Wolke Morgenstern - Christine Cramer - E-Book

Wolke Morgenstern E-Book

Christine Cramer

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Beschreibung

Langweilig wird es auf Kikomo nie... Kikomo, das ist eine Insel am anderen Ende der Welt. Sie ist so klein, dass kaum jemand sie kennt. Auf dieser Insel lebt Wolke Morgenstern mit ihrem Vater. Sie wohnen in einem riesigen hohlen Baum, nicht weit vom Strand entfernt. Jeden Tag erlebt Wolke mit ihrem besten Freund Tami ein neues Abenteuer. Egal, ob sie Räuber spielen, im Korallenriff tauchen oder die grimmige Nachbarin Frau Magerhager ärgern: Auf Kikomo gibt es so viel zu tun und zu erleben!

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Ähnliche


Für Anne

Inhaltsverzeichnis

 

Wo Wolke wohnt

Tante Flo und die verzauberte Badewanne

Wolke geht zelten

Wolke und Piri

Papa Kalle macht eine Erfindung

Wolke und das Burgfest

Tante Flo bekommt einen Liebesbrief

Wolkes erster Schultag

Die Räuber

Wolke bekommt einen Feriengast

Wolke geht tauchen

Wolke und der große Regen

Eddie reist ab

Wo Wolke wohnt

 

Kikomo lag am Ende der Welt. Kikomo war eine Insel, so klein, dass kaum jemand sie kannte. Sie lag weit, weit draußen im Ozean, umgeben nur von Wasser und ein paar anderen Inseln, die genauso klein waren.

Die Bewohner von Kikomo wussten wenig über den Rest der Welt. Manche dachten sogar, sie seien die einzigen Menschen, die es überhaupt gab. Und falls doch irgendwo noch andere Menschen lebten, dann interessierte sie das nicht. Noch nie hatten die Menschen auf Kikomo ein Telefon, ein Auto oder sogar ein Flugzeug gesehen. Sie lebten in einem kleinen, ruhigen Dörfchen und hatten dort alles, was sie sich wünschten und waren glücklich und zufrieden.

Hinter diesem kleinen Dörfchen begann der Wald. Es war ein richtiger Dschungel mit Palmen und Bäumen, die drei- oder viermal so hoch waren wie ein Haus. Direkt am Strand stand einer von diesen riesigen Bäumen. Er war innen hohl, aber das merkte man von außen gar nicht. Seine Wurzeln schlängelten sich wie hölzerne Krakenarme in die Erde und wieder hinaus. Und das Blätterdach war so dicht, dass man von niemandem gesehen wurde, wenn man oben im Baumwipfel saß.

In diesem riesigen, hohlen Baum lebten Wolke und ihr Vater. Ja, richtig: In diesem Baum. Der Stamm war nämlich dick genug, dass man darin wohnen konnte und darum hatten Wolke und ihr Papa Kalle vor ein paar Jahren beschlossen, dort einzuziehen. Besonders viel Platz war in dem Baumstamm natürlich nicht. Sie hatten eine Küche, eine Rumpelkammer und zwei Schlafzimmer: eines für Wolke und eines für Papa Kalle. Aber Wolke schlief sowieso meistens in ihrer Hängematte hoch oben im Baumwipfel. Wenn man in den hohlen Baum hinein wollte, musste man erst eine Strickleiter hinaufklettern. Die Tür war nämlich ganz weit oben in der ersten Astgabel. Wenn jemand zu Besuch kam, den man nicht mochte, konnte man einfach die Strickleiter hochziehen und hatte seine Ruhe.

Wolke liebte den hohlen Baum sehr. Man konnte von früh bis spät oben in den Ästen sitzen, den Vögeln zuhören, bis an die oberste Spitze des Baumes klettern oder einfach gemütlich in der Hängematte liegen, hoch oben über dem Erdboden. Wolke hätte es sich niemals vorstellen können, in einem normalen Haus zu wohnen.

