Wildes, wunderbares Wien - Annabelle Herzog - E-Book

Wildes, wunderbares Wien E-Book

Annabelle Herzog

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Beschreibung

Rena fühlte seine warmen Lippen auf ihrer Brust und erschauerte. Jetzt umkreiste die Zunge ihre Nippel, die sich aufrichteten. Sie spürte, wie seine Hand nach unten strich, ihren Leib hinab zwischen ihre Beine. Sie hob sich ihr entgegen, voll wilder Lust. Mikes Finger teilten das Dreieck und berührten ihr Inneres. Sie streichelten die seidige Feuchte, und Rena glaubte, vor Verlangen zu bersten. Endlich legte Mike sich über sie, und sie öffnete ihre Beine noch mehr. Seine braunen Augen blickten sie an, als er in sie eindrang. So war es immer. Er wollte sie sehen, während es in ihrem Schoß pochte und pulsierte, während er immer tiefer in sie glitt, Da schob sich plötzlich einen Schatten zwischen sie. Ein schemenhaftes Gesicht tauchte auf. Und der Liebesrausch zerplatzte. Mit einem Keuchen fuhr Rena hoch in ihrem Bett. Wieder hatte sie von Mike geträumt und den Sex erlebt, den sie beide so genossen hatten. Bis die andere kam. Sie war die Schönste in diesem Festsaal voll tanzender Paare. Mark lehnte an einer der Säulen und blickte Lisa an. Warum war sie ihm nur so fremd geworden? Still saß sie auf ihrem samtbezogenen Sessel, während sich die anderen Frauen in den Armen der Männer zum Walzertakt wiegten. War sie enttäuscht, dass er sie nach den ersten Tänzen nicht mehr aufgefordert hatte? Ihr fein geschnittenes Gesicht unter der dunklen Lockenpracht war ohne Regung. In den graugrünen Augen, in die er sich damals, vor so vielen Jahren, zuerst verliebt hatte, entdeckte er Traurigkeit. Das konnte er nicht ertragen. Rasch ging er zur Bar. Er stellte zwei Gläser Champagner auf das Tischchen und setzte sich zu seiner Frau. Lisa lächelte ihn an. Es war ein fragendes Lächeln. »Du vernachlässigst mich«, sagte sie leise. »Ausgerechnet an unserem zehnten Hochzeitstag.« »Aber du weißt doch, dass ich kein guter Tänzer bin.« Er ließ sein Glas an ihres klingen. »Trinken wir beide einen Schluck Champagner, ohne die anderen.« Mark betrachtete die fröhliche Gästeschar, die Lisas Onkel in sein Palais außerhalb Wiens eingeladen hatte. Er sah die wehenden bunten Röcke der Abendkleider, hörte Gesprächsfetzen und Gelächter. Und stellte fest, dass er nicht so glücklich war, wie er sein sollte. Er blickte auf den schmalen Ring an Lisas Hand. Die Brillanten glitzerten. Als sie sein Geschenk morgens auf ihrem Frühstücksteller gefunden hatte, war sie ihm in die Arme gesunken. »Liebst du mich noch?«, fragte Lisa jetzt plötzlich. Er sah überrascht und erschrocken zu ihr. »Aber natürlich. So wie immer.« Es war eine Lüge. Was er für sie empfand, wusste er nicht

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Traumwelt – 3–

Wildes, wunderbares Wien

Annabelle Herzog

Sie war die Schönste in diesem Festsaal voll tanzender Paare. Mark lehnte an einer der Säulen und blickte Lisa an. Warum war sie ihm nur so fremd geworden?

Still saß sie auf ihrem samtbezogenen Sessel, während sich die anderen Frauen in den Armen der Männer zum Walzertakt wiegten. War sie enttäuscht, dass er sie nach den ersten Tänzen nicht mehr aufgefordert hatte?

Ihr fein geschnittenes Gesicht unter der dunklen Lockenpracht war ohne Regung. In den graugrünen Augen, in die er sich damals, vor so vielen Jahren, zuerst verliebt hatte, entdeckte er Traurigkeit. Das konnte er nicht ertragen.

