Wie ich die Welt gerettet habe und keiner hat es gemerkt - Ulrich Klocke - E-Book

Wie ich die Welt gerettet habe und keiner hat es gemerkt E-Book

Ulrich Klocke

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Beschreibung

Uwe wird von Aliens entführt, in der Hoffnung, dass er ihnen den benötigten Treibstoff besorgen kann, der ihnen zu Neige geht. Doch während der Entführung kommt es mangels Energie zu einer Bruchlandung und sie bleiben irgendwo in der Nähe einer niedersächsischen Kleinstand an einem Waldrand liegen. Dank der außergewöhnlichen Fähigkeiten der Außerirdischen, sie können sich in alles und jeden verwandeln, auch in Menschen, gelingt es ihnen mit ein paar Tricks zurück in Uwes Wohnung zu fahren. Da niemand weiß, wie der benötigte Treibstoff auszusehen hat, richten es sich die Aliens, die mit ihren Fähigkeiten Uwe ein Haus besorgt hatten, häuslich auf der Erde ein. Aus lauter Langeweile lassen sie eine Horde Neo- Nazis hochgehen, machen Urlaub in Dallas und treiben sich mit russischen Mafiosos herum. Dort entdecken sie, dass Kokain ihnen die benötigte Energie zum Fliegen bringt. Gleich wollen einige der Aliens mit Hilfe des Kokains eine Revolution auf ihren Heimatplaneten anzetteln, um danach die Erde zu annektieren, weil die Treibstoffquellen auf ihrem Planeten zur Neige gehen. Uwe will das aber mit Hilfe seiner neuen Freundin, einer Alienfrau, verhindern. Dummerweise hat bereits eine andere Alienspezies auch den Plan die Erde zu erobern. Die bitten Uwe um Hilfe, da sie einen offenen Kampf mit seinen Aliens scheuen. Da er ablehnt, weil eine seine neue Freundin nicht verlieren will, wird es arrestiert. Seine außerirdischen Freunde befreien ihn aber und es kommt zu einem offenen Kampf beider Aliengruppen, wobei es Uwe durch einen Trick gelingt beide Gruppen auszulöschen. Nur seine Alienfreundin überlebt und bleibt fortan in Menschengestalt mit ihrem Uwe zusammen.

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Seitenzahl: 385

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Für Miriam

Inhalt

Die Galaxogang

Rocker vs. Alien

Heia Safari

Venceremos

Walkürenritt

Die große Rede

Dallas

Die Moonbar

Der Abschuss

Bogotá

Der Deal

Der Test

Die Nachricht

Stubenarrest

Der Kampf

Home, sweet home

1. Die Galaxo- Gang

Auf einmal waren sie da. Mitten in meinem Schlafzimmer.

Sie standen wie drei überdimensionale Plüschkissen vor meinem Bett und hatten mich geweckt. Eins dieser Etwasse spuckte auf einmal einen handelsüblichen Aktenkoffer aus. Noch etwas schlaftrunken und mehr erstaunt, als erschrocken nahm ich wahr, wie sich der Koffer öffnete und ein, wie soll ich sagen, Zipfel, Ableger, Fortsatz des Wabbelwesens entnahm ihm ein Gerät, ähnlich einer Penispumpe aus einem der einschlägigen Flensburger Hobbyläden, setzte mir die Öffnung auf den Kopf und sog mich ein. Mein Körpervolumen schrumpfte in Nullkommanichts auf ein Zehntel und wurde in eine Art Reagenzglas inhaliert. Von wegen Transporterstrahl, liebe Sience- Fiction- Freunde, Pimmelpumpe! Als ich aus dem Reagenzglas über die Penispumpe wieder ausgespuckt wurde versanken meine Füße in irgendeiner undefinierbaren Masse. Fest, aber doch elastisch, sichtbar, aber dennoch ziemlich transparent. Und irgendwie wie plüschig. Oder so ähnlich wie Zuckerwatte.

Bei jedem Schritt hatte ich Schwierigkeiten meine Füße vom Boden abzuheben. Alles um mich herum war aus dieser seltsamen Substanz. Meine drei Wabbelfreunde waren auch wieder da. Aus dem rechten dieser Flauschbällchen schoss auf einmal wieder so ein Zipfel hervor und popelte mir kurz, aber heftig in der Nase. Ich musste niesen und ein plötzlicher Ruck ging durch meinen Körper. Dann hörte ich ein Fiepen und Singen, Knacksen und Rauschen, ähnlich, als wenn mein Opa an seinem Dampfradio drehen würde. Mittelwelle. Dann: „Hallo! Ich bin Urf!“ stellte jemand sich vor. „Allerdings übersetzt in deine Sprache. In meiner schlicht .“

Es hörte sich an, als wenn eine kotzende Katze in einem Blecheimer bergab gerollt würde. „Ich habe dir gerade einen Transponder eingepflanzt. Das erleichtert unsere Kommunikation ungemein. Das ist übrigens O“ Aus Urf schoss wieder so ein Zipfel heraus, formte sich diesmal allerdings zu einer menschlichen Hand und der ausgestreckte Zeigefinger deutete auf das mittlere Knäuel. Eine andere Stimme machte sich bemerkbar.

„Angenehm! Und darf ich dir Mpffff vorstellen?“ Das war zweifelsohne der Dritte im Bunde dieser intergalaktischen Wattepads. „Und du bist Uwe, wenn wir recht recherchiert haben, stimmt’s?“ „Stimmt!“ bestätigte ich. „Aber wer, verdammt noch mal, seid ihr und was, zum Teufel, wollt ihr von mir? Und wie kann ich euch unterscheiden?“ Die rechte Kugel färbte sich rot. „Das bin ich, Urf, der Commander!“ Wieder rollte die kotzende Katze im Blecheimer den Berg hinunter und die anderen beiden Flauschkugeln verfärbten sich jetzt auch. Grün und Gelb.

„Was gibt das denn hier jetzt, ne Ampelkoalition?“ „Nein, damit du uns unterscheiden kannst haben wir uns optisch etwas angepasst. Obwohl mir Gelb gar nicht steht.“ „Aha“, fragte ich, „und wem steht Gelb nicht? Oder ganz dezent gefragt: Wer, zum Donnerwetter noch mal, bist du? Oder soll ich dich ab jetzt Eiterblase nennen?“ Jetzt hatte ich den Wattebausch wohl beleidigt. „O“, kam es etwas schnippisch zurück, „ich heiße O. Aber deshalb brauchst du nicht gleich so unhöflich zu sein. Ich habe…, festhalteeeeen!!!!!“ Wir wurden auf einmal hin und her geschüttelt und ich hatte plötzlich das Gefühl, als wenn mein Körper in einen anderen Aggregatszustand übergehen würde. Ein, zwei, dreimal schlugen wir irgendwo auf. „Wer, zum Teufel, fliegt das Ding eigentlich? Kann man diesem Fliegerdeppen mal sagen, dass er einen Passagier an Bord hat, der nicht aussieht wie ein überdimensionaler Wattebausch und nur begrenzt haltbar ist? Oder soll ich mir vielleicht in Zukunft ein „Fragil- Schild“ auf die Stirne backen?“ Ich war sauer. Erst reißen sie mich aus meine feuchten Träume, dann werde ich inhaliert und wieder ausgespien, um anschließend durchgeschüttelt zu werden, als wenn der Pilot seine Lizenz bei einem Crash- Kurs der Spantax- Airline gewonnen hätte.

Endlich blieben wir stehen. Liegen? Ich wusste schon nicht mehr, wo oben und unten war. Weh getan hatte ich mir nicht. Es war ja die besagte Zuckerwatte um mich herum. Aber mein Gleichgewichtssinn war durcheinander.

