XIMENA - Adrián EL ALEMÁN LOQUITO - E-Book
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Beschreibung

Der weltreisende Adrián trifft auf der karibischen Insel Kuba die Kolumbianerin Ximena. Eine Beziehung fängt an, vielleicht wird daraus Liebe? Die Geschichte beginnt als eine gewöhnliche Reise in der kubanischen Hauptstadt Havanna, bis sich während der folgenden sieben Tage im tropisch-mystischen Paradies Viñales die unerklärlichen Ereignisse häufen und sich die Grenzen der Realität aufzulösen scheinen... Die verrückteste Geschichte der Welt! Es geht um: spiritueller Roman, Reise, Abenteuer, Kuba, Beziehung, Freundschaft, Einweihung, Visionen, Prophezeiungen, Wunder, Natur, Hunde, Katzen, Schmetterlinge, Wesen aller Dinge, Liebe, Seele, Seelenwege, Freiheit, Kraft, Lebenssinn, mystische Erlebnisse, spiritueller Weg, Ende der alten Welt und Neuanfang im Paradies?, Stimme des Herzens, Zwillingsseelen, Engelszungen, heilige Bäume und Orte, Musik

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Seitenzahl: 333

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Adrián EL ALEMÁN LOQUITO

XIMENA

Inhalt

Cover

Titelblatt

PROLOG

1 Flughafen Havanna, Kuba 14.12.2019 21 Uhr

2 My heart is in Havana

3 Dancing Queen

4 Kaffeepause auf dem Weg ins Paradies 15.12.2019

5 Casa Yanet

6 Fahrrad-Tour

7 La Familia

8 Ximena hat immer Hunger

9 Die erste Nacht in VIñales

10 Kaffee Americano und Cowboys 16.12.2019

11 Mojitos und liebste Elfen

12 Weihnachtsgeschichten

13 Licht und Dunkelheit

14 Außerirdische, Bücher und heilige Bäume

15 93jährige GroßMütter, die Schmetterlinge malen

16 Singen und Tanzen

17 Männer, die wie Götter tanzen

18 Schlaflos in VIñales

19 Mister Cabdriver 17.12.2019

20 Ewige Liebe auf dem Leuchtturm machen

21 Türkisches Essen

22 „Lachen“ am Zürichsee

23 Anscheinend gibt es nette Deutsche auf dieser Welt

24 SABRI, ADRIAN, XIMENA

25 Magische Drei

26 Bücher und Geschichten

27 Gleiche Augen und grüne Augen

28 Insomnia

29 Um drei an der Kirche

30 Der Herr der Ringe

31 Enttäuschungen und Trinkspiele

32 Glaube und Aberglaube

33 Seelenbrüder und Hexen 19.12.2019

34 Sechsjährige Mädchen, die mit Katzen werfen

35 Berge und Höhlen

36 Das Leben ist ein Karneval

37 Ringe sind Symbole

38 Kain und Abel 20. Dezember 2019

39 Jesus und Maria

40 Lago Natural – natürlicher See

41 Das verrückte Krokodil

42 Freunde und Feinde

43 König für einen Tag

44 Haus auf dem Berg

45 Heiliges Wasser

46 Am heiligen Baum 21.12.2019

47 Taxi, fort aus dem Paradies

48 Fabrica de Arte

49 Ein Befehl in meinem Kopf 22. Dezember 2019

50 Ximena schläft

51 Taxi, zurück ins Paradies

52 Wieder im Paradies VIñales

53 Highway to Hell

54 Entgegen aller Warnungen

55 Cuban Hell´s Angels

56 Highway to Paradise

57 Der Berg der Wahrheit

58 Das Haus auf dem Berg

59 Götter und Dämonen

60 Der Baum brennt

61 Feuer im Paradies

62 Der große Dämon aus dem Albtraum

63 Zeitlos im Universum

64 Berg der Acuaticos 23.12.2019

65 Touristenattraktion

66 Frauenstimme im Kopf

67 Es steht in den Sternen

Urheberrechte

XIMENA

Cover

Titelblatt

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67Es steht in den Sternen

Urheberrechte

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PROLOG

Bangkok – Stadt der Engel – Hotel CentrePoint, Zimmer 1-007 8.2.2020

Der Neuanfang

Liebe XIMENA, deinetwegen muss ich diese Geschichte, deine Geschichte, aufschreiben.

Liebe Freunde, denen dieses Buch gewidmet ist

Liebe Schwestern und Brüder, denen dieses Buch gewidmet ist

Liebe Tiere und Pflanzen, Flüsse, Meere und Berge, denen dieses Buch gewidmet ist

Ohne eure Unterstützung würde ich jetzt nicht in diesem Hotelzimmer in Bangkok sitzen und schreiben, um euch zu berichten, wie es dazu kam, dass ich, der glückliche Mensch, den ihr vor ein paar Wochen kanntet, ein Junge aus einem kleinen Dorf in der Pfalz, plötzlich äußerst wirre Geschichten von mir gebe. Zum Beispiel diese Geschichte über einen kubanischen Hund, der mir den Weg zu einer Hütte wies, die mir und Ximena zwei Tage später, in der dunkelsten und längsten Nacht, die sich ein Mensch vorstellen kann, unsere Leben retten sollte.

Liebe Freunde, ich muss euch erklären, wie es dazu kam, dass ich mehrmals am Tag ohne von außen erkennbaren Grund Tränen in den Augen habe, so wie auch in diesem Moment Tränen über mein Gesicht laufen, als ich diese Zeilen schreibe und das Lied „Can´t Stop“ der Red Hot Chili Peppers aus einer Lautsprecherbox ertönt. Meine beste Freundin Susanita verlässt gerade unser gemeinsames Hotelzimmer, um eine Runde schwimmen zu gehen. Und ab jetzt ist mein Motto: „Can`t Stop!“. Can`t stop writing! Ich kann nicht aufhören zu schreiben!

