Whalea - Laura Ventur - E-Book

Whalea E-Book

Laura Ventur

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Beschreibung

Zwei Leben, zwei Welten. Strikt voneinander getrennt und dennoch untrennbar miteinander verwoben durch die Zeit. Obwohl Rosa, Wächterin in Whalea, überzeugt ist, ihr lang gehütetes Geheimnis in den Tiefen ihrer fantastischen Dimension unauffindbar versteckt zu haben, spült das Schicksal ihr die Vergangenheit vor die Füße: Ben. Doch als der Frankfurter Banker Ben von Thalau unfreiwillig in Whalea auftaucht, stellt das nicht nur ihr Leben auf den Kopf. Denn Menschen sind in ihrer Welt strengstens verboten. Und er hat alle Hände voll zu tun, in der whaleanischen Realität nicht den Verstand zu verlieren. Für Rosa und ihre Gefährten beginnt ein beispielloser Spießrutenlauf. Sie müssen den Fremden wieder nach Hause bringen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Dafür ist Rosa bereit, alle Tabus zu brechen. Nur so kann sie ihr Geheimnis bewahren. Allerdings hat sie die Rechnung ohne Ben gemacht. Der hat ganz andere Pläne. In Anlehnung an den historischen Fall der Anna Maria Schwägelin, der letzten Hexe, die hierzulande im 18. Jahrhundert verurteilt wurde, spinnt die Autorin die Handlung aus Vergangenheit, Gegenwart und Fiktion, aus dem Diesseits und der verborgenen Dimension zu ihrem Debütroman "Whalea".

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Seitenzahl: 340

Veröffentlichungsjahr: 2021

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2. Auflage 2022

Copyright © 2021 by Laura VenturLaura Venturc/o AutorenServices.deBirkenallee 2436037 Fulda

Titelbild und Umschlaggestaltung: Jaqueline Kropmanns | www.jaqueline-kropmanns.de Illustrationen: Kai Rohde | www.illustrationen-eines-waldhamsters.de Lektorat: Mareike Fröhlich E-Book-Formatierung: Stefanie Scheurich

Alle Rechte vorbehalten.Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch nur von Teilen oder Romanfiguren, ist ausschließlich mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

»Es möchte kein Hund so länger leben!Drum hab‘ ich mich der Magie ergeben.«

Faust, Vers 376 ff., Faust, Johann Wolfgang von Goethe

Für Lukas, Greta, Elias und Adriano.Besonderer Dank geht an Herrn Dr. Wolfgang Petz, Frau Johanna Guggenberger (Mitglied der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Bad Grönenbach), Beate, Biggi, Carmen, Jens und Linda.

Inhaltsverzeichnis
PROLOG
Am Anfang war die Zuckerdose
Kapitel 1
Eine schicksalhafte Begegnung in Frankfurt
Kapitel 2
Ankunft in Whalea
Kapitel 3
Rosas Erkenntnis
Kapitel 4
Rosas Entscheidung
Kapitel 5
Der Morgen danach
Kapitel 6
Die Feuerprobe
Kapitel 7
Die erste Annäherung
Kapitel 8
Die Rückkehr der Späher
Kapitel 9
Die Katastrophe
Kapitel 10
Rosa und Benjamin Allgäu 1773
Kapitel 11
Anna Maria
Kapitel 12
Der waghalsige Fluchtplan aus Whalea
Kapitel 13
Die Entdeckung Allgäu 1774
Kapitel 14
Die List
Kapitel 15
Eine Lagebesprechung in Whalea
Kapitel 16
Allgäuer Weihnacht 1774
Kapitel 17
Der Abgrund
Kapitel 18
Die Vergeltung Allgäu 1775
Kapitel 19
Der erste Paukenschlag in Whalea
Kapitel 20
Das Wiedersehen in Hellawazzar
Kapitel 21
Der zweite Paukenschlag in Whalea
Kapitel 22
Das Zwiegespräch
Kapitel 23
Vaterfreuden Allgäu 1775
Kapitel 24
Der siebte Gefährte in Whalea
Kapitel 25
Der Almauftrieb, Whalea
Kapitel 26
Die Walpurgisnacht Brocken im Harz
Kapitel 27
Zurück nach Whalea

PROLOG

Am Anfang war die Zuckerdose

Rasmus lag faul am Ofen. Die Wärme der geizig hineingelegten Feuersteine hatte sich nicht nur wie ein Handschuh auf dessen Außenhaut gelegt, sondern auch auf seine Seele. Bis in die frühen Morgenstunden hatte er im Wald gejagt. Müde, aber zufrieden war er mit den ersten Sonnenstrahlen wieder nach Hause zurückgekehrt, hatte sich erschöpft auf seine pingelig glattgestrichene Wolldecke sinken lassen und sich anschließend ausgiebig der Körperpflege gewidmet. Den Rest des Tages hatte er verschlafen. Nun lag er dösend da und ließ im Halbdunkel der Küche die Seele baumeln.

Im Haus herrschte Stille. Wie immer, wenn Rosa nicht da war. Bis auf eine Ausnahme. Den fast komatösen Zustand seiner momentanen Glückseligkeit störten metallene Schallwellen, die plötzlich dumpf durch den Raum waberten und seine Lebensgeister langsam, aber stetig wachrüttelten. Dem zögerlichen Öffnen seiner Augen folgte das widerwillige Hochfahren seines Gehörsinns. Bewusst horchte er nun in die Küche hinein und nahm ein leises Fluchen wahr. Er kannte diese unvergleichlich helle, fast gläserne Stimme nur allzu gut.

Olivia!, schoss es ihm durch den Kopf. Es konnte nur einen Grund geben, warum sie so fluchte. Und dieser Grund trieb ihm die Energie mit aller Macht wieder in die Glieder. Rasmus kniff seine stahlblauen Augen zusammen: Dieses Miststück machte sich an der Zuckerdose zu schaffen.

Jetzt erst hob er den Kopf. Längst hatte er Olivias Position ausgemacht. Hoch oben, auf dem Küchenregal, zwischen prall gefüllten Gewürz- und Einmachgläsern hatte sie sich über die Zuckerdose hergemacht und versuchte listig, das Küchenmesser so anzusetzen, dass der Deckel durch die Hebelwirkung abspringen würde. Noch hatte sie nicht bemerkt, dass sie Rasmus dabei aus seinen Tagträumen geholt hatte. Unentwegt schimpfte sie weiter, denn das schwere Messer glitt immer wieder ab.

Rasmus grinste in sich hinein. So ein Luder. Rosa hatte am Abend vorher Vanillezucker hergestellt, während die Lichtelfe hell leuchtend auf dem unteren Regalrand über der Arbeitsplatte gesessen und dabei zugeschaut hatte, wie sie die Zuckerdose damit füllte. Die ganze Küche hatte nach Vanille gerochen. Und weil Rosa wusste, dass es nichts gab, was Lichtelfen lieber mochten als frisch zubereiteten Vanillezucker, hatte sie vorsorglich eine Glasdose mit Drehdeckel verwendet.

