Wilhelm Tell in Manila - Annette Hug - E-Book

Wilhelm Tell in Manila E-Book

Annette Hug

4,9

Beschreibung

José Rizal, Freiheitskämpfer, Augenarzt und Schriftsteller, kommt 1886 nach Deutschland, und es ist nicht abzusehen, dass er der Nationalheld der Philippinen werden wird. Der Archipel am Rand des Pazifiks ist immer noch eine Kolonie des Spanischen Weltreichs. In Heidelberg wird Rizal vormittags bei dem renommierten Professor Dr. Becker Augen operieren, nachmittags deutsch lernen, nachts seinen Roman, den er in Madrid begonnen hat, überarbeiten. Als sein Bruder ihn bittet, doch etwas für sein unterdrücktes Volk zu tun, liest er Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" und ist von dem Text so begeistert, dass er ihn in seine Muttersprache Tagalog übersetzt: Die Landschaft verschiebt sich: Auf tropischen Inseln erheben sich die Alpen. Am Vierwaldstädtermeer kämpfen eingeborene Bauern gegen fremde Vögte, gegen Arbeit in Knechtschaft. Rizals Aufenthalt in Deutschland wird zu einer Reise des Übersetzens. Die Augenheilkunde, seine Begegnungen mit Burschenschaften oder Kneipenmädeln, Gespräche mit Philologen in Berlin oder mit dem Pastor Karl Ullmer im Odenwald, all dies Neue und Fremde wird verglichen mit der Heimat. Übersetzen wird zu einer Arbeit der Hoffnung, dass der Aufstand gegen die Kolonialherren kommt. Rizal wird heimkehren, der Aufstand wird stattfinden. Mit 35 Jahren wird er am 30. Dezember 1896 in Manila hingerichtet.

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Die Arbeit an diesem Roman und die Publikation wurden von der Fachstelle Kultur Kanton Zürich unterstützt:

© 2016 Verlag Das Wunderhorn GmbHRohrbacherstrasse 18, D-69115 Heidelbergwww.wunderhorn.de

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.© Abbildungen Titel: Sir Mervs u. Mussklprozz, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz by-sa-2.0-de, URL: http://creativecommons.org/licenses/bysa/2.0/de/legalcodeGestaltung &Satz: Leonard Keidel

ISBN: 978-3-88423-519-5

Annette Hug

Wilhelm Tell in Manila

Roman

Wunderhorn

— 1. —

Er hatte ein Städtchen erwartet, einen windstillen Ort der Wissenschaft. Außerhalb von Paris werde weniger oft operiert, aber das Leben sei dort günstiger, hieß es. Rizal stellte sich einen ruhigen Arbeitsalltag vor, als er im Februar 1886 nach Heidelberg kam. Vormittags würde er Augen operieren, nachmittags deutsch lernen, nachts den Roman überarbeiten.

Noch am Bahnhof erkundigte er sich, wo Studenten anzutreffen seien. Er wollte sie fragen, wer hier die Augenheilkunde am besten lehrte. Man empfahl ihm die Gulden Bierbrauerei.

Er sah dann überall Studenten, in größeren und kleineren Gruppen trieben sie durch die Altstadt, fast so uniformiert wie die Beamten der Staatsbahn, die er für Soldaten gehalten hatte. Farbige Kappen und Schärpen blinkten auf, zeichneten sich leuchtend ab im Schnee. Die Studenten grüßten den Fremden, wenn sie seinen Weg kreuzten, und als er die Brauerei gefunden hatte, bat ihn eine Gruppe in gelben Kappen an ihren Tisch. Weil sie die deutschen Worte, die er mühsam hervorbrachte, nicht verstanden, sprach er Latein. Die Studenten waren erfreut und empfahlen Dr. Otto Becker, Leiter der universitären Augenklinik. Dann zeigten sie ihm, wie man hier prostete, das Bierglas hob, Gesundheit wünschte und trank.