Heute werden sich Susanitas und meine Wege vorerst trennen. Später werden wir noch zusammen in einen buddhistischen Tempel gehen. Susanita reist dann weiter auf die thailändische Insel Ko Phangan und ich werde nach Kambodscha fliegen, zu den heiligen Tempeln von Angkor Wat. Dort werde ich Yan treffen, einen Seelenbruder und am Existenzminimum kratzenden, durch Mikrokredite verschuldeten Tuk-Tuk-Fahrer. Vor zwei Tagen habe ich ihm geschrieben, dass er für mich und Ximena beten soll, denn ich hatte keine Sekunde geschlafen in der dunklen Nacht davor.

Morgen in Kambodscha werde ich mich hauptsächlich in mein Hotelzimmer setzen und schreiben. Ab und zu werde ich zu heiligen Bäumen und heiligen Tempeln gehen, und ich will einen Elefanten für Ximena berühren. Und dazwischen muss ich das erste Kapitel meines Buchs schreiben: KUBA. Wo die Geschichte beginnt. Am 15. Dezember 2019. An diesem Tag erhielt ich auf Instagram die einzige Nachricht von der Außenwelt: John Frusciante, der legendärste Gitarrist der Red Hot Chili Peppers, kehrt zur Band zurück.

In Kambodscha muss ich mich also auf das Schreiben des Beginns der Geschichte in Kuba konzentrieren. Meine Schwächen sind mir bewusst: Ich sollte nicht jeden Tag in rauen Mengen Alkohol trinken und ich sollte aufhören zu rauchen, denn ich rauche momentan oft drei Zigaretten hintereinander, obwohl ich bis vor kurzem, seit zehn Jahren, Nichtraucher war. Ich darf mich nicht zu oft von asiatischen Frauen vom Schreiben ablenken lassen, auch nicht von nichtasiatischen Frauen, auf jeden Fall eben nicht zu oft.

Yan, der Tuk-Tuk-Fahrer, dem ich letztes Jahr geholfen hatte, sein eigenes Tuk-Tuk zu kaufen, um sich selbstständig zu machen, wird mir dann helfen, mich in der normalen Welt zurechtzufinden, so wie es meine beste Freundin Susanita in Bangkok tat. Yan ist einer der wenigen Menschen, zu denen ich „Bruder“ sage. Meinen leiblichen Bruder rufe ich nicht „Bruder“, sondern bei seinem Namen. Seit ein paar Wochen im Dezember 2019 auf Kuba sage ich zu Sabri, einem in Algerien geborenen, französischen Araber, ebenfalls „Bruder“.

Kelvin, einen in Benin, Afrika, geborenen Informatiker, der in Deutschland wohnt, bezeichne ich schon länger als meinen wahren „Bruder“. Und Kelvin hat wiederum durch Zufall Zugang zur vielleicht ältesten Religion der Menschheit und zu einem Menschen, der diese Religion und ihre Geheimnisse am besten kennt.

In einer ziemlich verrückten Textnachricht, die ich in meiner Not aus Kuba abgeschickt hatte, nannte ich auch Etien einen Bruder. In der Textnachricht schrieb ich: „Es passiert gerade eine heilige Geschichte vor meinen Augen, in dem Paradies Viñales auf Kuba, ein paar Tage vor Weihnachten 2019. Hilf mir, sie zu verbreiten“. Etien ist Kubaner mit Taíno-Blut, Eingeborenenblut. Er wohnt seit zehn Jahren mit seinem britischen Ehemann in London, ist Showtänzer, und ich habe ihn zusammen mit seinem Mann und zwei Freundinnen ein paar Wochen, bevor diese verrückte Geschichte begann und ich ihm diese Textnachricht schrieb, eben in diesem kubanischen Paradies Viñales kennengelernt.

In einer anderen total verrückten und abgedrehten Textnachricht aus Kuba nannte ich auch Patryk Labus meinen „Bruder“. Patryk Labus ist ein 29-jähriger, von den Händen bis zu den Ohren tätowierter Glatzkopf, Ex-Südpfalzmeister im Boxen, mit 19 Jahren Rockerpräsident der berühmt-berüchtigten Black-Jackets, Tätowierstudiobesitzer und gleichzeitig zukünftiger Bitcoin-Guru mit besten Verbindungen in die Unterwelt.

Diesen Patryk Labus, für mich der stärkste Mann, den ich kenne, hatte ich zufällig vor ein paar Monaten in einem Street-Food-Restaurant in Bangkok kennengelernt, obwohl er nur zwanzig Kilometer entfernt von meinem Heimatdorf in der Pfalz wohnt.

Doch wenn man die Bedeutung des Wortes Zufall näher betrachtet, kann man es so interpretieren: Es fällt einem etwas zu. Etwas, das einem zufällt, vielleicht vom Himmel, nennt man Schicksal. Und von meinem anderen wahren „Bruder“, dem Araber Sabri, den ich am 15. Dezember 2019 im letzten Paradies auf Erden, Viñales, Kuba, getroffen habe, habe ich gelernt, dass im Islam, Schicksal „Maktub“ genannt wird. Und im Islam glaubt man, dass das Leben schon irgendwo geschrieben steht.

Demnach habe ich im letzten Jahr einige Menschen kennengelernt, die ich meine wahren „Brüder“ nenne, und diese „Brüder“ haben alle etwas mit Ximenas Geschichte zu tun. Und dieser eine „Bruder“, Patryk Labus, der stärkste Mann, den ich kenne, war zusammen mit Susanita hier in Bangkok Zeuge, als ich vor ein paar Tagen mein Testament gemacht habe. Ich tat dies im Alter von 42 Jahren. Meine liebe Schwester Edith, der ich ebenfalls dieses Buch widme, ist im Alter von 42 Jahren an einem

Gehirntumor verstorben. Seit dieser Zeit lebe ich mein immer intensiv gelebtes Leben noch intensiver. Möge meine liebe Schwester Edith, mit meinem lieben Vater Nikolaus Desiderius, dem ich ebenfalls dieses Buch widme, im Tod ewigen Frieden finden. Ich bitte euch darum, mir meine Sünden zu vergeben.