Und das mochte ich nicht. Ich hasse es, wenn sich alles um mich herum dreht, ohne dass ich mich selbst durch exzessiven Alkoholgenuss in diesen Zustand gebracht hätte.

„Tut mir leid, Graaaab ist alle!“ Eine Stimme aus dem Nichts. Ich fragte Urf, ob das der Flugkapitän wäre, der da sprach. Hätte Urf ein Gesicht gehabt, würde er jetzt sehr verständnislos dreinblicken. Jedenfalls klang seine Stimme mehr, als erstaunt, als er mich fragte, was ein Flugkapitän sei. Ich erklärte ihm in kurzen Worten, was so ein Flugkapitän zu tun hätte, wenn er menschliche Fracht durch die Luft transportiert. Aber auch eine Person, die ein Raumschiff lenkt, sei im gewissen Sinne ein solcher.

Urfs Gegenfrage kam, was ein Raumschiff sei. Meine stoische Geduld hat auch Grenzen. Einem roten Kosmetikartikel zum Abschminken die Welt zu erklären war nicht unbedingt das, was ich sonst nach dem Aufstehen machte. Trotzdem versuchte ich ihm ungehalten mit knappen Worten klarzumachen, wie sich Menschen durch das Universum zu bewegen pflegen.

Jedenfalls, das kurze Stück bis zum Mond, was wir bis jetzt davon kennen gelernt haben. „Ach so.“ Urf schien verstanden zu haben. „Du meinst ein Du musst entschuldigen, wir beherrschen eure Sprache noch nicht so gut. Aber wir arbeiten daran. So etwas, wie ein Raumschiff haben wir nicht. Und so etwas, wie einen Flugkapitän brauchen wir auch nicht.“ „Ja, und was ist das hier?“ Ich machte eine ausladende Bewegung mit der Hand. „Das ist Hoooohn.“ Die Eiterblase sprach. Wenn ich mich recht erinnerte hieß sie, er, es, ...O. „Jungs, ich habe nicht bis in alle Ewigkeit Zeit. Also! Wer oder was ist ein Hoooohn, womit bewegen wir uns fort und vor allen Dingen: Was wollt ihr von mir?“ Grün, also Mpffff, meldete sich zu Wort: „Hoooohn ist Hoooohn. Also, wie soll ich dir das erklären? Also, Hoooohn ist so wie wir, ein Rööööb.

Wie sind alle Rööööbs. So. Das zu Frage Nummer eins.

Frage Nummer zwei: Wir bewegen uns mit und in Hoooohn fort. Und zu Frage Nummer drei: Von dir brauchen wir Graaaab.“ Mir schwirrte der Kopf. „Was soll das heißen, wir bewegen uns mit und in Hoooohn fort? Und was ist ein Rööööb, wenn es kein Raumschiff ist? Eine Maschine? Ein Roboter? Oder mehr oder weniger eine Art Lebewesen? Das einzige Lebewesen, das ich kenne, dass zum Fliegen taugt, ist ein Vogel. Und das einzige, was in dem Tier mitfliegt, sind Darmparasiten.

Vögel fliegen zwar auch ganz schön hoch, aber den Weltraum durchqueren können sie mangels Sauerstoff nicht. Also? Ich wünsche eine Erklärung.“ Der rote Urf ergriff das Wort: „Wir kommen vom Planeten Rööööb.

Rööööbs können überall hin und das in kürzester Zeit.

Denn genau diese nutzen wir. Die Zeit! Wir reisen auf dem Zeitstrahl hin und her. Durch die Wurmlöcher. Und zwar mit einer Geschwindigkeit, die für euch nicht nachvollziehbar ist, für uns aber nur ein Klacks, wie man so schön auf der Erde zu sagen pflegt. Weil unser Planet einer der ersten war, der nach dem Urknall entstanden ist, können wir auch jede Gestalt, jedes Material und jeden Aggregatszustand annehmen. Deshalb können wir Hoooohn ja auch als Transportmittel benutzen. Wir sitzen also in ihm drin. Wir sind nämlich auf einer Expedition im ganzen Universum auf der Suche nach Graaaab.

Graaaab ist die Energie, die wir zum Fliegen brauchen.

Diese Energie ist sehr selten auf unserem Planeten geworden und sehr kostbar. Das letzte hatte Hoooohn in Höhe Alpha Centauri eingeworfen. Und weil wir uns ziemlich verflogen haben, ist unseres hier jetzt alle.

Darum auch diese Notlandung. Jetzt musst du uns weiterhelfen. „Na, ich danke! Soll das heißen, ich sitze hier in der Kaldaune eures Kumpels und soll euch mit einer Energie versorgen, von dem ich nicht einmal weiß, woraus sie gemacht ist? Ihr seid mir ein paar komische exterristische Kosmetikartikel! Wieso gerade ich?“ Mpffff lachte. Jedenfalls klang es so ähnlich, wie menschliches Lachen. „Wir wollten ja sowieso mit irgendeinem Erdman Kontakt aufnehmen, weil Hoooohn schon auf Reserve lief.

Und du sahst so vertrauensvoll aus, wie du so selig in deinem Bett geschlummert hast, als wir auf der Suche nach einem Humanoiden waren. Da habe ich gleich gesagt, den nehmen wir mit, der kann uns helfen!“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich habe also vertrauensvoll geschlummert! Wie schön für mich. Deshalb bin ich jetzt für euch also der Auserwählte. Und wie soll ich euch zu diesem Graaaab verhelfen? Hört sich nebenbei komisch an, Graaaab. Irgendwie morbide.“ Jetzt öffnete sich unter mir die Zuckerwatte und ich stand mit eigenen Füssen wieder auf festem Boden. Hoooohn zog sich immer weiter dezent zurück und stand auf einmal als Lila Wattebausch da. Er streckte auf einmal einen seiner Fortsätze aus, die er gleich in eine menschliche Hand verwandelte. Er öffnete sie und es kamen ein paar weißliche Krümel zum Vorschein. „Das ist Graaaab. Der allerletzte Rest. Reicht kaum noch für zwei .“ Ich sah mir diesen seltsamen Treibstoff für Außerirdische an. „Na, toll! Und jetzt glaubt ihr, dass ich für euch den ganzen Planeten nach diesem weißen Zeugs absuche, von dem ich nicht weiß, wo man es finden kann und aus was es ist? Herrlich!“ „Mmmh“, überlegte Urf. „Und wenn du das in einem eurer vielen Labore eurer vielen Institutionen untersuchen lässt? Würde das nicht gehen?“ Ich zeigte ihm einen Vogel.

„Und wenn die analysieren, dass das Zeug nicht von diesem Planeten stammt? Was dann? Dann bin ich in Erklärungsnot. Woher haben sie das? Wieviel haben sie davon? Seit wann haben sie das? Glaub mir, mein Lieber, so einfach geht das hier nicht. Ich kann ja noch nicht einmal behaupten dass der Stoff mit einem Meteoriten gekommen ist. Dann geht die Fragerei wieder von vorne los. Wo haben sie den Meteoriten gefunden, wann haben sie ihn gefunden, und so weiter und so fort. Das Einzige, was euch wohl übrigbleiben wird ist, auf den Zufall zu hoffen. Aber jetzt was ganz anderes. Ich will endlich wissen, wo wir sind.“ Ich schaute mich um. Die Gegend sah aus, wie der Deister oder ein ähnlicher mitteldeutschen Höhenzug.

Wir waren auf einer Anhöhe notgelandet und hatten einen wunderschönen Ausblick auf ein, in der Nachmittagssonne liegendes, malerisches Städtchen.