Es fiel ihm nicht leicht, ihren Gesichtern mit heiterer Miene zu begegnen. Die rechte und die linke Hälfte schienen auseinanderzufallen. Eine Wange war zart, die samtene Haut rötete sich leicht. Die andere Hälfte war grob vernarbt, ein Schlachtfeld en miniature. Kindlich vergreiste Veteranen schienen ihm die deutschen Studenten. Aber sie lachten befreit in der Brauerei. Nach dem vierten Bier luden sie ihn ein, der Suevia, einer Korporation, beizutreten.

Sein Arbeitsplan geriet durcheinander, weil er nun häufig die Brauerei aufsuchte und mit den Studenten über den Fluss aus der Stadt zog, in ein Landgasthaus, wo im hinteren Saal bei offenem Fenster gefochten wurde, mit Blick auf den Misthaufen und die Jauchegrube im Hof. Er wurde nicht nur Assistent von Professor Becker. War ein Stück Kopfhaut zu nähen, ging er auch dem Paukarzt Immisch zur Hand. Es litt die Überarbeitung des Romans, an dem er schon in Madrid geschrieben hatte, dann in Paris. Noch war er nicht zufrieden damit und floh doch die Arbeit daran. Da kam es ungelegen, dass sein Bruder Paciano aus den Philippinen schrieb: »Übersetze uns Schiller in die Muttersprache, wenn Du schon Deutsch gelernt hast.«

Paciano verdankte er die heimliche Ausreise aus der Kolonie, die Überfahrt von Manila über Singapur, Colombo, Aden, Neapel und Marseille nach Barcelona. Er hatte Rizals Studium in Madrid finanziert, die Lehrzeit bei Doktor Wecker in Paris und er hatte ihn ermuntert, den geistigen Leidenschaften eher nachzugeben als der finanziellen Notwendigkeit. Aber seit einiger Zeit mahnte er den kleinen Bruder, sparsamer zu sein, selber Geld zu verdienen. Er warnte vor Missernten und Preisverfall. Was der Zucker nächstens abwerfen werde, sei ungewiss.

»Maria Stuart« war Pacianos Lieblingsstück. Rizal versuchte sich daran, aber es stellten sich zuviele Worte quer. Dringender als Schiller war das ophthalmologische Vokabular. Beckers Anweisungen zur Diagnose von Katarakt und Glaukom, zur Extraktion einer Linse mussten präzis verstanden und umgesetzt werden. Das Augenlicht der Patienten hing davon ab.

Rizal war vierundzwanzig Jahre alt, aber zu Hause war sein Name bereits bekannt. Er musste damit rechnen, dass die Zensur seine Post las. Vieles, das wichtig war, blieb deshalb ungesagt. Im Schloss von Heidelberg sammelte er Ansichten, um die Briefe an seine Eltern harmlos auszuschmücken. Kuriositäten waren hier zu sehen: die Totenmaske eines Dichters, dem das Gesicht zerstochen worden war, ein riesiges Weinfass, eine Allegorie der Vergänglichkeit: Auch das hübscheste junge Mädchen wird zur alten Frau und erinnert dann an eine Hexe, wie sie der Dichter Tuazon de Pasig beschreibt. Rizal bleibt vor dem Gemälde stehen und erinnert sich an die tagalischen Verse von den tiefroten Ohren, die nicht nur verrunzelt sind, sondern gezackt wie der Kamm eines Kampfhahns, wenn er mit erhobenem Haupt in die Arena tritt.

Draußen streift er durch Ruinen, betrachtet die ausgeweideten Prachtbauten und Ecktürme, die nichts mehr beschützen. Ein Hochgefühl stellt sich ein, wie damals, als ein Freund in Madrid rezitierte, seine Zuhörer ins verfallene Palmyra versetzte und hymnisch den Untergang besang, alle großen Reiche werden irgendwann untergehen. Andernorts werden junge Völker aus den Wäldern treten.

