Wie hochsensible Kinder zu starken Persönlichkeiten werden - Der Erziehungsratgeber für Hochsensibilität bei Kindern: Wie Sie gefühlsstarke Kinder besser verstehen und ihr Selbstbewusstsein stärken - Martina Weber - E-Book

Wie hochsensible Kinder zu starken Persönlichkeiten werden - Der Erziehungsratgeber für Hochsensibilität bei Kindern: Wie Sie gefühlsstarke Kinder besser verstehen und ihr Selbstbewusstsein stärken E-Book

Martina Weber

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Beschreibung

Zeigt Ihr Kind besondere Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen oder Gefühlen? Haben Sie den Verdacht, es könnte sensibler sein als seine Altersgenossen, oder wurde eine solche Hochsensibilität bereits festgestellt? Und jetzt fragen Sie sich, wie Sie ihm das Leben in einer Welt voller Reize so gestalten können, dass es seine Besonderheit möglichst positiv und gesund entfalten kann? Dann ist dieser Ratgeber ein einfühlsamer Wegweiser zu dem außergewöhnlichen Geist Ihres Kindes! Denn Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine Disposition, die lediglich einen angepassten Umgang verlangt, und dieser ist zum Glück gar nicht kompliziert. Die Sockennaht ist unerträglich, Mamas Parfum auch, laute Geräusche führen zu Stress und das Bedürfnis nach einem ruhigen Rückzugsort ist häufig – das Leben mit einem hochsensiblen Kind kann eine Herausforderung sein. Es ist aber auch ein einzigartiges Geschenk, denn der Nachwuchs verfügt ebenfalls über feine Antennen für seine Mitmenschen, einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik und sieht die Welt durch außergewöhnliche Augen. Wie Sie im Alltag ganz einfach dafür sorgen können, dass die negativen Folgen der Reizüberflutung in den Hintergrund treten und Ihr Kind sich stattdessen in einem perfekt auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Umfeld frei entfalten kann, erfahren Sie nun in diesem Buch. Mit den aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft und leicht verständlichen Erklärungen werden Sie im Handumdrehen zum Hochsensibilitäts-Experten und entdecken zahlreiche praxiserprobte Tipps und Tricks für ein entspanntes Familienleben. Kindgerechte Spiele und Übungen bieten Ihrem Kind schließlich eine tolle Möglichkeit, mit seiner Besonderheit bewusster umzugehen und hilfreiche Strategien für den herausfordernden Alltag zu erlernen.

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„ElternGlück Verlag“

Eltern zu werden ist einer der schönsten Momente im Leben einer Familie. Das Glück der Eltern und der Kinder hängt dabei von der richtigen Erziehung, Beziehung und Versorgung in allen Bereichen ab. Im heutigen Erziehungsdschungel können Vater und Mutter sich schnell überfordert fühlen, um das Beste für ihre Familie zu geben.

Mit dem Elternglück-Verlag vereinen sich Vollzeitexperten und -eltern, um Ihnen die langgesuchten Ratgeber zu Ihrem Glück zu präsentieren. Ob das Thema Schwangerschaft, Kindererziehung, Pubertät oder Familienleben; beim Elternglück-Verlag finden Sie endlich die passende Hilfe für Sie und Ihre Liebsten.

Martina Weber war schon immer von der Vielfalt der Sprache begeistert. Heutzutage haben immer mehr Kinder aber Schwierigkeiten mit der Sprachentwicklung und brauchen die besondere Unterstützung ihrer Eltern. Martina hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen, indem sie Eltern in ihrem neuen Buch darin schult, die bestmögliche Sprachförderung auf spaßige Weise zu vermitteln.

Als Leser halten Sie mit den Büchern von Martina Weber die bestmöglichen Handbücher zum Erfolg in Ihren Händen. Martina vereint als virtuell existierende Autorin aus dem Metaverse das Wissen von den wichtigsten Experten und Quellen leicht verständlich in kompakten Ratgebern, die Jung und Alt begeistern.

