Written in Blood - Andrew Shvarts - E-Book

Written in Blood E-Book

Andrew Shvarts

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Beschreibung

Alka Chelrazi hat eine Mission: Erstens, die Blackwater Academy infiltrieren. Zweitens, den jährlichen Wettbewerb dort gewinnen. Drittens, die Magiergemeinde in Schutt und Asche legen.

Als Kind muss Alka mit ansehen, wie ihre Eltern brutal von Magiern ermordet werden. Eine Rebellengruppe nimmt sich ihrer an und bildet sie als Assassinin aus. Jetzt ist Alka 16 Jahre alt und undercover an der angesehensten Magierschule der Republik: Blackwater Academy. Ein Ort, wo Status alles bedeutet, wo dekadente Bälle in blutigen Duellen enden und wo jeder Schüler seine eigene – oft tödliche – Agenda verfolgt. Doch Alka hat nicht damit gerechnet, dass sie ausgerechnet unter ihren Feinden das erste Mal erfährt, was Liebe und Freundschaft bedeuten. 

Ein düsteres Internat auf einer unerreichbaren Insel, eine Heldin mit dem tiefen Wunsch nach Rache und eine verbotene Liebe: »Written in Blood« ist Dark Academia vom Feinsten.

»Written in Blood« ist ein Standalone.

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Das Buch

Alka hat eine Mission: Erstens, die Blackwater Academy infiltrieren. Zweitens, den jährlichen Wettbewerb dort gewinnen. Drittens, die Magiergemeinde in Schutt und Asche legen.

Als Kind musste Alka mit ansehen, wie ihre Eltern brutal von Magiern ermordet wurden. Eine Rebellengruppe nahm sich ihrer an und bildete sie als Assassinin aus. Jetzt ist Alka 16 Jahre alt und undercover an der angesehensten Magierschule der Republik: Blackwater Academy. Ein Ort, wo Status alles bedeutet, wo dekadente Bälle in blutigen Duellen enden und wo jeder Schüler seine eigene – oft tödliche – Agenda verfolgt. Alka muss lügen, betrügen, töten – und zum ersten Mal Freunde finden, denn alleine hat sie keine Chance. Aber je näher sie ihrem Ziel kommt, desto gefährlicher wird es für sie, denn ihre Feinde suchen den Verräter in ihrer Mitte. Kann Alka dieses Spiel gewinnen, ohne selbst ein Teil davon zu werden?

Der Autor

© Sarah Shvarts

Andrew Shvarts studierte Englische Literatur und Russisch am Vassar College. Er arbeitet für die Pixelberry Studios und entwickelt dort Handyspiele. Andrew lebt mit Frau, Sohn und zwei Katzen in San Jose in Kalifornien.

Der Verlag

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Viel Spaß beim Lesen!

Für meine Eltern, Anya und Simon,weil sie mir beigebracht haben, Institutionen kritisch zuhinterfragen und immer meinen eigenen Weg zu finden.

1

Heute

Es ist eine halbe Stunde nach Mittag und es gibt immer noch keinen Hinweis auf die Kutsche, also werden die Banditen langsam unruhig. Dasselbe gilt für mich. Wir sitzen seit zwei Stunden im Unterholz des Dunraven-Waldes, verborgen zwischen den hohen Farnen direkt neben der Landstraße. Es ist ein durchaus schöner Tag: Sonnenlicht dringt durch das Blätterdach der hoch aufragenden Eichen und irgendwo in der Nähe singt ein Rotkardinal sein fröhliches Lied. Aber meine Unterschenkel brennen, mein Rücken schmerzt und wenn diese Kutsche nicht bald auftaucht, bekomme ich richtig Ärger.

»Wird spät, Alka«, sagt Drell. Er ist der Anführer der Banditen, ein wuchtiger Schlägertyp mit einem Mund voller Goldzähne und einer Totenschädel-Tätowierung auf seinem kahlen Hinterkopf. Ich habe eine gute Woche damit verbracht, durch die Tavernen von Neufinley zu streifen und all die Halsabschneider und Schläger unter die Lupe zu nehmen, bevor ich mich für ihn entschieden habe. Drell gibt sich barsch und stinkt nach saurem Bier, aber für einen Straßenräuber ist er gar nicht so übel. Er denkt Dinge zu Ende, hört zu, wenn ich rede, und hat nicht ein einziges Mal versucht, mir zu nahe zu kommen.

»Bist du dir sicher, dass dein Tipp richtig war?«

»Bin ich«, sage ich, obwohl das absolut nicht stimmt. Whisper meinte, die Kutsche solle im Verlauf des Vormittags eintreffen und jetzt nähert sich bereits der Nachmittag.

»In Ordnung.« Drell senkt seine haarige Hand auf den Knauf des Entermessers an seinem Gürtel. »Ich hoffe es. Ich mag dich sehr, Alka, aber die Jungs werden nicht glücklich sein, falls du ihre Zeit verschwendet hast.«

Genau wegen dieser ›Jungs‹ mache ich mir Sorgen. Für einen solchen Job muss man eine Mannschaft zusammenstellen. Da ist Leland, schlaksig und fahl, der mit der Armbrust in der Hand böse in meine Richtung stiert. Phaes, ein sithartischer Söldner mit einem Gurt voller Messer quer über der Brust. Und Griggs, ein massiver Velksche, der eine riesige Axt trägt.

Wenn es hart auf hart kommt, könnte ich sie wahrscheinlich alle töten. Aber ich will es lieber nicht austesten müssen.

Lelands Keuchen durchbricht die angespannte Stille. »Sie kommt«, knurrt er und hebt seine Armbrust. »Auf Position.«

Den Göttern sei Dank, er hat recht. Jetzt höre ich es, das Klappern von Hufen und das Knirschen der Räder auf dem festen Erdboden. Wir gehen mit angehaltenem Atem in die Hocke und ziehen unsere Waffen. Na ja, die anderen ziehen ihre Waffen. Ich habe keine – oder zumindest keine, die sie sehen könnten. Soweit Drell und seine Jungs wissen, bin ich nur eine reisende Trickbetrügerin, die einen Hinweis auf einen lukrativen Job bekommen hat – ein einfaches Mädchen auf der Suche nach ein bisschen Gold.

Sie haben keine Ahnung, wozu ich fähig bin.

Die Bäume neben der Straße rascheln, als die Kutsche heranrollt. Das Gefährt ist ziemlich chic – ein aufwendig geschmückter Wagen mit gewölbtem Dach und vergoldeten Rädern, gezogen von zwei untersetzten Schecken. Vorne sitzt ein Kutscher, sein Gesicht verborgen hinter einem breitkrempigen Hut. Das Schwert an seiner Hüfte verrät, dass er gleichzeitig auch als Leibwächter dient. Die Fensterläden der Kutsche sind verschlossen, sodass ich nicht ins Innere sehen kann, doch das Siegel auf der Seite verrät mir alles, was ich wissen muss: ein knurrender Tiger vor einer roten Sonne. Das Wappen der Dewinter-Familie. Mein Zielobjekt.

Drell nickt mir zu. Es ist Zeit. Ich hole einmal tief Luft, um mich zu sammeln, dann dränge ich mich durch die Farne und stolpere auf die Straße. »Hilfe!«, rufe ich und reiße die Hände in die Luft. »Bitte, Sir. Helfen Sie mir!«

Der Kutscher zerrt heftig genug an den Zügeln, dass seine Pferde kurz steigen und die Kutsche abrupt anhält. »Götter!«, knurrt er. »Wer zur Hölle bist du?«

»Bitte«, schluchze ich. Echte Tränen kullern über meine Wangen. Eine wirklich überzeugende Vorstellung, wie ich finde. »Sie müssen mir helfen. Meine Familie wurde ein Stück die Straße entlang von Banditen überfallen. Ich bin nur mit Mühe entkommen. Sie sind alle … alle …« Ich sinke auf die Knie und versperre der Kutsche damit den Weg. Gleichzeitig sehe ich aus dem Augenwinkel, wie die Banditen um die Kutsche herumschleichen und ihre Positionen einnehmen. »Oh, Götter! Sie sind alle tot!«

Der Kutscher hebt nur skeptisch eine Augenbraue. Ich kann quasi sehen, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf drehen, während er mich mustert. Ich bin siebzehn, sehe aber dank meiner Körpergröße von kaum einem Meter sechzig jünger aus. Mein dunkelbraunes Haar hängt zerzaust um meine Schultern und ich trage ein locker fallendes, rosafarbenes Kleid mit spitzenbesetzten Ärmeln. Der Saum ist schlammverklebt und seitlich eingerissen.

Es reicht nicht. »Tut mir leid, Mädel«, meint der Kutscher mit einem Achselzucken. »Ich bin geschäftlich unterwegs. Wenn du einen Wachtmeister willst, folge der Straße nach Neufinley.«

»Das ist fast eine Tagesreise entfernt!«, bettele ich. »Bitte, Sir. Ich flehe Euch an! Habt Gnade!«

»Gnade zahlt kein Bier«, höhnt er. »Und jetzt geh aus dem Weg, bevor ich …« Er kann den Satz nicht beenden, weil Phaes sich um die Ecke der Kutsche lehnt und ihm einen Dolch an die Kehle presst. Der Kutscher zuckt zurück und versucht, nach seinem Schwert zu greifen, doch so weit kommt er nicht – Phaes drückt ihm die Klinge tiefer ins Fleisch, bis ein kleines dünnes Rinnsal Blut auf dessen Haut erscheint.

