Wer Gewinnt, wenn du verlierst? - M. Trojan - E-Book

Wer Gewinnt, wenn du verlierst? E-Book

M. Trojan

0,0

  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

+++Überarbeitete Version+++ Vom Spielautomaten zurück ins normale Leben: Lernen Sie, mit Ihrer Sucht umzugehen! Lernen Sie zu verstehen, warum man spielt! Helfen Sie auch anderen! Sparen Sie sich viel Geld und lernen Sie, Ihr Leben zu genießen! Ein unentbehrlicher Ratgeber für jeden Spieler, der einen Schlussstrich ziehen will.

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Seitenzahl: 167

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M.Trojan

Wer gewinnt,

wenn du verlierst?

Das Buch gegen die

Spielautomatensucht

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

E-Book-Version

Remake 2016 / 2017

© 2016 M.Trojan

aka John Valcone

Michael Jungwirth

83569 Vogtareuth | Bergstraße 7

Cover design: M.Trojan

All rights reserved

www.Buchautor-Trojan.de

2.0

Wenn man erfolgreich in die Zukunft starten möchte, muss man hin und wieder auch einen Blick in die Vergangenheit wagen. Es sind mittlerweile sechs Jahre vergangen, doch dieses Buch wird weiterhin gekauft. Ich habe seitdem sechs deutsche Spielsucht-Ratgeber publiziert, sowie einen internationalen Spielsucht-Ratgeber (UK-Englisch) und einige weitere Bücher auf dem Markt etabliert. Doch mit meinem ersten Spielsucht-Motivationsratgeber auf dem deutschen Markt, ebnete ich den Weg für viele Ratgeber in diesem Genre.

Ähnlich wie die Sucht, entwickelten sich auch meine Bücher weiter. Nichts desto trotz, bekommt dieses Buch die größte Aufmerksamkeit, nur deshalb habe ich mich dazu entschlossen, es als überarbeitete E-Book-Version anzubieten. Es führt Spieler aus der Sucht – keine Frage. Aber ich habe spezifischere Suchtausstiegsmöglichkeiten entwickelt, deshalb sollten Sie dieses Buch als ersten Schritt betrachten, aber nicht als letzten.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Am Automaten

START

STOP(P)

Im Kopf...

Nüchtern betrachtet

Wir waren Glücklich

Allgemeine Fragen

Ex-Spieler und hoch verschuldet?

Die Lüge

Schichten des Seins

Anders betrachtet

Was würden Sie tun?

Von sich selbst überzeugt

Die Zeichen sind überall

Jeder Mensch hat seine Last zu tragen

Das große Ende

MMXVI

Der Antispieler

Vorwort

Dieses Buch handelt von der Automatenspielsucht. Es handelt von Menschen, die aktive Spieler sind und davon wegkommen wollen. Durch dieses Buch werden sie das auch schaffen.

Durch dieses Buch werden auch Sie das schaffen! Sie werden im Stande sein, kein Geld mehr am Spielautomaten zu verspielen. Sie werden hier nicht nur lernen, die Sucht zu besiegen, sondern auch erfahren, welche Arten von Spielern es gibt und mit welchen Tricks die Automaten bzw. die Aufsteller „arbeiten“. Mit gesundem Menschenverstand, aus Erfahrung und mit Einblick in die Psyche, werde ich Ihnen immer und immer wieder Beispiele nennen, die Sie wahrscheinlich nur zu gut kennen werden.

Ich will Ihnen dadurch nicht nur Ihr Leben retten, Sie werden wieder am Leben festhalten wollen, wenn Sie erst mal fertig mit diesem Buch sind. Vertrauen Sie mir!

Es gibt bereits so viele Spieler und es ist fast erschreckend, wie viele Spielhallen es jetzt schon in Deutschland gibt. Und das Schlimme ist, dass kein Ende in Sicht ist – bis jetzt. Dieses Buch ist das erste seiner Art.

Das Schlimme daran ist, dass das alles – die Zerstörung der Psyche, die Zerstörung der Existenz, vielleicht sogar der Familie – nicht irgendwo passiert, wo es uns nichts angeht. Nein! Es passiert hier, hier bei uns. Also seien Sie nicht so leichtgläubig, dass Sie Leute immer reicher machen, die Sie nur Abzocken wollen! Sehen Sie nicht weg, wenn es einem Menschen schlecht geht – Sie müssen lernen, auf Menschen zuzugehen.

