Yes or No 2 - Nadine Schwager - E-Book

Yes or No 2 E-Book

Nadine Schwager

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Beschreibung

Vor Jahren ist Neo heimlich aus einem Leben verschwunden, das nicht seins war. Endlich er selbst, ist er nun bereit, sich mit Yannik an seiner Seite seiner Familie zu stellen und in das Dorf seiner Kindheit zurückzukehren. Doch dabei scheucht er Geister der Vergangenheit auf, die Ereignisse ungeahnter Tragweite in Gang setzen. Wie werden Familie und Freunde mit seinem wahren Ich zurechtkommen? Und kann Yannik Neo vor neuen Wunden beschützen?

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Seitenzahl: 339

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Danke

Ein riesiges Dankeschön geht an Simone für das unerwartete Korrektorat unter Zeitdruck - ohne dich hätten wir das nicht hingekriegt. Danke für die Rettung!

Lieber Bernd, als du Band 1 von Yannik und Neo für uns korrigiert hast, warst du begeistert und das hat uns wahnsinnigen Auftrieb gegeben. Dass du nicht mehr hier sein kannst, um uns auf der Reise weiterzubegleiten, tut weh. Deine Begeisterung, Motivation und Expertise wird uns sehr fehlen. Danke für alles!

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Kapitel 1

Neo

Vermutlich würde Neo niemals genug davon bekommen, wie Yannik ihn wachküsste mit seinen festen Lippen. Wie der warme Atem über seine Haut strich. Das Prickeln, das diese Berührungen in Neo auslöste, hatte in den Monaten, seit sie sich kannten, nicht abgenommen. Im Gegenteil. Es wurde jedes Mal heftiger.

Mit einem wohligen Seufzen erwiderte er den Kuss, die Augen noch geschlossen und halb im Schlaf.

Ein Frühaufsteher wie Yannik würde er wohl nie werden.

„Guten Morgen, Mr. Smith“, murmelte er und spitzte die Lippen, um noch einen weiteren Kuss zu erbetteln.

Natürlich erfüllte Yannik ihm den Wunsch. Diesmal erbat seine Zunge Einlass und Neo öffnete die Lippen für ihn. Aber trotzdem war Yannik ganz zärtlich und zurückhaltend. Neo spürte seinen muskulösen Körper auf sich und schlang die Arme um ihn. Für einen Moment verloren sie sich in der Zärtlichkeit, bis Yannik vorsichtig von ihm ließ.

„Guten Morgen, Auserwählter. Und alles Gute zum Blowjob-Jahrestag“, brummte er mit tiefer Stimme.

Das beantwortete Neo mit einem Kichern.

„Da kommst auch nur du drauf, so etwas zu feiern.“

Vor genau einem Jahr hatte seine beste Freundin Luna Tommy geheiratet, Yanniks jüngsten Bruder, und an dessen Hochzeit hatte er ihm halb betrunken dieses unmoralische Angebot gemacht.

Dass Yannik es annahm, hatte keiner ahnen können. Aber es hatte eine Kette an Ereignissen ausgelöst, die sie beide bis hierher gebracht hatte. In ihr gemeinsames Bett, in ihr gemeinsames Haus, auf ihrem gemeinsamen Hof.

„Immerhin hat dein Blowjob mich letztendlich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht. Möchtest du vor oder nach Besichtigung deines Geschenks befriedigt werden?“

Neo öffnete die Augen und traf auf Yanniks wunderschöne dunkelblaue Augen, die ihn voller Liebe anblickten.

„Ein Geschenk?!“ Jetzt war er hellwach. „Was ist es?“

Yannik grinste breit und küsste ihn, ehe er sich wieder aufrichtete. Er trug bereits eine seiner geliebten kurzen Cargoarbeitshosen und ein blaues, enges Shirt. Ihm haftete ein leichter Geruch von Lasur an. Er war also schon in seiner Werkstatt drüben in der Scheune gewesen.

„Zieh dich an, dann zeig ich es dir.“

„Okay, bin gleich soweit.“ Schnell stand Neo auf, schlüpfte in Jeans und Hoodie. Immerhin war es gerade erst Mitte März.

Was das wohl für ein Geschenk war? Er konnte sich gar nichts vorstellen.

„Zieh Socken an, Neo, wir müssen in den Garten.“

Mit gutmütigen Lachfältchen um die Augen sah Yannik ihm in seiner Hektik zu.

Genau, er trug kurze Hosen, aber Neo sollte Socken anziehen. Er hatte ja nicht ganz unrecht.

