Windgeflüster - JuScha - E-Book

Windgeflüster E-Book

JuScha

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Beschreibung

Begegnungen und Beobachtungen, Zwischenfälle und Lebenserfahrungen, in denen Meer und Strand eine Rolle spielen. Die Inspiration für ihre Kurzgeschichten nimmt JuScha vom Leben an der Küste. Eine stimmungsvolle und spannende Lektüre für Urlaub und für Liebhaber des Meeres. JuScha Jahrgang 50, in Mecklenburg geboren und aufgewachsen, hatte nach der Wende die Möglichkeit durch die Welt zu reisen. 2002 auf der Insel Rügen gestrandet, inspirierte die Natur dazu, Elfchen und fantasievolle Kurzgeschichten zu schreiben.

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Seitenzahl: 95

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JuScha

Windgeflüster

Strandgeschichten und mehr …

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

© Verlag Kern GmbH, Ilmenau

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage, September 2018

Autorin: JuScha

Cover/Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Lektorat: Anke Engelmann, www.poesiebuero.de

Bildquellen: JuScha

Covermotiv: www.fotolia.com | © mpix-foto

Sprache: deutsch

ISBN: 978-3-95716-2687

ISBN E-Book: 978-3-95716-2885

www.verlag-kern.de

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Übersetzung, Entnahme von Abbildungen, Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, Speicherung in DV-Systemen oder auf elektronischen Datenträgern sowie die Bereitstellung der Inhalte im Internet oder anderen Kommunikationsträgern ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags auch bei nur auszugsweiser Verwendung strafbar.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Dank

SOMMER

Ein Sommertag

Durchblicke

Auf einer Wellenlänge

Freizeitgestaltung

Ansichtssache

Vermisst

Verbrüdert mit Redewendungen

Wiedersehen

HERBST

Warum?

Augenblicke

Farben

Vögel des Glücks (Parabel)

Vorbei

Waldeslust

Gedankensplitter

Drunter und drüber

WINTER

Weltenbummler

Little Killer

Ein Wintermärchen

Nachbarschaft

Zu früh

Windige Zeiten (Klagelied eines Weihnachtsmannes)

Mit Krach ins Jahr 2016

Zwischen den Jahreszeiten

FRÜHLING

Frühlingsgefühle

Die Sage über die Prinzessin Svanvithe (modern)

Zeitlos

SOS

Heimat

Zärtlichkeiten

Ein Ort der Sehnsucht

Alle Jahre wieder

Nachwort

Weitere Werke

Ein besonderer Dank gilt Frau Dr. Gabriela Heidenreich.

SOMMER

Insel

umspültes Traumland

Schiffe im Seegang

erreichen ferne unbekannte Ufer

Entdecker

Ein Sommertag

Mich fröstelt’s. Ich taste nach meiner Zudecke und kann sie nicht finden. Was rauscht hier? Irgendwie liege ich unbequem. Meine Hände greifen ins Leere. Blinzelnd öffne ich die Augen, hebe leicht den Kopf und stütze mich mit den Ellenbogen auf. Nanu, feiner Sand rieselt zwischen meinen Fingern hindurch und lässt die Hände leicht einsinken. Träume ich noch? Nein, ich liege am Strand! Das Meer plätschert mir ein Morgenlied. Am Horizont ist die Sonne wie ein roter Ball aufgegangen. Der Anblick ist für mich einen Moment lang berauschend schön. Wie komme ich hierher? Warum liege ich nicht im Bett? Mein Kopf schmerzt und ist wie ausgebrannt. Ich blicke an mir herunter: Jeans, ein Ringel-T-Shirt, das unter einem blauen Pullover hervorschaut. Im Sand liegen ein paar weiße Clogs. Das sieht alles nach Sommerurlaub aus! Aber wie komme ich hierher? Der Inhalt meiner ausgeleerten Taschen bringt mich auch nicht weiter. Außer einem benutzten Taschentuch sowie einigen Münzen ist nichts Aufschlussreiches zu entdecken. Was soll das alles? Ich nehme meinen Kopf, der schwer wie ein Globus ist, in beide Hände, und fasse den Entschluss: Ich werde ins Meer gehen und erst einmal untertauchen!

