Who is the Boss - Eva Perkics - E-Book
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Eva Perkics

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Beschreibung

Wenn die Sehnsucht stärker ist als der Verstand … Joe Benedict ist wie die verbotene Frucht, von der Kate Harris besser die Finger lassen sollte. Und trotzdem sehnt sie sich nach seinen verführerischen Lippen, seinen starken Händen und seiner männlichen Stimme. Er ist ausgesprochen klug und trotzdem zwingt ihn sein Dad dazu, als Praktikant in seinem Unternehmen zu beginnen. Niemand von den Kollegen darf erfahren, dass er der Sohn vom CEO ist. Sein Vater traut ihm nicht zu, das Imperium zu leiten, was Joe ihm mit ganzer Kraft beweisen will. Doch eine Frau könnte seinem Vorhaben im Weg stehen. Kate Harris. Sein Plan ist es, ihr ein Angebot zu unterbreiten, welches sie nicht ausschlagen kann.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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WHO IS THE BOSS

KATE & JOE

EVA PERKICS

Copyright © 2021 Eva Perkics

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Kopie oder anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung von Seiten der Autorin gestattet.

Lektorat und Korrektorat: KoLibri Lektorat, Sabine Wagner www.kolibrilektorat.de

Umschlaggestaltung: ©Justsmilepics

verwendete Fotos: Shutterstock ©Kiselev Andrey Valerevich ©tomertu

Autorenfoto: Rene Strasser Fotografie

INHALT

Über den Autor

1. Joe

2. Kate

3. Joe

4. Kate

5. Joe

6. Kate

7. Joe

8. Kate

9. Joe

10. Kate

11. Joe

12. Kate

13. Joe

14. Kate

15. Joe

16. Kate

17. Kate

18. Joe

19. Kate

20. Joe

21. Kate

22. Kate

23. Joe

24. Kate

25. Joe

26. Kate

27. Joe

28. Kate

29. Joe

30. Kate

31. Joe

32. Kate

33. Joe

34. Kate

35. Joe

36. Kate

Bücher von Eva Perkics

Wenn die Sehnsucht stärker ist als der Verstand …

ÜBER DEN AUTOR

Eva Perkics schrieb ihre ersten Romane unter dem Pseudonym Eva Fay. Bis sie sich dazu entschied, zu ihren Wurzeln zurückzukehren und ihren Geburtsnamen wählte.

Sie liebt es, Geschichten, die genauso gut aus dem Leben gegriffen sein könnten, zu kreieren. Sie möchte die Leser im Herzen berühren und zum Nachdenken anregen.

Neben dem Schreiben nimmt ihre Familie einen wichtigen Teil ihres Lebens ein.

Man findet sie auf Facebook und Instagram. Sie freut sich auf den persönlichen Austausch mit den Lesern.

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JOE

»Joe, können wir jetzt los?«, murrt Phil vor meiner Badezimmertür. Er ist bereits seit vier Jahren mein Mitbewohner. Auch wenn wir beide schwarze Haare haben, ist er vom Typ her anders als ich. Ich zupfe schnell mit Gel meine Haare zurecht, ehe ich die Tür öffne.

»Alter, wir sind schon spät dran.« Phil trägt wie ich ein weißes Hemd und hat die Ärmel bis zu den Ellbogen hinaufgekrempelt.

»Mach dir keinen Kopf, die Party beginnt erst, wenn wir sie betreten!« Ich klopfe ihm auf die Schulter. Die Frauen lieben Bad Boys und, ja, ich bin genau das. Ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung, denn die jungen Dinger sind mir im Kopf leider nicht ebenbürtig. Doch ich mache keinen Hehl daraus. Jede einzelne weiß, dass es ein One-Night-Stand ist und es keine weiteren Dates geben wird. Was kann ich dafür, wenn sie sich mir so freizügig an den Hals werfen und trotzdem Sex mit mir haben wollen?

Phil lacht laut auf. »Du bist ein richtig arroganter Typ, wahrscheinlich bist du darum mein bester Freund.«

»Lass uns gehen, dein Liebesgesülze tut meinen Ohren weh.« Ich verziehe kurz das Gesicht, ehe ich die Eingangstür öffne.

»Kommt von den anderen auch jemand mit?«, erkundigt sich Phil, während wir vor dem Fahrstuhl warten.

»Ich denke nicht, die meisten sind im Lernstress. Es können ja nicht alle so schlau sein wie wir beide.« Phil und ich sind im Grunde Genies und trotzdem sehen wir nicht wie die typischen Nerds aus, die man kennt. Wir tragen keine Hornbrille und sind auch nie mit Strickpullover herumgelaufen. Wahrscheinlich sind wir das krasse Gegenteil von allem, was man sich bei hochintelligenten Menschen vorstellt, darum fällt es uns so leicht, uns beim Ausgehen dumm zu stellen. Keine der Frauen will einen Nerd, der im Schnelldurchlauf die Wurzel im Kopf ziehen kann. Wie oft höre ich von den Frauen, dass sie zwar intelligente Männer wollen, aber im Bett soll er das wilde, unberechenbare Tier sein und sie in den Himmel des Orgasmus manövrieren. Deshalb schlüpfe ich nachts in meine Rolle. Im Club bin ich der Typ, der nebenbei ein Kunststudium absolviert, was bei den Damen auf großes Interesse stößt. Wenn man ihnen dann noch erzählt, dass man schon viele Aktporträts gezeichnet hat, färben sich ihre Wangen rot. Ich durchschaue jede Frau sofort, wenn ich in ihre Augen blicke. Sie bekommen das besondere Glitzern, wenn sie an jemandem interessiert sind. Es ist für mich ein Spiel, das süchtig macht. Und die Frauen haben ebenso ihren Spaß daran. Also für beide Seiten eine Win-win-Situation.

