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Der Klimawandel schreitet voran und es passiert: nichts. Dabei geht es um unsere Zukunft! Felix Finkbeiner nimmt das nicht länger hin und fordert mehr von Politik und Gesellschaft als Resignation. Als Gesicht einer neuen Klimaschutz-Bewegung engagiert sich Felix dafür, dass auf der ganzen Welt Bäume gepflanzt werden. Jeder Baum verschafft uns durch seine Eigenschaft, CO2 speichern zu können, einen Zeitjoker im Kampf gegen den Klimawandel. Mit seinen Kollegen von Plant for the Planet und zahlreichen Wissenschaftlern gibt er in diesem Buch einen Überblick über die Situation unserer Erde. Er erklärt anschaulich, was passieren wird, wenn das Klima endgültig kippt. Um diese Lawine zu stoppen möchte Felix eine Klima-Revolution ausrufen - mit weltweit einer Billion gepflanzter Bäume bis zum Jahr 2020.
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Seitenzahl: 279
Veröffentlichungsjahr: 2019
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WUNDERPFLANZE GEGEN KLIMAKRISE ENTDECKT:
DER BAUM!
Machen ist wie wollen – nur krasser!
Allen Menschen und Unternehmen gewidmet, die sich freiwillig klimaneutral stellen und in einer positiven Kettenreaktion ihre Freunde, Bekannten und Kunden sowie andere Unternehmen mitreißen, sich ebenfalls klimaneutral zu stellen.
Das sind unsere Helden!
FELIX FINKBEINER & PLANT-FOR-THE-PLANET
WUNDERPFLANZE GEGEN KLIMAKRISE ENTDECKT:
DER BAUM!
Warum wir für unser Überleben pflanzen müssen!
Originalausgabe
1. Auflage
© Verlag Komplett-Media GmbH
2019, München/Grünwald
www.komplett-media.de
ISBN E-Book: 978-3-8312-6998-3
Bildnachweis:
© Andreas Mueller Fotografie Berlin 8
© Franz Josef Radermacher 10
© Shutterstock.com rangizzz: 12–13; Rena Schild: 26; Galyna Andrushko: 31; Nicole S Glass: 35; Richard Whitcombe: 37; corlaffra: 44; Frank Fiedler: 47; Tom Wang: 64–65; 3000ad: 66; ChameleonsEye: 73; FloridaStock: 76; Sabangvideo: 81; Aphakorn Fuengtee: 83; Brian A Jackson: 90–91; kwest: 92; Fishman64: 111; Mo Wu: 116; cornfield: 118; Alexandros Michailidis: 126; Heidi Besen: 132; A3pfamily: 134–135; Smileus: 136; musicman: 149; Bernadetta Sarat: 150; David Talukdar: 157; zlikovec: 158–159; S.Borisov: 160; giulio napolitano: 190
© Plant-for-the-Planet 14, 17, 18, 19 (Ingrid Delacher/blusky.li), 22–24 (Stefan Hönig, Ingrid Delacher/blusky.li), 38, 41 (Stefan Hönig), 42, 46, 48, 50, 51 li., 53, 54, 57, 58 (Shane Doyle Photography, South Africa), 138 (Daniel Nückel, Ingrid Delacher/blusky.li), 139–142 (Alexis García), 151–153, 164 (Leagas Delaney Hamburg), 166 (Daniel Nückel), 171, 178 (Leagas Delaney Hamburg), 181 (Datenquelle: Crowther Lab), 185 (Leagas Delaney Hamburg), 195 (Leagas Delaney Hamburg), 197 (Leagas Delaney Hamburg), 198 (Leagas Delaney Hamburg)
© Neue Westfälische/Barbara Franke/Stefan Schelp 22
© Germanwatch 33
© C. Schumacher/BUND Hamburg 38
© ACWA Power 42, 175
© Ralph K. Penno/American Academy in Berlin 51 re.
© http://www.climate-lab-book.ac.uk/ 67
© pixabay/flohrflohr 86
© United Nations 99–106
© Neil Kaye/Met Office 144
© NASA 145
© PIRMIN JUNG Ingenieure AG 169
Umsetzung: Jonathan Adler
Lektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg
Korrektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
Grafische Gestaltung, Bildredaktion und DTP: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich
eBook-Herstellung und Auslieferung:Brockhaus Commission, Kornwestheim www.brocom.de
Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.
Inhalt
Vorwort – Ernst Ulrich von Weizsäcker
Vorwort – Franz Josef Radermacher
#change
Machen wir uns klimaneutral
Global denken – global handeln
Eine Bewegung wird geboren
Die Gesellschaft steht auf
Klimaklagen und Aktionen rund um den Globus
Aufregung um den Hambacher Forst
Die Mehrheit will den Kohleausstieg
Wie kommt ein 13-jähriger dazu, vor den Vereinten Nationen zu sprechen?