Das kühle Nass erfrischt mich, aber erinnern kann ich mich trotzdem an nichts, an gar nichts. Soviel ich auch grüble – mir fällt nicht einmal mein Name ein. Ich schwimme parallel zur Küste, zunächst nach links.

In der Ferne sind, außer Meer, Sand und Wald, einige Häuser zu sehen. Wenden, Richtung Sonne – auch nur Natur, aber da im Wald schaut eine Turmspitze heraus.

Da werde ich hingehen. Ich paddele ans Ufer. Barfuß am Strand entlang komme ich meinem Ziel näher.

Im Wald auf einer Anhöhe entdecke ich den Turm mit Münzautomat. Da ich alleine bin, klettere ich schnell über das Drehkreuz. Vielleicht bringt mich der Ausblick weiter. Nach etlichen Metallstufen erreiche ich die Aussichtsplattform und bin überwältigt von dem Rundblick. So viel Wasser ringsherum. Bin ich etwa auf einer Insel gelandet? In der Nähe sind Häuser zu sehen. Ich werde mich dort einmal umsehen.

Die Straße vom Strand führt in den Ort zu einer Reklametafel mit allerlei Werbung. Ah, dort ein Ortsplan: „Ostseebad Thiessow“ – Thiessow? Habe ich noch nie gehört. Links, die Hauptstraße entlang, geht es nach „Klein Zicker“. Davor ist eine Surf-Oase eingezeichnet. Mal sehen, ob mich dort jemand kennt. Mein Weg führt an einem Lebensmittelladen sowie an „De Seekist“, einem Andenkenladen mit maritimen Schätzen, vorbei. Von weitem sieht man schon die bunten Segel der Surfer. Einige zischen über die Wellen dahin, während andere abgehoben durch die Lüfte gleiten. Ich schaue beeindruckt zu. Aber schade, keiner der Zuschauer spricht mich an.

Ich gehe weiter nach Klein Zicker. Den Berg hinauf ist die Straße von einigen rohrgedeckten Häusern eingesäumt und endet an einer Eisentreppe, die zur Steilküste hinunterführt. Ich verweile einen Moment. Nach rechts geht es noch weiter hoch. Ein herrlicher Weitblick bietet sich mir: In der Ferne ein weißer Ausflugsdampfer, dichter zur Küste hin tuckert ein kleines Schiff. Ist wohl ein Fischerboot, weil es von so vielen Möwen umkreist wird. Stimmengewirr erreicht meine Ohren. Eine Reisegruppe kommt den Weg hoch. Ich werde mich dazugesellen. Es wird über die Schweden berichtet, denen vor vielen Jahren die Insel Rügen gehörte.

Sie wollten in dieser Bucht einen Hafen mit Ortschaft errichten. Wozu es aber nicht mehr kam. Das ist auf einer Gedenktafel nachzulesen.

Das Knurren meines Magens erinnert mich daran, dass er noch leer ist. Wenigstens funktioniert der noch. Weshalb der Kopf nicht? Bis jetzt weiß ich, dass ich mich in Thiessow, auf der Insel Rügen, befinde. Ich werde an den Strand zurückgehen.

