Wo die Ostsee Westsee heißt - Tilmann Bünz - E-Book

Wo die Ostsee Westsee heißt E-Book

Tilmann Bünz

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Beschreibung

Für dieses Buch hat sich Tilmann Bünz in den Sattel geschwungen und ist von der kurischen Nehrung bis nach Narva gereist, mal mitten durch Estland, Lettland und Litauen, mal entlang einer Küste, die im Dornröschenschlaf liegt. Er erzählt von Erlebnissen und Begegnungen, von den verschwundenen Synagogen von Vilnius und der Renaissance der Holzhäuser von Riga, er verrät, wie man auf dem Kurischen Haff bei 20 Grad minus Stinte fangen kann und weshalb jeden Tag 100 Menschen aus Litauen auswandern. Und er erinnert an die größte Menschenkette aller Zeiten, die kurz vor dem Mauerfall den Anfang vom Ende der Sowjetunion bedeutete. Ein hintergründiges und aktuelles Geschichtenbuch für alle, die das Baltikum nicht nur bereisen, sondern verstehen wollen.

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Seitenzahl: 238

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Zum Buch

Für dieses Buch hat sich Tilmann Bünz in den Sattel geschwungen und ist von der Kurischen Nehrung bis nach Narva gereist, mal mitten durch Estland, Lettland und Litauen, mal entlang einer Küste, die im Dornröschenschlaf liegt. Er erzählt von Erlebnissen und Begegnungen, von den verschwundenen Synagogen von Vilnius und der Renaissance der Holzhäuser von Riga, er verrät, wie man auf dem Kurischen Haff bei 20 Grad minus Stinte fangen kann und weshalb jeden Tag 100 Menschen aus Litauen auswandern. Und er erinnert an die größte Menschenkette aller Zeiten, die kurz vor dem Mauerfall den Anfang vom Ende der Sowjetunion bedeutete. Ein hintergründiges und aktuelles Geschichtenbuch für alle, die das Baltikum nicht nur bereisen, sondern verstehen wollen.

"Tilmann Bünz bringt uns die baltischen Länder nahe - mit liebevoller Neugier, historischer Kenntnis und feinem Gespür für die heiklen politischen Fragen. Beim Leben befreigen wir, wie wichtig Europa gerade heute für uns alle ist. "

Ulla Lachauer

Zum Autor

TILMANN BÜNZ, 1957 geboren, war lange Jahre ARD-Korrespondent für Skandinavien und die baltischen Staaten. Er ist Autor und Dokumentarfilmer. Er lebt in Hamburg und in den Schären vor Stockholm.

TILMANN BÜNZ BEI BTB

Wer die Kälte liebt. Skandinavien für Anfänger

Wer das Weite sucht. Skandinavien für Fortgeschrittene

Fünf Meter unter dem Meer. Niederlande für Anfänger

Tilmann Bünz

Wo die Ostsee Westsee heißt

Baltikum für Anfänger

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.Mitarbeit: Albinas Pilipauskas (Litauen), Sandra Leikarte (Lettland) und Nina Golikova (Estland)Originalausgabe Juli 2018Copyright © 2018 btb Verlagin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München.Covergestaltung: semper smile, MünchenCovermotiv: © Andrius Aleksandravicius/Getty ImagesSatz: Uhl + Massopust, AalenSK · Herstellung: scISBN 978-3-641-22353-3V004www.btb-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Eine kleine Liebeserklärung

LITAUEN

Erstes Kapitel: Onkel Toms Hütte und die Sahara des Nordens

Zweites Kapitel: Durchs Memelland auf den Spuren von Lena Grigoleit

Drittes Kapitel: Ein Wiedersehen mit deutschen Fahrrädern auf dem Flohmarkt von Kaunas

