Wenn das der Führer wüßte - Otto Basil - E-Book

Wenn das der Führer wüßte E-Book

Otto Basil

4,6

Beschreibung

Hitlers Armeen haben den Krieg gewonnen - und der Irrsinn geht erst richtig los! Otto Basil schrieb mit diesem Roman eine ungeheuerliche Satire auf das "Dritte Reich". Hitler hat gesiegt, die Atombombe fiel nicht auf Hiroshima, sondern auf London. Das Germanische Weltreich ist errichtet. Lediglich der großasiatische Raum wird von den Japanern beherrscht. Berlin ist die Hauptstadt der Macht, die Hauptstadt Deutschlands und damit der halben Welt. Der Papst und der Dalai-Lama werden in einer Kölner neurochirurgischen Klinik gefangen gehalten, von Irland bis zum Ural erheben sich die SS-Ordensburgen, die Zuchtmutterklöster, die Walhallen der Ariosophen, die Napolas und Untermenschenlager. Das ist die Kulisse, als Adolf Hitler stirbt und unter ungeheurem Pomp im Kyffhäuser bestattet wird. Sein Nachfolger heißt Ivo Köpfler (Heil Köpfler!). Der Tanz in den Untergang des Dritten Weltkrieges ist nicht mehr aufzuhalten und mittendrin der Parteigenosse Albin Totila Höllriegl, ein Österreicher, den ein gewaltiger Auftrag nach Berlin führt ...

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Man legt diesen Roman mit Atemnot aus der Hand.

ORF

Diese Wiederentdeckung ist zum Fürchten.

Peter Pisa, Kurier

Basils krude Geschichtsfantasie, die eine Satire auf den Nationalsozialismus, aber auch eine bittere Parodie auf die weltpolitischen Verhältnisse der Nachkriegszeit ist, hat sich sehr gut gehalten und ist auch deshalb frisch und lesbar geblieben, weil der Autor sich trotz seines Themas in kein moralisches Korsett zwängen ließ.

Klaus Kastberger, Falter

So wüst, krude, perfide, bösartig, grotesk atemberaubend und durch und durch nicht im Geringsten zur Identifikation einladend – es gibt nicht einen Charakter, der auch nur einen sympathischen Wesenszug aufweist – war damals seit Längerem kein deutschsprachiger Roman mehr gewesen. Nicht mehr seit Günter Grass’ Blechtrommel von 1959. Verglichen mit dem Danziger ist Basil trockener. Zugleich aber rabiater. Und in seiner Konsequenz auch selbstpeinigender.

Alexander Kluy, Der Standard

Man muss dieses Buch bis zum bitteren Ende gelesen haben.

Katharina Schmid, Wiener Zeitung

Einer der besten Alternativweltromane ist der bereits 1966 erschienene “Wenn das der Führer wüßte” des Österreichers Otto Basil (1901–1983), der gerade erst vom Wiener Milena Verlag neu aufgelegt wurde. Basil, der Probleme mit der Gestapo und sogar Schreibverbot hatte, rechnet in seinem satirischen Roman mit dem Nazi-Regime ab. Das Buch zählt zu den wichtigsten Werken der deutschsprachigen Science Fiction.

Christian Endres, Zitty Berlin

Es gibt kein Entrinnen aus dieser stickigen, entmenschlichten, apokalyptischen Welt, die Otto Basil erschaffen hat: weder für seine Romanfiguren noch für den Leser, der doch immer so gerne auf der Seite der Guten steht. Doch die Guten existieren nicht.

Cornelia Fiedler, Süddeutsche Zeitung

Der ebenso komische wie verstörende Roman, der erstmals 1966 erschien, wurde bislang eher als SF-Roman denn als Satire gelesen – und war sogar ein Bestseller. (..) Schon insofern handelt es sich bei dieser Satire um einen weitaus realistischeren Roman als manch anderen, der vorgibt, die Nazizeit literarisch zu beschreiben.

Jörg Sundermeier, Jungle World

Mit einem Nachwort vonJOHANN HOLZNER

Otto Basil

(1901–1983) Studium der Germanistik und Paläontologie in Wien und München. Danach arbeitete Basil als Journalist und Verlagslektor, Barpianist und Industrieangestellter. Er wirkte außerdem als Dramaturg und Publizist in Kultur-Zeitschriften. Anfang der 1920er Jahre war er einer der Herausgeber der Zeitschrift Das Wort. Weiterhin schrieb er Mitte der 1920er Jahre Artikel für das Prager Abendblatt.

