Winterhochzeit in Swallowbrook - Abigail Gordon - E-Book
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Winterhochzeit in Swallowbrook E-Book

Abigail Gordon

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Beschreibung

Julianne kann es kaum fassen: Dr. Somerton ist wieder da. Als junges Mädchen hat sie hoffnungslos für ihn geschwärmt - nur leider war er da mit ihrer Schwester Nadine verlobt. Die aber brach ihm das Herz. Kann Julianne ihn jetzt überzeugen, dass sie anders ist als Nadine?

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IMPRESSUM

Winterhochzeit in Swallowbrook erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Abigail Gordon Originaltitel: „Swallowbrook’s Wedding of the Year“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 71 - 2014 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg Übersetzung: Susanne Albrecht

Umschlagsmotive: dolgachov/GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733745455

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Auf dem Parkplatz vor der Gemeinschaftspraxis von Swallowbrook, einem Dorf im Lake District im Nordwesten Englands, hielt ein Taxi an. Der Fahrer hob das Gepäck aus dem Kofferraum, während sein Passagier ausstieg und sich interessiert umschaute. Er war ein hochgewachsener Mann mit rotbraunem, sonnengebleichtem Haar und einer tief gebräunten Haut, die zeigten, dass er lange in den Tropen gearbeitet hatte.

Nicht weit entfernt erblickte der Neuankömmling einen See und dahinter die schroffen Berge, die so sehr zu dieser Landschaft gehörten, wo er früher aufgewachsen war. Doch fünf Jahre zuvor hatte er all das in einem großen Gefühlsaufruhr hinter sich gelassen und sich geschworen, nie wieder zurückzukommen.

Bis zu dem Telefongespräch mit seinem ehemaligen Kollegen Nathan Gallagher, der im selben afrikanischen Krankenhaus gearbeitet hatte wie er selbst, jedoch inzwischen wieder nach England zurückgekehrt war.

Als Nathan mit einem Dreijahresvertrag an das Krankenhaus gekommen war, hatten die beiden Männer bald festgestellt, dass sie aus der gleichen Gegend stammten. Die dadurch entstandene Verbundenheit zwischen ihnen blieb auch nach Nathans Abreise erhalten. Und nun kehrte auch Aaron Somerton, der noch ein Jahr länger in Afrika gearbeitet hatte, wieder in seine Heimat zurück.

„Aaron!“, rief da jemand hinter ihm. „Da bist du ja endlich!“

Als Aaron sich umdrehte, um Nathan, den Chef der Gemeinschaftspraxis, zu begrüßen, sah er, dass dieser mit einer ganzen Gruppe von Leuten aus einem neuen Gebäude auf demselben Gelände wie die Praxis herauskam.

Sobald sie sich die Hände geschüttelt hatten, wandte Nathan sich an ein Paar neben ihm. „Darf ich dir Laura Armitage, unsere Praxismanagerin, und ihren Mann Gabriel vorstellen? Gabriel ist Onkologe und übernimmt die Leitung unseres neuen Krebszentrums, das du hier siehst.“

Aaron lächelte Laura an. „Dann sind Sie also die Lady, die das wunderschöne Landhaus für mich gefunden hat?“

„Ja“, antwortete sie. „Und wenn Sie in mein Büro im Souterrain der Praxis kommen, gebe ich Ihnen die Schlüssel für das Haus, das The Falls Cottage heißt. Wie der Name schon sagt, liegt es nahe an einem Wasserfall.“

Da Nathan und Gabriel sich noch eine Weile unterhielten, nahm sie Aaron mit in das Praxisgebäude.

„Es ist ja gar niemand da“, meinte er erstaunt.

„Heute Nachmittag haben wir geschlossen, damit unsere Mitarbeiter an der Klinikeröffnung teilnehmen konnten. Die meisten sind jetzt drüben und genießen die Erfrischungen, die dort gereicht werden.“

Als sie zu Gabriel und Nathan zurückkamen, fragte Aaron: „Wann soll ich anfangen zu arbeiten, Nathan?“

„So schnell wie möglich“, erwiderte Natan. „Aber nimm dir erst mal zwei Tage Zeit, um dich einzuleben. Nach deiner langen Abwesenheit wird dir Swallowbrook wahrscheinlich ein bisschen fremd vorkommen.“

Da das Taxi mittlerweile weggefahren war, fügte er hinzu: „Ich bringe dich zu deinem Haus, denn du willst es dir sicher gleich angucken. Ach ja, und meine Frau Libby lässt dir ausrichten, wenn du möchtest, bist du nachher herzlich bei uns zum Abendessen eingeladen.“

Von einem Fenstertisch in der Cafeteria der neuen Klinik aus, wo sie mit den beiden anderen Krankenschwestern aus der Praxis saß, konnte Julianne Marshall sehen, wer aus dem Taxi stieg.