Meine Schwester Edith sagte mir einst, dass ein tot am Straßenrand liegendes Tier sein Leben für einen Menschen geopfert hätte. Und dank einer Hinterlassenschaft meiner Schwester Edith ist, wie es mein Steuerberater und guter alter Freund David nennen würde, meine „Kriegskasse“ gut gefüllt. Diesen Spruch sagte ich zu Susanita mehrmals diese Woche, und da unsere „Kriegskasse“ prall gefüllt mit Bargeld war und wir dann auch noch das Hotelzimmer mit der Nummer 1-007 hatten, machten wir Witze darüber, wir seien James Bond und Moneypenny.

Ich möchte dir, liebe Susanita, besonders für dieses Buch danken. Ohne dich hätte ich diese letzten Tage in Bangkok nicht überstanden. Ich bin vor zwei Tagen vor dir unter Tränen zusammengebrochen und habe darum gefleht, wieder ein normaler Mensch sein zu dürfen. Ich würde gerne wieder in einer Bar sitzen und mit irgendwelchen Leuten über belangloses Zeug quatschen. Und ich dachte in diesem Moment auch, dass ich das nie wieder tun könnte, nach alldem, was ich die Nacht zuvor und die letzten Wochen gesehen und erlebt hatte. Doch gestern Abend gabst du mir wieder das Gefühl, ein „normaler“ Mensch zu sein. Für einige Momente dachte ich nicht an diese Geschichte und fühlte mich wieder wie ein gewöhnlicher Mensch, eine Ameise!

Danke, liebe Susanita, dass du mir so viel Kraft und Unterstützung gabst in dieser manchmal dunkelsten, aber auch hellsten Zeit meines Lebens. Du sahst mich in einem Moment weinend am Boden und einem anderen Moment auf dem Hotelbett herumspringend tanzend und jubelnd. Wir haben diese Tage Californication zusammen gesungen. Wir waren in den über Wolkenkratzern schwebenden Skybars Bangkoks, dieser dreckigen, stinkenden, lauten, lustigen, armen, reichen, schönen, hässlichen Stadt. Diese Stadt, die „Stadt der Engel“, die Hauptstadt mit dem längsten Namen der Welt, die Stadt, über die Murray Head in seinem Song One Night in Bangkok singt, dass du manchmal einen Engel neben dir spürst, aber manchmal auch der Teufel neben dir läuft. Susanita, du warst mein Licht, das mich durch die Dunkelheit geführt hat. Ohne dich wäre ich verloren gewesen in diesen sieben Tagen Bangkok. Du warst der Engel aus dem Song. Du bist ein Engel!

Und wenn mein „Bruder“ Patryk Labus neben mir läuft, könnte man ihn manchmal für einen Teufel halten. Vor einigen Tagen habe ich bemerkt, dass dieser Typ sogar „666“ auf seiner rechten Wade tätowiert hat.

Und nur weil ich am 17.7.77 geboren bin, darf die Zahl des Teufels – The Number Of The Beast – in diesem Buch auftauchen. Und so habt ihr beiden, Patryk und Susanita, euch jetzt in Bangkok kennengelernt, nachdem ich euch in meiner größten Not aus Kuba kontaktiert hatte. War dies nun Zufall oder Schicksal, dass sich eure Wege in Bangkok kreuzten? Oder war ich euer Schicksal?!

Susanita, ich wollte dir noch eines sagen. Du bist genauso stark wie der stärkste Mann, den ich kenne: Patryk Labus. Es gibt nur eine Frau, die noch stärker werden wird als ihr beide zusammen, wenn sie auf meinen Rat hört und mit mir in drei Wochen nach Benin in Westafrika kommt: Ximena. Aber sie kann sich entscheiden, wie sie möchte. Sie hat ihren freien Willen.

So ist dies auch eine Geschichte über freie Entscheidungen. Denn der Mensch hat (fast immer) die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden, seit Adam und Eva aus dem Paradies geworfen wurden und „die ganze Scheiße, in der wir heute sitzen, ihren Lauf nahm“, wie mir ein jüdischer Tourist vor ein paar Tagen im Aufzug des Pathumwan Princess Hotels erklärte. Und so hat auch jeder, der in dieser Geschichte vorkommt, immer seinen eigenen und freien Willen, aus dieser Geschichte auszusteigen oder mir weiterhin helfen zu wollen, diese Geschichte zu bewältigen. Denn sie ist viel größer als ich, und sie ist wichtiger als mein eigenes Leben.

Meine lieben Freunde, nachdem ich gestern, am 7.2.2020, Rat bei einem deutschen professionellen Schriftsteller in Bangkok gesucht hatte, und er meinen mir so gut erscheinenden Buchanfang verbal in Stücke gerissen hatte, sitze ich hier und schreibe diesen neuen Anfang. Einen Neuanfang. Aber wie ich oft sage: Man muss das Gute im Schlechten sehen. Und das tue ich. Danke für deine gute, sachlich fundierte Kritik, lieber professioneller Schriftsteller. Dich hatte ich auch in meiner Not aus Kuba kontaktiert, weil ich immer wieder zufällig deine Visitenkarte in den Händen hielt. Ohne dich wäre dieser Neuanfang nicht möglich gewesen. Danke von ganzem Herzen.

Ich weiß nur zu gut, dass ich selbst kein professioneller Schriftsteller bin. Meine einzige literarische Veröffentlichung war datiert vom 13.12.1994. Das ist über 25 Jahre her. Eine anonym geplante Schülerzeitung mit dem Titel Underground Page, die mehr an Lehrer gerichtete Schimpfwörter enthielt als Punkte und Kommas. Natürlich blieb unsere gewünschte Anonymität nicht im Untergrund. Meine Freunde und ich wurden erwischt, wir erlebten die bis dahin schlimmste Woche unseres Lebens und hatten Glück, dass wir weiterhin die Schule besuchen durften.

