Yanqui Doodle - James Tiptree Jr. - E-Book
SONDERANGEBOT

Yanqui Doodle E-Book

James Tiptree Jr.

5,0
19,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In der näheren Zukunft, irgendwo in einem fiktiven Land Lateinamerikas, führen US-amerikanische Truppen gerade mal wieder einen Krieg. Der Soldat Don liegt nach einer Verwundung im Lazarett und soll, bevor er nach Hause kommt, einen Entzug machen - von den höllischen Drogen, mit denen er an der Front vollgepumpt wurde. Doch unverhofft kommt er wieder in den Besitz der Pillen und macht sich auf die Suche nach dem Feind … In einer Zeitreisegeschichte haben gehobene Schulen etwas ganz Besonderes im Bildungsplan: Jeder Student erhält die Gelegenheit, mit seinem Ich der Zukunft für ein paar Wochen die Plätze zu tauschen. Die junge und wohlhabende College-Schönheit Diane Fortnum entdeckt, dass ein unerwartet mittelmäßiges, teils leidvolles Leben auf sie wartet. Der Versuch, ihr Schicksal zu verhindern, endet tragisch. Eine aufwühlende Thematisierung des Freitodes nicht zuletzt angesichts des Lebenslaufes der Autorin. Yanqui Doodle versammelt die Erzählungen und Novellen aus Alice B. Sheldons aka James Tiptree Jr.s Spätwerk (1985-1987), das wieder durch verstörende, aber auch erotische und humorige Tonlagen geprägt ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 778

Bewertungen
5,0 (16 Bewertungen)
16
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Cover

Impressum

Über die Autorin

Titelseite

Buchanfang

Herz Drei

Unser Dämon vor Ort

Zum Zweiten

Komm, leb mit mir

Yanqui Doodle

O kehre, selige Zeit, mir zurück

Die Farbe von Neandertalaugen

Mitten im Leben

Die einzelnen Erzählungen

Die Werkausgabe

Leseproben

Band 1: DOKTOR AIN

Band 2: LIEBE IST DER PLAN

Band 3: HOUSTON, HOUSTON

Band 4: ZU EINEM PREIS

Band 5: QUINTANA ROO

Band 6: STERNENGRABEN

Die Mauern der Welt hoch

Helligkeit fällt vom Himmel

Fußnoten

James Tiptree Jr. – Yanqui Doodle

Sämtliche Erzählungen , Band 7

Copyright © 2015, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by the Estate of James Tiptree Jr.

Lektorat: Bastian Schneider

Umschlag: Jürgen Schütz

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN: 978-3-903061-33-0

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

Mit einem Nachwort von Mark Siegel

Liebe war der Plan, der Plan war … Eine wahre Geschichte über James Tiptree Jr.

übersetzt von Margo Jane Warnken

ISBN: 978-3-902711-33-5

www.septime-verlag.at

www.facebook.com/septimeverlag

www.twitter.com/septimeverlag

Über die Autorin

James Tiptree Jr.

(1915-1987) ist das männliche Pseudonym von Alice B. Sheldon. Tiptrees geheimnisvolle Identität faszinierte die Fans und gab Anlass zu vielen Spekulationen, freilich glaubten alle, es müsse sich um einen Mann handeln. Die Aufdeckung, noch zu ihren Lebzeiten, war ein Schlag: Diese knappen, harten und frechen Kurzgeschichten, die nur allzu häufig mit dem Tod enden, waren von einer alten Dame mit weißen Federlöckchen verfasst worden.

Sie zählt unter Science-Fiction-Fans zu den großen Klassikern, gleich neben Philip K. Dick und Ursula K. Le Guin. Ihre Kurzgeschichten, die sie erst im Alter von einundfünfzig Jahren zu schreiben begann, und von denen einige wohl zu den besten des späten 20. Jahrhunderts gehören, brachten ihr schnell Ruhm und zahlreiche Auszeichnungen ein.

Dennoch litt sie ständig unter schweren Depressionen und Todessehnsucht. Nach einem vorab geschlossenen Selbstmordpakt erschießt Sheldon im Alter von einundsiebzig Jahren erst ihren vierundachtzigjährigen Mann und dann sich selbst.

James Tiptree Jr.

Yanqui Doodle

Sämtliche Erzählungen

Band 7

Aus dem Amerikanischen von Eva Bauche-Eppers, Elvira Bittner,

Laura Scheifinger, und Andrea Stumpf

Herz Drei

»Lieber Bolingbroke, lieber Loomis«, sagt sie zu dem Brief-Recorder. »Könnt ihr euch an die Frau von Terra erinnern, die ihr beim Warten auf euer Shuttle am Knotenpunkt Centaurus getroffen habt?«

Nein, das würde nicht hinhauen. Mittlerweile hätten sie wahrscheinlich Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, wo Terra überhaupt liegt, oder was »Frau« bedeutet. Überdies sollte sie ihre Kehle entspannen, damit ihre Stimme verführerischer klingt.

Sie spult zurück und beginnt nochmal von vorn, setzt aber diesmal »weiblicher Mensch« ein. Menschen kannte man in der ganzen Galaxie.

»Nun«, fährt sie fort, »sie erinnert sich jedenfalls an euch. Und zwar sehr eindringlich. Dies hier soll euch einfach sagen -« Hier hält sie den Brief-Recorder an, um nachzudenken. Was genau will sie ihnen mitteilen, nach all diesen Jahren? Ja, tatsächlich, genau das, was sie schon gesagt hat - dass sie sich erinnert, dass sie einfach nicht vergessen kann, absolut nicht vergessen kann. Obwohl ihr Leben sicherlich voll und abwechslungsreich genug ist, um sie so gut wie alles vergessen zu lassen, jedenfalls was flüchtige sexuelle Erfahrungen betrifft. Warum dann nicht auch diese beiden, Loomis und Bolingbroke? Warum? Es muss etwas mit dem ganzen Drumherum zu tun haben, damit, was sie mit ihr getan haben und sie mit ihnen, damit, was sie durch sie zu tun versucht haben.

Sie stößt einen wohligen Seufzer aus, als sie die Erinnerung ganz wiederkehren lässt; während draußen vor den Fenstern ihres schönen Büros die Lichter von Luna City angehen, weit unten …

Es hatte wie eine völlig alltägliche Begegnung angefangen, in diesem Zeitalter der Sternenreisen und Formverwandlungen. Sie sieht sich selbst vor sich, als wäre es gestern gewesen, wie sie in ihrem besten weißen Reisekleid am Knotenpunkt Centaurus steht, eine Mantilla auf ihren langen schwarzen Haaren, einen edelsteinbesetzten Gürtel um die Taille und Slipper an den Füßen - eine ganz normale hochklassifizierte Nachwuchsvertreterin für Luxusartikel.

Sie ist mit dem Shuttle von Terra zum Knotenpunkt Centaurus gereist; wie gewöhnlich hat es länger gedauert, zum Weltraum-Sprunghafen Deep Space zu kommen, als sie für die Reise ins Deneb-System benötigt, wo sie versuchen würde, der dort herrschenden Lebensform eine ganze Palette der makrozellularen Gerätschaften zu verkaufen, die ihre Firma produziert.

Wie sich herausstellt, hat sie sechsundzwanzig Standardstunden zu warten.

Nachdem sie überprüft hat, dass ihre wertvollen Musterkoffer im Deneb-Zielschacht verstaut sind, spaziert sie hinaus, um sich unter der großen Uhrenwand, die die lokalen Zeiten im ganzen bekannten Weltraum anzeigen, einen Belebungsdrink zu genehmigen. Sie sollte sich am besten gleich an die Deneb-Zeit gewöhnen - obwohl sie natürlich im Kälteschlaf reisen wird, der alle ihre physiologischen Zyklen wieder in Grundstellung bringt.

Während sie nach Deneb sucht, wird sie sich einer angenehmen Anspannung in ihrem Schritt bewusst, das Kribbeln und Kitzeln sexueller Erregung. Sie hatte in letzter Zeit zuviel an Sex gedacht - und der Kälteschlaf würde daran sicher nichts ändern. Tja, und dies war so ziemlich ihre letzte Chance, unter Menschen zu sein. Wenn sie einen geeigneten Partner ausfindig machen würde, könnte sie die Wartezeit ganz gut nutzen.

Sie vergisst Deneb und schaut sich um, aber an den Tischen und der Theke sieht sie keinen anderen Menschen, der ihr gefallen könnte. Da sind ein paar nette Aliens, von denen sie weiß, dass sie scharf auf Sex mit Menschen sind, aber sie scheinen alle ihre Jungen dabei zu haben - Familien im Urlaub zweifellos. Die paar einzelnen Aliens, die sie entdecken kann, kommen ihr seltsam vor; mit keinem von ihnen würde sie eine sexuelle Begegnung riskieren, außer als allerletzten Ausweg. Und natürlich war da wie immer der eine oder andere Ovidianer, die sowieso allzeit bereit waren, deren sexuelle Gewohnheiten aber niemanden interessierten. Nun, vielleicht wird ja noch jemand auftauchen.

Sie macht sich wieder daran, die Uhrenwand zu studieren, und hat gerade festgestellt, dass es auf Deneb IV Mitternacht ist, als jemand den Arm anstößt, in dem sie ihren Drink hält.

»Verzeihung«, sagt der Fremde. Es ist ein Mensch. Sie muss zwinkern vor Überraschung: Er ist atemberaubend hübsch, ein großer, braungebrannter Junge mit lockigen roten Haaren - für gewöhnlich eine katastrophale Kombination, aber bei ihm sieht es toll aus. Und auch noch gut angezogen.