»Das würde ich nicht tun«, sagt Phaes. »Nicht, wenn dir dein Leben lieb ist.«

Die anderen Banditen tauchen auf: Leland mit angelegter Armbrust, Griggs mit gezogener Axt, Drell, der voller Selbstbewusstsein auf die Straße tritt.

Der Blick des Kutschers huscht von rechts nach links – und wirkt dabei bei Weitem nicht so besorgt, wie ich es mir wünsche.

»Das ist ein Überfall, mein Freund«, ruft Drell. »Spiel mit und niemand wird verletzt.«

Ich erhebe mich und wische mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.

Der Kutscher wirft mir einen vernichtenden Blick zu. »Ihr macht einen Fehler«, sagt er. »Einen schweren Fehler.«

Leland zerrt an der Kutschentür, aber sie gibt nicht nach. »Verschlossen.«

»Rück die Schlüssel raus, mein Freund«, sagt Drell. Seine Stimme ist ruhig, sanft, aber trotzdem ist klar, dass er es ernst meint. »Wir wollen deine Ladung, nicht dein Leben.«

Ich hatte gehofft, der Kutscher würde uns die Sache leicht machen, doch er gibt nicht nach – ziemlich eindrucksvoll für einen Mann, über dessen Hals Blut rinnt.

»Meine Ladung«, wiederholt er mit einem Kopfschütteln. »Ihr habt keine Ahnung, was sich da drin befindet, oder?«

Leland zerrt erneut am Griff, mit demselben Ergebnis. Drell zieht nun doch sein Schwert. Es ist ein teures, gebogenes Entermesser von den Kindrali-Inseln. Die Klinge glänzt im schwachen Licht golden.

»Ich weiß, dass du noch eine Chance hast, die Tür zu öffnen«, droht er, »bevor es hässlich wird.«

Der Kutscher kneift seine Triefaugen zusammen. »Jetzt hört mir mal zu. Ich stehe in Diensten von General Grayson Dewinter, dessen Blutlinie vom Senat anerkannt wird. Seine Tochter sitzt in dieser Kutsche. Seine Magier-Tochter. Versteht ihr, was das bedeutet, ihr Idioten? Habt ihr irgendeine Vorstellung davon, was geschehen wird, wenn ihr uns nicht weiterfahren lasst?«

Die Banditen sehen unsicher in meine Richtung. »Wovon spricht er?«, zischt Leland.

»Er lügt«, erkläre ich, doch meine Stimme bricht leicht. »Das ist ein Bluff. Das Einzige, was sich in diesem Wagen befindet, sind Säcke voller Gold.«

»Ein Haufen Geringer, die einen Magier töten? Der Senat wird das niemals durchgehen lassen«, fährt der Kutscher fort. »Sie werden euch jagen und finden, egal, wo ihr euch versteckt. Sie werden euch bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Sie werden eure Ehefrauen, eure Mütter, eure Kinder töten. Das ist eure letzte Chance.«

»Nein, das ist deine letzte Chance«, grollt Drell. Er versteht es, selbst wenn die anderen es noch nicht kapiert haben. Inzwischen spielt die Wahrheit keine Rolle mehr. Wir stecken zu tief drin, um einen Rückzieher zu machen. »Griggs. Brich die Tür auf.«

Griggs gibt ein zustimmendes Brummen von sich, tritt vor und stößt Leland zur Seite. Er hebt seine Axt, bereit, sie auf das Holz niedersausen zu lassen.

Da fühle ich es. Kälte in der Luft, unnatürlich für einen Mittsommertag. Ein Brummen, wie von einem Schwarm Heuschrecken. Und die Kutsche verdunkelt sich. Das Licht um sie herum scheint zu verschwinden, als würde sich der Wagen in Schatten hüllen. Die anderen sehen es nicht, aber ich schon. Mir rutscht das Herz in die Hose.

Aufwallende Magie. Ein herannahender Sturm.

Und dann bricht die Hölle los.

Innerhalb der Kutsche erklingt ein Donnerschlag, dann explodiert die gesamte Seite in einem Sturm aus gezackten Splittern, die Griggs in blutige Stücke reißen. Seine Axt fliegt nach hinten ins Unterholz, vollkommen nutzlos, und sein Körper – oder was davon übrig ist – knallt mit einem schmatzenden Geräusch gegen einen Baum. Staub erfüllt die Luft, dicht und beißend. Die reine Macht der Explosion zwingt mich auf die Knie, schleudert Drell in den Wald und sorgt dafür, dass Leland stolpernd die Armbrust sinken lässt. In der zerstörten Kutsche bewegt sich etwas. Ein Licht flackert auf, ich höre ein metallisches Kratzen, dann durchschneidet etwas Schwarzes unfassbar schnell die Luft. In einem Moment sitzt Lelands Kopf fest auf seinen Schultern. Im nächsten rollt er über die Straße davon.

»Gebt auf!«, kreischt ein Mann. Seine Stimme bricht vor Angst. Es ist Phaes. Er steht mitten auf der Straße, den Kutscher vor sich wie einen Schild, den Dolch immer noch an der Kehle des Mannes. »Gebt auf oder Euer Mann stirbt!«

Es folgt ein Moment der Stille, lang und angespannt, dann erscheint eine Gestalt aus dem Inneren der Kutsche. Jetzt, wo der Staub sich langsam legt, kann ich sie erkennen. Lady Alayne Valencia Dewinter. Wir sind uns nie begegnet. Sie hat keine Ahnung, wer ich bin. Aber ich weiß alles über sie. In den letzten drei Jahren habe ich nur an sie gedacht, bin jeden Abend mit ihrem Namen im Kopf eingeschlafen. Alayne Dewinter, Alayne Dewinter, Alayne Dewinter.

Alayne ist ein Mädchen in meinem Alter. Sie trägt ein wogendes, blaues Kleid. Ihr langes, braunes Haar fällt in wunderbar miteinander verschlungenen Zöpfen über ihren Rücken und an ihrem Hals glänzt eine goldene Kette mit einem riesigen Rubin. Sie ist tief im Zero: ihre Augen sind pechschwarz, dunkel wie der Nachthimmel, und darin funkeln Dutzende helle Punkte wie tanzende Glühwürmchen. Phaes und der Kutscher starren ihr ins Gesicht, doch ich beobachte ihre Hände, schätze die Loci ab, die sie hält. Zauberstäbe, ein Paar davon, einen in jeder Hand. Scheinbar aus Schwarzholz, mit scharfen Elfenbeinspitzen und lederumwickelten Griffen. Teuer. Extravagant. Mächtig.

Mein Herz trommelt gegen meine Rippen und mir stockt der Atem. Alayne sollte eigentlich eine unausgebildete Novizin sein, die noch nie einen Loci gehalten hat. Und doch steht sie hier und schnitzt Kampfglyphen.

»Ich meine es ernst!«, brüllt Phaes und schüttelt den Kutscher. »Lass diese Zauberstäbe fallen oder dein Mann stirbt!«

»Bitte, Milady«, fleht der Kutscher. Jetzt wirkt er angsterfüllt. »Ich habe auf Euch aufgepasst, oder nicht? Habe getan, was Ihr wolltet? Ich stehe auf Eurer Seite!«

Alaynes Lippen verziehen sich zu einem grausamen Lächeln und im nächsten Augenblick ist das Schicksal des Kutschers besiegelt. Er mag auf ihrer Seite stehen. Aber letztendlich ist er nur ein austauschbarer Geringer und sie ist eine Magierin, die einen schlechten Tag hat. Ihre Hände heben sich unglaublich schnell, dann schnitzt sie mit präzisen, abgehackten Bewegungen eine Glyphe in die Luft vor sich. Dem Kutscher bleibt gerade noch Zeit für einen Schrei, bevor eine Lanze aus gezacktem Stein aus dem Boden vor seinen Füßen schießt, seinen Körper durchbohrt und auch Phaes hinter ihm aufspießt. Für einen Moment verharren die beiden Männer so, fassungslos und nach Luft ringend, dann explodiert die Lanze und lässt nichts zurück als Staub und einen feinen, roten Nebel.

Alaynes glitzernde Nachthimmelaugen huschen zu mir. Ich presse die Hände an mein Kreuz, schiebe sie unter mein Kleid und in Richtung des Lederbandes um meine Hüfte, mit seinen verborgenen Scheiden. Meine Handflächen finden zwei Griffe und meine Finger packen zu. Ich habe nur einen Versuch. Nur eine Chance, diese Sache zu überleben. Alayne legt ihren Kopf schief und mustert mich, als wäre ich ein Insekt. Und so dringend ich auch zuschlagen will, sosehr alles in mir auch Kämpfe! schreit, sosehr mein Unterarm auch kribbelt, pulsiert, brennt … Ich weiß, dass ich warten und sie den ersten Schritt machen lassen muss.

Alayne reißt den linken Arm und ihren Loci hoch.

Jetzt.

Ich stoße einen Schrei aus, springe auf die Beine, reiße die Hände nach vorne und ziehe damit zwei kurze Messer, geschaffen aus Knochen. Ihre Schneiden sind rasiermesserscharf und ihre Griffe pulsieren vor Magie. Meine Loci mögen nicht so chic sein wie die von Alayne, aber sie tun ihren Job.

