Wilde Gene - Timo Sieber - E-Book

Wilde Gene E-Book

Timo Sieber

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Beschreibung

Gene bestimmen unser Leben. Sie entscheiden über unser Aussehen, unsere Intelligenz, unser Wohlbefinden und über die Zukunft unserer Kinder. Die moderne Wissenschaft findet immer Neues heraus über die Beschaffenheit der Gene, über ihre Eigenschaften als Informationsträger, über unsere Möglichkeiten zur Einflussnahme auf sie. Aber bei allen Fortschritten der Forschung bleibt vieles rätselhaft. Salopp gesagt: Gene machen oft ihr eigenes Ding. Sie springen im Erbgut herum, wandern von einer Spezies zur nächsten, erzeugen immer neue Arten und Abarten. Und nicht wenige von ihnen verursachen Krankheiten. Dieses Buch führt auf unterhaltsame Art und Weise ein in die Erforschung unseres Erbguts.

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EPUB
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Seitenzahl: 352

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Timo Sieber • Helga Hofmann-Sieber

Wilde Gene

Vom verborgenen Leben in uns

 

 

 

Mit Illustrationen von Oliver Weiss

Über dieses Buch

Gene bestimmen unser Leben. Sie entscheiden über unser Aussehen, unsere Intelligenz, unser Wohlbefinden und über die Zukunft unserer Kinder. Die moderne Wissenschaft findet immer Neues heraus über die Beschaffenheit der Gene, über ihre Eigenschaften als Informationsträger, über unsere Möglichkeiten zur Einflussnahme auf sie. Aber bei allen Fortschritten der Forschung bleibt vieles rätselhaft. Salopp gesagt: Gene machen oft ihr eigenes Ding. Sie springen im Erbgut herum, wandern von einer Spezies zur nächsten, erzeugen immer neue Arten und Abarten. Und nicht wenige von ihnen verursachen Krankheiten. Dieses Buch führt auf unterhaltsame Art und Weise ein in die Erforschung unseres Erbguts.

Vita

Timo Sieber und Helga Hofmann-Sieber sind promovierte Biologen und haben viele Jahre an der Erforschung von Viren gearbeitet. Sie teilen ihre Faszination für die Wissenschaft, sind begeisterte Science-Slammer und Preisträger beim Wissenschaftswettbewerb FameLab. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern und zwei Katzen leben sie in Hamburg.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Dezember 2016

Copyright © 2016 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Redaktion Regina Carstensen

Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München

Illustration Oliver Weiss

ISBN 978-3-644-55911-0

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

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www.rowohlt.de

Für Maike und Adrian

Einleitung

Hier räumen wir mit allen Vorurteilen auf, erledigen die Gesundheitstipps und schnallen uns an für die Reise zu den wilden Genen.

So. Jetzt haben wir den Salat. Sie halten dieses Buch in Händen und wollen jetzt wissen, worum es darin geht. Haben Sie es irgendwo in einem Buchladen eher zufällig aus dem Regal gefischt? Oder hat ein finsterer Algorithmus beschlossen, dass das doch ganz prima zu den Suchbegriffen passt, die Sie in den letzten Wochen so ins Netz philosophiert haben? Womöglich hat es Ihnen auch eine Freundin oder ein Freund mit den Worten «Hier, lies das. Dieses Buch hat mein Leben von Grund auf verändert!» über den Tisch geschoben. Egal wie: Wahrscheinlich wird dieses Buch Ihr Leben nicht verändern. Sie werden durch den Konsum dieser Lektüre nicht schlanker oder glücklicher. Es ist auch kein medizinisches Buch, das Ihnen Tipps gibt, um ein gesünderes Leben zu führen. Kein Stück! Na gut: Rauchen und Alkohol sind schlecht, essen Sie nicht zu viel, schlafen Sie nicht zu wenig und versuchen Sie gelegentlich ein wenig zu lachen. Das war’s aber auch schon.

Sie sind noch da? Gut. Dann kommen wir zum Punkt: Dieses Buch will nichts mehr und nichts weniger, als Ihnen erzählen, wie großartig Sie sind. Jawohl: Sie! Sie und alles andere, was auf diesem Planeten so kreucht und fleucht, vom Bakterium über irgendwelche Winz-Würmer bis hin zu dem miesepetrigen Zoo-Elefanten, der Ihnen Ihr sorgfältig geschnittenes Gemüse wieder vor die Füße wirft. Allesamt sind wunderbar, großartig und lebendig. Und darum geht es hier: um das Leben und vor allem um die Gene, die unsichtbar dahinterstecken.

Dieses Buch ist ein Ausflug ins Innere des Lebens, auf dem Ihnen ein wirklich wilder Haufen von Genen begegnen wird: Sie springen in der DNA herum, verändern sich durch Fehler und wandern von einem Wirt zum nächsten, wie ein Junggesellenabschied auf St. Pauli. Das klingt nach einer gehörigen Prise Chaos, doch genau das ist notwendig, um alles am Laufen zu halten und evolutionär voranzukommen. Zugleich organisieren sich die Gene in diesem Durcheinander aber auf wundersame Weise und erschaffen komplexe Lebewesen. Dabei halten sie sich eisern an eine einzige Regel, die da lautet: «Was geht, wird auch gemacht!» Also, meistens.

Wenn Sie die wild herumhüpfenden Gene heil überstanden haben, geben Sie das Buch an einen Freund weiter und sagen Sie vielleicht so was wie: «Hier, lies das. Dieses Buch hat mein Leben von Grund auf verändert!»

