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XXL-LESEPROBE: Runcie - Der Schatten des Todes E-Book

James Runcie

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  • Herausgeber: Atlantik
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Werfen Sie einen ersten Blick in James Runcies »Der Schatten des Todes«, den britischen Krimi-Erfolg, der auch als Fernsehserie in England der Hit war. Diese XXL-Leseprobe enthält neben einer längeren Passage aus dem Buch einen Text des Autors über seinen Helden und dessen geistliches wie kriminalistisches Wirken. Auftakt der Krimireihe um Pfarrer Sidney Chambers England, 1953. Als Pfarrer des kleinen Städtchens Grantchester hat Sidney Chambers mit seinen Schäfchen alle Hände voll zu tun. Und als wäre das nicht genug, betätigt er sich noch als Privatdetektiv - widerwillig allerdings. Gemeinsam mit seinem Freund Inspector Keating stößt er auf eine Reihe mysteriöser Kriminalfälle: den vermeintlichen Selbstmord eines Anwalts, einen Juwelenraub und einen Kunstfälscherskandal, der Sidneys beste Freundin in Lebensgefahr bringt … Sidney ermittelt notgedrungen: mit viel Einfühlungsvermögen, Charme und großem Verständnis für das Allzumenschliche. Dies ist Band 1 der Grantchester Mysteries mit Sidney Chambers. Weitere Bände der Reihe sind: Band 2 - Die Schrecken der Nacht Band 3 - Das Problem des Bösen Band 4 - Die Vergebung der Sünden

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Seitenzahl: 57

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James Runcie

Der Schatten des Todes

Sidney Chambers ermittelt XXL-Leseprobe

Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann

Atlantik

James Runcie über seine Krimireihe und ihren Protagonisten – einen liebenswürdigen anglikanischen Pfarrer, der unversehens und wider Willen zum Detektiv wird

Meine Geschichten um Canon Sidney Chambers sind moralische Fabeln, die in der Tradition von G.K. Chestertons Pater Brown Kriminalfälle, Komödiantisches und Sozialgeschichtliches miteinander vereinen. Die mehrbändige Reihe spielt im Städtchen Grantchester vor den Toren von Cambridge, die Handlung setzt 1953 ein und erstreckt sich bis in die Mitte der siebziger Jahre.

Mein Held ist Pfarrer und Detektiv, benannt nach dem berühmten im ausgehenden 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts lebenden Geistlichen und Schriftsteller Sydney Smith. Als Hüter zahlreicher Geheimnisse, aber immer bereit, von allen Menschen nur das Beste zu denken, kann Sidney Chambers Wege gehen, die der Polizei verstellt sind.

Da ich 1959 in Cambridge und als Sohn eines Geistlichen geboren bin, lässt sich leicht denken, woher die Inspiration für diese Serie kam. Ich finde es erstaunlich, wie schnell und wie radikal sich die Gesellschaft seit den 1950er Jahren verändert hat, und stellte es mir reizvoll vor, die sich wandelnden Verhältnisse in England anhand von Kriminalfällen darzustellen.

Geistlichen werden im Lauf ihres Lebens zahlreiche Geheimnisse anvertraut, und sie haben es immer wieder mit einschneidenden Erlebnissen in ihrer Umgebung zu tun – insbesondere mit Geburten, Heiraten und Todesfällen. Sie nehmen sehr viel mehr wahr, als sie sich anmerken lassen; und ich dachte mir, es könnte aufschlussreich sein, einem dieser Geistlichen zu folgen – einem Mann, der mehr oder weniger gegen seinen Willen in die Welt des Verbrechens hineingezogen wird und in die verschiedensten Zwangslagen gerät, wobei er oft genug vor der Entscheidung steht, entweder eine vertrauliche Mitteilung als solche zu behandeln oder die Wahrheit zu sagen. In vielen meiner Fälle geht es um ein moralisches Dilemma – Aufdeckung (und Preisgabe) eines Geheimnisses, um das Wesen der Vergebung oder einen belastenden Loyalitätskonflikt.

Die Reihe setzt in den 1950er Jahren ein, denn damit haben sowohl der Autor als auch der Leser die Möglichkeit, sich Gedanken über die Folgen von Gesetzesübertretungen in einer Zeit zu machen, in der noch die Todesstrafe galt und Homosexualität strafrechtlich verfolgt wurde.

Sidney Chambers ist nicht schwul, hat aber schwule Freunde, die ständig in der Angst leben, geoutet zu werden. Anders als heutzutage, wo jedermann (und jede Frau) einem schon beim ersten Kennenlernen bereitwillig die persönlichsten Dinge anvertraut, ging es in den 1950er Jahren mehr um Takt, Diskretion und, um einen unfassbar altmodischen Begriff zu gebrauchen, um Manieren. Zu viele direkte Fragen zu stellen galt als grob unhöflich, aber als Detektiv muss Sidney genau das tun – was ihm erhebliche Gewissenskonflikte bereitet.

Das alles klingt schwergewichtiger, als es – hoffentlich! – ist. In meinen Geschichten gibt es die bekannten Motive des Kriminalromans, überraschende Wendungen und Kunstgriffe, und Helden, die sich als Schurken entpuppen. Es gibt nicht nur eine, sondern gleich zwei Liebesgeschichten. Und dann ist da noch der überlastete Polizist aus Cambridgeshire, Inspector Geordie Keating, benannt nach einem guten Freund von mir, den die viele Arbeit oft genug daran hindert, mich zu besuchen.

