Wolfsfreunde - Gill Lewis - E-Book

Wolfsfreunde E-Book

Gill Lewis

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Beschreibung

Ein Stück Wildnis in der Stadt Izzy und Asha sind wütend! Die Skull-Brüder behaupten, Mädchen könnten nicht Skateboard fahren. Sie machen sich auf die Suche nach einem Ort, um heimlich trainieren zu können, und finden ein abgelegenes, überwuchertes Fabrikgelände. Dort entdecken sie einen verletzten Wolf. Langsam nähern sie sich dem Tier, bringen ihm Futter und verarzten sogar seine Wunde. Auch die Skull-Brüder, die den Mädchen gefolgt sind, sind beeindruckt. Zwischen den Kindern und dem Tier entwickelt sich eine Freundschaft – und als auf »ihrem« Gelände Luxuswohnungen gebaut werden sollen, ist allen klar: Ein Plan muss her, um den Ort zu retten, der ihnen ans Herz gewachsen ist.

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Seitenzahl: 64

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Über das Buch

Izzy und Asha sind sauer! Die Skull-Brüder behaupten, Mädchen könnten nicht Skateboardfahren. Sie machen sich auf die Suche nach einem Ort, um heimlich zu trainieren, und finden ein abgelegenes, überwuchertes Fabrikgelände. Und dort, hinter einer Mauer, entdecken sie einen verletzten Wolf. Langsam nähern sie sich dem wilden Tier an. Doch dann droht dem Wolf die Vertreibung! Was können die Kinder tun, um ihren Wolfsfreund und ihren geheimen Ort zu retten?

Ich war die Erste, die den Wolf gesehen hat.

Na gut, Connor hat ihn vor mir gesehen, aber nur seinen Hinterkopf. Egal, Connor spielt keine Rolle, weil er mein kleiner Bruder ist.

Also war ich, Izzy Jones, die Erste, die ihn gesehen hat. Ich war die Erste, die ihm in die Augen geblickt hat.

Was aber tut ein Wolf in einem alten, leer stehenden Gaswerk mitten in London? Er hätte einfach nicht dort sein sollen.

Aber andererseits: Keiner von uns hätte dort sein sollen.

Wir wären nie zum alten Gaswerk gegangen, hätte es nicht die Skull-Brüder gegeben, Luke und Scott. Luke ist zwölf und Scott ist zehn – so alt wie ich.

Ich kenne sie schon seit Ewigkeiten.

Luke hat schon in der Grundschule immer Ärger gemacht, aber Scott war damals in Ordnung. Er hat mit mir zusammen Umwelt-Aufgaben erledigt, zum Beispiel die Vogelhäuschen im Winter befüllt. Und in den Pausen haben wir mit Kreide den ganzen Schulhof mit Tierbildern bekritzelt.

Aber jetzt spricht Scott nicht mehr mit mir.

Scott spricht überhaupt mit niemandem mehr.

Er kommt nicht oft zur Schule, und wenn doch, dann hängt er mit Luke rum.

Alle behaupten, sie stecken in Schwierigkeiten. Einen Lehrer habe ich sagen hören, dass sie bei ihrer Oma leben, weil ihre Mum nicht mehr mit ihnen zurechtkommt. Luke und Scott glauben, dass ihnen rundherum alles gehört. Sie sagen, dass ihnen der Skateboardpark gehört, und sie haben dort Skulls, Totenschädel, auf den Beton gesprayt. Na ja, das ist nicht wirklich ein Skatepark, nur eine Doppelrampe gleich neben dem Spielplatz für Kleinkinder – aber mehr gibt es nicht für uns. Rund um das Gelände dürfen wir nicht skaten oder Ball spielen. Als ob dort Spaß verboten ist.

Luke hat gesagt, dass niemand den Skatepark benutzen darf, der keinen Ollie beherrscht. Das ist, wenn dein Brett einen Luftsprung macht, während du noch draufstehst. Asha hat gesagt, wir brauchen jemanden, der uns die Tricks beibringt. Aber Luke hat geantwortet, dass Mädchen überhaupt nicht skaten können.

Darüber war Asha wirklich sauer. Sie sagte, das geht gar nicht, dass diese Skull-Brüder uns vorschreiben, was wir tun sollen. Und das war dann der Tag, an dem wir uns zum Gaswerk aufgemacht haben. Wir wollten einen Platz finden, an dem wir uns in Ruhe die Skateboardsprünge beibringen konnten. Wir wollten Luke und Scott zeigen, dass Mädchen besser skaten können als sie.

Deshalb beginnt unsere Geschichte eigentlich, bevor wir den Wolf sehen. Sie beginnt damit, dass wir draußen vor dem Zaun stehen, der die verfallenen Gebäude umgibt, und einen Weg suchen reinzukommen.

Es ist Juli und es ist heiß.

Durch die Straßen rauscht der Feierabendverkehr. Die Luft ist voll von Staub und Autoabgasen. Die Fahrer hupen sich genervt an. Alle wollen schnell nach Hause. Niemand scheint uns zu bemerken, wie wir draußen vor dem alten Gaswerk stehen. Als ich am Drahtzaun zerre, tropft mir der Schweiß den Rücken runter.