Wieso ist er zurückgekommen? fragte sie sich mit einem flauen Gefühl im Magen. Das Letzte, was sie vor fünf Jahren von Aaron Somerton gehört hatte, war, dass er nie wieder etwas mit dieser Gegend und den Leuten hier zu tun haben wollte.

Zunächst hatte Julianne geglaubt, Gabriel Armitage würde die freie Stelle in der Praxis übernehmen, die nach dem Weggang von Libby Gallagher neu besetzt werden sollte. Als sie jedoch von ihm erfuhr, dass stattdessen ein anderer Kollege namens Aaron Somerton kommen würde, hatte Julianne ihren Ohren nicht getraut.

Jetzt war er da, und sie hoffte inständig, er würde sie nicht wiedererkennen. Denn früher oder später musste sie ihm begegnen. Das ließ sich in der Praxis nicht vermeiden.

Nach einer Weile fuhr Nathan mit Aaron davon, vermutlich, um ihm sein neues Haus am Wasserfall zu zeigen, der von den Bächen und dem Regenwasser der Berge gespeist wurde und in den See mündete.

Ein viel stimmungsvolleres Zuhause als ihr kleines Apartment über der Bäckerei in der Hauptstraße, doch was machte das schon? Falls Aaron Somerton sie erkannte, würde er sie wohl kaum zum Tee besuchen.

Das Haus war genau so, wie Aaron es sich vorgestellt hatte. Wie fast alle Gebäude hier war es aus dem für diese Gegend typischen Stein gebaut, was an sich schon einen besonderen Charme hatte. Hinzu kam, dass es direkt am Seeufer lag, nur wenige Meter von dem Wasserfall entfernt, der von den Bergen herunterrauschte.

Die schönen, großen Räume waren mit riesigen Fenstern ausgestattet, die einen eindrucksvollen Ausblick boten.

Als Aaron noch in Afrika gewesen war und Nathan ihm bei einem ihrer Telefonate vorgeschlagen hatte, in die Gemeinschaftspraxis von Swallowbrook mit einzusteigen, war es eigentlich das Letzte gewesen, was Aaron gewollt hatte. Dennoch war er auf das Angebot eingegangen und hatte sich sogar darauf gefreut, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Trotz all der schlechten Erinnerungen, die er so tief wie möglich begraben hatte.

Seine beiden Eltern waren noch während seines Medizinstudiums gestorben, sodass keine engen Verwandten den demütigendsten Augenblick seines Lebens mitbekommen hatten. Der Job in Afrika war damals ein Geschenk des Himmels gewesen, um dem Gerede darüber zu entfliehen, dass er am Altar stehen gelassen worden war.

Die süße blonde Nadine Marshall hatte seinen Heiratsantrag angenommen, woraufhin Aaron sich wie im siebten Himmel gefühlt hatte. Er hatte eine wundervolle Zukunft vor sich gesehen, mit der Frau, die er liebte, und ihren gemeinsamen Kindern. Doch er hatte nicht geahnt, dass sie sich während der Hochzeitsvorbereitungen mit einem anderen Mann traf.

Am Tag seiner Hochzeit war Aaron zutiefst gekränkt worden und danach zum Arbeiten ans andere Ende der Welt gegangen, um dort alles zu vergessen.

Jetzt war er wieder in seiner Heimat, inmitten der so vertrauten Seen und Berge, in der Hoffnung, dass die überstürzte Entscheidung, hierher zurückzukommen, sich nicht als falscher Schritt herausstellen würde.

Nachdem Aaron ausgepackt hatte, beschloss er, einkaufen zu gehen. Brot, Milch, Frühstücksflocken, Schinken und alles, was er sonst noch aus den Geschäften im Dorf brauchte.