Ich gleite ins Zero.

Die Welt um mich herum löst sich auf und die Zeit kriecht nur noch dahin. Das strahlende Grün des Waldes, der blaue Himmel über uns, das scharlachrote Blut an den Stämmen, all das verblasst zu einem grauen Dunst, als wäre alles um uns herum in Nebel versunken. Schwarze Asche rieselt herab wie Schneeflocken. Im Zero gibt es keine Geräusche außer dem Rasen meines Herzens und dem ohrenbetäubenden Tosen von Magie. Für einen Moment, einen kurzen, entscheidenden Moment, verschwindet alles andere. Es gibt nur noch mich und Alayne in direkter Konfrontation.

Ich sehe, wie ihre Augen sich schockiert weiten, als ihr klar wird, was ich bin. Aber es ist zu spät. Sie hat bereits die ersten zwei Linien ihrer Glyphe geschnitzt. Sie schweben am Ende ihres linken Loci in der Luft, geisterhaft und elegant in hellem Rot. Eine lange Linie, gezogen in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel, auf der Hälfte geteilt von einem vertikalen Schnitt. Feuerbasis. Und so, wie sie ihren rechten Loci bewegt, geschlossen nach der Drehung ihres Handgelenks, vermute ich, dass sie die Glyphe für die zweite Form umkreisen wird, um einen einzelnen Feuerstrahl zu schaffen.

Es ist eine grundlegende Angriffsglyphe. Die Art, die man einsetzt, wenn man einen wehrlosen, wimmernden Geringen dahinmetzelt. Definitiv nicht das, was man gegen eine andere Magierin einsetzen will. Aber es ist zu spät für Alayne. Sie hat bereits angefangen, diese Glyphe zu schnitzen. Wenn sie jetzt aufhört, wird die Magie explodieren. Ein erfahrener Magier könnte vielleicht eine Anpassung vornehmen, eine andere Form zu dieser Basis finden, doch so gut ist Alayne nicht. Also kann Alayne – obwohl sie weiß, dass es nicht funktionieren wird, dass sie verloren ist – nichts anderes tun, als ihre rechte Hand heben und die Glyphe vollenden.

Das Zero pulsiert um uns herum, rauchig und dunkel. Ich hebe meine Loci und schnitzte mit den zwei Knochenmessern meine eigene Angriffsglyphe vor mir in die Luft. Meine Klingen sinken tief in die Oberfläche der Welt. Drei Schnitte für das Dreieck der Eisbasis und ein geripptes Hexagon darum herum, für die zweite Form als festen Block. Die Glyphe ist komplizierter als Alaynes, aber das spielt keine Rolle, denn im Zero fließt die Zeit nur langsam und begünstigt damit den Verteidiger. Alaynes Flammenball bildet sich bereits vor ihr. Die Luft in der Nähe flimmert vor Hitze, doch bevor das Feuer mich erreichen kann, schließe ich das Sechseck und meine Glyphe ist vollendet. Vor mir hängt ein perfekter Schild aus blauem Eis in der Luft und dreht sich wie eine Münze.

Ich blinzele und gleite zurück in die Realität. Farbe und Geräusche schwappen über mich hinweg, die Zeit nimmt wieder Fahrt auf. Alaynes Feuerball saust auf mich zu wie ein Meteor, aber mein Eisschild drängt ihm entgegen und hinterlässt dabei eine eisige Spur auf dem Boden unter sich. Eis trifft Feuer und Eis gewinnt; der Feuerball vergeht mitten in der Luft zu Dampf. Und mein Schild strebt weiter, ein leuchtend blauer Rammbock, der nicht aufgehalten werden kann. Alayne stößt einen Schrei aus, als das Eis sie trifft, um dann in sie einzudringen, sie zu durchdringen. Ihre Haut verfärbt sich blau, als ihr das Blut in den Adern gefriert. Frost umfängt mit einem Knistern ihre Haare. Ihre verängstigte Miene gefriert, dann werden ihre Augen glasig und ihr Atem erstarrt auf ihren Lippen.

Der Schild hat sich beim Aufprall überwiegend aufgelöst, doch ein paar Eisstücke sausen weiter in den Wald, prallen gegen Baumstämme und frieren das Unterholz ein. Alayne steht einen Moment unbeweglich da, wie eine Statue, dann kippt sie zur Seite und bleibt starr liegen, ihre Loci immer noch in den eisigen Fingern.

Ich keuche und sinke auf die Knie. Mein gesamter Körper zittert. Mein linker Ärmel ist nach oben gerutscht und das Göttermal auf meinem Unterarm leuchtet. Es tut weh, so unglaublich weh, als bestünde mein gesamter Arm aus Eis … und in gewisser Weise stimmt das vielleicht sogar.

Dann kapiere ich es. Ich habe gewonnen. Ich habe tatsächlich gewonnen. Alayne ist nicht die erste Person, die ich getötet habe … aber sie ist die Erste, die ich auf diese Weise umgebracht habe. Die erste Magiebegabte, die ich im direkten Zweikampf getötet habe, Glyphe gegen Glyphe. Mein erstes Magierduell und ich habe gewonnen, ohne auch nur einen Kratzer davonzutragen. Ich stoße ein seltsames Geräusch aus, irgendwo zwischen einem Lachen und einem Keuchen, als heißer Stolz meine Brust erfüllt. Die Götter sollen verdammt sein, ich habe tatsächlich gewonnen.

Dann höre ich ein metallisches Klicken hinter mir. Es ist Drell. Er hat sich aus dem Gebüsch gekämpft. Auf seiner Wange ein blutiger Kratzer. Außerdem hat er Lelands Armbrust eingesammelt und zielt damit auf mich. Und ihm ist definitiv nicht zum Lachen zumute.

»Sie war eine Magierin«, sagt er mit einem Blick zu Alaynes Körper. Er klingt entgeistert, flach, und ich kann sehen, dass die Armbrust in seinen Händen zittert. »Sie war eine Magierin. Und du hast sie getötet.«

»Ja. Das habe ich. Ich habe uns das Leben gerettet.« Ich bemühe mich sehr, ruhig und freundlich zu klingen, während ich die Spitze des Bolzens im Blick behalte. »Entspann dich, Drell. Senk die Armbrust.«

»Und du … du bist auch eine Magierin«, stammelt er. »Wo zur Hölle hast du mich da reingezogen?«

»Ruhig, Drell«, sage ich. Obwohl ich ihn nicht verletzen will, packe ich meine Loci fester. »Hör mir zu. Das ist alles Teil des Plans. Man wird sich um alles kümmern. Niemand wird je erfahren, dass du etwas damit zu tun hattest.«

»Teil des Plans?«, wiederholt er. »Du wusstest es die ganze Zeit, nicht wahr? Du hast das eingefädelt!« Er klingt nicht länger fassungslos. Jetzt höre ich Wut und überraschend viel Schmerz in seiner Stimme. »Du bist eine von denen! Eine Partisanin! Eine verdammte Rebellin!«

»Drell, bitte«, flehe ich. Ich will ihm wirklich nichts antun. Er ist ein anständiger Kerl, zumindest für einen Banditen, und es ist meine Schuld, dass er überhaupt hier ist. »Leg die Armbrust weg und ich werde dir alles erklären. Wir können beide aus dieser Sache herauskommen.«

»Nein.« Seine Miene wird grimmig. »Du nicht.«

Er drückt den Abzug und ich gleite ins Zero.

Die Zeit hier fließt langsamer, aber sie hält nicht an. Ich kann das Zurückschnellen der Sehne sehen, als er den Pfeil abschießt, kann sehen, wie der Bolzen die Waffe verlässt und in meine Richtung fliegt.

Er bewegt sich unglaublich langsam, fast wie unter Wasser. Aber in zwanzig Sekunden, spätestens in dreißig, wird er mich trotzdem treffen. Ich reiße meine Messer nach oben und schnitze die einfachste Glyphe, die möglich ist: vier Kerben für eine Windbasis, umgeben von einer Kreisform für einen Stoß. Sie pulsiert in blassem Weiß, hell genug, dass ich durch den Aschefall den tiefen Hass in Drells Miene erkennen kann.

Ich springe zurück in die Realität. Ein Windstoß geht von mir aus, eine mächtige, konzentrierte Druckwelle, ausreichend, um den Bolzen mitten in der Luft zu stoppen und harmlos zur Seite zu schleudern. Ausreichend, um die Armbrust zu zerstören. Und ausreichend, um Drell von den Füßen zu reißen und rückwärts gegen einen Baum zu schleudern, wo sein kahler Hinterkopf mit einem schrecklichen Geräusch gegen den Stamm knallt.

Mist.

Er sackt am Fuß des Baumes zusammen. Seine Füße zucken, seine grauen Augen sind weit aufgerissen und seine Lippen beben. Hinter seinem Schädel, der aufgesprungen ist wie ein Ei, zieht sich eine breite Blutspur über den Stamm. Der Bandit lebt noch, aber nicht mehr lange.

