Fuß weiter. Wir dürfen auf keinen Fall auffallen, sonst ist die Operation gelaufen", sprach dieser Hunter wieder.

"Okay, Boss!", wurde geantwortet.

 

Da ich so angestrengt lauschte, bemerkte ich das Zittern von May nicht. Kaum war das letzte Wort gesprochen, schrie meine kleine Schwester auch schon auf. Verzweifelt versuchte ich, May zu beruhigen, aber es war eigentlich immer aussichtslos. Wenn sie erst einmal soweit war, konnte man sie kaum besänftigen.

"May! Bitte, bitte hör auf! Sie können dich hören! Bitte!", flehte ich sie an. Jedoch vergebens.

Schon stürmten die Leute in den Raum und richteten ihre Waffen mit ausgestreckten Armen auf uns. Mein Mund wurde plötzlich ganz trocken und mein Bauch tat weh. Werden sie jetzt auf uns schießen, ging mir nur durch meinen Kopf.

Mays Schreien ging nun in Weinen über und ich ahnte, dass es jetzt wieder in die Hose ging. So wie immer. Diese Leute im Auge behaltend, denn ich fürchtete mich selbst, klammerte ich mich an meine Schwester und tröstete sie. Da vernahm ich die Stimme, die oben als Erstes gesprochen hatte.

"Was, zum Kuckuck macht ihr Beiden hier?"

Ich sah auf, schluckte schwer und blickte ihm fest ins Gesicht. Denn er sollte nicht sehen, was wirklich in mir vorging. "Das geht Sie nichts an, Mister!"

 

Die anderen zogen überrascht die Brauen nach oben und fingen plötzlich an zu lachen, steckten aber nun ihre Waffen weg.

"Du bist ein sehr mutiges Mädchen! Aber mal im Ernst. Was macht ihr hier und warum weint die Kleine neben dir?", fragte mich der zweite Mann.

Ich schwieg. Da sagte der Erste: "Lydia, kümmere dich um die Kleine!"

Sogleich bekam ich Panik und schirmte meine Schwester ab.

"Ich bin FBI-Agentin, kein Babysitter! Mach es doch selbst, Hunter!"