„Ich hoffe, die Aufregung lohnt sich, Yannik.“ Neo grinste breit. Er hatte nie einen Spitznamen außer Mr. Smith für ihn erfunden, weil er wusste, wie sehr er den Spitznamen seiner Ex gehasst hatte.

„Das musst du mir am Ende sagen.“

Gut gelaunt zwinkerte Yannik ihm zu und legte den Arm um seine Schultern, als er endlich fertig angezogen war.

„Du siehst verdammt heiß aus in dem Zeug“, raunte er Neo lüstern ins Ohr, als sie ihr Schlafzimmer verließen und die alte, knarrende Holztreppe hinuntergingen.

Aus der Küche duftete es schon verführerisch nach Kaffee, aber Yannik steuerte trotzdem erst einmal die Hintertür zum Garten an.

Es war durchaus noch frisch draußen, auch wenn es seinem Verlobten absolut nichts auszumachen schien. Neo war einfach eine Frostbeule.

„Und wo ist nun das Geschenk?“, fragte er neugierig.

Alles, was er sah, war der kleine Kräutergarten, den sie letztes Jahr direkt hier angelegt hatten. Noch war es allerdings zu früh im Jahr, um etwas zu ernten.

Yannik zog ihn mit einem stillen Lächeln weiter zwischen die Sträucher und Bäume, bis sie am hinteren Ende ihres Gartens an der Bank angelangten, die Yannik letztes Jahr gebaut hatte. Darüber erhob sich jetzt ein Rankgitter aus Holz wie ein kleines Dach. Links und rechts, an den Anfängen des Gitters, standen winzige Rosensetzlinge.

„Weißt du, was das für Rosen sind?“, hakte Yannik nach, während er sich ganz offensichtlich bereits über die Antwort freute, die er Neo darauf gleich geben konnte.

„Ähm ... nein? Rote?“ Von Gartenarbeit hatte er einfach absolut keine Ahnung, aber er ließ sich gerne von Yannik erleuchten.

Der lachte leise und küsste seine Schläfe.

„Ja, es sind rote. Das sind Setzlinge von den Rosen, die an dem Pavillon wuchsen, in dem du mich mit deiner Zunge das erste Mal in den Himmel befördert hast.“

„Nein! Du bist extra zu dem Schloss gefahren? Nicht dein Ernst!“

Mit einem Juchzen fiel Neo ihm um den Hals.

Diese Nacht würde er definitiv nicht vergessen, aber dass es Yannik so viel bedeutete, ließ sein Herz vor Freude hüpfen.

„Für dich tu ich doch alles“, raunte Yannik und schloss Neo in seine Arme. Für eine kleine Weile standen sie einfach nur so da und genossen die Wärme des anderen.

„Willst du frühstücken? Die Croissants sind sicher gleich fertig.“

„Du bist ein Engel. Ja ... lass uns frühstücken und danach ... feiern wir.“

Er sah Yannik an, dass er seine Anspielung verstand, denn er grinste breit. Zum Glück war Samstag und sie hatten keine Termine.

Mit Yanniks Arm um seine Mitte schlenderten sie durch den morgendlichen Sonnenschein zurück zum Haus.

Wieder in der Küche angekommen konnte Neo nicht anders, als seinen Verlobten erneut zu küssen.

Dieses Mal eroberte er erst mit seiner Zunge Yanniks Mund, bevor er ihn selbst einlud.

„Lass mich den Ofen ausmachen, wenn du jetzt schon loslegst.“ Yannik schmunzelte und schob Neo mit seinem Körper gegen die Anrichte, um hinter ihm an den Knöpfen des Ofens zu drehen. Dabei presste er seinen Unterleib bereits unmissverständlich gegen Neos.

„Na, wenn du mir so ein Geschenk machst, musst du damit doch rechnen ..." Neo grinste breit und legte seine Hand auf Yanniks Schritt. „Gerade an einem solchen Jahrestag.“

„Mit Ihnen bin ich leider noch völlig Jahrestagunerfahren, Mr. Anderson.“

In Yanniks Blick tanzte der Schalk und er drückte sein Gemächt noch fester gegen Neos Hand, bevor er ihn lüstern küsste. Mit ganz viel Zunge, so wie Neo es liebte.

Genauso wie er es liebte, daran zu saugen, um ihn aufzuheizen. Dabei massierte er ihn aufreizend durch den Stoff. Sein Verlobter stöhnte kehlig und schien willfährig alles mit sich machen lassen zu wollen, worauf Neo Lust hatte.

