Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten im Rhein-Main-Gebiet - Ernst Wrba - E-Book

Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten im Rhein-Main-Gebiet E-Book

Ernst Wrba

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Beschreibung

Zwischen Rheingau, Taunus, Spessart und Reinhessen breitet sich das wunderschöne Rhein-Main-Gebiet aus. Mit der Metropole Frankfurt und den Großstädten Mainz, Wiesbaden und Darmstadt, die unterschiedlicher kaum sein könnten, lässt diese Region keine Wünsche offen. Erkunden Sie die Gegend mit dem Wohnmobil! Ernst Wrba führt Sie zu den 15 schönsten Zielen, seinen persönlichen Geheimtipps und den passenden Stell- und Campingplätzen.

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ZIELE IM ÜBERBLICK

Rüdesheim / Bingen

Eltville / Geisenheim

Wiesbaden

Mainz

Königsstein / Kronberg / Eppstein

Bad Homburg

Wetterau

Vogelsberg

Offenbach / Hanau

Frankfurt

Main / Höchst bis Mainspitze

Dreieich / Darmstadt

Grube Messel / Kühkopf Knoblochsaue

Seligenstadt / Aschaffenburg

 

Groß Umstadt

KLEINE AUSZEITENIM

-RHEIN-MAIN-GEBIET-

INHALT

EINLEITUNG

Zwischen Keltenwelt und Skyline

Kleine Auszeiten im Rhein-Main-Gebiet

1Unterhalb der Germania

An den Ufern des Rheins um Rüdesheim und Bingen

2Riesling und Kultur

Im Rheingau zwischen Eltville und Geisenheim

3Ehemalige Weltkurstadt

Wiesbaden zwischen Rhein und Taunus

4Die rheinland-pfälzische Metropole

Sehenswertes in Mainz von den Römern bis heute

5Am Rande des Taunus

Idstein, Königstein, Kronberg und Eppstein

6Die Römer und die Homburger

Von Bad Homburg auf die Höhen des Taunus

7Burgen und Gradierwerke

Die Perlen der westlichen Wetterau

8Im Bilderbuch der Geschichte

Highlights zwischen Vogelsberg und Wetterau

9An den Gestaden des Mains

Sehenswertes zwischen Offenbach und Hanau

10Gotik und Skyline

Frankfurts Glanzlichter

11Bekanntes und versteckte Orte

Zwischen Höchst und Mainspitze

12Grüne Lunge

Rund um Dreieich

13Reiches Kultur- und Naturerbe

Darmstadt und Kühkopf-Knoblochsaue

14Grenzland zu Bayern

Seligenstadt, Aschaffenburg, Groß-Umstadt

Orts- und Sachregister

Impressum

Der Kasteler Strand an der Bastion von Schönborn gegenüber von Mainz

ZWISCHEN KELTENWELT UND SKYLINE

Kleine Auszeiten im Rhein-Main-Gebiet

Altrheinarm im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue

Zwischen Reinhessen, Rheingau, Taunus, Wetterau, Vogelsberg, Spessart und Odenwald breitet sich das Rhein-Main-Gebiet mit der Metropole Frankfurt, den Großstädten Mainz, Wiesbaden und Darmstadt und zahlreichen kleineren Städten aus, die interessanter und unterschiedlicher kaum sein könnten. Dieses Buch führt Sie zu den bekannten Tourismus-Highlights, weniger bekannten Geheimtipps und vielem Sehenswerten dazwischen. Dazu empfiehlt es die passenden Camping- und Wohnmobilstellplätze.

Das Rhein-Main-Gebiet, dessen Grenzen unterschiedlich definiert sind, erstreckt sich mit seinen rund sechs Millionen Einwohnern im Wesentlichen zwischen den Mittelgebirgen Taunus, Vogelsberg, Spessart, Odenwald und dem Rheinhessischen Hügelland. Die größte, weltweit bekannte Stadt und Zentrum der Metropolregion ist Frankfurt. Der Rhein-Main-Flughafen und der Frankfurter Hauptbahnhof gehören zu den größten ihrer Art in Europa. Trotzdem ist die Region kein klassisches Reiseland. Die meisten Urlauber konzentrieren sich auf Frankfurt und dort den Römerberg und die neue Altstadt, sowie die Klassiker Mainzer Dom, Rüdesheim und die Germania und dann geht es schon auf zur Rheinromantik. Dabei hat die Region so unendlich viel mehr zu bieten, was einen längeren Aufenthalt lohnt.