»Oh, Drell«, sage ich, als ich zu ihm gehe. Seine Augen treten fast aus ihren Höhlen, als er mich ansieht. Ich kann erkennen, dass er versucht, etwas zu sagen, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen, seine Lippen in Bewegung zu zwingen. Fleht er um Gnade? Oder droht er mir, verflucht meinen Namen? Könnte er die Hände bewegen, würde er sie um meine Kehle schließen?

Spielt wahrscheinlich keine Rolle. Auf jeden Fall hatte er etwas Besseres verdient. Mit einem erschöpften Seufzen sinke ich neben ihm in die Hocke und gleite ins Zero, um eine letzte Glyphe zu schnitzen, einen Kreis für das Leben, umschlossen von einem Halbmond. Dann gleite ich zurück in die Realität und puste sie leicht an. Die Glyphe löst sich in Staub auf – glitzernden, grünen Staub, der an Sterne erinnert. Dann trifft er Drells Gesicht, hüllt es ein und sinkt in seine Haut ein.

Es ist eine Glyphe, die dabei hilft, Kinder einschlafen zu lassen; ihnen einen Moment der Ruhe und Ausgeglichenheit zu schenken. Drells Brust hebt sich in einem tiefen Atemzug und seine Lider schließen sich. Sein Kopf sinkt zur Seite, dann liegt er still da – friedlich.

Ein sanfter Tod. Das war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte.

Ich schlucke gegen den Kloß in meiner Kehle an, als ich aufstehe und mich abwende. Ich kann es mir nicht leisten, um ihn zu trauern, kann es mir nicht leisten, irgendetwas zu empfinden. Nicht jetzt. Nicht, wenn ich meinem Ziel so nahe bin. Ich schließe die Augen, atme einmal, zweimal, dreimal tief durch und vergrabe all diese Gefühle tief in mir.

Wir sind im Krieg, würde Whisper sagen. Und alle Kriege fordern Opfer.

Okay. Also zurück zur Mission. Nachdem alle tot sind, bleibt mir ein bisschen mehr Zeit als geplant, aber früher oder später wird jemand die Straße entlangkommen. Ich gehe zur Kutsche, zu Alaynes gefrorener Leiche. Es ist das erste Mal, dass ich sie mir genauer ansehen kann und jetzt verstehe ich auch, warum Whisper sie als Zielperson ausgesucht hat. Wir sehen uns definitiv ähnlich. Meine Haut ist ein wenig dunkler als ihre – meine leichte Bräune stammt von meiner Izachi-Mutter – und ihre Augen zeigen ein helles Braun, während meine dunkelgrün sind. Aber wir haben ähnlich schmale Gesichtszüge, das gleiche spitze Kinn und beide eine Handvoll Sommersprossen auf den Wangen. Wir könnten mühelos als Schwestern durchgehen. Oder hätten es gekonnt.

Ich trete über ihre Leiche hinweg und beuge mich durch das Loch in der Seite der Kutsche. Es gibt noch etwas, was ich brauche, bevor ich alles hier niederbrenne. Alaynes Koffer ruht auf der gepolsterten Bank, auf der sie gesessen hat. Ich öffne ihn. Kleidung … Bücher … ein paar elegante Schmuckstücke … und …

Da ist er. Ganz unten. Ein schicker Umschlag mit eleganter Schrift auf der Vorderseite und einem glänzenden Wachssiegel. Das Siegel ist natürlich bereits gebrochen, also öffne ich die Klappe und ziehe den Brief heraus. Ganz oben auf der Seite prangt das Bild einer hoch aufragenden Burg vor dem Vollmond, umgeben von fünf Symbolen: eine Krone, ein Schwert, eine Schreibfeder, ein Kelch und eine Waage. Doch meine Augen huschen zu dem Text darunter.

Lady Alayne Dewinter,

es ist mir eine große Ehre, Euch für das kommende Schuljahr im Herbst 798 zum Besuch der Blackwater Academy einzuladen. Uniformen und Unterrichtsmaterialien werden gestellt, aber es ist erlaubt, eigene Loci mitzubringen. Falls Ihr am Unterricht teilnehmen möchtet, kommt bitte am 9. Autumnal an die Lauderdale-Docks und zeigt am Fähranleger diesen Brief vor.

Eure Familie hat sich einen Platz in unseren angesehenen Hallen verdient, Lady Dewinter, und ich freue mich schon darauf, Eure Bekanntschaft zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Rektor Magnus Aberdeen

Meine Hände zittern tatsächlich. Dafür habe ich all das getan. Zehn Jahre Ausbildung. Zehn Jahre Blut, Schweiß und Tränen. So viele vernichtete Leben. So viel Verzicht und Verlust, nur für diesen Moment.

Die Blackwater Academy ist die Eliteschule für Magie in der Republik von Marovia. Jeder Magier, der etwas auf sich hält, hat dort seinen Abschluss gemacht. Senatoren, Generäle und die hohe Geistlichkeit, die weisesten Gelehrten und die mächtigsten Anführer, die Adeligen, die unsere Welt in ein solches Chaos gestürzt haben. Die Blackwater Academy ist der wahre Sitz der Macht in der Republik, vielleicht sogar der Welt. Dort werden ganze Generationen in eine mächtige, unbeugsame, kompromisslose Aristokratie verwandelt. In der Blackwater Academy werden Magier geschaffen.

Und ich werde jeden Einzelnen von ihnen erledigen.

2

Früher

Am letzten schönen Tag meines Lebens bin ich sieben Jahre alt.

Ich lebe mit meiner Familie in Laroc, einer kleinen Küstenstadt an der westlichen Küste der Republik. Die Siedlung riecht nach Fisch und in den Läden gibt es keine Pflaumen zu kaufen, aber ich mag Laroc … zumindest mehr als die letzten paar Orte, an denen wir gelebt haben. Es ist besser als Neuseylem, mit seinen finsteren, beängstigenden Slums und auch besser als Washburn mit seinen schlecht gelaunten Minenarbeitern und dem ständigen Gestank nach Schwefel. In Laroc haben wir eine hübsche Erdgeschosswohnung am Rand der Stadt, so nah am Meer, dass ich das Salz riechen kann, wenn ich mich ans Fenster stelle. Die Wohnung ist klein, aber gemütlich, und ich besitze ein ganzes Regal mit geschnitzten Tieren aus Holz und darf auf meiner eigenen kleinen Pritsche am Fußende des Betts meiner Eltern schlafen. Es ist das beste Zuhause, das ich je hatte.

Selbst mit sieben weiß ich, dass es Dinge gibt, die ich nicht hinterfragen darf. Da sind die Schutzzauber, die sich über die Wände ziehen, Spinnennetze aus rotem Faden, geschmückt mit Kristallen in allen Schattierungen. Da ist die Arbeit meines Vaters, die von ihm verlangt, dass er manchmal mehrere Tage am Stück verschwindet – eine Arbeit, die so wichtig ist, dass niemand mir etwas darüber erzählen will. Da ist die schwere Holzkiste unter dem Bett – die mit dem ständig changierenden Schloss, das anzusehen mir Schmerzen bereitet. Und dann ist da das Mal auf meinem Unterarm. Das Mal, das genauso aussieht wie das meines Vaters. Das Mal, das ich versteckt halten muss, immer, egal, was passiert.

An diesem Tag, dem letzten guten Tag, riecht es nach Frühstück, als ich kurz nach Sonnenaufgang die Augen aufschlage. Meine Mutter schläft noch, liegt zusammengerollt auf der Seite in ihrem Bett. Meine kleine Schwester, Sera, schläft neben ihr, schnarcht mit offenem Mund. Aber mein Vater ist bereits wach. Er steht in der Küche und stellt alles, was ich so gerne mag, auf den kleinen, runden Tisch: eine Holzschale mit Oliven, eine Blechtasse mit Milch und, das Beste von allem, ein paar Hörnchen von der Bäckerei ein Stück die Straße entlang, gefüllt mit Apfelstücken und bestrichen mit einer Zuckerglasur. Noch im Nachthemd renne ich hinüber, um zu essen. Mein Vater lacht, als er beobachtet, wie ich mir ein ganzes Hörnchen auf einmal in den Mund schiebe.

»Die magst du wirklich gerne, hm, Äffchen?«, sagt er und nimmt sich eine Tasse Kaffee. Er ist ein Südmarovier mit fahler Haut, unordentlichem, rotem Haar und Sommersprossen auf seiner spitzen Nase. Er ist klein, wie ich – einen guten halben Kopf kleiner als die meisten Männer –, und trägt eine goldene Brille mit dünnem Rand vor seinen scharfen, grünen Augen, die ihn sofort als Gelehrten auszeichnet. »Ich mochte die mit Blaubeeren immer lieber.«

»Äpfel sind am besten und das weiß auch jeder«, antworte ich mit vollem Mund und verteile damit Krümel um mich herum. Mein Vater schüttelt nur lächelnd den Kopf und wendet sich wieder dem Kessel auf unserem Herd zu. Er stellt die Tasse ab und greift nach seinen Loci, dünnen Grünholz-Stäben, in die Efeuranken eingraviert sind – Stäbe, mit denen ich dringender spielen will als mit allem anderen auf der Welt. Ich sehe nicht, wie er die Glyphe schnitzt, weil ich noch nicht ins Zero gleiten kann, aber ich sehe, wie seine Hände sich unglaublich schnell bewegen. Und dann klappert der Kessel, weil er heiß ist.

