Wenn du eine hilfreiche Hand brauchst, so suche sie am Ende deines eigenen Armes - Nossrat Peseschkian - E-Book

Wenn du eine hilfreiche Hand brauchst, so suche sie am Ende deines eigenen Armes E-Book

Nossrat Peseschkian

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Beschreibung

Geschichten können Balsam für die Seele sein. Das wussten schon die Menschen in früheren Zeiten, und diese Erfahrung machen auch die Ärzte und Therapeuten von heute. "Wenn ein Arzt seinen Patienten gute Geschichten erzählt, dann braucht er halb so viel Narkosemittel", wusste schon der Arzt Ferdinand Sauerbruch. Die orientalischen Geschichten des Begründers der Positiven Psychotherapie, Nossrat Peseschkian, machen deutlich, wie wir von anderen Kulturen lernen können. In scheinbar festgefahrenen Situationen gibt es eine überraschende Perspektive, die den Blick für Neues öffnet. Ein Buch voll sanfter Ironie und Humor.

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Seitenzahl: 60

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E-Book-Ausgabe 2020

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau

© KREUZ Verlag

in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau, 2008

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Agentur Idee

Umschlagmotiv: © Roland and Sabrina Michaud / akg-images

E-Book-Konvertierung: Arnold & Domnick, Leipzig

ISBN 978-3-451-82029-8

ISBN (Taschenbuch) 978-3-451-03248-6

Inhalt

Titelseite

Impressum

Vorwort

Themen der Positiven Psychotherapie und Familientherapie

Lebenshilfe durch Selbsthilfe

Schicksal oder Aufgabe? – Selbsthilfe bei psychischen und psychosomatischen Störungen

Die Bedeutung der Erziehung und Selbsthilfe in der modernen Gesellschaft

Die Bedeutung von Geschichten, Lebensweisheiten, Parabeln, Mythologien und Humor

Die fünf Stufen der Konfliktbewältigung im Alltagsleben

Die fünf Stufen der Selbsthilfe im Überblick

1. Stufe der Beobachtung und Distanzierung

2. Stufe der Inventarisierung

3. Stufe der situativen Ermutigung

4. Stufe der Verbalisierung

5. Stufe der Zielerweiterung

Familiengruppe – Elterngruppe – Partnergruppe

Eine Geschichte auf dem Weg

Literatur

Über den Autor

Willst du das Land in Ordnung bringen …

Willst du das Land in Ordnung bringen, musst du erst die Provinzen in Ordnung bringen.

Willst du die ­Provinzen in Ordnung bringen, musst du die Städte in Ordnung bringen.

Willst du die Städte in Ordnung bringen, musst du die Familien in Ordnung bringen.

Willst du die Familien in Ordnung bringen, musst du die eigene Familie in Ordnung bringen.

Willst du die eigene Familie in Ordnung bringen, musst du dich in Ordnung bringen.

Vorwort

Jede und jeder hat sich sicherlich schon eine der folgenden Fragen gestellt: »Wie soll ich mich meiner Partnerin, meinem Partner, meinem Berufskollegen oder meiner Berufskollegin gegenüber in dieser oder jener Situation verhalten? Wie soll ich meine Kinder erziehen? Warum hasse ich dieses oder jenes? Was kann ich tun, wenn ich mich einsam fühle? Wie kann ich meine Zeit und Energie sinnvoll nutzen? Kann ich das, was ich versäumt habe, nachholen?«

Wir alle sind von Schwierigkeiten, Problemen und Konflikten im Verhältnis zu uns selbst, zu unserem Partner, unseren Mitmenschen und schließlich in unseren Lebenszielen betroffen. Verständlich sind daher der Wunsch und das Bedürfnis nach neuen Wegen und Methoden der Psychotherapie und Selbsthilfe, die effektiv und praxisnah sind.

Gesund wollen wir im Folgenden nicht denjenigen nennen, der keine Schwierigkeiten und Probleme hat, sondern denjenigen, der in der Lage ist, mit den Überraschungen des Alltagslebens angemessen und konstruktiv umzugehen. Und das bedeutet, dass ein kommunikatives und fantasievolles Handeln und Problemlösen gefragt ist.

Die fünf Stufen der Konfliktbearbeitung der Positiven Psychotherapie und Selbsthilfe, wie sie in diesem Buch beschrieben werden, bieten Ihnen die Möglichkeit, mit den vielfältigsten Problemen des Alltagslebens positiv und angemessen umzugehen. Jede der fünf Stufen zielt auf eine Erweiterung des Repertoires hin, auf konstruktive Weise mit Konflikten und Problemen umzugehen. Sie provozieren geradezu die Fähigkeit von Menschen zur ­Selbsthilfe, und zur Selbsthilfe möchte Sie dieses Buch auch anregen. Positive Erfahrungen wurden mit dieser Methodik bei partnerschaftlichen Konflikten, Erziehungsproblemen, Depressio­nen, Phobien, Sexualstörungen und psychosomatischen Beschwerden gesammelt.

Ein wichtiges Anliegen dieses Buches ist es, die Weisheiten und intuitiven Gedanken des Orients mit den neuen Methoden des Okzidents zu verbinden. Geschichten, Lebensweisheiten und Humor werden gezielt in diesem Buch eingesetzt. Sie machen deutlich, wie wir von anderen Kulturen lernen können.