Durch dieses Buch werden wir vieles zurechtbiegen. Sie werden verstehen, wie ich das meine, dass Spielautomaten eine reine Abzocke sind und dass dieses Spielsystem zu 99% abhängig macht. Das alles schreibe ich hier offen und ehrlich. Ich weiß, dass ich mir dadurch nicht nur Freunde machen werde. Aber die Leute, die schon süchtig sind, werden mir dankbar sein. Wenn ich die Chance gehabt hätte, so ein Buch zu lesen, hätte ich wahrscheinlich nie angefangen!

Wenn wir alles über uns ergehen lassen, werden wir uns selbst zerstören. Der Anfang dazu ist bereits gemacht: Durch das Spielen werden Menschen aggressiv und neigen leichter dazu, sozial abzurutschen. Verschließen Sie nicht die Augen, analysieren Sie und beheben Sie das Problem!

Am Automaten

Darf ich vorstellen – die Maschine, mit der alles begann:

Jeder Spieler kennt „seinen“ Automaten, ganz egal ob der Name oder sonstiges verändert wurde. Ich dachte sehr oft, dass ich diesen Automaten kannte, aber dass mich der Spielautomat jemals beherrschen würde, hätte ich mir niemals vorstellen können. Aber denken Sie an meine Worte: Nicht Sie beherrschen den Automaten, der Spielautomat beherrscht Sie! Sehen Sie die Dinge so, wie ich sie sehe, und Sie werden verstehen. Es ist im Übrigen völlig irrelevant, ob digitale- oder manuelle Walzen, aber darauf komme ich später noch zu sprechen.

START

Hi, mein Name ist Michael, unter meinen Freunden oder auch Spielkollegen war ich meist unter dem Spitznamen „GURU“ bekannt.

Ja, genau, ich war – wie auch Sie – ein Zocker, ein Player oder, wie ich mich selbst immer betrachtete: ein Spieler auf der Überholspur.

Aber die Realität sieht leider anders aus. Als Spieler lebt man in einer eigenen Welt, in der man sich von niemandem hineinreden lässt und sich noch weniger verändern würde. Auf den folgenden Seiten werde ich Sie nicht belehren und Ihnen Vorwürfe machen, dass Sie das Spielen aufhören sollen. Nein – ich werde Ihnen stattdessen die Augen öffnen. Das versichere ich Ihnen.

Selbst wenn Sie gleich nach dieser Seite aufhören zu lesen, beim nächsten Geldschein, den Sie an einen Spielautomaten, am Roulette-Tisch oder beim Kartenspielen verlieren, werden Sie an mich und meine Worte denken.

Für mich – und das gilt bestimmt für Sie genauso – war das Gewinnen schon fast eine Nebensache, die passieren kann, aber nicht unbedingt passieren muss, einfach aus dem Grund, weil ohnehin so viel Geld verspielt wird, bis man wieder das Gefühl eines Sieges erfährt. Immer wieder denkt man daran aufzuhören, aber warum hört man nicht auf? Ganz einfach deshalb: Weil das berühmte „Glück“ einem meist einen Strich durch die Rechnung zieht. Wer kennt die Geschichten nicht von dem Typen, der einen Euro in einen Spielautomaten wirft und den kompletten Automaten ausräumt. Oder im Roulette alles auf eine Zahl setzt – die dann auch noch kommt.

Solche Fälle gibt es, das ist klar. Allerdings gewinnen auch Menschen, die zum ersten Mal Lotto spielen den Jackpot, und jeder Mensch weiß, wie gering dort die Chancen stehen. Aber als Spieler dreht man sich die Antwort zurecht. Das Wichtigste, das wir beim Spielen und Zocken einsehen müssen, ist, dass das Casino, die Spielhalle oder der Automatenbesitzer durch uns und nur durch uns, immer reicher wird.