Von der alten Kurpfalz sind nur Mauern, Ruß und Kuriositäten geblieben, aber in der Ebene, gegen Mannheim zu, wächst eine neue Stadt. Die Augenklinik der Universität ist brandneu, Boulevards werden ins Land gezogen, das Rathaus umgebaut, Fabriken haben ihren Betrieb aufgenommen. Es gehört zu Rizals Aufgaben, Metallsplitter aus den Augen der Arbeiter zu entfernen.

– »Maria Stuart?«, fragt Mina in der Brauerei.

Seinen Eltern hat er bewundernd von ihr geschrieben. Man stelle sich vor: Eine Serviertochter spricht zwei Sprachen, deutsch und kurpfälzisch, das Deutsche schreibt sie in zwei Schriften, altdeutsch und lateinisch. Sie ist pädagogisch geschickt. Hält den Fremden an, seine Wünsche schriftlich festzuhalten, wenn sie mündlich unverstanden bleiben. Spricht sie ihm ein Wort langsam vor, muss er es später nicht memorisieren. Es bleibt ihm augenblicklich im Gedächtnis haften.

Ein tagalisches Adjektiv bezeichnet ihre Art zu sprechen ganz genau, auch das schreibt er ihr auf: »malumanay«. Eine exakte Übersetzung ist nicht zu finden. »Weich« ist nicht ausdrucksvoll genug, »singend« wäre übertrieben, »lieb« könnte man sagen, aber »malumanay« ist ein Wort, das nur auf den Klang einer Stimme gemünzt ist.

Nach wenigen Wochen werden die Zettel überflüssig, was Rizal ein wenig bedauert. Bis Mina beginnt, Unterhaltungen ins Hochdeutsche zu übersetzen, wenn seine Freunde Dialekt sprechen. Ab und zu neigt sie sich zu ihm und flüstert ihm eine Zusammenfassung ins Ohr.

– »Hier mögen sie ›Wilhelm Tell‹«, sagt sie, auf Schiller angesprochen.

Rizal sitzt gern, weil sonst auffallen würde, dass ihn alle, selbst Mina, um mindestens eine Kopflänge überragen. Auch bei den Fechtkämpfen sitzt er am Rand; oft wendet er sich ab, einem Verletzten zu. Der Paukarzt Friedrich Immisch ist berühmt für eine Methode, die er nur ganz selten anwendet: Er benutzt das Haupthaar eines Verwundeten als Faden, um einen Schnitt in der Kopfhaut zu nähen. Meistens näht er aber gar nicht und ist stolz darauf. Die Wunden verheilen besser und vor allem schöner, wenn kein Faden zum Einsatz kommt. Viel besser sei die Ruhe, das mehrtägige Liegen mit straffem Verband. Bei den Studenten kommt das nicht gut an, weil sie die Ruhe nicht mögen und gern wulstige Narben zeigen.

Sie wenden sich mit dem Vorschlag an Rizal, er soll dem Immisch Konkurrenz machen. Man würde im Streitfall für ihn eintreten, denn er sei jung und universitär. Er verstehe, dass es neue Methoden brauche. Die Mittel der Anästhesie seien ihm bekannt, Kokain und Chloroform. Er wisse die Luft zu bestäuben und das Wasser zu reinigen, damit sich die Wunden nicht entzündeten.

– »Infektionen drohen trotzdem«, wendet Rizal vergeblich ein.

Der alte Immisch weigere sich, neue Mittel anzuwenden. Es empöre ihn, dass Verletzte im Vertrauen auf die Medizin nochmals in den Kampf geschickt werden.

Tatsächlich befürchtet Doktor Immisch ein endgültiges Verbot der Mensur, wenn sich die Studenten nicht zügeln lassen und immer gröbere, komplizierter überkreuzte Narben ihre Gesichter zeichnen und junge Männer sterben. Die Anästhesie lehnt er grundsätzlich ab. Sie diene nicht dem Fortschritt, sondern der Verweichlichung.