Aber nicht nur Lichtelfen waren hinter Vanillezucker her wie die raffgierige Zwergenart der Laguren hinter dem Edelstein. Auch Jördinkatzen konnten äußerst ungemütlich werden, wenn es um bestimmte Schleckereien ging.

Der Zucker gehört mir, dachte er und der Teil seines Gehirns, der für strategischen Angriff zuständig war, kombinierte blitzschnell. Von so einer dreisten, fliegenden Bonsai-Leuchte würde er sich diese Köstlichkeit nicht vor der Nase wegschnappen lassen.

Längst hatte Rasmus mit dem Schnurren aufgehört. Dass Olivia das in ihrem Eifer entgangen war, konnte ihm nur recht sein. So gierig und vertieft war sie in die Sache, dass sie auch vergessen hatte, ihren Lichtkegel vorsorglich auszumachen, um nicht um jeden Preis ins Auge zu fallen.

»Verfluchte Dose«, zischte sie und ihre Flügel schlugen aufgeregt. Unter der Last eines Messers, das fast größer war als sie selbst, war ihr die ungeheure Kraftanstrengung deutlich anzusehen.

Rasmus konnte sich an den Krallen einer Pfote ausrechnen, wie es weitergehen würde. Lieber wäre dieser elbische Sturkopf gestorben, als aufzugeben. Geringe Aussicht auf Erfolg? Für solche Aktionen waren waschechte Brenna-Elfen prädestiniert. Die gaben niemals auf.

Entschlossen setzte Olivia die Messerspitze nochmals unter dem Deckelrand an, bis sie einen Widerstand spürte. Sie zog ihren linken Mundwinkel nach oben und hielt einen Moment lang inne. Endlich war das Messer zwischen der Glasrille und dem Deckel eingerastet. Jetzt musste sie nur noch dieses schwere Metallding nach oben drücken und schon würde der widerspenstige Deckel wegflippen. »Komm schon«, flüsterte sie leise und ließ das finale »n« sonor weiterklingen. Mit den letzten Kraftreserven stemmte sie dabei das Messer nach oben.

»Brauchst du Hilfe, meine Liebe?«, fragte eine tiefe Stimme ganz sanft und leise. Jede Silbe des Baritons fuhr der Lichtelfe in die Glieder. Und sein mit Hingabe gerolltes »r« trieb ihr Schauer über den Rücken. Olivia verzog das Gesicht und rollte die Augen. Das Messer hielt sie unterdessen weiter fest im Griff. Keine Frage, diese vermeintlich netten Worte waren an Scheinheiligkeit wohl kaum zu überbieten. Schließlich kamen sie von einer Jördinkatze.

Deutlich konnte sie spüren, wie sie rot anlief vor Wut – nicht so sehr wegen dieses haarigen Fettsacks. Sondern weil sie ihn unterschätzt hatte. Sie hatte es zugelassen, dass er sich an sie heranschleichen, sie hinterlistig beobachten konnte – wahrscheinlich hatte ihm das auch noch ein großes Vergnügen bereitet. »Verschwinde«, zischte Olivia, »sonst ramme ich dir das Messer zwischen die Augen.«

Doch ihre Feindseligkeit entlockte Rasmus nur ein müdes Lächeln. »Dazu hast du keine Kraft mehr«, entgegnete er selbstsicher.

»Du würdest es nicht wagen, mir auch nur ein Haar zu krümmen«, zischte sie zurück, »Rosa würde dir den Kopf abreißen.«

»Mmmhhh.« Pause.

Olivia wartete unsicher auf seine Antwort. Jördinkatzen waren bekannt für ihr sprunghaftes und impulsives Wesen. Auf sie war kein Verlass.

»Es käme wohl auf einen Versuch an«, fuhr er lapidar fort, und seine Worte klangen bedächtig. Er bemerkte sehr wohl, dass das Licht der Brenna allmählich heller wurde. Seine Pupillen reagierten auf die steigende Intensität und verjüngten sich zusehends, bis seine stahlblauen Augen durch einen vertikalen, dünnen, schwarzen Schlitz in zwei Hälften geteilt wurden.

»Reg dich nicht auf«, surrte Rasmus arrogant und legte dabei ein unverschämt breites Grinsen auf. »Gleich fängst du Feuer und fackelst die Bude ab. Fragt sich, wem Rosa dann den Kopf abreißt.«

Er konnte sich diesen überheblichen Ton durchaus leisten. Schließlich war er es, der die Fäden in dieser Situation in der Hand zu halten schien. Wenn er es geschickt anstellen würde, könnte er diesem kleinen Biest ihr letztes Bubenstück heimzahlen, die Zuckerdose leeren und Olivia am Ende die Schuld in die Schuhe schieben.

Denn sie hatte bei ihm tatsächlich noch etwas im Salz liegen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie eine Feuerspinne zwischen die Lagen seiner Schmusedecke geschmuggelt. Die hatte ihm dann prompt ein Loch nicht nur in seine heiß geliebte Decke, sondern auch in sein schönes glänzendes Fell gebrannt, als er sich todmüde auf sein Schlaflager niederließ. Das Geschrei war groß gewesen und Rosa hatte alle Hände voll zu tun gehabt, um die schmerzende Brandwunde zu versorgen. Seither sann er auf Rache.

Die Elfe hatte sichtlich Mühe, ihr Temperament im Zaum zu halten. »Was willst du?«, fragte sie deutlich genervt.

»Den Vanillezucker«, säuselte der Kater mit brummender Stimme und allein dieses Wort elektrisierte ihn so sehr, dass seine Schwanzspitze, die bis dahin gespannt, aber kerzengerade nach unten gehangen hatte, begann, kleine Kreise und Achten in die Luft zu schreiben, während er oben am Regal und seitlich am Schrank festgekrallt war.

»Kannst du vergessen!«

Mit dieser Antwort hatte Rasmus gerechnet, doch er war mächtig stolz auf sich, dieses kleine Miststück derart in die Enge getrieben zu haben. Er musste nur noch zuschauen, wie ihr Zorn ein Niveau erreichen würde, das sie nicht mehr zu kontrollieren vermochte. Fupp! In einem Wimpernschlag entzündete sich die Brenna – so einfach wie ein Streichholz Feuer fängt – und brannte augenblicklich lichterloh in bläulich-orangen Farben. Dieser Punkt ging klar an ihn, wie Rasmus selbstzufrieden feststellte. Damit hatte er Olivia allerdings unter Zugzwang gesetzt. Mit letzter Kraft drückte sie das Messer nach oben, der Deckel sprang vom Glas, rollte ein kurzes Stück und fiel dann mit lautem Getöse vom Regal. Schnell ließ sie das Messer fallen, sprang mit einem Satz auf die Zuckerdose und klammerte sich daran fest.

»Na los, komm mich holen, wenn du kannst!« Die Lichtelfe brach in schrilles, schallendes Gelächter aus. Rasmus traute seinen Augen nicht – diesen Schachzug hatte er nicht kommen sehen. Die Hitze, die von ihrem kleinen Körper ausging, war so groß, dass die ersten Zuckerkristalle schmolzen. Bald würde auch das Glas zerspringen. Holzwand und Decke waren ebenfalls bereits angesengt.