Unsere Motivation
Die Entwicklung von Plant-for-the-Planet von 2007 bis 2018
#status quo
Uns bleibt nur noch ein halbes Grad
Die Erderwärmung beschleunigt sich
Zwei Grad machen uns verletzlich
Die Ambitionslücke
Zehn harte Fakten zur Klimakrise
Die Natur leidet mit uns
Viele Tiere würden es nicht schaffen
Viele Baumarten würden nicht mithalten
Die Meere ersticken
Gesundheitsgefahr Klimakrise
Hitze stresst: Neue Krankheiten und hohe Belastungen
Weniger Nährstoffe in Lebensmitteln
Das Essen wird teurer
Die Landwirtschaft beeinflusst das Klima massiv
#future
Im Jahr 2030
Klimaflucht und Ressourcenkonflikte
Nur Kooperation kann uns jetzt noch helfen
Eine nachhaltige globale Entwicklung
Eine sichere und würdevolle Migration
Klimaverträgliche Wirtschaft in Deutschland und Europa
Klimagerechtigkeit
Manipulationsversuche der Klimaleugner
Die Desinformationskampagne zur Klimakrise in den USA
In Deutschland streut das EIKE Zweifel
Zweifel gegen Fakten
#betterworld
Das Klima wird nicht auf einer Konferenz gerettet, sondern im Wald
Wir rufen auf zur größten Aufforstung der Menschheitsgeschichte
Wälder effektiver schützen
Unsere Zukunft beginnt jetzt
Wir sind viele
Change is coming
Wir brauchen jetzt Helden, die sich klimaneutral stellen
# wood
Der Weg aus der Klimakrise führt in den Wald
Unsere Generation muss sich der größten Herausforderung stellen
Das Übereinkommen von Paris ist ein Anfang
Die Ambitionslücke beträgt 500 Milliarden Tonnen CO2
Die Klimafrage entscheidet sich in Afrika und Indien
Holz lebt. Holz ist Leben. Holz aus 1000 Milliarden neuen Bäumen speichert 250 Milliarden Tonnen CO2
Beleaf-it – Holz hilft, die Kluft zwischen Arm und Reich zu schließen
Wir müssen den geopolitischen Joker spielen
DESERTEC macht die Armen sauber reich und die Reichen sauber
Beleaf-it – Die Reichen finanzieren die weltweite Aufforstung
Unternehmen, die sich über Aufforstung klimaneutral stellen, haben Vorbildfunktion
Wir haben 60 Jahre weitgehend verloren – das nächste Jahrzehnt entscheidet
Beleaf-it – Aufforstung funktioniert auch mit Klimaleugnern
Klimaklagen wirken
Weltweites Mobilisieren
Kampagne
Endnoten
Vorwort
Ernst Ulrich von Weizsäcker
Der Club of Rome begrüßt die Bewegung Plant-for-the-Planet ausdrücklich! Junge Leute haben sich getraut, sich selbst einzumischen und aktiv zu werden. Nicht auf die Erwachsenen warten. Bäume pflanzen ist richtig, und es ist ein gutes Symbol für den Klimaschutz. Es ist auch ein gutes Symbol für Langfristigkeit. Bis die Bäume groß sind, sind die heutigen Kinder und Jugendlichen erwachsen.
Die Kraft der jungen Bäumepflanzer hat jetzt auch die Schüler insgesamt angesteckt. Für ein paar Stunden dem Unterricht fernbleiben und auf Demonstrationen, möglichst vor den Rathäusern, ernsthaften Klimaschutz einfordern.
So soll die Jugend sein, sagen wir beim Club of Rome.
Der Club of Rome hat ja schon vor bald 50 Jahren auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen. Es ging um die Grenzen der Verfügbarkeit von Mineralien, Energie, Wasser und ganz einfach Land. Die Zahl der Menschen auf der Erde muss dringend stabilisiert werden, später sogar abnehmen. Sonst werden die Wohltaten der Baumpflanzaktionen weit überrundet von rasend wachsendem Konsum und weiterer globaler Erwärmung – mit wahrscheinlich katastrophalen Folgen.
Aber machen wir uns nichts vor: Die heutige Wirtschaft denkt hauptsächlich kurzfristig. Die Vierteljahresabschlüsse der Firmen sind der hauptsächliche Erfolgsmaßstab für die Aktiengesellschaften. Und der Siegesslogan in Amerika heißt zur Zeit »disruptive«: alles umkrempeln, die schläfrige Konkurrenz zerschmettern und ganz viele Dollars für das egoistische Zerstörungswerk scheffeln. Und möglichst wenig Steuern zahlen.
Wir wünschen dem Buch der jungen Autoren von Herzen weite Verbreitung. Auch, damit das öffentliche Bewusstsein wacher wird. Und wir danken Felix Finkbeiner und all denen, die mit ihm zusammenarbeiten. Für eine lebenswerte Welt.
Ernst Ulrich von WeizsäckerEhrenpräsident des Club of Rome
Vorwort
Franz Josef Radermacher
Die Klimafrage ist eine der zentralen Herausforderungen der Menschheit. Und die Menschheit droht, an dieser Stelle zu scheitern.
Was tun?
Das Thema ist komplex und nicht nur eine Umweltfrage. Es geht um Energie, Macht, Geopolitik, wirtschaftliches Wachstum, Arbeitsplätze, um sehr viel Geld und um die Frage, wem es zufließt und wer es verliert.
Im Dezember 2015 in Paris haben sich die Staaten der Welt auf folgendes gemeinsame Ziel geeinigt: Die globale mittlere Temperatur darf die 2-Grad-Grenze nicht überschreiten. Die Politik hat mit dieser Zielbestimmung geliefert. Viel mehr wird sie nicht leisten können.
Wie also können wir die 2-Grad-Grenze halten?
Ein Schlüssel ist die Kompensation. Wenn alle in Deutschland mitarbeiten, gemeinsam ab 2025 eine Milliarde Tonnen CO2 zu kompensieren, wäre Deutschland, das zurzeit 904 Millionen Tonnen CO2 verursacht, als erste Industrienation klimaneutral, ja sogar klimapositiv. Klimakompensation wird von vielen Umweltschützern und Aktivisten zu Unrecht als »Greenwashing«, »Ablasshandel« oder »Freikauf« abqualifiziert. Dabei ist es die aussichtsreichste Art, die 2-Grad-Grenze noch zu halten.
