Wiener Dialekt Lexikon - Wolfgang Teuschl - E-Book

Wiener Dialekt Lexikon E-Book

Wolfgang Teuschl

4,8

  • Herausgeber: Residenz
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Ein Muss für Wienerinnen und Wiener, "Zuagraaste", "Piefkes" und andere Wienfans. Wolfgang Teuschl hat für sein Wiener Dialekt-Lexikon rund 5600 Stichwörter und mehr als 3000 Redewendungen zusammengetragen und ins Hochdeutsche übersetzt. Viele Begriffe sind wohl auch eingefleischten Wienerinnen und Wienern heute nicht mehr vertraut - Wolfgang Teuschl rettet sie vor dem Vergessenwerden. Die Vielzahl an mundartlichen Redewendungen in diesem Lexikon und die amüsanten Übertragungen ins Hochdeutsche sind einzigartig. Vor allem aber ist dieses Buch eine höchst unterhaltsame Lektüre; wer es einmal aufschlägt, wird sich darin festlesen und aus dem Staunen und Schmunzeln nicht mehr herauskommen. So erfährt man zum Beispiel, dass scheinbar bekannte Wörter wie "Pelzgeschäft" oder "Molkerei" auch noch eine zweite, eher pikante Bedeutung haben oder dass die Wiener mehr als zwei Dutzend sprachlich äußerst kreative Möglichkeiten haben, jemandem das Götz-Zitat zu sagen. Und welcher Würstelstand-Besucher kennt sie nicht, die Standardbestellung: "A Eitrige, an Bugl und a 16er-Blech - oba dschenifa" Auch Christine Nöstlinger schwärmte bei Ihrer Teuschl-Wiederentdeckung: "Vergnüglicher als das Wiener Dialekt Lexikon hat mich noch kein Buch in den Schlaf geschaukelt. Und die Träume, die sich dann einstellen, sind auch durchwegs von besserer Qualität als ohne vorangegangene Teuschl-Lesung. Kurz und gut: Der Teuschl bleibt im Bett!"

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Wolfgang Teuschl

WIENER

DIALEKT

LEXIKON

Residenz Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2007 Residenz Verlagim Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg – Wien

Neuausgabe 2012

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!

ISBN ePub:978-3-7017-4327-8

ISBN Printausgabe:978-3-7017-1464-3

Vorbemerkungen

Ein Vorwort mag nicht jeder. Aber manchmal braucht ein Buch »erläuternde« Worte. Um Fragen zu klären, Missverständnissen vorzubeugen, das Ziel eines Werkes zu verdeutlichen. Diesem Zweck sollen diese Vorbemerkungen dienen.

—   —   —

Das Ziel dieses Wiener Dialekt Lexikons ist ein pragmatisches. Es bezweckt eine möglichst umfassende und brauchbare Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Wiener Dialekt-Wortschatzes. Brauchbar für den Neugierigen, den Sprachinteressierten, den Unkundigen, den Fortbildungswilligen. Brauchbar auch für den Liebhaber der Wiener Mundart, für Germanisten und solche, die es werden wollen, und letztlich für jene, die mit dem Wiener Dialekt tagtäglich zu tun haben: die Wiener/-innen also und – mehr oder weniger – alle Österreicher/-innen, nicht zu vergessen, die Wien-Besucher aus aller Herren Länder. Für sie alle soll dieses Wiener Dialekt Lexikon eine Fundgrube sein, ein Nachschlagewerk und – eine Inventur.

—   —   —

Eine Inventur also. Die Inventur einer lebenden und lebendigen Sache zeigt freilich immer einen gewissen Schwund oder Fehlbestand: Manches ist vergessen, manches verschollen, manches ungeklärten Aufenthalts. Dazu kommt, dass im Dialekt täglich Worte verschwinden, neue erfunden und verlorene wiederentdeckt werden, vorhandene Worte in ihrer Bedeutung, in ihrer Lautung sich verändern oder fremde übernommen werden, wie das bei einer sich stetig verändernden, nirgends reglementierten, meist individuell gefärbten Sprache immer der Fall ist.

—   —   —

Aber: Wenn eine Bestandsaufnahme wie diese nicht etliche Bände umfassen soll, kommt es bei der Auswahl der Stichwörter notgedrungen zu einer gewissen Willkür. Trotzdem lässt sich an Hauptkriterien Folgendes festhalten: Aufgenommen wurde, was in Wien weithin bekannt ist, gesprochen und/oder verstanden wird. Und aufgenommen wurde, was sich vom Hochdeutschen oder von der gemeindeutschen Umgangssprache, aber auch von süddeutsch-bairischen Mundarten in Bedeutung, Lautung oder Anwendungsart hinlänglich unterscheidet, um als typisch wienerische Dialektform gelten zu können.

—   —   —

Das sind natürlich sehr weit gefasste und unwissenschaftliche Kriterien. Was das Wissenschaftliche betrifft, so genüge hier die Feststellung, dass »Wienerisch« als ost-mittelbairischer Dialekt angesehen wird. Darüber hinaus finden sich aber im Wiener Dialekt nicht nur unzählige Wörter mit tschechischen (z. B. »barabern«), slowakischen (z. B. »Jause«), italienischen (z. B. »büseln«), lateinischen (z. B. »karnifeln«) und ungarischen (z. B. »Palatschinken«) Wurzeln, sondern auch solche französischer (z. B. »Schmafu«), türkischer (z. B. »Kipferl«), jüdischer (z. B. »Schmäh«) usw. usw. Herkunft – Überreste einer jahrhundertelangen Geschichte und des Habsburgerreiches. Außerdem leben im Wiener Dialekt – mehr als in jeder anderen Mundart deutscher Zunge! – frisch fröhlich noch ungezählte althochdeutsche (z. B. »Goschen«) und mittelhochdeutsche (z. B. »keppeln«) Wörter, die vom Hochdeutschen schon lange abgestoßen wurden oder dort nur mehr veraltet (z. B. »Bankert«) ihr Leben fristen. Ansonsten aber bedarf es einiger Spezifizierungen.

—   —   —

Da ist das Kriterium des »gegenwärtigen« Dialekts. Es wirft Grenzprobleme auf. Nun: In dieses Lexikon wurde aufgenommen, was zwischen den Rändern des Veraltenden und den Neologismen, also den sprachlichen Neubildungen, der Wiener (Jugend-)Szene anzusiedeln ist. Veraltend: 80-jährige Wiener verwenden (immer noch) eine Menge Ausdrücke, die wahrscheinlich mit ihnen sterben werden. Aber man sollte ihre Sprache ebenso wie sie selber nicht begraben, ehe sie wirklich tot sind. Da hat es schon Überraschungen gegeben. »Leiwand« zum Beispiel, heute durchaus im Schwange und bekannt, eine Zeit lang sogar ein Modewort, hat vor einigen Jahrzehnten bereits als »veraltet« gegolten. Also: aufnehmen! Tatsächlich ausgestorbene Wörter, die nur mehr wenigen Spezialisten bekannt sind, sind allerdings nicht vertreten, teils weil ihnen ohnedies eigene Wörterbücher gewidmet sind, teils weil der Gegenstand ihrer Bedeutung halt schon längst museal geworden ist. Also: nicht aufnehmen!

Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel den »Bierversilberer«. Sowohl die Bezeichnung als auch der Beruf existieren nicht mehr (er kommt allerdings noch in der »Mutzenbacher« vor). Gelegentlich wird das Wort aber noch verwendet, gewissermaßen in Anführungszeichen, wie das ja auch im Hochdeutschen vorkommt, wo manches eigentlich ausgestorbene Wort doch noch in Verwendung steht, und sei es nur ironisch. Man denke an »sintemalen«.