Und da ich eben kein professioneller Autor bin, werde ich in dieser Geschichte, Ximenas Geschichte, vielleicht vom Drehbuchstil in den Roman und dann ins Tagebuch wechseln, von

Gedichten in die Vergangenheit und wieder in die Gegenwart springen, da für mich momentan sowieso keine Zeit mehr existiert. Und alle Verleger und Lektoren dieser Welt würden mich auslachen. Aber das ist mir SCHEISSEGAL!!! Wichtig ist nur, dass ich diese Geschichte aufschreibe, denn im Moment bin ich der einzige Mensch auf diesem wunderschönen Planeten, der weiß, dass diese Geschichte die Welt verändern kann. Zum Guten.

Und diese Geschichte wird die Welt verändern, wenn ich nicht versage.

Ximenas Geschichte ist die Geschichte über:

Liebe und Hass

Feuer und Wasser

Yin und Yang

Karma und Nirwana

Eine Geschichte über:

Gut und Böse

Engel und Teufel

Krieg und Frieden

Es geht um:

Leben und Tod

Licht und Dunkelheit

Himmel und Hölle

In dieser Geschichte helfen mir:

Afrikaner und Asiaten

Schwarze und Weiße

Pflanzen und Tiere

Auf meiner Seite sind:

Arme und Reiche

Heilige Bäume und Tempel

Wälder und Wiesen

Die Geschichte handelt von:

Christen, Moslems und Juden

Buddhisten und Hinduisten

Taoisten und Atheisten

Esoterikern und Geomanten

Wir sind in:

Kirchen und Moscheen

In Höhlen und auf Bergen

Im Wasser und in der Luft

Da sind:

Schöne Frauen mit Namen wie Laura und Ines, die Texte übersetzen

Maria-Fernandas und Pamela Valentina Anna Taínas

Es ist eine Geschichte über:

Prinzessinnen und Könige

Seelenbrüder und Hexen

10.000jährige Religionen und lachende Babys, die Bücher über

Dämonen besitzen

93-jährige Frauen, die Schmetterlinge malen

6-jährige kubanische Mädchen mit strahlendblauen Kulleraugen, die mit Katzen werfen

Glatzköpfe, die einmal Haare hatten

96-jährige spirituelle Lehrerinnen, die im russischen Weltkriegswinter waren, mit Nachnamen Fleischer heißen und Vegetarier sind

15-jährige Teenagerinnen, die gerne Geschichten über Geister hören

Es ist eine Geschichte über:

Wörter und Bücher

Schuld und Sühne

Freunde und Feinde

Kain und Abel

Adam und Eva

Glaube und Aberglaube

Erleuchtung und Wahnsinn

Außerirdische und Pyramiden

Hunde und Katzen

Tanzen und singen

Vögel und Insekten

Pferde, die Krokodil und Mojito heißen

Prostituierte mit Engelsflügeln und Kriegerinnen

Die RED HOT CHILI PEPPERS und eine seit Wochen in der Amsterdamer Post verschollene Nachricht

Ximenas Geschichte ist eine Geschichte über:

Elefantentränen und Schneegestöber

Wasserfälle und Wolken

Ozeane und Planeten

Karneval und Beerdigungen

Sonnen und Kinder

Magie und Musik

Götter und Dämonen

Delfine und Wale

Drachen und Ameisen

Schlangen, Wölfe und Raubkatzen

Telefone und Schreibmaschinen

Frauen, die mal Männer waren

Männer, die wie Götter tanzen

Liebste Elfen und hässliche Ratten

Schmetterlingssteine und Schmetterlingshäuser

Schmetterlinge die auf Rücken tätowiert werden

Gleiche Augen und grüne Augen

Stechend blaue Augen und die glühendsten braunen Augen dieser Welt

Diese Geschichte ist Ximenas Geschichte

Unser aller Geschichte!

Und am 17.April dieses Jahres, des Jahres 2020 nach Jesus Christus´ Geburt, wird diese Geschichte für mich enden. Ich gab Susanita mein Versprechen, dass ich ab diesem Tag wieder „normal“ sein würde. Und am 17. April des Jahres 2020 wird sich herausstellen, ob ich ein Held bin oder ein verrückter Versager! Ob der Junge aus dem kleinen Dorf in der Pfalz, der jetzt ein Mann von 42 Jahren ist, aufrecht stehen oder weinend und schluchzend im Boden versinken wird.

Und zu fast guter Letzt wollte ich mich noch bei dem kubanischen Hund bedanken, der mir den Weg zu einer versteckten Hütte wies und mir somit meine Seele rettete. Ganz besonders möchte ich mich bei demjenigen bedanken, vor dem dieser Hund in Ehrfurcht und absoluter Liebe seinen Schwanz einzog. Und als ich „Feliz“ – was zu Deutsch „Glück“ bedeutet – des Hundes Herrchen, der im höchstgelegenen Haus des Berges der kubanischen Acuaticos wohnt, fragte, wie denn sein Hund heiße, war ich überrascht. „Feliz“ lachte und sagte, dieser Hund habe keinen Namen. Also taufte ich den Hund „Amigo“. Freund.

Nun, liebe Freunde, jetzt werdet ihr erfahren, was geschah. Und doch möchte ich, der zwischen Wahnsinn und Erleuchtung wandelt, mit dem letzten Satz meines gestern bei dem professionellen Schriftsteller abgegebenen und verbal in Stücke zerfetzten Manuskripts, auch diesen langen Prolog abschließen:

Ich schwöre beim Leben meiner über alles geliebten und verehrten Mutter, bei meinem eigenen Leben, beim Leben aller meiner Freunde und beim Leben aller Ladyboys des Königreichs Thailand, die zahlreich sind und mir sehr am Herzen liegen, hier nur die absolute Wahrheit zu berichten, so wie sie sich vor meinen eigenen Augen ereignet hat.