Denn eines ist sicher: Wenn jeder so weitermacht wie bisher, werden wir nicht nur das Klimaziel verfehlen und die Zukunft des Planeten gefährden, sondern wir steuern mittelfristig auf Verbote zu, die unseren Lebensstil betreffen, auf hohe Eigentumsverluste und nicht zuletzt auf eine Klimaplanwirtschaft, die keiner wollen kann.
Vor diesem Hintergrund ist es höchst erfreulich, dass Felix Finkbeiner und seine Freunde die Menschen mit dem vorliegenden Buch wachrütteln. Felix geht seit über einem Jahrzehnt sehr logisch an die Klimakrise heran: Seit er als Neunjähriger begriff, dass es die Klimakrise gibt und Bäume CO2 binden, rief er konsequenterweise die Schüler der Welt dazu auf, Bäume zu pflanzen. Wenige Jahre später begeisterte er Wissenschaftler der Yale Universität in den USA dafür zu ermitteln, wie viel Bäume wir Menschen noch zusätzlich pflanzen können und was diese bewirken: 1000 Milliarden Bäume, die ein Viertel des menschengemachten CO2 binden würden. Ähnliche Einsparungspotenziale bestehen in den Bereichen Humusbildung und synthetische, klimaneutrale Kraftstoffe. Bäume sind als Teil der Lösung besonders wichtig, denn sie liefern mit dem Rohstoff Holz zusätzlich eine wichtige erneuerbare Ressource für vielfältige Nutzung. Zusätzlich schaffen sie über die gesamte Wertschöpfungskette »Holz« Millionen von Arbeitsplätzen.
All diese Ziele verfolgen Felix und seine Freunde. Als heute 21-Jährigem ist ihm klar, dass das Geld für den Zeitjoker, den die Bäume darstellen, realistisch nur vermögende Familien und Unternehmen werden aufbringen können, indem diese sich klimaneutral oder sogar klimapositiv stellen. Damit helfen sie sich wie uns allen. Je mehr, desto besser. Bäume sind ein Geschenk des »Himmels«. Bäume sind wunderbar.
Franz Josef Radermacher
Präsident des Senats der Wirtschaft und Mitglied des Club of Rome
#change
Machen wir uns klimaneutral!
Global denken – global handeln
2100 liegt für viele junge Leser noch in ihrer Lebenszeit, und sie könnten bereits eine Erwärmung von +3 Grad Celsius oder +4 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erleben, denn wir steuern auf eine Heißzeit1 zu. Bis heute haben wir im globalen Mittel erst +1 Grad Erwärmung vollzogen, und es ist erschreckend, was diese vergleichsweise kleine Störung bereits für durchgreifende Veränderungen zur Folge hat. Beispielsweise häufen sich die Jahrhundertsommer wie 2003 und 2018. Bereits 2050 könnte jedes zweite Jahr ein Jahrhundertsommer werden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich nördlich der Alpen eher mediterranes Klima entwickeln könnte, während sich südlich der Alpen, in Italien, Spanien und Griechenland Wüstenklima durchsetzt. Diese Veränderung vollzieht sich nicht linear, sondern mit starken Schwankungen. So war 2017 ein sehr nasses Jahr, und die Äcker waren teilweise versumpft, während sie 2018 völlig ausgetrocknet waren. Unsere Bauern können sich schwer darauf einstellen. Auch in den Städten wird das Leben belastender mit Spitzentemperaturen von 38 Grad oder mehr, während es nachts nicht mehr unter 25 Grad abkühlt.
Wir können uns Klimaanlagen anschaffen, und wir können die Deiche erhöhen. Wir haben das Geld dafür. Regionen, die nicht verantwortlich für diese globale Erwärmung sind, zum Beispiel in Afrika, leiden viel extremer unter den Hitzeperioden und dem Meeresspiegelanstieg. Und die Probleme in Afrika werden zu unseren Problemen.
Die gute Nachricht: Wir können den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf + 1,5 oder +2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit noch begrenzen. Wir haben alles, was wir brauchen, um die 1,5- oder 2-Grad-Grenze zu halten: Wissen, Technologie, Geld, Willen, Einfluss und Mut.
Außerdem haben wir keine Alternative! Denn sollten wir die 1,5- oder 2-Grad-Grenze nicht halten, müssten wir uns verabschieden von einem Leben in einer Zivilisation, wie wir sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten haben kennenlernen dürfen.
Daher müssen wir sofort handeln und dürfen uns kein »Weiter so!« mehr leisten! Außerdem müssen wir lernen, global zu denken und global zu handeln. Das ist kein Tippfehler. Jeder von uns kann und muss global handeln! Weder die 2-Grad- noch die 1,5-Grad-Grenze sind möglich, wenn wir nur bei uns in Europa mehr Rad fahren, unsere Häuser besser dämmen, weniger Fleisch essen und weniger fliegen.
Die Zukunft der Menschheit wird auch in Sachen Klima in Afrika entschieden. Sollten nämlich Afrika, Indien und Lateinamerika den Weg einschlagen, den China in den letzten Jahren gegangen ist, dann sprechen wir von +4 Grad und mehr. China hat in den letzten fünf Jahren mehr Beton und Stahl verarbeitet als die USA in ihrer gesamten Geschichte. Beton und Stahl sind zusammen für zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Inzwischen emittiert China absolut mehr Klimagase als Europa, USA und Russland zusammen und auch relativ pro Kopf mehr als Europa.