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Das junge »Wienerisch« ist mindestens ebenso schwer abzugrenzen. Meist ist es unmöglich zu sagen, ob ein Neologismus, ein neues Wort oder eine frisch geprägte Redewendung, in einigen Jahren noch leben wird. Und als besondere Erschwernis: Der Jargon der Jugend oder Jugend-Szene ist als Folge der modernen Kommunikationstechniken derart international verquickt, dass es oft nicht möglich ist, Dialekt- und/oder regionale Grenzen festzulegen. Oft multipliziert sich Medien-Slang mit Mundart zu einer »Mundl«-Art, dann wieder wird ein durchaus hochsprachlicher Ausdruck unter dem Einfluss des genius loci zu einem echten Dialektwort. Beispiel: »glühen«. In der Dialektsprache »glüahn« entspricht es dem hochdeutschen Sinn »vor Hitze leuchten«, aber: In der hochdeutschen Aussprache »glühen« bedeutet es im Jugend-Wienerisch »schnell fahren, rasen« und wird in und von der Jugend-Szene auch anderswo so verstanden. Trotzdem: aufnehmen!

—   —   —

Da und dort mag sich auch ein gemeindeutscher Ausdruck in dieses Lexikon eingeschlichen haben. Aber: Wo man manchmal vielleicht glauben könnte, einen bundesdeutschen Ausdruck vor sich zu haben, stellt sich dann heraus, dass dieser ohnedies aus Wien stammt, aber mit Hilfe der Medien eben einfach anderswo übernommen wurde. Das Wort »Servus« zum Beispiel verwenden bereits viele Münchner, Frankfurter und Kölner so, als ob es bei ihnen groß geworden wäre. Also im Zweifelsfall: aufnehmen!

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Dann gibt es auch Wörter aus anderen Dialekten, die in Wien in den letzten Jahren ansässig geworden sind. Zum Beispiel der »Dolm«. Der ist zwar aus Tirol, aber mittlerweile in Wien zu Hause, als wäre er »vom Grund«. Aufnehmen oder nicht aufnehmen? Nun: Wenn man schon hunderte Ausdrücke aus Böhmen, Ungarn, Italien usw. übernommen hat, warum soll man nicht auch einmal einen aus Tirol eingemeinden? Wie immer – im Zweifelsfall: aufnehmen!

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Es gibt aber auch Fremdwörter, die im Duden so etabliert sind, dass man sie dem Hochdeutschen zurechnet. Ihre Eigenheit: Während sie in der Hochsprache eher ein Außenseiterdasein führen, meist in der Literatur, verwendet sie in Wien auch der kleine Mann so, als ob ihnen gar nichts Fremdländisch-Exotisches anhinge. »Vis-ä-vis« ist ein solches Wort, »etepetete«, »Portemonnaie«, »Hautevolee« sind weitere, also: aufnehmen!

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Um aber auf das Aufnahmekriterium »in weiten Kreisen bekannt und gesprochen« zurückzukommen: wieder ein Grenzproblem! Denn: In jedem Bezirk spricht man ein bisschen anders, in jeder Clique spricht man ein bisschen anders, in jeder sozialen Schicht spricht man ein bisschen anders. Sprachliches absolutes Gemeingut ist nur eine kleine Zahl von Wörtern.

So findet man manchmal in seinem ganzen Bekanntenkreis keine Menschenseele, die einen von einem selbst für wienerisch gehaltenen Ausdruck je gehört hätte. Und dann wieder begegnet man einem Ausdruck, den man für die Privatterminologie einer Wirtshauspartie gehalten hätte, zehn Kilometer weiter und in ganz anderen Schichten wieder. Daher: Erst was von mehreren, voneinander unabhängigen Quellen, also Wiener/-innen, bestätigt wurde, gilt.

—   —   —

Nicht selten wegen »Anstößigkeit« gemieden: das so genannte »Ordinäre«, das »Vulgäre«, das »Schweinische«. Für alle auf diesem Sektor »Empfindsamen«: Dieses Werk ist eine Bestandsaufnahme. Da gibt es keinen Platz für Zensur, auch wenn manchmal vielleicht (subjektiv) »Peinliches« zum Vorschein kommt. Und nicht übersehen: »Ordinäre« Wörter gehören zum unabdingbaren Bestand eines jeden Dialekts, nicht nur in Wien. Freu-dianisch gesagt, ist Dialekt ja das Unterbewusstsein, das Ventil der Hochsprache. Das »Ordinäre« löst, was verklemmte hochdeutsche Sexual- und Fäkaltabus zu verdrängen suchten. Im Übrigen sind auch hier die Grenzen fließend geworden. Ein Schuss »Ordinäres« als Sprach-und Gesprächswürze gilt heute ja auch in »feinen Kreisen« als zum guten Ton gehörig.

Sollten Sie aber über die Zahl der Ausdrücke zum Beispiel aus dem Sexualbereich überrascht sein: So geht es nicht nur im Wiener Dialekt zu, sondern auch in etlichen anderen Mundarten. Darüber hinaus gibt es für einschlägige Anhäufungen in diesem Werk eine ganz banale Erklärung: die alphabetische Reihung, die zwangsläufig zum Beispiel auf das Wort »Dutteln« weitere sieben Begriffe mit diesem Wortstamm folgen lässt.

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Und wie steht es jetzt mit dem Unterschied zwischen Wiener Dialekt und »Wienerisch«? Darüber sollten sich höchstens die Gelehrten streiten. Die unterteilen nämlich unter anderem auch in Soziolekte, also in soziale Dialekt schubladen. Deshalb meinen manche Leute, alles, was in Wien eher derb, eher ordinär und für das »feinere« Ohr eher anstößig klingt und eher von »unteren« Schichten (aus)gesprochen wird, das wäre eben Dialekt. Was aber Ohr und Sinne nicht verletzt und zur Sprache »besserer« Leute gehört, das wäre dann »Wienerisch«. Aber diese Einteilung funktioniert nicht! Wenn Wiener/-innen einen (vulgären) Dialektausdruck in der Öffentlichkeit nicht gebrauchen, so heißt das noch lange nicht, dass sie ihn nicht kennen. Und in bestimmten Situationen bringen sie ihn dann sehr wohl über die Lippen ... Also: keine theoriebeflissene Zuordnung. Daher gibt es im folgenden auch keine Klassifizierung von Ausdrücken wie »derb«, »vulgär« etc., zumal bei Wörtern aus dem Fäkal-oder Sexualbereich ohnedies der No-naa-Effekt einträte.

Was es in diesem Wiener Dialekt Lexikon nicht gibt: eine Sprachlehre, Lautlehre und Grammatik des Wienerischen. Nicht dass das nicht reizvolle Themen wären. Man denke bloß an die verschiedenen Formen von »wir« je nach Satzstellung: zum Beispiel »mir san mir (wir sind wir)« aber »wo samma denn? (wo sind wir denn)«. Oder Formen wie »gemma (gehen wir)« und »mir gengan (wir gehen)«. Oder man versuche, den richtigen Konjunktiv von »tun« zu finden, erste Person Einzahl: »I tat«, »I tät«, »I tatert«, »I tätert«, »I tuarert« oder »I tarat«? (Auflösung für ungelernte Wiener: Alle sechs Formen sind in Verwendung und stimmen.)

Auch den Regeln und Geheimnissen der doppelten Negation könnte man ernsthaft nachgehen – etwa vom gespreizten »mir wern schon keinen Streit nicht ham, Herr Nachbar« bis zum beruhigenden »mir wern kan Richter net brauchn«.

Man sieht: Sprach-, Laut- und Grammatik-Lehre des Wiener Dialektes würden ein eigenes Buch füllen – wer weiß, vielleicht nehmen wir das eines Tages in Angriff.

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Noch etwas wäre ein eigenes Buchthema – nämlich: der Wiener Dialekt einmal soziologisch durchleuchtet. Und zwar aufgrund der unterschiedlichen Anhäufungen von Wörtern zum jeweils selben Thema. Über den großen Anteil von Wörtern aus dem Sexual- und Fäkalbereich haben wir ja schon gesprochen – er ist durchaus normal. Aber ist es nicht erstaunlich, dass es für den Akt des Ohrfeigens im Wiener Dialekt bei fast jedem Buchstaben des Alphabets mindestens einen Ausdruck gibt – von »ane auflegen« bis »ane zischen«? Oder dass es im Wienerischen eine Unzahl von Wortkombinationen gibt, die alle nichts anderes aussagen als »Geh weg! Verschwinde! Lass mich in Ruhe!«? Beispiele: »fahr ab!«, »kräull aba!«, »ziag o!« ,«geh päule!« usw. usw. Auffällig ist auch, dass zahllose Vornamen in Wien eine zweite, manchmal auch eine dritte Bedeutung haben – von Alfons (Zweitbedeutung: Zuhälter) bis Zacharias (Zusatzbedeutungen: Gummiknüttel und Penis). Detto bemerkenswert: Wörter für weibliche Wesen aller Alters- und Zustandsklassen gibt es unverhältnismäßig mehr als solche für die männlichen Gegenstücke. Schmökern Sie in diesem Lexikon doch auch mit Blick auf solche Gesichtspunkte.