»Verzeihung«, sagt er wieder, mit einem ziemlich sonderbaren Akzent. Und wiederholt dann noch einmal: »Verzeihung, bitte.«

»Oh, das macht doch nichts.« Sie lächelt. Soeben hat sie festgestellt, dass er eine unübersehbare Erektion hat, die einen Zipfel seines Sporttapperts hochdrückt und die er sich gar nicht zu verbergen bemüht. Ein zweiter junger Mann steht neben ihm, ein Dunkelhaariger, den man ebenfalls als auffällig attraktiv bezeichnet hätte, wenn er nicht im Schatten des spektakulären Rotschopfs gestanden wäre. Und auch er hat eine gut sichtbare zeltförmige Ausbuchtung in seinen gut geschnittenen Beinkleidern.

»Verzeihung«, sagt der Rotschopf zum vierten Mal. Sie ist schon fast dabei, ärgerlich zu werden, aber als er versucht, weiterzusprechen, merkt sie, dass er Probleme mit dem Galaktischen hat.

»Verzeihung, ich darf eine persönliche Fragen stellen? Ja?«

»Ja, natürlich.«

»Sie haben von Natur diese Gestalt? Und kommen von Terra, richtig?«

»Das ist richtig. Ich bin von Natur aus ein weiblicher Mensch, eine Frau von Terra. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie vor kurzem Ihre Gestalt verändert haben?«

»Ah! Ja! Sie verstehen gut!« Er wirft einen dankbaren Blick auf seinen Gefährten, und sie willigen beide ein, als sie ihnen bedeutet, Platz zu nehmen. »Es ist alles in großer Eile geschehen, wissen Sie, die Berufung auf die Diplomatenposten auf Terra war gerade eröffnet worden. Wir mussten nehmen, was gerade zu haben war, und haben keine Informationen bekommen. Wir sind Berufsdiplomaten aus Tumnor, aber Menschen sind wir noch nie gewesen. Anscheinend haben wir Schwierigkeiten mit der Biologie« - er zeigt auf seinen Schoß - »und die Gebrauchsanweisung ist dummerweise in unserem Reisegepäck verstaut. Wir kennen nicht einmal die rudimentärsten Formalien.«

»Ich verstehe. Also gut! Nun, zuallererst, mein Gesichtsausdruck ist ein Lächeln, das ist ein Zeichen für Wohlwollen.« Die beiden Fremden setzen schlagartig ein gewinnendes Lächeln auf. »Und beim Kennenlernen ist es üblich, dass man den Namen nennt - nicht unbedingt Ihren vollen Namen, nur etwas, damit man angesprochen werden kann. Ich zum Beispiel bin Sheila. Und oft schütteln wir uns die Hände, wenn wir uns begrüßen. Ihre rechte Hand, bitte. Oh! Meine Güte, Sie sind ja heiß! Ist das normal, oder fühlen Sie sich nicht gut?«

»Oh, nein«, sagt er, während sie behutsam nochmal seine Hand ergreift und ein Schütteln demonstriert. »Es muss damit zu tun haben, dass unser natürlicher Metabolismus durchschlägt. Unser Verwandlungscoach sagt, dass es die Körper nicht beschädigt. Aber ist es unangenehm?«

»Nein, nur sehr auffällig. Und wenn ich mich an die Höflichkeitsregeln halten würde, hätte ich es gar nicht erwähnen sollen. Aber vielleicht verpacken Sie es in Zukunft in einen kleinen Scherz, um die Leute zu warnen. Und Ihre Namen?« Während er spricht, fragt sie sich, ob wohl sein ganzer Körper so heiß ist. Interessant …

»Ich bin Bolingbroke«, stellt er sich vor. »Und mein vorgesetzter Kollege hier ist Loomis.«

»Wirklich? Wie altmodische Terranernamen?«

»Sind sie unpassend? Näher konnten wir mit dem, was wir an Terranerliteratur haben, nicht kommen. Zu Hause in Tumnor heiße ich Bol …« Er äußert eine unentwirrbare Silbenfolge. »Und er ist Lo…« Es folgt eine weitere Unaussprechlichkeit.

»Nein, sie passen recht gut. Und sie sind sehr malerisch. Und äußerst empfindsam - Terraner hätten ihre Schwierigkeiten damit gehabt. Nun, Sie haben die Biologie erwähnt. Sie werden feststellen, dass es auf Terra üblich ist, so offensichtliche sexuelle Reaktionen zu unterdrücken oder zu verbergen.« Diskret deutet sie auf die Ausbuchtung, die jetzt zuckt. »Oder haben Sie etwa nicht gewusst, was es damit auf sich hat?«

»Oh!« Er senkt den Blick und versetzt dem Anstoß erregenden Glied einen Klaps, wobei er ein wenig zusammenfährt. »Der Verwandlungscoach sagte, dass unsere Körper extra jung und kräftig sind, und dass dieser Teil hier sich aufblähen würde, wenn wir in den Reproduktionsmodus übergehen. Aber wir haben nicht erwartet - ist es beleidigend für Sie?«

Der dunkle Typ, den er Loomis genannt hat, sein »vorgesetzter Kollege«, erhebt plötzlich die Stimme. »Boley, es hat etwas mit ihrer Nähe zu tun. Mit unserer Nähe zu Ihnen.« Seine Stimme ist sanft und tief und angenehm. Unverwandt lächelnd fragt er: »Dürfen wir daraus folgern, dass Sie auch im Reproduktionsmodus sind?«

Sheila lacht. »Nun, es gibt da keine allgemeingültige Regel, weil so junge Körper wie die Ihren sich auch, ähm, spontan aufblähen können. Aber, nun ja, ganz zufällig hatte ich etwas ganz ähnliches im Sinn, mir die Wartezeit zu vertreiben.«

»Wie wunderbar!«, ruft Bolingbroke aus. »Als wir erfahren haben, dass wir so lange warten müssen, vierundzwanzig Standards, haben wir den Entschluss gefasst, irgendeine größere terranische Aktivität auszuprobieren. Und wir haben uns für Sex entschieden. Würden Sie sagen, dass das eine größere terranische Aktivität ist?«

Sie lacht wieder. »Das würde ich ganz sicher sagen, ja. Aber sagen Sie, sind die Dinge auf unseren beiden Planeten denn im Großen und Ganzen ähnlich gelagert? Ich meine, gibt es bei Ihnen auch verschiedene Spezies oder Geschlechter, die sich paaren müssen, um zu reproduzieren? Und die das aber auch tun, wenn sie gar nicht vorhaben, Junge zu zeugen, sondern nur so zum Vergnügen? Und kulminiert auch bei Ihnen die Lust am Kontakt in einer Art Spasmus, einem Körperniesen, das das Schönste an dem ganzen Geschehen ist?«

»Ja, in der Tat. Das beschreibt die Sache gut, und der Verwandlungscoach hat uns gesagt, dass die männlichen Körper Flüssigkeit abgeben. Aber bei uns sind viele Leute unvollständig. Ist das bei Ihnen nicht so? Man hat uns versichert, diese Körper hier seien vollständig. Aber sind Sie das auch?«

»Ja. Tatsächlich ist auf Terra jeder sexuell vollständig, außer bei ein paar medizinischen Eigentümlichkeiten.«

»Aber«, wirft Loomis mit seiner sanften Stimme ein, »wie bei den Sternen vermeiden Sie, Junge zu machen, wann immer Sie sich begegnen, und eine beängstigende Überbevölkerung zu verursachen?«

»Oh, damit hatten wir früher mal Probleme. Aber dann haben wir gute chemische Vorsichtsmaßnahmen erfunden.«

»Ah, das ist das berühmte Genie der Terraner in technischen Dingen!«, lacht Bolingbroke. »Nun, dann steht ja nichts im Wege. Aber wie gesagt, unsere Gebrauchsanweisung ist nicht verfügbar. Würden Sie die Freundlichkeit haben, uns zu assistieren beim Sexmachen? Wenn man sich unsere Reaktionen so anschaut -« Er macht eine Pause, um den Blick zu senken und das stur aufgerichtete Glied zu ohrfeigen, fährt dann aber vor Schmerz zusammen. »Autsch! Das ist ja empfindlicher als ich dachte!«

»Ja, Myr Bolingbroke, Sie müssen vorsichtiger sein. Wie ich immer wieder höre, kann ein Schlag in die männliche Geschlechtsregion sehr schmerzhaft sein.«

»Ja. Nun, wie ich gerade gesagt habe, wenn man sich unsere Reaktionen so anschaut, dann scheinen Sie sehr kompatibel für uns zu sein. Stimmt’s, Loomis? Aber sind wir auch für Sie kompatibel, Myr Sheila? Ich kann keine Anzeichen erkennen.« Sie mustern sie beide aufmerksam.

»Nein, rein gar nichts«, stimmt Loomis ihm zu. »Außer vielleicht eine leichte Röte um die Ohren herum?«

Sheila bricht fast in Gelächter aus. Die Idee, diesen zwei Tumnorianern Nachhilfeunterricht zu geben, kommt ihr sehr reizvoll vor. Es ist ein wenig gefährlich, natürlich, weil ihre männlichen Körper viel stärker sind als der ihre, und wenn die Sexgewohnheiten der Tumnorianer sich als unangenehm entpuppen, würde sie es bereuen. Aber von Diplomaten konnte man doch bestimmt erwarten, dass sie sicher waren? Tatsächlich hört sie sich schon sagen:

»Myr Loomis ist sehr einfühlsam. Jedes Erröten ist bei der Frau ein günstiges Zeichen - außer es kommt vom Zorn. Nein, Myr Bolingbroke, bei den Frauen sind die Anzeichen viel weniger auffällig. Sehen Sie, unser sexuell empfängliches Gewebe ist überwiegend zwischen unseren Beinen verborgen. Daher müssen Sie sich einfach selbst ein Bild machen, während Sie voranschreiten. Tatsächlich ist die Reaktion der Frau oft nicht klar, bis Sie den tatsächlichen Kontakt initiieren.«

»Wie verwirrend«, murmelt der Rotschopf. »Aber vielleicht wird die Gebrauchsanweisung helfen. Nun, was machen wir zuerst?«

Sie sehen sie beide erwartungsvoll an.