In die Bäckerei kam er zuletzt. Als er eintrat, sah er nur noch jemanden mit hübschen, schlanken Beinen schnell die Treppenstufen an der Rückseite des Ladens hinauf verschwinden. Ob der dunkelblaue Rocksaum zu einer Krankenschwester gehörte?

Nach ihrer hastigen Flucht blieb Julianne oben an der Treppe stehen.

Selbst wenn Aaron sie nicht erkannte, würde er sich auf jeden Fall an ihren Nachnamen erinnern. Ihren Vornamen wusste er wahrscheinlich gar nicht, da sie in der Zeit, in der er mit ihrer älteren Schwester Nadine liiert gewesen war, eher im Hintergrund geblieben war. Und er hatte nur Augen für Nadines Schönheit gehabt.

Nur leider musste nun Julianne ihn jeden Tag sehen. Nicht Nadine, die ihm das Herz gebrochen und seinen Stolz gekränkt hatte.

Im Gegensatz zu Nadine, die Aaron nicht wirklich geliebt hatte, hatte Julianne ihn immer heimlich angeschwärmt. Doch dann war sie auch noch zum Sündenbock geworden, weil er geglaubt hatte, dass sie mit ihrer Schwester unter einer Decke steckte, die ihn vor einer voll besetzten Kirche einfach hatte stehen lassen. Sein Zorn und seine Abscheu begleiteten Julianne seitdem wie eine Wunde, die nicht heilen wollte.

Trotzdem empfand sie in einem kleinen Winkel ihres Herzens auch Freude über Aarons Rückkehr. Vielleicht würde er im Laufe der Zeit verstehen, dass sie in Wahrheit nicht so schlecht war, wie es damals den Anschein gehabt hatte.

Sie hörte die Tür unten zuschlagen und schaute vom Fenster aus Aaron hinterher, der mit seinen Einkäufen die Straße entlangging. Mehrere Passanten drehten sich interessiert nach ihm um. Von seiner Attraktivität hatte er nichts eingebüßt.

In diesem Augenblick durchzuckte Julianne ein furchtbarer Gedanke. Könnte es sein, dass er sich in Afrika eine Frau gesucht hatte und nun womöglich eine ganze Familie in dem Haus am Wasserfall auf ihn wartete?

Nein, bei seiner Ankunft vorhin war er allein gewesen.

Sobald sie sich vergewissert hatte, dass er fort war, ging sie wieder hinunter.

George, der Bäcker, der ein väterliches Auge auf sie hatte, fragte: „Wieso bist du so schnell verschwunden? Ich dachte schon, der Kerl, der eben das Brot gekauft hat, wäre ein Vampir mit einer besonderen Vorliebe für junge Krankenschwestern oder so was.“

„Er ist der neue Arzt in der Praxis“, erklärte sie. „Es reicht, wenn ich ihn dort treffe. Und du würdest doch einen Vampir nicht mal erkennen, wenn er dich beißt.“

„Frechdachs.“ Er gab ihr das Brot und die Gebäckstücke, die sie gerade hatte kaufen wollen, als Aaron erschienen war. „Vergiss die hier nicht. Ich will nicht, dass du bei mir klingelst, wenn du in den frühen Morgenstunden nach Hause kommst, weil du nichts zu essen hast.“

Lächelnd ging Julianne in ihr Apartment hoch, doch dann verdüsterte sich ihre Stimmung. Heute war Dienstag, Musikabend in The Mallard, dem Pub am anderen Ende des Dorfes. Und da spielte immer irgendeine Band. Sie und ihre Freunde waren Stammgäste und verpassten keinen Auftritt. Heute allerdings hatte sie keine große Lust dazu.

Andererseits war es albern, sich die Laune verderben zu lassen, bloß weil sie flüchtig jemanden aus ihrer Vergangenheit wiedergesehen hatte. Nein, sie würde die Verabredung mit ihrer Freundin Kathy einhalten und sich sogar besonders hübsch machen, um sich besser zu fühlen.

„Wow! Wen willst du denn beeindrucken?“, fragte Kathy, als Julianne im Pub ihren Mantel abnahm.

Sie trug ein tief ausgeschnittenes, dunkelrotes Kleid mit einem unregelmäßigen Saum, das ihr wie angegossen passte. Schwarze Pumps mit unglaublich hohen Absätzen und eine dazu passende Handtasche vervollständigten das Outfit.