»Das wirst du mir büßen, du Schlange!«, fauchte Rasmus. War er noch vor wenigen Momenten siegesgewiss davon überzeugt gewesen, die Situation zu kontrollieren, sah er jetzt seine Hoffnungen in Rauch aufgehen. Doch der zündende Einfall ließ nicht lange auf sich warten. Olivias Lachen wurde hysterisch, als sie Rasmus dabei beobachtete, wie er grimmig zum Gegenschlag ausholte. Er atmete tief ein und schleuderte der Brenna aus vollen Lungen mit solcher Wucht einen gewaltigen Luftschwall entgegen, dass nicht nur ihr Feuer mit einem Mal ausging, sondern der auch so gut wie alles wegfegte, was auf dem Regal stand.

Die bauchigen Einmachgläser rauschten direkt zu Boden, gefolgt von den längeren, zylinderförmigen. Auch das Zuckerglas und Olivia kippten im Windstoß. Entsetzt musste Rasmus mit ansehen, wie sie mit einem schrillen Schrei zu Boden rasten und das Gefäß ohrenbetäubend klirrend in tausend Scherben zerbarst. Der teilweise schon flüssige Zucker erkaltete augenblicklich und klebte am Holzfußboden fest, die verbliebenen Zuckerkristalle verteilten sich in alle Himmelsrichtungen wie Hühner auf dem Marktplatz.

»Olivia«, rief der Kater besorgt von oben herab, »bist du verletzt?« Nicht auszudenken, was Rosa ihm vorgehalten hätte, wäre ihr etwas zugestoßen.

Die Lichtelfe richtete sich nur ganz allmählich auf und kam zum Sitzen. »War das ein Schlag«, ächzte sie und hielt sich ungläubig die Stirn. Fassungslos starrte sie auf das Trümmerfeld um sich herum. Die süße Schleckerei war verloren. »Auweia, das gibt Ärger.« Vorwurfsvoll schaute sie nach oben, wo Rasmus immer noch festgekrallt in der Luft hing. »Alles deine Schuld, du haariger Holzkopf!«, schrie sie wütend hinauf. »Hättest du mich in Ruhe gelassen, wäre das alles nicht passiert.«

»Ganz offensichtlich bist du wohlauf«, kam prompt die Antwort von oben. »Dein Schandmaul ist jedenfalls noch voll funktionsfähig.« Mit einem Satz sprang er von oben herab genau vor die Lichtelfe, die mittlerweile wie eine Salzsäule dastand und zu ihm aufblickte. Dann senkte Rasmus langsam den Kopf und verlagerte sein Körpergewicht dabei auf die Vorderpfoten, sodass die Schulterblätter auf dem Rücken spitz herausragten.

»Komm her«, fauchte er leise, »lass uns wieder Freunde sein. Ich drück dich an meine Brust, dass es kracht!« Im Zeitlupentempo folgte er dabei der Elfe, die sich bereits zum geordneten Rückzug entschlossen hatte und unsicher einen Fuß hinter den anderen setzte. Sie hatte den Bogen überspannt, das wollte er ihr nicht durchgehen lassen.

Und das hatte Olivia verstanden – es wurde verdammt eng für sie. Jetzt konnte nur noch ein Unterschlupf helfen, an den ihr Gegner nicht herankam. Dort könnte sie ausharren, bis Rosa zurückkommen würde. Aus den Augenwinkeln sah sie die Küchenanrichte, die auf Holzfüßen stand. Darunter war Platz genug für sie, auch wenn sie dort nicht aufrecht stehen konnte. Ihr Gegenspieler indes hätte Mühe, sie mit seinen großen Tatzen dort herauszupulen. Sie fackelte nicht lange. Blitzschnell flog sie unter das Möbelstück, Rasmus folgte ihr wie ein Schatten.

»Das wird dir auch nicht helfen. Ich reiß dir die Flügel einzeln aus, sobald ich dich in meine Krallen bekomme«. Er lugte unter die Küchenanrichte und Olivia konnte seinen Blick auf ihr deutlich spüren. Rasmus würde wohl erst Ruhe geben, wenn er sie in tausend Stücke gerissen hätte.

Rückwärts und vornübergebeugt bewegte sie sich im dunklen Schatten der Möbelunterseite zum anderen Ende der Anrichte. Aus dem Augenwinkel sah sie die Terrassentür offen stehen. Im Freien hätte sie wesentlich mehr Chancen, diesem wildgewordenen Kater zu entkommen und zu warten, bis er bei der Jagd wieder Herr seines Testosteronschubs geworden wäre.

Rosa hätte anschließend die Versöhnungszeremonie übernehmen können, denn diese Katzenart war nachtragend. Die Gefahren, die sonst noch da draußen lauerten, waren für sie sicherlich zu meistern. Dazu musste sie nur ihren Lichtkegel ausschalten. In der Dämmerung wäre sie praktisch nicht auszumachen. So könnte sie sich auf die Suche nach einem Unterschlupf machen, vielleicht ein Erdloch oder eine kleine Höhle in einem Baumstamm. Zur Not hätte sie uneinsichtige Bewohner kurzerhand ausquartiert.

Die Entscheidung, einen Fluchtversuch zu wagen, war augenblicklich getroffen. Wortlos trat sie aus dem Schatten der Anrichte heraus und begann mit einem entschlossenen Sprung den rettenden Flug zur Terrassentür.

Rasmus indes hatte diesen Schachzug schon lange vorausgesehen. Die einzige Möglichkeit, dieses niederträchtige Biest in die Krallen zu bekommen, war, sie aus dem Raum herauszulassen. In der Küche gab es zu viele Schlupflöcher für das kleine fliegende Ding. Und die Kücheneinrichtung wollte er nicht auseinandernehmen – er scheute die Konfrontation mit Rosa. Da draußen hatte er schon eher eine Chance, sich zu rächen. Vor allem, weil er schneller laufen als sie fliegen konnte. Ein ausgezeichneter Kletterer war er obendrein.

Und mit Olivias Flucht aus der Küche ging sein Plan voll auf. Aus dem Stand schnellte er hinter der Lichtelfe her, hinaus in die kühle Abendluft und in die Dämmerung, die sich allmählich über Whalea niedersenkte. Die Jagd hatte begonnen.

Kapitel 1

Eine schicksalhafte Begegnung in Frankfurt

Dummes Menschenvolk«, grummelte Rosa leise vor sich hin, während sie ein wenig schwerfällig die Stufen der Straßenbahn hinabstieg und sich dabei zur Sicherheit am seitlichen Haltegriff festhielt. Das Alter hatte sie schrumpfen lassen, ihr Rücken war ein wenig gebeugt, die langen, grauen Haare hatte sie streng zurückgekämmt und hochgesteckt. Nicht geschrumpft war ihr Selbstbewusstsein. Dass ihr manche Arroganz vorwarfen, war ihr egal. Durch ihre Erfahrung und ihre Stellung zählte sie sich selbst zu den Resoluten, zu den Machern. Nicht den Verzagten, sondern den Mutigen gehörte die Welt – eine Meinung, die sie nach außen hin sichtbar darstellte.