KATE

Ticktack. Ticktack. Ich beobachte, wie sich der Uhrzeiger von Sekunde zu Sekunde auf zehn Uhr zubewegt. In wenigen Minuten werde ich zu Mr. Donovan ins Büro geholt. Bestimmt wird er mir zu meinem Triumph, einen Großkunden an Land gezogen zu haben, gratulieren. Und ich bin davon überzeugt, heute endlich meine langersehnte Beförderung zur Vertriebsleiterin zu erhalten. Diese Position habe ich mir redlich verdient, immerhin reiße ich mir seit den letzten fünf Jahren für das Modeimperium Bundo den Arsch auf. Ich werde wohl nie vergessen, als ich mich nach meinem BWL-Studium in diesem Unternehmen beworben habe. Mit meinem Studienabschluss habe ich hier keinen angesehenen Posten erhalten, nein, vielmehr wurde ich als Sekretärin von einem Verkäufer eingestellt. Wie erniedrigend das doch war. Erst nach einem Jahr wurde ich in den Direktvertrieb befördert.

Ich muss gestehen, ich liebe die Mode, die in unserem Haus designt und in vielen Einkaufshäusern verkauft wird. Sie ist hip und spricht genau die Zielgruppe Fünfundzwanzig- bis Vierzigjährige an.

Sogar ich trage von uns heute eine High Waist Jeans, dazu eine kurze, weiße Rüschenbluse. Doch ich gehöre ja eindeutig mit meinen dreiunddreißig Jahren zur Zielgruppe von Bundo.

»Ms. Harris, Sie können nun zu Mr. Donovan.« Ms. Dawson arbeitet erst seit Kurzem hier und hält alle um sich herum auf Abstand. Gelegentlich treffen wir uns Kolleginnen in einer Bar nicht unweit von hier entfernt, sie hatte aber bisher immer eine Ausrede parat. Vielleicht denkt sie, weil sie die Chefsekretärin ist, sitzt sie eine Stufe höher. Dabei hat sie weniger Verantwortung als ich. Denn ich muss mit meinen Kunden Preisverhandlungen sowie die Stückzahlen, die sie pro Kollektion für sich bestellen, aushandeln. Mr. Donovan überprüft nur mehr das Ganze, damit ja keine Fehler passieren. Vor zwei Jahren erst hat ein ehemaliger Kollege großen Mist gebaut und zu viel Rabatt gegeben, sodass die Firma ein völliges Minus eingefahren hat. Natürlich konnte er am selben Tag seinen Schreibtisch räumen. Wenn alles gut läuft, sitze ich sehr bald auf dem Stuhl von Mr. Donovan, denn er geht in wenigen Wochen in den Ruhestand. Zumindest erzählen sie sich das in der Cafeteria.

Ich erhebe mich von meinem Stuhl und zupfe meine Bluse zurecht. Dann atme ich tief durch und gehe zu seinem Büro. Meine Mundwinkel wandern wie automatisch hinauf, als ich nach einmal Klopfen eintrete.

»Guten Tag, Mr. Donovan«, begrüße ich ihn freundlich. Ich marschiere auf ihn zu und er erhebt sich.

»Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten«, sagt er und streckt mir seine beharrte Hand entgegen.

Kräftig schüttle ich sie. »Natürlich, Sir.«

»Nehmen Sie doch Platz.« Er deutet auf den Ledersessel, der vor seinem Schreibtisch steht.

Ich setze mich hin und er tut es mir gleich.

»Also, Ms. Harris, erst mal möchte ich Ihnen zu Ihrem grandiosen Erfolg gratulieren. Sie haben mit der Kaufhauskette wirklich einen großen Fisch an Land gezogen.« Er fasst nach seinem goldenen Kugelschreiber und deutet auf mich.

»Vielen Dank, Sir.« Mein Herz klopft immer schneller in meiner Brust. Jeden Moment werden die Worte seinen Mund verlassen, auf die ich schon Jahre gewartet habe. Ich habe nicht BWL studiert, nur um Neukunden zu akquirieren. Ich weiß, ich bin mehr als bereit, um die Leitung des Vertriebs zu übernehmen. In den letzten Jahren habe ich so viele Erfahrungen gesammelt, um eigentlich noch eine Etage höher zu sitzen. In der Position, bei der die wirklich wichtigen Dinge besprochen werden. Wie Jahresbudgetplanung für alle Abteilungen. Dennoch habe ich schnell begriffen, dass es in diesem Unternehmen nicht so simpel ist, die Karriereleiter hinaufzusteigen. Hier wird mehr verlangt als in sonstigen Konzernen. Trotzdem stand für mich nie zur Diskussion, mich bei einer anderen Firma zu bewerben. Denn hier ist Kollegialität ein großer Pluspunkt und letztlich fühle ich mich hier wohl.

»Ab Montag habe ich eine neue Aufgabe für Sie.« Er räuspert sich und reibt sich kurz das Kinn.