Rasch ging er zur Bar. Er stellte zwei Gläser Champagner auf das Tischchen und setzte sich zu seiner Frau. Lisa lächelte ihn an. Es war ein fragendes Lächeln.

»Du vernachlässigst mich«, sagte sie leise. »Ausgerechnet an unserem zehnten Hochzeitstag.«

»Aber du weißt doch, dass ich kein guter Tänzer bin.«

Er ließ sein Glas an ihres klingen.

»Trinken wir beide einen Schluck Champagner, ohne die anderen.«

Mark betrachtete die fröhliche Gästeschar, die Lisas Onkel in sein Palais außerhalb Wiens eingeladen hatte. Er sah die wehenden bunten Röcke der Abendkleider, hörte Gesprächsfetzen und Gelächter. Und stellte fest, dass er nicht so glücklich war, wie er sein sollte.

Er blickte auf den schmalen Ring an Lisas Hand. Die Brillanten glitzerten. Als sie sein Geschenk morgens auf ihrem Frühstücksteller gefunden hatte, war sie ihm in die Arme gesunken.

»Liebst du mich noch?«, fragte Lisa jetzt plötzlich.

Er sah überrascht und erschrocken zu ihr.

»Aber natürlich. So wie immer.«

Es war eine Lüge. Was er für sie empfand, wusste er nicht mehr.

Jetzt trat Lisas Onkel zu ihnen.

Alois Schönauer war an diesem Abend bester Laune. Die Augen in seinem geröteten Gesicht funkelten, und sein üppiger weißer Schnurrbart schien sich zu kräuseln, als er sie anlachte. Man sah ihm seine 64 Jahre nicht an.

»Warum sitzt ihr hier so still herum?«, fragte er. »Gleich spielen sie den Kaiserwalzer. Da müsst ihr doch tanzen.«

Gehorsam erhob sich Mark und machte eine altmodische kleine Verbeugung vor Lisa.

Ihr Onkel sah es mit Wohlgefallen.

Er beobachtete das Paar, das jetzt unter dem funkelnden Kronleuchter tanzte. Mark hatte den Arm um Lisas schmale Taille geschlungen. Sie lag eng an ihn geschmiegt in seinen Armen und drehte sich schwungvoll zu den Walzerklängen. Ihr weißes langes Seidenkleid schwang um sie herum. Sie hatte den Kopf zurückgelegt, und die dunklen Locken kreisten über ihren nackten Schultern.

Lisa sieht aus wie unsere Kaiserin Sissi, dachte Alois Schönauer. Aber sie soll ein glücklicheres Liebesleben haben. Dafür hatte er etwas getan, das die Familie in Aufruhr versetzen würde.

Seine Nichte überlegte in diesen Augenblicken, wie sie ein paar Stunden später ihren Mann verführen würde. Sie fühlte die Wärme seiner Hand durch die dünne Seide ihres Kleides, und ihre Haut begann zu prickeln. Sie presste sich beim Tanzen enger an ihn, sog seinen Duft ein und konnte es kaum noch erwarten, nackt mit ihm im Bett zu liegen, ihn endlich wieder tief in sich zu fühlen.

Da trat er ihr auf den Fuß. Sie schrie leise auf und blieb stehen.

»Entschuldige«, sagte Mark und führte sie rasch zu ihrem Tisch zurück. Er war froh, nicht mehr tanzen zu müssen. Zum ersten Mal in zehn Ehejahren war ihm Lisas Nähe unangenehm gewesen.

Als sie sich setzte, raschelte ihr Seidenkleid. Ein Hauch ihres frischen Parfums streifte ihn. Und plötzlich fürchtete er sich vor den Erwartungen, die sie an diese Nacht hatte.

Immer noch spielte die Kapelle den Kaiserwalzer. Lisa fragte sich, warum ihr Mann den Tanz so schroff abgebrochen hatte. Sie blickte zu ihm. Sein Gesicht war verschlossen und sah fast kantig aus.

