Wir sind mehr als Liebe - Curley - A.K. Linn - E-Book
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Wir sind mehr als Liebe - Curley E-Book

A.K. Linn

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Beschreibung

Zusammen mit ihrem besten Freund Roy teilt Curley sich eine Wohnung in Philadelphia. Eigentlich könnte ihr Leben nicht perfekter sein, wäre da nicht Daniela, das Perlenketten tragende Monster. Roys neue Freundin macht Curley das Leben zur Hölle. Um nicht länger das fünfte Rad am Wagen zu sein, begibt sie sich auf die Suche nach der eigenen großen Liebe und erkennt beinahe zu spät, wonach sie sich wirklich sehnt. "Wir sind mehr als Liebe" ist ein humorvoller Liebesroman, der von witzigen Begegnungen, echter Freundschaft und den kleinen und großen Problemen in Curleys Leben erzählt. Der Liebesroman ist ca. 250 Taschenbuchseiten lang. Leserstimmen: "Ich kenne alle Bücher der Autorin ... Aber dieses Buch stellt die anderen dezent in den Schatten. Es fesselt ab der ersten Seite und enthält so viel Gefühl! Ich liebe das Spiel zwischen Freundschaft und Liebe. Ich kann es hundert pro empfehlen!!!" "Alles in allem war es eine teilweise extrem lustige Story, mit witzigen Dialogen, die aber auf der andern Seite wieder so viele Emotionen hervorgerufen hat, dass einem schwer ums Herz geworden ist. Diesen Spagat von lustig auf gefühlvoll zu meistern, so dass es den Leser amüsiert, unterhält und dann auch wieder tief berührt, das ist für eine Autorin sicherlich nicht leicht. Ich finde das A. K. Linn genau das sehr gut umgesetzt hat und mich die Story somit von Anfang an begeistert konnte. Sie beinhaltet alles, was ein gutes Buch für mich braucht." Ausschnitte: "Warum weinst du, Babe?", fragt er sanft, wieder ganz mein Roy. Meine Tränen rollen nur noch schneller. "Wenn du noch nicht einmal siehst, was wir im Begriff sind zu verlieren, dann war dir unsere Freundschaft wohl nie so viel wert wie mir." Augenrollend gehe ich zu ihm hinüber, lege meine Arme um seine Mitte und schmiege meinen Kopf an seine breite Brust. Einen Moment hält er seine abweisende Haltung aufrecht, dann legt auch er seine Arme um mich und entspannt sich. "Bleib", sagt er leise. Da erst wird mir bewusst, dass auch die anderen Angst haben, dass alles auseinanderbrechen könnte.

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Wir sind mehr als Liebe

Curley

A.K. Linn

Copyright © 2016 Allie Kinsley

All rights reserved.

Lektorat: doktor-lektor.com

Cover: D-Design Cover Art

1. Durchs Leben stolpern … kann ich

Mein Abend hätte ziemlich perfekt sein können. Mein bester Freund und ich auf Kneipentour.

Ich bin Curley, gerade 29 geworden und zugegebenermaßen ein klein wenig verrückt. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur an meiner Gesellschaft, die mich zu dem gemacht hat, was ich bin.

Zumindest haben Roy, Damien, Riaz und Elyas einen großen Anteil daran. Immerhin sind wir seit dem Sandkasten miteinander befreundet.

Damals haben wir alle in derselben Straße gewohnt, heute liegen einige Häuserblocks zwischen Roys und meiner WG und der WG der anderen Jungs.

Eine Wohnung mit genug Zimmern für uns alle, wie wir es uns immer gewünscht haben, wäre mitten in Philadelphia einfach nicht bezahlbar gewesen.

Heute hatten die anderen drei keine Lust auszugehen, also bin ich allein mit meinem besten Freund unterwegs.

Aber leider sind es nicht nur Roy und ich, sondern auch Daniela, die neue Freundin meines besten Freundes, die sich immer für etwas Besseres hält.

Ich hasse sie. Wirklich! Nicht nur, weil sie mit Roy zusammen ist, wobei das schon Grund genug wäre.