»Tja, es gibt ein paar Preliminarien. Und ich sollte Sie warnen, dass die Frau im allgemeinen mehr Zeit braucht, um den kompletten Erregungszustand zu erreichen. Natürlich ist es körperlich möglich, Sex mit einer Partnerin zu haben, die nicht bereit oder sogar widerwillig ist. Aber ich glaube, die meisten Männer würden mir zustimmen, dass bei der bestmöglichen Erfahrung beide Partner stark erregt sind.«

»Beide Partner?«, murmelt Loomis, offensichtlich verblüfft. »Ach, Sie meinen die weiblichen Frauen wie Sie, und die männlichen Männer wie wir es sind? Sonst niemand?«

Nun selbst verblüfft, kann Sheila nur lachen und sagen: »Das ist alles, was nötig ist, ja. Aber die eigentliche Frage ist jetzt, wo der Sex vollzogen werden kann. Es ist im allgemeinen nicht üblich, sich in der Öffentlichkeit damit zu beschäftigen, und man sollte nicht einmal zu offensichtlich zeigen, dass man es vorhat. Es hat einen störenden Effekt auf andere, wenn Sie verstehen. Soll ich beispielsweise gehen und ein Zimmer buchen und dann wieder hier vorbeikommen, als wollte ich mich von Ihnen verabschieden, und Ihnen dabei meinen Schlüssel zustecken?«

»Oh, daran haben wir schon gedacht!«, sagt Bolingbroke stolz. »Sogar ohne die Gebrauchsanweisung. Ich glaube, es ist ein hübsches Zimmer. Hat das einen Einfluss auf Ihren Erregungszustand?«

»Ja, eine sichere, bequeme, heimelige Umgebung ist sehr förderlich. Ach, und es wäre eine erfreuliche, wenn auch nicht notwendige Geste Ihrerseits, wenn Sie den kleinen Betrag hier für mich begleichen. Ich werde Ihnen später über die Füttersymbolik erzählen«, fügt sie zu Loomis gewandt hinzu, während der Rotschopf den Roboter herbeizitiert und seinen Kreditchip hineinsteckt.

Als sie hinausgehen, führen die Aliens sie in Gänge, von denen sie weiß, dass es sich um den Luxustrakt handelt. Anscheinend war ihr diplomatischer Dienst in einem besseren Zustand als der der armen alten Terra, denkt sie, während sie an einem Hydrokultur-Display vorbeigehen, auf dem eine überbordende Blütenpracht zu sehen ist.

Trotz seiner kleinen Schwierigkeiten beim Gehen marschiert Bolingbroke mit großen Schritten voran, um schließlich eine Tür aufzuwerfen.

»Ach, du meine Sterne! Was haben Sie denn gebucht, auf Terra wäre das eine Königssuite!« Sie tritt ein in eine Extravaganz aus cremefarbenem Pelz und Satin, Alabaster und Spiegeln - überall Spiegel, und alle sind ausgerichtet auf ein großes, ornamentales Bett. Lächerlicherweise ist sie heimlich angetan, als ihr Blick auf ihr eigenes Spiegelbild fällt und sie feststellt, dass sie sehr vorteilhaft aussieht; sie weiß, dass sie eine sehr attraktive Frau ist. Natürlich würden diese Tumnorianer es auch nicht merken, wenn sie aussähe wie eine hässliche Kröte, aber es würde eine gute Erfahrung für die beiden sein, gleich zu Anfang die Messlatte hoch anzusetzen.

»Ach, wie nett! Sehen Sie nur den kleinen Festschmaus, den man uns für später bereitet hat. Und, oh! Echte Blumen!« Sie vergräbt ihre Nase in den so lange vermissten Duft.

»Dann ist es also recht so?«, will Loomis wissen. »Haben Sie das Gefühl, dass Sie schon erregt sind?«

Bevor Sheila antworten kann, ist Bolingbroke schon zum Bett gegangen und lässt sich darauf niederplumpsen. »Und hier werden wir es tun, nicht wahr?«

»Genau … Ich hoffe nur, es ist nicht zu weich.«

»Wieso? Wie kann ich das feststellen?«

»Das werden Sie später von selber merken«, kichert sie.

»Immer dieses ›später‹! Wieso nähern Sie sich mir nicht? Los doch, Loomis.«

»Ich glaube, sie hat noch mehr Preliminarien«, sagt Loomis, der sie schweigend beobachtet hat. »Weißt du nicht mehr, dass sie davon gesprochen hat, dass es welche gibt.«

»Vollkommen richtig. Wir Frauen sind da sehr unterschiedlich, aber ich bin jedenfalls eine von denen, die es vorziehen, sich erst einmal zu entspannen, bevor man miteinander ins Bett hüpft - außer natürlich, die Zeit ist sehr kurz bemessen, was ja bei uns scheinbar nicht der Fall ist. Sie haben zum Beispiel die Tür noch nicht einmal richtig geschlossen.«

»Uff!« Bolingbroke springt auf und kommt Loomis zuvor, der sich ebenfalls anschickt, ihrer Aufforderung Folge zu leisten.

»Nun, Myr Bolingbroke, wenn Sie die Tür schließen oder absperren, werfen Sie Ihrer Dame am besten einen Blick zu, der ihr signalisiert, dass Sie dabei sind, die Welt auszuschließen. Sie sehen das Konzept dahinter: Es soll alles dazu beitragen, die Erregung zu fördern.«

»Ich bin nicht sicher, ob ich noch mehr Erregung brauche«, sagt er.

Aber Loomis weist ihn zurecht. »Boley, du solltest besser auf sie hören. So eine Einführung wirst du nicht nochmal bekommen. Und ich habe den Eindruck, sie ist sehr gut. Nicht wahr?«, fragt er an sie gewandt.

»Man hat das verschiedentlich behauptet, aber natürlich sind die Leute um Höflichkeit bemüht«, lacht Sheila. »Nun, eine weitere Preliminarie ist das Ausziehen - was ein ganz üblicher Vorgang ist, außer man ist auch hier wieder in schrecklicher Eile.« Im vollen Genuss ihrer Rolle als Schulmeisterin wirft sie die Mantilla ab und kickt die Slipper von den Füßen, als ihre Aufmerksamkeit vom Anblick einer herrlichen Traube marsianischer Pifrüchte abgelenkt wird.

»Myr Loomis, diese Früchte hier sind eine ganz besondere Delikatesse für Menschen. Wenn sich eine solche Gelegenheit bietet, wäre es gebräuchlich - und überdies ein guter Intimitätsfaktor -, wenn Sie sie Ihrer Partnerin anbieten. Tatsächlich wäre die Aufforderung, davon zu kosten, ein guter Vorwand, um eine Dame in Ihre Suite einzuladen. Willigt sie ein, bedeutet das implizit, dass sie spätere Sexaktivitäten akzeptiert. Klingt das alles zu kompliziert?«

Sie nimmt sich selbst eine Handvoll der verlockenden Pifrüchte.

»Nun, ja«, seufzt Bolingbroke, indem er sich aus seinen Beinkleidern kämpft.

Loomis tut es ihr nach und zieht seine Stiefel aus. »Sie hatten gesagt, Sie würden uns später etwas über Füttersymbolik erzählen«, sagt er mit seiner sanften Stimme.

»Oh, ja. Nun, eine klassische Form der sexuellen Aufmerksamkeit des Mannes gegenüber seiner Partnerin wäre es, ihr etwas zu essen zu geben. Das ist ein physischer und sehr intimer Vorgang, und wir teilen ihn mit vielen einfachen terranischen Tieren, vor allem mit den Vögeln. Sie werden feststellen, dass ein weiblicher Vogel flattert und sich duckt wie ein Nestling, wenn ihr das Männchen Beeren in den Schnabel legt. Daraus ersehen Sie, dass es sich um eine sehr tiefgehende Symbolik handelt. Er bietet ihr etwas an, das sie in sich hineinsteckt, richtig? Frauen hingegen mögen es, ihren Männern wohlschmeckende Speisen zu reichen, aber das ist eine andere Geschichte von der Symbolik her.«

Sie nimmt auf einer der kleinen Liebescouches Platz, um den Wein einer Prüfung zu unterziehen.

»Was, wenn ich das hier tue?«, fragt Loomis. »Hier, warten Sie …«

Er nimmt eine besonders verlockende Pifrucht auf und hält sie ihr vor den Mund. Als sie danach schnappt, drückt er sie sanft zwischen ihre Lippen, zieht sie dann wieder zurück und steckt sie nochmals hinein. Der weiche, gleitende Kontakt lässt sie hörbar nach Luft schnappen.

»Ihre Atmung hat sich verändert!«, ruft er erfreut aus.

»Was machst du denn da, Loom? Wo hast du das gelernt?«, will nun auch Bolingbroke wissen, während Sheila sich zurücklehnt und Loomis auf eine neue Weise anlächelt.

»Ich habe es mir einfach ausgedacht«, strahlt Loomis in aller Bescheidenheit. »War es richtig so, Myr Sheila?«

»Myr Loomis, ich glaube nicht, dass Sie noch irgendwelche Anweisungen benötigen«, sagt Sheila mit leicht belegter Stimme. »Ihre natürlichen Impulse genügen vollauf … Oh, Myr Bolingbroke! Ach, du liebe Güte -« Sie bricht in hilfloses Gelächter aus.

»Was ist denn los? Was habe ich falsch gemacht?«

»Oh, Sie haben nichts wirklich falsch gemacht. Es ist nur üblich, sich in einer anderen Reihenfolge auszuziehen. Für die Augen einer Frau sieht ein Mann, der nur Stiefel und Rock trägt, aber keine Beinkleider, ziemlich lächerlich aus. Noch dazu in Ihrem Zustand …« Sheila stößt unterdrückte Gluckslaute aus, während Bolingbroke an seinen Stiefeln zerrt.