Ganz egal, ob Sie mal 1000 Euro gewinnen oder nicht – aufs Gewinnen kommt es gar nicht an. Die Zahl 1000 ist so gesehen nur symbolisch. Selbst wenn ich „500.000 Euro“ schreiben würde, wäre es im Grunde irrelevant. Bei so einem hohen Gewinn, weiß jeder normale Mensch: „Der spielt nicht zum ersten Mal und hat mit Sicherheit schon das Zehnfache verspielt.“ Selbst jetzt werden Sie mir wahrscheinlich immer noch nicht glauben, obwohl ich bislang nur die Wahrheit geschrieben habe. Aber warum spielen wir immer wieder und wieder, warum kann man nicht einfach sein Geld einmal verdoppeln und dann gleich wieder aufhören? Aus einem bestimmten Grund: Eine Spielsucht darf niemals unterschätzt werden – doch genau das machen wir. Spieler glauben, sie könnten „vernünftig“ spielen, doch eine Krankheit kennt keine Vernunft, sie schlägt gnadenlos zu.

Es gibt Untersuchungen, dass man bereits beim ersten Mal spielen in eine leichte Abhängigkeit gerät, nur ist sie bei dem einen intensiver und bei dem anderen eher weniger intensiv zu beobachten. Feststeht, die Sucht ist ab Tag-Eins anwesend.

Auf den folgenden Seiten werden Sie hin und wieder das Gefühl haben, dass Sie nicht mehr spielen werden bzw. wollen und dass Sie schon davon überzeugt sind aufzuhören. Ich rate Ihnen, das Buch trotzdem zu Ende zu lesen. Nur weil man etwas in der Theorie versteht, heißt das noch lange nicht, dass man es in der Praxis auch problemlos umsetzen kann. Suchtisolation benötigt eisernen Willen, Erfahrung und Zeit.

STOP(P)

Die Spielautomatensucht, sie lauert nicht auf Bahnhofstoiletten, nicht der Dealer ermöglicht die Selbstzerstörung, sondern der Spieler selbst. Die Schwäche wird zum Alltag, der Alltag wird zur Sucht, die Sucht wird eine unaufhaltbare Seuche, die nachweislich jeden infiziert, der es wagt, mit dem Feuer zu spielen. Die Sucht an Automaten wird besonders anfangs nicht erkannt, weil sie nicht erkannt werden soll. Sie benötigt eine einzige Tarnung; Verharmlosung. Solange der Spieler seine Sucht durch Lügen verheimlichen kann, wird sie nicht erkannt. Erst am Ende, wenn das Minus nicht mehr zu begleichen ist, zerfällt die Fassade in sich und die Tarnung fliegt auf. Als Spieler kann man den Tag des Jüngsten Gerichts etwas hinauszögern, indem man sich von jedem Menschen im Umkreis so viel Geld leiht, wie möglich. Die Versprechen, man würde das Geld zurückzahlen, basieren ebenfalls auf einer Lüge und ist wohl eher Glücksspiel. Auch die Ausrede, warum man das Geld benötigt, basiert zu meist auf einer Lüge. Des Spielers Spiel basiert auf einer Lüge, des Spielers Leben basiert letzten Endes auf einer Lüge und diese Tatsache, ist sehr schwer zu akzeptieren. Ich wäre daran fast zugrunde gegangen, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ich habe mich bis zum bitteren Ende selbst belogen, nur weil ich es nicht akzeptieren konnte. Dieses Buch soll Ihnen keine Vorwürfe an den Kopf werfen, aber nur wenn wir die Tatsachen bzw. Gegebenheiten ansprechen, wird sich auf längere Sicht der Schalter endgültig umlegen lassen. Die Spielsucht beenden können viele, nicht rückfällig werden ist die Herausforderung, vor der sich selbst Berater gerne herausreden. Ein Rückfall wird mittlerweile anders beschrieben, bevor ich in meinen Büchern betonte, dass der Rückfall therapiert werden müsse, lebten Berater in dem Glauben, er könne zum Teil zur Vergangenheit gezählt werden. Negativ, der Rückfall ist es, was tatsächlich therapiert werden muss, denn nur der Rückfall bestätigt die Gefährlichkeit einer Sucht. Jeder Spieler möchte ins Geheim aufhören zu spielen, jeder – selbst die jenen, die das Gegenteil behaupten, trotz dessen schaffen es die Wenigsten. Ganz einfach deshalb, weil der Rückfall sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen wird. Das Aufhören wird definitiv nicht einfach, aber es ist möglich. Ich habe es geschafft und ich weiß, dass Sie es ebenfalls schaffen, wenn Sie mir ein wenig Glauben schenken und an sich arbeiten werden. Sie müssen sich nicht völlig verändern, aber ihr Horizont sollte sich etwas erweitern, damit Sie die alternativen Wege besser, leichter und schneller erkennen können. Aber bitte tun Sie mir ab jetzt einen Gefallen, vergessen Sie festgefahrene Verhaltensanalysen. Sie müssen keine Statistiken auswendig lernen, die Zahlen bringen Ihnen nichts. Allgemeinbildung ist natürlich Positiv zu betrachten, aber ich bin der Meinung, dass die genannte Zahl von 200.000–400.000 pathologischen Spielern in Deutschland definitiv nicht der Wahrheit entspricht und darum sage ich es in aller Deutlichkeit, man kann den Medien bei diesem Thema keinen Glauben schenken. Lassen Sie sich nicht vom Weg abbringen, der Ausstieg muss fokussiert werden, nichts anderes. Die dargestellten Zahlen und auch die Verharmlosung der Sucht, dürfen deshalb nicht mehr gutgeheißen werden. Nur so, können wir einen Weg aus der Sucht meistern, durch Isolieren, Fokussieren und Analysieren.