Wolke Pusteblume Morgenstern war sieben Jahre alt. Sie hatte einen frechen blonden Wuschelkopf und richtig viele Sommersprossen. Ihre Haare kämmte sie nie. Das hätte nicht viel genützt, weil ihre Locken immer gleich wieder durcheinander wuschelten. Also ließ sie es ganz bleiben. Wolke hatte nicht viel zum Anziehen. Eigentlich nur ein altes Hemd und eine kaputte Latzhose mit vielen bunten Flicken drauf.

„Bald ist von der Hose nichts mehr übrig“, sagte ihr Papa Kalle immer, wenn sie wieder ein Loch hinein gemacht hatte. Und dann fügte er hinzu: „Irgendwann kaufe ich dir eine neue. Dann wenn meine nächste Erfindung endlich fertig ist.“

Papa Kalle war nämlich Erfinder. Von früh bis spät arbeitete er in seiner Werkstatt, die sich in einem alten Holzschuppen neben dem hohlen Baum befand. Papa Kalle hatte immer eine Menge Sachen in seinen ausgebeulten Hosentaschen. Das meiste davon war Werkzeug, aber auch ganz viel Schokolade war darin. Wenn Papa Kalle einmal bei seinen Erfindungen nicht mehr weiter wusste, kratzte er sich seinen grauen Bart und holte eine Tafel Schokolade aus seinen Hosentaschen. Dann setzten er und Wolke sich auf einen Ast und aßen zusammen die Schokolade. Und während er die Schokolade verspeiste, hatte Papa Kalle meistens eine neue Idee für seine Erfindung.

Wolke war riesig stolz auf Papa Kalle. Denn wer hatte schon einen Vater, der Erfinder ist? Die Flugmaschine war seine neueste Erfindung. Leider war sie noch nicht fertig. Aber wenn sie einmal funktionierte, dann würde es ganz leicht sein, von der Insel Kikomo auf die anderen Inseln im Ozean zu kommen. Dann würden sie eine große Rundreise machen und von jeder Insel eine Geschichte mitbringen.

Wolke hatte eine Nachbarin: Ludmilla Cruzilla Magerhager. Sie war ganz lang und dürr und fand es überhaupt nicht gut, wie Wolke und ihr Vater lebten. Ludmilla Magerhager mochte Wolke nicht, weil sie immer in dreckigen Sachen herumlief und nicht einmal Schuhe hatte. Und weil sie immer so frech war. Und weil sie sich nicht kämmte. Und weil sie Wolke war. Wolke mochte Frau Magerhager aber auch nicht. An Frau Magerhager war alles eckig: Ihr Garten, das Haus, sogar ihre unfreundlich gezackte Nase. Der Rasen in ihrem Garten war der langweiligste Ort der Welt. Er war ganz platt und es wuchs nur Gras dort, denn Frau Magerhager riss alle anderen Pflanzen aus, die es wagten, dort zur Welt zu kommen. Außerdem waren alle Grashalme exakt dreieinhalb Zentimeter hoch. Wenn sie länger wurden, mähte Frau Magerhager sie gleich wieder ab.

Wolke fand das furchtbar. Darum hatte sie direkt neben Frau Magerhagers Garten einen eigenen angelegt: Einen Unkrautgarten. Es wuchs dort alles durcheinander wie es wollte: Bunte Wiesenblumen und viele andere Pflanzen, die Frau Magerhager in ihrem Garten nicht duldete.

„So eine Frechheit!“, sagte Frau Magerhager, als sie den Unkrautgarten zum ersten Mal sah. Und weil sie Wolke und Papa Kalle sowieso nicht mochte, hatte sie gleich einen Zaun um ihr Grundstück gemacht. Der war natürlich auch eckig.