Connor zieht mich zurück und deutet auf ein Schild, auf dem steht Gefahr – Eintritt verboten.

»Wir können da nicht rein, Izzy«, sagt Connor. »Mum bringt uns um, wenn sie Wind davon kriegt.«

»Okay, sie wird’s nicht erfahren und du wirst ihr nichts erzählen«, sage ich. »Vor sechs kommt sie nicht von der Arbeit heim. Deshalb haben wir dich mitgenommen.«

»Ich geh da nicht rein«, sagt er, verschränkt seine Arme und blickt mich böse an, um mir zu zeigen, dass er es ernst meint.

»Okay, ich kann dich jederzeit nach Hause bringen«, drohe ich.

Connor sieht aus, als würde er gleich weinen, und ich fühle mich schlecht. Ihm damit zu drohen, ist fies. Ich weiß, dass er nicht mit Dad zu Hause rumhängen will. Dad hat seinen Job vor sechs Monaten verloren und hat seitdem die Wohnung kaum verlassen. Er sitzt zu Hause rum und meckert über alles, was Connor und ich tun. Früher ist er mit uns immer ins Kino gegangen und in den Park, aber das macht er jetzt nicht mehr.

Asha wühlt in ihrer Tasche. »Du kannst meine Chips haben«, sagt sie zu Connor und hält die Chipstüte so hoch, dass er sie nicht erreichen kann. Asha kennt ihn seit seiner Geburt. Manchmal glaube ich, sie kennt ihn besser als ich.

Connor runzelt die Stirn. »Kann ich alle haben?«, fragt er.

Asha hält die Tüte weiter hoch. »Erst, wenn wir drin sind.«

Er kickt gegen den Zaun und zupft einige Büschel Unkraut aus, die daran hochwachsen. »Hier geht’s durch«, sagt er. »Durch dieses Loch passen wir.«

Asha und ich quetschen uns nach ihm durch die Lücke und werden von Brennnesseln gestochen, als wir unsere Taschen und Skateboards unter dem Draht durchschieben.

»Kein Wort, Connor«, sage ich. »Kein Wort zu niemandem.«

Das Gaswerk steht seit Jahren leer. Großvater hat uns erzählt, dass er sich daran erinnert, wie die Lastkähne die Themse hochkamen, voll mit Kohle, die im Gaswerk verbrannt wurde, um die Stadt mit Gas zu versorgen. Die riesigen Stahlskelette der Gasometer gehören zur Silhouette unserer Stadt.

Und nun ist das Gelände Ödland. Fernsehfirmen kommen hierher, um düstere Krimis zu drehen. Und ich hab gehört, dass das Gelände verkauft werden soll, um darauf Läden und Büros zu bauen. Aber passiert ist bis jetzt nichts.

Wir gehen um einen der riesigen Gastanks aus Stahl herum. Vor uns breitet sich eine enorme Fläche aus, mit Unkraut überwuchert, von Schienen durchzogen, auf denen alte Güterwagen vor sich hin rosten. Das sieht so aus wie in einem dieser Weltuntergangsfilme, in denen alle sterben und die Pflanzen die Herrschaft übernehmen.

»Ich hätte nicht gedacht, dass das Gelände so groß ist«, sagt Asha.

»Das ist echt endlos«, sage ich.

Asha stupst mich. »Da drüben am Fluss ist der Boden glatter. Da üben wir.«

Asha reicht Connor die Chips und wir legen unsere Boards auf den Beton. Der Boden ist uneben und selbst aus den kleinsten Ritzen sprießt Unkraut. Aber dort kann uns niemand sehen und wir können machen, was wir wollen.

Während er seine Chips mampft, entfernt sich Connor von uns und geht eine Rampe zum Fluss hinunter. Er steht am Wasser und drückt seine Fußspitze in den Streifen aus Plastikmüll und Dosen, der sich am Ufer entlangzieht und die Flutgrenze anzeigt.

»Bleib vom Wasser weg, Con!«, schreie ich.

Asha schubst mich. »Komm schon«, sagt sie, »zeigen wir den Skull-Brüdern, was wir draufhaben.«

Ich stelle mein Board hinter Asha auf den Boden und versuche, ihr zu folgen. Gut, dass wir unsere Helme und die Ellbogen- und Knieschoner anhaben. Wir fallen nämlich häufiger hin, als wir zählen können. Bei meinen Drehungen werde ich zwar besser, aber sosehr ich mich auch anstrenge, das Brett bekomme ich einfach nicht vom Boden. »Ich krieg keinen Ollie hin!«, rufe ich Asha zu.

Asha versucht es noch mal und fällt aufs Kreuz. Sie setzt sich auf und schaut zu mir rüber. »Wir schaffen das«, sagt sie. »Müssen wir.«

Ich weiß, dass sie nicht aufgeben wird.

Als ich auf meine Uhr blicke, fällt mir auf, dass wir schon ewig lange hier sind. Ich muss Connor bald nach Hause bringen, bevor Mum von der Arbeit kommt.

»Connor!«, brülle ich. »Connor?«

Keine Antwort.

Ich renne zum Fluss runter. Mein Herz pocht. »Connor!«, kreische ich. »CONNOR!« Warum war ich so blöd, ihn alleinzulassen! Er ist kein guter Schwimmer.