SEHENSWERTES IN 14 TOUREN

Jede Menge Superlative – also das Beste, Schönste, Interessanteste, Spannendste, Bedeutendste, Geheimnisvollste, Idyllischste und Romantischste haben wir in 14 Touren und Regionen zusammengefasst, und zwar so, dass man es an einem Wochenende erkunden und erleben kann. Im Rheingau ziehen sich die Weinberge hinauf bis zu den bewaldeten Taunushöhen, eine alte Kulturlandschaft mit dem ältesten Haus Deutschlands, Burgen, Schlössern und Klöstern. Auf der anderen Seite des Rheins liegt Bingen, wo Hildegard von Bingen gewirkt hat. An den Rheingau schließt sich die ehemalige Weltkurstadt und heutige Landeshauptstadt Wiesbaden an mit ihrer wunderschönen erhaltenen Gründerzeitarchitektur. Gegenüber des Rheins liegt die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz, die auf eine 2000-jährige Geschichte zurückblicken kann. Nordöstlich erstreckt sich der Hochtaunus mit seinen stillen Wäldern, ein Eldorado für Wanderer und Mountainbiker. An seinen Hängen liegen mittelalterliche Städte, Schlösser und Burgruinen, Täler mit Mühlen, die mondäne Kurstadt Bad Homburg und die Fachwerkstadt Butzbach. Östlich des Taunus und nördlich von Frankfurt liegt die stille Wetterau mit ihren fruchtbaren, sanft hügeligen Feldern, idyllischen Tälern und Sole- und Heilquellen, die schon die Kelten vor 2300 Jahren zu nutzen wussten. In Bad Nauheim wurde über die Quellen das Sprudelbad, die größte Jugendstilanlage Europas, gebaut. Im Osten der Wetterau schmiegen sich abgelegene Orte an die Ausläufer des Vogelsbergs. Dort hat sich Altes erhalten, wie Büdingen und die Ronneburg, wo das Mittelalter wie im Bilderbuch spürbar ist. Auf dem Glauberg verbinden sich die sensationellen Keltenfunde mit moderner Architektur. Weiter südlich begrenzen Spessart und die Ausläufer des Odenwalds, wo sich bei Groß-Umstadt ein kleines, aber feines Weinbaugebiet erhalten hat. Im Süden am Beginn der Bergstraße liegt Darmstadt mit seiner Mathildenhöhe, auf der sich vor über 100 Jahren im Zentrum des Jugendstils die Wende zur Moderne abzeichnete. Deshalb steht sie auf der Anwärterliste der Welterbestätten der UNESCO. Die benachbarte Grube Messel mit ihren Fossilienfunden hat diesen Status bereits inne. Westlich von Darmstadt ist vor vielen Jahren ein streng geschütztes Naturreservat um einen Altarm des Rheins entstanden.

Der Römerberg mit Alter Nikolaikirche und Gerechtigkeitsbrunnen

IM ZENTRUM LIEGT FRANKFURT

Im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets liegt die Metropole Frankfurt, für die allein man sicher mehr als nur ein Wochenende benötigt. In den zahlreichen Museen am Mainufer könnte man schon einen Tag zubringen. Gegenüber am Mainufer wachsen Palmen, hinter denen die spiegelnden Hochhäuser aufragen. Die City ist recht klein im Vergleich zu anderen Metropolen, sodass man sie gut zu Fuß erkunden kann. Östlich am Mainufer wartet Offenbach mit interessanten Museen, einem lebhaften Flohmarkt und grünen Parks. Mainaufwärts reihen sich bis Hanau Schlösser und Parkanlagen aneinander. Entlang des Mains zwischen Frankfurt und Mainz warten vergessene Heilquellen und die Reste einer einst weltbekannten Autorennbahn im Wald auf Entdeckung. Eine ideale Gegend für ausgedehnte Fahrradtouren ohne Steigungen durch Wälder und Felder oder an den Flüssen Main und Rhein. Im waldreichen Gebiet zwischen Frankfurt und Darmstadt kann man in endlosen Wäldern Erholung suchen und an blauen Baggerseen baden.