»Oben zuerst, dann unten, dann die Beinkleider?«, fragt Loomis. »Richtig?«

»Perfekt«, stimmt Sheila zu, während sie aufsteht und ihr Mieder aufhakt. »Und natürlich, zuallererst den Hut ab, falls Sie einen aufhaben. Dasselbe gilt für die Frau, außer …« - in einer anmutigen Bewegung streift sie ihr Kleid ab, um darunter einen Spitzenbody zu enthüllen - »… außer sie lässt die Kopfbedeckung oder die Mantilla bis ganz zuletzt an, als Schmuck. Aber mir ist klar, dass Myr Bolingbroke sehr daran gelegen ist, zum Punkt zu kommen. Daher übergehe ich jetzt alles andere, bis auf einen wirklich wichtigen Faktor, der mit ausschlaggebend für die Qualität der ganzen Erfahrung ist: Diese Lichter hier sind viel zu hell. Bei sanftem Licht kann die Frau sich leichter entspannen, und es ist vorteilhaft für beide Seiten … Ja.« Loomis hat schon den Dimmer entdeckt und dafür gesorgt, dass das Zimmer in ein mattes Leuchten getaucht ist. »Sie werden feststellen, dass Ihre menschlichen Augen sich erstaunlich schnell anpassen. Und jetzt - ach, du meine Güte, sehen Sie nur, was ich dem armen Myr Boley angetan habe!«

Bolingbroke sitzt nackt auf der Bettkante und betrachtet mit Bestürzung seinen erschlafften Penis. Mit einem vorwurfsvollen Blick sagt er zu ihr: »Er ist abgeschwollen. Als Sie -«

»Ja, ich weiß. Als ich gelacht habe. Aber das wäre nur dann schlimm, wenn Sie einen viel älteren Körper hätten. Bei dem Ihren ist das überhaupt kein Problem. Sie werden sehen.« Sheila steigt aus ihrer letzten Spitzenhülle und streckt sich wohlig, wobei sie eine schnelle Drehung macht, damit die Aliens sie ganz betrachten können. »Myr Loomis, angesichts der Umstände werde ich mich erst um Ihren Kollegen kümmern, wenn Sie erlauben?«

Er macht eine zustimmende Geste und setzt sich auf die Liebescouch neben dem Bett, seine Erektion offensichtlich hart und beständig wie ein Fels. »Machen Sie nur. Ich habe den Eindruck, dass das Zusehen mir gefallen wird.«

Sheila, nackt jetzt bis auf das zarte Flattern der Mantilla, nähert sich mit einem geheimnisvollen Lächeln dem niedergeschlagenen rothaarigen Alien.

»Myr Bolingbroke, wir werden jetzt ein ganz zwangloses Sexspiel spielen, das ›Entdecke den Schläfer‹ heißt. Sie sind der Schläfer. Dazu legen Sie sich einfach bequem auf den Rücken und lassen Ihren Kopf in den Händen ruhen.« Sie hebt ihre Arme und überkreuzt die Handgelenke hinter dem Kopf, wodurch ihre Brustwarzen in der hauchdünnen Mantilla gefangen werden. »So ist es gut. Manch einer zieht es vor, die Augen zu schließen. Ziel des Spiels für Sie ist es nun, zu versuchen, so lange wie möglich still und passiv zu bleiben. Sie dürfen auf keinen Fall versuchen, sich, ähm, aufzublähen. Ich hingegen spiele die Entdeckerin. Ich kann tun, was immer ich will. Ich werde damit beginnen, dass ich mich auf die andere Seite knie« - sie tritt um das große Bett herum -, »sodass Myr Loomis uns zuschauen kann. Übrigens kann dieses Spiel auch anders herum gespielt werden, es funktioniert wunderbar.«

Während sie noch spricht, ist sie schon auf die Daunendecke gestiegen und kniet nun neben Boleys hingestrecktem Körper.

Sie nimmt sich einen Moment Zeit, um seine wirklich schnittigen menschlichen Formen zu bewundern. Lange, perfekt geformte Glieder, mit einer kleinen Krause roten Haares in jeder Armbeuge, passend zu der drahtigen Kupfermatte in seinem Genitalbereich - die sich auf ihrer Klitoris sehr befriedigend anfühlen wird. Sein Oberkörper ist vielleicht ein wenig dünn geraten, dafür aber sehr muskulös, und sie kann jetzt spüren, wie seine mehr als menschliche Wärme zu ihr aufsteigt. Sie legt ihre Hände auf ihn - sein Fleisch ist tatsächlich heiß, aber nicht auf eine unangenehme Weise - und liebkost ihn in langen, sanften Strichen, wobei sie kurz gegen seine Brustwarzen schnippt, um seinen Bauch hüpfen zu sehen. »Still, Sie müssen ganz still liegen …«, murmelt sie, indem sie leicht seinen bereits halb-erigierten Penis streift. »Lieg still, entspann dich … schlaf …«

Als sie sich niederbeugt, um seine Haut zu beschnuppern und zu kosten, streift ihr langes,schwarzes Haar über seinen Körper und lässt sein Fleisch sichtbar erbeben. Sie hält inne, um es zurückzuwerfen, und bemerkt, dass Loomis aufmerksam zuschaut. Mit leiser Stimme sagt sie zu ihm: »Er wird für mich viel zu früh den Höhepunkt erreichen oder ›kommen‹, wie wir das nennen. Dafür sorgt die Jugend seines Körpers. Wenn das unsere einzige Chance wäre, könnte ich als Entdeckerin mich jetzt selbst stimulieren.« Sie setzt sich auf ihre gespreizten Knie auf und befingert ihre geschwollene Klitoris, um es ihm vorzuführen. Auch Boley lugt durch seine geschlossenen Lider, wie sie bemerkt. »Aber eure Körper werden zweimal oder öfters kommen, daher werde ich warten.«

Sie sinkt wieder nieder und liebkost ihn nochmals mit langen Strichen, dann legt sie ihre Handflächen zusammen und drückt ihre Hände zwischen seine Schenkel. Er keucht, schnappt nach Luft. »Lieg still … schlaf …«, flüstert sie wieder. Sie spürt jetzt, wie ihr eigener Saft ihre Schamlippen befeuchtet; gut, genau zur rechten Zeit. Sie umfasst mit beiden Händen seine Hoden und krault sie etwas, wobei sie über den steif aufgerichteten Penis lächeln muss, der steil aus seinen Locken hervorsteht. Ein milchiger Tropfen erscheint auf der Spitze seiner Eichel. Es ist soweit.

Sie stellt sich auf ein Knie und schiebt das andere Bein über seinen Leib, sodass sie rittlings auf seinen Hüften zu sitzen kommt. Die Hitze seines Körpers ist angenehm auf der Weichheit zwischen ihren Beinen; dieser Penis wird wirklich heiß sein! Mit einer Hand ihre Schamlippen aufspreizend, senkt sie sich halb hinab auf seine Erektion - oh, es ist eine Wonne! - und hebt sich dann fast wieder hinweg, um sich schließlich voll auf ihn hinuntersinken zu lassen.

Als ihre Klitoris sich auf seine drahtigen Locken presst, hält er es nicht mehr aus. Ein unartikulierter Schrei entfährt ihm, und er lässt seine Arme wie Peitschen hinabsausen und rammt ihre Hüften an seinen Bauch. Sie lässt ihren Körper auf ihm zusammenfallen, während er sich krümmt und aufbäumt in seinem ersten Orgasmus als Mensch.

Das Gewackel gegen sein heißes Geschlecht erregt sie noch mehr, aber sie hält sich zurück, um nicht dem Kommen zu nahe zu kommen und es damit zu verderben. Als sie Loomis’ Gesicht dicht vor dem ihren entdeckt, sagt sie: »Boley ist dabei zu ejakulieren. Das ist es, was wir Kommen oder zum Höhepunkt gelangen nennen.« Loomis nickt, seine Augen leuchten.

»War’s das?«, lässt sich Bolingbroke mit belegter Stimme vermelden. »Ich hatte das Gefühl, eine Rakete zu sein.«

»Und du?«, fragt Loomis sie.

»Noch nicht. Junge Männer sind sehr schnell.«

»Dann möchte ich es versuchen. Aber anders herum. Du wirst der Schläfer sein. Ich glaube, ich will deinen Körper examinieren.«

Der Klang seiner sonoren Stimme ruft ihr plötzlich ins Gedächtnis, dass Boley Loomis seinen Vorgesetzten genannt hat. Ja, er hat tatsächlich eine höhere Autorität, obwohl sie offensichtlich enge Freunde sind.

Als Boleys Griff sich lockert, hebt sich Sheila von seinem Penis weg, der sich schon wieder zu regen beginnt - welche Jugend! -, und bemerkt, dass sie vergessen hat, ein Handtuch griffbereit zu halten. Loomis hat bereits erkannt, was sie sucht, und wirft ihr eines zu.

»Oh, danke. Ich habe meine Lehrerinnenpflichten vernachlässigt.« Sie lacht, während sie Samen und Säfte aufwischt. »Manche Männer haben jetzt gerne eine Dusche und einen Imbiss.«

»Imbiss ja, Dusche nein«, erwidert Boley mit einem Grinsen. »Ich stelle fest, dass ich die Nachwirkungen mag, es - es erinnert mich an Zuhause.« Er und Loomis wechseln einen überraschend warmen Blick, und sie fragt sich unwillkürlich, wieviel sie von diesen Tumnorianern weiß.

Während Boley sich seinem Snack widmet, schiebt Sheila ihre Mantilla zur Seite und streckt sich auf dem Bett aus, in Rückenlage, die Arme hinter dem Kopf überkreuzt. Loomis nimmt seinen Platz ein, indem er sich neben sie kniet.

Zuerst macht er nach, was er bei ihr gesehen hat, indem er sie eingehend betrachtet, und sich dann niederbeugt, um an ihr zu schnüffeln und mit seiner Zunge ihre Haut zu inspizieren.