»Was ist los, Mark?«, fragte sie. »Du hast zwar zwei linke Füße, aber früher tanztest du doch gern.«

Er schien sie nicht gehört zu haben. Seine Blicke schweiften über die anderen. Jetzt blieben sie an einer jungen Frau hängen, die auf sie zukam. Sie war ganz in Rot gekleidet. Auch Lisa sah zu ihr und lächelte unwillkürlich.

Ihre Schwester Steffi war an diesem Abend entschieden glücklicher als sie. Sie ging eingehakt mit ihrem neuen Freund Chris und strahlte vor lauter Verliebtheit.

»Onkel Alois, was für ein toller Ball!«, rief sie begeistert.

Er blickte das Kind seiner Schwester so wohlwollend an wie vor wenigen Minuten Mark.

»Eigentlich gehst du doch lieber in die Disco.«

»Aber ich bin doch schon 33 Jahre alt, geschieden und Geschäftsfrau«, sagte sie fast empört.

Ihr Onkel lachte. Es klang nachsichtig, aber auch stolz.

Steffi hatte eines der Friseurgeschäfte ihres Exmannes als Abfindung bekommen und führte es erfolgreich.

Schade, dass seine Schwester nicht mehr erlebt hatte, wie tüchtig ihre Töchter waren. Sie und ihr Mann waren in jungen Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Er hatte ihre Kinder großgezogen.

Er blickte von einer Nichte zur anderen. Lisa, die fünf Jahre jüngere der beiden, war sensibler und empfand tiefer. Auch in ihrer Ehe gab es Probleme. Aber anders als bei Steffi durfte es nicht zur Scheidung kommen. Auf keinen Fall.

»Wir treffen uns morgen wie verabredet zum Frühstück bei mir«, sagte er energisch.

Mark unterdrückte ein Seufzen. Er hatte dieses Treffen absagen wollen. Aber Lisas Onkel war sein Chef. Er arbeitete als Geschäftsführer in Alois Schönauers Tuchfabrik. Der war in letzter Zeit sehr launisch. Immer wieder hatten ihn Anwälte aufgesucht. Irgendetwas lag in der Luft.

Wusste Lisa davon? Nachdenklich blickte Mark in ihr schmales Gesicht unter den langen Locken. Sie sah an diesem Abend blass aus.

Ihre Schwester wirkte dagegen frisch und energiegeladen. Das fransig kurz geschnittene Haar stand ihr gut, fand Mark. Er mochte seine Schwägerin. Um ihre Lippen schien immer ein optimistisches Lächeln zu spielen.

»Danke, dass Chris bei dir übernachten kann«, sagte sie zu ihrem Onkel und zwinkerte dem neuen Mann in ihrem Leben übermütig zu.

»Die Gästezimmer im oberen Stockwerk warten auf euch.«

Steffi lachte, und Alois Schönauer wusste, was in dieser Nacht passieren würde. Erstaunlich, wie schnell sie über ihre Scheidung hinweggekommen war.

Er warf noch einen Blick auf seine Nichte, ehe er sich wieder den anderen Gästen zuwandte. Sie ist sinnlicher als Lisa, dachte er und irrte sich wie nur wenige Male zuvor in seinem langen Leben.

Er ahnte nichts vom sehnsüchtigen Verlangen seiner älteren Nichte. Im Getümmel der Gäste vergaß er Lisa für kurze Zeit. So bemerkte er auch nicht, wie sie sich immer wieder um die Aufmerksamkeit ihres Mannes bemühte, wie sie ihm Blicke zuwarf und einmal verstohlen nach seiner Hand fasste.

Unwillkürlich entzog sich Mark ihrem Griff. Es gab Lisa einen Stich, und plötzlich bekam sie Kopfschmerzen. Sie stand auf und schob sich durch die tanzenden und plaudernden Gäste zur Treppe, die ins obere Stockwerk führte.

Als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie, wie Mark ein Gespräch mit einem alten Freund ihres Onkels begann. Sie ging an den Mahagonitüren der Gästezimmer vorbei und blieb jäh stehen.

