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Yasemins Kampf 2 Yasemin begibt sich voller Trauer in ein fremdes Land. Weder die Kultur noch die Sprache sind ihr vertraut. Auch auf dieser Reise bleibt der Schmerz nicht lange fern. Trotzdem ist sie fest davon überzeugt, nicht aufzugeben. Entschlossen und voller Mut begibt sie sich in ihren Kampf. Ein Kampf, der ihr alles abverlangen wird. Wird sie es schaffen, sich und ihre Geschwister zu schützen? Wird sie ihren Kampf gewinnen?
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Seitenzahl: 272
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für alle Buchliebhaber...
Nurgül Sönmez
21.08.1979
Deutschland
In den Jahren zwischen 1995-2020 wurde sie oft ausgezeichnet.
Bereits im Jahr 1995, begann sie zu schreiben und verfasste unzählige
Gedichte, Songtexte und Romane.
Geschrieben nach wahren Begebenheiten. Die Rechte an über 50
Romanen und über 2500 Songtexten wurden von verschiedenen
Verlagen und berühmten Komponisten übernommen.
Nun steht sie nicht mehr hinter den Kulissen,
sondern mit ihren Werken mitten auf dem Podest.
2014
erschien ihr erstes Buch Namens ANA (Poesi) (Türkisch)
2015
YASEMİN’İN SAVAŞI (Türkisch)
2017
YASEMİN’İN İNTİKAMI (Türkisch)
2021
Matilda (Türkisch, Deutsch)
1001 GECE YERİNE – BİN BİR GÜN (Türkisch)
STATT 1001 NACHT - TAUSENDUNDEIN TAG (Deutsch)
YASEMİN’İN ÇARESİZLİĞİ 1 (Türkisch)
YASEMİN’İN SAVAŞI 2 (Türkisch)
YASEMİN’İN İNTİKAMI 3 (Türkisch)
2022
Matilda (Englisch)
YASEMINS VERZWEIFLUNG 1 (Deutsch)
MAAROUF (Türkisch, Deutsch)
INSTEAD OF 1001 NIGHT - THOUSAND AND ONE DAY (Englisch)
YASEMINS KAMPF
2
(Deutsch)
2023
YASEMINS RACHE 3 (Deutsch)
2024
MAAROUF (Englisch)
YASEMIN'S DESPERATION 1 (Englisch)
YASEMIN'S STRUGGLE 2 (Englisch)
YASEMIN'S REVENGE 3 (Englisch)
Alle Bücher wurden ins Französische üibersetzt und sind für die kommenden Buchprojekte geplant. Danach folgen Übersetzungen ins Arabische und Spanisch. Bei Interesse und Nachfrage auch in weiteren Sprachen.
Ihre Werke © basieren auf wahren Begebenheiten und unterstützen weiterhin soziale Projekte mit dem Erlös der Bücher.
Sehr bald auch als Hörbücher erhältlich!
Tausende Stimmen können die Hoffnung
für Eine Stimme sein
Kampf!
Yasemin begibt sich voller Trauer in ein fremdes Land.
Weder die Kultur noch die Sprache sind ihr vertraut.
Auch auf dieser Reise bleibt der Schmerz nicht lange fern.
Trotzdem ist sie fest davon überzeugt, nicht aufzugeben.
Entschlossen und voller Mut begibt sie sich in ihren Kampf.
Ein Kampf, der ihr alles abverlangen wird. Wird sie es
schaffen, sich und ihre Geschwister zu schützen?
Wird sie ihren Kampf gewinnen?
“Geschrieben nach einer wahren Begebenheit”
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
Abschied
KAPITEL 13
Deutschland
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
KAPITEL 24
KAPITEL 25
KAPITEL 26
KAPITEL 27
KAPITEL 28
KAPITEL 29
Mein geliebtes zu Hause!
Automatisch öffnete sich ein Eisentor vor uns. Der Fahrer fuhr langsam hindurch. Suat schrie erstaunt, lächelnd und überrascht: »Oh, was für ein schöner Anblick! Was für ein wunderschöner Ort das ist.« Ja, das war es wirklich, es war ein wunderbarer Ort.
Als wir unser Gepäck mitnehmen wollten, sagte der Herr des Hauses: »Was macht ihr da? Lasst los! Euer Gepäck wird hineingebracht.« Dann lächelte er wieder, als er sich zu mir wandte und sagte: »Ich wäre glücklicher, wenn du nur Hikmet sagst, mein Kind.« Sie waren sehr warmherzig, es reichte mir aus, nur das zu hören. »Hat euch meine Frau Filiz unterwegs von unserem Tagesablauf erzählt?«, fragte er.
»Ja, hat sie. Du hast sehr genau nachgedacht. Es wird uns allen guttun, wenn die Familien-Freunde zu Besuch kommen.«
Ich war fest entschlossen, meine Erfahrung zu erzählen, aber es war auch wichtig, dass wir gegeneinander Vertrauen aufbauten und Sympathie zueinander empfanden. Tatsächlich war die Aufregung groß. Wenn ich keine Nähe zu der Familie finden konnte, würde ich schweigen und nicht sprechen können. Zu mir selbst sagte ich: »Ich hoffe, wir werden zusammenpassen.«
Anschließend zeigte uns Hikmet, der Herr des Hauses und seine geehrte Ehefrau Filiz, die Dame des Hauses, das ganze Haus und die Umgebung.