Während sich die Bevölkerung in China aufgrund der früheren Ein-Kind-Politik weitgehend stabilisieren wird, wird sich die Bevölkerung in Afrika in den kommenden 30 Jahren auf 2,4 Milliarden Menschen verdoppeln. Und jeder dieser Menschen in Afrika wird versuchen, unseren CO2-intensiven Lebensstandard zu erreichen.
Bei allem, was wir hier in Europa in Sachen Klimaschutz investieren, sollten wir immer überlegen, ob wir mit demselben Geld in Afrika nicht einen viel größeren Hebel in unseren Händen halten, indem wir dort Bäume pflanzen oder Sonnenenergie in den Wüsten Nordafrikas einfangen und als Strom, synthetisches Öl oder Gas nach Europa transportieren. Damit können wir die Armen sauber reich machen und uns Reiche sauber.
Indem wir den Menschen auf unserem Nachbarkontinent Geld geben, damit sie für uns Klimaspeicher pflanzen und so unser CO2 binden oder Solarparks bauen und so weiteres CO2 vermeiden, schaffen wir in den armen Ländern viele Millionen von Arbeitsplätzen und helfen den Menschen, sich zu entwickeln. Vor allem aber verhindern wir, dass die Menschen dort dieselben Fehler machen wie wir und unseren CO2-intensiven Lebensstil kopieren müssen. Außerdem reduzieren wir zwei Fluchtursachen: Klimaerwärmung und Perspektivlosigkeit.
Mit etwas Empathie können wir uns leicht vorstellen, wir wären in einem der 54 Länder Afrikas geboren, hätten ein Smartphone und wüssten, welche Herausforderungen unsere Altersgenossen in Europa zu lösen haben und vor welchen existenziellen Problemen wir in Afrika jeden Tag stehen.
Manch einer wird sich jetzt denken: Was kann ich als einfacher Bürger denn schon global ausrichten? Sehr viel, und das sogar sehr einfach! Genau das wollen wir mit diesem Buch beantworten.
Unsere Initiative Plant-for-the-Planet wird finanziell unterstützt von der gleichnamigen Stiftung. Unser Stiftungssitz ist ein 142 Jahre altes Bahnhofsgebäude in Uffing am Staffelsee, das meine Eltern mit ihrem privaten Geld und viel Herzblut für uns Kinder und Jugendliche zum ersten Plus-Energie-Bahnhof Deutschlands saniert haben. Dank Dämmung aus Holzfaser, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpe und Batterie produziert das gut 330 Quadratmeter große Gebäude mehr Energie, als es für den Betrieb des Gebäudes verbraucht. Der Anteil der energetischen Sanierung machte rund 200.000 Euro an den Gesamtkosten aus. Dort können 24 Mitarbeiter klimaneutral arbeiten. Unter üblichen Umständen würde jeder etwa drei Tonnen CO2 im Jahr verursachen, somit spart unser Bahnhof über einen Zeitraum von 50 Jahren 3600 Tonnen CO2 ein.
Damit Sie sich besser vorstellen können, was mit diesen 200.000 Euro global möglich wäre, hier ein Vergleich: Für 200.000 Euro könnte beispielsweise ein Hauseigentümer 200.000 Bäume in Ländern des Südens pflanzen und pflegen lassen. Diese Bäume würden bei einer konservativen Standzeit von nur 15 bis 20 Jahren etwa 40.000 Tonnen CO2 binden, also gut um den Faktor 10 mehr. Zusätzlich würden diese 200.000 Euro die Entwicklung in einem Land des Südens noch mal um einen weiteren Faktor 10 fördern, also Entwicklung im Wert von zwei Millionen Euro bewirken. In 15 oder 20 Jahren könnte zum ersten Mal wertvolles Bauholz geerntet und anschließend wieder aufgeforstet werden und in weiteren 15-20 Jahren weitere 40.000 Tonnen CO2 binden. Außerdem liefert der Wald Nahrung, Arbeitsplätze und produziert Baumaterial für den Wohnraum von mehr als Zehntausend Menschen2 in heute armen Ländern. Wir leben auf einem Globus, und wir sollten lernen, global zu denken und global zu handeln! Nutzen wir intelligent die geopolitischen Vorteile, die unsere Nachbarn uns bieten und wir ihnen bieten können, um unsere gemeinsame Herausforderung, die Klimakrise, zu meistern. Die Menschen in Indien, Afrika und Lateinamerika sollen einen anderen Weg aus der Armut einschlagen, als den Weg, den die Chinesen im letzten Jahrzehnt gegangen sind.
Der »Blaue Bahnhof« in Uffing am Staffelsee ist Sitz von Plant-for-the-Planet und Deutschlands erster Plus-Energie-Bahnhof.
Das Geld dafür bekommen sie von uns, weil sie Bäume pflanzen. Wer unsere Stiftung und unsere Arbeit bereits kennt und selbst bereits Klimaexperte ist, dem möchte ich insbesondere das letzte Kapitel (→Seite 160 ff.) ans Herz legen. Machen wir uns gemeinsam klimaneutral, und starten wir eine weltweite positive Kettenreaktion.
Es klappt.