Originale Zweitauflage 2022

Copyright © by Martina Weber & ElternGlück Verlag

Independently published | ISBN: 9798819593431

Druck/Auslieferung: Amazon oder eine Tochtergesellschaft

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, auch auszugsweise verboten.

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhalt

Das erwartet Sie in diesem Buch

Was ist Hochsensibilität?

Extraversion gesondert betrachten

Hochsensibilität und Normalsensible

Was genau sind hochsensible Kinder?

Welche Eigenschaften haben hochsensible Kinder?

Hochsensibilität bei Babys und Kleinkindern

Hochsensibilität und/ oder High Need Babys?

Hochsensible Kinder im Kindergarten

Kinder verstehen keine Verneinungen

Kleidung für hochsensible Kinder

Tipps für den Alltag mit hochsensiblen Kindern

Hochsensible Schulkinder

Hochsensible Teenager

So können Sie Ihr Kind auf Hochsensibilität testen lassen

So können Sie als Eltern besser in die Welt der Hochsensibilität eintauchen

Warum Hochsensibilität zugleich Fluch und Segen ist

Wie umgehen mit hochsensiblen Kindern?

Übungen, Spiele und Kommunikationsbeispiele

1. Übung: Der Regenschirmspaziergang

2. Übung: Mehr Abgrenzung

3. Übung: Die 4 Rs

Gewaltfreie Kommunikation mit hochsensiblen Kindern

Tipps & Tricks für den Umgang mit sich selbst

Sind auch Sie hochsensibel? Testen Sie sich

Das erwartet Sie in diesem Buch

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ind Sie gerade Eltern geworden und mussten mit der Zeit feststellen, dass Ihr Kind sich deutlich von anderen Kindern unterscheidet? Dass es einfach anders ist als die meisten Kinder? Weil es z. B. in seiner Sinneswahrnehmung deutlich präziser ist als andere? Das kann schon im Säuglingsalter auffallen, wenn das Baby z. B. auf laute Geräusche besonders empfindlich reagiert.

Oder haben Sie seit einigen Jahren die Erkenntnis und Bestätigung, dass Ihr Kind hochsensibel ist? Und Sie sind nun auf der Suche nach Mitteln und Wegen, um es unterstützen zu können?

Ganz gleich, ob Sie es nur vermuten oder schon wissen. In diesem Ratgeber werden Sie darüber aufgeklärt, was Hochsensibilität ist. Es wird auch unterschieden, ob es sich um introvertierte oder extravertierte Hochsensibilität handelt. Dabei wird auf das Sensation Seeking und die Scanner-Persönlichkeit eingegangen. Dann wird erläutert, was genau hochsensible Kinder sind. Sie sollen erfahren, wie sich die Hochsensibilität in verschiedenen Altersstufen äußert. Hierunter fallen auch Erklärungen dazu, warum Kinder keine Verneinungen verstehen und warum das Thema Kleidung bei Hochsensiblen ein Dauerbrenner ist. Sie werden lernen, wie Sie die Hochsensibilität bei Ihrem Kind erkennen und wo Sie professionelle Tests diesbezüglich durchführen lassen können.

Es wird ein Kapitel folgen, in welchem Sie die Möglichkeit erhalten sollen, besser in die Welt Ihres hochsensiblen Kindes einzutauchen. Im Zuge dessen sollen Sie sowohl die guten als auch die Schattenseiten der Hochsensibilität nochmals komprimiert im Überblick aufgezeigt bekommen. Schließlich folgt dann noch einmal ein Kapitel, auf das Sie wahrscheinlich am längsten gewartet haben. Mit Übungen können Sie Ihrem Kind am besten dabei helfen, mit seiner Hochsensibilität zurechtzukommen. Allerdings werden Sie von Anfang an in diesem Ratgeber immer wieder Tipps erhalten, die Sie in den Alltag einfließen lassen können.

Sie werden dann auch sensibilisiert, möglichst gewaltfrei mit Ihrem hochsensiblen Kind zu kommunizieren. Dann erhalten Sie noch Tipps für den Umgang mit sich selbst, die Sie Ihrem Kind nahelegen sollten.