1 Flughafen Havanna, Kuba 14.12.2019 21 Uhr

Seit meiner Ankunft in Kuba bin ich in den letzten fünf Nächten wegen der Zeitverschiebung und meines Alkoholkonsums nicht viel zum Schlafen gekommen.

Jetzt stehe ich in der jungen Nacht am Flughafen und warte auf Ximena.

Wer ist Ximena? Ich weiß es eigentlich selbst nicht.

Alles, was ich weiß, ist, dass Ximena Kolumbianerin ist, und laut ihres Instagram-Profils, welches ich vorhin noch einmal sicherheitshalber gecheckt habe, sieht sie wirklich gut aus. Ich bin ihr vor ungefähr zwei Monaten in einem Schwulenclub in Mexico-City begegnet. Aus einer Distanz von etwa zwanzig Metern hat sie mir so lange und ungemein tief in die Augen geschaut, dass ich sie in diesem Club gesucht habe. Es lag etwas wie Magie in ihrem langen, durchdringenden Blick. Ich habe sie trotz ihrer beiden kräftigen männlichen Begleiter angesprochen. Wir haben etwa zwei Minuten lang miteinander geredet, uns einander vorgestellt, erzählt, woher wir kommen und was wir in Mexico-City machen.

Ich hatte den Namen Ximena noch nie in meinem Leben gehört, obwohl ich schon immer fasziniert von Wörtern mit dem Buchstaben X war. Sie hat mich gefragt, ob ich schwul sei. Ich habe verneint und sie glücklicherweise sofort nach ihrem Instagram-Account gefragt. Sie hat ihn mir gegeben, und schon haben wir uns wieder verabschiedet, denn ihre mexikanischen Begleiter hatten begonnen, mich eifersüchtig und äußerst argwöhnisch zu begutachten.

Im Club sah ich sie an diesem Abend nicht mehr. Als ich nachts allein in meinem Hotelbett lag, schrieb ich Ximena, dass ich mich gefreut hatte, sie kennenzulernen.

Es kam keine Antwort.

Nach ein paar Tagen reiste ich von Mexiko nach Kuba. Zuerst in die Hauptstadt Havanna und anschließend in mein geliebtes Viñales. Eine ländliche Gegend in Kuba, die ich seit zwei Jahren seltsamerweise als das letzte Paradies auf Erden bezeichne. Nach meinem Aufenthalt in Kuba kehrte ich ins herbstliche Deutschland zurück. Und zwei Tage später, im grauen Novemberwetter, buchte ich mir sofort wieder einen Flug im Dezember nach Kuba.

Ein paar Wochen später schrieb mir Ximena, dass sie meine Nachricht damals gar nicht gesehen hatte. Und plötzlich tat ich etwas total Verrücktes: Ich lud Ximena einfach spontan nach Kuba ein, für sieben Tage. Und sie sagte „Ja“, obwohl wir uns nur zwei Minuten in dem dunklen Schwulen-Club in Mexico-City gesehen hatten.

Jetzt, ungefähr zwei Monate nach unserer Begegnung in dem mexikanischen Schwulenclub Kinky, stehe ich in der überschaubaren Empfangshalle des Flughafens der kubanischen Hauptstadt Havanna und hoffe, dass ich Ximena überhaupt erkennen werde.

Ich muss zugeben, dass ich leicht nervös bin. Ich weiß über diese kolumbianische Frau im Grunde gar nichts, außer, dass sie aus Bogotá in Kolumbien kommt und in Mexico-City wohnt. Es war eine vollkommen ungewohnte Situation für mich. Weder habe ich jemals jemanden fast Unbekannten in einen Urlaub eingeladen, noch verstehe ich so recht, warum sie einfach zugesagt hat, ohne mich wirklich zu kennen. Schließlich bin ich für sie ein fremder Mann und noch dazu sicher einige Jahre älter als sie. Vor ein paar Tagen hatten wir miteinander telefoniert und ich hatte sie darum gebeten, ein Prinzessinnenkleid für die vierjährige Tochter unserer kubanischen Gastgeberin zu besorgen, weil ich dieses Mal nur mit Handgepäck reise. Ximena hatte sofort zugesagt, das Prinzessinnenkleid für das kubanische Mädchen zu kaufen. Das einzige Problem scheint zu sein: Ximena spricht so gut wie kein Englisch, und mein Spanisch ist eher durchschnittlich.

Ich hatte Ximena in diesem Telefongespräch auch gefragt, ob ich ihr ein separates Apartment buchen solle, worauf sie seltsamerweise verneint hatte. Das bedeutet, dass wir heute Nacht in Havanna in einem Bett schlafen werden. Vorhin habe ich noch einmal ein paar Fotos auf Instagram von Ximena angeschaut, und sie scheint wirklich eine lateinamerikanische Schönheit zu sein. Langsam kommt Vorfreude in mir auf, aber auch Aufregung. Allerdings eine schöne Aufregung. Deshalb trete ich öfter aus der Auskunftshalle hinaus ins Freie und rauche eine der kubanischen Menthol-Zigaretten mit Klickfilter. Nach zehn Jahren des Nichtrauchens habe ich mich wieder an dieses schlechte, stinkende Laster gewöhnt. Die Nacht ist tropisch warm. Was gibt es Schöneres, als kurz vor Weihnachten, im Winter, der in Europa kalt ist, auf einer karibischen Insel nachts in kurzen Klamotten unter freiem Himmel zu warten, um gleich eine junge, hübsche Frau vom Flughafen abzuholen und eine aufregende Urlaubswoche mit ihr verbringen zu können?