Ihr Felix Finkbeiner
Eine Bewegung wird geboren
Ich bin Felix Finkbeiner, 21 Jahre alt, und ich habe die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet als Kind gegründet. Damals war ich neun Jahre alt und ging in die vierte Klasse. Meine Lehrerin gab mir die Aufgabe, ein Referat über die Klimakrise zu halten. Während ich es vorbereitete, erfuhr ich von einer beeindruckenden Frau: Wangari Maathai. In 30 Jahren hat diese Frau aus Kenia 30 Millionen Bäume gepflanzt. Da dachte ich mir, ganz kindlich naiv, dabei müssten wir ihr doch helfen. Und so sagte ich am Ende der Präsentation vor der Klasse, dass wir Schüler eine Million Bäume in jedem Land der Welt pflanzen sollten. Vielen meiner Mitschüler gefiel die Idee – obwohl wir uns überhaupt nicht vorstellen konnten, was für eine Zahl »eine Million« eigentlich ist, geschweige denn, wie viele Länder es überhaupt auf der Welt gibt. Vielleicht war das gut so. Denn ganz ungehemmt und mit guter Laune gingen wir zwei Monate später nach draußen und pflanzten unseren ersten Baum.
Zwei Lokaljournalisten berichteten über unsere Aktion, und kurz darauf begannen auch einige andere Schulen in der Nähe, Bäume zu pflanzen. Ein älterer Schüler richtete eine einfache Website ein, die ein Ranking unter den örtlichen Schulen zeigte: Wer hatte die meisten Bäume gepflanzt? Die Schulen in den Nachbarorten nahmen die Challenge an, der Wettbewerb kam in Fahrt.
Die Medien mögen Kinder und Jugendliche, die etwas für ihre Zukunft tun. Vielleicht ist das der Grund, weshalb das UN-Umweltprogramm uns Kinder und Jugendliche 2011 gebeten hatte, die Billion Tree Campaign zu übernehmen. Die Kampagne wurde ursprünglich von unserer Heldin Wangari Maathai gestartet, mit dem Ziel, eine Milliarde Bäume zu pflanzen. Sieben Jahre später hatten wir mit der Hilfe von Unternehmen, Organisationen und Regierungen geschafft, nicht eine Milliarde, sondern 14 Milliarden Bäume überall auf der Welt zu pflanzen.
Inzwischen werden unsere Aktionen immer präziser und wissenschaftlich fundierter. Wir gingen zwei großen Fragen nach: Wie viele Bäume gibt es auf der Welt? Und wie viele können wir noch pflanzen? Ein dreijähriges Forschungsprojekt von Tom Crowther an der Universität Yale zeigte 2015: Es gibt 3041 Milliarden Bäume auf der Welt. Und 1000 weitere Milliarden können wir aufforsten. Somit wussten wir, was es zu tun gab: Wir mussten die Billion Tree Campaign (eine Milliarde) in die Trillion Tree Campaign (eine Billion, also 1000 Milliarden) umwandeln.
Ich bin Sagar Aryal, 23 Jahre alt, und der Vorsitzende des Global Board von Plant-for-the-Planet. Ich bin in den Ausläufern des Himalayas aufgewachsen und hätte mir nie vorstellen können, dass der Mount Everest – der höchste Berg der Welt – seine Schneedecke verliert. Jahrhundertelang sorgten die Berge für ein ausgewogenes Klima, Süßwasser und Tourismus für die nepalesische Wirtschaft. In den letzten Jahrzehnten haben die Überproduktion von Treibhausgasen, der Anstieg der Temperatur und der verantwortungslose Umgang mit den Ressourcen die zerstörerische Klimakrise geschaffen. Gletscher schmelzen rasch, Überschwemmungen und Erdrutsche bedrohen die Menschen in Nepal. Hurrikans und Taifune werden heftiger, der Anstieg des Meeresspiegels sowie lang anhaltende Dürreperioden gefährden Millionen Menschenleben.
Während meiner Kindheit hatte mein Vater verschiedene Jobs in der gemeinnützigen Klimaarbeit. Das kleine Einkommen, das er so nach Hause brachte, konnte unsere Familie kaum versorgen. Doch sein Engagement inspirierte mich. Mit neun, im Jahr 2005, hatte ich also im Dorf Umweltkampagnen gestartet, und Hunderte von Kindern haben sich angeschlossen. Inzwischen hatte allerdings der Bürgerkrieg zwischen den maoistischen Rebellen und den Regierungstruppen im ganzen Land mehr als 13.000 unschuldige Menschenleben gefordert. Das Leben im Dorf wurde sehr schwierig. Meine Familie war gezwungen wegzuziehen, und so gingen wir nach Kathmandu. Ich war groß genug, um zu verstehen, was passierte, aber noch zu klein, um selbst Geld zu verdienen. Meine Eltern hatten nicht genug, um mir die Schule zu finanzieren. Weil ich der wohl jüngste Umweltaktivist der Welt war, bat ich also um ein Stipendium für den Schulbesuch. Und tatsächlich – aufgrund meiner Aktivitäten und Erfolge aus den Dorfkampagnen erhielt ich ein Vollstipendium, um meine Ausbildung auch nach der Grundschule fortsetzen zu können.
Ich dehnte meine Aktivitäten auf die Schulen in der Nachbarschaft aus und gründete 2006 mit der Unterstützung meines Vaters die Sano Sansar Initiative (engl.: »Small World Initiative«, SSI), um Kinder in Umweltfragen, persönlicher Hygiene und nachhaltigem Lebensstil zu unterrichten. Damals war ich zehn Jahre alt und hatte die Idee, dass die kleinen Dinge, die wir tun, große Auswirkungen auf unsere Welt haben können. Mitte 2008 starben Hunderte von Menschen im Westen Nepals durch eine Cholera-Epidemie. Das hat mich dazu inspiriert, das Little Doctors Program zu organisieren, das mehr als 50 Schulkinder für primäre Gesundheitsdienste in entlegenen Gebieten ausgebildet hat. Das Programm wurde vom nepalesischen Präsidenten Dr. Ram Baran Yadav eingeweiht und war sehr erfolgreich. Unsere Initiative SSI expandierte weiter, erhielt weltweit Aufmerksamkeit und Unterstützung von Regierungen. Bis heute hat die SSI viele Programme wie Debattenwettbewerbe, Alphabetisierungskampagnen, Buchaktionen und Bibliotheksaufbau in Dörfern realisiert.