—   —   —

Aber es gibt noch mehr, was wir Ihnen beim Schmökern als beachtenswert ans Herz legen, zum genussvollen In-sich-Aufnehmen. Das wäre zum Beispiel der Hang zu treffend-saftigen Vergleichen – »angschütt wia r a Hydrant« ist ein solcher. Es gehört ja – wie schon in Meyers Enzyklopädischem Lexikon nachzulesen! – überhaupt zu den Eigenheiten der Mundart: die starke Bildhaftigkeit, die Fähigkeit zu sprachlichen Augenblicksbildungen und zu kräftigen Analogien. Aber der Wiener Dialekt kann noch mehr. Er ist – je nach Bedarf und Situation: fröhlich-sinnlich (»Pupperlhutschen«), zärtlich-ordinär (»Scheißerl«), erfinderisch-derb (»Schas mit Quastln«), warmherzig-liebevoll (»Opschi«), poetisch-vulgär (»Brummfut«), lautmalend-treffend (»Pfitschipfeil«), bedrohlich-brutal (»i reiß dar s Beuschel auße, du Hundsbeidl«) bis zu wehleidig-weise (»aner hat immer des Bummerl«). Achten Sie beim Lesen doch auf diese spezielle Ausdrucksfähigkeit des Wiener Dialekts – Sie werden an den Entdeckungen Ihre Freude haben …

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Aber nochmals zurück zur Lautlehre. Da muss noch Wichtiges gesagt werden. Zwischen »b« und »p«, zwischen »g« und »k« und zwischen »d« und »t«, den »weichen« und »harten« Konsonanten (gebildet ausgedrückt: zwischen »Lenes« und »Fortes«) macht der Wiener nämlich kaum je einen Unterschied, und wenn, dann häufig den falschen …

Hier muss eingehakt werden, im Sinne der zufrieden stellenden Benützung des Werkes. Wer ein Wort unter »B« nicht findet (in besonderen Fällen gibt es Verweise), der suche bitte auch unter »P« – und umgekehrt. Detto bitte bei »G« und »K«, bzw. bei »D« und »T« vorgehen. Wie im Telefonbuch. Da sucht man den Herrn Chvatal ja auch noch unter Quatal, Gvatal, Kvatal, Cva-tal usw.

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Zur Schreibweise der Hauptstichwörter: Sie erfolgt in einer Art von »Hochwienerisch«. Das ist einerseits eine dem Hochdeutschen so weit als möglich angenäherte Schreibweise, die trachtet, auch Wörter, die es im Hochdeutschen nicht gibt, den Duden-Regeln anzunähern. Es ist andererseits der Versuch, bereits vorhandenen Standardisierungen von Dialekt-Schreibweisen in Literatur und Journalistik zu folgen.

Im Übrigen ist aber oft nur das Gefühl der letzte Ausweg für eine Schreibweise. »Müachteln« – soll man es »miach-teln« buchstabieren? Oder »miechteln« oder »müchteln«? Oder?

Um Einsatz auch des Gefühls – und Nachsicht bei Gefühlsdifferenzen – beim Nachschlagen und Schmökern wird der geneigte Leser daher herzlich gebeten.

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Für die auf das Hauptstichwort folgende phonetische Wortwiedergabe gibt es keine Standardisierung. Hier entscheidet der reine Klang, im Zweifel nachvollziehbar durch buchstabengetreues »Nachsprechen« der phoneti schen Schreibweise (dabei bitte nicht auf die Fortes- und Lenes-Austauschbarkeit – siehe oben – vergessen!). Einzige Besonderheit bei der phonetischen Schreibweise: verschluckte Konsonanten vor dem »l«. Sie sind mit einem Apostroph gekennzeichnet, daher für »Waldviert-ler« »woedfia’la«, das »t« vor dem »l« wird verschluckt (die Unterstreichung weist auf die richtige Betonung hin). Ohne Apostroph würde aus dem »Viertler«/fia’la sonst ein Herr Fiala werden …

Letzter Hinweis: Nur in Maßen aufgenommen wurden unzählige zusammengesetzte Wörter. Wer einmal weiß, was »zaarn« heißt, wird von sich aus verstehen, was die Zusammensetzungen bedeuten, wie zum Beispiel »ume-zaarn«, »zuwezaarn«, »drüberzaarn«, »drunterzaarn« usw. usw., sofern die Zusammensetzung nicht zu einer Spezialbedeutung führt. Aber solche werden natürlich angeführt.

—   —   —

Im Übrigen sind wir für Kritik und Anregungen sowie Hinweise auf Wörter oder Informationen, die bei einer Neuauflage vielleicht berücksichtigt werden sollen, immer dankbar.

Viel Freude beim Schmökern, Nachschlagen oder einfach Sich-mit-diesem-Wiener-Dialekt-Lexikon-Beschäf-tigen wünschen dem Leser

Wolfgang TeuschlAutor

 

Und noch eines:

Wolfgang Teuschl war ein Pionier der literarischen Übersetzung ins Wienerische. Nicht nur seine Bibelbearbeitung »Da Jesus und seine Hawara« gilt seit ihrem Erscheinen 1971 als Standardwerk, auch das »Wiener Dialektlexikon« ist längst ein Klassikaner. Die Auswahl dessen, was darin Aufnahme gefunden hat, entspricht Teuschls besonderem Zugang zum Wienerischen. Seine Bestandsaufnahme ist bewusst nicht erweitert worden, wiewohl seither sicher Ausdrücke hinzugekommen sind, die ihm getaugt hätten (siehe »taugen«); etwa die bereits legendäre Bestellung »A Eitrige, an Bugl und a 16er-Blech, oba dschenifa«: Eine Käsekrainer, ein Brotscherzerl, eine Dose Ottakringer Bier (wird im 16. Wiener Gemeindebezirk abgefüllt), aber schnell (von Jennifer Rush, also rasch).

So ist die vorliegende Auswahl auch eine Anregung an den Leser, sie zu erweitern. Darüber hinaus ist sie natürlich nicht nur klass (siehe »klass«), sondern eben auch klassisch.

Residenz Verlag

PS: Anregungen, Kritik, Hinweise etc. zum Thema richten Sie bitte an:

Residenz Verlag, Gutenbergstraße 12, A-3100 St. Pölten oder [email protected]

Gebrauchshinweise

(Ablauf der Informationen zu den Stichwörtern)

Stichwort – schdichwuat (n.)

Bedeutung in der »Übersetzung«:

Wichtig: Eine etwaige gleich lautende hochdeutsche Bedeutung wird nicht angegeben, dies wäre nur eine Wortwiederholung.

Erste Bedeutung; zweite Bedeutung; dritte Bedeutung … usw.

Hinweise:

in |senkrechten Strichen| Hinweise auf Herkunft (meist etymologisch). Abkürzungen: ahd. – althochdeutsch; engl. – englisch; franz. – französisch; hebr. – hebräisch; ital. – italienisch; jidd. -jiddisch; mhd. – mittelhochdeutsch; rom. – romani; rotw. – rot-welsch; tschech. – tschechisch; türk. – türkisch; ungar. – ungarisch.

Bitte besonders beachten: die im Wiener Dialekt mögliche Vertauschung von harten Konsonanten (Fortes) und weichen Konsonanten (Lenes) bei den Anfangsbuchstaben eines Stichwortes (s. Vorbemerkungen). Daher bei Nichtauffindbarkeit eines Stichwortes nachschlagen:

P, p auch unter B, bB, b auch unter P, pG, g auch unter K, kK, k auch unter G, gD, d auch unter T, tT, t auch unter D, d

Inhalt

Aa

Bb

Cc

Dd

Ee

Ff

Gg

Hh

Ii

Jj

Kk

Ll

Mm

Nn

Oo

Pp

Qq

Rr

Ss

Tt

Uu

Vv

Ww

Xx

Yy

Zz

Aa

a –a ein, eine.

aa – aa auch; wirklich, wahrhaftig (z. B. du bist aa a Dillo: du bist aber auch zu blöd). aber pa, paa.

aa – aa [nasaliert] welche, solche (z. B. da gibt’s aa: da gibt es welche). aber pa, paa.