Studien offenbaren, dass die Sucht unaufhaltsam voranschreitet. Die Spielsucht ist mitten in der Gesellschaft angekommen und es nimmt kein Ende. Hier eine kleine Studie von der Universität Lübeck im Rahmen der Page-Studie (Projekt Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie) bei der Untersuchung von 15.000 Menschen.

(Quelle: http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/gluecksspiele-machen-suechtig-vor-allem-geldspielautomaten-a-814173.html)

90 Prozent sind Männer.

85 Prozent sind unter 30 Jahre alt.

80 Prozent sind starke Raucher.

65 Prozent haben einen Migrationshintergrund.

50 Prozent sind Alkoholiker.

50 Prozent haben eine Depression.

20 Prozent sind arbeitslos.

Geht es Ihnen nun besser, oder schlechter, weil Sie eine Statistik über Ihr eigenes Spielverhalten erfahren haben? Im Grunde ändert eine Statistik rein gar nichts, genau deshalb halte ich sehr wenig von Statistiken. Das Denken muss sich um 180-Grad wandeln, Sie müssen einen Weg finden, die Sucht bewusst zu akzeptieren. Aber Sie dürfen trotz dessen auf keinen Fall weiterspielen, akzeptieren bedeutet nicht, dass Sie das gewohnte Leben weiter gedeihen lassen sollen. Ich meine damit, dass Sie die Krankheit, als Krankheit akzeptieren müssen, denn nur dadurch können Sie eine Gesundung zulassen. Ich kann Sie nicht durch Magie vom Automaten fernhalten, das kann und werde ich nicht tun. Sie müssen erkennen, dass jeder Euro, jeder falsche Gedanke und jeder unüberlegte Zug, das Ende bedeuten wird, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Rondo; der von Merkur „Rondo-Automat“, war in meinen Augen »der« Automat schlechthin. Diesen Automaten drückte ich an einem Tag bis zu 10 Mal hoch. Gewinne im oberen dreistelligen Bereich waren für mich definitiv möglich und keine Seltenheit. Ich gewann häufig an diesem Automaten, besonders die Tatsache, dass man durch das Verlieren immer und immer wieder „Pfeile“ freispielen konnte, die den Sprung von 60 auf 100 Money-Jumbo-Games erübrigten, hatten es mir angetan. Rückblickend gab es wohl keinen Tag, an dem ich nicht an diesem Automaten etwas gewann. Nüchtern betrachtet muss man wohl dazusagen, dass ich mindesten 100-300 Euro (zum Teil noch mehr) pro Tag investierte, bis der Automat endlich die gewünschten Jumbo-Games erbrachte. Hätte ich einfach mal genau dann aufgehört, tja – dann wäre ein Gewinn möglich gewesen. Dumm war nur, dass ich nie aufhörte, ganz im Gegenteil, je mehr ich gewann, desto mehr bzw. teurer spielte ich an anderen Automaten. Je mehr ich verlor, desto mehr investierte ich, bis der Automat wieder Jumbo-Games gab. Egal wie man es dreht, der Gewinn zögert den Bankrott nur etwas hinaus, aber ein tatsächliches Plus, war nie möglich, weil man als Spieler einfach nie genug kriegen kann. Somit gewann ich nie Geld, sondern nur etwas mehr Spielzeit. Viele Spieler behaupten, sie seien der Beste im Spielen, wobei dies zugleich bedeutet, man verspielt am Meisten. Darum sollte man nicht damit prahlen, wie viel man bereits gewonnen hat, sondern wie lange man es geschafft hat, nicht mehr spielen zu müssen. Ich habe Jahre damit verbracht, anderen Menschen zu erzählen, wie viel ich doch in den Jahren bereits gewonnen habe. Wie viel ich jedoch verloren hatte, dies habe ich zum Teil verschwiegen und zum größten Teil verdrängt. Ich wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Ausgerechnet ich, der jene, der nach außen immer klug und gebildet wirkte, ließ sich von einer Maschine überlisten. Tja, manchmal schmerzt die Wahrheit so sehr, dass man sie über Jahre verdrängt, nur damit man es sich selbst nicht eingestehen muss. Ich sage oft, dass ich „gut“ war, gut im Aufrechterhalten einer Lüge. Gibt es die Spieler, die durchgehend gewinnen? Nein, denn wieso sollte es diese Schicht von Spielern geben? Sobald ein Automat zu wenig Geld einbringt, wird er entweder ersetzt, oder man wechselt das Spielsystem aus. Wenn ein Arbeiternehmer zu wenig Gewinn für den Chef einbringt, wird er ersetzt. So einfach ist es im Grunde erklärt, alles läuft genau nach diesem Prinzip, nur bei Spielautomaten lebt der Spieler in dem Glauben, man hätte einen Vorteil.