»Musst du heute gehen?«, frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne. Er trägt seinen Anzug – den mit der kleinen Fliege und der Uhrenkette – und den trägt er nur, wenn er zur Arbeit muss.

»Ja. Die Pflicht ruft.« Er gießt den Kaffee auf, dann kommt er zu mir und geht neben mir in die Hocke. »Aber ich verspreche, dass ich zum Abendessen zu Hause bin.« Er lehnt sich vor und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. »Sei brav. Hab Spaß.«

Ich grinse, fast gegen meinen Willen. »Beides gleichzeitig geht nicht.« Das ist unser kleines Ritual. Ich habe keine Ahnung, wie es angefangen hat, sondern weiß nur, dass wir es jedes Mal sagen, wenn wir uns verabschieden.

»Tschüss, Äffchen«, sagt er, schenkt mir noch ein warmes, freundliches Lächeln und geht.

Meine Mutter wacht eine halbe Stunde später auf, fast widerwillig, und reibt sich die Augen. Sie ist eine Izachi, eine aus dem Verstreuten Volk, mit brauner Haut und lockigem, schwarzem Haar. Ihre Augen zeigen ein tiefes Braun. Sie tapst barfuß heran, weil sie immer barfuß ist, und trinkt die Tasse Kaffee, die mein Vater für sie vorbereitet hat, als wäre es der Nektar der Götter.

Sie versucht, sich leise zu bewegen, aber Sera wacht trotzdem auf. Sie richtet sich abrupt auf und ihr Blick saugt sich sofort an mir fest. »Hörnchen?«, fragt sie. »Hast du mir ein Hörnchen übrig gelassen?«

»Nö«, lüge ich, als Witz, doch statt zu lachen, senkt meine Schwester geknickt den Kopf. »Ich meine ja! Natürlich! Habe nur Spaß gemacht!« Ich eile zu ihr und gebe ihr das letzte Hörnchen.

»Nicht lustig«, grummelt sie, bevor sie abbeißt. Sera ist gerade erst sechs geworden. Wenn ich meiner Mutter ähnele, kommt sie ganz nach unserem Vater. Sie hat fahle Haut und Sommersprossen und auch dieselbe Tendenz zu Gelehrsamkeit. Aber besonders auffällig ist ihr Haar. Es leuchtet im gleißenden Rot des Sonnenuntergangs und fällt in atemberaubenden Locken über ihren Rücken bis auf ihre Taille, wie Wellen im Meer. Jeder Fremde gibt einen Kommentar dazu ab und ich müsste lügen, würde ich behaupten, ich wäre nicht neidisch.

Doch ich habe etwas, was sie nicht hat. Das Mal auf der Innenseite meines linken Handgelenks – diese Tätowierung, die in Rot und Gold leuchtet. Seras Handgelenke sind so ungeschmückt wie die meiner Mutter. Ich habe – nur einmal – gefragt, wieso ich ein Mal habe und sie nicht und sofort wirkte mein Vater betrübt. »Weil sie Glück hat«, war seine Antwort.

»Ich nehme nicht an, dass du auch für mich ein Hörnchen aufbewahrt hast?«, fragt meine Mutter. Meine zuckerverschmierte Grimasse ist die einzige Antwort, die sie braucht.

Wir ziehen uns an und gehen los, um Besorgungen zu machen. Wir besuchen den Marktplatz, auf dem sich Dutzende Stände drängen, erfüllt vom Geschrei der Händler. Wir kaufen Brot und Früchte und Pökelfleisch. Meine Mutter kauft ein Buch mit Gedichten für Sera und ein kleines Holzpferd für mich.

»Sein Name ist Klapperbein und ich liebe ihn!«, schreie ich zur großen Verwunderung aller Anwesenden und der Erheiterung meiner Mutter.

Als Nächstes gehen wir zur Bibliothek. Sera liest ruhig in einer Ecke, während ich wie wild durch die Gänge renne. Wir kaufen uns im Izachi-Viertel etwas zu essen – ein Gericht mit dem pikanten Rindfleisch, das meine Mutter so liebt, das mir aber immer ein bisschen die Zunge verbrennt. Danach verbringen wir mindestens eine halbe Stunde damit, einem Jongleur zuzusehen, der Bälle und Knüppel und Messer hoch in die Luft schleudert. Das ist vor allem so eindrucksvoll, weil er nur ein Geringer ist, ohne jede Magiebegabung.

Weil wir brave Mädchen waren, beenden wir den Tag mit einem Spaziergang am Strand, mein absoluter Lieblingsort in Laroc. Ich lasse Klapperbein über den Sand tanzen und jage Sera in die Gischt und grabe mich bis zur Hüfte ein, um vorzugeben, ich wäre ein Sumpfgoblin. Meine Mutter sitzt ruhig am Strand und schaut über das endlose blaue Wasser hinweg.

So werde ich sie immer in Erinnerung behalten: Wie sie im spröden, grauen Sand vor dem Wasser sitzt, ein kleines Lächeln auf dem Gesicht, während ich um sie herum Räder schlage. Ihre Augen sind voller Liebe und Freundlichkeit und, direkt darunter, erfüllt von allumfassender Trauer. Das ist sie, für immer.

Unser Rückweg führt uns an den Docks vorbei, was ein Fehler ist. Die Docks sind immer unangenehm, vollgepackt mit schlecht gelaunten, brummenden Matrosen. Und es stinkt dort nach Fisch. Ein riesiges Schiff ist in den Hafen eingelaufen, eine gigantische Galeone mit enormen Segeln und einer Meerjungfrau aus Bronze am Bug, also sind die Docks noch voller als sonst – voll genug, dass ich die Hand meiner Mutter halten muss, als wir uns durch die Menge drängen. Doch das ist nicht alles. Irgendetwas hängt in der Luft, etwas Falsches. Niedertracht und Anspannung, ein Geruch nach Fäulnis und Flammen. Alle schwitzen, starren, ziehen finstere Mienen. Das Mal an meinem Arm beginnt zu brennen und ich umklammere meinen Ärmel.

Wir drängen weiter, auf den Platz am Rand der Docks, und da sehe ich, was es mit dem Tumult auf sich hat. Eine Statue von Javellos, dem Gott des Handels, ragt hoch über uns auf. Er blickt mit seinen acht glitzernden Augen über den Platz hinweg. Unter ihm, auf den schmutzigen Pflastersteinen, sind drei Männer an Schandpfähle gefesselt, ihre Arme mit dicken Metallschellen festgemacht. Ihre Rücken sind nackt, muskulös und angespannt. Geringe Matrosen. Und um sie herum stehen andere Männer, Männer, die nicht besonders glücklich wirken. Stadtwächter in Lederrüstungen halten die Menge zurück, Knüppel in der Hand, und drängen jeden nach hinten, der dem Rand des Platzes zu nahe kommt.

Ein dicklicher, alter Magier steht vor ihnen auf einem Podium, gekleidet in einen schlecht sitzenden, schwarzen Anzug. Er zerrt mit einer Hand, die vor Ringen nur so starrt, an seinem Kragen. Doch alle Blicke sind auf die Vollstreckerin gerichtet, die schweigend hinter den gefesselten Männern steht. Sie trägt eine enge, schwarze Robe, ihr Gesicht liegt hinter einer glatten Silbermaske verborgen und in den Händen hält sie Loci, die unheilvoller wirken als alles, was ich bisher gesehen habe – knorrige Stäbe aus Knochen mit gezackten Spitzen und einer Gravur aus Totenschädeln auf den Griffen.

Meine Mutter packt meine Hand fester und zieht Sera näher an sich heran. »Wir sollten gehen«, sagt sie und weicht zurück, doch wir können nirgendwo hin. Die Menge drängt hinter uns heran und vor uns liegt der Platz. Also können wir nur stehen bleiben und zusehen.

»Als stellvertretender Vorsitzender für die Laroc-Handelsgesellschaft spreche ich diese Männer schuldig der Trägheit, Feigheit und Desertion!«, ruft der Magier auf dem Podium. Seine Stimme ist heiser und ausdruckslos und über sein Gesicht rinnt Schweiß, obwohl es gar nicht so warm ist. »Ihre meuterischen Handlungen auf See haben nicht nur für den Untergang eines teuren Schiffes gesorgt, sondern haben mich auch fast viertausend Valmark in Ladung gekostet! Viertausend! Für diese Summe könnte ich euch alle zum Tode verurteilen!«

Zwei der Matrosen bleiben ungerührt, doch der dritte, der jüngste, beginnt zu schluchzen. »Bitte, Sir, habt Gnade«, fleht er. »Es war nicht unsere Schuld! Wir mussten das Schiff aufgeben oder mit ihm im Sturm untergehen! Bitte!«

»Gnade.« Der Magier kaut auf dem Wort herum wie auf einem bitteren Kraut. »Ja, ich vermute, einen Tropfen davon kann ich euch gewähren. Und ihr könnt als abschreckendes Beispiel dienen.« Er vollführt eine auffordernde Geste in Richtung der Vollstreckerin. »Gib ihnen die Dornen.«

Die Vollstreckerin hebt ihre zwei Loci und verschränkt die Arme, während die Männer die Zähne zusammenbeißen.