Nein, ich hasse sie, weil sie fünf Jahre jünger ist als ich und mir trotzdem ständig erzählt, wie unreif ich sei und dass ich endlich einmal erwachsen werden müsse.

Just in diesem Moment tut sie es schon wieder und versaut mir damit meinen perfekten Freitagabend. Was zum Teufel Roy an ihr findet, verstehe ich nicht.

Roy ist wie ich. Ende Zwanzig, verrückt und zumindest im Kopf eher Anfang Zwanzig. Also das genaue Gegenteil von Daniela.

Bis Miss Perlenkette Daniela aufgetaucht ist, waren Roy und ich ein eingespieltes Team.

Schon von klein auf. Roy und ich gegen den Rest der Welt.

Wir haben alles geteilt.

Den Sandkasten, die Schulbank, den Studiengang, unsere Wohnung … und auch wenn das niemand versteht: Ja, Roy und ich haben auch das Bett miteinander geteilt.

Nicht sexuell versteht sich. Immerhin sind wir kein Paar, sondern nur beste Freunde.

Aber es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man jemanden hat, an dessen Schulter man sich kuscheln kann.

Also eigentlich war alles perfekt, bis sie aufgetaucht ist und alles kaputt gemacht hat.

Plötzlich ist Roy verliebt und wirft mich kurzerhand aus seinem Bett, um Platz für Daniela zu schaffen.

Immerhin nicht aus der Wohnung, wobei ich schon ein wenig Sorge habe, dass das irgendwann soweit kommen könnte.

Die beiden sind jetzt seit drei Monaten zusammen und sie wohnt quasi bei uns. Was übrigens ein schleichender Prozess war, den ich sehr wohl mitbekommen habe.

Erst war es nur ihr Duschgel, das in unserem Bad stand, und nun schleppt sie nach und nach ihren Hausstand an.

Ich habe versucht, Roy zu warnen, aber er ist der Meinung, ich bilde mir das nur ein.

Sie bräuchte eben ein paar Sachen bei uns, damit sie nicht ständig in ihre Wohnung fahren musste.

Ich meine: Hallo?? Nicht mehr in ihre eigene Wohnung zu fahren, impliziert doch, dass sie gerade dabei ist, bei uns einzuziehen!

Ganz davon abgesehen, dass sie unser wirklich perfektes Chaos heimlich strukturiert.

Im Gegensatz zu Roy habe ich nämlich sofort mitbekommen, dass unsere Teesorten jetzt alphabethisch sortiert sind.

Daniela ist immer so verdammt perfekt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Irgendwie ist es unheimlich, wenn ich am Morgen total verstrubbelt in ausgewaschen Sachen in die Küche tappe und sie schon perfekt gestylt, inklusive dieser gruseligen Perlenkette, am Frühstückstisch sitzt.

Und sie liest Zeitung. Eine Richtige, aus Papier mit schwarzer Tinte und wichtigen Themen, die sie abonniert hat und sich mittlerweile schon in unsere Wohnung liefern lässt. Ein weiterer Teil meiner Beweisführung im Fall "Der geheime Einzug der Daniela Cotton", den Roy geflissentlich ignoriert.

An das Umstellen der Aboadresse hat sie ziemlich schnell gedacht.

Etwas, worüber sie sich keine Gedanken zu machen scheint, ist, dass diese Papierberge, für die unzählige Bäume sterben mussten, irgendwie auch wieder aus unserer Wohnung verschwinden müssen.

Spätestens als ihre erste offizielle Post in unserem Briefkasten gelandet war, hätte Roy aufwachen müssen.

Ist er aber nicht. Und genau deshalb versaut mir Miss Perlenkette jetzt meinen wohlverdienten Feierabenddrink.

"Wenn ihr beruflich weiterkommen wollt, könnt ihr eure Abende nicht damit verbringen, in irgendwelchen Bars rumzuhängen", sagt sie und rümpft pikiert die Nase, als ich mit meiner Bierflasche gegen Roys stoße.

