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Keine Spur von Langeweile! Der Winter im Garten eine faszinierende Jahres-zeit? Dem würden wohl die meisten eher nicht zustimmen. In der Tat sehen die meisten Gärten im Winter ziemlich langweilig aus. Das muss aber nicht so sein, wenn man ein paar Grundsätze für die Gestaltung berücksichtigt und die Pflanzen gezielt auswählt. Helga Urban beschreibt anschaulich anhand ihrer langjährigen persönlichen Erfahrungen, welche Möglichkeiten es gibt und die große Vielfalt attraktiver Pflanzen für den Winter. Lassen Sie sich überraschen!
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Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Vorwort
Ruhe vor dem Sturm
Dunkelheit und Winterblues
Winterschlaf
Hoffnung und Erwartung
Zeit für Planung
Winterschutz
Laub, Zweige und Schnee
Stunde der Wahrheit
Konturen und Silhouette
Struktur
Formale Gestaltung
Romantisches Konzept
Vielfalt
Wesentliche Aspekte
Knorriger Wuchs
Rinde
Fruchtstand
Knospenansatz
Duft im Winter
Dezember
Januar
Februar
Wohin mit den Winterdüften
Duftpflanzen, die uns den Winter versüßen
Ein kleines Lexikon
Auch ohne Duft nicht zu verachten
Farbenspiel
Nicht zu vergessen
Kronenschnitt
Ausklang
Weiterführende Literatur
Adressen, die Ihnen weiterhelfen
Register
Über die Autorin
Bildquellen
„Wenn die Blätter von den Bäumen stürzen,
die Tage täglich sich verkürzen,
wenn Amsel, Drossel, Fink und Meisen
die Koffer packen und verreisen,
wenn all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten zu zerdrücken,
von selber sterben – so glaubt mir:
Es steht der Winter vor der Tür!“
Aus: Winter, Heinz Erhardt (1909 – 1979)
Wer sagt denn, dass der Winter immer traurig sein muss? Zumindest der Abschied vom Winter ist es nicht! Zwar gibt es eine nicht geringe Anzahl von Menschen, die den Winter verlängern. Das sind die, die im März in den Wintersport fahren. Wenn andere den Frühling sehnsüchtig erwarten. Die meine ich nicht. Sondern uns Gärtner, die zu Hause bleiben. Wir wollen ja nicht über Wochen und Monate in ein trostloses Paradies schauen. Im Lauf der Zeit ist mir immer mehr bewusst geworden, dass das überhaupt nicht nötig ist – wie reizvoll, abwechslungsreich und beruhigend der Winter im Garten sein kann. Ein Winter, der uns Freude an den kleinen Dingen bringt, uns mit wunderbaren Düften in dieser Jahreszeit belohnt. Ein Winter, den ich lieben gelernt habe. Keine verlorene Zeit im Garten. Nein, eine Bereicherung.
Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen, dass auch Sie den Winter im Garten als zusätzlichen Gewinn ansehen. Für den Garten und dadurch auch für Ihr eigenes Wohlbefinden.
Helga Urban
„Der Winter ist keine Jahreszeit, sondern eine Aufgabe.“ (Sinclair Lewis, 1930 Nobelpreis für Literatur)
Der Winter steht vor der Tür. Sollen wir uns davon die Stimmung verderben lassen? Ab 1. Dezember haben wir den meteorologischen Winter. Ob wir wollen oder nicht. Und erst ab 1. März wird es wieder besser. Nach dem Kalender zumindest.
Bis Jahresende wird es immer dunkler. Ab 4 Uhr nachmittags brauchen wir Licht, oft wird es gar nicht erst hell. Man kann sich natürlich so richtig hängen lassen und seinen „Winterblues“ hätscheln.
Das wäre allerdings schade, schade um die vielen vergeudeten Stunden. Denn ein Ende gibt es nicht. Der Anfang ist schon im Werden. Es ist gleichzeitig die Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings. Nicht nur die Hoffnung. Wir dürfen ihn durchaus erwarten.