»Ich finde deinen Körper wirklich sehr anziehend, wenn auch seltsam. Es ist, als würde mein Menschenkörper alles wissen, während mein Tumnorgeist ihn erst noch entdecken muss«, sagt er sanft. Sie lächelt und schließt die Augen, und dann spürt sie, wie sie vor Lust zu beben beginnt, während seine heißen Hände sie untersuchen, sorgfältig, zärtlich, gründlich. Er examiniert sie von Kopf bis Fuß, ihr Gesicht und ihre Ohren, ihre Armbeugen, und als er zu ihren Brüsten kommt, sagt er: »Sind sie es, wie ihr eure Jungen nährt?«

»Ja«, sagt sie schläfrig. »Möchtest du Säugling spielen?«

»Etwa so?« Er macht Anstalten, sich über sie zu beugen, aber seine Erektion ist ihm im Wege, bis er sich auf einem Knie abstützt. Sie erschauert, als seine glühend heißen Lippen sich um ihre Nippel schließen.

»J-ja«, kann sie nur hervorstoßen. »Gut …«

»Auch ich finde es angenehm. Ich werde mich daran erinnern.« Er lässt von ihren Brüsten ab, um seine Untersuchung fortzuführen. Zuerst streicht er an ihren Seiten hinab zu ihren Beinen und Füßen, verbringt etwas Zeit mit ihren Zehen, um dann sanft ihre Beine auseinander zu schieben und an den Innenseiten ihrer Schenkel hochzufahren. Sie beobachtet ihn verstohlen durch ihre halb geschlossenen Wimpern, und was sie sieht, ist das konzentrierte Gesicht eines Künstlers. Oder eines Chirurgen. Sie zittert stärker.

Als seine Finger den Pelz um ihre Scham erreichen, hält er inne, um sich zu ihrem Ohr hinabzubeugen. »Du bist dabei, erregt zu werden«, sagt er mit seiner tiefen Stimme. »Ich kann es sehen. Und ich bin auch dabei.«

»Und ich ebenso«, hört sie Bolingbrokes Stimme von irgendwo bei ihren Knien. »Ich weiß auch nicht warum.«

Loomis kichert. »Schschsch«, ermahnt er seinen Freund. »Das ist ein Zauber, brich ihn nicht.« Seine sanften Finger bewegen sich suchend über ihre Rückseite, finden ihren Anus. »Deine andere Öffnung«, flüstert er. Sie schafft es, zitternd zu nicken. Er drückt mit ausnehmender Behutsamkeit, fährt dann in die Öffnung ein. »So klein, so eng.« Sie nickt wieder, stößt die Worte hervor: »Es weitet sich aus. Aber nicht g-geschmiert.«

»Ah.« Sie hat den Eindruck, dass er sich kurz abgewandt hat, um mit Boley zu sprechen. Aber dann fährt seine Hand entschlossen in ihren dunklen Pelz, und mit langsamem Druck zwingt er ihre Beine weiter auseinander, um sehen zu können. Er scheint den exakten Rhythmus von Vorstoß und Rückzug, Druck und Entspannung instinktiv zu kennen; sie kann ein kleines Stöhnen nicht unterdrücken, als er ihre äußeren und inneren Schamlippen teilt und den Blick darauf geheftet hält.

»Dies …« Seine heißen Finger pressen den Schaft ihrer Klitoris, ihr Kopf rollt in den Armen und sie stöhnt wieder, als seine Berührung ihren empfindlichsten Punkt erreicht. »So geschwollen«, murmelt er. »Ah, jetzt sehe ich’s, ich seh’s. Dieser Teil hier entspricht der Spitze von meinem.« Er streichelt langsam darüber. »Nicht wahr, kleiner Mensch? Nicht wahr?«

»J-ja … oh, oh -« Sein Finger verlässt den Feuerpunkt und setzt wieder darunter an. »Und dies ist zum Urinieren, nicht?«

Sie nickt heftig. Ein Schauer durchfährt sie, als seine fieberhafte Berührung zu ihrer Vagina kommt. Sorgfältig zieht er die Lippen auseinander, und sie kann seine Augen auf ihrem Fleisch spüren wie einen physischen Druck; er beobachtet, wie sich die Öffnung zusammenzieht, öffnet, und wieder zusammenzieht. Sie fühlt etwas Feuchtes herausspritzen und bemerkt seine Verwirrung.

»Ejakulierst du?«, flüstert er, nah bei ihrem Ohr.

Sie schnappt nach Luft, und flüstert endlich: »N-nein … das ist Gleit-flüssig-keit.« Im nächsten Moment dringen die brennenden Finger in sie ein, ziehen sich zurück, gleiten wieder hinein, tiefer, und ihre Muskeln ziehen sich um ihn herum zusammen. Offensichtlich ist das zu viel für seine selbst auferlegte Ruhe. Sein Griff wird fest. »Jetzt muss ich hinein - ich - ich muss - wie?«

»Du - zwischen meine Beine -« Sie zieht ihre gespreizten Knie hoch, um ihn einzuladen, und bringt eine Hand hinunter, um ihn zu führen. Aber er hat schon verstanden; sie spürt, wie der heiße, stumpfe Kopf seines großen Glieds genau richtig presst. Ihre Finger bewegen sich zu ihrer Klitoris, als er sich etwas herauszieht, um dann ganz in sie hineinzustoßen - und sie beide gemeinsam zum Orgasmus gelangen.

In der Ferne hört sie Boley eine Art gequältes Heulen ausstoßen.

Was eigentlich das letzte Beben sein sollte, lässt nach, aber es ist nicht das letzte. Sie merkt, dass ihr lange abstinenter Körper in einen multiorgasmischen Zustand übergegangen ist. Auch Loomis ist schon dabei, in ihr wieder steif zu werden. Er zieht sich etwas zurück, stößt dann versuchshalber wieder hinein, und sein dickes Schamhaar reibt sich an ihrer pulsierenden Klitoris und schickt sie wieder los. Sie umklammert ihn mit den Armen und seiner Kehle entfährt ein tiefer Laut, als er sich nun härter in sie hineinbohrt, offensichtlich angeturnt von ihrem hypererregten Zustand. Einen Augenblick später aber wird er unsicher.

»Tue ich dir weh? Musst du aufhören?«

»Nein - nein. Ich kann noch weitermachen … du hast mich so erregt … dass ich mehrere Male kommen kann -«

»Gut«, sagt er, und in seiner Stimme scheint wirkliche Zärtlichkeit zu liegen. »Aber jetzt möchte ich, dass du oben bist. Kannst du?«

»Ja«, antwortet Sheila. »Roll dich herum.« Sie klemmt ihn zwischen ihren Knien fest und rollt sich zur Seite, und er zieht sie beide mit überraschender Kraft herum. Sie kommt mit hochgestrecktem Hintern auf ihm zu sitzen, mit dem genüsslichen Gefühl, aufgespießt zu sein, dem Höhepunkt nah.

Eine plötzliche Berührung macht ihr klar, dass Boley hinter ihr ins Bett gestiegen ist und vorsichtig zwischen ihren Hinterbacken herumtastet. Die langen, heißen Finger finden ihren Anus, und Boleys Kopf taucht von oben neben dem ihren auf.

»Ist das deine zweite Öffnung? Der Verwandlungscoach sagte -«

Sie reißt sich gerade genug zusammen, um warnend hervorzustoßen: »Ja, aber da ist keine natürliche Feuchtigkeit! Hör auf, oder du tust mir weh! Wir brauchen Creme oder Öl -«

»Stop!«, sagt Loomis im Befehlston. »Geh ins Badezimmer, du findest alles Nötige neben dem rosa Spiegel. Ich hab dich gewarnt. Geh.«

»Ja.« Sie stößt ein leicht albernes Kichern aus, meint ein unausgesprochenes »Sir« zu hören.

Einen Moment später ist er schon zurück, und sie spürt die kühle Creme, die sorgsam tief in ihrer analen Öffnung angebracht wird. »Auch bei dir«, versucht sie zu sagen, aber er ist ihr schon zuvorgekommen, und seine jetzt zitternde Erektion drückt sich langsam durch ihren Schließmuskel, der durch die Präsenz von Loomis schon verengt ist. Es ist einige Zeit her, dass sie zwei Männer gleichzeitig genossen hat, und sie hat fast vergessen, welche unbeschreiblichen viszeralen Gefühle dadurch ausgelöst werden. Entspannen. Immer noch halb kommend, versucht sie ihren Körper zu entspannen, während die fast schmerzhaft genussvolle Wollust sich immer mehr aufbaut.

»Es ist so eng«, lamentiert Boley. Und dann: »Oh! Phantastisch! Ahhh-hh.«

»Geht es dir gut?«, flüstert Loomis besorgt in ihr Ohr. »Ist es recht so?«

»Ja … ja … recht so, aber … seltsam.« Ihre glasigen Augen finden sein Gesicht, sie lächelt. »Hört auf, wenn ich schreie.«

»Das werden wir«, versichert er ihr. »Boley, sei vorsichtig. Ich spüre, dass sie sehr verwundbar ist.«

»Okay«, sagt Boley heiser, um gleich wieder einzutauchen in sein Zuhause.

Es folgt eine Zeitstrecke, von der sie später keine zusammenhängende Erinnerung mehr hat, sondern die sie nur als schwelende Montage wahrnimmt, punktuiert von den Blitzentladungen des Orgasmus. Stöße, die köstlicher Schmerz sind, langgezogene Spannungsbögen reinster Wonne, fieberheiße Entdeckungsreisen der Ekstase, glühende Glieder, Münder, Finger, Haare, überall um ihren Körper, Gewichte, die sie abwechselnd festnageln und wieder freilassen, synchrones, zärtliches Gehämmer, das zum kontrapunktischen, wohlig-trägen Gerangel wird zu reinster Dringlichkeit dreifach erfüllt …

Niemals hat sie ihren Körper als so völlig sexualisiert empfunden. Alle ihre Körper …

Da müssen natürlich auch Pausen gewesen sein - aber sie kann sich nur an eine einzige erinnern, wegen dem, was darin gesprochen wurde. Die Luft ist durchdrungen von einer Wärme und Zärtlichkeit, die weit mehr zu bedeuten scheint als nur die außergewöhnliche körperliche Glut. Ein intuitives Wissen ist plötzlich in ihr, so stark, dass sie es in Worte fasst, träumerisch.