Als ich die Flughafenhalle wieder betrete, strömen auch schon die ersten Menschen in den Ankunftsbereich. Ich ergattere einen guten Platz mit Sicht auf die Eingangstür, durch die die Flugreisenden mit ihren Koffern kommen. Familien und Pärchen schlendern gut gelaunt in die Halle. Jede allein reisende Frau mustere ich und frage mich, ob es Ximena sein könnte. Manchmal bin ich mir nicht sicher, weil ich einfach nicht mehr genau weiß, wie sie sozusagen in Natura aussieht. Die Nervosität steigt. Mein Blick schweift über die ankommenden Menschen: Kubaner, Mexikaner, Europäer. Und dann entdecke ich eine junge Frau mit dunklen, langen Haaren, die einen lilafarbenen Koffer hinter sich herzieht. Unsere Blicke treffen sich und ich erkenne Freude in diesen außergewöhnlichen Augen. Es ist Ximena. “Adrián?“, fragt sie mich schmunzelnd, weil sie sich anscheinend auch nicht sicher ist, wer ich bin.

Wir umarmen uns kurz und freuen uns. Drei Minuten später sitzen wir im Taxi Richtung Havanna.

„Wie alt bist du eigentlich?“, will Ximena sofort von mir wissen. „42! Aber in meinem Herzen bin ich 25!“ Wir lachen, dann antwortet sie mir: „25 bin ich auch, aber in Wirklichkeit, nicht nur in meinem Herzen. Was arbeitest du?“

Überrascht von dieser Frage, weil ich selbst niemals sofort nach der Arbeit eines Unbekannten frage, antworte ich: „Ich habe zehn Jahre das Licht bei Filmproduktionen gemacht, dann hatte ich drei Jahre lang eine Bar, und seit sieben Jahren reise ich mehr oder weniger um die Welt.“

„Und wie finanzierst du das, einfach mal so sieben Jahre um die Welt zu reisen?“, will Ximena von mir wissen, was mich wieder überrascht, weil ich mich fast niemals nach den Finanzen anderer Menschen erkundige. Ich will ihr trotzdem eine ehrliche Antwort geben: „Ich hatte das Glück, mit meinem geschäftstüchtigen Bruder ein Haus zu kaufen, welches wir renoviert und dann an Studenten vermietet haben. Ich bin zwar jetzt hoch verschuldet, aber ich habe ein kleines Einkommen, welches mir einigermaßen zum Leben reicht. Deswegen musste ich die letzten sieben Jahre nicht mehr für Geld arbeiten und konnte relativ viel reisen. Aber ich kümmere mich auch seit siebzehn Jahren um eine 96-jährige Frau. Deshalb kann ich nie länger als vier oder fünf Wochen am Stück wegfahren, dann muss ich wieder nach ihr schauen. Das ist meine Verantwortung. Es geht der 96-jährigen Dame für ihr Alter sehr gut, und sie kocht sogar noch für sich selbst. Sie heißt Frau Fleischer, ist allerdings eine Vegetarierin. Es könnte jederzeit sein, dass sie mich anruft und mich braucht, dann müsste ich sofort zurück nach Europa. Das wird jedoch bestimmt nicht in der nächsten Woche passieren, denn ich habe vorhin mit ihr telefoniert und es geht ihr gut… Was arbeitest du?“, frage ich Ximena, die mir die ganze Zeit interessiert zuhörte.

„Mein letzter Job war Versicherungsverkäuferin, da habe ich gekündigt, und davor habe ich im Büro gearbeitet, und jetzt gerade bin ich auf Jobsuche. In Mexiko ist die wirtschaftliche Situation viel besser als in Kolumbien, wo ich herkomme. Du hattest damals in diesem Schwulenclub gesagt, dass du eine Freundin in Mexico-City hattest, oder?“

„Ja! Einen Tag, bevor ich dich kennengelernt habe, hat sie mit mir genau in diesem Schwulen-Club Schluss gemacht.“

„Warum hat sie mit dir Schluss gemacht?“, will Ximena neugierig von mir wissen.

„Sie wollte mit mir zusammenleben, was ja verständlich ist, aber ich wollte mein Reise-Leben nicht aufgeben und so weitermachen wie bisher. Wir haben uns immerhin alle zwei Monate für ein paar Wochen gesehen, was für eine Kontinental-Fern-Beziehung viel ist. Und irgendwann wollte sie dann nicht mehr so weitermachen wie bisher.“

„Wie heißt sie?“, will Ximena jetzt wissen. „Fernanda“, antworte ich.

„Du liebst sie noch, oder?“ Sie schaut mir schmunzelnd in die Augen und wischt sich mit ihren weißlackierten Fingernägeln eine Strähne aus ihrem makellosen Gesicht.

„Ich liebe Fernanda nicht mehr so, wie ich eine Partnerin lieben sollte, aber ich liebe sie, weil sie der liebenswürdigste Mensch ist, den ich kenne.“ Ximena lächelt mich mit enger werdenden Augen an.

„Du liebst sie noch!“, sagt sie jetzt mit einem allwissenden Grinsen in ihrem schönen Gesicht, und ich erwidere. „Ich liebe Fernanda wie meine allerbeste Freundin und ich will sie wirklich niemals aus meinem Leben verlieren. Ich liebe auch ihre ganze Familie, und deswegen wollte ich sie ja eigentlich zu Weihnachten besuchen, aber Fernanda wollte nicht. Ihr war unsere Trennung noch zu frisch. Und wegen Fernanda sind du und ich jetzt hier auf Kuba. Wann war deine letzte Beziehung?“, möchte ich nun genauso neugierig von Ximena wissen.

„Das ist schon ein paar Monate her. Der Typ ließ mich irgendwann von seinen Bodyguards überwachen, er war total eifersüchtig, und irgendwann hatte ich keine Lust mehr“, sagt Ximena leicht frustriert.

„Bodyguards?“, rufe ich leicht schockiert aus.

„Ja, Bodyguards!“, antwortet sie mit einer Selbstverständlichkeit in ihrer Stimme, die mich fast erschreckt.