»Schließt die Augen«, zischt meine Mutter. Sera gehorcht, aber ich nicht. Ich kann nicht. Ich beobachte, wie die Vollstreckerin die Arme anspannt und tief einatmet. Und dann spüre ich es, spüre es zum ersten Mal in meinem Leben, den Ruf des Zero. Ich fühle mich, als würde ich zu der Frau, zu ihren Loci, hingezogen werden. Als wäre da etwas in meinem Körper, was durch meine Haut nach außen dringt, aus mir herausgezerrt wird, aus der Realität an einen anderen Ort. Mein Magen hebt sich, mein Blick verschwimmt und grauenhafte, brennende Schmerzen erfüllen meinen Arm – als wäre er mit tausenden Nadeln gefüllt, die nach außen dringen.

Ich stoße einen kleinen Schrei aus und sofort hält meine Mutter mir die Augen zu. Ich kann durch ihre Finger nicht genau erkennen, was als Nächstes geschieht, aber ich sehe genug. Ich sehe, wie die Luft hinter den Männer knistert und wabert. Sehe, wie Ranken aus dämmrigem, grünem Licht aus den Enden dieser Loci schießen. Sehe, wie die Rücken der Männer aufgerissen werden, als wären sie von Hunderten unsichtbarer Dornen getroffen worden. Ich rieche Blut und höre Schreie und fühle dieses schreckliche Pulsieren von Magie in mir, die darum kämpft, sich zu befreien, mich von innen heraus zu zerreißen, als tobe in mir ein Hurrikan und meinem Körper gelänge es nur mit Mühe, den Sturm zurückzuhalten.

Erst später, als wir Hand in Hand zur Wohnung zurückgehen, finde ich die Kraft, etwas zu sagen. »Warum?«, frage ich meine Mutter. »Warum hat der Magier diesen Männern das angetan?«

Meine Mutter sieht zu mir hinunter und ich erkenne, selbst mit sieben Jahren, dass sie dieses Gespräch wirklich nicht führen will. »Weil die Gesetze der Republik es Magiern erlauben, Geringe zu bestrafen, wie auch immer sie es für richtig halten«, sagt sie, die Zähne zusammengebissen. Sie scheint jedes Wort sorgfältig zu wählen. In ihrer Miene, in ihren Augen, erkenne ich eine Wut, die mir Angst einjagt.

»Aber warum?«, fragt Sera. »Warum dürfen sie das?«

»Weil sie die Macht innehaben«, antwortet meine Mutter. »Weil sie die Regierung und die Handelsgesellschaften und die Schulen und das Recht kontrollieren. Weil in ihrem Blut die Fähigkeit liegt, die Welt zu formen, Flammen und Eis zu beschwören, Leben und Tod zu bringen. Weil sie stark sind und wir schwach.«

»Aber …«, sage ich, obwohl ich genau weiß, dass ich es nicht tun sollte. »Ich bin eine Ma…« Ich kann den Satz nicht beenden, weil meine Mutter meine Hand so fest drückt, dass es wehtut.

Mein Vater wartet zu Hause schon auf uns. Ich renne zu ihm und umarme ihn so heftig, dass er fast umfällt. Während meine Mutter sich einen Moment für sich gönnt, von unserem Vorplatz aus den Sonnenuntergang beobachtet, setzt sich mein Vater mit mir und Sera in die Küche, um unsere Schulaufgaben zu erledigen. Im flackernden, gelben Licht einer Kerze lesen wir über ein kleines Schaf ohne Freunde und rechnen ein paar Aufgaben. Sera arbeitet gut mit, folgt jeder Anweisung, während ich unruhig auf meinem Stuhl herumrutsche und aus dem Fenster starre. Aber später passe selbst ich auf, als wir uns an ihn kuscheln und er uns ein Kapitel aus Die Sagen von Naeflein vorliest, diesem schweren, eselsohrigen Buch mit all den Geschichten über Prinzen und Hexen und Kreaturen aus der Tiefe. Ich liebe es, wie mein Vater klingt, wenn er vorliest, so geduldig und ruhig. Und ich liebe, wie er die Arme um uns schlingt und uns eng an seine Brust drückt. Und ich liebe, dass er allen Charakteren eigene, alberne Stimmen gibt.

Wir essen zu Abend, einen einfachen Eintopf mit ein wenig Brot und Zwiebeln. Dann setzen wir uns vors Feuer und reden über den Tag. Meine Eltern nicken geduldig, als ich erzähle, dass Klapperbein ein magisches Pferd ist, das durch die Zeit fliegen kann. Dann bringen sie uns ins Bett und pusten die Lampen aus. Als ich fast schon eingeschlafen bin, lehnen beide sich vor und drücken mir einen Kuss auf die Stirn.

»Ich liebe euch, Mädchen«, sagt mein Vater. »Mehr, als ihr erahnen könnt.«

Den gesamten Rest meines Lebens werde ich mir wünschen, ich wäre länger wach geblieben. Ich werde mir wünschen, mir wäre noch ein Tag, noch eine Stunde, noch eine Minute mit ihnen vergönnt. Eine weitere Geschichte von meinem Vater. Eine weitere Umarmung von meiner Mutter. Selbst wenn wir uns gestritten hätten, wenn sie mir damit hätten drohen müssen, dass es am nächsten Tag keine Süßigkeiten geben würde, selbst wenn der Tag damit geendet hätte, dass ich weinend durch die Wohnung stampfe. Ich werde mir für den Rest meines Lebens wünschen, ich könnte etwas, irgendetwas, tun, um mehr Zeit mit ihnen zu verbringen.

Doch stattdessen schlafe ich ein und wache nur auf, weil alle Kristalle in unserer Wohnung schrillen.

Ich richte mich abrupt im Bett auf. Es ist mitten in der Nacht, doch unsere Wohnung ist hell erleuchtet, weil alle Schutzzauber leuchten – die gezackten Spinnennetze zittern und wanken, die Kristalle leuchten in Rot und Grün und Blau. Ich bin immer noch benommen, doch ich weiß genug, um mich zu fürchten, also renne ich in die Küche, wo meine Eltern stehen. Sera folgt mir, weinend vor Angst.

»Was ist los?«, schreie ich über den Lärm. »Was passiert gerade?«

»Sie haben uns gefunden«, antwortet meine Mutter. Ich weiß nicht, wer sie sind, aber ich weiß, dass das nichts Gutes bedeuten kann. Mein Vater schwenkt einen Loci durch die Luft und die Kristalle verstummen. Sein Gesicht ist bleich, noch bleicher als gewöhnlich, und Schweiß rinnt über seine Schläfen. »Wie zur Hölle haben sie uns gefunden?«

»Ich weiß es nicht«, sagt mein Vater. Er packt einen der Kristalle, umklammert ihn fest, und seine Miene wird noch ernster. »Vier von ihnen. Sie kommen schnell näher. Und er ist bei ihnen.«

»Oh, Götter«, flüstert meine Mutter und ich habe mehr Angst als jemals zuvor in meinem Leben. »Wir müssen fliehen. Jetzt.«

»Wir können nicht«, antwortet mein Vater und weicht ihrem Blick aus. »Sie beobachten uns. Wenn wir uns bewegen, werden sie zuschlagen.« Er atmet einmal tief durch. »Sie haben uns, Kaelyn.«

Meine Eltern wechseln einen bedeutungsschweren Blick – die Art von Blick, die ein ganzes Gespräch ersetzt; ein Blick, mit dem man eine Entscheidung trifft, die man nicht aussprechen will. Dann nickt meine Mutter und beginnt eilig aufzuräumen, während mein Vater neben mir und Sera in die Hocke sinkt.

»Hört mir zu, Mädchen«, sagt er mit einem gezwungenen Lächeln. »Wir haben ein wenig Ärger, aber alles wird gut. Ein paar sehr ernste Männer kommen hierher. Sie wollen mit mir und eurer Mutter reden. Das Wichtigste ist, dass sie nicht erfahren, dass ihr hier seid. Versteht ihr?«

»Nein!«, heule ich. »Ich habe wirklich Angst, Papa …«

»Ich weiß, Äffchen«, sagt er und drückt meine Schulter. Seine Augen glänzen hinter seiner Brille. »Und es tut mir leid. Es tut mir leid, dass wir euch in dieses Chaos mit hineingezogen haben. Es tut mir leid für die Welt, in die wir euch gebracht haben. Alles tut mir leid. Aber jetzt könnte alles wieder gut werden, wenn wir ruhig bleiben.« Er beugt sich vor und hakt den Finger in eine Lücke im Holzboden. Er hebt eine Planke hoch und enthüllt darunter einen engen Kriechkeller. »Ihr beide müsst euch hier drin verstecken, verstanden? Versteckt euch und gebt keinen Mucks von euch. Ich werde diesen Männern einfach sagen, was sie hören wollen. Dann werden sie wieder gehen und wir holen euch raus.«

»Aber … aber …«, stammelt Sera. »Ich versteh das alles nicht.«

»Ich weiß«, antwortet mein Vater und zieht uns in eine Umarmung, die so fest ist, dass ich fast nicht spüre, wie heftig er zittert. »Eines Tages wirst du das. Ich verspreche es.« Er gibt uns frei, dann räuspert er sich. »Jetzt hört mir zu. Es wird alles gut werden. Aber falls nicht … falls etwas schiefläuft … wenn diese Kristalle noch mal anfangen zu schrillen … dann müsst ihr für mich durch diesen kleinen Tunnel kriechen und so schnell weglaufen, wie ihr könnt.« Er zieht ein gefaltetes Stück Papier aus einer Tasche und schiebt es in meine Hosentasche. »Auf dem Papier steht eine Adresse. Findet diesen Ort. Fragt nach Whisper und sagt, dass Petyr Chelrazi euch geschickt hat. Sie werden verstehen.«