Ein leichter Groll stieg in ihr hoch, als sie sich durch die Menschentraube vor der Straßenbahn kämpfte, die wie eine Wand vor dem Einstieg stand, um schnellstmöglich hineinzukommen. Dabei war sie es gewohnt, gegen Widerstände anzurennen.

Die werden es nie lernen, dachte sie. Als ob es da drinnen etwas umsonst gäbe. Nach all den Jahren in dieser Stadt war ihr die körperliche Nähe der Menschen immer noch unangenehm. Bevor sie weiterging, zupfte sie ihren abgetragenen Mantel wieder zurecht und strich sich ihre Frisur glatt, die in dem Gedrängel ein wenig Schaden genommen hatte. Dann streifte sie sich die altmodische Tasche wieder über ihren angewinkelten Unterarm und setzte ihren Marsch fort. Sie war müde und hatte nach diesem langen Tag das starke Bedürfnis, nach Hause zu kommen, um sich auszuruhen.

Dass sie in die Jahre gekommen war, konnte sie vor sich selbst mit vernünftigen Argumenten nicht mehr abstreiten. Dabei hatte sie früher anstrengende Tage wie diesen mühelos wegstecken können. Doch heute wollte sie nur noch ihre Füße hochlegen bei einer dampfenden Kräutermischung mit einem großen Löffel des herrlich duftenden Vanillezuckers, den sie just am Vorabend zubereitet und auf das hohe Küchenregal gestellt hatte.

Allein der Gedanke an diese Zeit der Ruhe und der Besinnlichkeit ließ sie mit schnellem Schritt gehen. Zuhause – das war für sie mehr als nur die vier Wände, die sie vor Regen und Kälte schützten; Zuhause, das war für sie die Oase der Glückseligkeit, die Ruheinsel, die weit weg war vom Getümmel und Gewusel in der Menschenwelt.

Wie so oft ließ sie ihren Blick auch an diesem Abend über die Zeitungen und Zeitschriften schweifen, die an den Außenwänden von Ronnys Kiosk hingen. Jedes Mal drängte sich ihr der Verdacht auf, dass er sie mit einer Wasserwaage aufgehängt haben musste, so perfekt linear waren die gedruckten Papierwerke angebracht. Ronny war eine verkrachte Existenz, der sein Leben nur in den Griff bekommen hatte, weil Rosa ihn unter ihre Fittiche genommen hatte. In tiefer Dankbarkeit grüßte er sie, wenn sie dort vorbeieilte. Und sie schenkte ihm dafür ein kurzes Lächeln. Mehr, dessen war sich Ronny bewusst, konnte er von ihr nicht erwarten. Und mehr wollte er auch nicht. Also stand er jeden Abend an der offenen Kiosktür und wartete darauf, dass sie vorbeiging.

Dieses Mal allerdings blieb sie stehen, um zu lesen, denn eine dicke Schlagzeile des Abendkurier erregte ihre Aufmerksamkeit. Drei Arbeiter in der Kanalisation verschwunden, hieß es da. Rosas Blick klebte an den Buchstaben. Und darunter hieß es weiter: Fieberhafte Suche nach den Vermissten.

Ronny traute seinen Augen nicht – sie war nicht vorbeigelaufen. Stumm blickte er zu ihr herüber. Dann trat er an sie heran. »Wenn du willst, kannst du die Zeitung mitnehmen«, sagte er mit schnörkellosem Ton. Ein wenig unbeholfen versuchte er dabei, seine Gefühle für sie zu verbergen. Schließlich wusste er nur allzu gut, dass ihr solche Art von Sentimentalität verhasst war und dass sie keine Dankbarkeit erwartete, sondern bloß, dass er sein Leben selbst in die Hand nahm. Mehr nicht.

Mit Gefühlen der Menschen wollte sie nichts zu tun haben. Das hatte sie ihm nie gesagt, doch Ronny spürte ihre Unnahbarkeit. Das musste er akzeptieren, auch wenn ihm anders zumute war. Sie schaute ihn an, wortlos und mit Augen, die ihm ihre Besorgnis verrieten. Dann nickte sie. Der Kioskbesitzer war ein einfach gestrickter Mann. Aber er verstand sie, auch ohne große Worte. Also nahm er die mit Wäscheklammern befestigte Zeitung herunter und reichte sie ihr. Rosa nickte wieder und Ronny fühlte eine tiefe Befriedigung. Es war ihre Art, sich zu bedanken. Grußlos wandte sie sich ab und ging weiter.

Während sie die Zeitung zum Handtaschenformat zusammenfaltete, verwarf sie jeden weiteren Gedanken an den Artikel. Den würde sie später lesen. Jetzt wollte sie nur nach Hause und hastete durch die belebten Straßen. Gerade, als sie einen Fuß auf den Zebrastreifen der Börsenstraße gesetzt hatte, rissen sie quietschende Reifen und lautes Hupen aus ihrer Gedankenwelt.

»Pass doch auf, wo du hingehst!«, blökte der junge Fahrer, der seinen Kopf aus dem Fenster streckte.

»Was fällt Ihnen ein, Sie Flegel?«, rief Rosa zurück. »Sie hätten mich beinahe überfahren! Sind Sie blind? Ich befinde mich auf einem Zebrastreifen!«

»Das sehe ich wohl, junge Dame«, erwiderte der Mann sarkastisch, wobei sein unverschämtes Grinsen die weißgebleichten Zähne entblößte.

Die Alte kam ihm gerade recht. Nicht nur, dass er sich im Büro mit bockigen Kollegen herumstreiten musste. Jetzt wollte ihm auch noch diese renitente Oma das Leben schwermachen. Sein Bedarf an Ignoranz war für diesen Tag gedeckt, wie er fand. »Kann es sein, dass die Optik der Gnädigsten ein wenig nachgelassen hat oder warum sehen Euer Hochwohlgeboren nicht, dass die dreiarmige Straßenfunzel da vorne rot leuchtet?«

Ungläubig starrte sie auf die Fußgängerampel. Sie war tatsächlich rot. Rosas Miene verfinsterte sich. »Rüpel«, polterte sie los, »das gibt Ihnen nicht das Recht, mich so zu erschrecken!«

Einen Moment lang sah sie dem jungen Fahrer noch tief in die Augen, die wohlgeformt aus einem braungebrannten, irgendwie vertrauten Bilderbuchgesicht hervorstachen und so grün wie Jade waren. Mit langen, dichten Wimpern. Es war dieser bewusste Blick in die Augen des Fremden, der einen Sturm der Gefühle in Rosa entfesselte. Ihr Herz pochte plötzlich so heftig, dass sie es bis in die Schläfen fühlte – ein Klopfen, zu laut, um es zu überhören. Es war die Erinnerung, die ungestüm und anmaßend an ihre Tür trommelte. Weil sie mit aller Macht herauswollte aus dem Verlies, in das Rosa sie einst verbannt hatte. Weggesperrt für die Ewigkeit. Meinte sie jedenfalls.