Viertes Kapitel: David gegen Goliath oder Leben im Schatten des Großen Bären

Fünftes Kapitel: Hundert am Tag oder Warum es Litauer in die Ferne zieht

Sechstes Kapitel: Leonard Cohen und die verschwundenen Synagogen von Vilnius

Siebtes Kapitel: Uzupis und das Recht, nicht berühmt zu sein

LETTLAND

Erstes Kapitel: Der Baltische Weg und das Ende der Sowjetunion

Zweites Kapitel: Riga, du Schöne, und die Renaissance der Holzhäuser

Drittes Kapitel: Die Russen von Riga und das Blind Date auf dem Zentralmarkt

Viertes Kapitel: Keine Angst vor niemandem – zu Besuch bei Vaira Vike-Freiberga

Fünftes Kapitel: Zãnis Lipke – wie ein Hafenarbeiter die Ehre Lettlands rettete

Sechstes Kapitel: Deutsche Spuren – Campenhausen, Wagner, Erhardt

Siebtes Kapitel: Irbene und die Küste im Dornröschenschlaf

ESTLAND

Erstes Kapitel: E-Estonia – der erste digitale Staat der Welt

Zweites Kapitel: Erfolgreich ohne Vorbilder und alle unter 25

Drittes Kapitel: Ein Hauch von Bullerbü im Seebad der Zaren

Viertes Kapitel: Die starken Frauen von Kihnu und ihre Männer

Fünftes Kapitel: Von Schnaps- und anderen Baronen in Käsmu

Sechstes Kapitel: Narva – Ein Stück Russland mitten in der EU

Danksagung

Literatur zum Weiterlesen

Eine kleine Liebeserklärung

Dünen wie in der Sahara und Strände ohne Ende. Vor einer Generation noch fegten sowjetische Soldaten täglich den Strand. Das war keine Beschäftigungstherapie, sondern eine unmissverständliche Warnung. Hier endete ein Weltreich, aus dem niemand entkommen sollte.

Der Geographie kann man nicht entkommen. Estland, Lettland und Litauen leben im Schatten des Grossen Bären- eingezwängt zwischen Russland und der Ostsee. Das war lange Zeit kein besonderes Problem, bis Russland begann die Grenzen in Europa gewaltsam zu verschieben.

Das Gebiet der baltischen Republiken ist überschaubar. Ein Militärjet braucht achtzehn Minuten, um es der Länge nach zu überfliegen – so lange wie zwei Zigarettenpausen. Unter sich das Memelland, die endlosen Wälder voller Pfifferlinge an der Grenze zu Polen, den Berg der Kreuze, das barocke Vilnius, Jugendstil und Holzhäuser in Riga, das hügelige wellige Land, das ein bisschen an Westfalen erinnert, die Insel der starken Frauen in der Bucht von Riga, eine lange Küste im Dornröschenschlaf, ein bisschen Bullerbü, die Hansestadt Tallinn und die weißen Fähren auf dem Weg nach Skandinavien.

Je weiter man nach Osten kommt, desto weniger schmeckt das Meer nach Meer. Estland ist so weit weg, dass die Ostsee dort Westsee heißt und die Kühe aus dem Meer trinken, weil es nicht mehr salzig ist.

Wenn du nicht am Tisch sitzt, landest du schnell auf der Speisekarte, lautet ein altes Sprichwort. Vielleicht hatten es die baltischen Staaten es deswegen besonders eilig, sich unter den Schutz der NATO zu stellen. Sie bauten Zäune und ließen Überwachungsdronen fliegen. Niemand sollte unbemerkt in ihr Land eindringen. Ihre Warnungen wurden lauter, aber es sollte dauern, bis man sie wirklich ernst nahm.

Dieses Buch ist 2018 erschienen – noch vor Corona und vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Aber damals war schon klar, daß der neue Zar Vladimir Putin von einem grossen Reich träumt. Niemand hat das so klar gesehen und deutlich formuliert wie die langjährige lettische Präsidentin Vaira Vike- Freiberga beim Gespräch in ihrem Salon in Riga , mit Blick auf Lenin und die Freiheitsstatue. Putin persönlich hatte es ihr 1999 ins Gesicht gesagt.

Vaira Vike - Freiberga fürchtet seither eine Rolle rückwärts . Die drei baltischen Republiken stellten nach dem Mauerfall schnell ihre Unabhängigkeit wieder her. Ihnen gelang es – als einzigen der 15 ehemaligen Sowjetrepubliken - EU und Nato beizutreten. Und Russland liess sie ziehen. Damals.

Man kann mit den Balten bangen. Noch besser ist es sie zu besuchen und ihnen damit den Rücken zu stärken.

Was der Grenzpilot in 18 Minuten überfliegt, kann man auch richtig bereisen. »Vergessen wir nicht, dass eine Luftlinie eben nur eine Luftlinie ist und kein Weg – und dass wir physiognomisch gesehen Fußgänger und Läufer geblieben sind«, schreibt Christoph Ransmayr. Für dieses Buch habe ich mich in den Sattel geschwungen und bin von Nidden bis nach Narva geradelt, von einer russischen Grenze zur anderen, eher gemächlich und manchmal auch mit dem Rad im Gepäckabteil eines Überlandbusses. Den Weg gewiesen haben baltische Freunde und Weggefährten: Albinas aus Litauen, Sandra aus Lettland und Nina aus Estland. Wir kennen uns seit Jahrzehnten.