Dieses Buch versteht sich nicht nur als eine Quelle der Information und Inspiration, sondern auch als eine Oase der Entspannung.

Diejenigen Leser, die sich für eine systematische Darstellung der Positiven Psychotherapie interessieren, möchte ich auf meine Bücher im Literaturverzeichnis hinweisen.

Meiner Frau Manije danke ich ganz besonders für ihre Hilfe bei der Entwicklung von Geschichten und Lebensweisheiten.

Meiner Mitarbeiterin Constanze Rottleuthner danke ich für ihre Anregungen und ihre sorgfältige Überarbeitung des Manuskriptes.

Mein besonderer Dank gilt dem Kreuz Verlag, insbesondere meinem Lektor Wolfgang Schuster für seine vielfältige Unterstützung.

Nossrat Peseschkian

Wiesbaden, im Herbst 2007

Intelligenz ohne Liebe ist kalt.

Liebe ohne Intelligenz ist naiv.

Liebe mit Intelligenz ist Weisheit.

~ ~ ~

Es ist leicht, geboren zu werden, aber schwer, Mensch zu werden.

Themen der Positiven Psychotherapie und Familientherapie

Die Geliebte oder: Der stumme Diener

Eine Geliebte empfing nach längerer Zeit ihren Geliebten. »Die Liebe kann besser heilen als irgendetwas auf der Welt«, dachte die Geliebte und bot ihm neben sich den Sitz an.

Der Geliebte dachte: »Man braucht nichts als Liebe, und alles mögliche und die Erde ist ein Paradies!« Er saß bewegungslos da. Ohne die Vorzüge der Gegenwart zu genießen, holte er aus seiner Westentasche ein Bündel von Briefen, die er in der Zeit des Fernseins und der Trennung liebevoll mit Tränen in den Augen an die Geliebte geschrieben hatte. Er fing an, sie laut zu lesen. Die Frau hatte sich diese Begegnung jedoch anders vorgestellt. Lange Zeit hörte sie geduldig zu, bis ihr der Geduldsfaden riss. Sie sagte: »Für wen hast du diese politischen Briefe geschrieben? Für mich? Dann nütze die Gelegenheit, mir einen großen Gefallen zu erweisen. Mein Herz soll sich darüber freuen. Geht die Liebe auf in meinem Leben, dann kommt das Licht, dann wird es warm. In Gegenwart der Geliebten nur Briefe der Vergangenheit zu lesen, ist Zeitverschwendung.« Der Liebende antwortete mit leiser Stimme: »Es ist mir bewusst, dass ich in deiner Gegenwart weile. Ich weiß aber nicht, wieso ich die Freude und den Genuss, die ich in deiner Abwesenheit und Trennung fühlte, wenn ich an dich dachte, jetzt nicht mehr erleben kann.«

Die Geliebte sagte zu ihm: »Das innerste Wesen der Liebe ist Hingabe. Du bist in dich selbst verliebt. Du liebst nicht mich, sondern deine eigenen Gefühle. Es gibt echte und unechte Liebe. Die eine zum Ergötzen, jene zur Fruchtbarkeit an vortrefflichen Gedanken und Taten. Wenige lieben die Person, die meisten lieben die Glücksumstände.«

Wenn du etwas haben willst, musst du es dir gut überlegen.

Es könnte sein, dass du es bekommst.

Wenn wir uns fragen, woher ein Mensch seine Eigenarten, Ansichten und Werturteile hat und wie er mit Konflikten umgeht und Probleme löst, kommen wir mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Umgebung zu sprechen, in der er aufgewachsen ist, nämlich seine Familie.

Der Zusammenhalt und Fortbestand einer Gesellschaft erhält sich über die Spielregeln, die ein Mensch in seiner Familie erworben hat; gemeinsam geteilte Werte geben in einer Gesellschaft Orientierung und Richtung.

Zu dieser besonderen Funktion der Familie kommt noch eine weitere Bedeutung hinzu. Der Mensch ist in seinen ersten Lebensjahren in besonderem Maße formbar. Als Kind besitzt er eine Fülle von Fähigkeiten, die noch weich und undifferenziert in ihm angelegt sind. Sie sind vorhanden, auch wenn man sie noch nicht sehen kann. Je nachdem, wie die Bezugspersonen auf das Kind eingehen und welche Möglichkeiten ihm die Familie durch ihre lebendigen Beziehungen gibt, können sich diese Fähigkeiten entfalten, oder sie werden unterdrückt und einseitig entwickelt. Innerhalb der Familie laufen eine Vielzahl emotionaler Prozesse ab. Gefühlsqualitäten wie Vertrauen, Hoffnung, aber auch Misstrauen, Hoffnungslosigkeit und Aggression äußern sich vor allem gegenüber den Personen, zu denen man eine besonders innige Beziehung hat. Diese Personen sind in der Regel die eigenen Eltern, die Geschwister, die eigenen Kinder, der Partner und Personen aus dem Umkreis der erweiterten Familie wie Großeltern, Onkel, Tanten.

Diese starke emotionale Beteiligung und die Tatsache, dass ein großer Teil der Zeit in der Ursprungsfamilie und später in der eigenen Familie verbracht wird, gibt der Bedeutung der Familie eine besondere Note. Konflikte und Probleme können hier entstehen, aber auch Wege und Möglichkeiten erfahren und gelernt werden, wie Probleme gelöst