„Na, toll! Das habt ihr ja großartig gemacht! Und wo ist jetzt Hamburg?“ Urf schnalzte, womit auch immer, und O war verschwunden. Stattdessen hatte Urf jetzt ein handelsübliches Handy in seinem ausgestülpten Fortsatz, der wieder wie eine Hand aussah. Mit einem anderen Fortsatz tippe er heftig auf der Tastatur herum. „Wir sind im Elm.“ Er hielt mir das Handy mit eingebautem Navi unter die Nase. Ich fluchte. „Klasse Situation, meine Herren! Wirklich Klasse! Jetzt darf ich, nur mit einem Ohrring bekleidet und mit vier Rööööbs im Schlepptau, in diese Stadt einmarschieren und irgendwelchen ominösen Treibstoff auftreiben. Wisst ihr eigentlich, in was für eine Scheißlage ihr mich gebracht habt? Könnt ihr euch auch nur annähernd vorstellen, was passiert, wenn ich so da unten in dem Kaff auftauche, ohne Papiere und vollkommen nackt? Die haben da doch grade erst zusammen mit der D- Mark die Hexenverbrennung abgeschafft. Die werden mich an den Pranger stellen!

Oder teeren und federn! Oder beides!“ Urf schnalzte noch einmal und das Handy war verschwunden. Stattdessen stand O jetzt wieder auf seinem Platz. Ich holte tief Luft und überlegte ernsthaft, ob ich nicht mit dem Kopf vor die nächstbeste Eiche rennen sollte, um aus diesem seltsamen Traum zu erwachen, doch jetzt schnalzte Urf wieder und nun war Mpffff verschwunden, aber ich stand plötzlich auf wunderbarer Weise neu eingekleidet da, in einem perfekten Maßanzug und Lederschuhen. Man braucht schon ein starkes Herz, wenn man sich mit Rööööbs einlässt. Was in Hirn und Körper vorgeht, wenn jemand innerhalb von Nanosekunden von einem Außerirdischen umhüllt wird, der sich wie ein Maßanzug um einen schmiegt, ist mit keinem Wort der Weltsprachen zu erklären. Man erkennt mit einem Mal die ganze Dimensionen des Weltalls, die eigene Winzigkeit und begreift mit Schrecken Sokrates: Ich weiß, dass ich nicht weiß!

Mein Puls beruhigte sich langsam und ich erklärte, nach mehrmaligen tiefen Durchatmens, mit schlecht verhaltener Wut, Urf, den ich mittlerweile als den Anführer dieser Galaxogang begriffen hatte: „Nächstes Mal, egal wann, egal wo, wird vorher Bescheid gesagt, wenn ihr etwas mit meinem Körper vorhabt. Egal, ob von innen oder außen herum! Habt ihr mich verstanden?“ Eigentlich hatte ich ein zustimmendes Nicken erwartet, aber irgendwie war mir schon klar, dass mir von meinen Wattekugeln diese Art Zustimmung versagt bleiben würde. Womit sollten sie auch nicken.

„OK! Ich habe einen Entschluss gefasst! Da ich mich jetzt zwar wieder unter Menschen wagen kann, ihr aber doch ein klein wenig an eurem Äußerem arbeiten müsstet, schlage ich vor, verwandelt euch doch ganz einfach auch in Menschen! Das dürfte für euch doch keine Schwierigkeit sein. Oder?“ Ich sah in die Runde. Urf sagte irgendetwas auf Rööööbsch zu O. Das listige Kerlchen schaltete immer den Transponder aus, wenn ich irgendetwas nicht mitbekommen sollte. O verwandelte sich innerhalb eines Wimpernschlages in ein handelsübliches Laptop. Mit Wlan. Am Waldrand! „Ihr habt euch ja anscheinend gründlich vorbereitet auf die Erde.“ „Das weniger. Nur die Grundlagen. Was meinst du? Können wir uns so in der Stadt blicken lassen?“ Urf wies auf die Seite für Herrenbekleidung eines Versandhauses auf dem Monitor. „Jeans, T- Shirt, Socken, Schuhe. Das reicht. Und sucht euch ein paar Gesichter aus. Aber keine bekannten Persönlichkeiten.

Eher Allerweltsgesichter. So, wie meins eben!“ O ließ innerhalb von Sekunden zigtausende von Internetseiten durch seinen körpereigenen Rechner sausen und Zack, standen die drei wie Schaufensterpuppen in Pose vor mir.

Bei genauerem Hinsehen erkannte ich allerdings, dass es keine wirklichen Anzüge waren. Die drei hatten nur ihre Oberfläche, ähnlich wie ein Chamäleon, meinen Wünschen und Vorstellungen angepasst. Ich nahm mir vor, meine galaktischen Freunde bei Gelegenheit mal richtig einzukleiden.

Wer war jetzt wer? Genau diese Frage stellte ich jetzt meinen Verwandlungskünstlern. Der sonnenbankgebräunte Blonde mit der Sonnenbrille war Urf. Der schwarzhaarige O und Mpffff der, mit dem markanten Kinn. „Ich habe ausdrücklich gesagt: Keine Promis! Also, du Klitschko für Arme! Allerweltsgesicht!

Und zwar plötzlich!“ Mpffff maulte, neutralisierte dann aber seine Gesichtszüge zu meiner Zufriedenheit. „Jetzt zu Punkt zwei.“ Mpfffff wurde zickig: „Wir hatten ja noch nicht einmal Punkt eins zu Ende diskutiert!“ Mit der neuen Gestalt hatte er auch gleich einen neuen Charakter angenommen und eine menschlichere Stimme bekommen. Sie lernen blitzschnell, diese Rööööbs.

„Namen, ihr Deppen! Ihr braucht jeder einen Namen. Und zwar einen, der sich menschlich anhört.“ Jetzt konnte ich geschickt die kotzende Katze in dem Blecheimer unterbringen, die den Berg hinunter rollt. Nun war Urf beleidigt. Mit einer leicht tuntenhaften Bewegung warf er seinen Kopf in den Nacken. Mir kam eine Idee. „OK! Urf, du heißt von jetzt an Karl. Nach einem bekannten deutschen Modeschöpfer. Du trägst also einen ehrenvollen Namen.“ Ich fuhr mit der Namensgebung fort.

„O, du heißt ab jetzt...mmmmmm.“ Ich überlegte. Doch O hielt mein „mmmmmm“ schon für seine neue Identität.

„Nein, nicht mmmmmm. Walter! Du heißt jetzt Walter!“ Ein kleiner Scherz von mir. In Anbetracht von Os Farbe Gelb habe ich ihn nach Walter Scheel benannt, unserem ehemaligen Bundespräsidenten. Der hatte in der Fernsehsendung „Drei mal Neun“ 1973 mit dem Düsseldorfer Männergesangverein „Hoch auf dem gelben Wagen“ gesungen. Dass er mal der vierte Bundespräsident gewesen ist, wissen nur noch die wenigsten. Aber an diesen Fernsehauftritt können sich die meisten meiner Generation noch gut erinnern. Bei Mpfffff machte ich es mir leicht. Er bekam schlicht und einfach den ersten Namen, der mir einfiel. Michael. „Und mich hast du vergessen?“ Ich fuhr zusammen. Grölte mir doch mein Anzug direkt ins linke Ohr. „Mensch Hoooohn! Musst du mich so erschrecken? Kannst du nicht, wie jeder andere anständige Anzug auch, die Klappe halten? Nein, Ich habe dich nicht vergessen! Du heißt ab jetzt Horst! Ich hatte mal einen Nachbarn, der hieß so und der war ein großes Arschloch. Das passt zu dir.“ Ob Horst jetzt beleidigt war konnte ich nicht feststellen. Jedenfalls schwieg er von nun an. Auch gut.