Man kommt zu den Balten, wenn man immer weiter reist – nach Norden und nach Osten – bis kurz vor St. Petersburg. Wo es zu Mittsommer helle Nächte gibt. Wo man morgens um drei aufwacht, weil die Sonne quer durchs Fenster scheint, ist das geschenkte Zeit. Wo die kurischen Seefahrer lebten, die einen Ruf wie Donnerhall hatten. Wo man nicht viel redet, und schon gar nicht morgens um fünf, wenn man Zander aus dem Haff zieht. Wo man aus zwei alten Autos ein Neues macht. Wo es mehr Dirigenten als Generäle gibt und am Tag der Unabhängigkeit weiße Tischtücher aufgelegt werden.

Esten, Letten und Litauer sind es gewohnt, im Schatten wechselnder Großmächte zu leben. In ihrer hundertjährigen Geschichte waren sie fast die Hälfte der Zeit besetzt, von deutschen und russischen Truppen, dann abgeschottet hinter dem Eisernen Vorhang, getrennt von ihren Nachbarn auf der anderen Seite der Ostsee.

Die Russen kamen 1945 als Befreier von Hitler-Deutschland. Aber dann vergaßen sie, wieder nach Hause zu gehen.

»Sie haben es besser gehabt als wir anderen Insassen der alten Sowjetunion«, sagen russische Freunde. »Wir haben auch mehr daraus gemacht«, entgegnen baltische Freunde.

Es sollte 44 Jahre dauern, bis mehr als eine Million Esten, Letten und Litauer sich buchstäblich an den Händen fassten und damit den Zerfall der Sowjetunion einleiteten. Jeder achte war auf den Beinen. Das war im August 1989 – drei Monate vor dem Mauerfall. Singend stürzten sie alle Lenins und Stalins vom Sockel. Die restlichen Monumente der siegreichen Sowjetunion räumten sie 2022 ab. Für die meisten Balten war der 9. Mai 1945 kein Feiertag, sondern der Beginn einer langen dunklen Zeit.

Der östlichste Teil des Baltikums ist so weit weg, dass die Ostsee dort Westsee heißt und die Kühe aus dem Meer trinken, weil es nicht mehr salzig ist. Für viele Deutsche ist es ein Ort der Sehnsucht. Etwa für die Angehörigen von Heinz Erhardt, der aus Riga kam. Oder die Freiherrn von Campenhausen, die 1920 ihr Landgut Orellen (Ungurmuiza) verloren. Ganz zu schweigen von den vielen Nachfahren der Memelländer, den Ostpreußen, die 1944/45 übers Haff flüchteten.

Der ersten Generation der Heimwehtouristen folgen deren Kinder. Ihnen begegnet man in den Hansestädten Riga und Tallinn, auf dem Hof von Lena Grigoleit in der »Paradiesstraße«, den jetzt der Enkel übernommen hat, und in Nidden am Sommerhaus von Thomas Mann.

Über alle Grenzen verbindet Deutsche eine lange gemeinsame Geschichte mit Letten, Esten und Litauern: Sie beginnt am Memelstrand, führt nach Riga und über die Gutshöfe der baltischen Barone und weist zurück nach Litauen zu den verschwundenen Synagogen und Masha Klonitsky, der Mutter von Leonard Cohen.

LITAUEN

Erstes Kapitel: Onkel Toms Hütte und die Sahara des Nordens

Zweites Kapitel: Durchs Memelland auf den Spuren von Lena Grigoleit

Drittes Kapitel: Ein Wiedersehen mit deutschen Fahrrädern auf dem Flohmarkt von Kaunas

Viertes Kapitel: David gegen Goliath oder Leben im Schatten des Großen Bären

Fünftes Kapitel: Hundert am Tag oder Warum es Litauer in die Ferne zieht

Sechstes Kapitel: Leonard Cohen und die verschwundenen Synagogen von Vilnius

Siebtes Kapitel: Uzupis und das Recht, nicht berühmt zu sein

Erstes KapitelOnkel Toms Hütte und die Sahara des Nordens

Jenseits der Grenze ist Russland, links das Haff und rechts die Ostsee. Die Kurische Nehrung ist ein langer schmaler Sandstreifen, den man zu Fuß in einer halben Stunde durchqueren kann.

Ein magischer Ort, mit Sanddünen wie sonst nirgends in Europa. »Großartig und primitiv«, notierte Sommergast Thomas Mann Anfang der dreißiger Jahre. Schön und karg. Die Dünen der Nehrung sind so einzigartig in der Welt, dass die UNESCO sie zum Weltkulturerbe erklärt hat.

Von Kiel sind es 560 Seemeilen – ein Abend, eine Nacht und ein ganzer Tag auf dem Meer, die Fahrräder unten im Bauch der Fähre, vorbei an Bornholm und der polnischen Küste. Endstation ist Klaipėda, die Stadt an der Memelmündung. Früher hieß sie Memel und war Deutschlands nördlichster Hafen.