Immer an der Küste entlang gehend, entdecke ich wieder den Turm auf dem Waldhügel und steuere darauf zu. Der Weg führt vom Surferstrand an Fischerbooten vorbei, dann an bewachsener Steilküste entlang, über Findlinge und an einem Steinwall vorbei, der wohl als Wellenbrecher dient. Der Strand hat sich belebt und durch bunte Badebekleidung viele Farbtupfer bekommen. Man sieht Urlauber in Strandkörben sitzen, andere baden oder spielen Ball. Kleine Kinder hocken am Ufer und schaufeln sich im Sand Schlösser und Türmchen. Dort ist ja auch die Gaststätte mit Blick aufs Meer, die mir schon auf dem Hinweg gefallen hat. Um der Sonne ein wenig zu entfliehen, setze ich mich hinein. Ich bestelle mir nur Wiener Würstchen und dazu Mineralwasser. Mit meinem Klimpergeld muss ich sparsam umgehen. Neidisch schiele ich zum Nachbartisch, wohin ein Lachsgericht geliefert wird. Bei diesem Geruch läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Dabei streift mein Blick einen Fernsehbildschirm. Bei den Bildern werde ich aufmerksam: „Gestern, bei einer Rügenrundfahrt, ereignete sich eine Kollision zwischen einem Großsegler und dem Ausflugsdampfer. Es werden noch drei Personen vermisst.“ Ob ich eine davon bin? Ich habe das Gefühl, dass alle Gäste mich anstarren. Ich senke meinen Blick. Mein Imbiss wird gebracht und ich esse heißhungrig.

Das tut gut.

Ich lehne mich zurück, lecke noch genussvoll Daumen und Zeigefinger ab. Was mache ich nun? Am besten, ich lege mich wieder da hin, wo ich aufgewacht bin. Ich erreiche das Schild „FKK-Strand“, das mir morgens gar nicht aufgefallen war. Ich lasse mich nieder und bin eine von vielen. Meine Blicke schweifen über den Strand sowie zu den Dünenaufgängen. Kein bekanntes Gesicht. Da vorne am Rettungsschwimmerturm kommen die meisten Urlauber den Dünengang herunter. Mal sehen, wohin der Weg führt. Hinter den Dünen beginnt der Wald, der neben Kieferngeruch angenehme Kühle spendet. Der Wald endet an einer Straße. Ich überquere sie und stehe vor einem Campingplatz. Die Leute kommen und gehen durch einen Heckenbogen ohne jegliche Kontrolle. Auch ich gehe hindurch. An der Rezeption und einem Festzelt vorbei entdecke ich eine Gaststätte mit dem Namen „Zur Falle“. Welche Ironie! Danach bietet sich mir dieses Bild: Campingwagen mit Vorzelten und Sanitärgebäude zwischen Bäumen, Hecken, Wiese; mittendrin große und kleine Camper. Dort hinten stehen noch Zelte, die ich mir ansehen möchte. Kleine Wege mit Tiernamen führen mich dorthin. Ach, da sitzt eine Gruppe von Jugendlichen beim Grillen. Plötzlich wedelt einer mit der Grillzange und ruft: „Rici, da bist du ja endlich! Wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.“ Ich drehe mich um. Meint der mich? Hinter mir ist keiner zu sehen. Ich gehe langsam auf die Gruppe zu. „Wir haben erst heute morgen gemerkt, dass du vom Strand nicht mit zurück bist. Mann, war das ’ne mega Beachparty! Der DJ hat dich ja mächtig angebaggert. War es denn schön?“ Dabei kneift er ein Auge zu. Die Mädels in der Gruppe kichern. Was soll ich nur tun?

Ich kann denen doch nicht erzählen, dass ich sie gar nicht kenne, aber mächtig froh bin, dass ich erkannt wurde.