Dieser sieht mich an, als hätte ich ihn tief aus seinen Gedanken gerissen.

Vielleicht ist das die Art, wie er Daniela ertragen kann. Er hört ihr einfach nicht zu.

Manchmal frage ich mich, ob Roy Daniela wirklich mag, oder sie einfach nur erträgt, um Sex mit ihr haben zu können.

Leider muss ich diesen Gedanken verwerfen, so steif wie sie ist, gibt es bei ihr sicher nur Blümchensex. Wobei … stille Wasser sind tief, oder wie war das?

Als sie zum gefühlt eintausendsten Mal dazu ansetzt, mir einen Vortrag darüber zu halten, wie abstoßend Frauen sind, die Bier trinken, knalle ich meine Flasche auf den Holztisch und stehe auf.

"Ich muss mal für Prinzessinnen", sage ich und ignoriere sowohl Roys Stirnrunzeln als auch Danielas Naserümpfen.

Schnell schiebe ich mich durch die Menge in Richtung der Toiletten. Manchmal ist Flucht die einzige Lösung.

Ein bisschen schummrig ist mir vom Alkohol. Ich hätte doch etwas essen sollen, bevor ich mich mit Daniela in eine Bar wage, wo ich doch genau weiß, dass sie mich dazu veranlasst, mehr als ein Bier zu trinken.

Plötzlich stolpere ich gegen eine breite Brust und muss mich an dem Shirt festklammern, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Besagte Brust fühlt sich gut an unter meinen Händen.

Und sie riecht auch gut. Jean Paul Gaultier Le Male, wenn mich nicht alles täuscht.

Es ist einer dieser Düfte, denen ich wirklich nur schwer wiederstehen kann.

Deshalb hat Roy ihn auch von mir zu Weihnachten bekommen.

Leider trägt er ihn nicht mehr auf, weil er es komisch findet, wenn ich ständig an ihm schnuppere.

Sensibelchen!

"Hoppla", sagt eine dunkle Stimme, auch diese gefällt mir, also lasse ich meinen Blick nach oben wandern.

Das Shirt lasse ich dabei nicht los, so eine Brust kann man schließlich nicht alle Tage berühren.

Meinem Enthusiasmus folgt ein wenig Ernüchterung.

Zwei wirklich schöne haselnussbraune Augen blicken freundlich auf mich hinab. Seine Nase ist gerade und die Lippen sehen weich aus.

Nur der viel zu lange Zottelbart, der sein schönes Gesicht verschandelt, gefällt mir so gar nicht.

Aufgrund all der anderen Vorzüge entschließe ich mich, es einfach wie bei den Büchern zu machen, in denen die Männer mit Schnurrbärten beschrieben werden. Ich denke ihn mir einfach weg.

Ergebnis: Hübscher Mann, so ohne Bart.

Ob ich ihm das sagen sollte?

Besser nicht, ich will heute noch jemanden küssen und er hier scheint durchaus ein Kandidat zu sein.

Warum ich das unbedingt will?

Ich weiß nicht, wenn man immer allein ist, will man zwischendurch zumindest die Illusion von Zweisamkeit.

In One-Night-Stands bin ich eine absolute Niete … was vor allem daran liegen könnte, dass ich es nie mitbekomme, wenn jemand mit mir flirtet.

Derjenige, der das vorhat, möge bitte ein Neonschild mit der Aufschrift "Ich flirte mit dir" hochhalten, dann würde ich auch darauf reagieren.

Mr. Zottelbart hat mittlerweile seinen Kopf schräg gelegt und sieht mich durchdringend an.

Da das meine einzige Chance für diesen Abend sein könnte, stelle ich mich kurzerhand auf die Zehenspitzen und drücke meine Lippen auf seine.

Erst ist er ganz starr und ich will mich schon peinlich berührt zurückziehen, doch dann legt er eine Hand in meinen Nacken und küsst mich zurück.

Das hat er drauf, muss man sagen.

Sowohl die Sache mit der Hand, als auch das, was seine Lippen mit meinen machen.

Mir wird warm und ich öffne meinen Mund, um zu erfahren, wie er schmeckt.