Jetzt, genau in diesem Moment, werden die magischen Worte aus seinem Mund kommen und mein Herz hämmert immer lauter in meiner Brust.

Ich nicke und grinse, zugleich reibe ich meine Hände, da sie mittlerweile klatschnass sind.

»Mr. Benedict wurde von der Personalabteilung in Miami eingestellt. Sie bekommen ihn als Praktikanten zur Seite gestellt. Laut den Angaben zu seiner Person ist er ein ziemlich schlaues Köpfchen.«

»Wie bitte?«, frage ich nach, dabei habe ich jedes einzelne Wort davon verstanden.

»Mr. Benedict wird Ihnen bei der täglichen Arbeit über die Schulter blicken. Den Angaben zufolge soll er gründlich in unsere Firmengeschäfte eingearbeitet werden und da Sie grandiose Arbeit leisten, denke ich, sind Sie die beste Wahl dafür.« Er richtet sich auf und erhebt sich dann vom Stuhl.

Augenblicklich könnte ich lauthals schreien. Ich soll einen Praktikanten ausbilden? Was soll der Scheiß! Am liebsten würde ich Mr. Donovan alles an den Kopf werfen, was ich die letzten Jahre schon sagen wollte. Jedoch entscheide ich mich wieder dagegen. Denn wenn ich es mir mit ihm verscherze, kann ich mir meine Beförderung gleich in die Haare schmieren.

»Seit wann entscheidet Miami über unser Personal? Oder ist das ein Familienmitglied des Bosses?«, rutscht es mir heraus. Ich weiß, dass er es nicht gerne hat, neugierig zu sein, trotzdem finde ich es seltsam. Außerdem hat der Praktikant den gleichen Familiennamen wie der oberste CEO.

»Er ist New Yorker und hat sich bei unserer Zentrale beworben. Er ist bestimmt kein Verwandter, sonst würde er wohl bereits in der Zentrale sitzen.« Er dreht sich zur Glasfront und starrt auf die Skyline von New York. Irgendetwas ist hier faul, doch wie es aussieht, werde ich von Mr. Donovan nichts herausbekommen.

»Und warum darf er gleich mir über die Schulter blicken?«, hake ich nach. Irgendwie muss ich mehr über diesen Typen herausfinden. Nicht einmal ich habe die Chance bekommen, beim Einstieg bei einem Verkäufer alles zu lernen. Oder muss man einen Schwanz zwischen den Beinen haben, um schneller voranzukommen? Doch diese Erfahrung habe ich bisher hier nicht erlebt, aber Zeiten können sich ändern.

Mr. Donovan dreht sich um, fasst nach einer braunen Ledermappe und reicht sie mir. »Hier sind alle relevanten Informationen über Ihren Praktikanten drin.« Er zerrt an seiner Krawatte. Mittlerweile kenne ich ihn zu gut und das ist ein typisches Zeichen seiner Nervosität. Ob er ein Spitzel ist?

Ich öffne die Mappe und zuerst bleibt mein Blick bei seinem Alter hängen. Verdammt, er ist erst zweiundzwanzig und hat schon das Studium abgeschlossen? Er ist elf Jahre jünger als ich! Praktisch ein Kind.

»Haben Sie dazu noch Fragen?«

Natürlich hätte ich unzählige Fragen an ihn, doch keine, die das Thema Praktikant betreffen. »Nein, Sir.«

»Gut, dann wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende, denn ich fahre jetzt mit meiner Familie in die Hamptons.« Er fasst nach seinem dunkelblauen Sakko und zieht es sich über.

Ich schüttle seine Hand, bevor ich mich von ihm verabschiede. Mit der Akte unterm Arm verlasse ich das Büro. Ich kann nicht fassen, dass ich es wieder nicht geschafft habe, ihn zu fragen, wie meine weitere Karriere in diesem Unternehmen aussieht. Meine Freundinnen kann ich schon förmlich in meinen Ohren hören, wie sie mir unter die Nase reiben, dass ich mich nicht aufregen soll, wenn ich mich nicht behaupte.

In einer halben Stunde werden meine besten Freundinnen Chloe und Isabella auf der Matte stehen. Und ich bin immer noch damit beschäftigt, mein wütendes Gesicht mit Make-up zum Strahlen zu bringen. Ich kann es nicht fassen, dass ich schon wieder nicht den Mund aufgemacht habe.

Ein Klopfen ertönt. »Mom, ich muss dringend mal! Wie lange brauchst du noch?«

Ich öffne die Tür. »Du kannst schon rein.« Ich schlängle mich an Timothy vorbei und marschiere in unsere Küche. Aus dem Kühlschrank hole ich eine Flasche Rotwein und drei Gläser aus dem Schrank und stelle sie auf dem Küchentresen ab.

»Gehst du heute aus?« Mein Sohn steht plötzlich neben mir, holt einen Korkenzieher aus der Schublade und reicht ihn mir.

»Ich brauche dringend wieder mal Ablenkung«, antworte ich mit einem Seufzen, während ich mühselig den Korken aus der Flasche ziehe.

»Probleme bei der Arbeit?« Mein Sohn ist zwar erst achtzehn, doch so schlau, dass er mittlerweile im letzten Studienjahr ist. Keine Ahnung, von wem er das hat, dennoch freue ich mich für ihn. Das ist wohl das Einzige, was mir die vergangenen Jahre nie Sorge bereitet hat. Wir beide sind ein eingeschworenes Team, schon seit ich ihn mit fünfzehn bekommen habe. Kurz schweifen meine Gedanken zu damals ab.