Seht mich nicht an, wenn ich es ein zu Hause nannte, dies war eine sehr, sehr luxuriöse Villa. Der Zugang war durch ein großes Eisentor möglich. Die Gesamtfläche betrug siebzehntausend, sogar noch mehr siebzehntausendfünfhundert Quadratmeter. Der Eingang wurde mit einer privaten Sicherheitskabine und Kamerasystemen ausgestattet, die den gesamten Bereich zeigten. Dazu waren schwarz gekleidete Sicherheitsleute tätig. Nachdem wir einen langen Weg durch das große und weite Grünland gegangen waren, erschien die Villa direkt vor uns in ihrer ganzen Pracht. Sie hatte eine faszinierende Schönheit mit ihren Sitzgelegenheiten, dem Paradiesgarten aus bunten Blumen und Pflanzen, der den Menschen schon beim Zuschauen Ruhe gab. Alleine die Terrasse lag in ihrer ganzen Schönheit vor unseren Füßen. Das Vorhandensein eines großen Swimmingpools war wie der Name des Spaßes, der die Sommermonate zu den kühlsten Tagen machte. Ein großes Stück Land war für drei schöne Pferde und Reitplätze reserviert. Ein Stück weiter gab es ein wunderschönes Nebengebäude, das sorgfältig für das Personal gebaut und bis ins kleinste Detail durchdacht wurde.
Die Villa selbst verfügte über acht Parkplätze, von denen vier offen und vier überdacht waren. Die Außenansicht der Villa war ebenso großartig wie der Gartenbereich. Es war makellos und teilweise mit weißen und cremefarben Mosaiksteinen verziert. Moderne Laternen sorgten für ausreichendes Licht. Im Innenbereich konnte ich meine Überraschung nicht verbergen, als ich auf ein großes Wohnzimmer, zwei Küchen, ein Badezimmer und eine Toilette, einen bodentiefen Innenpoolbereich und ein türkisches Bad stieß.
Sobald ich den ziemlich großen und prächtigen Esstisch sah, war das Erste, was mir in den Sinn kam, dass es der Bereich war, in dem überfüllte Meetings abgehalten und Massen an Gäste empfangen wurden. Eine der Küchen war wie bei einer Restaurantküche eingerichtete, wie man es kannte. Sie wurde bis ins Detail akribisch durchdacht. Alle Vorbereitungen für die besonderen Gäste wurden in dieser Küche sorgfältig getroffen. Die andere Küche war sehr stilvoll mit weißen Hochglanzmöbeln eingerichtet, in der die täglichen Mahlzeiten zubereitet wurden. Es gab eine separate Tür für das Personal, um die Küche zu betreten. Es gab auch einen speziellen Bereich, der nur für sie gebaut wurde. An fast jeder Wand des Objektes hingen Gemälde, die von Filiz sorgfältig angefertigt wurden. Als ich die Treppe hochging, sah ich bei jedem Schritt weitere Bilder von Filiz, die stilvoll die Wände schmückten. Oben befanden sich die Räume für meine Geschwister und mich. Mein Zimmer hatte ein eigenes Bad, während meine Geschwister separate Zimmer und einen Gemeinschaftsbadebereich besaßen. Die Räume des Paares Hikmet und Filiz befanden sich im Obergeschoss. Es gab auch ein großes Kino. Alles war sehr luxuriös.
Jedoch hatte ich weltliches Eigentum gesehen, sie aber nicht verehrt. Sowohl Reichtum als auch Armut hatte ich erlebt, aber Gott ist der Geber und der Nehmer.
Überall im Haus herrschte Frieden, Liebe und Zuneigung. All die Schönheiten streichelten meine Seele.
Das Personal brachte uns allen Limonade. Es war das erste Mal, dass ich wie ein Kind behandelt wurde. Ich kannte dieses Gefühl nie. Denn ich war immer mit älterem, reifem Verhalten konfrontiert gewesen. Alle hatten höhere Erwartungen, als mein Alter es entsprach, und zum ersten Mal war ich hier ein Kind. Das erste Mal! Es fühlte sich gut an, ich konnte es nicht beschreiben, wie gut.
Hikmet und seine Frau Filiz stellten uns das Personal des Hauses vor. Der Gärtner Osman war mit Tante Meral verheiratet. Das Ehepaar war für die Familie und das Personal verantwortlich. Der persönliche Fahrer der Familie hieß Ahmet. Bei überfüllten Partys und Dinners wurden extra spezielle Chauffeure geholt, um die Gäste zu transportieren. Hasan war der Chefkoch des Hauses und mit ihm waren noch zwei weitere Köche tätig. Dilek und Elif waren für die Hausarbeit verantwortlich. Onkel Osman und Tante Meral managten das ganze Personal und weitere Anliegen der Familien. Außerdem gab es noch drei weitere Haushaltshilfen Natalia, Filiz und Selda. An diesem Tag trafen wir zum ersten Mal Onkel Osman, Tante Meral, Dilek und Selda.
