Wer klaut schon einen Dinosaurier - Jutta Brenneisen - E-Book

Wer klaut schon einen Dinosaurier E-Book

Jutta Brenneisen

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Beschreibung

Franz, einen Dinosaurier, verschlägt es in die Neuzeit. Für Karlchen dreht sich die Welt auf den Kopf. Dafür geht für Britta ein Herzenswunsch in Erfüllung. Franz aber muss sich mit ungekannten Problemen herumschlagen. Und dann ist da auch noch das Heimweh... Außerdem droht Gefahr von Rainer und Manfred. Wird Franz seinen Widersachern entkommen?

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Die Autorin

Jutta Brenneisen, Jahrgang 1961, lebt und arbeitet in Bruchsal. Sie hat zwei erwachsene Töchter und hat für die beiden vor einigen Jahren bereits dieses Kinderbuch mit dem Titel „Wer klaut schon einen Dinosaurier“ verfasst. Sie hat bereits in ihrer Jugend Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben. Nach dem zuletzt veröffentlichten Roman „SteinZeit“ ist momentan ein weiteres Kinderbuch in Arbeit.

Für Britta

von Mama und Claudia

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

1.

Aus einer kleinen, dunklen Höhle, die über all die Jahrtausende hinweg unentdeckt ihren Dornröschenschlaf gehalten hatte, wusste der Himmel warum, dröhnte eines himmelblauen Morgens ohne ein Wölkchen ein fürchterlicher Schnauber.

Die Höhle blieb vielleicht deshalb unentdeckt, weil der Eingang nicht geheimnisvoll genug aussah. Einige wilde Blumen und unzählige Brennesseln säumten ihn wie ein bunter Kragen, und selbst wenn ein vorwitziges Kind sich wirklich einmal dicht an den Kragen heranwagte, sagten ihm die spitzblättrigen Nesseln sehr deutlich, daß ein Näherkommen, von ihrer Seite betrachtet, keineswegs erwünscht war. Piraten, die eventuell nach Gold hätten suchen können, gab es hier keine. Abenteurer und Forscher forschten auch lieber in fernen Ländern nach Beweisen alter Kulturen – wen interessiert schon eine kleine, schwarze Höhle mit buntem Blumenkragen, die sich irgendwo fast ängstlich in einen noch unscheinbareren Erdwall drückt, so, als fürchte sie nichts mehr, denn eines Tages ungebetene Besucher in ihrem dunklen Bauch zu spüren. Aber die Höhle barg ja einen Schatz! Ganz im hintersten Eckchen lag ein großer, schuppiger, graugrüner, grunzender Ball.

Ein Ball kann nicht grunzen, werdet ihr nun sagen, und eigentlich war es auch kein Ball – es hatte starke Beine und etwas schwächere Arme, und es seufzte und ächzte, aber niemals so laut, daß ein menschliches Ohr es vernommen hätte. Menschliche Ohren, oder genauer gesagt menschliche Erwachsenenohren, hören nämlich so gut wie nichts. Sie hören wohl den Klatsch in der Nachbarschaft, und sie hören den Lärm auf der Straße und das Bimmeln der Straßenbahnen, die sie zur Arbeit und wieder zurück bringen, die hören die Schelte der Lehrer über die Kinder, und sie hören das Klingeln von Geld in ihren Kassen. Aber sie sind absolut taub für das Grunzen eines großen, schuppigen, graugrünen Balles, der in einer kleinen Höhle sein Zuhause hat, weil es grüne Bälle in kleinen Höhlen angeblich gar nicht gibt. Und grunzen tun sie erst recht nicht.

Aber da brummte ja auch kein Ball.

Kurz nachdem ein herzzerreissender Schnauber die Umgebung hatte erzittern lassen, polterte und rumpelte es im Bauch der Höhle herum, und Minuten später drückte sich ein schmaler Schädel, der auf einem langen, schlanken Hals saß, aus dem Blumenkragen ins Freie. Dem Kopf mit den schwarzen Knopfaugen folgte ein wuchtiger Körper mit starken Hinterbeinen, einem kräftigen Schwanz und spitzen Klauen an den Fingern.