Die schwüle Luft weht mir ins Gesicht, während ich mich auf eine freie Parkbank setze. Obwohl es sommerlich warm ist, zupfe ich die Strickhaube von Tim im Kinderwagen zurecht. Die braune Decke, die ich bei einem Secondhand-Laden ergattert habe, ist schon ausgewaschen, dennoch liebt sie mein Wonneproppen.

»Ist hier noch frei?«, fragt ein kleiner Mann mit silbergrauen Haaren. Er wirkt irgendwie komisch. Er hat einen grauen Hut und eine beigefarbene Cordhose an. Das rot-weiß karierte Hemd passt so gar nicht dazu.

»Ja«, antworte ich leise und rücke ein Stück zur Seite.

»Ist es möglich, dass Sie im gleichen Wohnhaus wohnen wie ich?«

Ich zucke nur mit den Schultern. Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals gesehen zu haben. Doch wie auch. Tagsüber bin ich entweder in der Schule, oder ich baue zu Hause unzählige Kugelschreiber zusammen und die wenige Zeit, die mir noch bleibt, verbringe ich mit meinem Baby. Was würde ich bloß tun, wenn ich meine Mom nicht hätte. Wahrscheinlich würde ich auf der Straße leben und könnte mir nicht einmal ein Essen leisten. Sie ist zwar mit mir gemeinsam umgezogen, aber nicht, weil sie mir etwas Gutes tun wollte, sondern weil sie sich für mich geschämt hat. Ich bin erst fünfzehn und sollte eigentlich mit meinen Freundinnen um die Häuser ziehen. Es war nicht von mir geplant, so früh ein Baby zu bekommen. Trotz Pille ist es passiert. Keine Ahnung, warum genau mir. Doch heute, wenn ich in die großen blauen Augen blicke, weiß ich trotz alledem, es hätte mir nichts Schöneres auf der Welt passieren können.

»Sie sind sehr verantwortungsvoll, wenn Sie in Ihren jungen Jahren bereits auf ein Baby aufpassen.« Seine Stimme ist ruhig, während er mich mit warmen braunen Augen ansieht.

»Es ist mein Baby«, antworte ich ehrlich. Keine Ahnung, warum ich diesem fremden Mann das erzähle.

»Oh, entschuldigen Sie, das wusste ich nicht. Und haben Sie wenigstens Unterstützung vom Vater des Kindes?«

»Finanziell, ja.« Ich schlucke den Kloß, der sich in meinem Hals bildet, hinunter. Ich ahnte, dass er kein Interesse haben würde, sich tagtäglich um ein kleines Baby zu kümmern. Er ist genauso alt wie ich und geht ebenfalls noch zur Schule. Außerdem musste ich in einen anderen Stadtteil ziehen, denn die Blicke, die mir meine Mitschüler zuwarfen, waren demütigend und erniedrigend. Wie oft bekam ich zu hören, ich sei eine Schlampe. Nur die Erinnerung daran lässt mir einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen.

»Ich bin übrigens John.« Er streckt mir seine Hand entgegen. Er ist etwa vierzig, also kein Mann, der für mich infrage käme.

»Kathleen, aber alle meine Freunde nennen mich Kate.« Ich schüttle seine Hand und lächle.

»Schön, dich kennenzulernen, Kate. Also wenn du mal einen Babysitter benötigst, hier ist meine Telefonnummer.« Er reicht mir seine Visitenkarte. Ich fahre das graue Kärtchen nach und lese Dr. John Armstrong in weißen Lettern darauf.

»Vielen Dank, ich komme klar.« Es ist seltsam, dass er mir nach wenigen Minuten seine Hilfe anbietet.

»Das sehe ich. Doch ich weiß auch, dass es nicht leicht ist als alleinerziehende Mutter. Und ich finde es beeindruckend, dass du diesen Weg gewählt hast.«

»Erde an Mom!«, zieht mich Tim aus meinen Gedanken.

»Ja?«

»Ist alles okay?« Er sieht mich mit diesem mitfühlenden Ausdruck an, den man als Mutter nicht bei seinem Kind sehen will. Obwohl zwischen uns beiden nicht das typische Mutter-Sohn-Ding abläuft, sondern wir eher als gute Freunde miteinander umgehen, möchte ich ihn nicht mit meinen Problemen belasten. Was mir leider selten gelingt. Zu oft, wenn ich mich allein fühlte, habe ich mit ihm über Probleme gesprochen, die man eigentlich mit seinem Partner zerkaut.

»Ich habe wieder keine Beförderung erhalten.« Ich befülle mein Glas mit Wein.

»Ich sagte dir bereits, dieses Unternehmen ist keines, das Frauen dabei unterstützt, nach vorne zu kommen. Über diese Firma habe ich einiges recherchiert und da sitzt in keiner einzigen Führungsposition eine Frau.«

»Aber ich werde es schaffen, du wirst sehen.« Ich nippe am Glas und schlucke den Drang, jeden Moment loszuheulen, hinunter.

Tim schließt mich in seine Arme und drückt mich. »Das wünsche ich dir von Herzen. So, ich gehe jetzt lernen, die nächsten Prüfungen stehen an.« Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und dann verschwindet er in sein Zimmer.