Sobald ich als Spieler einen Vorteil erkannte, nutzte ich diesen natürlich aus. Denn ich war Spieler und selbst der ehrlichste Mensch der Welt, verändert sich negativ am Automaten. Die ständigen Geldsorgen hinterlassen Narben. Lügen wird zum Alltag, denn die Sucht soll ja schöngeredet und bestmöglich verheimlicht werden. Wie also herausreden, wenn man mal pleite ist? Man kann nicht behaupten, man hätte am Automaten verloren, denn immerhin behauptet man als Spieler durchgehend, man würde schlichtweg immer gewinnen. Somit ist die Wahrheit ab einem gewissen Punkt nicht mehr möglich, da man sich selbst als Spieler outen würde, was für einen Spieler undenkbar ist, da man sich vor Vorurteilen schämt und teils Todesängste durchlebt. Vor einer Gesundung muss man sich nicht schämen, weder bei der Alkohol-, Heroin- oder Spielsucht. Eine Gesundung ist immer Positiv zu betrachten, denn man beendet die bisherigen Schandtaten und beginnt ein neues Leben. Wofür schämen? Etwa dafür, dass man mit sich selbst ins Reine kommen möchte? Ich habe mich über Jahre hinweg geschämt, habe das Unausweichliche gezielt verzögert. Denn wie gesagt, ich war gut. Ich habe oft Geld am Automaten gewonnen, aber trotz dessen bin ich im 5–stelligen Bereich im Minus. So viel zum Thema „Gewinn“. Es ist nicht nötig, jemanden zu erzählen, man habe gewonnen. Denn würde es der Wahrheit entsprechen, gäbe es keine Automaten mehr. Wen also möchte man belügen, – andere, oder sich selbst?