„Du heißer Kerl, du machst mich so geil!“ Seine Stimme war nur noch ein Keuchen.

„Das war der Plan“, erwiderte Neo schmunzelnd. Dann ließ er sich auf die Knie sinken und öffnete mit einem Blick nach oben den Gürtel.

„O Gott“, ächzte Yannik, offenbar schon in der freudigen Erwartung, was kommen würde.

Neo lächelte, während sie Blickkontakt hielten und er ihm Hose und Boxershorts herunterzog. Sein großer Schwanz kam ihm hart und steif entgegen.

Zuerst neckte er seine Eichel nur mit der Zunge, doch Neo war selbst viel zu gierig und nahm ihn so weit in den Mund, wie er konnte. Er liebte es, Yannik so zu verwöhnen.

Und er wusste, dass Yannik es auch liebte. Als dessen Eichel gegen seinen Gaumen stieß, erbebte der ganze Kerl und schloss stöhnend die Augen. Seine Finger fuhren in Neos rotes Haar und hielten sich darin fest.

Das machte Neo wiederum selbst noch heißer.

Es schien, als würde es heute ebenso schnell vorbei sein, aber im Gegensatz zu der Nacht damals, würde Yannik ihm nicht einfach davonlaufen.

„Neo! Gott!“

Da war es auch schon geschehen, Yannik kam.

Und Neo wartete ab, bis sein Schwanz aufhörte zu zucken.

Stöhnend lockerte Yannik den Griff in seinen Haaren.

Als Neo ihn aus seinem Mund entließ, blickte er nach oben und genoss den Anblick seines befriedigten Verlobten. Davon konnte er kaum genug bekommen.

„Na, wie war ich?“, fragte er mit einem Augenzwinkern.

„Göttlich, hast du doch gehört.“

Als Neo sich erhob, spürte er, wie Yannik bebte.

Doch trotzdem schloss sein Verlobter ihn in seine Arme.

„Wie kann ich dich glücklich machen, Auserwählter?“, raunte er schwach.

„Du machst mich immer glücklich, das weißt du doch.“

„Du weißt, was ich meine.“

Yannik küsste ihn liebevoll, doch der Druck dahinter war vorerst verschwunden.

„Ich bin mir sicher, dir wird später was einfallen... Jetzt lass uns erst mal was essen, damit wir gestärkt sind. Was denkst du?“

„Gern.“

Ein letzter sanfter Kuss, dann ließ Yannik ihn los. Er spähte in den Ofen und nickte zufrieden.

„Bitte nehmen Sie Platz, Ihr Frühstück wird gleich serviert.“

*

Nach ihrem ausgiebigen Frühstück lehnte sich Neo satt und zufrieden zurück. Dass Yannik ihn so verwöhnte ... Vor einem Jahre hätte er jeden für verrückt gehalten, der ihm erzählt hätte, dass er mit seinem Verlobten auf einem ehemaligen Bauernhof leben würde.

Dieses Glück jetzt war hart erkämpft und deswegen noch kostbarer. Als Yannik ihm schon nach einem halben Jahr einen Heiratsantrag gemacht hatte, war nicht nur er, sondern auch Yanniks komplette Familie vor Freude ausgerastet. Zumindest der vernünftige Teil. Yanniks Vater und Niklas, sein jüngerer Bruder, wussten von dieser Verlobung vermutlich nicht einmal etwas. Seit herausgekommen war, dass Richard Schmidt eine Affäre mit Claudia, Yanniks damaliger Verlobten, gehabt hatte und sie noch dazu schwanger von ihm geworden war, war die Familie gespalten. Mittlerweile war auch Yanniks Halbschwester auf der Welt, doch es gab keinen weiteren Kontakt, also wussten sie nicht einmal ihren Namen.

Ab und an sprachen sie darüber, immerhin hatte Yannik monatelang geglaubt, dass es sein Kind sei. Der Verlust des Kindes und seines Vaters setzte ihm immer noch zu, aber langsam kam er darüber hinweg. Richards Homophobie machte es Yannik leichter, auch innerlich Abschied zu nehmen. Denn Neo war ihm das Wichtigste auf der Welt, das betonte er immer wieder.

„Ich könnte gleich wieder ins Bett gehen“, seufzte Yannik da und lehnte sich schwer gegen die Rückenlehne seines Stuhls.

„An mir soll es nicht liegen“, feixte Neo. Dann nahm er Yanniks Hand und drückte sie. „Danke für die wunderschöne Überraschung. Wenn es warm genug ist, hole ich auch noch den Blowjob draußen nach.“

„Mach dir keinen Druck, du befriedigst mich oft genug.“ Yanniks sanfte Finger streichelten über Neos.