Wussten Sie übrigens, dass Hochsensibilität vererbbar ist? Vielleicht ist Ihr Kind ja nicht allein damit und Sie sind selbst auch hochsensibel und wussten es bisher gar nicht. Deshalb sollen Sie zum Ende des Ratgebers noch die Möglichkeit erhalten, einen Test zu machen, um festzustellen, ob Sie selbst vielleicht auch hochsensibel sind, dies aber bisher bei Ihnen noch nicht entdeckt wurde.

Viel Spaß beim Lesen!

Was ist Hochsensibilität?

D

ie Pionierin in der Forschung um Hochsensibilität Elaine Aron definiert diese anhand von vier Kriterien. Wenn ein Kind diese erfüllt, gilt es als hochsensibel. Es muss sich also um ein Kind handeln, das eine gründliche sowie komplexe Informationsverarbeitung hat. Das heißt, dass Wahrnehmungen und Erlebnisse differenziert begriffen und sorgfältig verdaut werden müssen.

Außerdem muss eine Übererregbarkeit vorliegen. Hierunter ist zu verstehen, dass Wahrnehmungen und Reize ungefiltert auf das Kind einstürzen, wodurch das Nervensystem des Kindes sehr angespannt ist. Die sensorischen Empfindungen müssen als drittes Kriterium stärker sein als bei anderen Kindern. Damit gemeint ist eine jeweils starke Reaktion auf Töne, Gerüche, Geschmäcker, Geräusche und Berührungen sowie visuelle Reize.

Das Kriterium gilt aber auch als erfüllt, wenn nur einzelne dieser Sinne verstärkt empfunden werden. Das letzte Kriterium umfasst die emotionale Intensität des Kindes, also das intensive Erleben jeder Situation. Sowohl gute als auch schwierige Situationen werden hierbei gleichermaßen durchdringend durchgestanden. Diese Merkmale zeigen sich dann im Alltag unter anderem anhand einer sehr schmalen Komfortzone, innerhalb derer es dem Kind gut geht. Es hat schnell von allem genug, weil es sich überreizt fühlt. Außerdem hallen einem hochsensiblen Kind seine Erlebnisse sehr lange nach, sodass es sehr schlecht abschließen kann und immer wieder darüber reden will.

In den meisten Fällen ist Hochsensibilität als Temperamentsmerkmal angeboren und zeigt sich daher von Anfang an, wenn das Kind noch sehr klein ist. Es kann auch vorkommen, dass Erwachsene auf einmal hochsensibel werden, dann liegt aber in der Regel als Auslöser ein Trauma vor. Leider werden ADHS und Hochsensibilität oft von Menschen gleichgesetzt, die sich damit nicht auskennen und fälschlich vom einen auf das andere schließen. Hochsensibilität und ADHS haben aber nur eine Gemeinsamkeit. Bei der Stoffwechselstörung ADHS haben die Kinder grundsätzlich ein großes Problem damit, sich konzentrieren zu können. Das kann bei hochsensiblen Kindern zwar auch vorkommen, wenn sie reizüberflutet sind, in der Regel haben sie aber keine Probleme mit der Konzentration und finden schnell in einen sogenannten Flow, wenn sie dabei sind, an etwas zu arbeiten, das ihnen großen Spaß bereitet.

Wer hochsensibel oder auch hochsensitiv ist, nimmt viel mehr Reize und Informationen wahr, als es bei anderen Menschen üblicherweise der Fall ist. Die Reize werden vor allen Dingen intensiver verarbeitet als beim Rest der Menschheit. Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sind etwa fünfzehn Prozent der Kinder hochsensibel. Dabei spielen weder das Geschlecht noch die Herkunft, Kultur oder der soziale Status eine Rolle. Jungen und Mädchen sind im gleichen Maße davon betroffen.

Tatsächlich ist Hochsensibilität sogar vererbbar. Es handelt sich hierbei keinesfalls um eine Krankheit oder eine Störung, sondern lediglich um eine Disposition, die sozusagen eine nützliche und interessante Variation des neuronalen Systems darstellt. Ein Filtersystem speziell strukturierter Art ist dafür verantwortlich. Denn seine Ausrichtung beruht darauf, möglichst viele Reize aufnehmen zu können und diese intensiv zu verarbeiten, damit im Anschluss innovative und komplexe Lösungen oder Konzepte für eine mögliche Lösung entworfen werden können.