Kaum gesellte Julianne sich zu der fröhlichen, lauten Runde, dachte sie für ein paar Stunden nicht mehr an Aaron Somerton, sondern genoss den Abend mit ihren Freunden. Der morgige Tag war noch so weit weg.

Aaron hatte die Einladung der Gallaghers angenommen, und als er am Abend den kurzen Weg zu deren Haus gegenüber der Praxis zu Fuß ging, hörte er laute Musik aus dem Pub. The Mallard war ein beliebter Treffpunkt für die jungen, trendigen Einheimischen sowie zahlreiche Urlauber in Swallowbrook.

Aaron lächelte ironisch. An einem solchen Ort war er das letzte Mal mit seiner damaligen Verlobten gewesen, und sie hatten ununterbrochen getanzt.

Zwei Wochen später hatte Nadine es sich allerdings anders überlegt und ihn vollkommen perplex am Altar stehen gelassen. Hals über Kopf war sie den Mittelgang der Kirche hinuntergestürzt, die Blumen ihres Brautstraußes hinter sich verstreut.

Er war ihr nachgelaufen und hatte gerade noch gesehen, wie sie mit gerafftem Kleid und wehendem Schleier in einen roten Sportwagen sprang, der mit laufendem Motor vor der Kirche wartete.

Danach schien alles nur noch wie verschwommen. Die Hochzeitsgäste, die Aaron verlegen bemitleideten, ehe sie sich wieder zerstreuten. Der Pastor, der ihm einfühlsam sein Beileid aussprach und ihm versicherte, dass er ihn jederzeit ansprechen könne, falls er Hilfe brauchte. Dann hatte Aaron die junge Brautjungfer gesehen, die nicht gerade besonders betroffen wirkte. Und er hatte sich gefragt, ob sie wohl irgendwas von dem Kerl mit dem Sportwagen gewusst und deshalb mit dieser öffentlichen Demütigung gerechnet hatte.

Er hatte das kleine Biest in die Sakristei geschleppt und bei seinem Kreuzverhör festgestellt, dass sie zuvor versucht hatte, ihre Schwester davon zu überzeugen, ihn nicht zu heiraten. Das war ihr offenbar gelungen.

Mehr wollte Aaron nicht mehr hören. Sie war ebenso hinterhältig wie Nadine, so viel stand fest. Aber womit hatte er es verdient, so behandelt zu werden? Solange er lebte, wollte er keine der beiden Frauen jemals wiedersehen. Das hatte er sich geschworen.

Und trotzdem war er aus eigenem Antrieb wieder in den Lake District zurückgekehrt, bereit, seine Vergangenheit wie einen bösen Traum abzuschütteln. Wahrscheinlich hatte die Brautjungfer mittlerweile selbst geheiratet und war von hier weggezogen, so wie Nadine.

Als sich die Stelle in Afrika anbot, hatte Aaron seine Koffer gepackt und war abgereist. Seitdem hatte er auch keine andere Frau mehr angefasst. Geld und Glamour waren für Nadine wichtiger gewesen als Liebe, und so etwas wollte er nie wieder erleben.

Obwohl Nathan ihm nach dem Essen anbot, ihn nach Hause zu fahren, lehnte Aaron ab. Er freute sich auf den Spaziergang in der sanften Dunkelheit dieses Herbstabends.

Auf dem Rückweg kam er erneut an The Mallard vorbei. Dabei musste er mehreren jungen Leuten ausweichen, die gerade aus dem Pub kamen und fröhlich auf dem Gehweg miteinander plauderten. Aarons Blick blieb an einer jungen Frau in einem roten Kleid hängen. Schlank, dunkelhaarig und mit wunderschönen Augen, wandte sie sich ab, sobald sie ihn erblickte, und er fragte sich, warum.

In dieser ersten Nacht schlief Aaron nicht gut. An das stetige Rauschen des Wasserfalls musste er sich noch gewöhnen. Er ging hinaus und beobachtete, wie das Wasser im Mondlicht über die Felsen herabstürzte.