Ein Klingeln an der Tür ertönt. Endlich sind meine Freundinnen da und werden mich wieder auf positive Gedanken bringen. Ohne durch den Spion zu blicken, ziehe ich die Tür auf.

»Hey, Süße!«, sagen beide wie aus einem Munde und umarmen mich nacheinander.

»Kommt rein.« Ich deute mit der Hand zur Küche. Chloe stöckelt zuerst hinein. Sie schlüpft aus ihren High Heels und ist jetzt genauso groß wie ich. Ihre blonde Strähne verheddert sich in ihrer Jacke, die sie aber schnell wieder herauszieht.

»Der Wein steht schon für uns bereit«, sagt Isabella mit diesem spitzbübischen Unterton und tapst in die Wohnküche.

Isabella und Chloe sind seit über fünfzehn Jahren meine Freundinnen. Sie kamen in mein Leben, als ich gerade am Tiefpunkt gelandet bin und dachte, ich werde als alleinerziehende Mutter irgendwo in der Gosse landen. Ohne die beiden und meinen Nachbarn hätte ich Kind und Ausbildung auf gar keinen Fall auf die Reihe bekommen. Niemals würde ich heute genug verdienen und könnte mir Timothys Studium leisten. Gut, sein Dad übernimmt die letzten Jahre um einiges mehr an Verantwortung, doch nur, weil er jetzt befördert wurde und einen Job als Manager bekommen hat. Wie man sieht, hat Tim wohl recht damit, wenn heutzutage noch immer Frauen für den gleichen Posten mehr leisten müssen als Männer. Denn ich weiß, dass Tims Dad nicht gerade viel auf die Reihe bringt.

Isabella setzt sich an den Esstisch und ihr schwarzer Minirock rutscht so weit nach oben, dass man ihre schlanken, langen Beine sehen kann. Isa ist der Inbegriff aller Männerträume, mit ihren roten Haaren, die ihr bis zur Taille reichen und der blassen Haut. Sobald sie einen Raum betritt, zieht sie alle Blicke auf sich.

»Also erzähl von dem Meeting mit deinem Boss«, sagt Chloe und befüllt die Gläser. »Hast du jetzt endlich deine Beförderung erhalten, die wir heute ausgiebig feiern können?«

Ich setze mich zu den beiden und nehme mein Glas in die Hand. »Nein, stattdessen habe ich jetzt einen Praktikanten am Hals, der gerade mal die zweiundzwanzig geknackt hat. Könnt ihr euch das vorstellen? Der ist noch ein Kind und darf mir über die Schulter blicken!« Am liebsten würde ich aus der Haut fahren bei dem Gedanken daran.

»Also als Kind würde ich ihn nicht betiteln«, kontert Isabella und grinst diabolisch.

»Na ja, von wirklicher Reife im Bett kann man da aber auch noch nicht sprechen.« Chloe schüttelt den Kopf.

»Habt ihr mich nicht verstanden? Hier handelt es sich nicht darum, dass ich einen Typen abschleppen möchte, sondern rein darum, dass ich abermals keine Beförderung erhalten habe.«

»Aber ein Flirt könnte dir auch nicht schaden.« Isabella zieht ihre perfekt geformte Augenbraue nach oben. »Und Sex ebenso nicht«, fährt sie fort und rollt mit den Augen.

»Weißt du eigentlich, wie er aussieht?« Chloes Interesse gilt wieder nur den Männern.

»Nein. Außerdem, ist das denn wichtig? Mr. Donovan hat mir nur den beruflichen Werdegang mitgeteilt und er ist anscheinend ein Genie. Er hat wie Timothy ein paar Jahrgänge in der Schule und auf der Uni übersprungen.«

»Zumindest musst du dich nicht mit einem Dummkopf auseinandersetzen.« Isabella trinkt einen kräftigen Schluck von ihrem Wein.

»Trotzdem löst das nicht mein Problem!«, antworte ich nun lauter, damit sie endlich begreifen, dass es hier nur um meine Beförderung geht und nicht um den Typen, der viel zu jung für mich ist.

»Kommt! Lasst uns abhauen und Party machen, denn in diesem Augenblick wirst du es auch nicht lösen.« Isabella streichelt meinen Oberarm und zwinkert mir zu.

JOE

»Ein Bier bitte«, rufe ich über den Tresen zu Ben. Wie immer stehen Phil und ich in der rechten Ecke von der Bar. Von diesem Platz aus hat man den besten Überblick, wer sich alles hier aufhält. Daneben befindet sich auch der Durchgang zur Toilette, was den Vorteil hat, dass jedes Mädchen einmal bei uns vorbeimuss.

Bisher habe ich nur die üblichen Gesichter gesehen, kein Frischfleisch. Doch das kann sich schnell ändern, denn Touristinnen kommen oft in diese Bar, weil sie in den Reiseführern hoch gelobt wird. Wenn man feiern möchte, bis man umfällt, kommt man ins Crazy Monkeys. Hier wird auf den Tischen getanzt, Alkohol fließt in Unmengen und natürlich sind die Frauen offen für One-Night-Stands.

»Dein Bier«, sagt Ben und stellt die Flasche vor mir ab.