Hier war es wie im Paradies. Die friedliche Natur spiegelte sich in meinem Gesicht wider. Als Suat seinen Lehrer Nihat kommen sah, rief er: »Mein Lehrer kommt.« Glücklich stand er auf. Plötzlich nahm der Lehrer das Tablett vom Personal an und brachte es selbst zu uns. Was für eine Überraschung! »Die Getränke sind gekommen. Die Dienste sind von mir«, sagte er fröhlich und zauberte allen ein Lächeln ins Gesicht. Nachdem er die Getränke serviert hatte, begrüßte Suats Lehrer zuerst Hikmet: »Mein lieber Vater!« Als er seinen Sohn sah und dieser seine Hand küsste, leuchteten seine Augen. Er war sein ganzer Stolz. Dieses Gefühl ließ er in jeder Hinsicht spüren. Mit einer Hand streichelte er über seine Haare. »Willkommen, mein Sohn«, begrüßte er ihn liebevoll.
Anschließend war seine Mutter an der Reihe, die er auf elegantem Niveau die Hand küsste, dabei sagte er: »Meine Königin, liebe Mutter.« Aber er legte ihre Hand nicht auf seine Stirn, was ich das erste Mal sah, jemandem so die Hände zu küssen. Was für ein höflicher Umgang.
Auch seine Mutter war verzückt vom ihm. »Mein Sohn, mein Kind, mein einziger Sohn. Meine Augen waren schon auf die Suche nach dir. Willkommen zu Hause«, sagte sie mit einem warmen Lächeln. In diesem Moment sah ich auf Suats Gesicht, Traurigkeit, sein Kinn zitterte leicht und seine Augen waren voller Tränen. Sofort verstand ich den Zustand meines Bruders. Damals wandte sich sein Lehrer sofort an Suat, der auch die Tränen gesehen hatte: »Suat, willkommen!« Er küsste seine Wangen und umarmte ihn dann herzlich. »Yasemin, meine liebe Schwester, auch du bist herzlich willkommen!«, fügte er hinzu, küsste meine Wangen und umarmte mich auch wie ein liebevoller Bruder. Bei seiner Familie schien er noch freundlicher zu sein. Aber so schlimme Dinge waren passiert, dass es nicht einmal möglich war, warm und aufrichtig zu sein. Zum Schluss wandte er sich an Kiraz, die er auch umarmte und küsste.
Zusammen setzten wir uns an den Tisch, wo er ohne zu atmen zur Sache kam: »Vater, Mutter, ich muss mit euch über ein sehr wichtiges Thema über Yasemin sprechen. Ich fahre morgen früh wieder ab, aber vorher müssen wir diese Angelegenheit besprechen. Notfalls müssen wir auch jetzt sofort eingreifen.« Ohne respektlos sein zu wollen, involvierte ich direkt: »Aber nicht vor meinen Geschwistern, definitiv nicht.« Alle hatten meiner Entscheidung zugestimmt. Suats Lehrer ergriff wieder das Wort: »Dann lass uns aufstehen und in einem anderen Raum reden.« Schon stand er auf, aber Filiz protestierte erstaunt über seine Reaktion: »Sohn, lass die Kinder atmen. Dann gehen wir und reden. Ist es so dringend? Was geht hier vor sich?« »Mutter, Vater. Es ist dringender als wir denken, lasst uns bitte reingehen, wir müssen notfalls sofort eingreifen«, sagte Nihat.
Daraufhin standen alle sofort auf ohne weiter zu widersprechen. In einem Raum nahmen wir unsere Plätze in Sesseln ein. Mein Bruder Nihat erzählte, was er gesehen und gehört hatte. Es waren gute und schlechte Dinge. Als er sich die Spuren der Schläge auf meinem Gesicht näher ansah, wurde er noch wütender. »Yasemin, erzähl uns, was passiert ist. Du musst nicht alles erzählen. Sag uns nur, was du kannst, du bist hier sicher. Dir wird absolut nichts passieren, da kannst du dir sicher sein«, forderte er mich auf. Filiz und Hikmet sahen sich ständig an: »Was geht hier vor sich?«, spiegelte sich die Frage in ihren Ausdruck wider.
Alle drei hatte ich sehr respektiert. Mit all meinem Mut konnte ich es am Telefon aussprechen, aber jetzt während ich ihnen gegenübersaß, so freundlich und herzlich begrüßt wurde, konnte ich ihr Leben und ihre Ansichten uns gegenüber nicht mit diesen Albträumen und Verrätern verunreinigen. Ich fing an zu weinen. Nein, ich konnte es nicht erzählen. Es fühlte sich an, als hätte ich meine Zunge verschluckt. Während Filiz aufstand und mich umarmte, meinen Kopf an ihre Schulter lehnte und mit einer Hand über mein Haar strich, begann Nihat zu sprechen:
»Yasemin, meine schöne Schwester. Du hast keine Schuld, das weißt du. Ich sehe dich, du musst keine Angst vor uns haben, wir sind deine Familie. Ich weiß, es ist schwer zu erzählen, es ist nicht einfach. Aber ich muss es jetzt mit Barmherzigkeit sagen.«
Damit konnte ich leben, ich nickte, aber ich konnte nicht aufhören zu weinen. Voller Scham versteckte ich mein Gesicht.