DER REGIONALPARK RHEINMAIN

Im weiten Umfeld um Frankfurt gibt es einen Grüngürtel mit mehr unbebauten Freiflächen als in vielen anderen Ballungsräumen. Ein Zusammenschluss der umliegenden Gemeinden mit Unterstützung des Landes Hessen und der Fraport AG gründete den sogenannten Regionalpark RheinMain. Ein 190 Kilometer langer Rundweg erschließt den Park für Radfahrer. An vielen Stationen wurden entweder vorhandene Stätten der Industriekultur angeschlossen oder Kunstwerke und Skulpturen errichtet, um den Park aufzuwerten. Insgesamt sollen im Lauf des Projekts 1000 Kilometer Wege angelegt werden. Es gibt kostenlose Karten, die man bestellen oder herunterladen kann (www.regionalpark-rheinmain.de).

INFOMATERIAL

Kostenloses touristisches Infomaterial bekommt man üblicherweise von den Fremdenverkehrsämtern und in den Tourist-Informationen vor Ort. Es lohnt sich meist, dort vorbeizuschauen oder sich vorab etwas zuschicken zu lassen. Die Adressen finden sich im Infoteil des jeweiligen Kapitels. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV bietet für Wanderer und Radfahrer hervorragende Prospekte mit ausgearbeiteten Touren, detaillierten Karten und ausführlichen Informationen über Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten an. Man kann sie kostenlos bestellen oder als PDF herunterladen unter rmv.de > Freizeit > Rhein-Main-Vergnügen. Die Touren sind so angelegt, dass man sie immer mit dem ÖPNV erreichen kann.

Rochusberg mit der Rochuskapelle in Bingen am Rhein

REGIONALE KÜCHE UND SPEZIALITÄTEN

Hessen à la carte ist eine Kooperation der hessischen Regionalküche. Rund 100 Mitgliedsbetriebe aus den unterschiedlichen Regionen Hessens bilden Deutschlands älteste regionale Qualitätsgemeinschaft. Die Internetseite bietet einen Restaurantführer: www.hessen-alacarte.de. Weingüter, Gutsausschänke und Straußwirtschaften im Rheingau, die meist auch regionale Küche anbieten, findet man unter www.rheingau.de. Frankfurt und Umgebung ist die Hochburg des Apfelweins. Dazu sollte man die Klassiker der hessischen Küche probieren wie Handkäse mit Musik, Rippchen mit Kraut oder Frankfurter Grüne Soße. Apfelweinkneipen findet man hier: www.ebbelwei-express.de. Frankfurt hat aber auch eine süße Spezialität, die es nur hier gibt: die Bethmännchen. Eine Mainzer Spezialität, die man in jeder Weinstube und am Wochenmarkt am Dom bekommt, ist »Weck, Worscht un Woi« (Brötchen, Wurst und Wein).

CAMPING- UND STELLPLÄTZE

Da das Rhein-Main-Gebiet keine klassische Urlaubsdestination ist, fällt das Angebot an Camping- und Stellplätzen nicht üppig aus. Ausgerechnet Frankfurt hat diesbezüglich kaum etwas zu bieten, Darmstadt ist auch schlecht aufgestellt. Aber Wiesbaden und Mainz haben gute Stellplätze und einen hervorragenden Campingplatz. Im Rheingau ist vor allem der Campingplatz in Rüdesheim absolut top. Der Vordertaunus hat einige Stellplätze und einen Campingplatz, die Wetterau hat hingegen überhaupt keinen Camping-, aber einige Stellplätze. Östlich von Frankfurt entlang des Mains sieht es wesentlich besser aus. Der Campingplatz Mainflingen bei Seligenstadt ist ein schöner Urlaubscampingplatz mit Badesee. Zwischen Frankfurt und Darmstadt gibt es einige Campingplätze, die vorwiegend von Dauercampern geprägt sind und mit der Geräuschkulisse von Flughafen und Autobahn leben müssen. Aber für einen kurzen Aufenthalt sind sie durchaus zu empfehlen.

Altstadtgasse in Kronberg

Killingerhaus in Idstein

Die Theodor-Heuss-Brücke verbindet Mainz mit Wiesbaden.

UNTERHALB DER GERMANIA

An den Ufern des Rheins um Rüdesheim und Bingen

Die Wallfahrtskirche Rochuskapelle am Rande rheinhessischer Weinberge

1

Am Beginn des Mittelrheintals, wo die Nahe bei Bingen in den Rhein mündet, stehen sich der rheinhessische Rochusberg und die Weinhänge zwischen Niederwalddenkmal und Rüdesheim am Rhein gegenüber. Eine Fähre verbindet den hessischen Rheingau und das rheinlandpfälzische Rheinhessen miteinander.