Ich grinse bloß. Der Typ von eben wendet sich mir noch einmal zu: „Rici, du siehst wie ausgekotzt aus! Ich glaube, du musst erst einmal abknacken.“ Dabei dreht er sich halb um und hebt eine Zelttür zur Seite. Das ist also mein Zelt! Ich krabbele hinein auf einen Schlafsack. Am Kopfende entdecke ich einen Rucksack. Ich beginne in den Außentaschen zu kramen und entdecke eine Uhr mit Datumsanzeige, eine Geldbörse, einen Studentenausweis von einer Sportschule mit dem Namen Ricarda Krass, dem Geburtsjahr nach 23 Jahre alt. Meine Hände zittern vor Aufregung. Das bin also ich!? Bin ich angekommen? Erleichtert, aber besorgt, lasse ich mich müde auf den Schlafsack sinken. Was wird mir das Erwachen bringen? Hoffentlich Erinnerungen …

Durchblicke

„Renate, hör mal! Ist es schon drei Uhr? Das hört sich an, wie der Glockenschlag von unserm Kölner Dom. Das kann doch gar nicht sein!“ Dabei lässt er sein Fernglas sinken und rollt sich seitwärts.

„Theo, nun stell dich mal nicht so an. Du weißt doch, dass ich ein neues Handy habe und wenn eine SMS ankommt, ertönen nun mal drei Glockenschläge.“

„Du mit deinem Handy-Tick. Immer musst du das neueste haben. So ’nen Hals könnt’ ich da kriegen! Ich habe mein Handy schon sieben Jahre und das telefoniert immer noch. Wir hätten lieber die Gutschrift nehmen sollen und nicht so einen neumodischen Kram, der ein’ ganz durcheinander bringt. Glockenschlag am Strand. Nee, nee, nee …“, dabei kullert er wieder auf sein Badetuch, das, vom Bauch wohlgeformt, im Sand die passende Mulde hinterlassen hat.

Während Renate, im Strandkorb sitzend, in ihrer Tasche nach dem Handy kramt, meint sie:

„Du, schau mal lieber wieder in die Ferne mit deinem Carl-Zeiss-Glas. Aber denk‘ dran, die Schiffe sind weiter hinten. Das da vorne sind die Badenixen.“

Theo kann den Spruch schon nicht mehr hören. Er zieht die Stirn in Falten und murmelt:

„Und die Fregatten sitzen im Strandkorb.“

„Was brummelst du dir da in den Bart?“

„Nix, ist schon gut.“

Er widmet sich wieder seinem Durchblick.

Renate hat endlich ihr Handy gefunden und starrt auf das Fenster. Wer hat mir denn da eine SMS geschickt? Und was für ein Kauderwelsch?!, denkt sie.

„Theo, hör mal. Hier steht: SEMIBINIMEBÖ! HDL. MAMIMA. BF A. Was soll denn das heißen?“

„Weiß ich doch nicht“, knurrt Theo genervt, „interessiert mich auch nicht.“

„Hallo Mom, rück mal ein Stück! Habe dir den Termin vom Kopfgärtner mitgebracht.“

„Ach Sina, habe dich gar nicht kommen gehört. Gut, dass du da bist.“

„Hi Dad, na wieder den vollen Durchblick am Horizont?“

„Jo. Was hat deine Mutter für eine Verabredung mit einem Gärtner?“

„Ach Dad, keine Panik. Kopfgärtner – U 40 sagt dazu Frisör.“

„So, so. Kümmer dich mal lieber um deine Mutter. Die kämpft mal wieder mit der Technik.“

„Nicht mit der Technik. Die beherrsche ich, im Gegensatz zu anderen Leuten.“

„Was liegt an, Mom?“

„Ich habe da so eine komische SMS bekommen. Schau mal.“

Die Tochter schaut auf das Display und hält sich vor Lachen den Bauch. „Ist doch ganz einfach:

SEMIBINMEBÖ heißt: Sei mir bitte nicht mehr böse.

HDL: Hab dich lieb.

MAMIMA: Mail mir mal.

BF A: Boy-Freund Alex.“

Mutter Renate kommt gar nicht aus dem Staunen heraus.

„Wer ist Alex und warum schreibt der mir?“

„Ach Mom, bleib doch mal locker. Alex habe ich gestern Abend bei der Beachparty getroffen. Der wollte unbedingt meine Nummer haben. Und da wir im Streit auseinander gegangen sind, habe ich ihm deine gegeben.“