Sie presste ihre Lippen zusammen und schluckte. Dabei konnte sie es kaum fassen – ein einziger Augenblick hatte einen gnadenlosen Krieg in ihr entfesselt, den sie im Traum nicht für möglich gehalten hätte. Grausam und ohne Mitleid kämpfte sie das nieder, was die Erinnerung ihr in diesem Moment zurückgeben wollte. Mit solcher Willenskraft und Brutalität, dass der Zugang zu ihrer Vergangenheit gleich wieder verschlossen wurde.

Also warf sie dem frechen Kerl hinter dem Steuer einen letzten giftigen Blick zu und setzte sich wieder in Bewegung. Doch schon beim ersten Schritt beschloss sie, diesem geleckten Würstchen in seinem marsroten Sportwagen eine Lektion zu erteilen – dafür, dass er frech gewesen war. Und dafür, dass er sie für einen Moment hatte straucheln lassen.

Der soll mich kennenlernen, dachte sie. Sie ging ein paar Schritte, stellte sich vor seinen Wagen und verharrte einen Augenblick, bevor ihre gebeugte Gestalt mächtig ausholte und mit aller Kraft die Handtasche wütend auf die hochglanzpolierte Motorhaube donnerte. Dann blieb sie den Hauch einer Sekunde stehen und blickte herausfordernd in sein verdutztes Gesicht. »Unterstehen Sie sich, mir noch einmal so einen Schreck einzujagen«, zischte sie bedrohlich und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn. »Sie können froh sein, dass Sie heil davongekommen sind. Das nächste Mal werden Sie Ihr blaues Wunder erleben!«

Eilig setzte sie ihren Weg nach Hause fort und kümmerte sich nicht darum, dass der überrumpelte junge Mann ihr etwas hinterherrief. Mehrmals wechselte sie noch die Straßenseiten, bog mal rechts, mal links ab, durchquerte einen kleinen Park, bis sie endlich vor der ramponierten Eingangstür ihres Mietshauses stand – ein Nachkriegsbau des vorigen Jahrhunderts, der schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Entnervt kramte sie nach dem Hausschlüssel. Diese unsäglichen Taschen waren wie schwarze Löcher. »Man schmeißt was rein und findet es nie wieder. Stattdessen könnte man in diesen unendlichen Weiten ebenso gut einer Schrankwand oder einer Gurke begegnen«, frotzelte sie.

Und je länger sie suchte, desto zorniger wurde sie. Das würde mir gerade noch fehlen, kam es ihr in den Sinn, dass ich meinen Schlüssel verloren habe. Während sie leise vor sich hin schimpfte, trat der ältere Herr neben sie, der in der Zwei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock wohnte.

Wortlos öffnete er die Tür und hielt sie für Rosa auf. Sie nickte lächelnd. »Danke«, sagte sie kaum hörbar. Der Mann erwiderte freundlich ihren Blick und jeder ging seiner Wege.

* * *

Ben konnte es kaum glauben. Diese schrullige Alte hatte ihn vorgeführt. Und sein Auto demoliert. Einfach so, vor allen Leuten. Am Ende hatte sie ihn stehen lassen wie einen Deppen. Dass er ihr hinterhergebrüllt hatte, sie solle warten, damit er ihre Adresse aufnehmen könne, hatte sie völlig ignoriert. Noch nicht einmal herumgedreht hatte sie sich. Das wollte er sich nicht gefallen lassen.

Allerdings musste er sich überraschenderweise eingestehen, dass ihn ihr Auftritt mächtig beeindruckt hatte. Wann traf man denn schon auf solch streitbare Seniorinnen? Ob sie verheiratet war? Was musste ihr Mann wohl ertragen, wenn er so einen Hausdrachen zu Hause hatte? Er gab es ungern vor sich selbst zu, aber die Alte hatte ihm seinen Respekt abgenötigt. Andersherum war das offensichtlich nicht der Fall. Denn respektloser war eine Frau mit ihm bis zu diesem Tag nie umgegangen.

Schließlich konnte er mit seinem Augenaufschlag jede um den Finger wickeln. Ob jung oder alt, die Damenwelt lag ihm zu Füßen. Bisher jedenfalls. Niemand hatte jemals mehr als diese Alte an seinem Ego gekratzt, von dem seine Freundinnen meinten, dass es irgendwo zwischen George Clooney und Clark Gable liege. Ein wenig geschmeichelt fühlte er sich bei einem derartigen Vergleich schon.

Erfolgsverwöhnter Mittdreißiger, braun gebrannt, Designer-Klamotten, Porsche vor der Haustüre, ein durchdringender Blick, weltmännischer Charme und bestechend gute Manieren, wenn es darauf ankam – Ben bediente alle gängigen Klischees aus der Rubrik »jung, dynamisch, erfolgreich« mit solcher Hingabe, dass er genau wusste, welche Wirkung er speziell auf seine weiblichen Mitmenschen hatte.

»Na warte, so leicht kommst du mir nicht davon«, knurrte er und zischte dabei jede einzelne Silbe durch seine zusammengebissenen Zähne. Von dieser Schreckschraube wollte er sich den Schneid nicht abkaufen lassen. Den angerichteten Schaden auf der Motorhaube wollte er sich von ihr ersetzen lassen. »Ich kann schneller laufen als du!«

Unter den verdutzten Blicken derer, die die atemberaubende Szene als unbeteiligte Zuschauer mitverfolgt hatten, parkte er sein lädiertes Auto in Windeseile am Straßenrand und ignorierte dabei das absolute Halteverbot geflissentlich. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, dachte er bei sich. Jetzt musste er sich beeilen, wenn er sie nicht verlieren wollte. Ein älterer Herr stellte sich plötzlich mit seinem Pudel in den Weg. »Ich habe alles gesehen«, beteuerte er aufgeregt.

»Dann tun Sie mir bitte einen Gefallen und klemmen Ihre Adresse unter meinen Scheibenwischer.«

Der Mann nickte verständnisvoll.

»Vielen Dank«, rief er ihm im Laufen noch zu. Es fiel Ben nicht schwer, Rosas Spur zu folgen, obwohl sie einen gehörigen Vorsprung hatte. Im Laufschritt eilte er durch die Straßen. Wahrscheinlich hegte sie noch nicht einmal einen Verdacht, dass er sich an ihre Fersen geheftet haben könnte. Behände sprang er der zufallenden Haustür entgegen, steckte seinen Kopf hindurch und versuchte festzustellen, in welchem Stock Rosa wohnte, während er den Geräuschen im Hausflur lauschte.

Treppensteigen. Tür aufschließen. Eine Wohnungstür fiel hörbar ins Schloss. Weiteres Treppensteigen. Wieder Türe aufschließen. Er wartete. Doch ein zweites Schließgeräusch blieb aus. Ben stutzte.