Hochsensibilität ist kein organisches Problem. Die Sinnesorgane hochsensibler Menschen und Kinder unterscheiden sich nicht von denen normal sensibler Menschen. Die hochsensiblen Kinder verarbeiten nur die Sinneseindrücke ganz anders als die normal sensiblen. Bestimmte Tonfrequenzen können bei ihnen zu Kopfschmerzen führen und eine Naht im Socken kann schnell zur Qual werden. Hochsensible Kinder spüren jeden noch so kleinen Krümel im Bett. Wenn das Kind introvertiert und hochsensibel ist, neigt es dazu, Dinge erst einmal zu beobachten, sich über alles und jeden viele Gedanken zu machen und daraus dann später Rückschlüsse zu ziehen. Es gibt aber auch extravertierte hochsensible Kinder. Da diese Kinder nach einem Tag in der Kita oder der Schule zumeist sehr erschöpft sind, benötigen sie nicht viele weitere Aktivitäten. Das sollten Sie als Eltern dann akzeptieren und auch nicht versuchen, etwas zu erzwingen, da Sie sonst schnell eine Überstimulation herbeiführen können. Auch später noch, wenn das Kind älter ist und ein Hobby finden will, brauchen Sie viel Geduld. Denn es wird sich sehr viele Gedanken zu seinen Interessen machen, die oft in einer Vielzahl vorhanden sind.

Aus der Hochsensibilität ergeben sich primäre Bedürfnisse. Diese bilden sich aus der Veranlagung an sich. Hierzu zählen eine sehr detaillierte allgemeine Wahrnehmung und die intensive Wahrnehmung sensorischer Reize, Schwingungen und Stimmungen im menschlichen und technischen Bereich. Außerdem können Betroffene sehr komplex denken und handeln, sind sehr kreativ, haben eine starke innere Verarbeitung und sind meistens sehr intelligent, wenn nicht sogar hochbegabt. Ihr Gerechtigkeitssinn ist sehr ausgeprägt, sie haben einen sehr starken Hang zur Perfektion und ein tiefes Bedürfnis nach einer Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns und der durchlebten Situationen.

Die Intuition dieser Menschen ist meistens sehr gut ausgeprägt, sie können achtsam kommunizieren und haben ein großes Bedürfnis nach Harmonie. Sie sind zudem sehr verantwortungsbewusst, haben einen Blick für Zusammenhänge und schauen weit in die Zukunft voraus. Des Weiteren orientieren sie sich stärker an Kooperationen als an Konkurrenz. Findet das Phänomen der Hochsensibilität zu wenig Berücksichtigung, können sich sekundäre Merkmale der Disposition herausbilden.

Dazu gehören eine leichte Ablenkbarkeit, die schnelle Überregung und die Neigung, sich zurückzuziehen. Außerdem sind Betroffene oft unsicher, haben lieber wenige und dafür gute Freunde und neigen zu Phobien und allgemeiner Ängstlichkeit. Oft sind sie auch psychisch schneller labil als andere Menschen. Eine körperliche Empfindsamkeit auf Nahrungszusatzstoffe, Medikamente und sonstige Reize kann ebenfalls vorkommen. Hierzu zählen auch Infekte, Allergien und Hautbeschwerden, da Hochsensible sprichwörtlich eine dünne Haut haben.

Eine Untergruppe hochsensibler Personen stellen die sogenannten High Sensation Seeker, kurz HSS, mit rund dreißig Prozent der Hochsensiblen dar. Diese Menschen werden auch die extravertierten Hochsensiblen genannt.