Ein Licht fiel auf den Teppichboden des Ganges. Sie hörte Stimmen, ein Keuchen und Seufzen. Plötzlich schlug ihr Herz schnell und fast schmerzhaft. Steffi und Chris liebten sich in diesem Zimmer.

Sie hatten sich fortgestohlen vom Fest, weil sie es nicht mehr aushalten konnten, ohne einander zu berühren, sich zu streicheln und die nackte Haut des anderen zu spüren.

»Küss mich«, stieß Steffi hervor. »Jetzt.«

Es klang rau, wie ein Befehl. So kannte Lisa ihre Schwester nicht. Wie unter einem seltsamen Zwang trat sie näher an die Tür und erstarrte, als sie sich einen Spalt mehr öffnete. Im Schein der Nachttischlampe sah sie Steffi und ihren Chris auf dem Bett liegen. Er hatte den Kopf zwischen ihren weit geöffneten Beinen vergraben und küsste sie dort.

Atemlos sah Lisa, wie er sich hin und her bewegte. Sein nackter Rücken hob und senkte sich. Ihre Schwester umfasste sein Glied mit ihren Lippen. Ihre beiden Hände lagen auf seinem Po. Lisa hörte schnelle Atemzüge. Dann stöhnte Chris plötzlich und zog sich zurück.

»Hör auf, sonst komme ich gleich.«

Voller Scham wollte Lisa weglaufen. Da knarrte die Tür, und sie blieb entsetzt stehen. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen vor dem, was nun passierte.

Die beiden drehten sich auf dem Laken um und küssten sich lange auf den Mund. Dann legte sich Steffi auf den Rücken.

»Nimm mich«, befahl sie wieder.

Mit hämmerndem Herzen sah Lisa zu, wie Chris sich über ihre Schwester schwang. Sie bog sich ihm entgegen, schlang die Beine um seinen Rücken und stieß ein bebendes Seufzen aus, als er in sie eindrang. Er bewegte sich erst langsam in ihr, dann fielen beide in einen schnellen Rhythmus. Als sie aufstöhnten, verschwand die Zeugin dieser aufregenden Liebesszene.

Auf dem Teppichboden des Korridors lief Lisa lautlos zur Treppe. Ihre Kopfschmerzen waren vergessen. Stattdessen erfüllten sie wilde Lust und Schuldgefühle. Sie hatte ihre Schwester beim Sex beobachtet. Warum war sie nicht sofort umgekehrt, als sie die erregten Stimmen hörte? Ihr Herz klopfte immer noch schnell, und ihre Wangen brannten.

Sie blieb noch einen Augenblick stehen und versuchte sich zu beruhigen, ehe sie in den gediegenen Festsaal trat. Erst jetzt bemerkte sie, dass die meisten Gäste inzwischen gegangen waren. Mark unterhielt sich immer noch mit dem alten Freund ihres Onkels.

Alois Schönauer lachte mit ein paar leitenden Angestellten seiner Firma an der Bar. Die Musiker des kleinen Orchesters waren verschwunden.

»Ach, da bist du ja!«, rief ihr Onkel frohgestimmt. »Du wurdest schon vermisst.«

Etwa von Mark? Er schien sie nicht zu bemerken.

Alois Schönauer winkte die Nichte zu sich.

»Trink einen Schluck mit deinem Ziehvater«, sagte er. »Du bist so still heute Abend.«

Er beugte sich zu ihr, und seine Stimme wurde leise. »Mark liebt dich immer noch, glaub mir.«

Lisa fühlte einen Stich. Ihr Onkel hatte erkannt, wie es um ihre Ehe stand.

Sie trank ihr Glas mit einem Zug halb leer und sah, wie ihre Schwester mit Chris zurückkehrte. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen glänzten. Sie warfen sich verschmitzte Blicke zu.

Lisa glaubte sekundenlang, wieder ihr lustvolles Stöhnen zu hören, und sie wünschte sich, von Mark so leidenschaftlich geliebt zu werden. Es musste ihnen gelingen, wieder enger zueinanderzufinden.