Nach dem »Anschluss« Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 erhielt Otto Basil Schreibverbot. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Pressereferent und Dramaturg am Wiener Volkstheater (bis 1947) und gab die avantgardistische Literatur- und Kunstzeitschrift der PLAN heraus (eingestellt 1948), in der Beiträge vieler zeitgenössischer österreichischer Schriftsteller, Musiker und Wissenschaftler veröffentlicht wurden. Von 1948 bis 1964 war Basil Leiter des Ressorts Kultur der Tageszeitung Neues Österreich sowie bis zu seinem Tod 1983 freier Schriftsteller (P.E.N.-Mitglied) in Wien. Er ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 153).

Wenn das der Führer wüßte sorgte bei seinem ersten Erscheinen sowohl auf der Frankfurter Buchmesse 1966 als auch bei der Literaturkritik für Aufsehen und wurde zum Verkaufsschlager, der sich einige Zeit in den (damals allerdings noch wenig beachteten) Bestsellerlisten halten konnte. Die Startauflage von 25.000 Exemplaren ist auch nach heutigen Maßstäben erstaunlich.

Die in diesem Buchvorkommenden nichthistorischen oder pseudohistorischenPersonensind frei erfundenNamensgleichheit oder sonstige Ähnlichkeitmit Lebenden ist zufällig

In einer total vermondeten Weltwie der hier geschildertendurch die jedochdie Umrisse der heutigen realen hindurchschimmerndarf der Autor keinen Pardon gebenkönnen nur negative Figuren auftretenDer Autor selbst nimmt für sich in Ansprucheine solche zu sein

INHALT

Amazonisches

Der Erzjud des Dritten Reiches

Naphthalin

In den Katakomben

Gundlfinger arbeitet an einem Gottesbeweis

Das Begräbnis im Kyffhäuser

Miserere

Unternehmen Bifröst

Auf den Asphodeloswiesen

Glosse

AMAZONISCHES

Frô Saelde ist wilder danne ein rêch,und ist ouch wider mich gevêch.Ich folge ir allez ûf ir spor,und bin ir dicke nâhe komen:nû get si mir mit listen vor.

Herr Rubin

Der 9. November 196 . . war ein Sonnabend. Träge strich naßkalter Wind durch die Gassen von Heydrich – Heydrich im Kyffhäusergebirge – und schüttelte die letzten Blätter von den Bäumen. Es roch nach Schnee und wäßriger Verwesung. Das Licht des Spätmorgens verschluckte alle Farben; die Dinge wurden fahl und unwirklich in der zähen, weißlich fließenden Dämmerung.

Der 9., 10. und 11. November gehörten eigentlich zu den streng gebotenen Trauertagen der Nation. Aber die Erinnerung an die große Schande von 1918 war sogar in der Partei allmählich verblaßt, und so unterschied sich die Stimmung dieses nebligen Herbstmorgens in nichts von der seiner Vorgänger. Ein Tag begann, ein Tag wie jeder andere.

Höllriegl, kalt geduscht, körperlich ertüchtigt, ging federnd, fast hüpfte er, die Treppe zu seinem Sprechzimmer hinunter. Die blankgewichsten Röhrenstiefel knirschten auf den Holzstufen. Wie schon öfters in der letzten Zeit, ärgerte er sich über Burjak, der das Metallschild an der Tür zu scheuern vergessen hatte, überhaupt immer schlampiger wurde. (Er behandelte die Leibeigenen zu gut – sein alter Fehler.) Auf der Platte war in gotischen Lettern zu lesen:

ALBIN TOTILA HÖLLRIEGLStrahlungsspürerGeschäftsstelle Heydrich der NS-Fachschaft für PendelweistumBehebung von Strahlungsschäden aller ArtAuspendeln von LebensumständenSchutzelektroden, Radiumschmuck, SchwingungsgürtelEntstrahlungsketten gemäß den VDI-Regelnfür Siderische GeräteNordische DaseinsberatungSprechstunden außer Sonnabend täglich von 9 bis 11An Sonn- und Feiertagen kein KundendienstKRIEG DEN ERDSTRAHLEN!

Der Gyromant, also der Pendler, durchquerte den nüchtern eingerichteten Warteraum mit den zwölf rund um den Tisch sternförmig angeordneten Stühlen und betrat sein Sprechzimmer, das auch als Labor und für Entspannungs- und Versenkungsübungen diente. Vor dem Bild des greisen Führers, es nahm beinah die ganze, sehr schmale Stirnwand ein, hob er, die Schultern zurückreißend und die Hacken zackig zusammenschlagend, den Arm zum Deutschen Gruß. Das Führerbild, ein Farbfoto in Lebensgröße, war mit der Zeit stark rotstichig geworden, so daß es wie in abendlichem Dämmerschein erstrahlte; die Züge des Mannes, aus denen fanatische Entschlossenheit und unbeugsamer Siegeswille sprachen, erschienen dadurch weicher und milder, sozusagen landesväterlicher. Zugleich aber, und dieser Eindruck wurde von Mal zu Mal stärker, hatte die nach und nach über das Bild sich ausbreitende rosa Finsternis etwas vom Flackerlicht eines fernen Brandes. Die brandige Röte vermeinte Höllriegl förmlich zu riechen, und jedesmal, wenn er wider Willen hinsah, erfüllten ihn solche Beobachtungen, die wahrscheinlich nichts als Wahnideen waren, mit trüben Gedanken. Der Führer war siech; das wußte trotz der nahtlosen Nachrichtensperre die ganze Nation, und die halbe Welt flüsterte es sich zu.