„Hatte dein Ex-Freund Bodyguards?“

„Ja, er hatte viele Bodyguards. Ich habe ihn am ersten Tag kennengelernt, als ich nach Mexiko gezogen bin, da hat er mich und eine Freundin von mir, die ihn kannte, mit seinem Lamborghini abgeholt.“ Dabei lächelt Ximena zufrieden.

„Lamborghini?“, frage ich erstaunt.

„Ja, er hatte ein paar Lamborghinis und Ferraris.“ Als Ximena Bodyguards, Ferraris und Lamborghinis erwähnt, frage ich mich in meinen Gedanken, was für eine Frau eigentlich neben mir in diesem Taxi sitzt. Sie macht einen ehrlichen und angenehmen Eindruck, aber Bodyguards und Lamborghinis sind absolut nicht meine Welt, was ich Ximena in meinem nächsten Satz ausdrücken will: „Ich finde es schrecklich, wenn ich mir vorstelle, dass man immer irgendwelche Leibwächter um sich haben muss.“

„Ja, aber in Mexiko ist das normal. Ich kenne viele Leute, die Bodyguards haben“, antwortet Ximena mit einer Selbstverständlichkeit, die ich nicht nachvollziehen kann.

„Ich war schon sehr oft in Mexiko und ich kenne niemanden, der Bodyguards hat. Egal! Was sind deine Träume?“

„Wie meinst du das?“, fragt Ximena unsicher.

„Was willst du in deinem Leben machen? Hast du einen Traum?“

„Ich möchte viel reisen und am liebsten die ganze Welt sehen.“

„Welche Länder interessieren dich am meisten?“, will ich von ihr wissen.

„Ich würde gern viele Länder sehen, aber das Land meiner Träume ist Deutschland“, sagt Ximena mit einem breiten Lächeln, bei dem ich zum ersten Mal ihre perfekten Zähne bemerke.

„Deutschland?“, frage ich erstaunt und kann kaum glauben, dass sie das wirklich gerade gesagt hat. „Warum Deutschland? Die typischen Traumländer sind doch eher Thailand, Italien, Australien oder Neuseeland. Was ist an Deutschland ein Traumland?“ Ich schaue bei meiner Frage verwundert einen kurzen Augenblick in ihre außergewöhnlichen, grünen Augen, und sie lächelt mich dabei an.

„Ich weiß es nicht. Seit meiner Kindheit denke ich immer an Deutschland, vielleicht weil mein Stiefvater immer so sehr davon geschwärmt hat.“

„Und was sind deine anderen Träume im Leben, außer Deutschland zu sehen?“

Ximena wird nachdenklich und hält kurz inne.

„Ich will meiner Mama und meiner Familie ein großes Haus kaufen, sobald ich genug Geld habe, und irgendwann möchte ich mit ganz vielen Tieren leben, vielleicht auf einer Farm. Aber erst, wenn ich alt bin.“ Dabei lacht Ximena laut, und ihr junges, schönes Gesicht strahlt.

„Du magst also Tiere?!“

„Ich liebe Tiere, vor allem Hunde! Meine Mutter hat zehn Hunde!“

„Zehn Hunde?“, wiederhole ich beeindruckt.

„Ja, sie kümmert sich um Straßenhunde und nimmt immer wieder welche bei sich auf. Du hast vorhin gesagt, dass du einen Bruder hast, hast du noch mehr Geschwister?“

„Ich hatte noch eine Schwester. Edith. Sie ist vor vier Jahren gestorben. An einem Gehirntumor. Sie wurde 42 Jahre alt. Nach ihrem Tod habe ich die letzten Jahre noch intensiver gelebt als zuvor, und jetzt bin ich auch 42.“

„Das mit deiner Schwester tut mir leid“, sagt Ximena mit echter Traurigkeit in ihrer Stimme. „Ich habe auch noch einen Bruder und eine Schwester. Ich bin die Jüngste.“

„Ich bin auch der Jüngste.“

„Was ist dein Traum, Adrián?“

„Mein Traum ist es, genauso weiterzuleben wie bisher, denn ich liebe mein Leben sehr.“ Dabei legt sich ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht, denn ich bin sehr dankbar für mein Leben und weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann, nicht arbeiten zu müssen, stattdessen durch die Welt reisen zu können, und – was am allerwichtigsten ist – viele gute Freunde zu haben.

Unser Taxi ist mittlerweile im Stadtgebiet angekommen. In Vedado, dem neueren Viertel Havannas, wo wir für eine Nacht bleiben werden.

„Ich werde also für diese Tage dein Touristenführer sein. Ich bin jetzt schon zum achten Mal auf Kuba. Morgen fahren wir nach Viñales, das ist mein Lieblingsort auf der Insel. Hast du das Prinzessinnenkleid für das kleine Mädchen dabei?“

„Ja, habe ich!“

„Und wenn du willst, schauen wir uns heute Nacht noch ein bisschen Havanna an?“

Ximena freut sich. „Gerne. Können wir später was essen? Ich habe Hunger!“

„Klar. Wir gehen kurz ins Apartment und dann gehen wir was essen und vielleicht noch tanzen!“

Ximenas grüne Augen leuchten warm und die tropische Havanna-Nacht kann beginnen.

2 My heart is in Havana

Im Apartment angekommen, geht Ximena unter die Dusche. Ich sitze auf der Terrasse, rauche meine Menthol-Zigaretten und bin voller Vorfreude auf die heutige Nacht. Ich werde Ximena ein paar schöne Orte in dieser morbiden, ehemals prachtvollen Kolonialstadt zeigen. Dann gehen wir tanzen und später schlafen wir, da es keine Couch im Apartment gibt, zusammen in einem Bett. Bei diesem Gedanken kommt eine große Vorfreude in mir auf, die mich grinsen lässt.