„Hatsie!“ nieste Franz, weil auch Dinosaurierjungen ab und zu niesen müssen. „Hatsie!“

Sein Nieser fuhr in die Landschaft wie ein gewaltiges Erdbeben. Erschrocken blinzelte Franz zu den schwankenden Bäumen und den hüpfenden Ährenfeldern hinüber und wunderte sich, daß ein Ton aus seiner Nase die schöne, bunte Landschaft derart durchschütteln konnte.

Aber die Landschaft ...

Franz kroch vorsichtig vollends aus seinem Versteck. Er betrachtete mit großen Knopfaugen die seltsamen Stämme mit den weißen, winzigen Blüten zwischen grünen Blättchen, er schüttelte verwundert den Kopf über die wogenden, goldgelben Felder mit den roten und blauen Tupfern darin.

Und wo waren all die anderen? Seine Familie? Seine Kameraden? Warum schliefen sie so lange?

In der kleinen Höhle konnten sie nicht sein, die reichte für ihn mit Mühe und Not. Also beschloss Franz, sich auf die Suche zu machen.

Auf vier dicken Beinklötzen trampelte er los, und mit jedem Schritt wuchs in ihm das Erstaunen über die veränderte Umgebung. Er schob seinen Kopf dicht am Boden entlang und suchte nach den Sümpfen, den Farnen und den Schachtelhalmen, nach den hohen, kiefernartigen Bäumen, die er kannte, und nach seiner Herde.

Er fand nichts von alledem. Er fand kleine Bäume mit lustigen farbigen Blüten. Seine Augen erspähten seltsame Gestalten mit langen Ohren und weißen Schwänzchen, die sich auf die Hinterfüße stellen konnten, so wie er es immer getan hatte, weil oben in den Baumkronen die saftigsten Blätter wuchsen, wie jeder erfahrene Dinosaurier wußte. Aber es waren keine von seiner Art.

Franz musste weit, weit weg sein von zu Hause, von seiner Herde und seinen Farnen und Gräsern. Doch wie war er in diese Fremde geraten? Er erinnerte sich nur noch sehr schwach daran, dass er todmüde in eine kleine Höhle zum Schlafen gestapft war. Wandern konnten Höhlen nicht, ebensowenig wie sich Berge und Sümpfe durch die Gegend bewegten, zumindest hatte Franz dergleichen nie wahrgenommen.

Sollte es am Ende doch so sein?

Er setzte sich traurig auf seinen wuchtigen Hintern und blies in einem abgrundtiefen Stöhner alle Blüten eines Apfelbaumes in die gelben Ährenfelder. Wenn eine kleine Höhle nicht über die Hügel rollen konnte, was war dann passiert mit ihm, mit den anderen, während seines tiefen Schlafs?

„Ich werde jemanden fragen“, dachte Franz. „Die, die nicht eingeschlafen sind, müssen wissen, wo um alles in der Welt meine Familie hingezogen ist und warum sie alle Farne und Schachtelhalme mitgenommen hat.“

Die seltsamen Kreaturen mit den Leuchtschwänzchen fielen ihm ein. Vielleicht wussten sie es. Seiner massigen Saurierbrust entrang sich ein hoffnungsvoller Schnauber, es bestand eine ganz winzige Chance, dass sie ihm weiterhelfen konnten. Mit gesenktem Kopf tappte der Koloss schwerfällig über die Äcker, eifrig darum bemüht, ihre Fährte aufzunehmen.

Er erblickte die Winzlinge in einem Kornfeld.

„Hallo“, brummte Franz und wunderte sich, wie ein Lebewesen bloß so klein sein konnte. Naja, vielleicht handelte es sich bei den ulkigen Pelzknäueln um Babies, oder aber sie waren so mickrig geblieben, weil ihnen das richtige Futter fehlte. Wer nicht an die nahrhaften Blätter ganz oben in den Baumwipfeln kam wie er, dank seiner Größe, blieb eben winzig.

„Hallo“, brummte Franz noch einmal.

Die Fellgestalten stießen einander entsetzt in die Rippen, schlugen Haken quer durch das Feld und über die sich anschließende Wiese, in der Hoffnung, diesem Ungetüm, dieser schrecklichen Erscheinung zu entkommen. Franz pickte sich einen der Sonderlinge heraus und bekam ihn ohne Mühe mit einem schnellen Griff zwischen seinen Klauen zu fassen. Die anderen suchten angstgepeitscht das Weite, als wäre ihnen der Teufel leibhaftig auf den Fersen.