Winterschlaf? Die Natur schläft jedenfalls nicht. Allein die Vorstellung, was alles schon angelegt ist. Die Strauchpäonien zeigen uns jetzt, an welchen Stellen sie im Mai ihre Blüten zu entfalten gedenken. Ganz zu schweigen von den Kamelien. Ihre Knospen werden zusehends dicker. Das passiert alles oberirdisch und für uns durchaus sichtbar, wenn wir mit offenen Augen durch den Garten schlendern. Es lohnt sich.
Aber was tut sich erst alles unter der Erde! Sich vorzustellen, was dort ruht. Ruht? Von wegen. Es geht äußerst lebendig zu. Einige Zwiebelgewächse bilden schon Wurzeln und sind in einem Zustand zwischen Warteposition und Startloch.
Für mich ist diese Zeit sehr spannend. Was kommt wieder, hat sich vielleicht sogar vermehrt (bei meinen seltenen und kostspieligen Schneeglöckchen hoffe ich das immer) – oder hat sich entschlossen, meinen Garten zu verlassen? Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, wobei Hoffnung und Erwartung immer überwiegen.
Und an den wirklich ungemütlichsten Tagen – was gibt es Schöneres außer einer duftenden Tasse Tee?
Zeit und Muße, das nächste Jahr zu planen. Mein Garten ist nie fertig, was ich naiverweise ganz zu Anfang einmal dachte. Zum Glück! Was täte ich denn, wenn ich nichts mehr zum Umgestalten hätte? Es heißt doch immer, Stagnation sei der Tod jeden Gartens. Dann ist meiner sehr lebendig. Wenn auch die Arbeit selbst später vorgenommen wird, meist im Frühjahr, die Ideen, die Planung haben im Winter so herrlich Zeit zum Reifen. Ohne den Stress, sämtliche Ideen sofort in die Tat umsetzen zu müssen. (Übrigens ist es aufgrund der Klimaveränderung inzwischen besser, Bäume und Sträucher im Herbst zu pflanzen. Die wohl zunehmenden trockenen Sommer machen es Neupflanzungen unnötig schwer, sich einzugewöhnen).
Ich weiß nicht, wie es die Gärtnereien immer schaffen, ihre Pflanzen- und Samenkataloge gerade dann bei mir ankommen zu lassen, wenn ich mir vorgenommen habe, in diesem Jahr nichts zu bestellen. Wirklich nichts, dieses Mal bleibe ich standhaft. Schließlich herrscht in meinem Garten kein Mangel an Pflanzen. Im Gegenteil.
Aber Durchblättern macht ja auch Spaß. Die Bilder sind so herrlich, sie leuchten einem so einladend entgegen, so anregend. Und schon ist es um mich geschehen. Ein paar Zwiebelchen haben immer noch Platz. Ein kleiner Strauch, nehmen wir als Beispiel den Seidelbast Daphne blagayana, ein wahrer König seiner Art, dafür findet sich auch noch ein Eckchen. Oder vielleicht doch eine kleinwüchsige Neuzüchtung eines Hartriegels? Einer muss ja schließlich testen, ob er tatsächlich klein bleibt. Warum nicht ich? Außerdem wollte ich ja sowieso etwas Platz schaffen … und so weiter, und so weiter. Beim Durchblättern bleibt es nie. Ich kann mir schlimmere Laster vorstellen.
Winterschutz ist eigentlich ein komisches Wort. Als müssten wir den Winter schützen. Das kann der ganz alleine, ohne unser Zutun. Dazu ist er „unverfroren“ genug.