Höllriegl schob sich bedrückt an seinen Schreibtisch heran, die gute Laune war verflogen, auch das Gefühl des Wohlbefindens und der Geborgenheit war weg. Den Tisch bedeckten Haufen von Briefen, Formblättern, Broschüren und Zeitungsausschnitten; mitten in der Papierflut hatte besagter Burjak, ein ehemaliger Hilfslehrer aus dem Warthegau, der ihm aus dem Untermenschenlager Heydrich (UmL 1238) zugewiesen worden war, auf einem Blechtablett das Frühstück angerichtet. Höllriegl aß mit wenig Appetit und hastiger als sonst. Dabei blätterte er zerstreut in der letzten Folge der »Odischen Lohe«, des Fachorgans für Deutsche Pendelmutung. Sein Blick glitt über ein aufgeschlagenes Buch, es war Schultze-Rüssings »Lehrbuch der Grausamkeit«; das gestern nacht angefangene Kapitel, das Höllriegl schon halb auswendig konnte, handelte von den seelischen Abhärtungsmaßnahmen der asischen Rasse, insbesondere von der Behandlung der Leibeigenen. Knapp vor dem Schlafengehen hatte Höllriegl in dem reich bebilderten Wälzer geschmökert, nicht um sich seelisch aufzumöbeln, wie es Vorschrift war, sondern um gewissen, wie er sich eingestand: abwegigen Phantasien nachzuhängen.

Die Post mußte bald da sein. Höllriegl überflog den Vormerkkalender. Es war Sonnabend, der einzige sprechstundenfreie Wochentag. Das späte Aufstehen hatte wohlgetan, das Große Wecken der Nation, von allen Sendern in die Welt gestrahlt, war verschlafen worden. (»Wieder mal schlapp gemacht!«) Schuldbewußt drückte Höllriegl auf die Taste des Rundfunkgeräts, und alsbald quoll eine zähflüssig-pastorale Stimme aus dem Lautsprecher: »… Alles Läben ist Gnade. Doitsches Christsein, das ist und will nichts als die Heiligung alles Irdischen. Den Adel der Arbeit, Äden auf Ärden, tüchtich und gottkindhaft, ohne den jännseitssüchtigen Augenaufschlag, der nur untüchtich macht. So erfassen wir Doitsche …« Die Erbauungsstunde der Reichsbewegung Deutscher Christen aus Osnabrück. Höllriegls Gedanken wanderten fort – zu gewissen strammen Formen –, kehrten aber schnell wieder zur salbadernden Stimme zurück: »… Und wenn da einer kommt, einer von dänen, die noch immer nicht begreifen wollen, daß ihre priesterliche Mittlerrolle ausgespielt ist, und uns mässianischen Führerkult vorwirft oder gar eitle Selbstvergottung der Partei und Nation, dem erteilen wir hiermit die entschlossene Antwort …«

Um zehn, so stand auf dem Kalender, begann im lokalen Parteihaus der übliche Wochenendkurs für die Amtsträger von Unterabschnitt C-zwo. Ein Pflichtlehrgang über die Neuordnung der Partei in den Tschandalengebieten, mit besonderer Berücksichtigung der russischen Fronvogteien. Den Lehrkursführer, es war einer von den Warägern, wie der ehrwürdige SD und Deutsche Selbstschutz jetzt im Osten gemeinsam hießen, kannte Höllriegl flüchtig. Er mochte ihn nicht. Gut, er mußte trotzdem hin. Elf Uhr: Aufklärungsstunde für siebenbürgisch-sächsische Pimpfe, die in der Sachsenburg bei Heldrungen ihr Winterlager hatten, unter dem Motto »Zweimal Compiègne: 11. November 1918 – 21. Juni 1940. Eine Gegenüberstellung«. Dort hatte er die Berichterstattung, fade Routinesache, für den »Kyffhäuser-Boten«, weil Kummernuß an Grippe erkrankt war. Und hernach wollte er in der Schriftleitung Briefe ansagen und die Fahne seiner allsonntäglichen Spalte »Nordische Innenschau« durchsehen.

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