Wir machten uns auf ins Städtchen. Der Weg dahin gab mir Zeit, über die ganze Situation einmal nachzudenken.

Allmählich wurde mir bewusst, dass ich mit diesen drei Herren und meinem Maßanzug die Weltherrschaft in den Händen halten könnte! Sie waren auf der Erde gefangen und von mir abhängig! Na, ja, eigentlich nicht richtig abhängig. Sie könnten sich ja theoretisch jede Person auf der Welt schnappen, ihm einen Transponder einsetzen und um ihn Hilfe bitten. Also gut, nicht abhängig. Aber befreundet! Sofern man sich mit einem Rööööb anfreunden kann. Ein Versuch ist`s wert. Die Möglichkeiten, die da auf mich zukamen, ließen mich erschauern. Doch nach kurzem, gründlichem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass mir die Weltherrschaft doch zu anstrengend ist. Mir fehlte es schlicht an der Schizophrenie Hitlers, der Skrupellosigkeit Stalins und der Dummheit des Duce. Aber irgendwie gefiel mir der Gedanke, später eventuell einmal hie und da mit meinen neuen Freunden etwas die Weltordnung gerade zu rücken. Ich wandte mich jetzt aber erst einmal profaneren Dingen zu. Vier Männer waren mir dann doch zu auffällig gewesen. Deshalb trug ich jetzt Karl und Michael als Handy und Kugelschreiber getarnt warm und sicher in der Innentasche meines Horstjackets und zog mit Walter allein in das Städtchen ein.

Zu allererst musste mein pekunöser Notstand aus der Welt geschafft werden. Irgendwie mussten wir ja nach Hamburg zurückkommen. Deshalb brauchten wir Geld für eine Fahrkarte. Im Laufen versuchte ich Walter klar zu machen, was eine Scheckkarte ist. Der verstand immer nur, Zug bleibt stehen, Bahnhof wird vorbeigeschoben.

Wie erklärt man einem Wesen aus einer anderen Welt, wie eine Bank funktioniert? Nun gut, das wissen die meisten Banker auch selber nicht, erklären bringt in diesem Fall also nichts. Bleibt nur noch zeigen. Allerdings sehen die meisten Menschen es nicht gerne, wenn man ihnen beim Bankautomaten über die Schulter guckt. Jetzt kam schon die unglaubliche Flexibilität der Rööööbs zum Tragen. Ich zeigte Walter einen alten Kaugummi, der sorgfältig drapiert am Rand eines Papierkorbes einer Bushaltestelle pappte. Ich schaute mich unauffällig um.

Kein Mensch in der Nähe. „Nachmachen!“ Walter gehorchte aufs Wort und schon klebte er als zweites Gum an dem Abfallbehälter. Doch wer war jetzt wer? „Beweg dich mal!“ flüsterte ich ihm zu, just, als zwei junge Mädchen aus einer Seitengasse kamen und sich zu uns gesellten, um hier auf den Bus zu warten. Sie äugten skeptisch zu mir herüber. Nur zu verständlich. Würde ich auch, wenn ich jemanden sehen würde, der mit einem Papierkorb quatscht. „Nun mach schon!“ Walter gab ein kurzes Zucken von sich. Ich klaubte ihn so unauffällig, wie möglich vom Rand des Papierkorbes und steckte ihn in die Jackentasche. Die Mädchen kicherten und die größere der beiden tippte sich verhalten mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. Ich dachte nur: „Danke, meine Rööööbs! Weil ihr mich aus meinem Schlafzimmer entführt habt, mach ich mich jetzt hier in der Provinz zum Deppen!“

Ich erklärte den Jungs jetzt meinen Plan. Walter, das Kaugummi, werde ich neben einen Bankautomaten pappen. Dort kann er sich in aller Ruhe bei einem Kunden ansehen, was eine EC- Karte ist und wie sie funktioniert.

In die soll er sich dann verwandeln und ich werde ihn in den Schlitz einführen. Und jetzt kommt das Tolle! Walter soll so den Zentralrechner der Bank knacken und Geld abheben. Bei den unglaublichen Fähigkeiten meiner außerirdischen Freunde muss ja nicht zwingend mein eigenes Konto sein! Das eine oder andere Nummernkonto in der Schweiz hat doch bestimmt ein bisschen Geld brach liegen. Da kommt es auf den einen oder anderen Tausender ja nicht an. Ich hegte keinen Zweifel, dass es meinem Rööööb gelingen würde, sich in einen ausländischen Rechner einzuhacken. In unsrer kurzen Bekanntschaft hatten sie immer wieder bewiesen, dass ihre Welt im IT- Bereich der unsrigen um Lichtjahre voraus ist.

Die Dämmerung hatte eingesetzt. In den Fenstern der Fachwerkhäuser um den Marktplatz herum spiegelte sich die untergehende Sonne. Drei Banken standen uns zur Verfügung. In zweien waren keine Kunden mehr. In der dritten stand ein Mann, der Kleidung nach zu urteilen ein Maler, und hob Geld ab. Jetzt gut timen. Ohne Scheckkarte kam ich ja nicht an den Automaten heran. Es war bereits nach neunzehn Uhr und die Türen konnte man nur noch mit der entsprechenden Karte öffnen. Wir hatten Glück. Der Malermeister verließ die Bank und hielt uns höflich die Tür auf. Kaum war er außer Sichtweite klebte ich Walter an die Wand gegenüber des Bankautomaten. Sehr dezent, damit er nicht gleich ins Auge fiel. Dann setzte ich mich in die Fensterbank und tat so, als wenn ich telefonieren würde. Auf einmal spürte ich ein leichtes Kitzeln an der Rosette. Ich hatte mich schon so dran gewöhnt, Horst auf meiner Haut zu spüren, dass es mir gar nicht mehr bewusst war, dass ich hier quasi nackt da saß, nur mit einem Alien bekleidet. Ich fuhr hoch.

„Lass das, du Sau!“ Horst popelte mir im Anus herum. „Du hast mir vorhin gesagt, dein Nachbar Horst wäre ein Arschloch. Ich habe mir die Sache nur mal genauer angesehen. Keine Ahnung, warum du mich mit diesem schrumpeligen Schließmuskel vergleichst. Aber ich finde hier unten ganz andre interessante Sachen! Wozu ist das hier eigentlich?“ Er strich mir dezent um die Hoden. Die Haut meines Skrotums spannte sich. Die Tür ging auf und ein altes Mütterchen wackelte auf den Bankautomaten zu.

Mir entfuhr ein leichtes Stöhnen. Horst hatte mir in seinem Forscherdrang die Vorhaut zurückgezogen und war anscheinend drauf und dran, die Länge meiner Harnröhre erforschen zu wollen. Ich kniff mir selbst in den Anzug und hoffte dadurch, Horst auf seinem weiteren Erkundungsgang durch meine männliche Anatomie zu stoppen. Mit Erfolg. Er zog sich aus meiner Körperöffnung zurück. Das allerdings so schnell, dass ein leichter Unterdruck entstand. Was wiederum meine Schwellkörper irrtümlicher Weise als Fellatio auslegten und sich voller Vorfreude heftigst aufbäumten. Mein Little Willi war immer schon einer der spontaneren Art. Ich stöhnte noch einmal verhalten auf und knirschte mit den Zähnen. Verdammter Alien! Das alte Mütterchen hatte mittlerweile ihre Rente abgehoben und wandte sich zum Gehen. Ein kurzer Blick zu mir über den Brillenrand, dann auf meine Prachtwölbung im Lendenbereich, dann wieder in mein Gesicht. Ihr Mund formte sich zu einem leicht erstaunten O. Dann wieder der Blick auf mein interaktives Verlobungsgeschenk. Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihren verknitterten Mund. „Junger Mann, ich danke ihnen!“ Ihre alten Augen strahlten wie bei einer Siebzehnjährigen. „Das ist das schönste Kompliment, was man mir seit Jahren gemacht hat!“ Sie lächelte mir noch einmal neckisch zu, zwinkerte kokett, straffte ihre alten Schultern und verließ, mindestens um zehn Zentimeter gewachsen und sechzig Jahre jünger, relativ flotten Schrittes den Schalterraum.