Als Ximena auf die Terrasse tritt, trägt sie ein kurzes schwarzes Kleid und weiße Turnschuhe. Sie sieht bezaubernd aus. Es sind nur drei Minuten zu Fuß in mein Lieblingsrestaurant im Viertel. Das Vampirito.

Beim Essen erzählen wir uns ein bisschen mehr aus unserem Leben. Ich gewinne während des Gesprächs den Eindruck, dass Ximena ein herzlicher und guter Mensch ist, trotz ihrer vorherigen Bemerkungen über Bodyguards und Lamborghinis.

Als ihr „Touristenführer“ will ich mit ihr nach dem Essen auf ein Getränk ins Hotel Nacional, dem ehemaligen Treffpunkt der US-amerikanischen Mafia in Zeiten vor der Revolution der 1950er Jahre. Um dorthin zu kommen, brauchen wir ein Taxi. Und wie so oft gibt es kein Taxi, wenn man eins braucht. Da Kuba noch kein flächendeckendes Internet hat und es sich um einen sozialistischen Staat handelt, gibt es keine Taxi-Apps und auch keine Taxizentralen. Wir stehen mindestens zwanzig Minuten auf der Straße und warten, bis uns endlich ein illegales Schrott-Taxi mitnimmt. Der Fahrer ist nett und berichtet uns, wie schwierig das Leben in Kuba sei. In fünf Minuten sind wir am Ziel.

Die Kulisse des Hotel Nacional ist beeindruckend. Ein imposanter Bau, in dem man sich allzugut den Mafiaboss Al Capone bei seinen Geschäften vorstellen kann. Als wir auf der riesigen Terrasse mit Blick aufs nächtliche Meer sitzen und ich Ximena auf einen Cocktail einladen will, lehnt sie ab. Sie trinkt keinen Alkohol. Dafür genehmige ich mir einen Mojito: Rum, Zucker, Limette und Minze. Sie trinkt Wasser und schwarzen Kaffee.

Unser nächster Stopp ist die Dachterrasse des Hotels Inglaterra. Diesmal haben wir sofort ein Taxi und der Fahrer hat ein mächtiges Soundsystem an Bord. Rolling Stones und Tina Turner dröhnen aus den Boxen, der Fahrer feiert sich selbst und singt laut mit. Ximena und ich singen und lachen mit ihm. Als der singende Fahrer uns vor dem Hotel Inglaterra absetzt, warnt er uns noch vor den dortigen so genannten Jineteras. Die Jineteras sind Kubaner, die sich mit Touristen anfreunden, um sie danach in teure Restaurants oder Bars zu schleppen, sich einladen lassen, um schließlich eine Provision vom Wirt zu kassieren. Oder sie könnten Prostituierte sein, männliche oder weibliche, was allerdings in Kuba illegal ist. Ich erkläre Ximena kurz, was es mit den Jineteras auf sich hat, und schon fahren wir mit dem Fahrstuhl hinauf zur kolonialen Dachterrasse, auf der unter freiem Himmel Salsa getanzt wird. Ximena hat mich schon darauf angesprochen, ob es für mich ein Problem sei, wenn sie mit anderen Männern tanzen würde, um etwas vom kubanischen Tanzstil zu lernen. Ich habe sie dazu ermutigt, unter der Voraussetzung, dass sie mir auch Salsa tanzen beibringt. Also haben wir einen Deal: Ich bin ihr Touristenführer und sie ist meine Tanzlehrerin.

Ximena und ich stehen am Rand der Dachterrasse und genießen die Aussicht auf das nächtliche Havanna und einen der schönsten Plätze der Stadt zu unseren Füssen. Die Tanzfläche ist voll und die Salsa-Gruppe gibt alles.

„Ich gehe uns was zu trinken holen. Magst du wieder ein Wasser?“, frage ich Ximena, die mir sofort antwortet:

„Ja, gerne. Kannst du vielleicht an der Bar fragen, ob sie ein I-Phone-Ladegerät haben? Mein Akku ist bald leer. Und gibt es hier Internet?“, fragt Ximena mit einem netten Augenaufschlag. Ich nicke und gehe zur Bar. Natürlich hat der Barkeeper kein I-Phone-Ladegerät und ich bestelle mir einen Mojito und für Ximena ein Wasser. Als ich mich umdrehe, sehe ich Ximena umrundet von drei Kubanern, die sie begutachten und mit ihr ins Gespräch kommen wollen. Sie spielt währenddessen mit ihrem Handy. So ist das also in Kuba: Man kann eine Frau keine zwei Minuten allein lassen, und schon ist sie umzingelt von Männern. Als ich zurückkomme, haben wir ein wenig Smalltalk mit den Jungs und schauen den professionellen Tänzern in dieser karibisch-tropischen Nacht zu. Wir loggen uns mit kubanischen Internetkarten ins Netz ein und ich bekomme eine Nachricht von Yanet, unserer Gastgeberin ab morgen in Viñales. Das Taxi wird uns schon um neun Uhr morgens in Havanna abholen. Das ist verdammt früh und ich sage Ximena nichts davon, denn ich will ihr den Abend nicht verderben, indem ich ihr sage, dass sie sehr früh aufstehen muss. Ich versuche, Yanet zu schreiben, dass sie ein anderes Taxi organisieren solle, aber die Nachrichten kommen nicht durch: kubanisches Internet.

Da es schon spät ist und Ximena noch etwas von der Altstadt sehen will, verabschieden wir uns nach unserem Getränk von den drei Jungs und gehen wieder hinunter auf die Straße. Von dort sind es nur zwei Minuten Fußweg zum weltberühmten Kapitol, diesem monumentalen Bau aus weißem Stein, dessen Kuppel nach jahrelanger Restauration jetzt goldfarben über Havannas Dächern erstrahlt. Es ist Zeit für Fotos. Ximena liebt es, fotografiert zu werden, und ich liebe es, zu fotografieren. Darin scheinen wir uns schon mal gut zu ergänzen.