Von dort aus ist es nur ein Katzensprung auf die Kurische Nehrung, eine fast hundert Kilometer lange Sandbank im Memel-Delta, die nie zur Ruhe kommt. Die Weststürme treiben Sand heran, der Wind weht sie durch die Luft und setzt sie weiter ostwärts wieder ab. Eine Sandbank auf Wanderschaft. Die Menschen auf der Kurischen Nehrung sind es gewöhnt, dem Sand zu weichen. Wer zur größten Wanderdüne Nordeuropas will, läuft, ohne es zu ahnen, über drei versunkene Vorläufer des Ortes Nidde, die Litauer Nida nennen.

Nach zwei Kilometern zu Fuß durch die Dünen kommt man an einen Zaun, ein paar Windlichter an Kreuzen, Schilder, die mahnen, ja nicht weiter zu gehen. Dies ist die Außengrenze der EU.

Links runter führt Wanderweg 11 zum Haff – und plötzlich öffnet sich ein Durchschlupf zu einem kleinen Strand. Am äußeren Ende der Bucht wartet ein russisches Patrouillenboot auf Grenzverletzer, und aus dem Haff steigt die berühmte Hohe Düne. Aus der Ferne lässt sie an eine langgestreckte Majestät auf dem Diwan denken.

Den besten Blick auf die Schönheit hat man vom Wasser. Es bleibt lange flach und erinnert darin an das Steinhuder Meer bei Hannover, in dem, wie die Legende sagt, Ertrinkende durch einen Zuruf vom Ufer gerettet wurden: Versuch’s doch mal mit Laufen.

Den ersten Kilometer reicht das Wasser bis zum Knie, dann bis zu den Hüften. Die Dünenberge mit dem blauen Himmel erinnern tatsächlich an die Sahara. Oben, man ahnt sie mehr, als dass man sie sehen könnte, gehen die Litauer täglich auf Patrouille. Manchmal nehmen sie Aušra mit, dann darf auch ein reisender Reporter mit.

Aušra bedeutet »die Morgenröte«, mit vollem Namen heißt sie Aušra Feser, sie leitet den Nationalpark, durch den quer eine Grenze verläuft. Drüben ist der Oblast Kaliningrad, früher hieß Kaliningrad Königsberg. Immanuel Kant ist dort geboren.

Der Name sagt schon, dass es früher zu Ostpreußen gehörte. Die eine Hälfte der Nehrung ist russisch, die andere ist litauisch, bei Nidden verläuft die Grenze.

Ausra ist eine blonde, einnehmende Frau in den besten Jahren, gewitzt und durchaus machtbewusst. Was nicht wichtig ist, kann liegen bleiben. Da ist sie unbekümmert. Eine heitere Person mit einem Sinn fürs Absurde. Sie ist keine Karriere-Beamtin, sie lebt gerne hier auf dem letzten Zipfel Litauens, 360 Kilometer von der Regierung entfernt, auf ihrer geliebten Nehrung.

Als sie vor 26 Jahren nach Nidden kam, mit dem Geografie-Diplom aus Vilnius in der Tasche, traf sie bald den Reiseführer Werner, einen Deutschen. Bevor sie heirateten, sagte sie: »Glaub nicht, dass du mich hier jemals wegkriegst. Mach dir keine Hoffnung. Hier will ich leben.« Werner blieb, und sie kümmerten sich fortan gemeinsam um deutschsprachige Touristen auf der Nehrung, bis Aušra dann vor ein paar Jahren zur Oberaufseherin des Nationalparks ernannt wurde.

Wenn Aušra nicht einen der neben der Altstadt von Vilnius größten Schätze Litauens hütet, macht sie gerne ausgedehnte Wanderungen auf der Nehrung. Resolut wie sie ist, nimmt sie bei den Streifzügen auch gerne ein paar junge Fichten mit. »Es ist ein Jammer. Die Dünen verschwinden, und die Pflanzen breiten sich aus. Sehen Sie nur, alles grün und grau.« Tatsächlich sind Dünen eindrucksvoller, wenn sie aus reinem Sand bestehen. Wenn die ersten Pflanzen wachsen, verfärben sich die Dünen. Es ist ein Wettlauf: Sand gegen Pflanze – und Aušra kämpft für den Sand. Sie reißt die Bäumchen aus, damit das kleine Land an der Ostsee sein Stück Sahara behält.