A-a – a-a (n.) (Kindersprache) Exkremente; A-a machen: kacken.

aans – aans [nasaliert] eins, eines; auf aans, zwa: hur-tig, flugs, rasch; alles aans: al-les egal.

Aanschicht – aaschichd (f.) Einöde.

aanschichtig – aaschichdig einsam, öd; einzeln (wo ein Paar besteht, z. B. a aan-schichtiger Schuach: ein Einzelschuh).

Aanser – aansa (m.)Einser, eine Eins; wia r a Aanser: hervorragend, sehr (z. B. fressen wia r a Aanser: essen »wie ein Scheunendrescher«); Aanser-: (verstärkendes Präfix, etwa:) Super(z. B. Aansertrottel: ein ganz besonderer Trottel).

Aanser – aansa (n.) Landesgericht für Strafsachen Nr. 1 in Wien.

Aanserpanier – aansabania (f.) Sonntagsstaat, beste Kleidung.

Aanserschmäh – aansaschmä (m.)leicht durchschaubarer Trick, Standardscherz.

Aanspänner – aanschbena (m.) einspännige Kutsche; einzelnes »Wiener Würstchen« (in Wien »Frankfurter« genannt); Mokka mit Schlagobers.

aba – owa herab, herunter.

ababeten – owabätn hersagen, aufzählen, herunterleiern.

abafetzen – owafezzn herunterreißen; etwas schnell, flüchtig erledigen; si an aba-fetzen: onanieren.

abahaun – owahaun (Perf.: abaghaut)herunterwerfen; betrügen, Hörner aufsetzen; si an aba-haun: onanieren.

abakräullen – owagräuln herunterkriechen; kräull aba!: gib doch endlich Ruhe!

abanehmen – owanema herunternehmen; über Gebühr viel verdienen, ausbeuten, sich bereichern.

abaputzen – owabuzzn schelten, ausschimpfen.

abaraamen – owaraaman herunterräumen; gut verdienen, profitieren; wem s Wilde abaraamen: jemanden zurechtweisen, zurechtstutzen.

abaradeln – owara’ln rasch und lieblos eine Arbeit verrichten, pfuschen, »hinrotzen«.

abaratschen – owaraadschn ohne Betonung herunterleiern.

abarebeln – owaräwän Weinbeeren vom Stängel zupfen; si an abarebeln: onanieren.

abareißen – owareißn herabreißen; an pTeppenabareißen: den Dummen spielen, eine Show abziehen; si an abareißen: onanieren.

abaschälen – owaschöön si an abaschälen: onanieren.

abaschaun – owaschaun herabblicken; Vater pRadetzky, schauaba!: (wörtlich) wenn das der Feldmarschall Radetzky wüsste! Das darf doch nicht wahr sein!

abascheiben – owascheim (Perf.: abagschiebn) herunterschieben; sich auf dem absteigenden Ast befinden.

abasteigen – owaschdeing heruntersteigen; von einer Forderung abgehen; zu schelten oder zu ermahnen aufhören; der steigt ma net aba: er lässt mich nicht in Ruhe.

abawascheln – owawaschln in Strömen regnen.

abazupfen – owazupfn herunterzupfen; si an abazup-fen: onanieren.

abbalgen – ooboeng si abbalgen: sich abmühen, abplagen.

abbeißen – oobeißn eine empfindliche Niederlage erfahren, Schiffbruch erleiden, draufzahlen; einen Schluck machen (meist aus einem fremden Glas, z. B. lass mi abbeißen: lass mich auch einen Schluck machen); si was abbeißen können: sich ein Beispiel nehmen können; si von was nix abbeißen können: keinen Nutzen von etwas haben.

abbetteln – oobädln abbetteln, abluchsen, herauslocken; ane abbetteln: eine Ohrfeige herausfordern.

abbeuteln – oobei’ln abschütteln; si abbeuteln: sich durch etwas nicht aus der Ruhe bringen lassen, sich taub stellen.

abbiagen – oobiang abbiegen; vermeiden; eine Gefängnisstrafe absitzen; stehlen, abzweigen, unterschlagen.

abbildeln – oobü’ln porträtieren, fotografieren.

abblitzen – ooblizzn wem abblitzen lassen: jemandem eine Abfuhr erteilen.

abblüahn – ooblian verblühen; das Weite suchen, flüchten.

Abbrandler – oobrandla (m.) Inhaber eines abgebrannten Hauses; Pleitier.

abbrechen – oobrechn si an abbrechen: sich vor Lachen nicht zu halten wissen.

abbrennen – oobrenan sonnenbräunen; finanziell zugrunde gehen.

Abbrochener – oobro-chana (m.) Kleingewachsener, Knirps.

abbröckeln – oobrekln flüchten, sich verdünnisieren; si abbröckeln: herzhaft lachen.

abbrocken – oobrokkn abpflücken; arretieren, verhaften; ertappen, erwischen.

abbröseln – oobräsln bröcklig anrühren, kneten; fliehen, abhauen; si abbröseln: sich schieflachen.

abbürsten – oobiaschdn si abbürsten: für etwas die Verantwortung ablehnen.

abbusseln – oobussln abküssen.

abdraht – oodraad abgedreht; gewitzt, schlau; skrupellos, abgefeimt; auf der Drehbank geglättet.

abdürren – oodiaan verdorren.

abe- – owe-hinab-, hinunter-.

abebuxen – owebuxn rasch hinuntertrinken.

abedrahn – owedraan nach unten drehen; wem abe-drahn: jemanden niederkämp-fen, jemandem überlegen sein; jemanden rücksichtslos be-nachteiligen.

abeglengen – oweglengan hinuntergreifen; da brauchst net abeglengen!: tatsächlich! Ohne Übertreibung! Da brauchst du dich gar nicht erst zu bemühen! Oho! Das ist nicht von schlechten Eltern!

abegockeln – owegokln si abegockeln: (beim pSchnapsen) sich Punkt für Punkt dem Sieg nähern.

abegreifen – owegreifm pabeglengen.

abehaun – owehaun hinunterwerfen; hastig essen; seinem Sexualpartner untreu sein; si an abehaun: onanieren.

abeklezeln – owegläzln was abeklezeln: etwas mit den Fingernägeln mühsam ablösen (Etikette von der Flasche, Kruste von Wunden).

abekräullen – owegräun hinuntersteigen; Abstand nehmen, nicht mehr belästigen; kräull abe!: lass mich in Ruhe!

abelassen – owelossn hinunterlassen; die Wasserspülung betätigen; si abelassen: das Weite suchen; etwas mit voller Energie tun; lass di abe!: verschwinde!

abenehmen – owenema herunternehmen; für etwas ungerechtfertigt viel Geld nehmen.

aber! – oba(ungläubig) na so was!; (verstärkend) aber geh!: das gibt’s doch nicht!

abescheiben – owescheim (Perf.: abegschieben) auf dem absteigenden Ast sein, eine Pechsträhne verzeichnen; Pleite gehen.

abeschwimmen – oweschwimma(n) pabescheiben.

abesteigen – oweschdeign pabasteigen.

abestessen – oweschdässn hinunterstoßen; rasch austrinken.

abetragen – owedroong hinuntertragen; jemanden heruntermachen, verächtlich machen; sabotieren; den hat’s abetragen: der hat (finanziell, beruflich) große Einbußen erlitten.