„Hauptsache, du hast dich gefreut.“

„Du machst immer so große Sachen und ich mach dagegen nichts.“ Irgendwie fielen Neo solche großen Gesten nie ein und wenn, dann konnte er sie kaum umsetzen.

„Ich hole einfach die letzten 22 Jahre nach, in denen mir nie was eingefallen ist. Und du tust genug.

Du machst mich glücklich. Was sollte ich mehr verlangen?“ Yannik zwinkerte ihm verliebt zu. „Und das Allerwichtigste ist, dass du mich heiraten willst. Das ist ja wohl die größte Geste.“

„Wie stellst du dir eigentlich unsere Hochzeit vor? Und wann?“

Schmunzelnd blickte Neo ihn an. Trotzdem würde er sich was einfallen lassen, das seinem Verlobten gerecht wurde.

„Solange ich nicht auf einem Weingut heiraten muss, ist es mir egal. Wobei ich es im Grünen schön fände. In unserem Garten vielleicht. Oder hast du andere Vorstellungen?“

„Unser Garten hört sich doch schon sehr gut an.

Ein paar weiße Pavillons, viele Blumen und für Schlechtwetter können wir die Scheune herrichten.“ Mit einem Zwinkern fügte er hinzu: „Da musst du deine Werkstatt nur mal aufräumen.“

Er sah es praktisch schon vor sich.

Auch Yanniks Lächeln wirkte zufrieden.

„Ich liebe es, wie einfach es mit dir ist.“ Er führte Neos Hand zu seinen Lippen und küsste zärtlich seine Finger. „Hast du einen Termin für uns?“

„Was hältst du von einer Hochzeit im Juli? Oder ist dir das zu früh?“

„Zu früh? Auf keinen Fall! Solange du das mit der Planung hinkriegst. Bei Blumen und Essen musst du mich wirklich nicht konsultieren. Das interessiert mich nicht die Bohne.“

Erst im nächsten Moment merkte Yannik offenbar, was er da gesagt hatte, denn er schien über sich selbst erschrocken.

„Also, wenn das für dich okay ist. Ich will einfach am Ende dein Mann sein, alles andere ist mir egal.“

Neo winkte ab. Er wusste zu gut, dass seinem Verlobten nicht viel an Feiern und Partys lag. Obwohl es sich schon gebessert hatte und die Familientreffen der Schmidts seit Richards Abgang längst nicht mehr so steif waren.

„Okay. Ich werd dich zwar trotzdem konsultieren, aber ich plane gerne für uns. Luna hilft mir bestimmt auch. Schließlich hab ich ja auch bei ihr geholfen. Wie groß soll es denn werden? Also gästetechnisch.“

„Wenn es nach mir geht, ist weniger mehr“, meinte sein Verlobter mit einem verschmitzten Lächeln.

„Aber wenn du es anders willst, ist es mir recht. Du musst glücklich sein mit dem Tag.“

„Du genauso. Na ja ... von meiner Seite werden sicher nicht viele Gäste zu erwarten sein.“

Ob dieser Erkenntnis sah Yannik verblüfft aus.

Dann zog er Neo an der Hand auf die Beine und danach auf seinen Schoß.

„Daran hab ich nicht gedacht. Wenn es dir was ausmacht, halten wir es so klein wie möglich. Du, ich und Trauzeugen. Das macht mir gar nichts aus.“

„Blödsinn. Deine Familie ist dir schließlich wichtig. Und sie werden eh kommen, selbst wenn du sie nicht einladen würdest. Stell dir vor, du lädst Jack nicht ein ...“Er schauderte. Yanniks einzige Schwester konnte wirklich furchteinflößend sein. „Und du kannst ja nichts dafür, dass ich vor meiner Familie geflüchtet bin.“

„Hm ... Mit Jack werde ich fertig, keine Sorge.

Aber du hast mir nie mehr über deine Familie erzählt.“

Zärtlich legte Yannik seine Arme um ihn und musterte ihn neugierig.

„Meine Eltern und vor allem meine Großeltern väterlicherseits sind sehr religiös. Das ist wohl ein bisschen eine Dorfkrankheit.“ Neo seufzte, als ihm etwas klar wurde, über das er schon lange nicht mehr nachgedacht hatte. Irgendwie war mit Anna, der Person, die er vor seiner Transition gewesen war, auch seine ganze Vergangenheit ausgelöscht. „Ich weiß nicht mal, ob Oma und Opa noch leben.“

Jetzt fühlte er sich auf einmal richtig mies. Er war gegangen und hatte nicht mehr zurückgeschaut.