„Bist du des Wahnsinns?“ Ich fuhr Walter an. „Lass gefälligst deine Hände, oder, na ja, was auch immer du benutzt hast, von meinem Adoniskörper. Sonst gibt es Ärger! Aber mächtigen Ärger!“ „Pö! Dann eben nicht!“

Horst war beleidigt und zog sich gänzlich zurück. Was zur Folge hatte, dass ich nun splitterfasernackt, mit einer gewaltigen Erektion, in dem hellerleuchteten Schalterraum einer Provinzbank stand, von drei überdimensionalen Wattebäuschen drapiert. Die anderen beiden hatten sich nämlich vor lauter Schreck selber aus meiner Jackentasche wieder in Rööööbs verwandelt. Ich fluchte. Wegen mir werden sie hier wieder die Inquisition einführen. Karl ließ ein scharfes Geräusch ertönen, anscheinend ein Befehl an Horst, und ich war wieder salonfähig. Karl und Michael staken auch wieder in der Innentasche. Nur meine Schwellung hatte diesen Schreck nicht überlebt. Ich nahm mir vor, bei der nächsten Gelegenheit seine Jungs über Sinn und Nutzen der menschlichen Fortpflanzungsorgane aufzuklären, damit solche Art Exkursionen fortan unterblieben. Jedenfalls in und an meinem Körper. Aber jetzt musste ich mich um wichtigere Dinge kümmern. Walter, das Kaugummi, war verschwunden. Stattdessen lag er schon als eine nagelneue EC- Karte auf der Tastatur des Geldautomaten. „Also, pass auf! Du tust erst einmal nichts. Ich schiebe dich in den Schlitz und du siehst dich erst einmal nur um in der Finanzwelt. Merk dir ein paar superfette Nummernkontos in der Schweiz und falls du auf eins kommst, das einem Herrn Uli Höneß gehört, nimm dich diesem besonders liebevoll an. Ich hoffe, du kannst Nummernkonten zuordnen?“ Die EC- Karte verzog spöttisch ihren Magnetstreifen. „Ist ja gut! Kein Grund, gleich so überheblich zu werden.“ Walter nahm den Lauf aller EC- Karten. Aber eine Sekunde später spuckte der Automat sie wieder aus. „Hab ich mir doch gleich gedacht, dass das nicht geht! Ok. Fahren wir per Anhalter!“ „Wie? Was geht nicht? Ich bin doch schon fertig!“ Ich war baff.

„Willst du das ganze Bargeld aus dem Automaten?“ „Das geht doch nur bis fünfhundert Euro!“ Die Scheckkarte lächelte. „Nicht, wenn ich dabei bin, mein Lieber, nicht, wenn ich dabei bin.“ „Aber wir können doch nicht alles mitnehmen.“ Mir fiel die Überwachungskamera ein. Ich wurde bleich! Holy Shit! Natürlich! Die Kamera! Die hat alles aufgenommen! Auch als ich hier so barfuß bis zum Hals, mit schwerem Gerät bewaffnet, im Schalterraum herumstand. Auch die Verwandlung der Rööööbs.

Bullshit. „Ok! Also alles!“ beschloss Walter und verschwand im Schlitz. Eine Sekunde später sprudelten die Geldscheine nur so aus dem Automaten. Wie aus einer Ölquelle. Schon stand Walter wieder im Schalterraum. „Die Kamera! Wir müssen die Kamera abdecken!“ Walters Lächeln wurde noch eine Spur überheblicher, als das, was er als EC- Karte gezeigt hatte.

„Keine Angst! Wenn die sich morgen das Band ansehen weil das ganze Geld verschwunden ist, werden sie darauf nur die gesamten Kontoverbindungen des Herrn Höneß und seine Transaktionen sehen. Und auch ein paar Konten von ihm, die dem Finanzamt bis jetzt noch nicht bekannt waren. Der eben genannte ist auch der Spender der kleinen Menge Banknoten, die uns nun zu Füßen liegt.“ Erstaunlich, was dieser Rööööb in dem kurzen Aufenthalt auf diesem Planten so alles gelernt hatte. Sein Wissenstand, enorm. Ich war beeindruckt. „Aber wir haben keinen Koffer! Wie sollen wir denn das ganze Geld verstauen!“ Jetzt sprang mir Michael aus der Jackentasche. Er setzte sich in die Fensterbank und ward zur Aktentasche. So, Geld verstaut. Auf den Zug sind wir nun auch nicht mehr angewiesen. Aber bevor ich mir ein Taxi nehmen würde, wollte ich noch etwas anderes erledigen. So just for fun. „Sag mal Walter, diesen Springbrunneneffekt mit dem Bankautomaten, kannst du den auch zeitlich steuern? Ich meine, wenn wir jetzt einen anderen Automaten aufsuchen, kannst du den denn so manipulieren, dass er morgen früh, punkt acht Uhr, den ganzen Geldvorrat im Automaten von Herrn Höneß Konto abbucht und unter die Leute spuckt?“ „Nichts leichter als das!“ Walters Arroganz fing an, mir auf die Nerven zu gehen. Am Bahnhof in der Schalterhalle, der Bankautomat, der war der richtige! Unauffällig verschwand Walter im Schlitz, um in einem Bruchteil einer Sekunde später wieder neben mir zu stehen. Ein kurzes Augenzwinkern, ein Nicken, fertig war die Geschichte.

„Taxi!“ Mittlerweile war es dunkel geworden. Die Autobahn war trotzdem proppenvoll und wir kamen nur langsam voran. Karl steckte jetzt wieder in meiner Innentasche, als Handy getarnt. Walter saß hinten und Michael lag als Aktentasche, den Bauch voll des guten Geldes, neben ihm. Nach drei Stunden Stop and Go beugte sich Walter zu mir vor und flüsterte: „Er soll den nächsten Rastplatz ansteuern. Ich muss mal!“ Er zwinkerte mir zu. Ich sah ihn zweifelnd an. Was für einen Stoffwechsel haben Aliens? Ich holte tief Luft. Hoffentlich ist das kein Sondermüll! Ich gab die Nachricht an den Taxifahrer weiter und nach kaum drei Kilometer hielten wir auf einem kleinen Rastplatz. Zwei LKWs mit zugezogenen Gardinen parkten an der Seite. Ansonsten waren wir die einzigen Wesen hier. Der Fahrer drehte den Zündschlüssel um und Walter legte ihm seinen Zeigefinger auf den Atlas. Der Kutscher zuckte nur kurz und war dann paralysiert. Ich drehte mich zu Walter um.

„Was soll das denn jetzt schon wieder. Willst du ihn ausrauben? Wir haben genug Geld. Da brauchen wir seine paar Kröten nicht.“ „Das dauert mir alles zu lange.

Wir fahren auf dem Zeitstrahl weiter. Hoooohn, Graaaab!“

Horst langte in die Tasche, suchte die letzten Krümel Graaaab zusammen und warf sie Walter in den Rachen.