Eher müssen wir uns vor dem Winter schützen. Natürlich mit einem gemütlichen Umfeld, mit warmer Kleidung und dann und wann mit einem heißen Getränk. Vor allen Dingen jedoch mit der richtigen Einstellung. Der Winter kommt, jedes Jahr aufs Neue. Was nützt es, dem Sommer nachzutrauern? Dem vergangenen (2018) mit seiner Trockenheit, seiner Hitze und dem endlos blauen Himmel bestimmt nicht. Ich hatte mir geschworen, mich nie wieder über Kälte, Winter und Regen zu beschweren. Über Regen schon gar nicht.
Nun haben wir Winter. Und er ist mir sehr willkommen.
„Alt ist man, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft.“
(John Knittel)
Da ich so froh bin, dass dieser Sommer ein Ende gefunden hat, begrüße ich den Winter ausgesprochen wohlwollend. Ich weiß, dass auch er sehr unwirtlich daherkommen kann und wird. Aber eines ist sicher: Ohne Winter wäre der Frühling nur halb so schön! Und auf ihn freue ich mich.
Nicht nur uns müssen wir vor dem Winter schützen. Wir müssen unsere Pflanzen schützen. Sie sind auf Gedeih und Verderb auf uns angewiesen. Sie können nicht schnell einmal ins Warme flüchten.
Wie gut eine Pflanze durch den Winter kommt, hängt nicht allein von den Minusgraden ab. Wie gesund sie in ihn hineingeht, ist sehr wichtig. Das ist bei uns Menschen ja auch nicht anders. Je fitter wir in die Wintersaison starten, desto weniger anfällig sind wir für Erkältungen.
Minustemperaturen, Schnee und Regen. Damit können die meisten winterharten Pflanzen umgehen. Wind dagegen ist ihr ärgster Feind. Der ärgste Feind des Gartens. Das fängt schon bei der Planung an. Empfindliche Pflanzen fühlen sich sowieso an geschützten Plätzen wohler.
Laub, Zweige und Schnee sind der beste natürliche Schutz. Nun, den Schnee haben wir nicht immer. Wir im Rhein-Main-Gebiet eher selten. Da wir aber vom Garten reden, haben wir Laub. Ich werde nie verstehen, wie man mit dem Laubsauger durch den Garten stapft, alles Laub durch die Gegend pustet und aufsaugt, noch dazu mit einem fürchterlichen Getöse. Dieses Laub, ein Geschenk der Natur, völlig kostenlos, locker, wärmend, mit Nährstoffen angereichert – zu ersetzen durch gekauften Mulch – welchen Sinn soll das haben?
Auf dem Rasen hat das Laub nichts zu suchen. Aber auf den Beeten und Rabatten, um Sträucher und Bäume ist es eine hervorragende, kuschelige Decke. Mit Tannenzweigen abgedeckt, kann es sich nicht auf und davon machen. Und sieht hübsch aus. Da das meistens erst im Januar nötig wird, ist das eine sehr gute Verwendung für den ausgedienten Weihnachtsbaum. Mein Mann und ich ziehen oft nach dem 6. Januar mit Astschere bewaffnet durch unsere Straßen.
Wenn sich nun wirklich einmal der Schnee wie eine wärmende, leichte Decke über den Garten legt, ist nicht nur die Stimmung draußen märchenhaft – auch unsere Stimmung ist deutlich gehoben.
Denn so einen guten Schutz können wir unseren Pflanzen nicht bieten. Allerdings muss der Schnee locker und luftdurchlässig sein. Dann ist die isolierende Wirkung groß. Bei wässrigem, schwerem Schnee können Zweige unter der Last abbrechen. Besonders anfällig dafür ist Choisya ternata, die Mexikanische Orangenblume, mit ihren weichen, biegsamen Zweigen. Übrigens das Einzige, was sie nicht mag. Oder auch Immergrüne, wie die Eibe, können aus der Form geraten. Deshalb ist es wichtig, den Schnee abzuschütteln oder abzuklopfen. Die Pflanzen werden es uns danken. Und dem Garten, auch bei unwirtlichem Wetter einen Besuch abzustatten, tut auch uns gut.