„Standest du ihnen nah?“

Sensibel wie immer, auch wenn man das diesem bulligen Kerl gar nicht zutraute, festigte sich Yanniks warme Umarmung um seinen Körper. Seine Hände streichelten behutsam seinen Rücken unter dem Hoodie.

„Als Kinder haben wir viel Zeit bei ihnen verbracht, wenn meine Eltern bei der Arbeit waren. Also meine Schwester Stefanie, mein Bruder Johannes und ich. Da ... war noch alles okay. Meine girly-Girl-Aufmachung hat ihnen dann allerdings nicht so gefallen.“

„Waren die Röcke wohl zu kurz?“ Mit einem liebevollen Zwinkern küsste Yannik ihn. Seine Art, Neo zu sagen, dass er ihn aufheitern wollte. „Sind das ältere Geschwister? Oder jüngere?“

„Beide jünger. Und ja, die Röcke zu kurz, der Ausschnitt zu tief.“

„Ungezogen warst du also schon immer.“

Neo hatte Mühe, über seinen Scherz zu lächeln, aber Yannik bemerkte es.

„Entschuldige. Erzähl mir mehr. Ich halte auch meine dumme Klappe.“

„Bloß nicht. Hat lange genug gedauert, bis ich dich zum Reden gebracht habe.“ Neo lehnte sich fest an ihn. „Als ich mich mit Michi verlobt habe, sind meine Eltern und Großeltern fast ausgeflippt. Natürlich dachten sie, ich wäre schwanger.“

„Zwanzig warst du, richtig?“

„Genau. Zwanzig und zwei Wochen vor der Hochzeit ... Scheiße ... Ich war ein ziemlicher Arsch, einfach abzuhauen.“

„Das warst du nicht. Du wusstest dir nicht anders zu helfen und hattest Angst. Mit zwanzig denkt man nicht so weit. Mach dir deshalb keine Vorwürfe.

Außerdem ..." Sein Verlobter lächelte verliebt.

„...außerdem war es mein Glück, dass du das gemacht hast.“

„Du bist süß, Yannik. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, war es schon heftig von mir ... und ...

irgendwie hab ich sie auch alle im Stich gelassen.“

„Aber sie waren viele, du warst alleine. Du kannst stolz auf das sein, was du erreicht hast, ohne fremde Hilfe. Außerdem hatte es einen Grund, warum du dich ihnen nicht anvertraut hast, oder? Nimm nicht die ganze Schuld auf dich.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemand akzeptiert hätte. Mein Vater war der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, meine Mutter auch bei einer katholischen Frauenvereinigung.“ Neo lachte.

„Schwul oder lesbisch sein? Das gab es in ihrem Weltbild nicht. Und jetzt einen schwulen trans Mann als Sohn?“

Yannik kniff die Lippen zusammen. Neo sah, wie er abwog.

„Würdest du es ihnen trotzdem sagen wollen? Sie vielleicht zur Hochzeit einladen? Ich meine, gerade klang es so, als würdest du einiges bereuen. Und es gibt beinahe nichts, was man nicht wiedergutmachen kann“, sagte er dann ganz ruhig.

„Ich hab schon mal drüber nachgedacht, ob ich es ihnen sagen soll. Auch als Hiller mich damit unter Druck gesetzt hat. Vielleicht sollten sie es erfahren, bevor es ihnen jemand anders erzählt.“

„Egal, welchen Weg du gehen willst, ich gehe ihn mit dir.“

Yanniks Angebot war ihm völlig ernst, das konnte Neo in seinen Augen deutlich sehen.

„Ich liebe dich, Yannik“, flüsterte er. „Ich liebe dich so sehr.“

Kapitel 2

Yannik

Das schöne Frühlingswetter hielt sich in den nächsten Tagen, sodass Yannik wie versprochen schon mal ein paar Bretter und andere Utensilien zu seiner Schwester Jack, die eigentlich Julia hieß, schaffte. Aber durch ihre Lieblingsserie als Jugendliche hatte sich der Spitzname Jack etabliert, den sie bis ins Erwachsenenalter beibehalten hatte.

„Ich weiß immer noch nicht, wie ich das finde“, gestand Jack, während sie ihren jüngsten Sohn Jonas auf den Arm trug. Sie warf einen skeptischen Blick in den Baum, in dem Yannik das Baumhaus für ihre Kinder bauen wollte.