Bevor Nihat zu sprechen begann, übernahm Hikmet plötzlich in seiner vollen Weisheit das Wort: »Nihat, wurde Yasemin vergewaltigt?« Er hatte deutlich gefragt. »Ja, mein Vater. Ich habe sie gestern mit meinen eigenen Händen ihrer Tante übergeben. Es gab keine Anzeichen von Schlägen auf ihrem Gesicht. Sie wurde heute Morgen von ihrer Tante misshandelt und geschlagen. Als ihre Tante auf den Markt ging, wurde sie von ihrem Schwager vergewaltigt«, bestätigte er.
Schluchzer kamen über meinen Mund. Mein Kopf ruhte immer noch auf der Schulter von Filiz. Sein Vater ergriff sofort Maßnahmen. »Liebes, verlasse sie nicht, bleib bei Yasemin. Ich werde meine Freunde (Arzt, Inspektor, Kommissar, Staatsanwalt usw.) informieren, dass wir kommen. Alles Notwendige wird sofort eingeleitet. Wir fahren jetzt, macht euch bereit. Wir haben keine Minute zu verlieren«, gab er Anweisungen, anschließend stand er auf, um in seinem Büro zu telefonieren. Nachdem mir Filiz geholfen hatte, mein Gesicht zu waschen, gingen wir zusammen zum Auto.
»Was wird jetzt passieren?«, fragte ich Filiz ängstlich.
»Keine Angst, meine Tochter, wir fahren zuerst in die Klinik. Du wirst behandelt. Um eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft einreichen zu können, benötigen wir ein ärztliches Gutachten. Diese Phase mag für uns alle anstrengend sein, aber wir werden sie gemeinsam durchstehen. Es warten glückliche Tage auf uns, meine liebe Yasemin.«
All meine Sorgen und Ängste wurden mir nach und nach genommen.
Nachdem mein Gesundheitscheck vorbei war, wurde eine Hormon-Injektionstherapie durchgeführt, damit ich nicht schwanger wurde. Den genauen Namen kannte ich noch nicht. Aber später erfuhr ich, dass es ein Heilmittel gibt, um nicht schwanger zu werden. Es wird drei Tage lang gegeben. Der Kommissar, ein Freund vom Herrn des Hauses und Hikmet, kamen mit drei Polizisten ins Krankenhaus. Im Arztzimmer waren nur der Professor und ich. Die anderen warteten an der Tür. Sie kamen ins Krankenhaus, damit wir keine Zeit verschwendeten. So erzählte ich, was sich zugetragen hatte.
Auf einmal, meinte der Kommissar: »Das ist jetzt genug, Kleines.« Bei meiner Aussage blieben mir die Worte im Hals stecken. Das meiste von dem, was ich sagen wollte, kam nicht über meine Lippen.
Nach der ersten Aussage erklärten sie mir, dass sie ihn sofort festnehmen und der Staatsanwaltschaft vorführen könnten und dass wir nach dem Krankenhaus zur Polizeistation gehen müssten. Währenddessen verhafteten sie bereits meinen Schwager.
Als ich so berichtete, blitzte das, was mein Vater mir damals auf der Polizeistation angetan hatte, wie ein Filmstreifen vor meinen Augen auf. Es war mein eigener Vater, der mich diesen Grausamkeiten ausgesetzt hatte, der mich daran gehindert hatte, auszusagen. Der die Bestrafung derer verhindert hatte, die seiner eigenen Tochter Unrecht zugefügt hatten und den Ruf seiner Tochter ruinierten.
Diesmal brachten mich die Annäherung einer Familie, wie ich noch nie zuvor so optimistisch und so herzlich Menschen kennengelernt hatte, zu Gerechtigkeit. Was zählte, war die Menschlichkeit, sie war unbezahlbar. Entweder war sie in den Herzen oder nicht. Dies war die Liebe Gottes. In dieser Gesellschaft fühlte ich mich wieder von Herzen sicher. Mit ihrer Ehrlichkeit, dem Glauben, dem Gewissenhaften und dieser Barmherzigkeit in ihren schönen Herzen.
Auf dem Weg vom Krankenhaus zum Auto sagte Filiz: »Meine liebe Yasemin, jetzt werden Hikmet und sein Freund, der Kommissar, den Haftbefehl von der Staatsanwaltschaft entgegennehmen. Die Person wird festgenommen, die dir das Böse angetan hat. Der Fahrer wird uns nun bei der Polizeiwache absetzen. Unser Anwalt ist da, ich habe auch meine Freundin, die Psychiaterin, informiert. Es wäre besser für dich, wenn du deine Aussage vor dem Kommissar und dem Richter in Anwesenheit eines Anwalts und eines Psychiaters abgeben würdest.«
Plötzlich fühlte ich eine Erleichterung in mir, ich sah mich einer Premiere gegenüber, die ich noch nie zuvor erlebt hatte. Diesmal war es ein >Kampf< für mich, sie würden mir zuhören und mich schätzen. Das ist also Familienliebe! Das nennt sich also Familienliebe!