Rizal ist im Zweifelsfall immer für die modernen Methoden, aber er mag Friedrich Immisch. Der sprach eines Abends, bei einem Glas Wein, von der Entdeckung seines Lebens. Mehr als zehn Jahre hatte ihn die Frage umgetrieben, warum die Schmisse der Studenten am Anfang eines Semesters viel schneller heilten als am Ende. Zahlreiche Hypothesen hatte er aufgestellt, überprüft und verworfen. Erst kürzlich ist ihm der entscheidende Zusammenhang aufgegangen: Je länger das Semester dauert, umso anhaltender ist die Trunkenheit der Studenten. Zwischen einem Suff und dem nächsten nüchtern sie kaum mehr aus. Es ist also der Alkohol in ihrem Blut, der die Wundheilung hemmt. Dagegen ist nichts auszurichten, aber Immisch hat das Rätsel gelöst. Rizal hat ihm gratuliert. Und er kann die Verbitterung nachfühlen, mit der Immisch von den Professoren spricht, die sich weigern, diese Entdeckung ernst zu nehmen.

Auch Rizal stellt sich darauf ein, von den spanischen Professoren in Manila missachtet zu werden. Er lernt das Handwerk des Ophthalmologen, um eines Tages ganz allein eine kleine Klinik eröffnen und Geld verdienen zu können.

Mitten auf der Straße spricht ihn ein Pfarrer an. Er heißt Ullmer, wohnt in Wilhelmsfeld und will wissen, woher der Fremde kommt, was er hier treibt. Weil er sehr freundlich fragt, beginnt Rizal zu erzählen. Sie gehen gemeinsam in ein Gasthaus. Sprechen auch über Schiller. Bald verbringt Rizal einen Urlaub in Wilhelmsfeld und findet endlich Zeit, seinen Roman zu überarbeiten. Nach täglichem Korrigieren und Abschreiben kommt er auf der letzten Seite an. Jetzt ist es windstill. Einen Moment lang ist alles gesagt, jedes Wort ist an seinem Platz.

Bald wird das Buch gedruckt werden. Heimlich wird man es verschicken, auf Dampfern transportieren. Dann werden am Rand des Pazifiks die Häupter der Mönchsorden in Flammen aufgehen. Rizal wird freundlich lächeln, ruhig wie in dieser Nacht in Wilhelmsfeld. Er hat nur beschrieben, was ist: In einem Dorf im Hinterland Manilas ist ein hübsches Mädchen bedroht, ein verlorener Philosoph kommentiert, eine arme Mutter wird gefoltert, ihre Söhne verzweifeln und ein junger, ehrlicher Mann, der aus Europa zurückkehrt, geht in den Fängen der Dorfschulzen und Pfaffen zugrunde. »Rühr mich nicht an«, soll der Roman heißen, »Noli me tangere«.

Becker, Ullmer und die Studenten empfehlen Leipzig. Dort seien die Druckereien auf internationale Kundschaft ausgerichtet, gäben nichts auf die spanische Zensur, und sie seien auch ziemlich günstig.

— 2. —

Versuchsweise übersetzt er einige Zeilen, schon wachsen die Berge, die er in Wilhelmsfeld vor Augen hatte, zu Alpen an. Aus den Laubbäumen ragen plötzlich Felsen auf, steile Abhänge setzen Tannen und Föhren an, die Gipfel verlieren sich in den Wolken. So ist das auch in Kalamba, im Hinterland Manilas, wo sich der Berg Makiling über einem See erhebt. Doch der Gipfel ist selten zu sehen, er scheint im Himmel zu verschwinden.

Beim Lesen schieben sich die Landschaften in einander und alles geschieht gleichzeitig. Zwei neue Handelsrouten werden erschlossen.

Aus den italienischen Städten steigen Maultierkarawanen einen Bergpfad hoch ins Eisgebirge. Der Gotthardpass eröffnet einen neuen Weg zu den Märkten im Norden. Daran will der österreichische König verdienen, seine Vögte behaupten, die Täler von Uri, Schwyz und Unterwalden gehörten ihm.