Wann hatten sie eigentlich das letzte Mal miteinander geschlafen? Es war fast drei Wochen her, und es war nicht besonders aufregend gewesen.

In ihrer Ehe musste sich etwas ändern. So konnten sie nicht weiterleben. Sie wollte es auch nicht mehr länger.

Noch in dieser Nacht musste ihr Sexleben heißer werden. Es war ihr zehnter Hochzeitstag! Onkel Alois hatte ihnen das schönste seiner Gästezimmer gegeben.

Es dauerte noch fast eine Stunde, ehe sie sich dahin zurückziehen konnten.

»Ich bin müde«, sagte Mark, als er die Tür öffnete.

Das war kein guter Anfang der Liebesnacht, auf die Lisa hoffte. Sie sah auf das breite Doppelbett. Früher hätten sie sich darauf gestürzt und gegenseitig ausgezogen, atemlos und begierig, ineinander zu verschmelzen.

Jetzt ging Mark ins Bad.

»Ich dusche erst einmal«, erklärte er. »Es war ja unerträglich heiß bei der Fete deines Onkels.«

Enttäuscht zog Lisa ihr Abendkleid aus. In dem neuen zartlila Spitzen-BH und dem Höschen blieb sie einen Augenblick am Fenster stehen. Dann öffnete sie einen der Läden. Milde Abendluft strömte ins Zimmer. Ein leichter Wind ließ Blütendüfte erahnen. Es war Mai.

Lisa blickte in einen wolkenlosen Himmel, an dem unzählige Sterne glitzerten.

In ihrer Hochzeitsnacht vor zehn Jahren hatte ein heftiges Gewitter getobt. Sie waren in diesem Zimmer gewesen. Ihr romantischer Onkel hatte es über und über mit dunkelroten Rosen geschmückt.

Im Bett war es damals so heftig zugegangen wie vor den Fenstern, wo Blitz und Donner aufeinander folgten. Sie hatten später oft darüber gelacht.

Jetzt wurde die Badezimmertür geöffnet, und Mark trat ins Zimmer. Er trug einen Morgenmantel. Warum eigentlich, fragte sich Lisa.

»Willst du auch noch duschen?«

Sie streifte sich schweigend die neue Wäsche ab, die ihr Mann anscheinend gar nicht bemerkt hatte.

Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, lag Mark bereits im Bett. Er schlug einladend die Decke zurück, und Lisa sah, dass er jetzt nackt war.

Das Verlangen, das sie an diesem Abend immer wieder erfüllt hatte, kehrte zurück. Er streckte die Arme nach ihr aus, und sie kuschelte sich an ihn. Seine Haut war noch so feucht vom Duschen, so wie ihre eigene. Das hatte sie immer angemacht. Auch jetzt durchrieselte sie ein Schauer.

Mark küsste sie lange. Ihre Zungen umspielten einander. Lisa zitterte vor Lust. Sie wünschte sich, so wilde Liebesspiele zu erleben wie ihre Schwester vor wenigen Stunden.

Aber Mark kam nur die gute alte Missionarsstellung in den Sinn. Wie viele Männer liebte er sie am meisten.

Lisa schlang die Beine um ihn, und er drang in sie ein. Es war schnell vorbei. Sie hatte keinen Höhepunkt erlebt.

»War es schön für dich?«, fragte er leise an ihrem Ohr.

»Ja, schön wie immer«, log sie.

Da küsste er sie noch einmal, drehte sich auf die Seite und war bald eingeschlafen.

Lisa schmiegte sich an seinen Rücken und fühlte sich geborgen. Doch da war wieder diese nagende Enttäuschung in ihr, die sie nicht verdrängen konnte. Hatte sie eben nur Gefälligkeitssex erlebt?

*

In einem anderen Zimmer des alten Palais wurde noch nicht geschlafen. Lisas Schwester saß mit Chris an einem Tischchen vor dem Fenster. Sie tranken ein letztes Glas Wein und flüsterten und lachten miteinander.

Steffi wäre am liebsten gleich wieder mit ihm ins Bett gegangen, aber ihrem neuen Freund war nach Reden zumute.