»Zweiter oder dritter Stock, würde ich mal sagen«, mutmaßte er und begann den Aufstieg. Im Treppenhaus herrschte Totenstille. Irgendwann ging das Licht aus. Er suchte an den beiden Haustüren im zweiten Stock nach Namensschildern. So als ob er wüsste, welcher Name ihm die richtige Tür weisen würde.

Fehlanzeige. Unter den jeweiligen Klingeln fand er kaum Lesbares handschriftlich hingeschmiert, sodass er bei den schlechten Lichtverhältnissen noch nicht einmal die Buchstaben richtig erkennen konnte. Doch bevor Ben nach dem Lichtschalter greifen konnte, bemerkte er einen schwachen Schimmer, der aus dem Stockwerk über ihm in das Treppenhaus fiel.

Neugierig setzte er den Aufstieg weiter fort und stand bald vor einer Wohnungstür, die einen Spalt offenstand.

Das musste das Appartement sein, das er suchte. Schließlich traute er der Alten ohne Weiteres zu, ihren Eingang aus reiner Schusseligkeit offenzulassen. Nun begriff er auch, warum er das Schließen der zweiten Wohnungstür nicht gehört hatte. Er lauschte einen Moment und fragte sich dabei etwas unschlüssig, wie er weiter vorgehen sollte. Zweifel überkamen ihn. Warum stand die Tür überhaupt offen? Hatte die Alte womöglich doch bemerkt, dass er ihr gefolgt war? Sollte er nicht lieber klingeln? Oder einfach eintreten und nach ihr rufen?

Ben beschlich ein ungutes Gefühl. Vorsichtig berührten seine Fingerkuppen die Tür und drückten sie sanft auf. Gedämpftes Licht färbte den Raum orange ein. Der Geruch von moosbedecktem Waldboden kam ihm entgegen. Räucherstäbchen mit Waldgeruch?, fragte er sich erstaunt und zog die Augenbrauen hoch. Ratlos stand er nun im Flur. Was er sah, verwunderte ihn. Denn er sah – nichts.

Der Flur war komplett leer. Kein Möbelstück, keine Kleiderhaken, an denen man normalerweise seinen Mantel aufhängte und wo man seine Tasche oder seinen Schirm abstellte. Auch keine Schuhe, keinen Schlüsselaufhänger, noch nicht einmal eine Lampe hing an der Decke. Zu seiner Rechten befand sich eine geschlossene Zimmertür, ebenso wie zu seiner Linken. Die schrecklich verschnörkelte und kitschige Tapete mit dem 70er-Jahre-Touch eines missratenen LSD-Trips wurde durch spärliches Licht aus dem Raum beleuchtet, der direkt vor ihm lag.

»Hallo«, rief er etwas zaghaft in die gespenstische Stille der Wohnung. »Ist da jemand?«

Keine Antwort. Unsicher ging er zurück zum Ausgang, blieb jedoch auf der Türschwelle stehen. Er überlegte. Wenn er jetzt ginge, würde er wahrscheinlich auf dem Schaden an seinem Boliden sitzenbleiben. Auf der anderen Seite fragte er sich angesichts der mehr als bescheidenen Wohnungseinrichtung und der eher schäbigen Kleidung der Alten, ob er überhaupt jemals einen Cent sehen würde. Eine Versicherung, das konnte er sich ausrechnen, würde sie wohl nicht haben. Und vor allem – war er überhaupt in der richtigen Wohnung?

Beherzt drehte er sich um, schloss die Haustür hinter sich und betrat den dürftig beleuchteten Raum. Er stand in der Küche. Erstaunt bemerkte er, dass es der offene Kühlschrank war, der gerade Licht spendete. Schnell wanderten seine Augen weiter. Ein Herd stand in der Nähe des abgedunkelten Fensters. Ebenso wie die Anrichte direkt neben der Tür schien auch der ein Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen. Vor dem Fenster auf dem Tisch stand neben einer Öllampe eine Damenhandtasche. Ben erkannte das alte Ding sofort. War er hier also doch richtig. Auf der Spüle lag eine Ausgabe des Abendkurier. Die großen Buchstaben der Schlagzeile auf Seite eins, die das Verschwinden von drei Kanalarbeitern verkündete, konnte er noch gut erkennen.

Er ließ seinen Blick weiter durch den Raum wandern. Kein Bild hing an den Wänden, kein Regal, kein Hängeschrank. Hätte es nicht eine Tapete gegeben, die dem Zimmer ein winziges Quäntchen Wohnlichkeit verlieh, wären die Wände völlig nackt gewesen. Wie vorher im Flur ragte auch in der Küche ein kahles Elektrokabel aus der Decke. Er stutzte. Benutzte diese schrullige Schabracke etwa die Öllampe als Lichtquelle? Aber auch diese Hypothese passte in das Bild, das sich Ben von dieser Frau gemacht hatte: eine verschrobene Alte, die man wahrscheinlich im Mittelalter als Hexe verbrannt hätte.

Und der Kühlschrank, weiß, ausladend und riesengroß. Mit dem morbiden Charme eines amerikanischen Eisschranks aus den 50er Jahren. Warum steht der überhaupt offen?, fragte er sich. Ein wenig mutete er wie ein riesiges, offenes Maul an, fand Ben. Sein neugieriger Blick fiel direkt auf die einzige, leere Ablage, die sich ganz unten befand, und während er sich noch wunderte, warum keine Lebensmittel darin zu finden waren, näherte er sich dem alten Kasten immer weiter. Freiwillig tat er das nicht. Es war, als ob ihn ein Sog gepackt hätte, dem er nicht entrinnen konnte.

Und je näher er dem Gerät kam, desto unwohler fühlte er sich. Bens innere Stimme mahnte ihn zur Vorsicht. Diese menschenleere und dunkle Wohnung, dieser seltsame Kühlschrank, den er ständig anglotzen musste – und von dem er sich magisch angezogen fühlte. Ihn packte das Grausen. Hier stimmte etwas nicht. Erst jetzt fiel ihm auf, wie seine Muskeln arbeiteten und dass er sich aktiv gegen eine Kraft stemmte, die von diesem sonderbaren Kühlschrank auszugehen schien. Vor allem aber kroch ihm die Angst bis ins Mark.

Denn obwohl er selbst keinen einzigen Schritt tat, bewegte er sich unaufhaltsam, wie von Geisterhand geschoben, auf das Riesenmaul des Eisschranks zu. Konnte es sein, dass ihn das gruselige Ding verschlingen wollte? Es war, als ob sich der Schlund der Hölle aufgetan hätte, um ihn wie eine Schmeißfliege einzusaugen in ihre unendlich widerwärtigen Tiefen. Für alle Ewigkeit. Immer weiter zog es ihn hin zum Kühlschrank. Woher kam diese Kraft, die ihn gepackt hatte und ihn umschlungen hielt wie die Klauen eines Greifs?