Für die SSI reiste ich 2008 zu einer UN Kinderkonferenz nach Norwegen. Dort hörte ich durch einen Vortrag von Felix von Plant-for-the-Planet und der Vision, eine Million Bäume in jedem Land der Welt zu pflanzen. Das fand ich inspirierend. Die Tatsache, dass Plant-for-the-Planet von einem neunjährigen Kind gegründet und von Teenagern geführt wurde, faszinierte mich. Ich fühlte mich nicht mehr allein damit, die Welt verändern zu wollen; es gab viele weitere Kinder und Jugendliche mit derselben Vision. Ich wollte ein Teil davon werden und entschied mich schließlich 2012 als 15–Jähriger dazu, im Plant-for-the-Planet Global Board zu arbeiten, und wurde bald zu dessen Präsidenten für den Zeitraum 2012/13 gewählt.
Bei Plant-for-the-Planet gibt es viele junge Menschen voller Energie, die etwas tun wollen und sich dabei gegenseitig unterstützen. Mit jungen Menschen zu arbeiten, verändert, wie man über die Welt denkt. Kinder mögen es, Probleme zu vereinfachen, und finden so auch überraschend einfache Lösungen. Manchmal lehren sie uns so mehr, als wir ihnen über die Welt beibringen können.
Nach der Schule habe ich Philosophie studiert. Das erlaubte mir, noch tiefergehend unsere Handlungen auf diesem Planeten infrage zu stellen und aktiv zu werden. Nicht nur an mich und meine Familie, sondern an die Gemeinschaft und die Welt als Ganzes zu denken. Die Klimakrise ist allerdings kein philosophisches Thema. Die Klimakrise ist ein globales Problem und betrifft jeden, unabhängig von seinem Mitwirken. Das bloße Pflanzen von Bäumen stoppt zwar nicht den ganzen Schaden, den wir unserem Klima zugefügt haben. Es ist jedoch eine der kostengünstigsten und schnellsten Lösungen, die uns zusätzliche Zeit verschafft, um mit einer Lösung für das grundlegende komplexe Problem fortzufahren.
Die Welt spiegelt unsere Gedanken und Handlungen wider. Ich halte es daher für wichtig, dass junge Erwachsene zusammenarbeiten und eigene Ideen entwickeln. Sich auf politische Versprechen zu verlassen und von anderen abhängig zu machen – davon rate ich ab. Darüber hinaus habe ich ein sehr wichtiges Anliegen: Wir sollten alle viel mehr Fragen stellen. Oft sind wir durch unser Bildungssystem darauf konditioniert, nur das zu wiederholen, was uns andere vorgegeben haben. Gute Fragen hingegen verleiten zum Nachdenken. Wenn wir in die Natur gehen und die Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen, können wir durch diese Verbindungen immer wieder Neues lernen und kreative Möglichkeiten finden, der Welt etwas zurückzugeben.
Ich bin Jana Reiter, 12 Jahre alt, und ich habe im Juni 2018 eine Rede bei einer Konferenz gehalten, gleich nach dem Geschäftsführer der Deutschen Bank, Christian Sewing, und dem Nordrhein-Westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Es handelte sich um eine wichtige Wirtschaftsveranstaltung, die jährliche Cheftagung der KATAG AG, die Modehäuser beliefert. Doch die Medien schien nur eins zu interessieren: mein Vortrag darüber, wie das Bäumepflanzen unser Klima retten kann.
Das Handwerkszeug dazu habe ich in einer Akademie von Plant-for-the-Planet erworben. Auf die Initiative bin ich gestoßen, weil ich von dem Siegel Fairtrade gehört hatte und einfach mal eine Fairtrade-Schokolade kaufen wollte. Rein zufällig fand ich »Die Gute Schokolade« von Plant-for-the-Planet im Supermarkt. Hinten stand die Internetadresseplant-for-the-planet.org drauf. Dort habe ich gesehen, dass es in der Nähe meines Wohnorts bald eine Akademie geben würde. Also habe ich mich dort angemeldet und gleich noch eine Freundin mitgenommen. Im November 2016 wurden wir zu Botschafterinnen für Klimagerechtigkeit ausgebildet. Dort pflanzte ich auch meine ersten Bäume. 2018 war ich außerdem bei der Kinderkonferenz von Plant-for-the-Planet, in Possenhofen am Starnberger See.
Außerdem unterstütze ich die Initiative bei Schokoladenverkostungen in Supermärkten. Dort lasse ich die Kunden probieren und informiere sie dann jeweils mit zwei anderen Klimabotschaftern, beispielsweise meinen sieben- und zehnjährigen Brüdern. Die Schokolade wird für einen Euro verkauft, mit fünf verkauften Tafeln wird ein Baum gepflanzt. Bei diesen Verkostungen und auch bei Vorträgen erlebe ich oft, dass Kinder mehr nachfragen und in vielen Dingen offener und interessierter sind als manche Erwachsene. Kinder lassen sich von positiven Projekten begeistern und gern mitreißen. Das ist das Gute, schließlich geht es ja um unsere gemeinsame Zukunft. Wir möchten die gleichen Chancen haben wie die Erwachsenen heutzutage. Auch meine Generation und die Generationen danach wünschen sich ein gutes Leben.