2. KapitelKometen, RNA & die Suppenküche des Lebens

Hier stellen wir die Frage: Was war zuerst da? Das Huhn, das Ei oder doch etwas ganz anderes? Außerdem geht es darum, wie Quizmaster entstehen und ob irgendwelche Aliens vielleicht ihren Müll hier vergessen haben.

«Nimm mir doch mal das Gepäck ab.» Tante Hedwig drückt mir lässig ihren bleischweren Koffer, einen tropfnassen geblümten Mantel und einen Hut in die Arme, der eigentlich nur aus einem überromantisierten englischen Film stammen kann. Dann marschiert sie in die Wohnung und sieht sich prüfend um. «Sooo, was machen wir denn heute Schönes?» Alle Beteiligten wissen, dass es sich hierbei um eine rein rhetorische Frage handelt, und so sitzen wir wenig später um den Couchtisch, und Hedwig schlägt das alte Fotoalbum auf. Die Seiten rascheln trocken. Ich werfe verstohlen einen Blick auf die Uhr und dann auf die zwei Alben, die noch ungeöffnet im Koffer liegen. Das kann dauern. Mustere die Kekse, die Hedwig mitgebracht hat. Sehen so aus wie die vom letzten Jahr. Die waren nicht so besonders, schmeckten irgendwie nach komprimiertem Staub vergangener Jahrzehnte. Starre die Dinger eindringlich an und nehme mir vor, sie bei nächster Gelegenheit unauffällig zu entsorgen. Ob die wohl bioabbaubar sind?

«Greif ruhig zu!», sagt Hedwig, die mich beobachtet hat.

Alle Augen ruhen auf mir. Meine Hände werden schweißnass. Mist. Ich nehme also einen Keks und stecke ihn in den Mund. «Lecker, danke!», will ich lügen, aber über ein Geräusch, das irgendwo zwischen einem «Hmmh» und einem Huster liegt, komme ich nicht hinaus. Es sind die Kekse vom letzten Jahr …

«Ach schau, und hier bist du, wie du als kleiner Steppke mal ohne Hose aus der Umkleide ausgebüxt bist … Und hier hat dich der Verkäufer unter dem Arm zurückgebracht, nachdem du den Teppich in der Kinderabteilung eingewässert hast.»

Wehrlos höre ich zu und versuche verzweifelt, genug Spucke zusammenzubekommen, um den Keks zu schlucken. Als ich meine Zunge schließlich wieder einigermaßen frei bewegen kann, hat sich Hedwig schon bis in die Schwarz-Weiß-Ära vorgearbeitet und erzählt peinliche Geschichten von Leuten, deren Verwandtschaft zu lebenden Personen nur unter Zuhilfenahme diverser «Ur»- und «Groß»-Vorsilben zu beschreiben ist.

Die Stunden vergehen, und während draußen langsam die Sonne untergeht, bin ich dankbar dafür, dass Steinzeitmenschen sich noch nicht fotografiert haben, sonst ginge das hier noch weiter bis in die Unendlichkeit, bis: «Und das ist Gorrk mit seiner lieben Tante Urugu. Der ist übrigens eines Nachts schreiend aus seiner Höhle gerannt. Keine Ahnung, wieso. Auf jeden Fall hat ihn da ein Säbelzahntiger erwischt. Tja …»

 

Wenn man einen Blick zurück in die Vergangenheit wirft, landet man irgendwann bei der Frage nach dem Ursprung des Lebens (und damit auch dem Ursprung der Gene und vielleicht dem allerersten Gen). Wissenschaftlich kann man sich dem mit einem Gedankenexperiment nähern: «Wenn ich eine Schaufel Kohlenstaub in eine Regentonne werfe, ein Fläschchen Ammoniak dazugieße, das Ganze mit heißem Wasser überbrühe und mit ein paar exotischen Salzen abschmecke – wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass es plötzlich ‹Plopp› macht und sich ein tropfnasser Günther Jauch aus der Brühe erhebt?»

Was die chemischen Grundbestandteile angeht, ist so ein Mensch wirklich nicht sonderlich kompliziert: In der Hauptsache besteht er aus Wasserstoff und Sauerstoff – beides zusammen zu einem guten Teil in Form von Wasser – sowie Kohlenstoff und Stickstoff. Dazu kommen noch etwas Calcium, Chlor, Phosphor, Kalium, Schwefel, Natrium und Magnesium.

Ist natürlich sehr unwahrscheinlich, denn ein Mensch ist eine hoch organisierte Angelegenheit, die eben nicht einfach so spontan aus Einzelteilen entsteht. (Wenn nicht, gäbe es wahrscheinlich überall Quizmaster, die einen beim Einkaufen mit 500-Euro-Fragen überraschen. Und auch bei dem einen «echten» Günther Jauch, den es gibt, ist davon auszugehen, dass er auf eher konventionellem Wege entstanden ist.) Der Zuwachs an Komplexität ist gewaltig, quasi ein Sprung von der Straße auf das Dach eines Hochhauses. Sofern man kein Cape und eine kräftige Kryptonit-Allergie hat, ist so etwas eigentlich unmöglich – es sei denn, man nimmt die Treppe. Die Treppe ist der Trick! Denn wenn man den unmöglichen Komplexitätssprung in kleine Einzelschritte zerlegt, wird er durchaus machbar.