Vom Winde verweht

Die Wanderdünen sind nicht von Anfang da gewesen, ebenso wenig wie der Wald. Es handelt sich eher um ein Ringen, um einen Zweikampf, ein ewiges Unentschieden. Die Eiszeit, so vermuten Forscher, hinterließ einen Binnensee, das heutige Haff. Durch Strömungen und Verwerfungen entstand ein langer Sandstreifen, der die Lagune vom Meer abtrennte. Dieser Sandstreifen wurde langsam zum Wald. Bis sich die Schiffbauer der wechselnden Reiche (Deutscher Ritterorden, Herzogtum Kurland und Zarenreich) ihre Planken und Masthölzer aus den Wäldern schlugen. Offenbar taten sie das so gründlich, dass die Nehrung Ende des 18. Jahrhunderts unbewohnbar wurde. Kein Wald schützte mehr die Handvoll Fischerdörfer wie Nidden und Schwarzort. Kein Wald hielt die Wanderdünen auf.

Bezeichnenderweise war es ein deutscher Postbeamter, der die Nehrung vor dem Schicksaal bewahrte, zur Wüste zu werden. Für die Postkutschen jener Zeit war die Fahrt über die Nehrung ein Albtraum. Die Fahrzeuge blieben stecken, der Sand drang überall ein. Ein Postweg, der die Postillione zur Verzweiflung trieb, liest man bei der litauischen Historikerin Nijole Strakauskeite: »Die Räder der Postkutsche waren halb im Wasser, halb im Sand, dazu pfiff den Boten ununterbrochen der Wind um die Ohren, dass sie davon halb verrückt wurden.« Georg David Kuwert, der damalige Leiter der Poststation in Nidden, begann 1825 mit der Aufforstung. Er pflanzte Bäume, ebenso tüchtig und systematisch, wie Aušra heute die Bäume wieder aus den Dünen rupft.

Sandkastenspiele

Es ist noch nicht lange her, da war dies ein belebter Grenzübergang, vor allem nachts und bei Nebel. Heute haben die Schmuggler schlechte Karten. Drohnen fliegen, Kameras drehen sich, alles wird erfasst. Ab und zu wird ein Urlauber mit unklaren Absichten aufgegriffen und sorgt für ein bisschen Unruhe auf beiden Seiten: Ein japanischer Tourist nachts um vier, angeblich auf Bernsteinsuche, aber ohne Taschenlampe. Ein Deutscher im Schlauchboot, aber ohne Karte.

Früher kamen Tausende aus Kaliningrad illegal und reichlich beladen. Sie brachten tonnenweise Zigaretten und Alkohol, aber auch synthetische Drogen und Blüten.

Als Litauen sich 2004 der Europäischen Union anschloss, hatte die EU plötzlich eine Außengrenze mit Russland – und Litauen war gehalten, diese Grenze zu schützen. Newcomer Litauen wollte zeigen, wie ernst es diese Grenze nimmt. Einst großer Bruder, jetzt Außenposten Moskaus mit viel Militär und Sitz der Russischen Ostseeflotte. Eine spannende Zeit, die ich als ARD-Auslandskorrespondent verfolgen durfte. Mit Estland, Lettland und Litauen traten drei ehemalige Sowjetrepubliken in die Europäische Gemeinschaft und in die NATO ein – eine heikle Operation direkt vor der Nase Moskaus. Das hatte es noch nie gegeben. Einer, der die Wiedergeburt des unabhängigen Litauens aus nächster Nähe miterlebt hat, ist der litauische Fernsehjournalist und Bürgerrechtler der ersten Stunde, Albinas Pilipauskas, ein mutiger, gewitzter Mann, mit wunderbar rollendem »R«, dunklem Schopf, dem Habitus eines Gentlemans und der seltenen Gabe, alle Türen zu öffnen. Im Zweifelfall stellte er sich aber auch vor die Türen, so geschehen, als sowjetische Truppen im Januar 1991 versuchten, das Parlament in Vilnius zu stürmen und die Unabhängigkeit zurückzudrehen.

Durch Albinas Vermittlung und mit amtlicher Genehmigung drehten wir den Alltag der Zöllner, flogen im Tiefflug knapp über dem Haff und dann in 30 Meter Höhe über die Dünen, Gebiete, die man sonst selten zu sehen bekommt. Sehenswert war auch unser Fluggerät, ein Hubschrauber sowjetischer Bauart, der viele Jahre lang als Ernteflugzeug gedient hat. Unverwüstlich und leicht zu orten an den schwarzen Abgasfahnen von unverbranntem Treibstoff, die er hinter sich herzog. Vorne gab es zwei Sitze und hinten zwei Bänke, so dass sich die Passagiere ins Gesicht gucken konnten, während ihnen langsam übel wurde. Wir flogen enge Kreise, sausten im Sinkflug Richtung Boden, stiegen ebenso schnell wieder auf und hielten uns an den Gurten fest. Der Pilot Wladimir Charcenko hatte eine Vergangenheit als sowjetischer Meister im Kunstflug.