»Wir kennen uns erst seit fünf Wochen«, sagte er versonnen. »Aber mir ist, als wären wir schon Ewigkeiten zusammen.«

»Etwas aufregender ist es zwischen uns aber schon«, kicherte sie und trank einen Schluck Wein.

»Weiß deine Schwester eigentlich, wie es zu unserer Begegnung gekommen ist?«

Steffi schüttelte heftig den Kopf.

»Nein, sie ahnt nicht, dass ich nach meiner Scheidung in eine Partnerbörse gegangen bin, um wieder einen Mann zu finden.«

»Und dann bist du ausgerechnet auf einen Steuerberater gestoßen, der dich bald auch beruflich betreuen möchte.«

»Betreue mich lieber nur privat«, sagte Steffi und kicherte wieder. Aber sie war auch etwas genervt. Warum wollte er unbedingt ihre Steuerangelegenheiten erledigen?

Sie blickte zum altmodischen Bett, das mitten im Zimmer stand. Es hatte eine geschwungene Kopflehne aus schimmerndem Mahagoni. Ihr kam ein Einfall, der sie feucht werden ließ. Mit Chris hatte sie eine Stellung beim Sex lieben gelernt, die ihr besonders gut gefiel. Auch er genoss es, auf diese Art zum Höhepunkt zu kommen. Durch eine frühere Mandantin und heißblütige Freundin war er geübt darin, sie auf allen möglichen Möbelstücken zu praktizieren.

»Wie schön, dass du mal was mit dieser Vera hattest«, sagte sie und wies auf die hölzerne Kopflehne des Bettes. »Heute will ich den Doggy-Style«.

Er lachte auf. »So nannte Vera es immer, wenn ich sie von hinten nahm. Sie hatte eine gewählte Ausdrucksweise und war auch sonst sehr einfallsreich.«

»Ihr hattet viel Spaß beim Sex, nicht wahr?«, fragte Steffi, die plötzlich eifersüchtig auf ihre Vorgängerin wurde.

Chris bemerkte es und gab ihr einen Kuss.

»Vera war zwar wirklich kreativ im Bett«, gab er zu. »Aber als sie verlangte, dass ich auch bei ihren Finanzangelegenheiten kreativ sein sollte, war es aus zwischen uns.«

Steffi blickte in sein Gesicht, das so jung und fast kindlich wirkte. Es täuschte. Chris hatte mit Anfang Dreißig schon ein bewegtes Liebesleben hinter sich. Steffi wusste, dass die Frauen auf ihn flogen. Sie hatte schon bei ihrem dritten Treffen geplant, mit ihm zu schlafen. Aber dann war es doch nicht so schnell gegangen. Er wollte sie erst näher kennenlernen und mehr über sie wissen.

Das hätte Onkel Alois gefallen, dachte sie. Er mochte ihren neuen Freund so sehr, dass er ihn zu diesem Ball und zum Familiengespräch am nächsten Morgen eingeladen hatte.

»Was dein Onkel uns wohl beim Frühstück eröffnen möchte?«, unterbrach Chris ihre Gedanken.

Sie zuckte die Achseln.

»Er hat mir nichts verraten, nur geheimnisvoll gesagt, dass es das Leben meiner Schwester verändern würde.«

»Deines nicht?«

»Nein.«

Sie schwieg einen Augenblick, dann fiel ihr etwas ein, das ihr Onkel planen könnte.

»Vielleicht kauft er eine neue Fabrik dazu und will, dass Lisa sie leitet.«

»Aber momentan ist nichts auf dem Markt, das ihn reizen könnte.«

Steffi blickte ihn verwundert an. Er wusste offensichtlich bestens über die Geschäfte ihres Onkels Bescheid.

»Deine Schwester arbeitet doch frei als Buchhalterin für mehrere Firmen. Glaubst du, dass sie diese Selbstständigkeit für einen neuen Job aufgeben wird?«

Das interessierte Steffi im Augenblick wirklich nicht. Sie konnte es kaum erwarten, Chris wieder in sich zu spüren und beantwortete seine Frage sehr ungeduldig.