Gut, muss ich feststellen. Nach Rum und irgendeinem Saft.

Nur der Bart stört. Die langen Borsten pieken und reiben unangenehm an meinen Lippen. Ganz so leicht wie im Buch kann man ihn sich also doch nicht wegdenken.

Verdammt!

Naja, Versuch macht klug, oder wie war das?

Ich lasse mich also lieber wieder zurück auf meine Fersen sinken, lächle ihn freundlich an und sage: "Danke." Danach schiebe ich mich an ihm vorbei und setze meinen Gang durch den Club fort.

"Hey! Warte doch mal!", ruft der Zottelbart und läuft mir hinterher.

Ich hoffe, dass er keiner von diesen super anhänglichen Typen ist, sonst muss ich ihn leider doch zu einer Rasur überreden.

Jetzt mal ehrlich? Was soll das mit diesen Bärten? Es sieht nicht männlich, sondern schlicht unhygienisch aus.

Haare im Gesicht sind fast so schlimm wie Haare am Sack … Moment, Hoden.

Sack sagt man nicht, behauptet zumindest Daniela.

Blöde Kuh, wegen ihr laufe ich doch hier überhaupt erst rum und küsse wildfremde Menschen!

"Wie heißt du?", fragt der Bärtige und reißt mich damit aus meinen Gedanken.

"Curley."

Ja, leider heiße ich so. Wie meine Mutter mir das antun konnte, mir zu meinem braunen Lockenkopf auch noch diesen behämmerten Namen zu verpassen, werde ich garantiert nie verstehen.

Wahrscheinlich hat sie einfach einmal zu tief ins Glas geschaut und es dann für eine gute Idee gehalten, ihr Kind einfach ein wenig zu quälen.

Eigentlich mag ich mich selbst ganz gern. Ich bin bei weitem nicht perfekt, das weiß ich.

Also zumindest wenn man die Frauen in den Zeitschriften als Idealvorlage nimmt. So bin ich nicht. Ich bin mit meinen knappen 1,60 Metern zu klein dafür, mit meiner Kleidergröße 40 zu rund dafür und meine Haare sind zu wild, um in dieses Raster zu passen.

Mein Gesicht ist hübsch. Große, braune Augen, kleine Nase und volle Lippen. Riaz zieht mich immer wieder damit auf, wie niedlich ich aussehe. Manchmal ist das fast schon deprimierend. Der Bärtige hat im Moment genau den gleichen Gesichtsausdruck, wie Riaz ihn in solchen Momenten hat.

"Süß", sagt er dann auch noch und fügt hinzu: "Ich heiße Larry."

Echt? Wie putzig.

Verdammt, wenn ich jetzt ebenfalls süß sage, kommt das wahrscheinlich nicht so gut. Also beschränke ich mich lieber auf ein "Freut mich".

"Wo willst du denn so schnell hin?", fragt er und lächelt mich an.

Sein Lächeln ist süß, wenn ich das unter den vielen Zotteln richtig erkenne. Aber auch das zu sagen, verkneife ich mir lieber.

"Ich bin mit Freunden hier", antworte ich stattdessen wahrheitsgemäß.

Das scheint ihn an seine eigenen Freunde zu erinnern, die bestimmt auch irgendwo auf ihn warten, denn er verzieht das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen.

Gut so, zu guter Letzt wäre er sonst noch mit an unseren Tisch gekommen. Daniela zu erklären, wo ich diesen Typen aufgerissen habe, wäre auch nicht ganz so leicht gewesen.

"Wir könnten mal was zusammen trinken gehen", sagt er.

Der Bart stört, würde ich gern antworten, beherrsche mich aber und sage: "Klar, warum nicht."

Larry zieht sein Handy hervor. Marke: Schreibtischplatte, zumindest von der Größe her. Wie zum Teufel hat dieses riesige Ding in seiner Hose Platz?

Naja … wenn sonst nicht viel darin zu finden ist …

Ich verwerfe den Gedanken sofort, da er eine wirklich gruselige Bilderkette von Bärten und anderen haarigen Regionen mit sonst recht wenig Ausstattung nach sich zieht.