Sie sind im Gegensatz zur Hauptgruppe anfänglich nicht schüchtern und zurückhaltend und wirken auch nicht so empfindsam. Stattdessen präsentieren sie sich neugierig, gesellig und nach außen gewandt. Sie gehen durchaus auch mal ein Risiko ein, wobei sie das sehr bedacht tun und jedmögliche Sicherheitsfrage sehr gut überprüfen. In einer Kultur, die sehr auf Aktivitäten ausgerichtet ist und sich daran orientiert, fällt diese Untergruppe der Hochsensiblen kaum auf. Erkannt werden können sie dennoch an schneller Überreizung oder Erschöpfung oder dem Anzeigen von Achtsamkeit und Vorsicht trotz ihrer Neugierde und Agilität.

Extravertierte Hochsensible haben vielseitige Interessen, sind gesellig und sehr gesprächig, haben viele Kontakte und auch viele Freunde. Sie können sowohl begeistern als sich auch begeistern lassen und sind für Neues stets offen. Hierzu zählen alle unbekannten Anregungen und Eindrücke. Gegenüber einer Menschenmenge ist die Toleranz sehr hoch. Sie lieben es, im Mittelpunkt einer Situation zu stehen oder Chaos zu stiften. Von Routinen oder einfachen Abläufen sind sie sehr schnell gelangweilt. Was sie gar nicht mögen, ist Warten. Außerdem sind sie oft unruhig und überfordern sich selbst. Für ihre Mitmenschen ist es oft nicht nachvollziehbar, dass sie sich scheinbar plötzlich zurückziehen wollen.

An dieser Stelle ist es wichtig, zu wissen und zu verstehen, dass ein HSS sich ständig zwischen Aktivität und Rückzug befindet. Denn beide Seiten sind stark ausgeprägt, wodurch sie nicht selten in Konflikt miteinander stehen. Das ist so zu begründen, dass extravertierte Hochsensible eigentlich keine extravertierten Menschen sind, sondern sowohl extravertiert als auch introvertiert. Sie schwanken daher oft zwischen den Phasen der Extravertiertheit und des Rückzugs. Fragen wie: „Gehe ich heute auf eine Party oder doch lieber alleine spazieren?“ sind daher an der Tagesordnung. Wenn die beiden Systeme der Extravertiertheit und der Introvertiertheit so stark ausgeprägt sind, erscheinen die Betroffenen ihrem Umfeld oft als impulsiv und sprunghaft. Sie werden als Menschen wahrgenommen, die Dinge anpacken und zugleich wieder hinwerfen, wodurch sie ihre Mitmenschen oft verwirren. In extremen Fällen kann auch der Eindruck einer gespaltenen Persönlichkeit entstehen.

In Verbindung mit Extraversion ist die Hochsensibilität meist mit einem sehr anstrengenden und bewegten Leben verbunden. Hinzu kommt eine weitere Herausforderung, deren Auswirkungen auch nicht zu unterschätzen sind. Denn extravertierte Hochsensible finden sich in einem System wieder, in dem Aktivität höher bewertet wird als Rückzug und Ruhe. Zur inneren Zerrissenheit, der die Betroffenen also ohnehin schon ausgesetzt sind, kommt also auch der kulturelle Konflikt hinzu. Daher entscheiden sich die meisten Betroffenen auch oft dafür, im Zweifelsfall die sozial anerkannte Seite zu zeigen. Dadurch laufen sie allerdings schnell Gefahr, in ein Burnout zu geraten. Das liegt daran, dass die aktive Seite dieser Menschen die Angebote eines aktiven Lebens sehr attraktiv findet. Somit sind die anfänglichen Signale eines Burnouts nur schwer auszumachen und wenn dann die endgültige Erschöpfung auftritt, ist es meistens schon zu spät.

Bei Menschen, die dazu neigen, sich wie ein HSS zu fühlen, muss diese Disposition aber nicht immer die Ursache ihres Empfindens sein. Denn es gibt auch andere Faktoren, die ein solches Empfinden und Verhalten erklären können.

Wenn man von einer Veranlagung spricht, ist damit etwas genetisch Bedingtes gemeint, das in der Regel stabil im Auftreten ist. Sie zeigt sich dann bereits in der Kindheit auf bestimmte Art und Weise und ändert sich auch nicht mehr grundlegend, wenn man erwachsen ist. Zu den biologischen Veranlagungen bei Menschen gehören die Augen- und die Haarfarbe, die Körpergröße und das Geschlecht etc. Wer eine Veranlagung hat, kann diese leben, muss es aber nicht. Wird eine solche Disposition aber langfristig unterdrückt, kann dies zu Unwohlsein oder Ähnlichem führen.