»Mein Onkel will Lisa seit Langem in seinen Betrieb holen, aber bisher weigerte sie sich.«

»Warum?«

Nun reichte es Steffi. Sie drehte Frank Chris den Rücken zu.

»Hilf mir mal aus dem Kleid.«

Er zog den langen, mit funkelnden Strass-Steinen gesäumten Reißverschluss ihrer roten Robe herunter. Sie sank zu Boden, und Steffi stieß sie mit ihren bloßen Füßen zur Seite.

Die hochhackigen Schuhe hatte sie vorher schon weggekickt.

Jetzt trug sie nur noch einen schwarzen Spitzenbody, der mehr enthüllte als verbarg. Das Tanga-Höschen war nur ein winziges Dreieck. Die Netzstrümpfe an den Beinen wurden von Strapsen gehalten.

»Toll«, murmelte Chris bewundernd. »Du weißt immer, was mich verrückt macht.«

Steffi erwartete, dass er sich jetzt endlich aus seinem Abendanzug schälen würde und sie zur Sache kamen.

Tatsächlich band er bedächtig die seidene Fliege ab.

»Warum will deine Schwester denn nicht in der Tuchfabrik arbeiten?«

Steffi fühlte, dass sie mit den Zähnen knirschte.

»Mit ihrem Mann unter einem Dach?«

»Warum nicht?«

»Die Tuchfabrik Schönauer ist ein Familienunternehmen. Lisa gehört dazu. Aber Mark nicht«, erklärte Steffi gereizt. »Möglicherweise könnte die Zusammenarbeit zu Eheproblemen führen.«

»Glücklich scheinen mir die beiden nicht zu sein.« Er schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil.«

Mit einem jähen Schritt trat Steffi auf ihren Freund zu und begann, den Gürtel seiner Hose zu lösen.

Chris lachte. »Verstehe, du willst endlich wieder Taten sehen.«

Er zog sich aus, und Steffis Atem ging schneller. Wie schlank und geschmeidig er war.

Seine Hände glitten über die schwarze Spitze ihres Bodys und zogen ihn hinunter. Sekunden später lag er am Boden. Die Netzstrümpfe an dünnen Strapsen blieben an ihren Beinen.

»Jetzt will ich den Doggy-Style«, sagte Steffi und blickte zur geschwungenen Lehne des Bettes.

Da ging auch sein Atem schneller. »Den Wunsch erfülle ich dir gern.«

Sie gingen zum Bett, und Steffi beugte sich so tief über die Lehne, dass ihr Gesicht fast die seidenen Kissen berührte. Chris stand hinter ihr. Erst streichelte er ihre runden Pobacken, die von den schwarzen Strapsen umrahmt wurden.

»Geil«, flüsterte er. »Dieser Anblick ist wirklich geil.«

Er liebkoste mit seinen Fingern die empfindliche Stelle zwischen ihren Beinen. Sie war schon sehr feucht. Sein Glied wurde prall und heiß.

»Ich komme jetzt zu dir.«

Steffi seufzte, als er in sie eindrang und sie ganz ausfüllte. Schon Sekunden später hatte sie einen Orgasmus wie selten zuvor. Chris fühlte das Zucken in ihrem Innern. Er konnte sich nur mühsam zurückhalten und löste sich von ihr.

»Du sollst es noch einmal gemütlich im Bett genießen.«

Sie sanken in die Kissen. Steffi atmete noch immer heftig. Nach einer Weile küsste Chris sie liebevoll auf den Mund, und neue Lust erwachte in ihr.

»Leg dich auf den Rücken«, flüsterte sie ihm zu.

Er gehorchte, und seine Männlichkeit ragte vor ihr hoch. Mit weit geöffneten Beinen sank sie darauf hinab und nahm ihn in sich auf. Bald verfielen sie in einen fiebrigen Rhythmus. Diesmal kamen beide.

Sie küssten sich innig und waren schon bald eingeschlafen.

Im alten Palais herrschte Stille. Alle ruhten in ihren Betten.