»Danke«, erwidere ich und fasse nach der kalten Glasflasche. Phil ist schon mit sechs Frauen beschäftigt, die es heute richtig krachen lassen. Sie haben bereits die fünfte Runde Shots getrunken und Phil ist live dabei. Ich hingegen halte mich noch etwas zurück, denn keines dieser weiblichen Geschöpfe weckt in mir Interesse. Mein Kumpel ist sehr schnell zu begeistern, was mich auch nicht wundert. Für ihn reicht es schon, wenn die Frauen knappe Miniröcke tragen und große Titten haben, um mit ihnen in die Kiste zu steigen. Ich brauche da ein bisschen mehr. Mein Blick wandert durch den Raum und bleibt am Eingang haften. Eine feurige Rothaarige stöckelt herein, gefolgt von einer hübschen Blondine. Ich will gerade den Blick abwenden, als noch eine Brünette eintritt, die sofort meine Aufmerksamkeit erweckt. Ihre Haare fallen leicht wellig über ihre Schultern. Ich stoße mich vom Bartresen ab, bin wie hypnotisiert von dieser Schönheit. Sie ist mein heutiges Ziel. Keine Ahnung, warum, aber genau sie muss ich in meinem Bett haben. Mit ihrer natürlichen Ausstrahlung lässt sie sofort meinen Schwanz hart werden.

Die drei Frauen stellen sich auf die andere Seite der Bar. Genau so, dass ich direkte Sicht auf sie habe.

»Ben!«, rufe ich meinen Kumpel und Barkeeper herbei.

»Noch ein Bier?«, fragt er und legt seinen Arm am Tresen ab.

»Bring den drei Ladys da drüben ein Getränk ihrer Wahl.« Ich deute mit dem Kopf zu den dreien.

»Welche hast du schon wieder ins Visier genommen?« Ben blickt kurz über seine Schulter zu ihnen.

»Die Brünette.«

»Wieso wundert mich das jetzt nicht? Du bist echt verrückt, die Frau ist eine Klasse zu hoch für dich.« Ben schüttelt den Kopf.

Ich lache laut auf. »Ich habe noch jede Frau bekommen«, erwidere ich selbstsicher.

»Die nicht, glaub mir. Die war schon ein paarmal in unserer Bar und da haben sich schon weit ältere Herren die Zähne ausgebissen.«

»Vielleicht will sie so wie ich gerne Frischfleisch? Ich könnte mich als unerfahrenen Mann präsentieren, der mehr Erfahrungen im Bett braucht, um endlich seine große Liebe für sich zu gewinnen?«

»Du bist so ein Trottel. Darauf steigt sie bestimmt nicht ein, wetten?« Ben grinst spöttisch.

»Wenn ich gewinne, kann ich heute Abend alles auf deine Kosten trinken.« Mein Blick wandert wieder zu der brünetten Schönheit. Als sie lächelt, durchzuckt mich ein seltsamer Schauer.

»Und was kriege ich, wenn ich gewinne?«

»Ich erledige eine Woche lang für dich deine Hausaufgaben.« Ben ist genauso alt wie ich, doch er steckt noch mitten im Studium. Er ist ein echt netter Kerl und wir kennen uns von der Uni. Nur, dass ich viel schneller mit allem fertig war als er.

»Gebongt.« Er klatscht mit mir ein.

Mit einer fließenden Handbewegung zupfe ich mein Hemd zurecht und atme tief durch. Ich beobachte, wie Ben die Bestellung der drei aufnimmt und die Rothaarige und die Blondine herübergrinsen, nur die Brünette lächelt verhalten. Verdammt, das macht sie noch interessanter für mich. Eine harte Nuss zu knacken, bedeutet, dass man dafür die richtige Technik braucht. Man kann bei so einer Frau nicht einfältig rübermarschieren und ihr Komplimente machen, wie schön sie doch sei. So gute Erfahrungen habe ich. Aber was werde ich zu ihr sagen, damit sie mit mir den Abend verbringen will?

Ben kommt zurück und ich deute ihm, dass er zu mir kommen soll. »Was hat sie bestellt?«

»Den teuersten und ältesten Whiskey, den wir haben«, sagt er mit einem Grinsen.

»Danke«, antworte ich. Als Ben ihnen die Getränke serviert, steuere ich auf sie zu. Wenn ich mir vorstelle, wie sie meinen Namen schreit und ich mich dabei tief in sie versenkt habe, kribbelt es bereits in meinen Fingern.

»Hallo, Ladys!« Mein Blick wandert zuerst zur Blondine, dann zu der Rothaarigen und bleibt an den dunkelbraunen Augen der Brünetten haften. »Ich bin Joe und wie ist euer Name?«

»Chloe«, antwortet die Blonde und schüttelt meine Hand.

»Isabella, aber du kannst mich nennen, wie du möchtest, wenn wir heute Abend hier gemeinsam rausgehen.« Sie lächelt breit. Die zwei Freundinnen sind anscheinend für alles offen.

»Und wie ist dein Name?«, frage ich an die Braunhaarige gewandt. Von der Nähe sieht sie noch umwerfender aus. Wie alt sie wohl ist? Ich denke, Anfang dreißig, doch Alter hat mich noch nie interessiert.

»Kannst du dir nicht einen anderen Spielplatz suchen? Hier unterhalten sich Erwachsene.« Ihr Blick ist ernst, kein Fünkchen Spaß ist darin zu erkennen.

»Wenn du schon so einen alten Whiskey trinkst, kannst du etwas Junges dazu ganz gut gebrauchen, oder?«

Sie macht einen Schritt auf mich zu. Genau jetzt habe ich sie weichgeklopft. Davon bin ich überzeugt. In ihren Augen blitzt etwas auf, das ich schon bei der ein oder anderen Frau gesehen habe.