Wir möchten nicht sagen müssen: Die Leute damals, die haben es vergurkt, und jetzt müssen wir darunter leiden. Ich glaube, dass wir es schaffen, das Klima zu retten. Mittlerweile habe ich einen eigenen lokalen Plant-for-the-Planet-Klub gegründet. Wir haben jetzt schon 29 Mitglieder und planen zusammen Aktionen und treffen uns einmal im Monat. Im August 2018 hat mich unser Ministerpräsident, Armin Laschet, zum Gespräch eingeladen. Die Menschen hören uns zu!
Ich bin Johannes Heiderich, 18 Jahre alt, und stehe kurz vor dem Abitur. Plant-for-the-Planet hat mir in den letzten sechs Jahren mehr gegeben als ich der Initiative – so fühlt es sich zumindest an. Durch mein Engagement als Botschafter für Klimagerechtigkeit komme ich mit den verschiedensten Menschen in Kontakt, auch etwa dem Leiter einer Sparkasse, der mir als Organisator einer Baumpflanzaktion gleich einen Job bei sich anbieten wollte. Die Menschen sehen es, wenn jemand engagiert ist, und das ist in jedem Berufsfeld nützlich. Genau weiß ich noch nicht, in welche Richtung ich beruflich gehen möchte, aber es sollte schon mit Nachhaltigkeit zu tun haben.
Zurzeit organisiere ich viele Akademien, um andere Kinder und Jugendliche für die Aufforstung zu begeistern, und halte Vorträge. So kam es, dass zwei weitere Botschafter und ich beim Deutschen Handelskongress 2017 in Berlin spontan – mit Erlaubnis – auf die Bühne gingen. Eigentlich hatten wir nur geplant, vor Ort einen Infostand zu betreuen und die Gäste des Kongresses aufzufordern, ihre Anreise durch das Spenden von Bäumen klimaneutral zu stellen. Das hat übrigens geklappt: Mit 8000 Bäumen wurde das gesamte Event klimaneutral! Und plötzlich durften wir auf der Bühne erklären, wie so etwas funktioniert – interviewt von der berühmten Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali. Damit hatten wir die Aufmerksamkeit der rund 200 Zuschauer im Saal – und das Gefühl, wirklich viel bewegt zu haben.
Ich heiße Miku und bin 13 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Japan. Als ich geboren wurde, pflanzte mein Großvater zur Feier des Tages einen Kirschbaum. Jahr für Jahr wuchs der Baum mit mir. Wir zogen um in die USA, und ich begann im Alter von neun Jahren, mit Plant-for-the-Planet selbst Bäume für eine bessere und grünere Zukunft zu pflanzen. Meine Freunde, meine Familie, alle machen mit. Dabei tun wir Gutes – und haben vor allem jede Menge Spaß.
Unser Engagement wird bemerkt: So lud uns beispielsweise der Umweltschützer und ehemalige Vizepräsident der USA, Al Gore, einmal zu einem Mittagessen ein. Ich habe in Schulen Vorträge gehalten – und auf der Global Warming Conference.
Wir jungen Menschen dürfen und sollten uns aufrichten und unser Licht in der Welt scheinen lassen, um sie zu retten. Dazu sind wir hier. Allerdings brauchen wir auch die Unterstützung der Erwachsenen. Gemeinsam können die Generationen Berge versetzen – oder eben eine Billion Bäume pflanzen.
2015 zogen wir aufgrund des Jobs meines Vaters nach Sambia. Auch dort konnte ich schnell viele Menschen für das Bäumepflanzen begeistern. Wir bildeten neue junge Botschafter für Klimagerechtigkeit aus und hielten 2017 sogar eine Rede vor dem Präsidenten von Sambia, Edgar Lungu.
Für mich haben das Bäumepflanzen und die Aufklärung der Menschen oberste Priorität. Denn wenn wir jetzt nicht handeln, wird es zu spät sein. Wir Kinder arbeiten hart für unsere Zukunft, doch viele Erwachsene zögern noch – vermutlich weil die Welt ja noch ganz gut aussieht und noch in etwa so funktioniert, wie man es von ihr erwartet. Doch in Wahrheit ist sie in größerer Gefahr denn je. Deshalb müssen wir – wie der Gründer Felix Finkbeiner einst unseren Leitspruch prägte – aufhören zu reden und anfangen zu pflanzen: Stop talking – Start planting.
Bei den rund 20 Aktionen, an denen ich in den letzten vier Jahren teilhatte, wurden etwa 10.500 Bäume gepflanzt. Allein in unserem Hinterhof in Sambia habe ich eine Baumschule mit über 1000 Bäumen errichtet. Hinzu kamen Pflanzaktionen in Schulen, Kirchen, den Gärten meiner Freunde usw. So viele Menschen haben geholfen, und dafür bin ich ihnen sehr dankbar! Diese Events machen mir unfassbar viel Spaß, einerseits interagieren wir mit der Natur, andererseits mit all den Menschen um uns herum, die alle an einem Strang ziehen.
In Sambia ist die Abholzung ein großes Problem. Die Leute dort fällen Bäume, um daraus Kohle herzustellen. Doch der Bevölkerung fehlt es an Zeit und Geld, um neue Bäume zu pflanzen. In Sambia wird Kohle für die Aktivitäten des täglichen Lebens verwendet: zum Kochen, Baden und vieles mehr. Dieses Problem haben viele Leute in Sambia verstanden und sind deshalb fest entschlossen, so viele Bäume wie möglich zu pflanzen. So war es für mich leicht, viele freiwillige Helfer zu finden. Zudem habe ich dort gelernt, dass es gut ist, Obstbäume zu pflanzen. Denn deren Früchte tragen so zur Ernährung der Leute dort bei – während der Baum das CO2 aus der Atmosphäre holt und das »C« im Holz speichert.