„Höre“, dröhnte Franz, sich seiner Lautstärke nicht bewusst, und hob das zitternde Bündel ganz dicht vor seinen ovalen schuppigen Kopf, „hast du meine Eltern gesehen oder die anderen aus der Sippe?

Warum sind meine Bäume nicht mehr da? Was ist geschehen?“

„Ich weiß nichts von deinen Bäumen“, schlotterte der Gefragte, „und deine Familie ist mir unbekannt.

Ein Drache wie du gehört in ein Märchenbuch, nicht auf unseren Acker.“

„Ein Drache?“, wiederholte Franz verdutzt. Dann warf er sich stolz in seine Saurierbrust und verkündete:

„Du dummes Pelzknäuel! Ich bin gar kein Drache! Ich bin ein Massopondylus, falls du das noch nicht weißt!“

„Ein Maskevonwas...“, zitterte der kleine Unglückswurm.

„Ein Massopondylus, ein Saurier“, wiederholte Franz langsam, etwa so, wie wenn ein Lehrer einem begriffsstutzigen Schüler etwas beizubringen versucht.

„Natürlich, ich verstehe“, zitterte die Pelzkugel und verstand nichts.

Franz setzte den Kleinen vorsichtig auf den Boden und legte sein Schuppengesicht vor ihn auf die Erde.

„Na, warum nicht gleich so! Und jetzt sagst du mir, wohin meine Familie gegangen ist.“

„Aber das weiß ich doch nicht“, zeterte das Fellbündel. „Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Ich habe noch nie einen wie dich bei uns gesehen, das schwöre ich.“

„Noch nie?“, erschrak Franz. „Wirklich noch nie?“

„Noch nie.“

Die zwei Worte, die alle seine Hoffnungen mit einem schrecklichen Schlag zunichte gemacht hatten, dröhnten in seinen kleinen Saurierohren.

„Dann müssen sie ganz woanders hingegangen sein“, murmelte er. „Wenn ich doch nur wüsste, in welche Richtung sie liefen! Und geweckt haben sie mich auch nicht. Das ist so unfair!“

Zwei große Tränen kullerten auf einmal über sein Gesicht und klatschten auf den Feldweg, so dass das Fellknäuel erschrocken zur Seite sprang. Es wäre der beste Moment für ihn gewesen zu fliehen, denn das graugrüne Ungetüm wurde wohl plötzlich von einem Schmerz gelähmt und schien daher erstarrt und handlungsunfähig zu sein.

Aber der Kleine blieb.

Tränen bedeuten Hilflosigkeit, Furcht - und ein weiches Herz. Ein Wesen, das weinte, konnte doch nicht grausam sein. Und einer, der nicht grausam war, würde ihn bestimmt nicht verschlingen.

„Was hast du?“, fragte das Fellbündel beinahe mitleidsvoll.

„Sie sind weg, sie sind alle weg. Und sie haben mich nicht mitgenommen ... Vielleicht werde ich meine Herde niemals wiederfinden.“

Einen Moment sagte keiner von ihnen ein Wort, die anfängliche Anspannung wich bei dem Kleinen langsam einem aufkeimenden Mitgefühl und das riesenhafte Urzeittier versuchte, sich zu sammeln.

Denn es musste einen Weg zurück zu seiner Sippe geben.

Und was am schlimmsten war - es verstand nicht, warum sie es hier mutterseelenallein gelassen hatten.

Sicher, Franz spielte manchen dummen Dinosaurierjungenstreich, er folgte nicht immer den Alten seiner Herde, und er trug aus Rauflust sicherlich sinnlose Kämpfe mit Dreihornjungen aus, bei denen er manche böse Wunde einstecken musste. Aber er war jung und übermütig - und war all das denn ein Grund, sich einfach davonzustehlen? Und gleich alle auf einmal?

„Weisst du was?“, machte die Fellgestalt dem langen Schweigen ein Ende, „Ich habe eine Idee. Du kommst mit zu uns. Ich glaube, man kann dir trauen.“

Franz schrak aus seinen Gedanken hoch.