Dann wurde es für den Bruchteil einer Sekunde Dunkel um uns herum. Ich meine, richtig duster, nicht nur so einfach dunkel. Dann machte Walter eine Bewegung mit dem Zeigefinger, der mir deutete dass ich aus dem Fenster schauen soll. Was ich auch tat und wobei mich auch fast der Schlag traf. Wir standen vor meinem Haus in Hamburg. Natürlich ist es nicht mein Haus, sondern das Haus in dem ich die Wohnung gemietet habe. Auf jeden Fall standen keine zwei Trucks mehr hinter uns und auch der Wald rechts und die Autobahn links waren verschwunden. Mir wurde klar, wenn man sich mit Außerirdischen einlässt, kann man viel erleben. Nicht nur „Nach Hause telefonieren“. Aber dass das immer so überraschend kommen musste. „Tja“, strahlte Walter. „Für die paar Meter hat das bisschen Graaaab gerade noch gereicht!“ Er tippte dem Taxifahrer noch einmal an und der drehte sich flockenlocker, ohne irgendwelche Ausfallserscheinungen oder ähnlichen Zeichen einer Zeitreise, um. „Das macht dann genau vierhundertzweiundfünzig Euro und siebzig Cent!“ Wow!

Das Taxameter hat sogar die Kilometer auf dem Zeitstrahl mit gemessen! Walter klappte Michael auf und entnahm ihm einen Fünfhunderteuroschein. „Stimmt so!“ Dem Kutscher knallte beinahe der Puder von der Backe!

„Danke! Danke schön! Das ist aber sehr nobel von ihnen!“

Er sprang aus dem Wagen, wieselte um ihn herum und riss uns die Türen auf. Hätte er eine Mütze aufgehabt, hätte er sie sich wahrscheinlich auch noch heruntergerissen. Endlich wieder zu Hause. Vor meiner Haustür zog ich Karl aus der Tasche und der verwandelte sich augenblicks in einen Schlüssel. Auch meine Wohnungstür, kein Problem für Aliens. Ich schaltete den Fernseher ein und ließ mich erschöpft in meinen Sessel fallen. Was für ein Tag! Walter stand da, mit Michael in der Hand, und sah mich an. „Ja, was ist? Was glotzt du so? Ich bin Ko! Verstehst du? Fix und fertig! Aus! Alle!

Groggy! Ich bin kein Außerirdischer! Ich bin nicht so robust, wie ihr!“ Walter zuckte nur mit den Schultern. „Ich wollte ja nur wissen, wie es jetzt weiter geht. Was sollen wir tun? Was du tun wirst, wissen wir schon. Ihr Menschen braucht nach einer gewissen Zeit immer eine Entspannungsphase. Hier, in diesen Breiten „Schlaf“ genannt. Nach meinen Berechnungen ist es bei dir bald so weit. Möchtest du dich jetzt entspannen?“ „Ja ich möchte mich jetzt entspannen! So richtig schön, bei einem gepflegten Glas Whisky und einem schnulzigen Film im Fernsehen. Und vorher möchte ich dass ihr vier euch auf das Sofa setzt. Und zwar in eurer natürlichen Form als Aliens und euch bis morgen früh nicht mehr rührt. Ich möchte nicht das Gefühl haben, das hier Besuch rum sitzt, der mich nervt. Ich möchte das Gefühl haben, allein zu sein, um mir mit einem gepflegtem Glas Whisky in der Hand einen alten Heimatfilm angucken zu können. Deshalb macht ihr mir jetzt die brav die bunten Sofakissen und lasst mich während meiner Entspannungsphase in Ruhe! Klar?“ Meine eigene Gereiztheit überraschte mich selbst. Seit Beginn des Abenteuers hatte ich das Gefühl, in etwas hineingeraten zu sein, dass ich nicht mehr kontrollieren konnte. Und das verunsicherte mich. Ich brauchte jetzt etwas Abstand von dem Geschehen und vor allen Dingen einen Whisky.

Michael spuckte das Geld aus. Zu meinem Erstaunen sortiert und gebündelt. Karl fiepte und schon saßen alle vier Rööööbs auf der Couch. Allerdings waren sie mir noch zu groß. „Könnt ihr euch bitte wieder einfärben und dann etwas verkleinern? So, auf Kissengröße?“ „Was ist Kissengröße?“ Der rote Puderquast, also Karl, stellte diese Frage. „Pass auf! Ihr schrumpft einfach und ich sage Stop! OK?“ Die vier begann zu schrumpfen. Als jeder die Größe eines Cocktailkissens erreicht hatte, rief ich „Stop”. Ich war zufrieden. Jetzt konnte ich mich entspannt der Illusion hingeben, es wären hübsche, bunte Plüschkissen, statt weitgereiste Wasweißichs. Jetzt den Whisky aus dem Barfach. Aber vorher nach ein mächtiges Sandwich. Das hatte ich mir beides verdient. Mich fröstelte beim Brotschneiden. Ich sah an mir herunter und musste feststellten, dass alles, was ich noch anhatte, mein Fernseher war, da Horst ja zusammen mit den anderen auf meinem Sofa hockte. Ich trottete ins Schlafzimmer, holte meinen Morgenmantel aus den Kleiderschrank, machte mir das Sandwich in der Küche und letztendlich stellte ich mir das wohlverdiente schottische Wasser des Lebens auf den Tisch. Dann ließ ich mich in den Sessel plumpsen, griff nach der Fernbedienung und zappte, an meinem Sandwich kauend, die Kanäle durch. Auf NBC lief „Dead man don`t wear plaids“. Zum Glück das Original und nicht diese missglückte deutsche Synchronfassung. Zwei Stunden und eine dreiviertel Flasche Whisky später ging ich, mit einem mehr oder minder ondulierten Gang, ins Bett.

2. Rocker vs. Aliens

Mir brummte der Schädel. Dabei ist es doch ein guter Whisky gewesen. Nach kurzer Überlegung entschloss ich mich dazu, dem Transponder in meinem Hirn die Schuld für meinen desolaten Zustand zu geben. Das grelle Licht der Mittagsonne schmerzte mir in den Augen und war auch noch im hintersten Winkel meiner Schädelkalotte zu spüren. Ich zog mir meinen Morgenrock über, nahm frische Wäsche aus dem Schrank und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Meine vier Cocktailkissen saßen immer noch schön brav auf dem Sofa. Bei ihrem Anblick wurde mir erst bewusst, dass man bei ihnen gar nicht erkennen konnte, wo hinten und wo vorn ist. Ich beschloss noch unter der Dusche, mich nach zu erkundigen, ob es da bestimmte Merkmale gibt. Ich schabte mir den Zweitagebart aus dem Gesicht, brachte Fasson in die sich mir lichtenden, Locken und genoss es, wie sich der Geruch frischer Unterwäsche langsam durch meinen Bulbus Olfaktorius schlängelte. Und mit der Zahnpasta frischten sich auch meine Gedanken wieder auf. Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das Gestrige wirklich erlebt hatte. Traum oder Wirklichkeit? Bin ich vielleicht mit irgendjemanden versackt, hatte einen Filmriss gehabt und den ganzen wirren Scheiß mit den Außerirdischen nur geträumt? War mir schon mal passiert. Jedenfalls so ähnlich. Da hatte ein Kumpel von mir literweise Absinth aus der Schweiz mitgebracht. Den originalen, der in Deutschland verboten ist. Man, habe ich damals bunt geträumt. Ich denke, ich bin gestern mal wieder mit irgendjemanden auf dem Hamburger Dom gewesen und hab da an einer Losbude ein paar hässliche Sofakissen gewonnen. Danach sind wir wohl üblicherweise wieder fürchterlich versackt und ich habe die Kissen dann in meinem Brausebrand wegen der grellen Farben für Außerirdische gehalten. Erinnern konnte ich mich zwar an nichts mehr, aber möglich wäre es schon.