Sein durchtrainierter Körper legte sich mächtig ins Zeug und mittlerweile stemmte er sich an der Geräteöffnung mit Händen und Füßen verzweifelt dagegen. Alles an ihm flatterte wild: Haare, Hosen, Hemd und Krawatte, Sakko. Tosend und laut war diese Gewalt, die mit Macht nach ihm griff. Das Scheppern und Klappern der Teller und Gläser in der Anrichte war nicht zu überhören. Er brüllte sich seine Angst aus dem Leib, seine Panik, sein Entsetzen. Gab es denn niemanden, der ihn hören konnte, bevor der Höllenfürst endgültig nach ihm greifen würde? Vergeblich. Denn auch der Schall seiner Stimme wurde direkt eingesogen. Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Ben wusste, dass es keinen anderen Weg gab, als im dröhnenden und rauschenden Sturm jäh aus der Küche zu verschwinden. Und niemand, wirklich niemand würde nach ihm suchen.

Kapitel 2

Ankunft in Whalea

Es war der intensive Geruch nach Vanille, der Ben in die Nase stieg und ihn wie ein Riechsalz aus seiner Bewusstlosigkeit holte. Er musste sich mächtig anstrengen, um die schweren Augenlider zu bewegen, und es dauerte ein paar Sekunden, bis er seine fünf Sinne wieder beisammenhatte. Mit geöffneten Augen lag er eine gefühlte Ewigkeit auf dem harten Holzdielenboden, starrte an die Decke und ließ seine Gedanken kommen und gehen. Diese Umgebung kannte er nicht. Wo war er also? Und vor allem: Was war passiert?

Ohne seinen Kopf zu bewegen, ließ er seine Augen nach links und rechts wandern. Schwache Sonnenstrahlen fluteten durch die Ritzen der halb geschlossenen Fensterläden, zerschnitten den unheilvollen Raum in dicke, senkrechte Scheiben und warfen schließlich schmale, goldene Streifen auf die Rundungen der mächtigen Naturstämme, aus denen die Wände gemacht waren. Das Muster erinnerte ihn an sich windende Schlangen. Regale an der Wand, Einmachgläser, einige davon umgefallen. Hängeschränke, Kupferpfannen, die an Haken festgemacht von der Decke herunterhingen, Kochlöffel aus Holz, ein Metallkorb prall gefüllt mit Karotten und Kartoffeln.

Und dann dieser Vanilleduft. Als Ben sich aufrichten wollte, entfuhr ihm ein lautes Stöhnen. Alle Knochen taten ihm weh und seine Ohren dröhnten. Er stützte seinen Oberkörper kurz auf seine Hände und fühlte dabei den körnigen Boden. Mit Mühe stand er jetzt auf den Beinen und klopfte sich die Handflächen und die Kleidung ab. Von irgendwo her kam ein matter Lichtschein.

Schon wieder ein Kühlschrank? Ben bekam Gänsehaut, als er sich an den Riesenschlund erinnerte. Wie lange er wohl dort auf dem Boden gelegen hatte? Er schaute auf seine Uhr: Fünf nach sieben. Der Sekundenzeiger stand still. Das musste die Zeit gewesen sein, als er verschluckt wurde. Ben verzog den Mund und brummte. Außer der Erkenntnis, dass seine Uhr ihren Geist aufgegeben hatte, war er so schlau wie vorher.

Doch es war nicht nur die Erinnerung an seine Begegnung mit dem teuflischen Kühlgerät, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sein Blick war nämlich auf den Brotschrank gefallen, dessen große Tür sperrangelweit offenstand und aus dem ein eiskalter Wind herauswehte. Zögerlich näherte er sich ein paar Schritte und vernahm einen markerschütternden Basston, der ihm entgegenkam. Der musste der Grund für sein Ohrensausen sein. Entschlossen schlug er die knarrende Tür zu. Genau dort musste er herausgefallen sein.

»Nicht noch mal so einen Höllentrip«, murmelte er und schaute sich weiter um. Scherben auf dem Boden, Zucker weitflächig verstreut. Kochgeschirr stand hier und da herum, Teller und Tassen, geflochtene Körbe in der Ecke.

Neben dem gusseisernen Ofen lag eine sorgfältig ausgebreitete Decke. Daran schlossen sich die grob aus Holz geschlagene Eckbank und der mächtige Küchentisch an, auf dem eine leere große Holzschale stand. Die schweren Stühle und Hocker waren mit Tierfellen ausgekleidet, ebenso die Sitzfläche der Bank.

Ketten und Seile hingen von der Decke, teilweise baumelte Essbares daran: Schinken, Würste, Kräuterbüschel. Solch eine Küche, da war sich Ben sicher, hatte er im Leben noch nicht gesehen – rudimentär und ohne ein einziges Elektrogerät. Das entspannte ihn deutlich, trotz der Situation. So jedenfalls konnte er nicht wieder von so einem tückischen Teil gefressen werden.

»Es würde mich nicht wundern, wenn ich in den Karpaten gelandet wäre – in der Hütte des Butlers von Graf Dracula«, flachste er zynisch. Auch wenn er die Worte leise vor sich hingesprochen hatte, allein die Idee und die beklemmende Atmosphäre des Raumes ließen ihn erschaudern. Wo, zum Teufel, war er gelandet? Die rustikalen Stämme ließen ihn vermuten, dass es sich um eine Blockhütte handelte. Aber wo? In den Alpen? In Kanada? War er gar tot und befand sich im Limbus? Für einen Moment hielt er inne, um zu lauschen.

Anscheinend war niemand zu Hause. Die einzigen Geräusche, die er hören konnte, kamen eindeutig von außerhalb. Den Mut, die geschlossene Tür neben dem Brotschrank zu öffnen, hatte er nicht. Was, wenn sich dahinter eine Wüste befand und er an der kleistrigen Zunge einer hausgroßen Sandechse kleben bleiben würde, die nach ihm schnellte und ihn für immer in ihren Schlund ziehen würde? Stattdessen entschloss er sich kurzerhand, einen Blick nach draußen zu werfen. Zaghaft öffnete er die angelehnten Fensterläden der Terrassentür und trat ins Freie.

Der intensive Waldbodengeruch war ihm mittlerweile vertraut, dennoch wunderte er sich darüber. Vor ihm lag eine Lichtung, grasbedeckt, mit flachen Sträuchern und verschiedenen Blumen mit großen Blütenblättern, die in kräftigen Farben leuchteten. Dazwischen standen einige Apfelbäume mit ausladender Baumkrone. Ein dichter, hochgewachsener Wald schloss sich an. Der eine oder andere Lichtstrahl des Sonnenuntergangs verirrte sich in das Unterholz und tauchte die aufsteigenden Dunstschleier über dem Boden der Lichtung in einen rötlichen Schein. Vogelzwitschern – zumindest hielt er es dafür – drang aus dem Forst, vermischt mit Lauten, die er bis dahin nie gehört hatte.