Bei Persönlichkeitsmerkmalen hingegen wird zwischen genetischen und prägungsbedingten unterschieden. Das Auftreten ist dann variabel im Vergleich zu einer Veranlagung. Das heißt, in der Kindheit kann ein Persönlichkeitsmerkmal in der einen Richtung ausgeprägt sein, im Erwachsenenalter dann in einer anderen.

Wer wirklich hochsensibel ist, der hat diese Veranlagung. Es handelt sich hierbei nicht um ein Persönlichkeitsmerkmal. Die Unterform der ex- travertierten Hochsensibilität wird oft mit der Extraversion an sich verwechselt. Das Sensation Seeking ist im Vergleich zur Extraversion aber physikalisch begründet, denn es steht im Zusammenhang mit der Hormonausschüttung von Dopamin. Der Stimulations- und Erregungszustand wird also dadurch herbeigeführt. Die normale Extraversion stellt dagegen eine Art der Verarbeitung der Realität dar, die von der jeweiligen sozialen Interaktion abhängig ist. Es ist also individuell verschieden, wie mit Belangen aus dem Leben umgegangen wird. Neue Situationen, Stress und Disziplin werden von jedem anders praktiziert und jeder geht verschieden damit um, da ja auch die Belastungsgrenzen unterschiedlich hoch sind.

Menschen, die schnell gelangweilt sind, weil ihr initiales Erregungsniveau sehr gering ist, können dieses über anregende Außenaktivitäten anheben. Hochsensible haben ein relativ hohes inneres Erregungsniveau, weshalb sie weniger Außenaktivitäten benötigen, um sich stimuliert zu fühlen.

Sensation Seeker werden gerne als überaktiv und nonkonformistisch beschrieben, da sie nur eine geringe Selbstkontrolle haben. Außerdem werden sie schnell als Menschen mit antisozialem Verhalten abgestempelt. Tatsächlich geht bei den echten Sensation Seekern eine negative Korrelation zwischen Risiko und Angst einher. Das bedeutet, dass sie umso weniger Angst haben, je höher das Risiko ist, welches sie eingehen. Die zentralen Merkmale solcher Menschen sind Neugierde, die Suche nach neuen Erfahrungen, die gemacht werden können, die Vermeidung von Langeweile, Impulsivität und das Eingehen von Risiken ohne jegliche Rücksicht auf mögliche Konsequenzen.

Daraus ergeben sich folgende Schlüsse: Jeder Mensch muss neugierig sein, um seinen Aktions- und Bezugsradius erweitern zu können. Deshalb erforschen bereits Kleinkinder krabbelnd ihre Umgebung. Die Hochsensiblen haben aber neben der Neugierde auch das Bedürfnis, alles bis zu einem gewissen Grad zu erforschen, weil sie Feinheiten und Details vor anderen Menschen bemerken.

Sensation Seeker sind dagegen bereit, neue Empfindungen zu erkunden und Erfahrungen zu machen, die sie bisher noch nicht gemacht haben. Ihr Forschertrieb ist also noch ausgeprägter als bei den Hochsensiblen. Diese sind zwar auch auf der Suche, neue Erfahrungen machen zu können, verfolgen dieses Bestreben aber deutlich weniger intensiv als die Sensation Seeker. Das deckt sich auch mit dem Verständnis, das wir von Extraversion haben.

Das Vermeiden vom Aufkommen der Langeweile kann eine Motivation dafür darstellen, nach außen hin agiler zu sein. Denn das hochsensible System ist eben auch für ein hohes Maß an Informationen ausgelegt, die es zu verarbeiten gilt. Fehlen diese Informationen und es kommt Langeweile oder Unterforderung auf, kann dies schnell als sehr unangenehm empfunden werden, weshalb Betroffene gerne versuchen, diesen Zustand zu vermeiden. Von der Bereitschaft, Risiken einzugehen, ohne auf die Konsequenzen Rücksicht zu nehmen, geht auch eine gewisse Gefahr aus. Denn hier können waghalsige Aktivitäten angestrebt werden.