Die Gesellschaft steht auf
Klimaklagen und Aktionen rund um den Globus
Streiken fürs Klima
Greta Thunberg, 16 Jahre alt, sitzt zu Beginn des neuen Schuljahres 2018 nicht in der Schule. Sie schwänzt diese drei Wochen lang ganz öffentlich und bezieht vor dem schwedischen Parlament in Stockholm Position. Mit zwei geflochtenen Zöpfen und lila Trainingsjacke sitzt sie im Schneidersitz auf dem Bürgersteig. Neben ihr stehen ihr Schulrucksack mit dem Lernstoff des jeweiligen Tages, eine Wasserflasche und ein Schild, auf dem sie in schlichten schwarzen Buchstaben auf weißer Pappe geschrieben hat: »Skolstrejk for klimatet«, »Schulstreik für das Klima«. Die Parlamentswahlen stehen an, und die Neuntklässlerin protestiert dagegen, dass niemand die Klimakrise so ernst zu nehmen scheint, wie sie es sollten. In ihren Worten: »Ich mache das, weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt.« So hat sie es auf ihre Flyer geschrieben, die sie verteilte.
In der Grundschule hätte ein Lehrer vor Jahren erklärt, wie wichtig es sei, das Licht auszumachen, wenn man aus dem Zimmer geht – und was Stromsparen mit der Klimakrise zu tun hat. »Ich konnte mir erst nicht vorstellen, dass das wahr ist. Denn wenn es so etwas wirklich gab, dann war das ja total wichtig. Dann würde ja niemand über etwas anderes reden«, sagte Greta gegenüber der taz.3
Gretas Eltern unterstützen sie bei der Aktion, helfen ihr abends, falls der tagsüber allein erarbeitete Schulstoff noch unklar geblieben ist. »Wenn Erwachsene sagen, ihr Kinder müsst doch in die Schule gehen, dann sage ich: Und ihr müsst das Klima retten. Wenn ihr etwas von den Kindern wollt, dann haben die das Recht, etwas von euch zu wollen«, so Greta. Sie bleibt nicht allein. Schüler, Erwachsene, sogar ein Lehrer gesellen sich zu ihrem Streik hinzu. Am Ende sind sie ungefähr 35 Menschen. Doch Gretas Aktion geht um die Welt. Internationale Medien feiern sie für ihre »Radikalität«. Nach wochenlangem Streik, den sie im Lauf der Zeit auf freitags verlagert, hält sie im finnischen Helsinki eine Rede vor zehntausend Menschen.
Es ist genau diese Art von Entschlossenheit, die wir im Kampf gegen die Klimakrise jetzt brauchen. Egal, wie das jeder für sich interpretiert.
»Manche sagen, ich solle stattdessen in der Schule sein. Manche sagen, ich solle studieren, um Klimaforscherin zu werden, damit ich >die Klimakrise lösen< kann. Doch die Klimakrise ist bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Wir müssen nur aufwachen und uns verändern. Und warum sollte ich für eine Zukunft studieren, die bald nicht mehr sein wird, wenn niemand etwas tut, um diese zu retten?
Und was ist der Sinn des Lernens von Fakten innerhalb des Schulsystems, wenn die wichtigsten Fakten, die die beste Wissenschaft desselben Schulsystems auftut, unseren Politikern und unserer Gesellschaft nichts bedeuten? Viele sagen, Schweden sei nur ein kleines Land, und es sei egal, was wir tun. Aber ich denke, wenn wir paar Kinder Schlagzeilen in der ganzen Welt bekommen, nur weil wir ein paar Wochen nicht zur Schule gehen, dann stelle man sich vor, was wir alle gemeinsam tun könnten, wenn wir es wirklich wollten.
Heute verbrauchen wir täglich 100 Millionen Barrel Öl. Es gibt keine Politik, um das zu verändern. Es gibt keine Regel, um dieses Öl im Boden zu halten. Wir können also die Welt nicht retten, indem wir uns an die Regeln halten. Denn die Regeln müssen geändert werden. Alles muss sich ändern. Und zwar ab heute.«
Kinder und Jugendliche verklagen Regierungen
Greta Thunberg ist in guter Gesellschaft, denn immer mehr Kinder und Jugendliche auf der Welt zeigen ihren Mut und ihren Willen, sich durchzusetzen.
Gegen die Regierung des US-Staats Washington reichten 21 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 21 Jahren Klage ein. Begründung: Die ungenügenden Reduktionen der CO2-Emissionen verletzen ihr (und unser) Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum.4 Unter den Klägern und Klägerinnen sind fünf Kinder von Plant-for-the-Planet und Sophie Kivlehan, Enkeltochter des berühmten Klimaforschers James Hansen. Der ehemalige NASA-Wissenschaftler hatte schon 1988 den US-Kongress vor den Gefahren der Klimakrise gewarnt. Nun empfiehlt er der Zivilgesellschaft Klagen gegen die größten Öl-, Kohle-, Gas- und Zementunternehmen der Welt.
Hansen sieht das so: Wir brauchen riesige Geldmengen, um die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren, überschüssiges CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen und Schutzmaßnahmen gegen die Folgen zu treffen, die jetzt schon eintreten. Ihm zufolge liegt es nahe, dass diejenigen, die vom CO2