Wieder fielen ihm die unbekümmerten jungen Leute vor dem Pub ein. Aaron hatte fast vergessen, wie man sich amüsierte, da ihm die Treulosigkeit seiner Verlobten jede Lust an solchen Dingen verdorben hatte. Außerdem war die Arbeit in der Hitze und mit den endlosen Gesundheitsproblemen eines afrikanischen Landes zwar herausfordernd und lohnend gewesen, hatte ihn jedoch nicht weniger freudlos gemacht.

Trotzdem lächelte Aaron unwillkürlich, als er wieder ins Haus ging, und seine Stimmung hob sich. Es war richtig, wieder hierher in die schöne Seenlandschaft zurückzukehren. Die Vergangenheit lag hinter ihm, und er würde nicht zulassen, dass sie seine Zukunft beeinflusste. Er hatte Nadines Verrat überlebt, und ab jetzt wollte er in seiner neuen Umgebung ein glückliches und unbeschwertes Leben führen.

In der Ferne sah er die Geschäfte in der Hauptstraße, und trotz der späten Stunde brannte Licht in dem Apartment über der Bäckerei. Er war also nicht der Einzige, der um diese Zeit noch wach war.

In ihrer Wohnung starrte Julianne vor sich hin ins Leere. Die Begegnung mit Aaron vor dem Pub war das Letzte, was sie gewollt hatte. Nach dem ersten Moment des unerwarteten Wiedererkennens hatte sie sich schnell umgedreht und sich gewünscht, sie hätte ein Kleid in einer weniger auffälligen Farbe gewählt.

Falls er sie auch wiedererkannt hatte, war Scharlachrot für ihn vermutlich genau die richtige Farbe für eine Frau, die in irgendeiner Weise mit Nadine in Zusammenhang stand. Als eine Anspielung auf das Buch Der scharlachrote Buchstabe.

Obwohl das offenbar nicht der Fall war, blickte Julianne dem Zusammentreffen mit ihm in der Praxis sehr besorgt entgegen. Aber was sollte sie sonst tun? Die Praxis verlassen und sich einen anderen Job suchen?

Das wäre schrecklich, denn die einzigen Menschen in ihrem Leben waren die Freunde, die sie gefunden hatte, seitdem sie angefangen hatte, in der Gemeinschaftspraxis von Swallowbrook zu arbeiten. Ihre Eltern waren geschieden. Ihre Mutter hatte ein zweites Mal geheiratet und lebte nun in Australien, während ihr Vater seine Tage als Steward auf einer Luxusjacht verbrachte, deren reiche Eigentümer damit durch die Welt fuhren. Insofern tauchte er nur selten einmal bei ihr auf.

Und Nadine hatte sie seit dem Tag ihrer Flucht vor der Hochzeit mit Aaron nie mehr wiedergesehen, was sicher auch in Zukunft so bleiben würde. Wenn Aaron ihr damals in der Sakristei doch wenigstens die Chance gelassen hätte, alles zu erklären. Dann hätte Julianne ihm gesagt, dass sie nur deshalb nicht entsetzt über das Verhalten ihrer Schwester gewesen war, weil sie glühend für ihn geschwärmt hatte und nur allzu gern selbst die Braut gewesen wäre.

Es wäre ihr furchtbar peinlich gewesen, denn im Vergleich zu Nadine hatte sie sich wie ein hässliches Entlein gefühlt. Aber Aaron hatte ihr keine Gelegenheit dazu gegeben, worüber sie insgeheim auch erleichtert gewesen war. Schließlich hatte er sie bis dahin kaum bemerkt.

Davor hatten sie sich nur einmal kurz unterhalten, als er auf Nadine warten musste, die sich für eine Party zurechtmachte. Es war in der Wohnung mitten im Stadtzentrum, die Julianne und Nadine sich teilten, da Nadine nichts für das Landleben übrig hatte. An dem Abend musste Julianne sich die ganze Zeit anhören, wie glücklich Aaron sich schätzte, dass eine solche Schönheit wie Nadine ihn heiraten wollte.

Das hatte sie an Männer erinnert, die sie angesprochen hatten, um an ihre blonde Schwester heranzukommen. Julianne hatte diese Typen schroff abblitzen lassen, doch Aaron gegenüber war sie verlegen und stumm gewesen. Sonst hätte sie ihn möglicherweise gewarnt.

Ein reicher Mann hatte Nadine an jenem Tag vom Altar weggelockt. Weil dieser ihr alles geben konnte, hatte sie sich statt für die Liebe für ein Leben in materiellem Wohlstand entschieden.