Eine hemmende Wirkung durch negative Auswirkungen in wirtschaftlichen oder sozialen Bereichen wird nicht erzielt. Mit der Impulsivität geht einher, dass die Betroffenen spontan und oft unbedacht agieren und reagieren. Außenstehende können das schnell als störend oder unangemessen empfinden. Die positive Seite dieser Eigenschaft ist aber die Fähigkeit, schnell in akuten Reaktionen reagieren zu können, wodurch eine Lösung oder Veränderung zügig erzielt werden kann. Echte Sensation Seeker können als Menschen beschrieben werden, die sich an einem Gummiseil befestigt von einem hundert Meter hohen Turm stürzen und auf der Autobahn kein waghalsiges Manöver auslassen. Alles, was keine Gefahr birgt, scheint sie zu langweilen. Sensation Seeking kann das Persönlichkeitsmerkmal darstellen, das sich dadurch kennzeichnet, dass man immer auf der Suche nach neuartigen, vielfältigen und komplexen sowie intensiven Erfahrungen und Empfindungen ist. Damit einher geht die Bereitschaft dafür, soziale, physische, finanzielle und rechtliche Risiken einzugehen. Kurz und knapp geht es einfach um die Suche nach dem Kick.

Diese Definition muss aber nicht zwangsläufig auf extravertierte Hochsensible zutreffen. Denn diese sind ja, wie wir bereits wissen, eher so gepolt, dass sie Risiken nur dann eingehen, wenn sie Vorsichtsmaßnahmen diesbezüglich getroffen haben.

Es wird also erkennbar, dass der Begriff des Sensation Seekings im Laufe seiner Erforschung aufgeweicht worden ist. Das liegt daran, dass das Merkmal mehrere Phasen durchlaufen hat, in denen kulturelle und soziale Komponenten, physiologische Aspekte, situative Kontexte und individuelle Erregungsniveaus als beeinflussende Faktoren untersucht worden sind. Es ist also schwierig geworden, das Verhaltens- und Erlebensmuster der Sensation Seeker von Extraversion oder Offenheit abzugrenzen. Folglich können einzelne Merkmale, die mit Sensation Seeking verbunden werden, in verschiedenen Skalen gemessen werden.

Dadurch ist es aber nicht immer eindeutig möglich, Extraversion und Sensation Seeking zu differenzieren. Deshalb geht der Trend in der Forschung nun wieder in die Richtung, stärker auf die ursprüngliche Definition zurückzukommen. Der Sensation Seeker wird also wieder mit Waghalsigkeit und Risikofreude gleichgesetzt. Dadurch kann eine Differenzierung stattfinden, denn extravertierte Hochsensible könnten sich mit dieser Definition nicht identifizieren.

Wer sich dagegen extravertiert verhält, ohne ein Sensation Seeker zu sein, kann dafür andere Ursachen finden. Dann können Hinweise auf andere Wesensmerkmale, die typisch sind, oder Verletzungen psychischer Art in Betracht gezogen werden. Durch diese Option kann betroffenen extravertierten Hochsensiblen ein breites Verständnis und eine Vielzahl an Methoden in der therapeutischen Begleitung und Unterstützung entgegengebracht werden.

Extraversion gesondert betrachten

Wie bereits im letzten Kapitel angedeutet, ist es zwingend notwendig, das Thema Extraversion in Verbindung mit Hochsensibilität genauer zu betrachten. Wenn man diesen Begriff genau definieren will, orientiert man sich an der Beschreibung von Jung, die er 1921 zum ersten Mal abgegeben hat. Demnach enthält Extraversion sowohl das introvertierte (verstärkter Rückzug) als auch das extravertierte Verhalten eines Menschen. Niemand ist also nur extravertiert oder introvertiert, sondern beides ist bei allen Menschen vorhanden und jeder bewegt sich individuell zwischen beiden Polen. Das lässt sich gut mit dem Hören vergleichen.