Meine Illusion zerplatzte wie die berühmte Seifenblase.

Ich kam ins Wohnzimmer und Urf zappte mit der Fernbedienung herum. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Nun hatte ich diese Aushilfs- Alfs doch an der Backe.

„Sieh mal, die Nachrichten von heute Morgen.“ meldete Urf sich via Transponder. Er drückte auf eine Taste der Fernbedienung und die Zehnuhrnachrichten flimmerten über den Bildschirm. Das übliche BlaBla. Ich wollte gerade in die Küche gehen, als der Nachrichtensprecher von einem ungewöhnlichen Ereignis in einer kleinen Stadt in Niedersachsen berichtete. Dort hatte sich in der Bahnhofshalle heute Morgen um acht Uhr der Bankautomat fontänenartig seines gesamten Bargelds entledigt. Circa fünfundzwanzigtausend Euro hat er in die Luft gepustet. Die anwesenden Fahrgäste hatten nicht lange gezögert und haben sich schnellstens bedient.

Noch bevor die Polizei eintraf hatte sich das ganze Geld in Wohlgefallen aufgelöst. Der einzige anwesende Bahnbeamte hatte den Mob nicht aufhalten können.

Spezialisten der Bank haben das Video der Überwachungskamera gesichtet. Seltsamer weise war es gelöscht. Stattdessen war der US- Klassiker „I`m singing in the rain“ zu sehen. Es wurde eine Soko „Geldregen“ gegründet, weil in einer Bank in der Innenstadt ebenfalls das gesamte Bargeld aus dem Geldautomaten verschwunden ist. Auch in dieser Überwachungskamera war das Video überspielt worden. Walter hatte ganze Arbeit geleistet. Urf ließ die Nachrichten noch einmal durchlaufen. Diesmal in Zeitlupe. Es war ein herrlicher Anblick, wie der Geldautomat die Scheine in die Luft schoss, die dann als segensreicher Niederschlag auf die Bankkunden herabregneten. Ich musste lachen. „Wessen Konto?“ Urf ließ seine ironische Ader heraushängen „Du hast Höneß befohlen, Meister, und ich habe Höneß gemacht, Meister!“ Er verbeugte sich vor mir und aus seinem Plüschkörper wuchsen zwei Fortsätze, die sich vor seiner vermeintlichen Brust kreuzten. O petzte: „Er hat heute Nacht drei Stunden lang „Bezaubernde Jeannie“ gesehen. Noch einmal regnete es Geldscheine. Spontan zitierte ich, in leicht abgeänderter Form, den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck: „So spendet Segen noch immer die Hand des Herrn Höneß von Höneß im Elmesland!“ Urf konnte sich nicht satt sehen an der Geldfontäne. Mir wurde es allmählich zu langweilig. Ich stand noch immer in der Wohnzimmertür und wollte mir eigentlich schon lange mein Frühstück gemacht haben. Also, ab in die Küche. Auf dem Weg dorthin blieb ich stehen und überlegte. Irgendetwas stimmte hier nicht! Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Die vier saßen immer noch auf dem Sofa, wie ich es angeordnet hatte, und Urf zappte noch immer mit der Fernbedienung. Aber sonst war alles wie vorher. Ich schüttelte den Kopf und ging jetzt endgültig in die Küche. Aber es arbeitete in meinem Hinterkopf. Als der Toast aus dem Schlitz sprang gab es in meinem Gedankenfach eine Art Initialzündung. Natürlich! Ich habe ja gar keinen Videorecorder! Wie konnte Urf denn den Film hin- und herspulen? Während ich mir zwei Eier spiegelte, fasste ich für mich den Entschluss, mich in Sachen Technik bei den Rööööbs über nichts mehr zu wundern. Sie würden versuchen, es mir zu erklären. Das wäre das ungefähr so, als wenn sie einem Neandertaler beim Feuerbohren die Funktion eines Gasfeuerzeuges mit Piezo- Zündung verständlichen machen wollten. Mir wurde zum wiederholten Male bewusst, welche Äonen uns technisch trennten. Deshalb fasste ich einen zweiten Entschluss. Nämlich den, das Thema Technik nicht mehr anzuschneiden, sondern mich während meines Frühstücks mal ganz unverbindlich nach Herkunft und Lebensweise meiner Gäste zu erkundigen. Von sich aus haben sie ja recht wenig über sich und ihrem Planeten berichtet. Während ich mir meine Eier klein schnitt fiel mir ein, dass meine Gäste ja immer noch keine Nahrung zu sich genommen haben. „Habt ihr Hunger?“ Urf hob seinen Fortsatz mit der Fernbedienung und winkte ab. „Wir brauchen hier bei euch keine Nahrung. Jedenfalls nicht im irdischen Sinne.“ „Und im Rööööbschen Sinne?“ „Uns reicht das, was ihr CO2 nennt. Wir absorbieren eure Abgase. Allerdings macht uns euer Dreck Blähungen. Es sind viel zu viel andere Giftstoffe in eurer Atmosphäre.

Unsere besteht aus hundert Prozent reinem CO2. Deshalb haben wir dort auch keine Flatulenzen. Aber sei, beruhigt.

Wir furzen hier nur reinen Sauerstoff, und der stinkt bekanntlich nicht.“ Gut, dass Urf seinen Planeten angesprochen hatte. Ich hakte nach. „Und wo, genau, liegt euer Planet?“ „Keine zwei Lichtjahre von hier. Wenn man alles richtig macht und keine „Abkürzungen“ fliegen will.“ Hoooohn sprang gleich auf Urfs Anspielung an.

„Was kann ich denn dafür, dass das Wurmloch dicht gewesen ist? Du hast ja die Verkehrsnachrichten auch gehört. Stau auf der Milchstraße“ „Ja die und dein „Ich fahr `ne Abkürzung. Ich kenn mich hier aus in, ich kenn mich hier aus.“ Hoooohn wurde fuchtig. „Als wenn ich hätte ahnen können, dass all die anderen auch die Abkürzung durch das andere Wurmloch nehmen wollten.“

Urf fuchtete zurück. „Deine „Abkürzung“ hat uns nicht nur dreißig Lichtjahre Umweg gekostet, sondern auch fünfundneunzig Prozent unserer Graaaabs. Du hast Schuld, dass wir jetzt hier festsitzen!“ Hoooohn war beleidigt. „Keine Angst. Ich mach das wieder gut. Ich setze alles dran, dass wir hier Graaaab finden!“ Urf lachte schrill auf. „Wenn wir hier überhaupt was finden. Du weißt selbst, wie selten das Zeug im Universum geworden ist.“

