XXL-LESEPROBE: Reski - Palermo Connection - Petra Reski - kostenlos E-Book

XXL-LESEPROBE: Reski - Palermo Connection E-Book

Petra Reski

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Beschreibung

Diese XXL-Leseprobe zu Petra Reskis Roman "Palermo Connection" enthält neben einer längeren Passage des Buches ein exklusives Interview mit der Autorin. »Mit Serena Vitale hat Sizilien eine neue, mutige Ermittlerin, die der Mafia den Kampf ansagt. Spannend bis zur letzten Seite.« Donna Leon Band 1 der Serena Vitale Trilogie von Petra Reski Die rebellische Staatsanwältin weiß, dass sie alles riskiert, als in Palermo der lang erwartete Prozess gegen einen hochrangigen Politiker beginnt. Ihm werden Verbindungen zur Mafia nachgesagt, und Serena Vitale kann nur darauf hoffen, von den Beobachtern der Verhandlung unterschätzt zu werden. Als klar wird, dass das Netz des Verbrechens viel weiter reicht als gedacht, bleibt ihr nur noch die Flucht nach vorne - auch wenn sie sich damit in höchste Gefahr begibt ... Fortsetzung der Reihe: Band 2 - Die Gesichter der Toten Band 3 - Bei aller Liebe

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Seitenzahl: 42

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Petra Reski

Palermo Connection

Serena Vitale ermittelt

XXL-Leseprobe

Hoffmann und Campe

Leseprobe

Prolog

Sie hatte sie kommen sehen, im Rückspiegel ihres alten Renault, kein Motorradfahrer außer ihnen trug Integralhelme, sie hatte noch gehofft, sich zu irren, aber da drangen schon die ersten Kugeln in das Blech, ein Geräusch wie Knallfrösche, sie hatten sie überholt, der Typ vom Soziussitz legte wieder auf sie an, sie versuchte zu entkommen, der Wagen geriet ins Schlingern und raste über das Gras am Straßenrand auf einen Acker, sie sprang aus dem Auto, rannte den Abhang hinunter, über ein Feld voller Mohnblüten, sie schossen ihr in die Schulter, aber sie lief weiter, sie zielten auf ihre Beine, sie fiel auf die Knie, auf das Gesicht, sie roch Erde, doch sie stand wieder auf. Sie konnte wieder laufen. Sie konnte springen. Sie sprang, als hätte sie Sprungfedern unter den Füßen, sie sprang höher und höher, über Felder, Straßen und Berge, sie lief in der Luft weiter und blickte nach unten, wo alles ganz klein wurde, bis plötzlich Geschrei ertönte.

Die Fensterläden waren noch geschlossen, die Schreie der Möwen hatten sie geweckt. Frühmorgens, wenn der Müll abgeholt wurde, machten sie einen Höllenspektakel, sie schrien wie wilde Tiere, ein Krach wie im tiefsten Afrika, als wären Löwen, Elefanten und Nilpferde gleichzeitig erwacht. Sie setzte sich im Bett auf und griff nach dem Glas Wasser auf ihrem Nachttisch.

Wenn sie schlief, warteten die Toten auf sie. Der Kollege, der noch versucht hatte, seinen Killern zu entkommen – über ein Feld voller Mohnblüten – und den seine Verfolger am Ende mit einem Schuss in den Hinterkopf niedergestreckt hatten, der Polizist, der an der Theke seines Stammcafés erschossen wurde, von hinten, der Unternehmer, der kein Schutzgeld bezahlen wollte, die Mutter, die von der Bombe zerrissen wurde, die eigentlich für einen Staatsanwalt gedacht war, die Leibwächter, die zusammen mit ihrem Richter in die Luft gesprengt wurden. Teile von ihnen waren noch Tage später gefunden worden. Gehirnmasse in einem Baum. Knochensplitter auf einem Balkon. Das, was von ihnen übrig blieb, wurde in Müllsäcken in den Sarg gelegt.

Der Richter hatte gewusst, dass er der Nächste sein würde. Serena erinnerte sich noch an den Nachmittag, als er vor ihnen zu weinen begann – er, der nicht einmal auf der Beerdigung seines besten Freundes geweint hatte, den die Mafia siebenundfünfzig Tage vor ihm in die Luft gesprengt hatte. Serena saß mit einem Kollegen in seinem Büro, sie sprachen über Ermittlungen, als der Richter plötzlich mitten im Gespräch aufstand, um den Schreibtisch herumging, sich auf das Sofa setzte, die Hände vor das Gesicht schlug und sagte: Ein Freund hat mich verraten, ein Freund hat mich verraten. Er weinte, im Raum hörte man nichts anderes als sein Schluchzen und ihren Atem. Weder Serena noch ihr Kollege hatten den Mut nachzufragen. Sie redeten sich ein, dass es etwas Persönliches sei. Sie wollten ihm nicht zu nahe treten. Sie hatten Angst. Heute wusste sie, dass es ein Carabiniere-General war, der ihn verraten hatte.

Eine Zeit lang hatte sie nur mit Schlafmitteln schlafen können, zehn nach Orangenblütenessenz schmeckende Tropfen hatten anfangs gereicht, später wurden es mehr, bis es schließlich gar nicht mehr ging, sie brauchte Monate, um von ihnen wieder loszukommen. Eine Zeit lang war es ihr besser gegangen, sie hatte sich eingeredet, es geschafft zu haben, mit einer gewissen Distanz, ja Kälte auf die Geschehnisse zu blicken – wenn man Attentate als Geschehnisse bezeichnen konnte. Aber jetzt, seitdem sie den Prozess führte, war die Wut wieder da, als wäre seitdem nur ein Tag vergangen. Ja, sie führte ein ganz normales Leben. Das Leben einer Kriegsversehrten.

1

Vor dem Justizpalast saß ein Polizist, von dem es hieß, dass er wegen mentaler Probleme aus dem Dienst entlassen worden sei. Er trug einen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte und schrie jeden an, der das Gericht betrat, die Sekretärinnen und Büroboten, die Polizisten, Carabinieri, Anwälte und Richter. Er hockte auf dem Boden und brüllte: Habt ihr Angst zu reden?, und Wo ist die Demokratie? Und alle, die an ihm vorbeigingen, taten so, als hörten sie ihn nicht.

Die Staatsanwältin ignorierte den Irren, wie sie auch Wieneke übersah, der hier schon seit einer Stunde auf sie wartete und sich eine Antimafia-Staatsanwältin irgendwie anders vorgestellt hatte. Auf jeden Fall nicht mit so hohen Absätzen, auf denen sie erstaunlich schnell die Treppen zum Justizpalast hochlief.

Frau Vitale, entschuldigen Sie, rief Wieneke, ich bin der deutsche Journalist, erinnern Sie sich? Wir haben …

… telefoniert, wollte er noch sagen, aber da hatte sie schon die Metalldetektorschleuse passiert. Ohne aufzublicken. Wolfgang W. Wieneke (irgendwann hatte er beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen und seinen zweiten Vornamen Widukind hinter einem W. zu verbergen) und seinem Fotografen blieb nichts anderes übrig, als hinter ihr herzulaufen. Sie rannte mit einem Aktenstapel unter dem Arm über den Flur, warf sich im Laufen die Robe über ihr Kleid, bis sie kurz vor dem Gerichtssaal wieder umkehrte und zurück zum Büro lief. Und mit einem weißen Lätzchen in der Hand zurückkehrte,