Abezaarer – Owezaara (m.) Arbeitsscheuer, Drückeberger.

abezaarn – owezaan hinunterziehen; sich von der Arbeit drücken, faulenzen. aber pabeziagen.

abeziagen – oweziagn hinunterziehen (Kleidung usw.); eine Straße zielsicher entlanggehen.

abfahren – oofoan das Weite suchen; fahr ab!: verschwinde!; auf was abfahren: von etwas begeistert sein; wem abfahren lassen: jemanden zu kurz kommen lassen, abschlägig bescheiden.

abfamen – oofaamen abräumen; du wirst ane abfamen: du wirst eine Ohrfeige bekommen.

abfäulen – oofäun verfaulen.

abfeibern – ooföwan abschreiben.

abflachen – ooflochn Pleite gehen, finanziell nicht zurande kommen.

abflaschen – oofloschn oder oofloschna wiederholt ohrfeigen.

abfluschen – oofluschn verlöschen.

abfotzen – oofozzn ohrfeigen, Watschen austeilen.

abfressen – oofressn si s Leben abfressen: sich zu Tode kränken, einen Kummer in sich hineinfressen.

abfretten – oofrettn pabgfretten.

abgeben – oogebn für wem den Teppen abgeben: sich von jemandem ausnützen lassen.

abgfrearn – oogfrean (Perf.: abgfreat) abfrieren.

abgfretten – oogfrettn si abgfretten: sich abmühen, abplagen.

abghaut – ooghaud abgebrochen; gerissen, gerieben, listig.

abgnegert – oognädad pleite.

abgnudelt – oognu’ld abgearbeitet. vgl. pabnudeln.

abgrabeln – oogrowän betasten, befingern, befummeln.

abgrasen – oogrosn alles abgrasen: die Gegend durchkämmen, alles absuchen.

abgschirren – oogschian abhalftern (vor allem im übertragenen Sinn); entkleiden (Frau ihrer Unterwäsche); abbauen, zerlegen; berauben.

abgschleckt – oogschlekt geleckt, wie ein Lackaffe; übermäßig, beschönigt; ölig (Frisur).

abgstiert – oogschdiat pleite. vgl. pabstieren.

abhakeln – oohagln abhaken; beeindruckt sein, ganz aus dem Häuschen sein.

abhaseln – oohosln was abhaseln: etwas Unangenehmes abkriegen; ane abhaseln: eine Ohrfeige bekommen; a pTragerlabhaseln: (Sport) eine empfindliche Niederlage erleiden.

abhaun – oohaum (Perf.: abghaut) sich entfernen, verschwinden, flüchten; prügeln; wem ab-haun wia r an Tanzbären: jemanden windelweich prügeln; si abhaun: sich schieflachen.

abhäuteln – oohei’ln die Haut abziehen (Wild, Wurst); als Folge eines Sonnenbrands die Haut in Fetzen verlieren.

abhiasln – oohiasln abzeichen, abmalen; fotografieren.

abjankern – oojankan Polizeistunde machen oder sich darauf vorbereiten; Arbeitsstelle für den Feierabend vorbereiten, Lokal sperren; Feierabend machen.

abkeilen – ookäun betasten (sexuell)

abkiefeln – ookiifän abnagen, abknabbern; schei-tern, draufzahlen, eine Niederlage erleiden.

abklauben – ooklaubn absuchen; da gibt’s was zum Abklauben: das ist eine mühevolle Arbeit.

abklezeln – oogläzln pabeklezeln.

abkneißen – ookneissn durchschauen, begreifen; ertappen.

abknöpfeln – oognöpfln abnehmen; rauben, stehlen.

abkragln – oograagln den Hals umdrehen, erwürgen.

abkratzen – oograzn sterben.

abladen – oolo’n ein Geständnis ablegen; lad ab!: gesteh!

ablausen – oolausn abluchsen.

ablegen – ooleng viel bezahlen; (beim Kartenspiel) viel verlieren; gestehen.

abmandeln – oomandln fotografieren.

abmaxeln – oomaxeln umbringen.

abnasern – oonosan dahinterkommen; erkennen.

abnudeln – oonu’ln si abnudeln: sich (außerordentlich) anstrengen, plagen.

Abortdeckel – abuatdekkl (m.) Klosettbrille; große Hand, Pranke.

Abotman – abotmau [nasaliert] (n.) Abonnement (Verballhornung).

abpackeln – oobakln (Auto) mit Klötzen gegen das Wegrollen sichern.

abpaschen – ooboschn fliehen, sich verdünnisieren.

abpassen – oobassn lauern, auflauern.

abpäulen – oobäun flüchten, abhauen.

abpausen – oopausn si was abpausen: sich ein Beispiel nehmen.

abpfludern – oopfludan sterben.

abplanken – ooblaunkn ablehnen, abwimmeln, nicht heranlassen; si abplanken: sich auf etwas nicht einlassen; sich herausreden.

abputzen – oobuzzn si abputzen: den Unbeteiligten spielen, sich vor einer Verantwortung drücken, sich herauslügen.

abraamen – ooraman abräumen; Schelte oder Schläge über sich ergehen lassen müssen; wem abraamen: (Spiel) jemanden um seine Barschaft erleichtern, ausnehmen; (Kegeln) sämtliche (noch stehenden) Kegel mit einem Wurf umwerfen.

Abraham – abraham in Abrahams pWurschtkessel: vor der Geburt, im Mutterschoß der Erde; an unbestimmtem Ort; in Haft. |in Abrahams Schoß|.

abreißen – ooreissn flüchten, das Weite suchen; fortgehen; der is eahm abgeris-sen: (Fußball) er hat den Ball nicht richtig getroffen, der Ball ist ihm weggesprungen; abreißen wia r apVierzger-Zwirn: Hals über Kopf davonstürzen.

abreiten – ooreidn sich entfernen, weggehen.

absageln – oosagln absägen; wem absageln: absetzen (im Beruf), degradieren; (einen Konkurrenten) beseiti-gen.

Absatz – oosaz (m.) neben die Absätz gehn: in zerrissenen Schuhen gehen, sich in schlechten finanziellen Verhältnissen befinden.

abschachern – ooschachan wem was abschachern: jemandem etwas günstig abkaufen.

abschädeln – ooschä’ln enthaupten, Kopf abschneiden, abschlagen.

abschasseln – ooschassln abwimmeln, mit billigen Ausflüchten abweisen. |franz. chasser: (ver)jagen|.

abscheren – ooschean abkratzen, abspachteln; betrügen.

abschiabn – ooschiam (Perf.: abgschoben) abschieben; das Feld räumen, sich entfernen.

abschlecken – ooschlekkn küssen, schmusen.

abschmalzen – ooschmoezn in Schmalz oder Fett schwen-ken (z. B. abgschmalzene Knö-del).

abschmieren – ooschmian beobachten, bespitzeln.

abschmudeln – ooschmu’ln abknutschen, abschmeicheln, abküssen.

abschnallen – ooschnoen sich (vor Überraschung, Begeisterung) nicht zu fassen wissen, ganz aus dem Häuschen sein.

abschwaben – ooschwa’m (Geschirr) abwaschen, ab-schwemmen.

abseilen – oosäun si abseilen: fortgehen, das Weite suchen.

absieden – oosiadn wem absieden: jemanden beim Kartenspiel ausnehmen.

abspenen – ooschbeena (Pflanzen) einen Steckling, Ableger nehmen; (Kind) ab-stillen, entwöhnen; wegneh-men, stehlen. |mhd. spên: Zitze|.

abspicken – ooschbikn si was abspicken: sich ein Bei-spiel nehmen, sich von einem Vorbild etwas abschauen. |lat. spicare: spähen|.

abspielen – ooschbüün da spielt sich was ab: da ist der Bär los; da spielt si nix ab: das schlag dir gleich aus dem Kopf, daraus wird nichts.

abspritzen – ooschbrizzn ejakulieren; großes Vergnügen an etwas haben.

abstauben – ooschdaum etwas bei einer guten (uner-warteten) Gelegenheit mit-nehmen; sich Überbleibsel (vor allem vom Tisch) aneig-nen; (Fußball) einen abpral-lenden Ball mühelos im Tor unterbringen, unverhofft zum Torschuss gelangen.

Abstauber – ooschdauwa (m.) am Abstauber sein: darauf war-ten (lauern), dass etwas ab-fällt, dass sich eine günstige Gelegenheit ergibt.

abstessen – ooschdessn abstoßen; auf Raten zahlen, abstottern; auf Abstessen: auf Teilzahlung.

abstieren – ooschdian berauben, bestehlen; (beim Spiel) jemanden ausnehmen.

abstoppen – ooschdoppm durchschauen, ertappen.

abstrabeln – ooschdrowän si abstrabeln: sich abmühen, abplagen, abstrampeln.

abstrudeln – ooschdru’ln si abstrudeln: sich abmühen, abplacken (z. B. da strudelst di ab wia apTepperter: da schuf-test du wie ein Idiot).