»Ihr liebt einander.«

Boley hebt den Kopf; seine Zunge hat sich durch ihre Finger hindurch mit der von Loomis vereinigt. »Oh, ja. Wir sind sogar verheiratet. Aber das sollen wir auf Terra nicht sagen.«

»Nun, ich hege keinen Zweifel, dass Männer guten Sex miteinander haben können.«

»Das haben wir versucht, der Verwandlungscoach hat es uns gesagt.«

»Es hat keinen Zweck«, pflichtet Loomis bei. »Wir vermissen unser Drittes zu sehr.«

»Drittes?« Verwirrt schreckt sie aus ihrer Verträumtheit auf.

»Ja, auf Tumnor sind drei nötig.«

»Er meint, dass wir drei Geschlechter haben«, erklärt Loomis. »Wir sind nicht wirklich vom selben Geschlecht, verstehst du. Aber es gibt keine Namen für sie.«

»Ohhh … dann bin ich wie euer Drittes?«

»Fast«, wird sie von Loomis bestätigt. »Ja wirklich, fast, oder jedenfalls momentweise. Aber diese Körper …«

»Oh, es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.«

»Das ist nicht nötig, meine Liebe. Wir wussten, was wir zu erwarten hatten. Es war wundervoll.«

»Ja, das ist es immer noch«, sagt Boley. »Der Verwandlungscoach hat uns gesagt, dass es körperlich möglich ist, aber dass Frauen wie du selten sind. Wir haben wirklich unverschämtes Glück gehabt.« Er umarmt sie.

»Das habe ich auch«, erwidert sie, indem sie beide liebkost. »Und ich weiß, dass ihr noch andere finden werdet, wenn euch das weiterhilft.«

»Oh, das tut es. Und jetzt haben wir ja erstmal dich, unsere Allererste, unseren lieben kleinen Alien!«

Und damit beginnt alles wieder von vorn.

Irgendwann werden sie dann endlich vom tiefen Schlaf segensreicher Sättigung eingehüllt. Aber Sheila wacht früh auf und hat ein weiteres Erlebnis, das heute noch in ihrem Gedächtnis weiterlebt.

Die anderen beiden sind tief versunken in den unerschütterlichen Schlummer ihrer Jungmännerkörper. Ihr kommt der Gedanke, dass es nett wäre, ihnen etwas Zeit allein zusammen zu lassen, und so schlüpft sie zwischen ihren ineinander verschlungenen Gliedern heraus zum Fußende des Bettes und steht auf. In dieser Luxuskajüte findet sich alles, was sie benötigt, um sich frisch zu machen, und sie braucht nur ihre Handtasche zu öffnen und einen frischen Wegwerfbody herausziehen - und ihr Notizbuch.

Wenig später steht sie fertig angezogen an einem kleinen Dekotisch, um eine zärtliche Abschiedsnotiz zu schreiben, als ihr Blick auf eine ungerahmte Holographie fällt - die offensichtlich dort aufgestellt wurde, um die beiden an ihre Heimat zu erinnern. Neugierig, die wirkliche Gestalt ihrer außerirdischen Liebhaber zu entdecken, nimmt sie sie hoch.

Sie ist wirklich überrascht. Die meisten Aliens sind relativ normal anzuschauen, könnte man sagen. Aber die Gestalten, die aus einer vulkanischen Landschaft, die wohl Tumnor darstellen muss, zu ihr herausschauen, sind wirklich von ganz anderer Art. Goldene Hörner, metallische blau-grüne Schuppen, große, membranartige Flügel, leuchtende Kämme, überdimensionale Augen und Nasenlöcher, von denen offenbar kleine Rauch- oder Dampfwolken aufsteigen, fiese Fangkiefer, Krallen, monströse, glitzernde, gepanzerte Körper mit schweren Schwänzen - nun, sie ist wohl soeben in körperlicher Vereinigung mit zwei Drachen gewesen! Kein Wunder, dass ihr diplomatischer Dienst andere Körper mietet.

Die Kreaturen sind so phantastisch, dass sie sich für einen Moment fragt, ob es sich nicht eher um ein Holo von ihren Lieblingshaustieren handeln könnte? Aber nein, bei näherem Hinsehen kann sie Boleys strahlend grüne Augen erkennen, nur dass sie noch größer sind, und Loomis’ dunklen Blick. Das Dritte hat Augen in reinstem Himmelblau; das muss ihr fehlender Partner sein. Für ihre Menschenaugen ist keine Geschlechtszugehörigkeit zu erkennen, außer einer leicht abgesetzten scharlachroten Fältelung in der schuppigen Haut. Aber sie weiß, dass Aliens Schwierigkeiten haben, Männer und Frauen zu unterscheiden. Und im Vordergrund, offenkundig in Bewegung aufgenommen, sind zwei viel kleinere Drachen zu sehen - ihre Kinder. Was sie hier vor sich hat, ist eine glückliche Familienszenerie, vielleicht ein Picknick im Garten, auch wenn dieser für sie wie eine aschfahl verdorrte Wildnis aussieht.

In einer plötzlichen Anwandlung haucht sie einen Kuss auf das Bild, bevor sie es zurückstellt. Sie sollte schleunigst ihre Nachricht beenden und verschwinden, allerdings nicht ohne vorher noch einen Weckanruf für die beiden zu bestellen, damit sie ihr Shuttle nicht verpassen.

Nachdem sie das erledigt hat, bucht sie ein einfaches Hotelzimmer für sich, in dem sie warten und eine Mahlzeit im Bett einnehmen kann, bevor sie selbst wieder einschläft. Erst als sie endgültig erwacht und sich bewusst wird, dass Boley und Loomis schon lange über alle Berge sind, überkommt sie eine gewisse Nachdenklichkeit.

Was sie da gerade erlebt hat, könnte sehr gut die herausragendste erotische Erfahrung ihres jungen Lebens bleiben. Würde Sex von nun an ein wenig … antiklimaktisch sein? Es gab keine Hoffnung, es zu wiederholen; Begegnungen und Abschiede auf den Sternenwegen, über so enorme Zeitunterschiede hinweg, gibt es wahrscheinlich nur einmal im Leben. Tatsächlich würde sie nicht mal ihre vollen Namen erfahren, und sie nicht den ihren. Selbst wenn sie nach ihrer Rückkehr bei ihrer Botschaft anriefe, würde es schon viel zu spät sein.

Sie seufzt, lächelt verhalten, um ihre Stimmung zu heben. Vielleicht würden sie auf Terra ihre Spuren hinterlassen, oder vielleicht könnte sie einen Club gründen. Die Anonymen Drachen-Liebhaber.

Nun, sie war glücklich abgereist und wiedergekehrt, und all diese Dinge waren Realität geworden - außer natürlich das mit dem Spaßclub. Und jetzt, so viele Jahre später, ist sie zufällig auf eine Adresse von ihnen in den Hyaden gestoßen, und schreibt ihnen eine kleine Nachricht. Ist das nicht verrückt?

Man kann nie zweimal in denselben Fluss steigen.

Das weiß sie. Aber würde es schaden zu winken?

»Lieber Bolingbroke, lieber Loomis«, sagt sie zu dem Brief-Recorder, und bemerkt aus dem Augenwinkel die Farben der aufsteigenden Erde in Lunas dunklem Himmel. »Vielleicht erinnert ihr euch an den weiblichen Menschen, den ihr vor so langer Zeit auf Centaurus getroffen habt. Ich wollte euch nur wissen lassen, dass sie an euch denkt, und euch von Herzen alles Gute wünscht.

In Liebe,

Sheila.«

Und dann fügt sie hinzu, wie ein verirrter Seefahrer, der eine Flaschenpost versendet:

»Absender: 209 Silver Terrace, Luna City, Sol.«

Unser Dämon vor Ort

Als Gott starb, überlebte ihn der Teufel noch eine Weile.

Die Trauerfeierlichkeiten waren eindrucksvoll und nicht ungebührlich lang. Aus Respekt vor seinem alten Widersacher ordnete Satan an, die grellsten Höllenfeuer herunterzufahren und die lautesten Sünder abzudämpfen; auch gewährte er altgedienten Mitarbeitern einen halben Urlaubstag - ein ganz willkürlicher Rückgriff auf alte Zeiten, denn die Hölle hat weder Nacht noch Tag.

Als im Empyrion die letzten Trauerchöre der Cherubim verklangen, so rein, dass es sogar in der Hölle vernommen ward, verspürte Luzifer eine seltsame Unruhe in seinem ruchlosen Herzen. Es war ihm fast, als sei ihm eine unerklärliche neue Verantwortung zugefallen. Offensichtlich war eine merkwürdige neue Epoche im Anzug.

Gebührte es sich da nicht - jetzt, da dies mutmaßlich machbar war -, dass er seine letzte Ehrerbietung persönlich erwies?

Der Flug nach oben würde jedoch lange dauern. Heruntergekommen war er im Eilverfahren, und trotzdem war unterwegs der Morgen zum Mittag geworden, und der Mittag zum betauten Abend. Er schauderte - was einen kleinen Donnerschlag zur Folge hatte - bei der Erinnerung, wie sich im Fall seine einst schneeweißen Fittiche in rabenschwarze Fledermausflügel verwandelt hatten, seine Füße in mit Klauen bestandene Hufe und seine heiteren Engelszüge in das grimmige (aber, davon war er auch jetzt noch überzeugt, distinguierte) Gesicht, das er jetzt zur Schau trug. Ein langer Weg … und er war älter geworden.

Da war es doch sicher nur vernünftig, sich erst einem ärztlichen Check zu unterziehen?