„Wohin willst du mich mitnehmen?“

„Na, mit zu uns, zu mir und zu meinen Brüdern und Schwestern. Wir wohnen in einem gemütlichen Bau ganz in der Nähe. Es gibt genug zu essen und einen warmen Platz zum Schlafen.“

„Aber ich passe doch nicht in deine Höhle“, lachte Franz, „da kann ich höchstens mein Schwanzende oder meinen Kopf reinstecken.“

Der Kleine legte die weiche Stirn kraus.

„Daran habe ich jetzt nicht gedacht. So ein Pech!“

Franz musterte den ihm unbekannten Wicht eine Spur eindringlicher und fühlte ein gesundes Misstrauen in sich aufsteigen. Seine Eltern hatten ihn oft vor den hinterhältigen kleinen Fleischfressern gewarnt, die sich zu Rotten zusammentaten und im Rudel auch über viel größere Pflanzenfresser herfielen. Einer von ihnen konnte nicht viel ausrichten, aber in der Herde waren sie sehr gefährlich, weil sie dann unzählige scharfe Krallen und spitze Zähne besaßen. Vielleicht wollte der Sonderling ihn in eine tödliche Falle locken.

Franz fasste blitzschnell mit seiner Klaue zu und hielt den erschrockenen Pelzling dicht vor sein Auge.

„Ich hoffe für dich, du stellst mir keine Falle. Was bist du: ein Fleisch- oder ein Pflanzenfresser?“

„Ich weiß nicht“, schlotterte der Kleine panikerfüllt. „Ich würde sagen, hauptsächlich ein Karottenfresser. Und ich stelle keine Fallen, die stellt der Jäger auf.“

„Was für ein Fresser?“, hakte Franz nach.

„Na, ein Karottenfresser eben. Hasen fressen Karotten. Und ich bin ein Hase. Ich bin viel zu klein und ängstlich, um dich zu linken. Lass mich doch bitte runter!“

„Du bist kein Fleischfresser?“, vergewisserte sich Franz noch einmal. „Keiner aus deinem Rudel?“

„Keiner“, bestätigte der Hase. „Der Fleischfresser ist der Jäger. Er ist groß und gefährlich und ganz grün.

Wenn er dir über den Weg läuft, ist es Zeit, dass du fort kommst. Er frisst dich mit Haut und Haaren.“

Franz ließ den neugewonnenen Freund los, setzte ihn behutsam auf die Erde.

„Der Tyrannosaurus! Jetzt weiß ich, was passiert ist - er hat meine Sippe aufgefressen, nur mich hat er nicht gefunden, weil ich in der Höhle geschlafen habe. Es muss mehr von diesen gemeinen Biestern hier in der Gegend geben. Aber warum nennt ihr den Tyrannosaurus Jäger?“

„Weil er ein Jäger ist“, kam die lakonische Antwort des Hasen.

„Du hast ja recht“, stimmte Franz zu. „Und was für einer! Gierig, grausam und hinterhältig ist er.“

„Aber zusammen sind wir stark“, warf sich Meister Langohr, von plötzlichem Heldenmut übermannt, in die Brust. „Meine Intelligenz und deine Stärke werden ihm den Garaus machen. Du wirst schon sehen.

Übrigens - wie heißt du eigentlich? Man muss den Namen eines Freundes doch kennen!“

„Ich heiße Franz“, sagte Franz.

„Und ich Benny“, stellte sich der Hase vor.

Der Stand der fröhlich blinzelnden Sommersonne an einem immer noch wolkenlosen Himmel teilte den beiden neugewonnenen Kameraden mit, dass es Mittags- und somit Essenszeit war.

„Komm“, lockte Benny, „gleich vorne am Waldrand sind meine Freunde und Geschwister bei unserer Höhle. Ich kenne einen Schrebergarten ganz in der Nähe, da wimmelt's nur so von Karotten. Durch den Zaun gelangt man leicht, und schon fühlst du dich wie im Paradies. Wo du hinschaust – Karotten.“

„Schmecken Karotten wie Blätter?“, fragte Franz skeptisch.

„Sie schmecken wie Karotten“, versuchte Benny zu erklären.