Aber Frau Magerhager machte auch einiges, was Wolke nicht gut fand. Zum Beispiel saß sie am Abend immer vor ihrem Haus und rauchte ganz ekelige Zigarren. Manchmal schlich Wolke hinüber und rieb die Zigarren mit Pfeffer ein, wenn Frau Magerhager gerade nicht hinsah. Und wenn sie ganz gemein war, dann nahm sie Juckpulver.

Wolke musste nie zur Schule gehen. Denn auf Kikomo gab es gar keine Schule. Papa Kalle hatte ihr zwar ein ganz klein bisschen das Lesen beigebracht und ihr sogar gezeigt, wie sie ihren Namen schreiben musste. Aber Wolke konnte es trotzdem nicht besonders gut, denn im Allgemeinen hatte sie gar keine Zeit um sich mit Lernen aufzuhalten. Auf Kikomo gab es so viel zu tun und zu erleben! Wolke ging schließlich jeden Tag mit ihrem besten Freund Tami zum Angeln. Oder sie kletterte auf Palmen herum und besorgte Kokosnüsse und Bananen für das Abendessen. Und wenn Wolke und Tami doch einmal langweilig war, dann spielten sie Piraten und suchten im Dschungel nach einem verschwundenen Schatz.

Wolke war rundum zufrieden mit sich und ihrem Leben. Sie sagte immer, sie sei das glücklichste Kind auf der ganzen Welt. Und ich glaube, das war sie wirklich.

Tante Flo und die verzauberte Badewanne

 

An einem wunderschönen Morgen sah man Wolke fröhlich pfeifend auf einem der unteren Äste ihres Baumes herum hüpfen, während sie den Stamm mit einem großen Besen fegte. Wolke fand, dass das mehr Spaß machte, wenn man dabei hüpfte. Wolke war früh aufgestanden, um sich den Sonnenaufgang über dem Meer anzuschauen. Deshalb hatte sie auch besonders gute Laune. Sie konnte sich sogar zu dem längst überfälligen Baumputz durchringen. Komisch, wie schnell die Äste immer dreckig wurden. Wolke ließ eine riesige Menge Staub herunter regnen, geradewegs auf Frau Magerhagers Rosensträucher. Ihre Nachbarin bemerkte das sofort und kam zeternd aus dem Haus gerannt.

„Was fällt dir eigentlich ein, du unverschämtes Ding?! Hast du denn gar keine…“

Aber der Rest ging in einem Husten unter, denn Wolke kehrte fröhlich weiter. Unten sah Frau Magerhager noch grauer aus, als sie sonst schon war. Wolke tat sie plötzlich doch ein wenig leid. Um wieder gut zu machen, was sie angerichtet hatte, schüttete sie einen Eimer Wasser hinterher. Wolke war sich zuerst sicher, dass Frau Magerhager nun zufrieden war, denn sie hörte augenblicklich auf zu schreien. Doch schon im nächsten Moment lief sie kreischend ins Haus und warf die Tür hinter sich zu. Drinnen hörte Wolke sie fluchen, aber sie verstand nur Worte wie „Gemeinheit“ und „dreckiges Biest“.

„Wie man es macht, ist es verkehrt!“, dachte Wolke kopfschüttelnd und stützte sich auf ihren Besen.

Endlich war sie fertig. Sie kehrte den letzten Dreck nach unten, machte die Haustür auf und warf den Besen in den Baum.

Nun musste sie sich noch schnell waschen, denn sie wollte sich mit ihrem besten Freund Tami zum Spielen treffen. Wolke kletterte flink auf den Ast, auf dem sich die Dusche befand. Die Dusche war nichts anderes als ein großer Eimer. An der einen Seite war ein Seil befestigt, das nach unten hing. Wolke machte sich gar nicht die Mühe, ihre Latzhose auszuziehen, denn die musste ja auch gewaschen werden. Sie stellte sich unter den Eimer und zog an dem Seil. Der Eimer kippte und eine riesige Menge Wasser platschte auf Wolke herab. Sie schüttelte sich und das Wasser spritze in alle Richtungen.