In der Polizeistation wurden wir sehr gut bewirtet. Sofort brachten sie uns in das Zimmer des Kommissars und servierten uns Tee, Wasser usw. Die Psychiaterin Nalân, schien mir auch sehr warmherzig zu sein. Ihre Herangehensweise war sehr aufrichtig und liebevoll. In diesem Moment beschloss ich, mit ihr zu sprechen. Gleichzeitig hörte ich zu, was der Anwalt mit Filiz sprach. Sie waren formell, aber auch aufrichtig, da sie auch Freunde der Familie waren.
Dann kam Filiz zu mir und umarmte mich. »Meine liebe Yasemin, mein Röschen«, sagte sie in einem zuverlässigen und aufrichtigen Ton, dabei küsste sie mich auf den Kopf. »Alles wird gut, glaub mir. Obwohl es für mich schwer zu glauben war, seufzte ich: »So Gott will.«
Der Kommissar und Hikmet waren auch in der Polizeiwache angekommen. Bevor sie in den Raum traten, ertönte eine Stimme im Flur. »Niemand verlässt den Raum, bis der Kommissar eintrifft«, sagte Herr Mustafa, der Anwalt. Plötzlich fühlte ich mich bei allem ein wenig nervös. Wir waren alle aufgeregt.
Hikmet wunderte sich über mich: »Wir sind bei dir, meine Kleine, hab keine Angst!« Er streichelte zärtlich mein Haar.
»Ich habe keine Angst mehr. Ihr habt mir so viel Selbstvertrauen gegeben, dass ich keine Angst mehr habe«, erwiderte ich.
Während ich meine Aussage zwanglos und schwer machte, waren nur der Anwalt, die Psychiaterin und der Kommissar im Büro. Hikmet, Nihat und Filiz waren in einem anderen Raum untergebracht, denn sie wollten nicht, dass sie der kriminellen Familie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
Mein Schwager wurde festgenommen. Der Kommissar redete auf ihn ein: »Sie werden bald vor dem Haftrichter geführt. Sei aufrichtig! Sie werden dich dem Verbrecher stellen. Der Haftrichter wird Ihnen wichtige Fragen stellen. Sie müssen diese Fragen beantworten.« Dann wendete der Kommissar sich an mich: »Wir haben Ihre Arztberichte. Sie werden auch beim Haftrichter dabei sein. Wenn Sie nicht sprechen können, denken Sie daran, dass der Anwalt und die Psychiaterin bei Ihnen sind. Sie brauchen keine Angst zu haben. Das Gesetz steht hinter Ihnen. Dies ist ein demokratisches Land, niemand kann Ihnen schaden, niemand kann Sie unterdrücken. Sie haben Rechte.«
Natürlich war ich aufgeregt. Zum ersten Mal standen Leute hinter mir. Diejenigen, die Schäden anrichteten, würden ihre Strafe in dieser Welt und im Jenseits erleiden. Eine Stimme rief mich aus dem Korridor zum Haftrichter. Er wollte meine Aussage aufnehmen und bat mich, allein hineinzukommen. Vor ihm lag meine Akte, schnell überflog er die Seiten. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Dann fing er an, uns zu befragen. Natürlich gab es Fragen, die mir schwerfielen. Beim Beantworten brauchte ich etwas Zeit und schluckte schwer.
Als ich merkte, dass ich Schwierigkeiten hatte, alles zu erzählen, bat ich um Erlaubnis, dass meine Psychiaterin und mein Anwalt den Raum betreten durften. Nach der Zustimmung wurden sie hineingeführt. Da ich nicht in demselben Raum wie mein Schwager aussagen wollte, war ich erleichtert, dass ich beistand erhielt.
Nachdem ich meine Aussage gemacht hatte, sagte mein Anwalt dem Haftrichter: »Wir werden Ihnen die schriftliche Stellungnahme noch einmal vorlegen, damit nichts in Ihrer Aussage fehlt.« Hikmet, Filiz, der Anwalt, die Psychiaterin und ich konnten gehen, nachdem wir die Aussage unterschrieben hatten.
Ich war müde. Das Ganze hatte mich erschöpft. Dieses Gefühl war erlösend, als ob die Last von mir genommen worden wäre. Die Chancen standen gut.
Was würde jetzt passieren?
Was würde ich als Nächstes erleben?
Ich wusste es nicht … Diese Ungewissheit war wie eine schwere Last für mich. Während mich Filiz mit einer Hand an der Schulter hielt, gab mir Hikmet auf der anderen Seite viel Selbstvertrauen. Ich hatte ein Gefühl von Traurigkeit und Schwere. Der Fahrer brachte das Auto zum Tor der Polizeiwache, öffnete die Türen und wartete auf uns. Ich ging Schritt für Schritt in ein unbekanntes Leben.
„ Alles Gut“ wird für immer meine Lieblingslüge bleiben.
Denn jeder glaubt sie und ich muss nichts erklären.
Während Hikmet unterwegs war, rief er im Haus an und bat Suat und Kiraz, sich vorzubereiten. »Wir kommen, um die Kinder abzuholen«, sagte er und legte auf.