Meine Mutter sieht aus dem Fenster. »Sie kommen. Wir müssen uns bereit machen. Jetzt.«

Mein Vater wischt sich eine Träne von der Wange und sammelt sich. »Was auch immer geschieht, Mädchen … Wie auch immer das hier ausgeht … ich will, dass ihr wisst, dass eure Mutter und ich euch mehr lieben als alles andere. Dass die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, es wert war … alles, was geschehen ist. Ihr seid das Beste, was uns je geschenkt wurde.« Er streicht mir übers Haar und beugt sich vor, um mir einen letzten Kuss auf die Wange zu drücken. »Alka … es liegt ein steiniger Weg vor dir. Kämpf für diejenigen, die es brauchen. Sei brav, mein Äffchen. Sei gut. Und Sera, meine kleine Sera …« Tränen rinnen über seine Wangen, zu viele, um sie noch zu verbergen. »Pass auf deine Schwester auf. Sei stark und tapfer. Sei freundlich.« Er beugt sich vor und hilft uns sanft in den Kriechkeller. »Und jetzt versteckt euch.«

Es ist staubig da unten, und dunkel, und wahrscheinlich sind überall Spinnen. Aber ich sage nichts. Denn auch wenn ich nicht verstehe, was vor sich geht, spüre ich doch, wie ernst die Situation ist. Sera kriecht als Erste hinein und schiebt sich nach ganz hinten. Ich folge ihr. Ich lege mich in dem engen Tunnel, der gerade breit genug ist für meinen siebenjährigen Körper, auf den Rücken und mein Vater lehnt sich vor, um die Bodendiele wieder an ihren Platz zu legen. Durch die Spalten zwischen den Planken kann ich immer noch etwas sehen, genug, um die Küche und meine Eltern zu erkennen. Er schlingt den Arm um sie. Sie kuschelt sich an ihn, dann stehen sie einfach nur da, halten sich gegenseitig fest und atmen gleichmäßig.

Ein Hämmern erklingt an der Tür, ein Panzerhandschuh auf Holz. »Petyr Chelrazi! Öffne!«, schreit eine Stimme.

»Kommt herein«, sagt mein Vater. Seine Stimme klingt anders – tiefer, erwachsener und irgendwie falsch.

Die Tür schwingt auf und vier Personen treten ein. Drei sind Vollstrecker in Rüstung, die Gesichter hinter diesen leeren, silbernen Masken verborgen. In einer Gestalt erkenne ich die Frau mit den Knochen-Loci wieder, die vorhin an den Docks war. Die anderen beiden sind Männer, einer klein und schlank, der andere groß und breit. Die Vollstrecker stampfen in die Küche, sodass die Bodendielen zittern und mir Staub ins Gesicht rieselt. Für einen schrecklichen Moment glaube ich, ich müsste niesen. Doch den Göttern sei Dank, ich kann es unterdrücken. Meine Eltern weichen zurück und die Vollstrecker nehmen Position am Rand des Raums ein.

Das Sagen hat offensichtlich der vierte Mann. Er ist ein Magier und zwar der eindrucksvollste, den ich je gesehen habe. Er trägt eine maßgeschneiderte Robe mit Pelzbesatz, der im Kerzenlicht schwarz-golden schimmert. Ringe mit riesigen Edelsteinen schmücken seine fahlen Finger und um seinen Hals hängt eine Kette mit einem goldenen Mondanhänger. Er ist Marovier und wirkt, als wäre er ungefähr im selben Alter wie mein Vater, mit einem braunen Bart, der sich zu einer Spitze verjüngt, und lockigem, dunklem Haar, das in einem ordentlichen Zopf über seinen Rücken fällt. Er lächelt, als er den Raum betritt, auch wenn ich die Bedrohung in seinen Augen erkennen kann.

»Petyr«, sagt er. »Ist eine Weile her.«

»In der Tat, alter Freund.« Mein Vater zieht einen Stuhl heran und setzt sich. »Welchem Umstand verdanke ich dieses Vergnügen?«

»Ich glaube, du weißt genau, warum ich hier bin«, sagt der Magier und nickt in Richtung seiner Vollstrecker. »Gib deine Loci ab. Sofort.«

Mein Vater sieht mit einem Nicken meine Mutter an. Sie streckt die Hand nach der Arbeitsfläche aus und übergibt die Efeuranken-Stäbe meines Vaters. Die Vollstreckerin reißt sie ihr aus den Fingern und verstaut sie in einem Beutel an ihrer Hüfte.

»Eine Vorsichtsmaßnahme. Ich bin mir sicher, du verstehst«, sagt der Magier.

»Natürlich«, antwortet mein Vater. »Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Tee oder Wein vielleicht?«

»Gerade nicht.« Der Magier setzt sich gegenüber von meinem Vater an den Tisch und presst die Spitzen seiner langen, schmalen Finger aneinander. »Ich glaube, ich vermisse noch ein Familienmitglied. Ein Mädchen, sieben Jahre alt?«

Ich? Er sucht nach mir? Warum? Wieso sollte ich eine Rolle spielen? Und wieso fragt er nicht nach Sera? Aber ich kann nicht länger darüber nachdenken, weil mein Vater sofort lügt:

»Sie ist nicht hier. Wir haben sie zu einem Freund geschickt, weit entfernt.«

»Wirklich?«, meint der Magier. Seine Gesichtszüge sind scharf und kantig, als wären sie aus kaltem Stein gemeißelt worden, und sein Tonfall ist abfällig. »Wenn ich meine Vollstrecker also das Haus durchsuchen lasse, werden sie sie nicht finden?«

»Ich fürchte nicht«, sagt mein Vater, dann lehnt er sich vor und flüstert fast: »Hör mal. Meine Frau hat nichts mit alldem zu tun. Ich bin derjenige, den du willst. Wieso folge ich nicht dir und deinen Vollstreckern? Wenn du Kaelyn gehen lässt, werde ich dir alles erzählen.«

»Alles«, wiederholt der Magier. »Und über was genau?«

»Über die Partisanen«, sagt mein Vater und alle Vollstrecker spannen sich an. »Ihre Pläne. Ihre Anführer. Alles eben.«

Zum ersten Mal entstehen Risse in der beherrschten Fassade des Magiers. »Also stimmt es. Du bist zu den Rebellen übergelaufen.«

»Ich fürchte, das stimmt.«

»Verdammt, Petyr«, knurrt der Magier. »Ich hatte gehofft, es ginge um etwas Persönliches. Dass du vor deinen Pflichten geflohen bist, um Zeit mit deiner Familie zu verbringen. Dass du einfach nur ein Feigling bist. Aber nein. Du hast uns alle an einen Haufen Geringer Terroristen verkauft. Nach allem, was wir durchgemacht haben, allem, was wir aufgebaut haben, hast du sämtliches verraten, wofür die Republik steht!«

Als mein Vater spricht, ist seine Stimme kalt wie Eis. »Alles, was wir durchgemacht haben, war eine Lüge. Alles, was wir aufgebaut haben, ist ein Gräuel. Und die Republik steht lediglich für Ungerechtigkeit und Unterdrückung.«

Die Nasenflügel des Magiers blähen sich, Falten bilden sich auf seiner Stirn und es wirkt fast, als wolle er zuschlagen … doch dann glättet sich seine Miene und seine Lippen verziehen sich zu einem grausamen Lächeln.

»Oh, Petyr«, sagt er. »Fast hättest du mich getäuscht. Aber es sieht aus, als hättet ihr etwas übersehen.«

Alle folgen seinem Blick, der auf den Boden dicht neben meinem Versteck gerichtet ist. Ich entdecke es im selben Moment wie alle anderen und mir rutscht das Herz in die Hose. Es ist Klapperbein, mein Holzpferd. Wir haben vergessen, ihn zu verstecken.

Der Magier erhebt sich von seinem Stuhl und schreitet würdevoll auf das Pferd zu – auf mich. »Wenn deine Tochter nicht hier ist … was ist dann das?«, fragt er. Meine Mutter und mein Vater wechseln einen besorgten Blick, denn wenn er sich vorbeugt, um das Spielzeug aufzuheben, wird er auch durch die Spalten zwischen den Dielen schauen und mich entdecken. Ich weiß nicht, was das bedeuten wird, aber ich weiß, dass es sehr, sehr schlimm ist. Ich frage mich, ob ich anfangen sollte zu kriechen, doch ich schaffe es einfach nicht, mich zu bewegen. Und hinter mir fängt Sera an zu weinen und mein Herz rast und dann ist der Magier da, direkt über mir und senkt die Hand …

Doch seine Finger erreichen niemals das Pferd, weil meine Mutter sich ein Messer von der Arbeitsfläche greift und es ihm ins Kreuz rammt.