„Kinder brauchen ein Baumhaus“, statuierte Yannik trocken. „Ich hab euch damals schließlich auch eins gebaut. Und hab es nie bereut.“

Er war der Älteste der Geschwister und hatte ihnen im nahegelegenen Wald ein Baumhaus gebaut. Ihr Vater hatte es ihnen im eigenen Garten verboten, deshalb hatte Yannik einen anderen Platz dafür gesucht.

Seine Geschwister hatten es geliebt und nie war jemandem etwas passiert.

„Ja, aber die Kinder damals waren anders als jetzt.“ Jack seufzte. „Du weißt, wie oft Jule und Johanna sich weh tun. Wir hätten damals über die Verletzungen gelacht, aber hier geht immer gleich die Welt unter.“

„Sie werden vorsichtig sein und ich mach es so sicher, wie es nur geht.“

Jack seufzte.

„Dein Wort in Gottes Ohr. Hier, halt mal, ich hol uns was zu trinken.“

Ohne zu fragen, drückte Jack ihm ihr Baby in die Arme und verschwand nach drinnen.

Yannik versuchte seit der Geschichte mit seiner Ex-Verlobten, ein wenig Abstand zu Babys zu halten, aber Jack interessierte das natürlich wenig. Sie war für Konfrontationstherapie – immer.

Seufzend setzte Yannik sich den Kleinen im Arm zurecht und sah ihm zu, wie er auf einem Beißring herumkaute.

Jonas war ein süßer Spatz, das musste er zugeben. Er hatte jetzt schon die dunkelblauen Augen, die sie alle von ihrem Vater geerbt hatten. Ob seine Halbschwester sie auch ...? Er traute sich nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.

Wenn er ehrlich mit sich war, wollte er sie kennenlernen. Aber ob er es aushielt, Claudia oder seinen Vater zu sehen?

Immerhin war das Mädchen seine Halbschwester.

Und was würde Neo darüber denken?

Wahrscheinlich würde er Yannik verstehen. Er verstand Yannik immer, das war das Schöne. Yannik hatte immerhin lange gedacht, selbst Vater dieses Kindes zu sein. Da war es doch nur natürlich ...

Er seufzte tief und fing Jonas' Beißring auf, den er fallen ließ.

Ob er jemals Vater werden würde? Wollte er denn Vater werden? Er war noch nicht lange genug mit Neo zusammen, um mit ihm über dieses Thema gesprochen zu haben. Das sollten sie vor der Hochzeit unbedingt tun.

„Na, wo schwebst du denn rum?“, hakte Jack unsensibel wie üblich nach und schnipste vor seiner Nase mit den Fingern.

„Schon gut“, wiegelte er ab.

Dass er damit bei Jack nicht weit kam, hätte ihm klar sein sollen.

„Neo und ich planen unsere Hochzeit“, sagte er deshalb, weil er nicht über ihre Halbschwester sprechen wollte. „Also hauptsächlich Neo, weil ich Partys nicht planen kann.“

„Du kannst sie meistens ja nicht mal feiern.“ Jack feixte, als sie die Wasserflasche und die zwei Gläser auf dem Terrassentisch abstellte und sich zu ihm setzte.

„Was plant ihr denn? Lass mich raten! Ihr feiert auf einem Weingut.“

„Willst du, dass ich kotze?“, fragte er nicht ganz ernst. „Nein, ich hab vorgeschlagen, es bei uns im Garten auszurichten.“

„Oh, das klingt ja nett.“ Jack lächelte. „Wirst du Richard und Claudia einladen?“

Sie konnte es nicht lassen, ihn zu ärgern.

„Haha, blöde Kuh.“

Doch Jack lachte nur darüber.

„Aber ernsthaft, erzähl mir mehr über die Planung.“

„So weit sind wir noch nicht gekommen. Es ist nur von Pavillons und vielen Blumen die Rede. Dann ging es darum, wie viele Gäste wir haben wollen ... und na ja, dass Neo eigentlich nur wenige Leute zum Einladen hat.“

„Nicht? Du musst mir auf die Sprünge helfen, ich weiß fast nichts über deinen Lover. Abgesehen davon, dass er dich geknackt hat. Und du warst echt die härteste Nuss von allen.“

Spielerisch stieß Jack ihn mit der Schulter an.

„Ich weiß nicht, ob ich das alles erzählen sollte.“ Yannik seufzte. Er wollte auch nicht Neos Vertrauen missbrauchen. Und noch weniger wollte er ihn einfach so vor Jack als trans outen. Sein süßer Verlobter war die letzten Tage still gewesen, nachdenklicher als sonst.