Absturz – ooschduaz (m.) Vollrausch, Alkoholvergiftung.

abstürzen – ooschdiazn sich heftig betrinken, sich be-wusstlos trinken.

abtappeln – oodappln weggehen, das Weite suchen.

abtätschen – oodädschn(a) ohrfeigen.

abtatschkerln – oodadschga’ln betasten, liebkosen, befummeln.

abtauchen – ootauchn weglaufen, fliehen, heimlich verschwinden.

abtäuschen – oodeischn bluffen, in die Irre führen, be-trügen; (Fußball) mit einem Trick überspielen.

Abteilung – oodäulung (f.) Gruppe, Art, Sorte (multifunk-tionales Wort ähnlich »Dings«, z. B. diepgstopfteAbteilung: die Reichen).

abtragen – oodragn abtragen, abreißen; warm ab-tragen: einen Brand an einem Gebäude stiften, um die Versi-cherungssumme zu kassieren.

abtrickern – oodrikkan abtrocknen.

abwacheln – oowachln abwinken.

Abwasch – oowosch (f.) Spülbecken, Geschirrspüle.

Abwaschfetzen – oowoschfäzzn (m.) Wischlappen; Abwäscherin, Küchenhilfe, Bedienerin; sozi-al tief stehende Frau.

abwaten – oowodn fortgehen, das Weite suchen (z. B. wat ab,pZiagel!: ver-schwinde, du hässliches Weib-stück!).

abwatschen – oowadschn(a) mehrmals kräftig ohrfeigen, verprügeln.

abwurschteln – oowuaschdln si abwurschteln: sich abmühen, sich plagen.

abzaart – oozaad verlebt, verbraucht; abzaartepFut: alte Hure, Vettel.

abzischen – oozischn eilends das Feld räumen.

abzwicken – oozwiggn si was abzwicken: sich etwas abzweigen, etwas beiseite schaffen; sich ein Beispiel nehmen.

abzwickt – oozwiggd klein, klein gewachsen.

acheln – acheln essen. |jidd.|.

Achelputz – achlbuzz (m.) Gefängniskost; schlechtes Essen. |jidd.|.

Achtel – ochdl (n.) Achtelliter (meist Wein); ein Achtel gspritzt: ein Achtelliter Wein mit Sodawasser auf ein Viertelliter aufgefüllt; da geht mar a Achtel in d pWäsch: da bekomme ich (vor Begeiste-rung) einen Orgasmus! Was für ein Genuss!

Achter – ochda (m.) die (Ziffer) Acht; verzogenes, verbogenes Rad; silberner Ach-ter: Handschellen; an Achter draufhaun: auf etwas pfeifen.

Adabei – adabei (m.) Neugieriger, Gaffer, Kiebitz; Gesellschaftslöwe, Mitläufer; Gesellschaftsreporter. |»Auch-dabei«: Figur von Vinzenz Chiavacci|.

Adam – adam (m.) (scherzhaft für) Atem.

Adaxl – adaxl (n.) Eidechse.

Adraxl – adraxl (n.) pAdaxl.

Aff – Off (m.) Affe; Rausch; Rucksack; wia der Aff am Schleifstaan: unbe-holfen sitzend (vor allem auf dem Motorrad); gselchter Aff: Dummkopf; des is der Moment, wo der Aff ins Wasser springt: dies ist der entscheidende Augenblick.

Affenbrunzlert – offm-brunzlad (n.) schlechtes oder abgestandenes Bier.

Affenfett – offmfett (n.) Margarine.

Affenjankerl – offmjanka’l (n.) zu kleine Jacke; Kellnerjacke; Uniformjacke; Gefängniskluft.

Affentürkei – offmdiakei (f.) (Spitzname für) die Brigittenau (20. Wiener Gemeinde-bezirk); in da Affentürkei: »wo der Pfeffer wächst«.

Affenweibel – offmweiwä (n.) dumme Gans; Vettel.

Agrasl – ogrosl (f.) Stachelbeere.

Aitel – äutl (f.) Weißfischart.

Akazibaam – agazebaam (m.) »Akazienbaum«, (richtig) Robinie.

Alfons – äufons (m.) Alfons (Vorname); Zuhälter.

allaanich – alanich allein, alleinstehend, einsam.

aller – olla wer kumt aller?: wer (von allen) kommt?

allerweil – ollawäu oder olla-wäu immer, stets; immer wieder, wiederholt; immerhin; aller-weil, …: schön wär’s, wenn … (z. B. allerweil, es war scho Weihnachten: ach, wär doch nur schon Weihnachten).

allesans – oolesans einerlei, egal.

Alletag- – olledog-Werktags- (Präfix von Subs-tantiven, z. B. Alletaggwand: Werktagskleidung).

allweil – oewäu pallerweil.

alsa – oessa als ein, in seiner Eigenschaft als (dient zur Umschreibung eines Adverbs oder Adjektivs, z. B.: alsa Bsoffener: betrunken; alsa Ganzer: ungeteilt).

alsa – oessa also, nun denn. palsdann.

alsdann – oesdan wohlan, nun also (z. B. als-dann, gemma’s an!: beginnen wir also!).

alt – oed mit wem alt machen: mit je-mandem unter einer Decke stecken; beischlafen.

altbacken – oedbakn nicht mehr frisch (Mehl-speise); ältlich (Mädchen).

Alte – oede (f.) alte Frau; Gattin; Mutter; Ge-liebte, Freundin, Lebens-gefährtin; Frau, Mädchen; Chefin.

Alten – oedn (pl.) Eltern.

Alter – oeda (m.) alter Mann; Gatte; Vater; Ge-liebter, Freund, Lebensgefähr-te; (Anrede) Kamerad, Freund; Chef; über ein Jahr alter Wein (zum Unterschied vom pHeurigen).

Altjahrstag – oedjoasdag (m.) Silvester, 31. Dezember.

Altl – altl oder oitl (n.) Beigeschmack von zu altem, schlecht gelagertem Wein; Wein-Bouquet.

Altspatz – oedschboz (m.) Senior; (Anrede) alter Freund; Veteran, Habitué, Kenner.

Altvater – oedfata (m.) älterer Herr.

altvaterisch – oedfatrisch altmodisch.

Alzerl – äuza’l (n.) ein bisschen, eine Prise, eine Kleinigkeit. |ahd. atzel: ein Bröckchen|.

Amaasen – aumaa(s)n (f.) Ameise; Amaasen im Arsch ham: ruhelos sein.

Amaasenwasser – aumaasn-wossa (n.) Cola-Getränk.

Ambaschurl – aumba-schua’l (n.) Trompetenmundstück. |franz. embouchure: Mundstück|.

Amper – aumpa (m.) Eimer, große Kanne; große weibliche Brust. |ahd. eimbar: Eimer|.

Amperl – ampa’l (n.) kleinere Blechkanne, Blechgefäß.

Amschl – amschl (f.) Amsel; Weib.

Amt – aumt (n.) Hochamt (Messe); ins Amt gehen: auf den Strich gehen (scherzhaft).

Amtskappel – aumtskappl (n.) Amtsmütze; amtliche Über-heblichkeit, Bürokratismus.

anbandeln – auband’ln eine amouröse Beziehung beginnen; mit jemandem Streit suchen.

anbaun – aubön säen; verlieren, ausstreuen; an-baut ham: jemanden ge-schwängert haben.

anbellen – aubeln anschreien.

anbenzen – aubenzn anflehen, anbetteln.

anbissen – aubissn verdrossen, verärgert.

anblasen – aublosn betrinken; schwängern; beschimpfen.

anblödeln – aublä’ln ansprechen, belästigen; anbiedern.

anbraten – aubrodn zu verführen suchen, charmie-ren, zu »landen« versuchen.

anbraten – aubrodn angebraten; tölpisch, ungeschickt; homosexuell.

anbringen – aubringan (Geld) ausgeben, vertun, ver-geuden; wem anbringen: je-manden loswerden.

anbrockt – aubrokkd verärgert.

anbrunzen – aubrunzn bepissen; verächtlich machen, beschimpfen, »zur Sau machen«.

anbumsen – aubumsn schwängern.

anders – aundas sehr, besonders (z. B. der is an-ders teppert: der ist besonders blöd).

anderst – aundaschd panders.

andiniert – audiniad verärgert, verdrossen.

andippelt – aundiweld betrunken, angetrunken.

andirndln – audiandln bekleiden, anziehen.