Er pfiff eine Schar von Arbeitskobolden herbei, befahl ihnen, die Höllengründe nach brauchbaren Ärzten zu durchsuchen, und lehnte sich dann an eine Zinne seiner Schreckensburg, um zu warten.

Die Aussicht von hier oben über die Ebene der Fegefeuer hatte immer eine beruhigende Wirkung auf ihn. Hier und da war in einiger Entfernung das Glitzern der lodernden Vulkanschlöte zu erkennen, aus denen reißende Flüsse aus Blut und geschmolzenem Metall strömten und sich zischend in das Meer der Qualen ergossen. Verkohlte Hütten und Zelte für die niederen Stände der Quälgeister standen auf der mit Asche bedeckten Niederung verstreut, während im Hintergrund die schwarze Mauer der Höllenberge aufragte, von denen jeder ein spezielles Schrecknis barg. Als besonders raffinierten Blickfang hatte er in der Mitte der Gebirgskette einen großen schneebedeckten Gipfel installiert, auf dem er geeignete Strafen für jene ungewöhnlichen Sünder arrangieren konnte, denen Hitze nichts ausmachte. Seine höchsten Spitzen verloren sich in den tief hängenden Wolken, die unaufhörlich und wie zum Hohn über die verdorrte Ebene trieben.

Im Vordergrund dieser spektakulären Aussicht gähnte der Höllenschlund selbst, dessen sieben Kreise schon Dichter besungen hatten. Aus Sentimentalität hatte Satan in den vergangenen Jahrhunderten dort kaum etwas verändert. Unterhalb des siebten Kreises lag der grausige Golf des Schweigens. Nicht einmal Satan wusste, was in seinen Tiefen schlummerte. Von Zeit zu Zeit ließ er einen besonders stimmgewaltigen Bösewicht hinabschleudern, um dann gespannt auf sein langsam verstummendes Geheul zu lauschen. Jedoch kam keiner zurück, um zu erzählen, was dort vor sich ging, noch tauchte je etwas anderes aus den Tiefen auf.

Gelegentlich trug sich Luzifer mit der Idee, eine Körperkette zu erfinden, mit der er den Golf ausloten konnte; aber für gewöhnlich war er zu beschäftigt mit den nie enden wollenden Urteilsfindungen und Zänkereien in der Hierarchie der Hölle.

Einmal hatte ein wegen exzessiver Medienpräsenz zu einem Kurzaufenthalt in der Hölle verdammter Angehöriger der modernen Wissenschaftlerzunft die Meinung geäußert, es könne sich um ein Schwarzes Loch im Entstehen handeln, da Energie und Materie hier anderen Gesetzen gehorchten. Aber er überschätzte die Satanische Aufmerksamkeitsspanne und wurde selbst hineingeworfen, noch bevor er seine Theorie auch nur halb ausgearbeitet hatte. Bei der Erinnerung daran lehnte Luzifer sich weit hinaus, um seinen dunklen Blick in die noch dunkleren Tiefen zu senken. Könnte es sich vielleicht um ein Tor handeln, durch das neue Erscheinungen diesem neuen Zeitalter angemessen hervortreten würden? Doch Dunkel traf nur auf Dunkel, ohne dass er irgendeine Veränderung ausmachen konnte … Oder war da nicht doch ein ganz schwaches phosphoreszierendes Funkeln, als ob sich etwas leise regen würde, tief dort unten? Er hielt seinen Blick hinabgerichtet, so fest er nur konnte, kam jedoch zu keinem Schluss.

Und jetzt kamen die Ärzte, ein zerlumpter Haufen von Metzgern, die sich Chirurgen schimpften, von zerstochenen Prahlhänsen und versengten Wohltätern, die unter fortwährendem Gekeife von den jüngeren Trollen weitergeschubst wurden. Luzifer wandte sich um und durchharkte sie mit seinen schrecklichen Augäpfeln, wobei er eigens für die Gelegenheit seinen dritten öffnete, der nur die Fakten sah. So entdeckte er einen Arzt, dessen Qualifikation echt war - ein jämmerlicher Wicht, der wegen irgendeines vergessenen Verbrechens bei der Kirche in Ungnade gefallen war, etwas mit Schmerzmitteln, die er Frauen beim Gebären verabreicht hatte. Als Satan ihm seine Wünsche erklärte, ließ der Mann von seinem Geseufze ab und stimmte zu, dass ein Checkup eine sehr vernünftige Idee sei. Dabei hielt er jedoch die Stumpen hoch, die alles waren, was die Inquisition von seinen auf Abwege geratenen Händen übriggelassen hatte.

»Du wirst sie zurückhaben - wenn ich gesund wiederkehre«, versicherte ihm Satan; das Glitzern verzweifelter Hoffnung in den Augen des Mannes rief bei den Trollen hämisches Gekicher hervor.

»Ihr Problem wäre das Herz«, sagte der Doktor. »Aber, ähm, Eure Majestät - habt Ihr überhaupt eins?«

»Na klar«, schnauzte Satan. »Untersuche es auf der Stelle!«

Also wurden Instrumente beschrieben und von den Schmieden und Handwerkern der Hölle hergestellt, sodass der Doktor an die Arbeit gehen konnte. Es war nicht leicht, den Höllenfürsten zu einem Stresstest zu überreden - bei dem einige danebenstehende Dämonen versehentlich eingeäschert wurden. Doch schließlich verlief alles zur allgemeinen Zufriedenheit und der mächtige Patient wurde für fit genug befunden, einen ausgedehnten Flug nach oben zu unternehmen.

»Eure Atemwege und Euer Gefäßsystem sind so gesund wie die eines jungen Tigers«, wusste der Doktor Satan zu beruhigen. »Aber trotzdem kann ich nicht gegen die Auswirkungen eines, ähm, psychischen Traumas garantieren. Stress von, na ja, übernatürlicher Herkunft, wie etwa -«

»Kümmere du dich um die Flügel, fliegen kann ich selber«, erwiderte Satan, indem er alle zu ihren jeweiligen Folterqualen zurückwedelte. Als er jedoch bemerkte, dass einige seiner höherrangigen Untergebenen ein ungebührliches Gejubel zu bekunden wagten, erteilte er ihnen eine kurze, aber scharfe Lektion über den Wahnwitz von Ehrgeiz in der Hölle. Dann schritt er entschlossen zu seinem Turm, um sich an den Start zu begeben, gefolgt von hinter ihm dreinflitzenden Kobolden, die er mit der Zubereitung eines Lunchpakets beauftragt hatte.

So komfortabel abgesichert und mit Proviant versorgt, erhob sich Luzifer mit seinen großen schwarzen Schwingen in die Lüfte, und schon bald ritt er auf der massiven Warmluftströmung der Hölle dahin, um dann immer höher über seinem Herrschaftsgebiet aufzusteigen. Er allein wusste, welche der kleinen Flecken von geringerer Dunkelheit ein Versprechen wahren Lichts darüber in sich trugen.

Als der Smog unter ihm sich verdichtete und das schwache Leuchten des Himmels um ihn herum langsam zunahm, fand er sich in einer Sphäre wieder, wo es kein Oben und Unten mehr zu geben schien, noch irgend etwas, das ihm den Weg gewiesen hätte. Die Warmluft hatte nachgelassen. Das ließ ihn zwar die Orientierung verlieren, aber sein Instinkt führte ihn getreulich und er wusste, dass er bald da war.

Aber während ihn seine mächtigen Flügel höher trugen, konnte er nicht umhin, sich die unangenehme Frage zu stellen, wie man ihn wohl empfangen würde, und ob alles so war, wie er annahm. Dass Gott tot war, oder wenigstens ernsthaft versehrt, wusste er; wenn auch nur, weil es ihm gelungen war, den verzweifelten Boten in die Hände, respektive Klauen zu bekommen. Das arme Himmelswesen war so verdattert, als man es fing, dass es nur hilflos quieken konnte. Und auch der Teufel war so überrascht, dass er - statt den Boten Qualen zu unterwerfen, die die Wahrheit aus ihm herausgepresst hätten - sich damit begnügte, ihm eine Faust voll Federn auszureißen, bevor er ihn laufen ließ, immer noch vergeblich nach Göttlicher Hilfe kreischend. So konnte Satan einigermaßen sicher sein, dass der Bote die Wahrheit sprach - denn wenn sein Gegenspieler noch gelebt hätte, hätte selbst ein gescheiterter Anschlag auf Seinen Knecht eine Unmutsbekundung anhand von ein paar pyrotechnischen Zaubertricks zur Folge gehabt.

Aber was ging dort oben sonst noch vor sich?

Schon früher waren seltsame Dinge geschehen. Allein diese Sache mit dem Sohn und seinem Schicksal. Stetig flatternd, schüttelte Satan den Kopf; die Metaphysik bei alledem war zu viel gewesen für sein pragmatisches Gemüt. Der Vater vom Sohn einer Jungfrau? Die Kreuzigung als Triumph? Und das ganze Gedöns mit der Auferstehung - Noli me tangere, Du-siehst-mich-Du-siehst-mich-nicht … Entweder man stand auf von den Toten, oder eben nicht, war Satans Meinung.

Er schätzte den Mann Jesus als ehrlichen Fanatiker - er selbst hatte sich ja bei der Versuchung redlich angestrengt; aber der Rest war einfach zu viel. Für Satan roch das ganz nach den Kunstgriffen, die Graubärte benutzten, um ihre Impotenz zu kaschieren. War da vielleicht etwas in der Art im Gange da oben? Würde er es bei seiner Ankunft mit so einer närrischen Wiederauferstehung zu tun bekommen, vielleicht gar mit Rückgriff auf eine anderswo geborgte Gottheit? Dieser Vishnu-Typ zum Beispiel war noch recht lebendig. Allwissenheit konnte sich auch in Einfalt verkehren, oder auch in galoppierende Demenz; er hoffte nur, dass er nicht all die Mühen auf sich genommen hatte, um sich dort mit irgendeinem metaphysischen Mummenschanz herumplagen zu müssen … Fast schon wäre er umgekehrt.