Es heißt so oft „Zeit ist Geld“, wobei man sich für Geld keine Zeit erkaufen kann. Genau deshalb sollte man jede Sekunde, in seinem so kurzen Leben genießen, – oder wenigstens sinnvoll verwenden. Und was machte ich mit meiner verbleibenden Zeit? Ich spielte und zerstörte mir alles, was ich mir über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Ich zerstörte das, was andere ihr Leben lang suchten. Ab dem Punkt, wo man dies begreift, zerbricht die Welt und alles, woran man jemals geglaubt hat, wird plötzlich infrage gestellt. Nach dem Erkennen meiner Sucht, hörte ich nicht auf zu spielen, viel zu schwer saß der Schmerz im Nacken, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Viel zu groß war meine Angst, dass ich sozial noch weiter abrutschen könnte. Darum spielte ich weiter, obwohl das Spielen alles erschwerte, setzte ich mir in den Kopf, dass ich durch das Spielen, alles wieder hinbiegen könnte. Ich müsste nur genügend gewinnen, damit ich wieder ins Plus kommen könnte. Ein hirnrissiger Plan, der niemals aufgehen würde, nur leider hatte ich mir nicht bzw. nie reinreden lassen, darum versuchte ich den Plan, mit Gewalt umzusetzen. Es gibt nichts Gefährlicheres, als einen Spieler, der ganz alleine am Automaten steht und sein Geld verspielt. Denn ab diesem Zeitpunkt, wo dich niemand mehr fragt, ob das dein Ernst sei, riskiert man alles und die Gefühle schlagen oftmals von Wut in Verzweiflung um. Ab diesem Zeitpunkt ist der Spieler unberechenbar. Ich möchte dazusagen, dass ich NIEMALS gestohlen habe, nie. Ich weiß nicht genau, warum ich es nie tat, aber womöglich war mein Gefühl für Recht und Unrecht immer noch so stark vorhanden, dass ich es nicht übers Herz brachte, jemanden anderes für meine Sucht zu bestehlen. Trotz dessen bin ich mir darüber im Klaren, wozu ein Spieler fähig ist, wenn er Geld benötigt, um spielen zu können. Ich denke, ich hätte meine Seele an den Teufel verkauft, wenn ich die Chance dazu gehabt hätte. Es ist nicht einfach zugeben zu müssen, dass man ein schwerwiegendes Suchtproblem hat, aber nur durch diese Erkenntnis, wusste ich, was zu tun ist. Nämlich das Spiel beenden, bevor es mich beenden würde. Nachdem ich erfahren hatte, dass ein Spieler, den ich durch das Spielen flüchtig kannte, sich erhängt hatte, wurde mir klar, dass mit der Zeit jeder Spieler das Spiel beenden würde, der Eine so, der Andere so. Das Problem an der ganzen Sache ist die Tatsache, dass es wenige Hilfen gibt, wo von Anfang an klar zu erkennen ist, was getan wird. Man redet sich die übelsten Dinge ein, macht sich selbst krank vor Sorge, doch im Grunde, passiert bei einer Gesundung nichts, was man mit Angst verbinden sollte.

Nun, was geschieht in den kommenden Seiten? Ich werde es Ihnen kurz erklären, damit Sie bereits im Vorhinein wissen, was auf Sie zukommen wird. Denn niemand möchte Sie ins kalte Wasser werfen, ganz besonders ich nicht. Ich werde Dinge erzählen, erläutern und sogar absichtlich Tatsachen verdrehen. Ich werde Ihre Gefühle manipulieren, Ihr Verhalten aufdecken und Ihre Willenskraft, in Frage stellen. Alles was Sie machen müssen, ist lesen. Ich bitte Sie nur um eines, sobald Sie das Gefühl haben, dass sich die Zeilen wiederholen, lesen Sie trotzdem mindestens eine weitere Seite. Wenn Sie das Gefühl bekommen, dass das Geschriebene keinen Sinn ergibt, lesen Sie trotzdem eine weitere Seite. Immer wenn Ihnen Selbstzweifel oder Zweifel am Geschriebenen kommen, lesen Sie bitte eine weitere Seite. Das ist schon alles, sobald Sie das Gefühl bekommen, dass irgendetwas nicht stimmt, einfach eine weitere Seite lesen. Danach können Sie das Lesen aufhören, legen Sie das Buch für eine Weile weg, aber lesen Sie es unbedingt zu Ende. Denn eines ist klar, Sie schreiben das Ende, nicht ich. Wie Ihr Leben weitergeht, oder endet, liegt in Ihren Händen – nicht in den meinen.

Im Kopf...

Ich habe immer an Spielautomaten gespielt, die verschiedensten Spiele, die riskantesten Einsätze, aber im Großen und Ganzen war es immer dasselbe: so lange spielen, bis man gewinnt. Und ich habe gewonnen. Schon fast täglich, ich machte mir einen Namen als Zocker. Nur war das alles, eine Fassade. Die ich letzten Endes mit meinem Leben bezahlt hätte.