„So, wieder sauber!“, stellte sie fest und schaute zufrieden in den kaputten Spiegel, den Papa Kalle unter der Dusche an den Stamm genagelt hatte.

Nass wie sie war, machte sie sich auf den Weg zu Tami. Tami Perribum und Wolke waren schon immer die besten Freunde. Tami hatte ganz schwarze Haut und immer einen ausgefransten Strohhut auf. Er lebte mit seiner Tante Florentine ganz in der Nähe. Tante Florentine wurde von allen nur „Tante Flo“ genannt. Sie hatte auch schwarze Haut wie Tami und war ein bisschen rundlich. Sie trug meistens einen riesigen, mit Früchten beladenen Hut auf dem Kopf. Wenn sie einmal hungrig war, musste sie nur nach oben greifen und ein paar Früchte von dem Hut pflücken. Aber das Beste war, dass sie zaubern konnte. Darum wohnten sie und Tami auch in einem sehr merkwürdigen Haus. Tante Flo hatte in ihrer Zeit als Hexenlehrling bei einem Zauberspruch nicht richtig aufgepasst und das Haus zum Leben erweckt. Nun passierten dort allerlei lustige Dinge. So war es auch heute.

Tami und Tante Flo freuten sich sehr, dass Wolke gekommen war. Tami holte seine Malkreiden vom Dachboden. Zusammen mit Wolke und Tante Flo fing er an, das Haus von außen mit riesigen Blumen zu bemalen. Die Zeichnungen wurden wunderschön. Aber dann sagte Tante Flo, sie wolle nun ein Bad nehmen. Also malten Tami und Wolke allein weiter.

Es machte großen Spaß. Denn das verzauberte Haus war an manchen Stellen ein wenig kitzlig. Wenn die Kinder es an einer kitzligen Stelle berührten, fing es mit tiefer Stimme an zu lachen und schüttelte sich. Aber dem Haus gefiel es auch, bemalt zu werden, denn das passierte nun auch nicht alle Tage. Und so versuchte es immer still zu halten, auch wenn es kitzlig war und am liebsten einen Luftsprung gemacht hätte.

Plötzlich flog die Haustür auf. Wolke und Tami trauten ihren Augen nicht. So etwas hatten sie noch nie gesehen!

Durch die Tür kam die Badewanne gelaufen! Sie hatte sich selbständig gemacht, wie das alle Dinge in dem verzauberten Haus von Zeit zu Zeit taten. Nur… die Badewanne war immer noch randvoll mit Wasser und Schaum und… Tante Flo! Tante Flo kreischte und schrie so laut sie konnte. Sie hatte es nicht mehr geschafft, aus der Badewanne zu hüpfen, als diese plötzlich aufgestanden und aus dem Haus gelaufen war. Sie klammerte sich verzweifelt mit den Händen am Badewannenrand fest und duckte sich hinter dem riesigen Schaumberg.

„Donnerlittchen!“, rief Tami und schaute der Badewanne nach, die mit seiner Tante zwischen den Bäumen verschwand. Im nächsten Moment war er schon ins Haus gerannt und kam mit einem großen Badetuch zurück.

„Komm, wir verfolgen sie!“, rief er Wolke zu.

Wolke und Tami rannten den Weg entlang, auf dem die Badewanne mit Tante Flo verschwunden war. Bald war die Badewanne wieder in Sichtweite, aber einholen konnten sie sie nicht. Die Badewanne lief einfach zu schnell. Sie bewegte ihre Füße so flink wie ein Tausendfüßler. Wasser und Schaum spritzten nach links und rechts. Tante Flo kreischte immer noch lauter. Die Badewanne passte nämlich überhaupt nicht auf, wo sie hinrannte. Sie zischte so dicht an Bäumen und Büschen vorbei, dass jede Menge