Alles in allem hoffe ich, dass ich mit Sidney Chambers das liebevolle Bild eines Mannes gezeichnet habe, der, auf seinem Fahrrad zwischen Grantchester und Cambridge hin- und herstrampelnd, zwischen der Welt des Geistes und der allzu irdischen Welt des Fleisches pendelt, immer bemüht, die Ungeliebten zu lieben, den Sündern zu vergeben und ein gutes Leben zu führen.

Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann

Leseprobe

Der Schatten des Todes

Canon Sidney Chambers hatte nie Detektiv werden wollen. Dazu kam er ganz zufällig, nach einer Beerdigung, als eine gut aussehende Frau unbestimmten Alters den Verdacht äußerte, der Tod eines Rechtsanwaltes aus Cambridge sei nicht, wie weithin berichtet, Selbstmord gewesen, sondern Mord.

Es war ein Wochentag im Oktober 1953, und die blassen Strahlen der tiefstehenden Herbstsonne fielen über das Dorf Grantchester. Die Gäste, die an der Trauerfeier für Stephen Staunton teilgenommen hatten, schützten die Augen mit der Hand vor dem Licht, als sie sich schweigsam zum Leichenschmaus in den Red Lion begaben. Es waren Freunde, Kollegen und Verwandte aus seiner Heimat Nordirland. Die ersten Herbstblätter fielen flirrend von den Ulmen. Der Tag war zu schön für eine Beerdigung.

Sidney, im Anzug und mit Priesterkragen, wollte sich gerade den Trauergästen anschließen, als er eine modisch gekleidete Dame bemerkte, die wartend im Schatten des Kirchenportals stand. Sie trug sehr hohe Absätze, ein wadenlanges schwarzes Kleid, eine Fuchsstola und einen Glockenhut mit Pünktchenschleier. Schon während des Gottesdienstes war sie Sidney aufgefallen, weil sie die eleganteste Erscheinung in der Kirche gewesen war.

»Kennen wir uns?«, fragte er.

Die Dame streckte ihm eine behandschuhte Hand hin. »Ich bin Pamela Morton. Stephen Staunton war ein Kollege meines Mannes.«

»Das sind traurige Tage«, meinte Sidney.

Die Dame wollte die Förmlichkeiten offenbar rasch hinter sich bringen. »Können wir irgendwo miteinander reden?«

Sidney, der kürzlich den Film Der Mann ihrer Träume gesehen hatte, fand Mrs. Mortons Stimme mindestens so sinnlich wie die von Lauren Bacall. »Erwartet man Sie nicht beim Empfang?«, fragte er. »Und was ist mit Ihrem Mann?«

»Ich habe ihm gesagt, dass ich eine Zigarette rauchen gehe.«

Sidney zögerte. »Ich muss mich dort natürlich blicken lassen …«

»Es wird nicht lange dauern.«

»Dann gehen wir am besten ins Pfarrhaus, vorerst dürfte man mich nicht vermissen.«

Sidney war ein großer, schlanker Mann Anfang dreißig. Er mochte warmes Bier und Jazz, spielte begeistert Cricket, las leidenschaftlich gern und war bekannt für seine unaufdringliche klerikale Eleganz. Den Ernst des schmalen Gesichts mit der hohen Stirn, der geraden Nase und dem langen Kinn milderten freundliche dunkelbraune Augen und ein sanftes Lächeln, dem man ansah, dass Sidney nur das Beste von den Menschen denken wollte. Er war bald nach dem Krieg ordiniert worden. Nach einer kurzen Tätigkeit als Hilfspfarrer in Coventry und einem Intermezzo als Hauskaplan beim Bischof von Ely war er 1952 als Gemeindepfarrer in der Kirche St. Andrew and St. Mary in Grantchester angestellt worden.

Pamela Morton musterte den ziemlich heruntergekommenen Eingang zum Pfarrhaus. »Wahrscheinlich werden Sie ständig gefragt …«

»Ob ich lieber in der Pfarrei aus Rupert Brookes Gedicht The Old Vicarage leben würde? Ja, das stimmt. Aber ich bin hier recht zufrieden. Obgleich das Haus natürlich zu groß für einen Junggesellen ist.«

»Sie sind nicht verheiratet?«

»Man sagt, ich sei mit meinem Beruf verheiratet.«

»Wofür steht eigentlich dieses ›Canon‹?«

»Es ist ein Ehrentitel, der mir von einer Kathedrale in Afrika verliehen wurde. Aber betrachten Sie mich einfach als ganz gewöhnlichen Feld-Wald-und-Wiesenpfarrer.« Sidney streifte die Schuhe auf dem Vorleger ab und öffnete die unverschlossene Tür. »Bitte treten Sie ein.«

Er führte seinen Gast in ein kleines Wohnzimmer mit einem Chintzsofa und alten Stahlstichen an den Wänden.

Pamela Morton schaute sich aufmerksam um. »Es tut mir leid, wenn ich Sie aufhalte.«