„Eine Kurzfassung für die zukünftige Schwägerin ist doch sicherlich drin, oder?“

„Neo war nicht immer Neo. Als er sein altes Leben verlassen hat, hat er den Kontakt zu seiner Familie komplett abgebrochen.“

„Neo war nicht immer Neo? Wer war er denn dann?“ Jack rümpfte erst die Nase, doch dann wurden ihre Augen groß. „Uuh, heißt das, er ist im Zeugenschutzprogramm? Hat er einen Mafioso verpfiffen und muss deshalb untertauchen?“

Yannik seufzte tief.

„Du bist echt manchmal so hohl, Jack.“

Sie grinste breit.

„Mag sein. Aber was ist das denn jetzt mit seiner Familie? Hat er Sehnsucht? Will er hin?“

„Sehnsucht ist es, glaube ich, weniger. Eher Schuldgefühle“, meinte Yannik jetzt. Sollte er Jack mehr erzählen? Normalerweise konnte sie Geheimnisse gut bewahren, aber es war doch etwas sehr Persönliches.

„O Gott, wenn ich das schon höre. Aus Schuldgefühlen irgendwas anleiern, bringt doch nie was Gutes.“

Jack verdrehte die Augen und Jonas gluckste.

„Nicht wahr, kleiner Schatz?“

Ganz verliebt strahlte Jack ihren Sohn an und Yannik hob ihr das Kind wieder in den Arm.

„Du hast wirklich mal wieder das Feingefühl eines Elefanten, Jack“, brummte er. „Die Umstände, wie Neo seine Familie verlassen hat, waren sicher nicht ideal. Ich verstehe es aber, warum er es getan hat. Und auch, warum er sich deswegen schuldig fühlt.“

„Weißt du, manchmal braucht man ein paar Informationen mehr, um sich einfühlen zu können“, gab Jack vielsagend zurück. „Etwas mehr als: Er war mal wer anders und ist abgehauen.“

Yannik seufzte. Ein bisschen hatte sie damit wohl recht.

„Neo hat sehr religiöse Eltern. Und ein schwuler Sohn hätte nicht in ihr Weltbild gepasst. Jetzt klarer?“

„Ach so. Die alte Homophobie-Leier. Dann sollte er erst recht nicht hinfahren. Homophobie kuriert man nicht von heute auf morgen.“

„Nein, vermutlich nicht. Nur ist ihm halt erst jetzt so richtig klar geworden, dass er eben auch noch Familie hat. Und ganz egal ist sie ihm dann eben doch nicht.“

„Wir haben auch einen Teil der Familie, den wir abgeschrieben haben. Und ganz ehrlich? Ich bereue nichts.“

„Das ist auch erst sieben Monate her. Bei Neo sind es neun Jahre.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich in neun Jahren anders darüber denke.“ Jack zuckte mit den Schultern.

„Neo aber schon. Und wenn er hin will, dann fahren wir hin.“

Komisch, wie sicher Yannik sich auf einmal war, dass das geschehen würde. Es gab da etwas aufzuarbeiten in Neos Leben und er wusste einfach, dass es ihm nie Ruhe lassen würde, bis er nicht dort gewesen und seinen Eltern in die Augen gesehen hatte.

„Schon gut, schon gut. Ihr werdet das schon regeln. Aber wenn ihr irgendwie Hilfe braucht, dann meldet euch. Ja?“

„Dann bist du die Erste, die ich anrufe.“ Yannik grinste, trank sein Wasser aus und erhob sich. „Ich hau ab, ich hab jetzt Sehnsucht.“

„So, so ... Ich würde das ja notgeil nennen.“ Jack lachte und zwinkerte ihm zu.

„Wir vögeln nicht dauernd. Nur weil du dir eine schwule Partnerschaft so vorstellst, heißt das nicht, dass es auch so ist.“

Amüsiert streckte Yannik ihr die Zunge raus.

„Klar, manchmal bist du ja auch in deiner Werkstatt. Sag meinem Schwager in spe einen lieben Gruß.“

*

„Neo?“

Nachdem Yannik ins Haus hineingerufen hatte, wartete er auf Antwort, aber da kam nichts. Obwohl Neos Auto im Hof stand.

Yannik ging zur Hintertür und rief in den Garten:

„Neo?“

„Ja?“

Er hörte die Antwort nur ganz leise, weshalb er nach draußen trat. Suchend schlug er sich durch die Büsche, bis er seinen Liebsten auf der Bank unter dem Rankgitter sitzen sah.