An diesem Tag wurden wir Zeugen litauischer Umsicht. Zwei Grenzsoldaten, Mindaugas und Audrius, marschierten durch den Sand. Sie gingen tatsächlich zu Fuß, mit Rücksicht auf das Weltkulturerbe – Kilometer um Kilometer durchs Sperrgebiet an der Grenze. Am Ende ihrer Wüstenpatrouille verwischten sie sogar die eigenen Spuren. Sie pflegten die Wüste wie andere ihren Vorgarten. Sie nahmen Sand mit der Schaufel auf und streuten ihn über die eigenen Fußabdrücke – der jungfräuliche Sand soll ihnen helfen, Schmuggler schneller zu orten. Aber warum zu Fuß, warum nicht auf einem Kamel? Da grinsten beide – und sagten unisono: »Geschenkt würden wir ein Kamel schon nehmen.« Leider hatten wir gerade keins dabei.

Überflüssig zu sagen, dass der sowjetische Oldtimer so viel Lärm machte, dass sich weit und breit kein Schmuggler zeigte.

Schmuggler leben übrigens nicht ungefährlich. Das Betreten der Dünen ist streng verboten, sagt Aušra. »Da können Ladungen von mehreren Tonnen runterkommen, wenn jemand zu nahe an die Kante kommt.«

Neulich war es ein Elch, der eine Lawine ins Rollen brachte. Aber Elche lassen sich nicht verhaften.

Fische vom Himmel

Auf der Nehrung kann es passieren, dass ein Zander vom Himmel fällt. Ein Zander ist ein großer silberner Fisch, der im ausgewachsenen Zustand einen halben Meter lang ist. Die übliche Bestimmung eines Zanders ist es, im Haff herumzuschwimmen und den Fischern dann eines Tages ins Netz zu gehen. Aber es kann auch anders kommen.

Ausra sitzt in ihrem Büro am Hafen von Nidden, der Wind fegt um die Ecken, sie träumt vom Spätherbst, wenn alle Besucher weg sind. Das ist die Zeit, in der sie sich ihre Wanderstiefel anziehen kann, die blonden langen Haare zum Zopf bindet und sagt: »So.« Eine halbe Minute später ist sie dann schon auf dem Weg in die Dünen. Bei so einer Exkursion landete ein mittelgroßer, leicht angebissener Fisch vor ihren Füßen.

Zu den skurrilen Entwicklungen der letzten Jahre gehört die explosionsartige Vermehrung der Kormorane auf der Nehrung. Selbst die amtlichen Naturschützer sind gespalten in der Frage, wie viele Kormorane die Nehrung verträgt. »Die Ornithologen denken so, und die Fischforscher widersprechen vehement«, sagt Aušra.

1990 gab es ein Dutzend Nester. Die kleine Gemeinschaft der Kormorane wohnte in einem Wald schöner alter Eichen, die schon Thomas Mann Schatten gespendet haben mögen, an der Straße, die bei Juodkrante durch die Nehrung führt.

Die Kormorane bewohnen die Gipfel, und die Reiher sitzen ein Stockwerk tiefer.

Da kommt so einiges an Vogelkot von oben, denn wenn Kormorane etwas besonders gut können, dann ist es, alte Wälder und grüne Vegetation in einen weiß gesprenkelten Geisterwald voller Baumgerippe zu verwandeln, der einen frösteln lässt, so sehr sieht er nach Weltuntergang aus. Sie ersticken das Leben mit ihren sauren Ausscheidungen, hinterlassen aber einen gut gedüngten Boden und ziehen dann weiter.

In den guten alten schlechten Zeiten sorgten die Fischer der Nehrung dafür, dass es bei den zwölf Nestern blieb. Sie jagten sie und zerstörten ihre Nester. Wenn auf etwa Verlass ist, dann ist es der Futterneid. Kormorane brauchen, um groß zu werden, etwa 400 Gramm Fisch am Tag. Das summiert sich auf grob geschätzt 100 Kilo im Jahr – pro Vogel.

1991 kam bekanntlich die Unabhängigkeit und damit auch ein neuer Geist und neue Regeln. Kormorane standen fortan unter Naturschutz.

Heute gibt es in jenem Wäldchen etwa dreitausendfünfhundert Kormorane. Man kann sie in großen Geschwadern auf dem Haff jagen sehen. Vom ersten bis zum letzten Vogel sind es vielleicht 300 Meter, und die Luft ist schwarz von Flügeln. Manchmal lichtet sich die Wolke. Dann sind die Vögel gerade auf Tauchstation. Sie kommen bis zu 30 Meter tief.