Ich spüre ein Pulsieren in der Luft, ein beklemmendes Aufwallen von Magie und zum ersten Mal in meinem Leben gleite ich vollständig ins Zero. Der Raum, das Haus, die Stadt, alles verschwindet und ich tauche ein in diese graue, aschebedeckte Welt. Dort, in der ohrenbetäubenden, allumfassenden Stille, verlangsamt sich die Zeit zu einem Kriechen, sodass ich beobachten kann, wie alle in Aktion treten. Die Vollstrecker heben ihre Loci. Der Magier, verletzt und kreischend, zieht ebenfalls seine Stäbe. Meine Mutter tritt zurück und greift nach einem weiteren Messer. Und mein Vater springt rückwärts aus seinem Stuhl und hebt die Hände, die zwei in seinen Ärmeln versteckte Loci – kleine, gezackte Klingen – in den Händen.

Die Luft knistert und brummt und Blitze reiner Macht zucken durch den Raum, als Linien arkaner Geometrie aufleuchten. Die Welt erstarrt, zittert und bebt. Glyphen treffen auf Abwehrglyphen. Licht zuckt durch die Dunkelheit. Ich rieche Erde und schmecke Blut und spüre dieses schreckliche Aufwallen in mir, während meine Eltern ihren letzten Kampf ausfechten.

Alles ist in weniger als einer Sekunde vorbei.

Ich werde zurück in die Realität gerissen. Zitternd, schwitzend und keuchend liege ich unter den Bodendielen. Über mir liegt die Küche in Trümmern. Der Tisch ist umgefallen, die Decke verkohlt und in der Wand klafft ein riesiges Loch. Papierfetzen – die Reste der geliebten Bücher meines Vaters – flattern angesengt durch die Luft und der Boden ist mit einer Schicht knisterndem Eis bedeckt.

Zwei der Vollstrecker, die Frau und der korpulente Mann, sind tot. Ihre geschwärzten Leichen liegen rauchend am anderen Ende des Raums. Dem dritten, kleinen Mann ist es nicht viel besser ergangen: Er liegt draußen auf der Straße, jenseits des Lochs, und stöhnt. Aus seiner Brust ragt eine steinerne Lanze. Ihr Anführer, der Magier, ist noch am Leben, doch er steht vornübergebeugt mit dem Rücken zu mir, keuchend und hustend und brüllend vor Schmerz.

Und meine Eltern …

Meine Mutter ist bereits tot. Sie liegt zusammengesackt an einer Wand. Ihr Kopf ruht auf der Brust, knapp über einem riesigen Loch, wo ihr Brustkorb sein sollte. Ein dünnes Rinnsal Blut gleitet über ihre Lippen und ihre Hände zucken nutzlos. Mein Vater liegt neben ihr, nicht tot, aber im Sterben begriffen: sein rechter Arm ist weg, abgerissen. Spinnweben aus Eis ziehen sich über sein Gesicht, als wäre sein Blut zu Eis erstarrt. Seine keuchenden Atemzüge verklingen langsam.

Meine Augen brennen. Mein Herz rast so heftig, dass es sich anfühlt, als müsste es aus meiner Brust springen. Ich will schreien, schluchzen, heulen, kämpfen, aber mein Körper will sich nicht bewegen. Ich bin unter den Bodendielen gefangen. Das kann nicht wirklich passieren. Das ist nicht möglich. Kann nicht, kann nicht, kann nicht.

Der Magier – derjenige, der all das getan hat, bewegt sich als Erstes. Er humpelt zu meinem Vater, dreht ihn mit einem Fuß auf den Rücken und kniet sich auf ihn, sodass sein Knie auf der Brust meines Vaters ruht. Das Haar des Magiers ist wild und teilweise verkohlt. Die rechte Seite seines Gesichts ist nur noch eine vernarbte, blasenüberzogene Fläche. Auch sein Auge ist ausgebrannt. Das Messer meiner Mutter ragt immer noch aus seinem Kreuz. Doch trotz alledem bewegt er sich noch, als flösse brennender Hass durch seine Adern.

»Du kleiner Bastard«, zischt er und spuckt beim Sprechen meinem Vater Blut ins Gesicht. »Du dachtest wirklich, du könntest mir das antun? Mir?« Er reißt meinen Vater am Kragen nach oben, bis ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt sind. »Hör mir zu, Petyr, und hör gut zu. Ich werde deine Tochter finden. Ich werde sie aufspüren. Und ich werde sicherstellen, dass sie den langsamsten, schmerzhaftesten Tod stirbt, den du dir vorstellen kannst. Ich werde sie leiden lassen, Petyr. Ich werde ihr unglaubliche Qualen zufügen.«

Mein Blut gefriert und mir stockt der Atem in der Kehle. Niemals zuvor in meinem Leben hatte ich solche Angst. Doch mein Vater lächelt nur, ein harter Ausdruck, der ihn offensichtlich fast seine gesamte verbliebene Kraft kostet. »Nein, wirst du nicht«, erklärt er dem Magier, »weil du bereits tot bist.« Dann sieht er zu mir, nur aus dem Augenwinkel. Ich sehe ihn an, sehe ihn ein letztes Mal wirklich an – meinen Vater, meinen Helden, meine Welt.

Flieh, formt er mit den Lippen.

Und dann erscheint sie über ihm, glüht auf wie eine Kohle im Feuer. Eine Glyphe, eingeritzt in unsere Decke, groß genug, um den gesamten Platz einzunehmen, bisher gut verborgen. Sie ist unglaublich kompliziert, besteht aus einem halben Dutzend sich überlappender Kreise, die verbunden sind wie die Glieder einer Kette. Eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst. Die Glyphe leuchtet auf … und beginnt dann, heller und heißer zu brennen als die Sonne.

Meine Instinkte übernehmen die Kontrolle. Ich verstehe immer noch nicht, was hier vor sich geht, kann es nicht mal erahnen, doch mein Körper weiß, dass ich den Befehl meines Vaters befolgen muss. Ich packe Seras Hand und reiße sie nach vorne, dann huschen wir unter den Dielen entlang wie zwei Mäuse, drängen uns durch den engen Erdtunnel. Ich höre, wie die Kristalle lauter und lauter schrillen, höre den Magier entsetzt schreien, höre, wie die Wände unter der Macht der sich sammelnden Magie brummen.

Sera und ich stürzen aus einer kleinen Öffnung seitlich am Haus auf die dunkle, enge Gasse. Und dann laufe ich, zerre Sera hinter mir her. Meine Seiten stechen, meine Augen brennen und mein gesamter Körper wird von nichts anderem angetrieben als dem allumfassenden Drang, das Haus so weit wie möglich hinter uns zu lassen.

Ich sehe nicht, wie es explodiert. Das muss ich nicht. Ich höre ein grollendes Rumpeln, lauter als der lauteste Donner, fühle, wie mich eine brennende Hitzewelle durchfährt, spüre, wie die Erde unter meinen Füßen bebt. Für einen Moment ist die Nacht taghell erleuchtet, als eine wirbelnde Feuersäule fünfzehn Stockwerke hoch in den Himmel aufsteigt. Glas zerspringt. Ziegel brechen. Das Heulen von Hunderten verängstigter Stimmen breitet sich in der Stadt aus.

Ich höre nicht auf zu laufen. Ich kann nicht. Ich muss in Bewegung bleiben, obwohl meine kurzen Beine bereits schmerzen, obwohl ich barfuß bin und das Gefühl habe, ich wäre auf Glas getreten. Denn wenn ich auch nur für eine Sekunde anhalte, dann ist das, was soeben geschehen ist, wirklich wahr. Aber das kann nicht sein. Das kann nicht sein. Also renne ich weiter, durch Gassen und Straßen, vorbei an lauten Tavernen und belebten Nachtmärkten, ein siebenjähriges, mit Blut überzogenes Mädchen mit versengter Kleidung und wildem Blick. Ein siebenjähriges Mädchen, das plötzlich die Verantwortung für ihre Schwester trägt. Ein siebenjähriges Mädchen, das gerade seine gesamte Welt verloren hat.

Wir laufen aus der Stadt. Die Straßen enden und wir stolpern auf einen Strand – denselben Strand, an dem wir vor wenigen Stunden gespielt haben. Ich renne am Wasser entlang, dann breche ich im nassen Sand zusammen und starre über die endlose Weite kalter, unbekannter Dunkelheit hinweg. Sera sitzt neben mir, stumm, erstarrt. Sie spricht nicht, weint nicht, bewegt sich nicht. Sie erinnert an eine Kerze, die jemand ausgeblasen hat.

Aber ich bin ein Feuer, das heller wütet als die Sonne. Ich gebe das Gefühl frei, in einem heulenden, zornentbrannten Schrei, der gleichzeitig voller Wut, verzweifelt und verloren ist. Ein Schrei, der jeden in der Stadt töten würde, wenn das möglich wäre. Ein Schrei, den ich nie vergessen werde.

Ich sterbe an diesem Tag ebenfalls, zusammen mit meinen Eltern. Das Mädchen, das ich war, das Mädchen, das mit seinem Holzpferd gespielt hat, das sich sicher gefühlt hat, das dachte, das Schlimmste, was ihm passieren könnte, wäre, wenn der Vater spät nach Hause kommt … sie ist verschwunden, verbrannt zusammen mit dem Haus.

In mir existiert nur noch dieser Schrei.

3

Jetzt

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