Julianne, die wusste, dass ihre Schwester sich mit einem anderen traf, hatte sie damals inständig angefleht, Aaron nicht zu heiraten, wenn sie ihn nicht liebte. Nadine hatte geantwortet, sie würde Aaron ja lieben, aber Howie wäre nun mal unglaublich reich, und er würde sie vergöttern.

Mit dem für sie so typischen Egoismus hatte sie gewartet, bis Aaron tatsächlich am Altar stand, ehe sie ihre Entscheidung traf, und ihn damit zutiefst verletzt.

In solch trübe Gedanken versunken, ging Julianne schließlich ins Bett und versuchte, nicht daran zu denken, was die Zukunft für sie bereithielt.

Als Aaron damals plötzlich verschwand, hatte sie nie damit gerechnet, ihn jemals wiederzusehen. Ein Teil von ihr war darüber sogar erleichtert gewesen. Andererseits hatte es immer diese Sehnsucht in ihr gegeben, und jetzt war er wieder in ihr Leben getreten. Hier in Swallowbrook!

Zwar hatte Nathan ihm gesagt, er sollte sich zwei Tage zum Einleben gönnen, ehe er mit der Arbeit in der Praxis begann, doch Aaron wollte lieber gleich anfangen. Als die Kollegen zur Sprechstunde eintrafen, war auch er dabei. Hochgewachsen, sonnengebräunt, im frischen weißen Hemd und bereit zum Gefecht.

„Du hättest doch heute noch nicht kommen müssen“, meinte Nathan angenehm überrascht.

„Ich weiß“, antwortete Aaron. „Aber ich habe mich schon heimisch gefühlt, als ich den See und das Dorf gesehen habe. Ich wollte ja eigentlich nie mehr hierher zurückkommen, und jetzt merke ich, was mir gefehlt hat.“

„Gut. Dann komm mit, damit ich dich den übrigen Kollegen vorstellen kann“, sagte Nathan. „Erst die anderen Ärzte, unser jungverheiratetes Paar Ruby und Hugo Lawrence und unsere drei Krankenschwestern. Helena, die Oberschwester, ist schon seit einer Ewigkeit bei uns. Gina arbeitet als Mutter von zwei Jungen in Teilzeit während der Schulstunden. Und dann haben wir noch unseren strahlenden Morgenstern … Oh, heute Morgen nicht ganz so strahlend!“, stellte er fest.

Denn in diesem Moment eilte Julianne blass und übernächtigt durch die Eingangstür herein. Als sie Aaron am Empfang stehen sah, wurde sie noch blasser.

Sie hielt inne, und Nathan meinte lachend: „Ich habe Aaron gerade gesagt, du wärst unser strahlender Morgenstern. Heute scheinst du dein Funkeln allerdings verloren zu haben.“

„Tut mir leid“, brachte sie mühsam hervor. „Ich hatte eine unruhige Nacht, werde aber nach einem Becher Tee gleich wieder fit sein.“ Mit einem erzwungenen Lächeln in Aarons Richtung setzte sie hinzu: „Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Somerton.“

„Ganz meinerseits, Schwester …“

„Julianne Marshall.“ Sie hielt den Atem an.

„Freut mich, Julianne Marshall.“ Nur aus einem kleinen Wimpernzucken schloss sie, dass er wusste, wer sie war.

„Wenn Sie mich entschuldigen“, sagte sie. „Ich muss mich umziehen, solange Sie den übrigen Kollegen vorgestellt werden.“ Hastig lief sie zum Schwesternzimmer.

„Uff!“, stöhnte sie. „Das war ja schlimmer, als Rhizinusöl zu schlucken. Er hat mich ganz bestimmt erkannt. Meinen Namen wird er so schnell sicher nicht vergessen.“

Nachdem sie sich umgezogen hatte, ging sie zur Küche. Da die Sprechstunde erst in zehn Minuten begann, traf sie dort auch Aaron an, der gerade mit Laura Armitage sprach. Daher nahm Julianne ihren Tee mit ans andere Ende der Küche, wo sie sich mit einer der Sprechstundenhilfen unterhielt. Wenig später kündigte Nathan an, dass er jetzt die Praxis öffnen würde, und alle strömten hinaus.