Sie blickt mir in die Augen und es ist darin keine Angst zu erkennen. Sie ist selbstbewusst und weiß sicher genau, was sie will. Solche Frauen gefallen mir. »Hör zu, Typen wie dich habe ich früher zum Frühstück vernascht, Pech für dich, denn ich frühstücke nicht mehr.« Sie dreht sich um und trinkt von ihrem Whiskey. Sie glaubt ernsthaft, mich einfach so abzuwimmeln? Sie steht bestimmt auf Spielchen, wenn ich mir ihren kleinen knackigen Po so ansehe. Dieses dunkelblaue, enge Kleid schmeichelt ihr und lässt erahnen, was mich heute Nacht noch erwartet.

»Da ist aber jetzt jemand abgeblitzt«, wirft die Rothaarige ein und mustert mich ganz ungeniert von unten nach oben.

Ich stelle mich dicht hinter die Brünette, die mir noch immer nicht ihren Namen verraten hat. Dann senke ich den Kopf zu ihr hinab und meine Lippen verweilen ganz nah neben ihrem Ohr. Sofort spannt sich ihr Körper an. Sie reagiert auf mich, auch wenn sie es noch leugnet. Ich schiebe ihr die Haarsträhne zurück, wodurch ihr schlanker Hals frei liegt. Wie gerne würde ich jetzt meine Lippen darauflegen und sie küssen.

»Und du wirst noch mit mir frühstücken«, raune ich in ihr Ohr. Dann wende ich mich von ihr ab.

»Ladys, bis später«, sage ich, zwinkere ihren beiden Freundinnen zu und gehe zurück an meinen Platz.

Ich stelle mich genauso hin, dass ich direkte Sicht auf sie habe. Sie hat an mir Gefallen gefunden, aber aus irgendeinem Grund traut sie sich nicht.

Während sie mit ihren Freundinnen spricht, blicken alle drei immer wieder zu mir rüber. Sie reden über mich und das ist gut so. Denn das bedeutet, es ist noch ein Fünkchen Hoffnung übrig.

Ben stellt sich vor mich hin und grinst breit. »Es ist anscheinend wohl nicht so gut gelaufen?«

»Der Abend ist noch nicht vorbei«, antworte ich selbstsicher und straffe meine Schultern.

KATE

»Also das ist mal ein heißes Exemplar von Mann!« Isabella und Chloe überhäufen sich mit den Kommentaren zu dem Typen. Alle möglichen Schwärmereien muss ich mir über eine gefühlte Ewigkeit anhören. Ja, er sieht umwerfend aus, dennoch ist er eindeutig zu jung für mich.

»Wenn er dir so gut gefällt, dann schnapp ihn dir, er dürfte heute auf Beutesuche sein.« Meine Stimmung, was solche Exemplare betrifft, ist am Tiefpunkt angelangt. Er ist so von sich überzeugt, dass ich mit ihm frühstücke. Jedenfalls wird das in diesem Leben nicht passieren. Er ist viel zu jung, um für mich interessant zu sein.

»So wie er ständig zu dir rüberblickt, hat er nur an dir Interesse. Da beiß ich mir die Zähne aus. Aber was hält dich davon ab, mit diesem Schönling ein paar heiße Stunden zu verbringen?« Isa zieht eine Braue nach oben.

»Stört dich denn sein Alter nicht? Ich meine, er ist bestimmt nicht älter als fünfundzwanzig.« Kurz verheddert sich mein Blick mit Joes.

»Na und? Immerhin haben die Promis auch ihren Toy Boy. Du musst ihn ja nicht gleich heiraten. Einfach mal ausgelassenen Sex haben, kann sehr befreiend sein und ich denke, dass seine starken Hände und seine lockere Zunge dich um den Verstand bringen werden.« Isabella streckt ihre spitze Zunge heraus und kreist damit vor meinem Gesicht herum.

»Hör auf!«, fordere ich sie auf und stoße sie in den Oberarm.

»Sie hat recht«, wirft Chloe von der Seite ein. »Immerhin hattest du einen Scheißtag und dieser heiße Mann da drüben wird dir deine unsinnigen Gedanken richtig rausvögeln, damit du entspannt in die neue Woche starten kannst.«

»Können wir über etwas anderes sprechen? Zum Beispiel über euer Liebesleben? Wann hattet ihr beiden das letzte Mal so richtig Sex?« Ich stemme meine Hände in die Hüften.

»Hmm, gestern?« Isabellas Wangen färben sich rot.

»Davon hast du uns nichts erzählt! Mit wem?« Chloes Interesse gleicht meinem gerade.

»Na ja, es war mit meinem neuen Nachbarn. Er ist gestern eingezogen und so verschwitzte T-Shirts auf muskelbepackter Haut können sehr heiß und anziehend auf mich wirken. Allein wenn er jedes Mal mit einem neuen Karton die Treppen hinaufgegangen ist, kam mir der Sabber direkt aus dem Mund gelaufen.«

»Du warst die ganze Zeit im Treppenhaus? Ist ihm das nicht seltsam vorgekommen?« Chloes skeptischer Blick ist gerade Millionen wert.

»Meine Eingangstür war plötzlich so dreckig, dass sie gereinigt werden musste.« Isabella kichert.

»Ich denke eher, deine Gedanken waren schmutzig«, scherze ich.