Dann rief er in einem Restaurant an und reservierte einen Tisch. »Halten Sie die Nebentische frei, ich brauche Ruhe«, bat er. In diesem Moment sah ich Filiz verwirrt an. Sie streichelte nur lächelnd meine Haare.
Anschließend rief er Eda, seine private Chefsekretärin an, der er auftrug, dass sogar die Kinderboutique geschlossen werden sollte.
»Waren sie so reich?«, ging mir der Gedanke durch den Kopf. Wir wollten keine Kleider oder Ausstattungen. Wir wollten nur ein normales Leben, Kind sein. Ein Leben unter normalen Bedingungen, mehr nicht.
An Hikmet und Filiz, die uns das Beste von allem bieten wollten, sagte ich beschämt: »Bitte, bitte, ihr bringt mich schon genug in Verlegenheit. Ihr habt mehr als nötig getan. Es besteht keine Notwendigkeit für das, was Sie jetzt tun. Wir wollen nicht so viel von Ihnen! Wie eine Mutter und wie ein Vater habt ihr uns eure Arme und die Tür eures Hauses geöffnet. Ihr habt uns unterstützt. Ich kann nicht mehr von euch verlangen. Bitte, ich bin verlegen.«
»Keine Sorge, mein Kind. Alles ist, wie es sein soll. Nachdem wir Suat und Kiraz abgeholt haben, gehen wir einkaufen. Wir gehen nach dem Einkaufen zum Abendessen. Wir haben genug für heute. Morgen beginnen wir gemeinsam einen neuen Start. Ich hoffe, ein neuer Tag erwartet uns. Anschließend werden wir über die Schule und den Tagesablauf sprechen, damit wir Ordnung in euer Leben bekommen.« Hikmet und Filiz drückten mir einen herzlichen Kuss auf die Stirn.
Es war das erste Mal, dass ich so viel Liebe, Respekt, Wertschätzung, Vertrauen und Sicherheit gekostet hatte. Was für ein beruhigendes Gefühl es war, eine Familie zu haben und Flügel von einem Schutzengel zu spüren. Ich hatte mich auf den ersten Blick in beide verliebt. Sie waren warmherzig, aufrichtig und seriös. Der Frieden von Sicherheit stieg in mir auf. Es war ein warmes Gefühl, sehr warm ...
Am Haus standen die Kinder vor der Garage. Nihat bot an: »Ich werde dir mit Suat und Kiraz folgen und dich moralisch unterstützen.«
Ohne Zeit zu verlieren, setzten wir unseren Weg fort. Die Müdigkeit des Tages lastete auf mir. Das Gewicht der schmerzhaften Erinnerungen, die ich erlebt hatte, erdrückte mich. Im Auto lehnte ich mich an die Schulter von Filiz. Ich war geistig und körperlich müde. Ich wollte nirgendwo hingehen oder irgendetwas tun, aber wir waren alle hungrig. Ich wollte ihre Pläne nicht verderben und durcheinanderbringen. Ihnen zufolge hatten sie Träume für uns, was sie verwirklichen wollten. Ich hatte Angst, dass ich sie verletzen könnte, wenn ich Einwände dagegen hätte oder sie verhindern wollte.
Zuerst waren wir einkaufen. Die Boutique wurde wirklich für uns geschlossen und meine Geschwister von Kopf bis Fuß eingekleidet. Diesen Luxus war ich nicht gewohnt. Jedes Mal, wenn ich etwas in die Hände bekam, reichte ich es meinen Geschwistern.
Filiz hatte mich verstanden. »Wir werden wieder mit dir hierherkommen. Es war ein sehr emotionsreicher Tag für dich«, sagte sie. Zum Glück hatten sie meine Geschwister voll ausgestattet. Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich sie so glücklich sah. Nach dem Einkaufen gingen wir ins Restaurant. Noch nie hatte ich an einem solchen Tisch gegessen. Ständig hatte ich Angst, etwas falsch zu machen. Sie aßen mit feinem Besteck, ich hatte es nie gelernt oder gesehen, mit Messer und Gabel zu essen! Sie leerten uns alles, dass uns im neuen Leben erwarten würde. Ich sagte; »Hallo!« zu einem Leben, das ich zum ersten Mal kennenlernte! Es war ein liebevolles Leben, das uns Sicherheit und Geborgenheit gab. Zuallererst sagten wir Hallo zu dem Leben, das uns dazu bringen wird, unsere Kindheit zu leben. Als wir an diesem Tag nach Hause kamen, war ich sehr müde. Filiz war fast wie ein Engel mit Flügeln um mich herum, um auf mich aufzupassen. Sie konnte meine körperliche und geistige Erschöpfung verstehen.
Diese Worte hatte Yasemin mir in einer Sprachaufzeichnung geschickt. Die Aufnahme, die sie gemacht hatte, füllte die ganze Kassette aus, die ich mir von Anfang bis Ende angehört hatte. Fast wäre ich in das Band schon hineingefallen, vor Spannung.