Vor den dunkel bewaldeten, dampfenden Bergen der philippinischen Inseln tauchen spanische Galeonen auf, chinesische Dschunken kommen ihnen entgegen. In Manila treffen sie sich, hier werden seltene Waren gehandelt und umgeladen. Die Spanier setzen sich als neue Herren fest.

Wenn Rizal übersetzt und der Wald zum gubat wird, der Himmel ein langit, dann wird der Makiling zum Vorposten eines felsigen Gebirges, tagalische Alpen erheben sich am Rand des Pazifiks. Das Drama entzündet sich an einem einzigen Handelspfad. Er führt von Meer zu Meer, durch Urwaldriesen zu Felsen hinauf, zu grauen Flechten. Seine Steine werden von Hufen glattgescheuert, sie glänzen, wenn der Regen monatelang niedergeht. Der Schlamm, der schließlich liegen bleibt, trocknet aus und stiebt im Sommer. Die Täler sind dann von lichtbraunem Staub erfüllt.

Wo dieser Handelspfad ans Ufer stößt, wird auf Schiffe umgeladen. Als Busen oder Fjord lappt das Meer in die Berge hinein und füllt ein Tal. Der Föhn treibt fremde Schiffe heran, ein Monsun treibt sie wieder fort. Schwere Dschunken legen an, hinter den Bergen wird die Ladung der Galeonen gelöscht. Ihr kostbarstes Gut sind Marienbüsten und Nazarener; sie überleben auch, wenn ihr Schiff auf hoher See in Flammen aufgeht, im Feuer werden die Figuren schwarz und treiben allein weiter.

Von beiden Seiten lappt das Meer in die Schneeberge hinein, aber es ist immer ein südliches Meer, egal auf welcher Seite.

Der Weg zwischen den Fjorden ist abschüssig. Maultiere gehen langsam in einer Reihe den Berg hoch und vor der Passhöhe gehen sie nicht mehr auf dem Boden, sondern in der Luft. Hier hängt der Pfad. Es ist ein Kunststück eingeborener Handwerker, dass der Handelsweg hier durchführt und Dschunken mit Galeonen verbindet.

Die Gebirgskette verhindert, dass alles ineinanderfließt. Sie teilt das Meer und erhebt sich, als wäre sie eine Insel; so weit das Auge reicht, erstreckt sich der Kamm, er verschwimmt in der Ferne, löst sich bläulich auf, als sei das Meer nicht nur vorne und hinten, sondern auch oben und unten. Einmal im Jahr fällt es vom Himmel und schwemmt Erdblöcke, Gletscherteile und Felsen die Täler hinunter, Bäume und Dreck füllen die Dörfer aus. Erst wenn die Wasserfälle gefrieren, steht alles still und wartet unter der Schneedecke, bis sich das Eis im Nebel auflöst. Die Lawinen verdunsten dann und der Himmel wird ganz weiß. Gräser schießen aus dem Boden, Kräuter versamen, die Büsche werden plötzlich grün: Es ist ein Gehetz in dieser Natur, schon kommt der Sommer und die Maultiere werden beladen.

— 3. —

In Leipzig bewohnt Rizal eine kleine Kammer in der ersten Etage. Außer der Wirtin, die ihm das Zimmer vermietet, kennt er niemanden. Das Manuskript seines Romans, der Operationskoffer, ein Degen und sein Augenspiegel sind im Schrank verstaut. Auf dem Schreibtisch liegen erste Skizzen der Übersetzung.

Er schläft nicht gut. Ein Traum von seiner Mutter schreckt ihn immer wieder auf. Sie blickt ihn nur fragend an, scheint körperlich in seinen Schlaf zu treten.

Vielleicht seien sie auf ein unerforschtes Phänomen gestoßen, wird er der Mutter belustigt schreiben. Vielleicht verbinde eine unbekannte Welle sein Hirn mit dem ihren, rund um die Welt, vielleicht sende die Mutter Gedanken, wenn sie wach sei und er schlafe, aus dem Tag in die Nacht, so gelange sie fragend und warnend in seinen Traum. Die Angst lässt nicht nach und sein Herz rast, wenn das geschieht.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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