»Das auch«, antwortet sie ehrlich.

»Und? Wie seid ihr verblieben?«, fragt Chloe neugierig.

»Es war ein One-Night-Stand, mehr nicht. Das war für uns beide klar. Was ist dagegen einzuwenden, die Bedürfnisse zu stillen? Man muss nicht immer gleich von einer Beziehung reden.« Seit ich Isabella kenne, hat sie noch nie eine ernsthafte Partnerschaft gehabt. Was wohl daran liegt, dass sie an so vielen Männern Interesse hat. »Außerdem habe ich gerade ein neues Projekt für mich entdeckt. Schaut, wie der Typ da drüben aussieht.« Isabella deutet ganz ungeniert mit der Hand zu einem jungen Mann. Sein Alter dürfte ähnlich sein wie das von Joe. Maximal Mitte zwanzig. Seine schwarzen, kurzen Haare stehen etwas wirr ab.

»Hast du den Schwarm Frauen um ihn herum auch gesehen? Was willst du von so einem Mann?« Ich kann nur den Kopf schütteln, denn so ein Exemplar möchte ich nicht mal im Traum bei mir zu Hause haben. Nicht, weil er so mies aussieht, nein, er ist ein Schönling. Aber allein bei dem Gedanken daran, dass unzählige Frauen nur darauf warten, von ihm auserwählt zu werden, damit er sie beglückt, ist nicht mein Bestreben.

»Na und? Genau deshalb ist er eine Granate im Bett. Stell dir mal vor, wie viele Frauen der schon flachgelegt hat. Dazu seine glatte Haut, die sehnigen Arme.« Isabella leckt sich genüsslich über die Lippen. »Hach, der ist exakt das, was ich für heute Nacht suche.«

»Und du meinst, dass er auf dich gewartet hat? Wenn er die jungen Dinger, die um gute zehn Jahre jünger sind als du, haben kann?« Ich fasse es nicht, dass Isa so einen Männergeschmack hat. Aussehen ist nicht alles, oder? Und eine reine Sexbeziehung erzeugt in keinem Menschen Glück. Zumindest glaube ich das.

»Er hat mich schon im Visier«, sagt sie mit einem Funkeln in den Augen.

Ja, sie ist eindeutig ein männerverschlingender Vamp, der aus der Hölle der Sehnsüchte und Sünde geboren wurde. Anders kann ich mir das alles nicht erklären. Denn als sich der Typ auch noch auf uns zubewegt, klappt mein Mund auf.

»Hast du ihn hypnotisiert?«, fragt Chloe, die anscheinend genauso erstaunt ist wie ich.

»Hey, schöne Frau«, sagt dieser fremde Mann mit einem rauen Unterton, dass es durch Mark und Bein geht. »Was meinst du, verschwinden wir beide?«

Hat er das gerade zu Isabella gesagt? Unglaublich. Er könnte eines dieser jungen Mädchen haben und sucht sich Isa aus? Gut, sie sieht wie das Feuer aus und wahrscheinlich weckt sie in ihm ein gewisses Verlangen nach Verbotenem.

»Das ist eine hervorragende Idee«, antwortet sie und befeuchtet ihre Lippen. »Ihr entschuldigt mich.« Sie grinst uns an. »Wenn ich mich morgen nicht bei euch melde, dann bin ich noch mit diesem heißen Hintern beschäftigt.« Sie kneift ihm in den Po.

Ich forme nur ein lautloses »Oh«. Isabella geht zur Tür hinaus und ich kann immer noch nicht glauben, dass sie noch nicht einmal seinen Namen kennt und abhaut.

»Wir sollten uns ranhalten, wenn wir heute Nacht auch diesen Spaß haben wollen.« Chloe deutet mit dem Kopf zur Tür.

»Also ich kann darauf gerne verzichten.« Ich bin keine Frau für One-Night-Stands. Nicht, dass ich meine Freundinnen verurteile, dass sie beide einem so offenherzigen Sexualleben nachgehen. Nein. Dennoch gibt mir das alles nichts. Bisher hatte ich nicht einmal einen Orgasmus dabei, also warum sollte sich das plötzlich ändern? Vielleicht ist meine Libido auch nicht so aktiv wie die von Isa und Chloe.

»Nur weil du immer Nieten erwischst, heißt das nicht, dass alle Männer so sind.« Chloe trinkt ihren Cocktail aus.

»Also Luke war nicht so schlecht, wenn man von seinen Socken absieht.« Luke trug dauernd während des Sex Socken. Zuerst vermutete ich, es war nur eine Ausnahme, weil wir uns so schnell die Kleider ausgezogen hatten und dann hatte er es einfach vergessen. Beim dritten Mal dachte ich, ich spreche es an, denn so was geht doch gar nicht. Jedoch stellte sich heraus, er bekam nur so einen hoch. Was das Ganze noch schlimmer machte, war seine minimalistische Ausdauer. Ich träumte nicht von stundenlangem Sex, doch fünf Minuten? Hatte ich überhaupt mal guten Sex? Keine Ahnung. Vielleicht liegt es auch an mir und nicht an den Männern.

»Ach, Luke, der Schnellspritzer!« Chloe beginnt, lauthals zu lachen.

»Nicht so laut, sonst bekommen die anderen noch etwas mit«, flüstere ich in ihr Ohr.

»Glaubst du, sie kennen ihn hier?

---ENDE DER LESEPROBE---