Ich sage Larry meine Nummer und werde dann von ihm mit einem Kuss auf die Wange verabschiedet.

Es kratzt, aber das kratzt mich wiederum nicht, da Larry jetzt weg ist und jemand anderen mit seinem Bart kratzen kann.

Genervt gehe ich zur Bar und bestelle mir einen Rum.

Larry hat mich auf den Geschmack gebracht und ich würde etwas Stärkeres brauchen, um die Besserwisserin Daniela heute noch länger zu ertragen.

Den ersten Rum mit Cola trinke ich sofort an der Bar.

Wenn ich zurück zum Tisch gehe und mir kurze Zeit später noch einen hole, muss ich Danielas Vorträge ertragen.

Nein, danke, heute nicht.

Den zweiten nehme ich mit zum Tisch und stelle mich dann den endlosen Tiraden des Perlenmonsters.

 

 

 

2. Der Morgen danach

 

 

 

Eine streichelnde Hand auf meinem Bauch weckt mich.

Soweit nichts Ungewöhnliches, da Roy mich aber aus seinem Bett verbannt hat, konnte er es nicht sein.

Wer zum Teufel liegt da also an meinen Rücken geschmiegt?

Der pochende Schmerz in meinem Kopf erinnert mich daran, dass ich am Vorabend zu viel getrunken habe.

Danielas Schuld, wie immer. Habe ich erwähnt, dass ich sie wirklich hasse?

Auch der Typ, der nicht in mein Bett gehört, ist demnach Danielas Schuld.

Wenn ich mich nur daran erinnern könnte, wie er überhaupt hierhergekommen ist … oder zumindest daran, wer er ist, das wäre ein Anfang. Leider ist da nur ein großes schwarzes Loch, wo meine Erinnerung sein sollte.

Möglichst unauffällig versuche ich, die streichelnde Hand mit meinem Ellenbogen loszuwerden.

Fast noch mehr als Daniela selbst, hasse ich Hände auf meinem nicht wirklich flachen Bauch. Zwar bin ich mit Kleidergröße 40 nicht dick, aber mein Bauch ist definitiv eine Problemzone, an die ich ungern erinnert werde.

Wie zum Teufel ist dieser Typ überhaupt in mein Bett gekommen? Irgendwann zwischen dem dritten und dem vierten Rum werden meine Erinnerungen schwammig.

Blöderweise versteht der Typ in meinem Rücken diese Abwehr seiner Hand wohl als Aufforderung, seine Hand weiter nach oben gleiten zu lassen und meine Brüste zu begrapschen.

Die sind zwar eine Erkundung wert, möchten von einem fremden Individuum aber lieber nicht näher erforscht werden.

Also versuche ich, von ihm wegzurobben. In einem Bett, das nur 1,40 Meter breit ist, bleibt da leider nicht allzu viel Spielraum.

"Ich weiß, dass du es auch willst", brummt er in mein Ohr und ich frage mich zum tausendsten Mal, wie ich in diese beschissene Situation gekommen bin.

Ich bin einfach zu gutgläubig, das ist mein Problem.

Wahrscheinlich hat er mir leid getan, weil er kein Dach über dem Kopf oder einfach nur einen süßen Dackelblick gehabt hatte. Bei mir ist alles möglich.

Noch einmal gehe ich tief in mich, versuche den Abend zu rekonstruieren. Leider ist da nicht viel, außer einer nicht enden wollenden Belehrung durch Daniela und ziemlich viel Rum. Und Larry, richtig, den habe ich ja auch getroffen.

Ich schnuppere, aber es riecht nicht nach Larry. Ehrlich gesagt riecht es eher etwas unangenehm nach einer durchzechten Nacht, verbrauchter Luft und zu vielen Zigaretten.

Verdammt. Mein Magen meldet sich zu Wort, der mag den Geruch wohl genauso wenig wie ich.

Ein kurzer Check meines Körpers sagt mir, dass ich vollständig angezogen bin.