Nun sind Kormorane sensible Tiere, vor allem wenn sie mit der Beute zwischen den Zähnen den Heimweg zum Nest antreten.

»Wenn jemand sie erschreckt, wenn sie einen Fang im Maul haben, dann werfen sie ihn ab. Es macht laut platsch. Sie lassen sie aus 30 Meter Höhe fallen. Man kann froh sein, dass sie einem nicht auf den Kopf fallen«, sagt Aušra. Nun ist es nicht so, dass die Dünen voll mit Fischen liegen. Es gibt auch andere Abnehmer.

Ausra lacht leise in sich hinein, denn rund um die schreckhaften Kormorane hat sich eine ganz neue Nahrungskette gebildet. Wildschweine, so sagt sie, können Laute ausstoßen, die Kormorane Schrecken einjagen. Und obwohl ein Kormoran in der Luft von einem Wildschwein am Boden eigentlich nichts zu befürchten haben sollte, lassen Kormorane ihre angebissene Beute dann fallen.

PS: Zu den litauischen Kormoranen gesellen sich noch einmal dreimal so viele Vögel jenseits der Grenze im Oblast Kaliningrad. Wenn sie nun gemeinsam jagen gehen, sind fast fünfzehntausend Vögel unterwegs. Jeder Kormoran braucht – wie gesagt – 400 Gramm Fisch am Tag. Wenn man das durchrechnet, kommt man zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die vereinten Kormorane der Nehrung am Tag etwa sechs Tonnen Fisch erbeuten. Schwere Zeiten für die Zander.

Eisfischen auf der Nehrung

Im Nachbarort Preila wohnen ein paar Fischer, ihre Stahlkähne ankern im Haff, sie fahren abends raus und kommen frühmorgens zurück. Im Sommer sieht man sie oft auf kleinen Bänken vor ihren roten kurischen Häusern mit den blauen Fenstern sitzen – und Netze flicken, und manchmal kreist die Flasche. Einer von ihnen heißt Stasys. Auch er gehört zu jenen Fischern, die früher dafür gesorgt haben, dass die Kormorane nicht zu viele wurden. Ein freundlicher runder Mann von heiterer Gelassenheit, der die Dinge nimmt, wie sie so kommen.

Zwölf Jahre ist es her seit meinem letzten Besuch. Stasys ist mit der Zeit gegangen. Er hat sich die Zähne machen lassen – die alten Goldzähne im Sichtbereich sind verschwunden –, und leider auch das knatternde hochbeinige Unikum, eine Mischung aus Trecker und Motorrad, mit dem wir damals auf dem Eis waren. Aber sonst ist die Zeit auf angenehme Weise stillgestanden.

Die Einheimischen, das hat Aušra verraten, haben Sehnsucht nach dem Winter. Stasys macht da keine Ausnahme.

Wenn es sehr kalt ist und das Haff zufriert, dann fährt Stasys immer noch zum Stinte klopfen. Das ist ein sehr alter Brauch der Kuren. Stasys hat es von seinem Vater gelernt. Die Fische werden durch rhythmisches Schlagen am Eisloch angelockt.

Aber schon damals fragte ich mich, ob das die Fische noch wissen?

Stasys saß auf einem Klapphocker, mit dicken Handschuhen und Fellmütze, in winddichter Joppe und mit roter Nase, und klopfte mit zwei Schlegeln aufs Eis. Dabei murmelte er die Worte, die etwa so klangen wie »Stinte, komme«, und auf jede Silbe gab es einen Schlag.

Eisfischen ist ein Glücksspiel. Der eine zieht an seinem Eisloch einen Fisch nach dem anderen raus, und zwanzig Meter weiter beim nächsten Eisloch gibt es nur lange Gesichter.

Stasys und seine Brüder fuhren lange mit einem hochbeinigen Eigenbau aufs Eis. Das Haff ist groß – und in der Ferne sieht man schemenhaft das Ufer des Memellandes.

Schon der Start war nicht ohne.

Stasys trat zehn Minuten lang auf den Kickstarter, aber der alte Bock, ein Zwitter zwischen Motorrad und Trecker, wollte nicht so recht.

Auch ein Eisloch weiter war die Ausbeute sehr übersichtlich. Der Ostwind pfiff übers Eis und brachte Kälte aus Sibirien. Die drei Männer am Eisloch hatten einen eisernen Rhythmus. Einer fuhr das Ungetüm. Zwei saßen auf dem Anhänger. Wenn die Stinte nicht recht ins Netz wollten, dann fuhren die Männer ein paar hundert Meter weiter, hackten ein neues Loch ins Eis, und einer von ihnen schlug mit dem Holzknüppel aufs Eis.