Der Rüdesheimer Campingplatz ist ein idealer Ausgangspunkt, um Rüdesheim und seine Umgebung zu Fuß zu erkunden. Nach einem Bummel durch die Altstadt mit der Drosselgasse kann man durch die Weinberge zur Germania wandern oder die Seilbahn dafür nehmen. Oben wartet dann zu Füßen des Niederwalddenkmals ein fantastischer Aussichtspunkt, der jährlich Besucher aus aller Welt anlockt. Von dort kann man auf einem Spaziergang den geheimnisvollen Niederwald kennenlernen. Gegenüber des Rheins liegt Bingen mit seinem sehenswerten Kulturufer, an dem die Personen- und Fahrradfähre von Rüdesheim anlegt. Steil ragt der Rochusberg auf, gekrönt von der Rochuskapelle. Auch auf dieser Rheinseite bieten der Binger Campingplatz Hindenburgbrücke oder der nebenan liegende Wohnmobilpark gute Ausgangspunkte für die Erkundung.

MEHR ALS NUR DIE DROSSELGASSE

Wenn man vom Campingplatz Rüdesheim an der Uferpromenade flussabwärts geht, erreicht man über einen Bahnübergang die Rheinstraße, hinter der die Altstadt liegt. Rechts ragt direkt neben den Bahngleisen stolz der Adlerturm auf, fast das einzige Überbleibsel der ehemaligen Stadtbefestigung. Seinen Namen erhielt er vom Gasthof, der sich in seinen Mauern befand, und in dem Goethe mehrmals Quartier bezog.

Schräg gegenüber befindet sich die Tourist-Information. Wenn man die Rheinstraße nach links entlanggeht, kommt man an kleinen Querstraßen vorbei, die nach rechts in die Altstadt führen. Die schmalste ist die berühmte Drosselgasse, die nur zwei Meter breit ist. Sie zieht jährlich etwa drei Millionen Touristen an, die sich eng an eng durch die nur 144 Meter lange Gasse schieben, staunend und bewundernd oder auf der Suche nach weinseliger Gemütlichkeit. Wer hier wirklich einkehren will, dem sei Breuers Rüdesheimer Schloss empfohlen, von dessen Hof aus man dem Treiben zuschauen kann.

In den späten 1920er-Jahren wurde das Hotel Lindenwirt eröffnet, das sich auf der östlichen Seite der Gasse befindet. Im Hof kann man sich Hotelzimmer in riesigen Weinfässern anschauen, mit eigenem Bad, versteht sich. Bei einem Bombenangriff 1944 wurden die meisten Häuser der Drosselgasse zerstört und in den 1950ern neu aufgebaut.

Am oberen Ende der Drosselgasse trifft man links auf den Brömserhof mit seinem fotogenen rot-weißen Fachwerkturm. Der Stammsitz der Familie Brömser wurde im 16. und 17. Jahrhundert von einem spätmittelalterlichen Adelssitz in ein schlossartiges Anwesen umgewandelt. Im Gewölbe des hinteren Baus sind Malereien von 1559 noch bestens erhalten. Seit 1975 ist hier Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett beherbergt, ein äußerst interessantes Museum mit einer Sammlung von 350 selbstspielenden Musikinstrumenten, die ihresgleichen sucht.

Tipp

Etwas aus der Mode gekommen ist der Rüdesheimer Kaffee, den man hier aber trotzdem mal probieren sollte. Rüdesheimer Kaffee ist eine 1957 für Asbach erfundene Kaffeespezialität. In der speziellen Rüdesheimer Kaffeetasse wird Asbach Uralt mit Würfelzucker erwärmt und flambiert. Anschließend wird starker Kaffee dazugegeben, mit einer Schlagsahnehaube bedeckt und mit Schokoladenstückchen dekoriert.