Gut, immerhin keinen Sex gehabt, an den ich mich nicht erinnern kann.

Und nachdem es Roys alte, kuschlige Jogginghose ist, die ich trage, wollte ich wohl auch keinen Sex mit dem Typen haben.

Dennoch ist er irgendwie in meinem Bett gelandet.

Noch ein Grund mehr, hier dringend rauszukommen, um diesen Typen dann schnellstmöglich loszuwerden.

Ich spüre, wie er sich noch drängender gegen mich drückt, während ich überlege, ob "Nein, eigentlich will ich das nicht" eine adäquate Antwort wäre und ob ich mich in meinem Zustand auf eine mündliche Auseinandersetzung einlassen kann.

Im Moment scheint mir die Sich-tot-stellen-Methode die beste Alternative zu sein, zumindest bis ich mir überlegt habe, wie ich aus dieser Nummer wieder rauskomme.

Den Nekrophilen hinter mir scheint das nicht sonderlich zu belasten, denn er reibt sich fleißig weiter an mir.

Sein keuchender Atem erinnert mich an einen hechelnden Hund und es ist alles andere als erotisch, wie die heiße Luft auf meinen Nacken trifft.

Ich beschließe, dem hier und jetzt ein Ende zu setzen.

Auch wenn ich müde, erschöpft und von Kopfschmerzen geplagt bin, scheint mir aufstehen doch die bessere Alternative, als mich weiter als Rubbelbalken zur Verfügung zu stellen.

Plötzlich dreht er mich schwungvoll auf den Bauch und versucht, meine Hose nach unten zu schieben.

Das ist dann endgültig zu viel des Guten und viel mehr, als ich ertragen will.

Wenn eines ganz sicher nicht auf dem Plan steht, dann ist es Sex mit einem Mann, an den ich mich noch nicht mal erinnern kann.

Ich zwänge meine Hand zwischen uns. Höflicherweise macht er mir Platz, denkt wahrscheinlich, dass ich seinen Schwanz anfassen möchte.

Möchte ich nicht, aber seinen Hoden, den ich fest zusammendrücke, bis er sich schreiend von mir rollt.

Ich hätte mich gern dafür bedankt, bevorzuge es aber, mich erstmal in Sicherheit zu bringen.

Warum zum Teufel gerate gerade ich immer an diese Idioten?

Das wimmernde Häufchen Elend in meinem Bett ist mir gänzlich unbekannt.

Ein bisschen tut er mir leid, wie er da so liegt, zusammengerollt in Embryonalstellung, seine Eier - Pardon: seinen Hoden - umklammernd.

Im Gegensatz zu mir ist er nackt. Und im Gegensatz zu mir ist er ein Welpe. Ich bin mir nicht sicher, ob er die zwanzig Jahre schon überschritten hat.

Verdammt!

Ich drehe mich auf dem nicht vorhandenen Absatz um und wanke in die Küche. Aspirin und ein Kaffee könnten vieles wieder geradebiegen. Vielleicht werden sogar meine Erinnerungen zurückkehren.

Beim Betreten der Küche verstärken sich meine Kopfschmerzen exponentiell, als ich Daniela erspähe.

Heute schenkt mir Miss Perlenkette noch nicht mal ein geheucheltes Guten Morgen, sondern rümpft nur ihre Nase und verlässt gleich darauf das Zimmer.

Neben der Spüle entdecke ich Roy, der Daniela mit gerunzelter Stirn hinterher sieht.

Erleichtert ihn zu sehen, den ersten Menschen, den ich heute überhaupt sehen wollte, gehe ich zu ihm und lehne mich mit der Wange an seine breite Brust. Kurz bleibt er steif stehen, aber schließlich schlingt er doch seufzend seine Arme um mich.

"Kopfweh?", fragt er.

Ich nicke.

"Und einen Welpen in meinem Bett", jammere ich.

Ich spüre Roys Lachen in seiner Brust rumpeln. "Ich habe schon befürchtet, dass du ihn mit nach Hause bringst, so betrunken wie du gestern warst."