Ben hatte normalerweise kein Auge für die Schönheiten der Natur. Aber diese Szenerie im Abendlicht der untergehenden Sonne erreichte sein Innerstes. Zwar stellte er emotionslos fest, dass er – bis auf die Apfelbäume – weder die Baumarten noch sonstige Flora erkannte, die sich vor ihm ausbreitete. Und er wagte es schon gar nicht, sich auszumalen, welchen Tieren die unbekannten Laute zuzuordnen seien. Nur die in einigen großen Pflanzkübeln wachsenden Rosen auf der Terrasse vermochte er auf Anhieb zweifelsfrei zu identifizieren. Schließlich hatte er die im Blumenladen seines Vertrauens oft genug ausgesucht und verschenkt. Doch trotz seiner spärlichen Kenntnisse von Grünzeug und sonstigem Getier, eines konnte er mit Sicherheit sagen: An einem solchen Ort war er nie gewesen.

Da stand er nun und zog Bilanz der letzten Stunde. Was passiert war, konnte er nicht einordnen. Wo er war, wusste er nicht. Ebenso hatte er keine Ahnung, wie es weitergehen würde – einfach ausgedrückt: Seine Lage war trostlos. Er atmete tief ein und erlaubte sich, die innere Anspannung für diesen Moment einfach loszulassen. Sein Blick schweifte über die Landschaft und er genoss den unerwarteten, aber wohltuenden Augenblick der Ruhe, geistesabwesend und irgendwie dankbar, dass er trotz allem am Leben war.

Bis ihn Stimmen aus seinem Traumkokon holten. Er lauschte aufmerksam. Sie schienen aus dem Wald zu kommen. Worte konnte er nicht verstehen, dazu waren sie zu weit weg. Was er allerdings sicher einordnen konnte, war der Tonfall. Und der klang nicht sehr freundlich. Die kakophonisch zänkischen Stimmen kamen rasch näher, als Ben eine dritte Stimme ausmachen konnte. Die jedoch kam ihm bekannt vor. Er stutzte. Da trat auch schon eine Gestalt aus dem Schatten des Waldes.

Ein kurzer Blick genügte, die Silhouette erkannte Ben sofort, ohne zweimal hinschauen zu müssen. Zuerst wollte er seinem Impuls folgen und sich verstecken. Zeigen konnte er sich anschließend immer noch. Doch die Szene, die er beobachtete, war so bizarr, dass er seine Augen nicht abwenden konnte. Denn da kam ihm die Alte entgegen, in der Rechten hielt sie ein zappelndes Etwas hoch, das schwach leuchtete und wüste Beschimpfungen ausstieß. Die galten ganz offensichtlich dieser Riesenkatze, die neben ihr her trottete – und die vor Zorn schäumte. Das allein war spektakulär genug. Aber die Tatsache, dass der katzenartige Vierbeiner wohl auch Töne von sich gab, die in Bens Ohr zu Wörtern verschmolzen, verschlug ihm den Atem. Er blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete völlig überwältigt die seltsame Szene.

»Der behaarte Muskelprotz da wollte mich fressen! Mich! Komm her, du Feigling, ich brenn dir ein paar Löcher in deinen verlausten Pelz«, schrie das Wesen, während es am Haken der Alten hing, zornig mit den Beinen strampelte und die Fäuste schwingen ließ. Die Riesenkatze schwieg. Jedes Wort hätte beide wohl tiefer hineingeritten. Stattdessen lief sie stumm neben ihr her, schluckte ihren Zorn hinunter und fixierte nervös den Boden.

»Schluss jetzt«, zischte Rosa. »Wer weiß, was sonst passiert wäre, hätte mich Silas nicht rechtzeitig gewarnt. So etwas hätte ich dem Hexenrat verdammt noch mal niemals erklären können!«, fuhr sie fort, ein paar Dezibel lauter als vorher, und dabei zeigte sie keinerlei Tendenzen, ihre Wut zu verstecken. »Die Küche ist ein Schlachtfeld. Ich hätte nicht übel Lust, euch beide alles bis zur letzten Scherbe auflecken zu lassen. Halt endlich still, du zappeliges Ding. Sonst muss ich mir wirklich ernsthaft überlegen, mir eine neue Lichtelfe zu besorgen.« Ihre Drohung hatte die gewünschte Wirkung. Augenblicklich unterbrach Olivia ihre Kampfhandlungen und ließ sich schlaff herunterhängen. Für Rosa war es eine Premiere, so schweres Geschütz aufzufahren. Aber die Brenna war zu weit gegangen.

Rasmus riskierte mit Genugtuung einen verstohlenen Blick nach oben und versuchte ansonsten, Rosas Zorn aus dem Weg zu gehen. Erstaunt bemerkte er, dass sie stehengeblieben war. Er sah zu ihr auf und folgte mit den Augen ihrer Blickrichtung. Da stand ein Kerl. Einer, den er nie zuvor gesehen hatte. Mit einer seltsamen Jacke, einem schmalen Lappen um den Hals und im Gesicht braun angemalt. Was war das für ein Lackaffe? Olivia kreischte vor Schreck.

Bens Schockstarre löste sich genau in dem Moment, als ihn dieser glasklare Schreckensschrei erreichte. Die Situation verhieß nichts Gutes. Jetzt nichts wie weg hier, schoss es ihm durch den Kopf, doch bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, hatte Rosa Rasmus schon auf die Jagd geschickt. Den raumgreifenden Sätzen, mit denen er hinter ihm her hechtete, konnte Ben nichts entgegensetzen und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er Rasmus‘ Krallen schmerzlich in seinen Schultern und Flanken spürte, während er unter dem Gewicht der Großkatze nach vorn kippte und zu Boden gerissen wurde.

Starr vor Schreck lag er bäuchlings auf der Wiese und das Raubtier über ihm kam ihm tonnenschwer vor. Mit einer Mischung aus Wut, Angst und Empörung konnte er genau hören, wie sie behaglich schnurrte, als sie ihre scharfen Zähne in seinen Nacken versenkte, und er nicht mehr wagte, auch nur einen Muskel zu bewegen. Zuerst nur ganz leise, dann immer lauter und schließlich unerträglich dröhnend nahm Ben ein Surren in seinen Ohren wahr – bis es ihm schwarz vor Augen wurde und ihm eine tiefe Ohnmacht sein Bewusstsein ausknipste.

Kapitel 3

Rosas Erkenntnis

Wir müssen ihn melden«, sagte Silas mit tiefer Stimme, während er auf der Bank in Rosas Küche saß und seine kurzen, spindeldürren Beine in der Luft baumelten. »Schaut euch diesen Jammerlappen an. Wie erbärmlich er daliegt.«

Wie ein nasser Kartoffelsack lag Ben in einem riesigen, geflochtenen Weidenkorb, Unterschenkel, Arme und Kopf hingen schlaff über dem Rand herunter.

»Rasmus, lass das!«, wies Rosa die Jördinkatze an, die sich gerade über den reglosen Fremden beugte und neugierig sein Gesicht beschnupperte. Rosa konnte seine Neugier nachvollziehen. Schließlich hatte er einen echten Menschen noch nie zu Gesicht bekommen.