Blick auf Rüdesheim mit Niederburg und Boosenburg

Rüdesheimer Kaffee

Drosselgasse in Rüdesheim

MITTELALTERLICHES AM RHEIN

Wenn man der Oberstraße noch ein kleines Stück weiter folgt und dann links in die Niederstraße abbiegt, erkennt man Richtung Rheinufer die Niederburg oder Brömserburg, eine der ältesten Burganlagen im Oberen Mittelrheintal. Nach wechselvoller Geschichte mit Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, romantisierenden Umbauten im 19. Jahrhundert und deren Rückbau in den 1950er-Jahren beherbergt die Burg heute das 2021 wieder eröffnete Rheingauer Weinmuseum. Ein kleines Stück oberhalb erhebt sich hinter einer hohen weißen Villa der noch höhere Turm der Boosenburg oder auch Oberburg.

Zurück in der Oberstraße gelangt man zum Foltermuseum im historischen Kellergewölbe eines Hauses, interessant für Erwachsene, aber eher nicht geeignet für Kinder. Wenn man die Oberstraße weiter hinaufgeht, gelangt man schließlich zu Fuß in einer halben Stunde zur Abtei St. Hildegard. Der mächtige neobarocke Klosterbau wurde erst 1904 von Benediktinerinnen als Nachfolger der von Hildegard von Bingen gegründeten, nicht mehr existenten Klöster Rupertsberg und Eibingen bezogen. Die Abteikirche steht Besuchern von frühmorgens bis ca. 20 Uhr offen.

Das Rhein-Nahe-Eck in Bingen bietet wunderbare Ausblicke.

GERMANIA UND NIEDERWALD

In der Oberstraße befindet sich schließlich noch die Talstation der Rüdesheimer Seilbahn, die uns auf die Höhen des Niederwalds bringt (www.seilbahn-ruedesheim.de). Ihr Vorgänger war eine Zahnradbahn, die seit 1884 die zahlreichen Besucher zum neu eingeweihten Niederwalddenkmal brachte. Die Zerstörungen eines Bombenangriffs 1944 bedeuteten für sie das dauerhafte Ende. Die Fahrt mit der Seilbahn über die Weinberge lohnt sich alleine schon wegen der fantastischen Aussicht. In der Nähe der Bergstation befindet sich ein Besucherzentrum und daneben das moderne Restaurant Am Niederwald. Ein kleines Stück unterhalb steht der neu wiederaufgebaute Niederwaldtempel, der einen tollen Blick über das Rheintal bietet. 1788 wurde hier ein Aussichtstempel errichtet, der 1944 zerstört wurde. Erst 2006 wurde der heutige Tempel errichtet.

Von hier gelangt man nun endlich zur Germania, die das gigantische, insgesamt 38 Meter hohe Niederwalddenkmal krönt. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 begannen die Planungen, um der Gründung des Deutschen Kaiserreichs Ausdruck zu verleihen. Bei der Einweihungsfeier hielt Kaiser Wilhelm I. eine Rede, deren letzte Worte im Donner von Salutschüssen untergingen. Damit sie nicht gänzlich verloren gingen, meißelte man sie am Treppenaufgang in den Sockel ein.

Leicht versteckt hinter der Germania wartet die Adlerwarte Niederwald mit regelmäßigen Flugtrainings. Die Adlerwarte ist eine private Einrichtung zur Aufzucht und Pflege verletzter Greifvögel und Eulen, die später wieder in die Freiheit entlassen werden. Ca. 35 Vögel können während der Öffnungszeiten besichtigt werden.

KURZ VOR ERREICHEN DER BERGSTATION schwebt die Bahn schräg über dem beliebten Ausflugslokal Das Rebenhaus vorbei, von dessen Terrasse man einen traumhaften Blick abseits allen Trubels über die Weinberge hat. Ein kurzer Abstecher dorthin von der Bergstation lohnt allemal. Tel. 06722/496 70 60, www.das-rebenhaus.de.

MEHRERE SPAZIER- UND WANDERWEGE führen durch den Landschaftspark Niederwald mit seinen verschiedenen Bauten der Romantik, die teils sensationelle Ausblicke auf das Obere Mittelrheintal bieten. 1764 baute der Adelige Johann Friedrich Karl Maximilian von Ostein auf der bewaldeten Anhöhe ein Jagdschloss, in dem heute ein Hotel untergebracht ist. Einige Jahre später schuf er zu Beginn der Epoche der Rheinromantik einen der frühesten romantischen Landschaftsgärten mit Bauten wie Rundtempel, Eremitage, der künstlichen Ruine Rossel, Rittersaal und Zauberhöhle.