Vielen Dank auch. Roy hätte mich auch einfach mit nach Hause nehmen können, als er gegangen ist. Ich liebe ihn, aber manchmal kann Roy wirklich grausam sein.

"Daniela ist schuld", maule ich, was Roy nur noch mehr lachen lässt.

Er schiebt mich von sich zum Küchentisch. Dann bringt er mir ein Glas Wasser, Aspirin und einen Kaffee.

"Kannst du ihn wegbringen?", frage ich Roy, nachdem ich das Aspirin genommen habe.

"Du kannst nicht immer Typen anschleppen und dann von mir erwarten, dass ich mich darum kümmere."

Immer ist mehr als nur übertrieben. In meinem ganzen Leben habe ich Roy vielleicht fünf oder sechs Typen aufs Auge gedrückt.

"Also erstens schleppe ich gar niemanden an. Diese kleinen Welpen laufen mir nach, haben kein Zuhause oder was weiß ich."

Roy schnaubt und lässt sich mit einer Tasse Kaffee mir gegenüber nieder, aber ich fahre unbeeindruckt fort.

"Und zweitens würde ich Daniela auch jederzeit für dich vor die Tür setzen. Du musst nur einen Ton sagen", beschwöre ich ihn.

"Wir wollen Daniela aber gar nicht los werden", sagt Roy.

Da ich noch auf seine Hilfe angewiesen bin, unterlasse ich es, ihn darauf hinzuweisen, dass ICH Daniela sehr wohl loswerden möchte.

Ich versuche es mit einem Dackelblick, der zieht bei Roy meistens.

Heute auch. Seufzend erhebt er sich und verschwindet aus der Küche.

Dafür verzeihe ich ihm sogar den riesigen Berg Papiermüll, der sich neben der Küchentür türmt.

Roy ist der Beste. Eigentlich ist er auch viel zu gut für Daniela.

Roy hat Stil. Seine raspelkurzen, blonden Haare passen perfekt zu den strahlend blauen Augen.

Er ist ein richtiger Schönling, hat dazu noch jede Menge Charisma und einen gut trainierten Körper.

Wenn nicht schon mit seinem tollen Aussehen, dann spätestens mit dem besten Charakter der Welt hätte er etwas viel Besseres als Perlenketten-Daniela verdient!

"Schämst du dich denn gar nicht?", zischt Daniela, als sie zurück in die Küche stürmt. "Lässt du jetzt auch noch Roy deine Drecksarbeit machen?"

Zugegeben, vielleicht ist das nicht der eleganteste meiner Spielzüge, aber immerhin sehr wirksam, wie ich schon vor Jahren in Erfahrung gebracht habe.

Männer lassen sich von anderen Männern eben viel mehr sagen als von so einer winzigen Frau wie mir.

Da ihre Stimme meine Kopfschmerzen verschlimmert, ignoriere ich sie vorsichtshalber. Zu noch mehr Worten möchte ich sie bei Gott nicht animieren.

"Ich gehe zum Frisör."

Sie sagt das, als würde es mich interessieren. Tut es nicht, aber auch darauf weise ich sie lieber nicht hin. Wohin sie geht, ist mir wirklich egal, aber ich bin froh, dass sie geht.

Genauso wie der Typ aus meinem Bett, der, wenn ich das Türschlagen richtig deute, soeben die Wohnung verlassen hat.

Kurz darauf schlägt die Tür ein zweites Mal und ich bin endlich mit Roy allein.

"How I met your mother?", frage ich hoffnungsvoll, als Roy zurück in die Küche kommt.

Roy nickt und ich folge ihm ins Wohnzimmer. Während Roy die DVD einlegt, werfe ich mich auf die Doppelliege, die Roy und ich uns gekauft haben, bevor Daniela mein Leben ruiniert hat.

Für uns zwei war das Liegesofa ideal. Zusammengekuschelt DVDs zu gucken, war immer unser bevorzugtes Wochenendprogramm.

Zu dritt auf dieser Doppelliege zu liegen, ist aber alles andere als cool. Zumindest wenn die dritte Person das Perlenmonster ist.