Als ich das Ende erreicht hatte, rief ich Yasemin an, um ihr zu gratulieren. Sie verdiente für ihren Mut, ihre Entschlossenheit, ihrem Kriegergeist, ihre Produktivität und ihren Anstand ein Lob. Am Telefon erzählte sie mir dann, dass sie mit dem dritten Band auch begonnen hatte, eine Audioaufnahme aufzunehmen. Über diese Nachricht hatte ich mich natürlich sehr gefreut.
Den Eintritt vor allem “WIE” Yasemin in mein Privatleben eingetreten war, unterschied sich von den anderen Menschen, mit denen ich im Leben Bekanntschaft gemacht hatte. Sie hatte Spuren bei mir hinterlassen. »Ich bin froh, dass sie eine der seltenen Menschen ist, die ich für wertvoll halte.«
Fast zwei Wochen waren bereits vergangen. Von der dritten Aufnahme, die Yasemin gestartet hatte, war keine Spur zu sehen. Wir hatten in den letzten Tagen kaum telefoniert, denn wir arbeiteten beide sehr hart und unter schweren Bedingungen. Die Möglichkeit, ihre Erfahrungen festzuhalten, hing auch von ihrer emotionalen Konzentration ab. Tatsächlich ging es in die dritte Woche, bevor Yasemins Kassette mich erreichte. Es weckte die gleiche Aufregung und Emotionen wie bei der ersten Kassette, die ich erhalten hatte. Ich wollte die Schicht beenden und mir die Aufnahme anhören. Yasemin setzte sie wie folgt fort:
Filiz kam mit mir ins Zimmer und versicherte mir ständig: »Das ist jetzt dein zu Hause, meine liebe Yasemin, meine schöne Tochter, alles wird in Ordnung kommen. Auch wenn heute unser erster Tag ist, schau, wie positiv er gelaufen ist.« Tatsächlich hatte sie recht. Von dieser Familie erfuhr ich die Liebe, Fürsorge, Wärme, den Wert, den Respekt und die Bedeutung, die ich nicht einmal von meiner eigenen Familie gesehen hatte.
Sie hatte die Wanne für mich gefüllt und tat ihr Bestes, damit ich mich ausruhen konnte. Als sie sich um meine Geschwister kümmerte, nahm die Müdigkeit des Tages in der Badewanne ab.
Von Zeit zu Zeit hatte ich Lust, so viel zu schreien, wie ich konnte. So hätte ich auf einen Schlag über das hinwegkommen können, was ich durchgemacht hatte. Aber ich konnte nicht durch die Wände schreien, die von einem Gefühl von Frieden und Sicherheit durchtränkt waren. Wenn ich wollte, würden sie mich auf jeden Fall lassen. Solange ich so schnell wie möglich zu mir zurückkam. Da war ich mir ziemlich sicher.
Nach einem schönen und entspannenden Schaumbad trocknete ich meine Haare, dann betrat ich das Zimmer meiner Geschwister. Filiz las meinen Geschwistern ein Märchen vor. Langsam näherte ich mich ihnen, als sie mir mit einer Hand ein Kommen-Signal gab. Sie öffnete leise die Bettdecke, ich war überrascht, denn dies hatte ich nicht erwartet. Überglücklich kroch ich unter die Decke. Ich konnte nicht beschreiben, wie schön es war. Ich denke, es war die beste Erinnerung, die ich nach diesen albtraumerfüllten Tagen erlebt hatte, ebenso an diese schönen, feinen Menschen, denen ich begegnet war.
Unter der Decke war Suat auf der linken Seite von Filiz eingeschlafen. Kiraz und ich lagen auf der rechten Seite. Mit der linken Hand hielt Filiz das Buch, ihre rechte Hand nahm sie von Suat legte sie auf meinen Kopf und streichelte mir statt Kiraz das Haar, mein Haar. Es war wie den Flügel eines Engels und den Arm einer Mutter zu spüren. Niemals würde ich dieses Gefühl eintauschen, auch wenn sie mir Millionen geben würden. Vor einiger Zeit wollte ich so laut schreien, wie ich konnte, aber jetzt lag ich ruhig auf dem Bett und lauschte einem Märchen.
Es gibt Menschen,
die lieben dich und es gibt Menschen,
die Lieben, was du für sie tust.
Erkenne den unterschied.
Als ich morgens aufwachte, lag ich allein im Bett. Meine Geschwister und Filiz waren nicht mehr im Zimmer. Plötzlich war ich alarmiert. Sofort rannte ich in das mir zugewiesene Zimmer, zog mich um und hastete in den ersten Stock. Ich wusste nicht, wie spät es war. Als ich sie beim Frühstücken vorfand, war ich erleichtert. So kannte ich mich selbst nicht. Als ich mich dem Tisch näherte, entschuldigte ich mich bei allen für meine Verspätung. Tatsächlich war ich sonst immer eine der Ersten, die aufwachte und den Frühstückstisch zubereitete, aber alle hatten Verständnis.
Am Tisch wurde das Tagesprogramm besprochen. Es wurde erwähnt, dass Suat und ich an einer Privatschule angemeldet werden sollte. Darüber war ich erstaunt, sie wollten mich wieder in der Schule anmelden. Das konnte ich nicht begreifen. Ich hätte nie gedacht, dass das Thema einer hoffnungsvollen Zukunft, dessen Traum mir bereits genommen wurde, an diesem Frühstückstisch stattfinden würde. Den Traum, in die Schule zu gehen wurde zerschlagen, ich hatte ihn nie erreicht, war nicht einmal dort gewesen.