Die Germania auf dem Niederwalddenkmal

Blick auf Rüdesheim von der Seilbahn aus

Lebhaftes Treiben am Binger Kulturufer

ÜBER DEN RHEIN NACH BINGEN

Um den Rhein nach Bingen zu überqueren, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder mit der Personen- und Fahrradfähre, die von der Brücke 8 beim Adlerturm ablegt, oder mit der großen Autofähre, die am westlichen Ortsende von Rüdesheim ablegt.

Auf dem Gelände von früheren Bahn- und Industriebrachen am Rheinufer entstand das Kulturufer, eine lange Uferpromenade mit Themengärten, Skulpturen, Cafés und Weinprobierständen. Neben dem alten Hafen-Verladekran befindet sich im ehemaligen Zollamtsgebäude heute das gleichnamige Restaurant mit Bar, ein von Jung und Alt gern besuchter Treffpunkt. Kurz vor dem Ende der Promenade an der Nahemündung befindet sich das Museum am Strom. Der Name ist doppeldeutig, da es nicht nur am Fluss liegt, sondern sich auch im ehemaligen Elektrizitätswerk von 1898 befindet. Es bietet sehenswerte Dauer- und Sonderausstellungen über Hildegard von Bingen, die Rheinromantik und die Stadtgeschichte.

Tipp

Direkt an der Hafeneinfahrt zum Binger Hafen wurde 2020 das schicke und coole Design- und Wellnesshotel Papa Rhein eröffnet. Da, wo früher noch Lagerhallen im Hafengelände standen, kann man heute komfortabel übernachten. Außerdem kann man in einem topmodernen Restaurant sehr gut essen und im Wellnessbereich entspannen. Tel. 06721/350 10, www.paparheinhotel.de.

ZWISCHEN RHEIN UND NAHE

Ein paar Meter weiter trifft man am Rhein-Nahe-Eck auf die Nahemündung mit herrlichem Blick auf den im Fluss auf einer kleinen Insel stehenden Mäuseturm am hier beginnenden Oberen Mittelrheintal. Der Zollwachturm steht hier seit dem 14. Jahrhundert und diente dazu, die Rheinschiffer abzukassieren.

Hinter dem Mäuseturm befindet sich das Binger Loch, eine Engstelle im Rhein mit Stromschnellen, die früher die Schifffahrt vor große Herausforderungen stellte. Gegenüber auf der Rheingauer Seite ragen majestätisch die Ruinen der Burg Ehrenfels aus den Steillagen der Weinberge auf. Um 1220 ließ der Erzbischof von Mainz aus einer früheren Privatburg ein stattliches Schloss errichten. 1689 wurde es niedergebrannt. Während der Rheinromantik im 19. Jahrhundert wurde Burg Ehrenfels ein beliebtes Ausflugsziel für Reisende aus aller Welt. Auch Goethe besuchte die Burg im Jahr 1814.

Unweit des Naheufers gut 300 Meter weiter südlich ragt die imposante gotische Basilika St. Martin auf. Der romanische Vorgängerbau wurde auf den Grundmauern eines römischen Tempels errichtet. Sehenswert sind außer der romanischen Krypta aus dem 11. Jahrhundert die Thronende Madonna im Barbarabau, zwei Tonskulpturen aus dem frühen 15. Jahrhundert, ein Renaissance- und ein Barockaltar.

Der Binger Mäuseturm am Tor zum Weltkulturerbe Mittelrheintal

Die Burg Klopp erhebt sich über der Altstadt von Bingen.

AUF DEM ROCHUSBERG

Über Bingen erhebt sich der Rochusberg, ein lang gestreckter, bewaldeter Bergrücken. Über seinen Südhang ziehen sich Weinberge mit Spazierwegen, Weinlehr- und Naturlehrpfaden. Er ist zu Fuß, aber auch mit dem Auto zu erreichen. Unbedingt besichtigen sollte man die Rochuskapelle. Der heilige Rochus ist der Schutzpatron der Pestkranken. Ihm stiftete der Magistrat der Stadt Bingen 1666 nach einer Pestepidemie mit vielen Todesopfern eine Wallfahrtskapelle, die 1795 von französischen Truppen zerstört und 1814 neugotisch wiederaufgebaut wurde. Für Goethe war es »eine der schönsten Örtlichkeiten der Welt«. 150 Meter östlich errichtete man in Erinnerung des großen Frankfurter Dichters 1930/31 den Aussichtspavillon Goethe-Ruhe.

EINE AUSSICHTSREICHE RUNDWANDERUNG