So ein Loch muss siebzig auf siebzig Zentimeter groß sein, mit langen Stangen stoßen sie das Netz unters Eis.

Zwei warten im Wind, einer trommelt. »Gibt es Streit, wer trommelt?« – »Nein – so spannend ist das nicht. Ziemlich eintönig«, sagte Stasys, und die Brüder nicken lächelnd.

Dann ruckte es endlich. Fünf Fische zappelten im Netz.

Stinte sind etwa zehn Zentimeter lang und dick wie ein Mittelfinger. Satt macht diese Beute niemand, sicher nicht die drei Männer.

Stasys fischte ein dickes Buch aus der Tasche, mit vorgezogenen Linien, irgendwas Amtliches.

»Wir müssen jeden Fang sofort notieren. Das will die EU so. Auch wenn es nur fünf Fische sind.«

Stacys zog die Handschuhe aus und notierte im eisigen Wind, und als ihm die Finger dann richtig kalt wurden, brummte er noch: »Zu sowjetischen Zeiten war die Bürokratie nicht so schlimm. Da hatten wir Zeit mit dem Eintrag, bis wir nach Hause kamen.«

Stacys und seine Brüder sind nicht die Sorte Menschen, die sich von Rückschlägen entmutigen lassen. Also fahren sie weiter aufs Eis. Irgendwann werden die Stinte schon kommen.

Onkel Toms Hütte – Ein Nobelpreisträger macht Urlaub

Hoch über dem Haff steht ein Holzhaus mit dunkelroten Wänden, leuchtend blauen Fensterrahmen, Glasveranda, gekreuztem Giebel und Strohdach, größer als eine Fischerstube und kleiner als ein Herrenhaus. Oben unter dem Dach saß Thomas Mann nach seinem morgendlichen Waldspaziergang und schrieb drei Sommer lang an »Joseph und seine Brüder«. Da musste es dann still sein auf dem »Schwiegermutterberg« von Nidden.

Im Volksmund hatte sich für die Dichterklause schnell der Spitzname »Onkel Toms Hütte« eingebürgert, so Enkel Frido (aus: Mein Nidden, Frido Mann, Mare Verlag).

Thomas Mann war Rotarier, und wie jedes Mitglied in diesem Herrenclub musste auch er gelegentlich einen Vortrag halten. Seine Wahl fiel auf das Thema »Mein Sommerhaus«. Immer wieder zöge es ihn und seine Familie im Sommer an die See. Moderne, gar mondäne Badeorte gefielen ihnen nicht. Zu trivial. So kamen sie auf Nidden, Fischerort und Malerkolonie auf der Kurischen Nehrung. Klang das nicht sehr verlockend und nach einer Alternative zum Ostseebad Hiddensee, wo Manns Rivale Gerhart Hauptmann thronte?

Als Thomas Mann 1930 sein Sommerhaus bezog, war Nidden von München eine lange Reise entfernt. Zwei Übernachtungen im Schlafwagen. Erst von München nach Berlin, dann von Berlin nach Königsberg, mit dem Taxi weiter nach Cranz und dann noch mal zwei Stunden mit dem Dampfschiff nach Nidden.

Thomas Mann brauchte wie alle Besucher aus Deutschland ein Visum für Nidden. Nidden lag seit 1923 auf litauischem Gebiet.

Das Ehepaar Mann reiste mit dreien ihrer sechs Kinder an, mit Monika, Michael und Elisabeth, einer Köchin und deren Sohn. Thomas Mann hatte den Nobelpreis gewonnen und von dem Geld die Schulden seiner beiden großen Kinder Klaus und Erika von deren Weltreise beglichen, zwei Autos erstanden und sich das Ferienhaus in Nidden bauen lassen.

Wenn man über Nidden schreibt, ist es schwer, Worte zu finden, die nicht einer der Manns schon über Nidden geschrieben hat. Denn statt in aller Ruhe in der Ostsee zu baden, Elche aus der Nähe zu bestaunen und frischen Zander aus dem Haff zu ziehen, wetteiferten alle – von der Schwiegermutter bis zum Urenkel – darum, Nidden in Worte zu fassen. Nur eine machte darin eine Ausnahme.

»In dieser Familie muss es einen Menschen geben, der nicht schreibt«, vertraute Katia Mann ihren Biographen an.

Dafür schwelgte dann der Ehemann umso mehr. Thomas Mann wähnte sich im Süden: »Das Wasser des Haffs ist im Sommer bei blauem Himmel tiefblau. Es wirkt wie das Mittelmeer. Es gibt dort eine Kiefernart, Pinien ähnlich. Die weiße Küste ist schön geschwungen, man könnte glauben, in Nordafrika zu sein.«

»Wenn einem nicht ein Bild in der Seele fehlen soll …«