Erstaunt, aber höflich unterbrauch ich das Gespräch, als das Schulthema für Suat zur Sprache kam: »Ja, mein Bruder Suat darf die Schule nicht verpassen. Er sollte in der Schule angemeldet werden. Ich arbeite, ich trage die Schulkosten dafür selbst.«
»Nun, wenn du arbeitest, wie gehst du zur Schule?«, fragte Hikmet. Diese Frage blieb unbeantwortet. »Wir werden dich in der Schule anmelden, Yasemin. Auch du wirst wieder mit der Schule beginnen. Eine schöne und gesunde Zukunft erwartet euch alle«, sagte er dann.
Für einen Moment erstarrte ich am Tisch vor Überraschung. Natürlich wollte ich tief in meinem Inneren so viel lernen wie möglich, aber wie? Ich war noch nicht bereit. Außerdem war mir dieser Traum schon genommen worden. Die Freude und Hoffnung zur Schule zu gehen war verloren gegangen. Ich hatte so tiefe Wunden, dass ich am Tisch mit Seufzen abgelenkt war, denn ich fragte mich, wie ich mit diesen Wunden zur Schule gehen sollte.
Außerdem war Kiraz klein! Wer kümmerte sich um sie, wenn ich zur Schule ging? Zögernd teilte ich meinen Familienmitgliedern mit, was mir durch den Kopf ging. Ich erklärte meine Bedenken und Ängste, aber ich sprach auch von meiner Liebe zur Schule und meinem Traum, der mir genommen wurde. Vor allem sagte ich, dass ich kein kleines Mädchen mehr war und Verantwortung für meine Geschwister übernahm.
Mit seiner sanftmütigen, mitfühlenden und zuverlässigen Stimme beschwichtigte Hikmet mich: »Hab keine Sorgen oder Ängste. Gestern sprach Filiz mit unserer befreundeten Therapeutin Frau Nalân. Du kannst nach der Schule zu deinen Sitzungen gehen und deine Behandlungen weiterführen. Deine Wunden werden von Tag zu Tag heilen. Denk daran, dass mein Herr, der die Bürde auflastet, auch das Heilmittel gibt. Gott gibt niemandem eine Last, die er nicht tragen kann. Es ist Gott, der die Heilung gibt. Zuallererst werden wir uns bei Ihm bedanken. Wir werden beten und hoffen. Wenn Er will, wird alles passieren, wenn Er sagt, dass nicht einmal ein Blatt vom Baum fällt, es sei denn, Er will es. Nicht alles Gute kann als gut angesehen werden, nicht jedes Böse kann als böse angesehen werden. Bitten wir daher immer um das Beste von unserem Herrn, und was immer das Beste ist, möge mein Herr es uns gewähren. Kiraz ist vier Jahre alt und Filiz arbeitet auch. Wir melden Kiraz im Kindergarten an. Dort lernt sie, mit anderen Kindern zu teilen, zu spielen, einen Schritt ins gesellschaftliche Leben zu wagen. Wir gehen zu Suats Schule, entdecken sein Talent und führen ihn dort ein. Ob Musik, Kunst, Sport, Wissen, was auch immer. Wir setzen unsere Kraft dort ein, um das Talent und die Fähigkeiten von jedem zu stärken und zu unterstützen, wo immer es ist. Das gilt für Kiraz und dich auch. Schau, Filiz ist eine sehr gute Künstlerin. Alle Bilder, die du an der Wand hängen siehst, gehören Filiz. Sie legte ihren Schwerpunkt auf die Malerei. Doch sie nimmt an allen Stellungen unserer Holding teil. Heute ist sie in der Lage, ein Meeting alleine zu organisieren. Ich schätze sie sehr. Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Mein Sohn und ich sind stolz auf sie. Ebenfalls ist sie die Direktorin, des von ihr gegründeten Mal Kurses. Sie arrangiert und organisiert Ausstellungen.
Ihr barmherziges Herz, das ich am meisten liebe und am bewundernswertesten finde, schlägt mit der Liebe Gottes. Kinder, vergesst auf keinen Fall, an Gott zu gedenken.
Alles wird gut, keine Angst oder Sorge. Ich hoffe, durch die Gnade meines Herrn wird alles in Ordnung sein. Denken wir in jeder Situation an unseren Herrn. Er ist der Einzige, der gibt und nimmt, vergiss das nicht, Kinder.«
Wie schön er sprach, diese Worte lagen mir immer noch in den Ohren. In meinen harten Tagen hielt ich an diesen Worten fest, sie gaben mir immer Kraft. Diese Worte verliehen selbst den Flügellosen Flügel, sie brachten das Verlorene auch aus dem bodenlosen Winkel heraus und erfüllten es mit Hoffnung.
Umgib dich mit jemandem,
dessen Augen dir sagen können, wie sehr du geliebt wirst.
Ohne dass ein einziges Wort gesprochen werden muss.
Ungefähr eine Woche war inzwischen vergangen.