Andivel – antiffä (m.) Endiviensalat.

andrahn – audraan wem was andrahn: jemandem etwas (eine schlechte Ware) gegen seinen Willen verkau-fen; Streit suchen, stänkern; schwängern.

Andreas – andreas anders (Verballhornung); des is was ganz andreas: das ist etwas ganz anderes.

andrucken – audrukkn andrücken; bei jemandem zu »landen« versuchen, jemanden für sich einnehmen wollen; sich um etwas übertrieben bemühen; auf was andrucken: etwas vorgeben (eine Rolle spielen), um ein Ziel zu er-reichen (z. B. er druckt auf Negerant an: er spielt den Armen, er »macht auf arm«).

andübelt – audüwäd leicht betrunken, angeheitert.

andudeln – audu’ln betrinken, antrinken; (Musik) aufspielen, jemanden ansingen.

anduseln – audusln betrinken

anfarbeln – aufaabln anmalen, anstreichen, bema-len; schminken.

anfäulen – aufäun anfaulen (Obst); beschimpfen, zur Rede stellen, Vorhaltungen machen.

anflascheln – auflaschln antrinken, betrinken.

anfliagen – aufliang belästigen, provozieren; er-suchen, bitten, anbetteln; ansprechen (Mädchen).

angasen – augaasn Gas geben, beschleunigen; sich beeilen.

angehn – augee beginnen; wem um was an-gehn: jemanden (meist auf-dringlich) um etwas bitten; des geht mi an: das ärgert mich, das stört mich; a Ange-hen machen: viel Lärm (um nichts) machen.

angfressen – augfressn verärgert, verdrossen.

anghabert – aughawad satt; verdrossen, verärgert.

anghaucht – aukauchd blöde; wehleidig; homosexuell.

anglahnt – auglaand angelehnt; wem anglahnt las-sen: jemanden in Ruhe lassen, ignorieren, nicht beachten; die (den) Geliebte(n) verlassen.

anglurn – augluan anglotzen, anschauen.

angnaht – aungnaad betrunken.

angnascht – augnoschd verdrossen, verärgert.

angradig – augradig zudringlich (meist sexuell).

angrammelt – augrammäd angeröstet; übervoll ange-räumt.

angrührt – augrüad leicht beleidigt.

angsandelt – augsandld mit einer Krankheit ange-steckt; heruntergekommen.

angschaut! – augschaud (Ausruf der Ungläubigkeit, etwa:) das wollen wir doch erst einmal sehen!

angschirren – augschian (Pferd) anschirren; anziehen, bekleiden.

angschissen – augschissn bekackt; ängstlich; angschissn sein bis aufs Kreuz: die Hose randvoll haben.

angschlickt – augschlikkd satt; verärgert, übellaunig, »sauer«.

angschütt – augschitt bekleckert, begossen; »beklopft«, geistig nicht ganz zurechnungsfähig; be-trunken, volltrunken; betro-gen; angschütt wia r a Hydrant: strohdumm, irrenhausreif.

angschwabt – augschwabd angeschwemmt; närrisch, dumm, beklopft; angeheitert.

angspeist – augschbeisd verdrossen, verärgert.

angstochen – augschdochn vom Wurmfraß befallen; an-gesäuselt; nicht ganz zurech-nungsfähig; geschwängert.

angstraat – augschdraad bestreut; angeheitert, angehei-tert; bescheuert.

angurkerln – auguaka’ln bepissen; schieflachen.

anhaazen – auhaazn anheizen (Ofen); anrauchen (Zigarette).

anhängen – auhengan wem was anhängen: jemanden einer Sache beschuldigen; je-mandem etwas andrehen; mit wem anhängen: Streit vom Zaun brechen; wem a Goschn anhängen: jemanden be-schimpfen, anstänkern.

anhaun – auhaun ansprechen, belästigen; bitten, betteln; si anhaun: sich ansto-ßen.

anhiaseln – auhiasln bemalen, anstreichen; betrin-ken; si anhiaseln: sich übertrie-ben stark schminken. |rotw. Hiesel: Schminke|.

Animo – animo (n.) Lust, Laune, Energie, Stim-mung, Schwung, Arbeitswille. |ital. animo: Seele|.

ankeilen – aukäun anbetteln; belästigen; betap-sen, betätscheln, befummeln; jemandem etwas zu verkaufen suchen.

Ankerpferd – aunkapfead (n.) Arbeitspferd; aanzarn wia r a Ankerpferd: hart arbeiten »wie ein Pferd«; peingfat-schent wia r aAnkerpferd: über und über bandagiert; Arsch wia r a Ankerpferd: plum-pes Gesäß. |Zugpferd der »An-ker«-Brotfabrik|.

Ankeruhr – aukaua (f.) Prunkuhr mit Figuren am Wiener Hohen Markt; pünkt-lich wia r die Ankeruhr: sehr pünktlich.

anklatschkern – augladschgan hinklatschen, brutal kleben.

anklenen – augleena(n) beschmieren, besudeln; ein-streichen (mit Salbe).

ankobern – aukowan belästigen, sich anbiedern; (Mädchen) ansprechen; auf-drängen.

ankräullen – augräun belästigen; des kräullt mi an: das stört mich, das ärgert mich.

ankümmeln – aukümman oder aukimmän auszanken, beschimpfen.

anlaarn – aulaan begießen; wem mi(t) n Tee anlaarn: jemanden für dumm verkaufen wollen.

anlassig – aulassig zudringlich, auf Liebesaben-teuer aus.

anlehnen – aulena anlehnen; lass mi anglaant!: lass mich in Ruhe!

Anmäuerln – aumeia’ln (n.) Kinderspiel mit Münzen oder Murmeln; geh (liaber) anmäu-erln!: versuch (lieber) etwas, was du besser kannst!

anmotschkern – aumodschgan anknurren, ausschelten.

annahn – aunaan annähen; betrinken; (Fußball) mit voller Kraft den Ball tre-ten.

Annamirl – aunamia’l (f.) Annemarie (Vorname).

anpampfen – aubaumpfn si anpampfen: sich den Wanst vollschlagen; was anpampfen: etwas (Koffer) zu voll packen, vollstopfen.

anpampft – aubaumpfd vollgegessen; vollgestopft; verärgert, verdrossen.

anpapperlt – aubappa’ld satt; verärgert, verdrossen.

anpatzen – aubozzn beschmutzen; etwas Frisches (z. B. Blatt Papier) anbrauchen.

anpempern – aubempan belästigen; schwängern.

anpfnausen – aupfnausn anknurren, anfauchen; beschimpfen.

anpfnurren – aupfnuan anknurren, anfahren.

anplädern – aubledan heftig dagegenfahren, -stoßen; schwängern; si anplädern: sich betrinken.

Anpumperer – aubum-para (m.) Angeber, Großsprecher; Stän-kerer.

anpumpern – aubumpan anpochen; »auf den Busch klopfen«; angeben, prahlen.