Aber dann klärte sich plötzlich der Himmel, und seine Bedenken verschwanden, als er ein vertrautes Schild entdeckte. Diesmal passierte er es von unten kommend, aber er wusste, was darauf geschrieben stand: Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren. Wahrscheinlich war damals, genau als er an diesem Spruch vorbeifiel, der letzte Rest seines Heiligenscheins lichtlos davongeflogen, weggefegt von einem sengend heißen Windstoß aus der Hölle. Tod und Teufel, was war das für ein Tag gewesen!

Geschwind blickte er sich um, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Nicht dass sich ihm etwa ein Wächter, der das Wort von Seinem Ableben noch nicht vernommen hatte, in den Weg stellte, um ihn aufzuhalten. Die Luft war rein.

Unter der kühlen Sonne des Himmelreichs setzte er seinen Weg nach oben fort. Sie strahlte am Firmament, das vom blauesten Blau war, besetzt mit kleinen Wolkenperlen. Weit unten verbarg ein matter Schmutzfleck sein eigenes riesiges Territorium; aber kein Schwefelduft gelangte von dort herauf, um seiner Nase Trost zu spenden. Wie schnell er es bis hierher geschafft hatte! War er etwa stärker als gedacht, oder war gar das Weltall geschrumpft? Wer konnte das sagen?

Und, ja, hoch oben unter dem Himmelsgewölbe konnte er jetzt eine leuchtende, sich verdichtende Insel ausmachen, aus mehr als Wolken gemacht. Oh, das Reich Gottes war in Sicht - er hatte schon die Hälfte des Weges zurückgelegt! Es war definitiv Zeit für einen Imbiss.

In diesem Moment schwebte ein kleines Wölkchen an ihm vorbei. »Gleich zu gleich hier im Himmelspfuhl«, rief er ihm zu, »der Herr der Materie wünscht einen Stuhl«. Ein Handstreich, und erfreulicherweise kondensierte das Ding zu einer großzügigen Couch, die nun einladend in der Luft schwebte. Es war also tatsächlich alles anders geworden, sagte er sich. Wäre sein Feind noch am Leben, hätte so ein schlichter schwarzer Zauber hier keinesfalls funktioniert.

Da hatten die Kobolde zur Abwechslung mal ein richtiges Mittagessen eingepackt, stellte er sogleich befriedigt fest. Ein herzhaftes Sandwich mit gegrillten Lügnerzungen (in dem sich offensichtlich einer der kleinsten Kobolde verfangen hatte, sodass er den kreischenden Kerl herauspflücken und davonschleudern musste. Diese kleinen Kannibalen!). Eine Flasche mit Tränen von geschändeten Jungfrauen, lecker!, und auch noch ein paar eingelegte Teile von Motorradfahrern, was der Mahlzeit einen recht delikaten zeitgenössischen Beigeschmack verlieh. Er durfte nicht vergessen, die Kobolde bei seiner Rückkehr zu loben, dachte er, während er genüsslich kaute. Vielleicht würden sie sich freuen, wenn sie einen feisten Politiker ganz für sich allein zum Foltern bekämen? Dankbarkeit war in der Hölle natürlich ein Fremdwort; aber ein guter Verwalter wusste, wie er seine Hilfskräfte bei Laune hielt.

Als er seine Tränenflasche hob, wurde ihm klar, dass er tatsächlich seinen Punkt ohne Wiederkehr überschritten hatte: Der Ausblick auf die Himmlische Stadt zeigte ihm die Grenzen seiner Verbannung. Nun, er würde ihn gleich wiedersehen, den Ort, den er beinahe regiert und an dem zu dienen er sich geweigert hatte. Keinen Augenblick lang hatte er seine Entscheidung bereut; und doch stahl sich jetzt eine seltsame Melancholie, ja fast ein Gefühl der Wehmut in sein Herz.

Weg damit, er war wohl schon im Fieberwahn! Offensichtlich hatte er ganz vergessen, welch selige Kälte hier oben herrschte. »Feuer! Dein Fürst befiehlt dir, brenn! Meinen Ruheplatz erhitze. Komm, wärm mich für eine Stund’ oder so - aber nur so, dass ich nicht schwitze.« Und auf sein Geheimzeichen hin tanzte eine Flammenwand wie ein Elmfeuer um die Couch und ihn selbst herum, um ein gemütliches kleines Inferno zu inszenieren.

In merklich heiterer Stimmung beendete er sein Mahl und erhob sich, um seine glühende Gestalt großzügig durchzustrecken. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass er einen ziemlichen Verhau hinterlassen hatte; ein Wink mit der Hand und alles war verschwunden. Man musste sich ja nicht unbedingt wie ein Ork aufführen! Ein machtvoller Flügelschlag erhob ihn sodann in die Lüfte, und schon war er wieder auf dem Weg nach oben, die Augen fest auf die wachsende Herrlichkeit über sich gerichtet.

Nur ein kurzes Weilchen schien verstrichen, als der flammenumzüngelte Schatten seiner dunklen Schwingen auf die Zugbrücke fiel, die zu den Toren der Stadt führte. Die Brücke war heruntergelassen, die großen Tore halb offen. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.

Doch während er, zur Landung bereit, noch in der Luft schwebte, erhob sich eine Gestalt verschlafen aus der den Toren vorgelagerten Blumenwiese: Es war Petrus.

»Hinfort!«, rief dieser und rieb sich die Augen. »Verschwinde von hier, du schwarzer Abschaum! Was hast du hier zu suchen? - Oh, Verzeihung«, unterbrach er sich plötzlich. »Einen Moment lang hatte ich v-vergessen.« Und der arme Heilige schaute so gramerfüllt drein, dass Satan seine Retourkutsche zurückhielt.

»Nun, du bist also auch da - dann kannst du genauso gut hereinkommen.« Als Petrus sich anstellig machen wollte, die Tore weiter aufzudrücken, schien dies jedoch so über seine Kräfte zu gehen, dass Luzifer ihm beispringen musste. Er achtete dabei aber sehr darauf, die schöne Perlenverzierung nicht zu verschmoren.

»Hast du mein Kondolenzschreiben nicht erhalten?«, fragte er.

»Oh, ja, doch … Das wollte ich gerade sagen, wir sind dir sehr dankbar für deine Nachricht. Und die hübschen Schmiedeblumen. Natürlich war der Kranz schon ein wenig warm« - hier warf Petrus einen Blick auf ein Brandmal auf seiner Handfläche - »wir mussten ihn zuerst etwas abkühlen. Aber es ist schön zu wissen, dass man zusammenhält in Zeiten wie diesen.«

Der Teufel konnte ein Glucksen tief in der Kehle nicht unterdrücken. »Ich dachte einfach, ich schau mal vorbei und sehe, wie ihr zurechtkommt.« Doch dann, als sich ihm der volle Blick auf die Himmlische Stadt eröffnete, stockte er.

»Herr im Himmel! Das - das ist ja alles richtig gut in Schuss! Da habt ihr wirklich tolle Arbeit geleistet bei der Instandhaltung, das kann nicht leicht gewesen sein … Es ist ja alles so lange her, aber sehe ich da nicht ein paar neue Stücke? Habt ihr etwa erweitert und luxussaniert?«

»Oh, ja.« Petrus wurde jetzt doch recht munter. »Man muss mit den Jahrhunderten gehen, weißt du. Und wir bekommen hier oben so viele tolle Künstler rein. Obwohl, ich muss gestehen, einiges von dem Zeug, das man uns in letzter Zeit aufgedrängt hat - na ja, gut, ich bin kein Kunstkritiker.«

»Ich hatte mir schon gedacht, dass das ein Calder sein könnte.« Satan zeigte auf ein gewaltiges, leuchtend buntes Mobile. »Aber das da, offen gesagt …« Er wies auf einen gigantischen Kuhschädel vor blauem Himmel.

»Ein Original-O’Keeffe«, erwiderte Petrus mit leicht blasierter Miene. »Sie hat sich hier gleich an die Arbeit gemacht … Hast du - hast du Lust, dass ich dich ein wenig herumführe?«

»Na klar!«, gab Satan zurück. »Aber wo sind denn all deine Leute? Ich hätte gedacht, dass es hier inzwischen von Seligen nur so wimmelt.«

»Oh, sie machen alle zusammen einen Tagesausflug. Uriel - er ist ja so praktisch veranlagt - hat beschlossen, dass sie etwas unternehmen sollten, um die Stimmung zu heben. Also hat er zusammen mit Raffi und den anderen ein Picknick in den Elysischen Gefilden organisiert. Ein paar von den alten Schatten können immer noch ganz gut sprechen, weißt du. Es ist sehr interessant. Daher sind alle weg - das heißt jedenfalls die, die noch genug Individualität übrig haben.«

»Individualität? Wie meinst du das?«

»Ist dir das noch nicht untergekommen? Na ja, es ist so, dass viele von uns einfach in ein großes Abstraktum zu verschmelzen scheinen, nach einer gewissen Zeit. Ich habe den Verdacht, das hat mit der sauberen Luft zu tun oder so. Und sicher auch mit dem vielen Singen. Passiert das bei deinen Leuten nicht? Im, äh, umgekehrten Sinn, gewissermaßen?«

»Nein, ganz und gar nicht. Meine bleiben alle fast allzu leicht identifizierbar. Obwohl, jetzt da du es erwähnst: Tatsächlich kam es mir so vor, als hätte ich einen ziemlich formlosen Strudel entdeckt, der sich um den ein oder anderen von meinen Kerlen gebildet hat. Ein Typ namens Hinkel oder Hittel zum Beispiel. Oder war es Nickerson? Oder Failwell?«

Petrus nickte. »So fängt es an. Und dann wird mehr und mehr von ihnen aufgesogen, bis man eine Art Kritische Masse bekommt, und - hast du nicht gesehen! - ist nichts mehr übrig bis auf ein Leuchten.«