„Deshalb soll Uwe uns ja auch bei der Suche helfen, klar?“ Mist! Ich dachte schon, ich würde diese Herrschaften in ein paar Tagen wieder los sein, und jetzt muss ich ihnen bei der Suche nach einem Stoff helfen, von dem ich weder weiß, wie er aussieht, noch wo ich ihn finden kann und der auch noch extrem selten ist. Ich wechselte schnell das Thema. „Ich gehe mal stark davon aus, dass ihr ein klein wenig älter werden könnt, als ein durchschnittliches humanoides Individuum. Wie alt seid ihr denn, so etwa?“ Urf überlegte kurz. „Das weiß keiner von uns so genau. Seit dem Urknall haben wir nicht mehr drauf geachtet.“ Die vier Pompoms begannen zu glucksen und schwabbelten hin und her. Ich deutete das als intergalaktisches Gelächter. „Dann kann ich also davon ausgehen, dass euch eure Verwandten nicht sonderlich vermissen.“ Urf grunzte und das Schwabbeln und Glucksen stieg stakkatoartig an. „Wir vermehren uns nicht. Deshalb haben wir auch keine Verwandten. Wenn wir auf Reisen gehen, teilen wir uns einfach. Siehst du? So!“ Er schnalzte kurz, womit auch immer, und auf einmal hatte ich doppelt so viele Aliens in meiner Hütte, wie vorher. „Seit Anbeginn der Zeit sind wir genau siebenhundertdreiundzwanzigtausendsiebenhundertdreiu ndvierzig Rööööbs auf unseren Planeten. Und die Zahl bleibt immer konstant. Eben weil wir uns teilen, wenn wir auf Weltraumexpedition gehen. Unsere andere Hälften buddeln dann solange auf Rööööb nach Graaaab.“ Ich stutzte. „Seit Anbeginn der Zeit? Das ist aber verdammt lange! Wenn ihr euch nicht vermehrt, dann stirbt aber bei euch auch keiner. Ist das nicht langweilig? Immer dieselben Gesichter?“ Urf winkte ab. „Mir egal. Ich bin ja meistens mit denen hier auf Reisen.“ Ich nickte. „Also, ihr seid unsterblich und braucht Graaaab. Was passiert, wenn ihr das Zeug nicht bekommt?“ „Ganz einfach“, meinte Urf. „Ohne Graaaab hängen wir fest. Ist zwar noch nie passiert bis jetzt, aber das Zeug wird knapp auf Rööööb. Deshalb suchen wir ja im ganzen Universum danach. Das auf Rööööb wird bald aufgebraucht sein. Wir müssen schon in immer entfernteren Gebieten auf unserem Planet danach graben und das ist schwere Arbeit. Das kostet Ressourcen. Und wer mehr Graaaab verbraucht, als erlaubt ist, muss Strafe zahlen. Und das wieder in Graaaab.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist doch ausgemachter Blödsinn! Wenn sie euch das Graaaab wegnehmen, müsst ihr ja danach noch länger arbeiten, um den Verlust wieder reinzuholen. Dann verbraucht ihr ja noch mehr davon und dann werdet ihr wieder bestraft. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz!“ „Urf seufzte.

„So ist das System! Da kann man nichts machen. Die Partei hat das so beschlossen.“ Jetzt wird es interessant!

Alienpolitik! „Seid ihr denn eine Rööööbublik?“ Ich musste über meinen eigenen Gag grinsen. „Und wer ist überhaupt die Partei?“ „Na, die SED. Das Sadistisch Egopathische Dreigespann. Die halten uns immer in Bewegung. Aber irgendwie sind die ganz schön geschädigt. Wenn du denen nicht gehorchst, tut das weh und du kriegst ziemlich was zu spüren!“ Mir flirrte es vor den Augen. Zuviele Informationen am Morgen nach zuviel Whisky am Abend. Ich wechselte das Thema. „So Jungs, nun reißt euch mal zusammen!“ Ich deutete auf seinen Klon, dann auf ihn und machte anschließend mit den Händen eine Bewegung, als wenn man einen Schneeball formt. Er verstand. Es folgte das bekannte Schnalzen und alle Rööööbs vereinten sich wieder mit ihren Duplikaten.

Nach so viel „Rööööbserei“ stand mir der Sinn nach Gesprächspartnern mit humanoiden Äußerem. Ich klatschte in die Hände. „Jungs, ihr würdet mir einen großen Gefallen tun, wenn ihr wieder eure menschliche Gestalt annehmen würdet. Das wäre eine wirkliche Erholung für meine Augen.“ Es plopte drei Mal und aus Urf, Mpffff und Hoooohn wurden wieder Karl, Michael und Horst. Nur O blieb auf dem Sofa liegen als gelbes Zierkissen. Karl knurrte, aber O blieb gänzlich ungerührt.

„Er arbeitet!“ Karl nickte zum Sofa rüber. „Jo, bestätigte ich. „Man sieht es ihm an. Ganz erschöpft, der Kleine!“

Karl sah mich an, schüttelte den Kopf, zog die rechte Augenbraue hoch und ging zu O hinüber. Anscheinend war mein Humor nicht so ganz kompatibel mit dem der Aliens. Karl stupste O nur kurz an und sein Plüschkörper öffnete sich. Es erschien ein Display, auf dem die Daten nur so herunterrasselten. „Er ist gerade in dem Zentralrechner vom Pentagon. Heute Nacht war er im berliner, im russischen und chinesischen System. Im russischen hat etwas länger gedauert. Kein Wunder! Von einem Rechner, der Juri Gagarin heißt, kann man keine große Übertragungsrate erwarten. O könnte das Millionenfache an Informationen ziehen, aber eure Leitungen machen das nicht mit.“ Jetzt erst bemerkte ich, dass O mit einem Fortsatz in der DSL- Buchse meines Routers steckte. „Und was wollt ihr mit den ganzen Daten?“ „Eure Welt verstehen und begreifen.“ Michael hatte das Wort ergriffen. „Wir haben sehr gelacht zuerst.

Aber wir haben auch viel dazu gelernt. Nur eins haben wir nicht verstanden. Was ist Sex? Es scheint unmittelbar etwas mit Pornographie zu tun zu haben. Überall, auf allen Rechnern der Welt, haben wir diesbezüglich Material gefunden. Besonders bei einem ehemaligen US-Präsidenten, Clinton hieß er glaub ich, war mehr als zwei Drittel der Festplatte voll davon. Nur bei Trump nicht. Der hatte aber viele Bilder von Dagobert Duck abgespeichert, wie der in seinem Geld badet. Bei Putin war nur ein Bild seiner Mutter. Ach ja, wer war eigentlich Ödipus?“ Jetzt mischte Horst sich ein. „Und dieser Sex. Warum betreibt man ihn so intensiv, wenn er doch augenscheinlich sehr schmerzhaft sein muss? Immer dieses Geächze und Gestöhne. Wenn wir auf Reisen gehen und alle springen in mich hinein, habe ich doch auch keine Schmerzen. Ich versteh das alles nicht.“ Michael hatte sich mir gegenüber an den Tisch gesetzt. Ich überhörte seine Frage, denn beim Hinsetzen war mir etwas aufgefallen. Die Kleidung der Rööööbs war ja nur angenommen. Also, sie war nicht echt, sie war nur nachgemacht, wie wir wissen.

Oberflächlich. Somit saß das T- Shirt nicht wie ein T-Shirt, sondern wie ein aufgemaltes T- Shirt. Als er sich setzte, konnte ich sehen, dass der Stoff und die Haut aus einem Guss waren. Wie soll ich das jetzt erklären? Ein Rööööb mit seinen Fake- Klamotten sieht eher so aus wie eine billigst Gummipuppe mit Body- Painting. Letzte Nacht mag diese Art von Bekleidung ja noch ganz nützlich gewesen sein, aber heute muss sich das ändern.

Da meine neuen Freunde ja sehr flexibel sind, bräuchte ich nur einen von ihnen mitnehmen, um für die ganze Gang Klamotten zu kaufen. Ich entschied mich für Horst.

Der schien mir am leichtesten zu händeln zu sein.

Diese Gedanken jagten mir durch meinen verkaterten Schädel und ich verkündete sie auch gleich meinen Mitbewohnern. Horst war aus irgendwelchen Gründen nicht begeistert von meiner Idee und er begann eine heftige Diskussion mit Karl. Natürlich auf Rööööbsch.

Mittlerweile hatten die Rööööbs so gut Deutsch gelernt, dass mein Transponder meistens ausgeschaltet blieb.

Deshalb verstand ich kein Wort, von dem, was sie sagten.