Er hoppelte los und schlug vor Freude riesige Haken in der Wiese, so dass Franz laut lachen musste und, vom Übermut gepackt, versuchte, es seinem kleinen Freund gleichzutun. Aber wenn zwei das gleiche machen, ist es bekanntlich nicht dasselbe.

So war die Folge des Riesenübermuts lediglich, dass Franz durch einen kräftigen Schwanzschlag einen Baum zum Umstürzen brachte und ihn erschrocken wieder in das Loch steckte, in welches derselbe gehörte.

„Mein Gott, ist das alles zerbrechlich hier“, murmelte er, während er nun artig hinter Benny hertrottete.

Bennys Familie konnte die Begeisterung für den neuen Kameraden nicht teilen und zog es vor, in umliegenden Höhlen panikartig Zuflucht zu suchen.

Benny, Spross einer weitverzweigten, fruchtbaren Hasenfamilie, fühlte seine Stunde gekommen wie nie zuvor. Er baute sich mitten auf der Wiese auf und erhob seine Stimme:

„Angsthasen, jawohl, Angsthasen seid ihr! Franz ist unser Freund! Er will mit uns Mohrrüben stehlen gehen und vielleicht sein Schwanzende zum Ausruhen in den Bau stecken. Vertraut ihm, ich gebe mein Wort!“

Misstrauisch betrachtete Franz den kleinen Redner.

„Von Stehlen hast du vorhin nichts gesagt!“

„Naja, eigentlich stehlen wir nicht, weißt du. Das ist so ein Ausdruck dafür, wenn jemand Gemüse anbaut, weil er viel größer und stärker ist als man selber, und man sich etwas davon holen darf, um nicht zu verhungern.“, wand sich Benny, unangenehm berührt.

„Also nicht stehlen?“

„Nein, nicht stehlen. Sagen wir leihen dazu. Ja, leihen ist gut.“

„Schick ihn fort!“, kreischten die anderen Hasen dazwischen. „Er wird uns fressen! Er sieht aus wie ein gefährlicher, feuerspeiender Drache.“

Benny stemmte die Pfoten in die Fellhüften.

„Und wenn ihr nicht aufpasst, sengt er euch die Schwänze an. Ihr seid albern.“

Und so, als habe er seit Jahren das Leben und die Eigennamen der großen Dinosaurier in wissenschaftlichen Büchern erforscht, sprach er mit äußerster Betonung in der Stimme:

„Franz ist ein Saurier, ein Pflanzenfresser. Genauer gesagt“, und er legte noch mehr Betonung in die nun folgende Erläuterung, „ein Masaurelius.“

„Jetzt fällt Benny vor Wichtigkeit gleich hintenüber“, spottete der kleinste Hase aus der Familie.

Franz schmunzelte.

„Ein Massopondylus, ich bin ein Massopondylus.“

Mühselig ging das Urzeittier in die Knie und legte seinen grünen Kopf auf das Gras.

„Bitte, kommt aus euren Verstecken hervor! Benny hat recht, ich tue euch wirklich nichts. Aber eure Mohrrüben, die wir uns ausleihen können, die würde ich gerne kosten. Ich habe einen Hunger!“

Die Hasen ließen noch eine gute Weile Zeit verstreichen, bevor der erste von ihnen sich zentimeterweise aus der Höhle wagte, nicht ohne innerlich mindestens zehn Stoßgebete zum großen Tiergott gesprochen zu haben mit dem zigsten heiligen Versprechen, nie mehr in fremden Schrebergärten Mohrrüben zu klauen.

Als er draußen war, wurde die Spannung in der Höhle für Minuten unerträglich. Aber nichts passierte.

Kein Todesschrei erschütterte die Landschaft, kein widerliches Schmatzen dröhnte in ihren Ohren. Ein weiterer Hase wagte den Sprung ins Ungewisse und winkte den anderen schließlich aufmunternd zu.

„Oscar lebt! Er sitzt auf dem Schwanzende dieses Drachens und schaukelt. Der Drache ist wirklich lieb.“

„Er ist kein Drache, sondern ein Masronylis“, tat sich Benny wichtig.

„Ich bin ein Massopondylus“, schmunzelte Franz.

„Sagte ich doch“, knurrte Benny.