Anrand – auraund (m.) Anlauf; si an Anrand nehmen: sich aufraffen, sich ein Herz fassen, sich entschließen.

anrauchen – aurauchen oder auraukn Schwung nehmen, ausholen; (Sport) mit voller Kraft treten oder werfen; ane anrauchen: eine Ohrfeige verpassen, eine Zigarette anzünden.

anrauschen – aurauschn heftig anstoßen, anfahren; eintreffen, daherkommen.

anreißen – aureissn (Sport) einen Bombenschuss abgeben.

anrennen – aurenna anstoßen; wem anrennen las-sen: jemanden absichtlich in eine peinliche oder aussichts-lose Situation bringen.

anröhren – aurean anweinen, anflehen.

anröhrln – aurea’ln betrinken.

ansagen – ausogn (beim Kartenspiel) eine Spiel-variante ansagen; was ansa-gen: etwas machen, durch-führen (z. B. a Schnarcherl ansagen: schlafen gehen; a Kickerl ansagen: eine Partie Fußball spielen).

ansandeln – ausandln wem ansandeln: jemanden an-stecken (mit einer Krankheit).

anschaffen – auschoffm befehlen; bestellen (vor allem in einem Gasthaus); anschaf-fen gehen: für jemanden auf den pStrich gehen (um Geld zu verdienen).

anschaun – auschaun ansehen; der wird si anschaun: der wird sich wundern; si anschaun lassen: einen Besuch machen; wem was anschauen lassen: jemandem Schwierig-keiten bereiten.

anschiaben – auschiam anschieben; sich beeilen; pro-tegieren; koitieren; ane an-schiaben: ohrfeigen.

anschledern – auschledan si anschledern: sich schnell (z. B. mit Wasser) volltrinken.

anschleimen – auschleiman wem anschleimen: jemandem auf die Nerven gehen; je-manden ärgern, belästigen, beschimpfen.

anschlempern – auschlempan panschledern.

anschmättern – auschmättan anschwindeln, belügen.

anschmieren – auschmian beschmieren, bemalen; schminken; betrügen, täu-schen; si anschmieren: hinein-fallen, der Dumme sein.

anschnorren – auschnoan anbetteln. |jidd.|.

anschraufen – auschraufm anschrauben; si an anschraufen: sich betrinken.

anschwaben – auschwaam anschwemmen; betrinken.

anschwadern – auschwodan anreden, ansprechen; durch lästiges und unablässiges Reden auf die Nerven fallen.

ansempern – ausempan anflehen, bitten, in den Ohren liegen.

ansennerln – ausenna’ln anpflaumen, beschwatzen; bit-ten, anbetteln; besabbern.

ansingen – ausingan anjammern, in den Ohren liegen.

anspendeln – auschbende’ln oder auschbee’ln (mit Stecknadel oder Sicher-heitsnadel) fixieren; anbie-dern, belästigen; si an wem anspendeln: sich jemandem aufdrängen (als lästiges An-hängsel).

anspitzen – auschbizzn einschulen; provozieren, auf-wiegeln; wem anspitzen: sich an jemanden heranmachen, jemandes Bekanntschaft machen.

Ansprach – auschbroch (f.) Unterhaltung, Möglichkeit zum Gespräch (z. B. ka An-sprach hamma da: hier ist es langweilig, weil niemand sich mit einem unterhält).

anspringen – auschbringan etwas bekommen (z. B. wann springt mi denn endlich apTschick an?: wann bietet mir denn endlich jemand eine Zigarette an?); auffallen, »in die Augen springen« (z. B. da is mi apFutnerheftel angsprungen: da ist mir ein Pornomaga-zin [zum Mitnehmen] in die Augen gesprungen); wem an-springen: jemanden angreifen, heftig anfahren.

anstehn – auschdeen der steht net drauf an: der hat es nicht nötig.

anstraafen – auschdraafm anstreifen; nur net anstraafen: nur nichts damit zu tun haben, Hände weg davon.

anstriezeln – auschdriizln mit sexuellen Hintergedanken ansprechen, »anmachen«. panbraten.

anstrudeln – auschdru’ln lobhudeln; ansingen, jeman-dem zu Ehren musizieren (z. B. beimpHeurigen strudeln didpSchrammelnan: beim p Heurigen spielt die Musik an deinem Tisch).

anstückeln – auschdikkln ansetzen; (Arbeitszeit) verlän-gern; (unterbrochenen Schlaf) fortsetzen; eine Zusatz(gefängnis)strafe er-halten.

ansudern – ausudan anflehen; beschwatzen, anjammern; pansingen.

antaameln – audaamän schwankend daherkommen.

Antabushütten – antabushittn (f.) Trinkerheilanstalt. |Medika-ment Antabus|.

antanzen – audaunznd aherkommen.

antäpscht – audäpschd leicht eingedellt; geistig beschränkt; leicht alkoholisiert.

antauchen – audauchnanschieben; sich beeilen, et-was vorantreiben, beschleu-nigen, »Dampf dahinter machen«; protegieren, inter-venieren; koitieren.

Antaucher – audaucha (m.) »Anschieber«, Helfer (z. B. hast an Antaucher?: hast du jemanden, der für dich interveniert?).

Anten – antn (f.) Ente; leere Bier-oder Wein-flasche; Lesbierin; am Anten-arsch gfressen ham: geschwät-zig sein; schwimmen wia r a bleierne Anten: nicht schwim-men können.

Antenjauker – antnjauka (m.) »Entenscheucher«, (scherzhaft) Kleinauto.

Antenschwaaf – antnschwaaf (m.) Entenschwanz; abstehende Haarlocke über den Ohren oder im Nacken.

antragen – audragn anbieten; androhen (Ohrfeige).

antrenzen – audrenzn besudeln, bekleckern, besab-bern; beginnen und nicht fertig machen.

antritschkert – audridschgad bescheuert, blöde.

antritscht – aundridschd pantritschkert.

antschechern – audschechan betrinken.

Antschi – antschi (f.) Anna (Vorname).

antuan – auduan antun, zuleide tun; si was antuan: sich etwas antun, sich umbringen; sich bemühen; sich aufregen, alterieren; tua da nix an!: mach dir nichts draus, nimm’s nicht so schwer!; des tuat ma s an: das sticht mir ins Auge.

anwandeln – auwandln (Kegeln, Bob) die Begren-zungswände der Bahn be-rühren.

Anzaarer – auzaara (m.) Angeber, Großmaul; guter, rascher Arbeiter.

anzaarn – auzaan anziehen, zerren; sich beeilen, die Arbeit beschleunigen (z. B. anzaarn wia r a pWaglhund: hart arbeiten, sich ins Zeug legen); bei einer Frau »landen« wollen; einen Zug (beim Trinken) machen; angeben, großsprechen; despzaart an: das hat Schwung

anziagen – auziagn anziehen; ankleiden; kälter werden; sich beeilen.

anzipfen – auzipfm sekkieren, schikanieren, he-rummäkeln; des zipft mi an: das regt mich auf.

anzünden – auzintn (Skandal) auffliegen lassen; wem anzünden: jemanden in Rage bringen; jemanden ver-pfeifen.

anzwidern – auzwidan wem anzwidern: jemandem (absichtlich) auf die Nerven fallen; anknurren, ausschelten.

Äpfelfrau – epfäfrau (f.) des is net wia bei der Äpfelfrau: das ist nicht ganz so einfach, das ist keine Milchmädchen-rechnung.

Äpfelkoch – epfäkoch (n.!) Apfelmus; ausschauen wia r a gespiebenes Äpfelkoch: kränklich aussehen, bleich, grün im Gesicht sein.

Apportl – apuatl (n.) Gegenstand, den der Hund zu-rückbringen (apportieren) soll.

Arbeitslose – oaweitslose (f. sg.!) Arbeitslosenunterstützung, -geld.

Arm – oam (m.) (euphemistisch für) Arsch; wo der Herrgott sein Arm außi-streckt: wo pausgsteckt ist.

Armaturen – amaduan (f. pl.) primäre und sekundäre weibli-che Geschlechtsmerkmale.

Armaturspengler – amaduaschbengla (m.) Frauenarzt.

Ärmel – eamä (m.) (starker) Arm; Bizeps; Sehn-sucht, Lust, Laune (z. B. auf des hab i heut kan Ärmel: da-rauf habe ich heute keine Lust).

Armutschkerl – oamutschga’l (n.) armseliger Kerl, »Niemand«; Habenichts; geistiges Armutschkerl: Dummkopf, Tölpel.

arretiern – aretian verhaften; auf der Straße auflesen (z. B. pTschickarretiern: Zigarettenstummel auflesen; Papierln arretiern: Papierabfäl-le aufsammeln). |frz. arrêter|.

Arschaufdrerd – oaschaufdread (m.) Knirps, kleinwüchsiger Mensch.

Arscherl – oascha’l (n.) kleines Gesäß; netter Dumm-kopf; da macht‘ s Arscherl anpFotz: das ist nicht gerade anregend.

Arschgeigen – oaschgeing (f.) unangenehmer Kerl; Homosexueller.

Arschkapplmuster – oaschkaplmusda oder oa