Er wirkte wieder so nachdenklich wie in den letzten Tagen seit ihrem Gespräch über seine Familie.

Bekümmert trat Yannik zu ihm und ließ sich umstandslos neben ihm nieder, um den Arm um ihn zu legen.

„Bist du in Ordnung?“, fragte er, nachdem er ihn mit einem Kuss auf die Schläfe begrüßt hatte.

„Ja, alles okay.“ Er seufzte und lehnte seinen Kopf an Yanniks Schulter.

„Ich hab nachgedacht“, sagte Yannik, dem Neo alles, nur nicht okay vorkam. „Dich beschäftigt das mit deiner Familie. Du wirst das vermutlich nicht durch Nachdenken klären können.“

„Das stimmt auffallend.“ Wieder seufzte Neo.

„Und was kam bei deinen Überlegungen heraus?“

„Dass wir hinfahren müssen. Du sagst ihnen, was du zu sagen hast und wir sehen, wie es sich entwickelt. Vorher wirst du keine Klarheit haben.“

Yannik blickte ihn ernst an und streichelte dabei seinen Nacken.

„Du würdest mich wirklich begleiten? Auch wenn ... es nicht gut läuft?“

„Warum stellst du solche Fragen?“ Ein kleines bisschen beleidigt drückte Yannik ihm die Finger in den Nacken. „Natürlich begleite ich dich. Und wenn es nötig ist, hau ich auch denjenigen um, der dir dumm kommt.

Ab jetzt machen wir alles zusammen. Weil das die Definition von Für immer ist.“

„Na ja ... ich weiß ja, wie sie über manche Dinge gesprochen haben, und ich möchte nicht, dass sie dich verletzen.“

„Mich?“

Yannik lachte. Sein Liebster war vollkommen unglaublich!

„Mich kann niemand verletzen. Süß, dass du dich gar nicht um dich selbst sorgst. Ich mach mir nur Gedanken um dich. Deshalb bin ich auf jeden Fall bei dir, hörst du?“

„Selber süß“, murmelte Neo und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er atmete tief durch. „Dann werd ich mich mal umsehen, ob wir ein Zimmer in dem Ort bekommen. Ich glaube nicht, dass ich bei meinen Eltern schlafen möchte. Selbst wenn sie das zulassen würden.“

„Wie lange willst du bleiben? Wo fahren wir überhaupt hin?“

Unglaublich, dass er nicht einmal das von seinem Verlobten wusste. Vielleicht hatte Jack doch recht und sie poppten zu viel und sprachen zu wenig.

„An den Arsch der Welt.“ Jetzt lachte Neo und es klang ehrlich. „Wie wäre es erstmal mit fünf Tagen? Dann könnte ich dir ein bisschen was von der Gegend zeigen?“

„Das klingt toll.“

Verliebt nahm Yannik seine Hand.

„Und wir vögeln zu viel. Wir müssen mehr miteinander reden. Mit dem, was ich von dir alles nicht weiß, kann man Bücher füllen.“

„Wir vögeln zu viel? Wer sagt das?“

Neo guckte nicht so, als würde er dem zustimmen.

„Jack. Und ich mach das auch viel zu gern, um damit aufzuhören. Aber ich weiß wirklich wenig von dir. Das gefällt mir nicht.“

Ohne darüber nachzudenken, schob er die Hand unter Neos Hintern und hob ihn an, damit Neo sich rittlings über seinen Schoß kniete.

Verliebt sah Yannik ihn an.

„Du musst mir mehr erzählen. Inzwischen bin ich die Plaudertasche und das ist seltsam.“

„Ich finde es sehr erfrischend“, neckte Neo ihn liebevoll, ehe er einen Kuss folgen ließ. „Was möchtest du denn wissen, was du noch nicht über mich weißt? Ein Buch wirst du damit aber sicher nicht füllen.“

„Alles will ich wissen. Von deiner frühesten Kindheitserinnerung bis zu dem Getränk, mit dem du dich mal so abgeschossen hast, dass du es nicht mehr trinken kannst. Solche Sachen will ich wissen. Ich verbringe zu viel Zeit in meiner Werkstatt. Aber die fünf Tage in deiner Heimat klebe ich dir einfach am Arsch und lausche deinen Worten.“

Zufrieden mit seinem Plan zog Yannik ihn zu sich und küsste ihn. Er konnte nicht leugnen, dass ihm diese Position schon wieder ziemlich gut gefiel.

„Wie wäre es, wenn ich dir ab jetzt nach jedem Mal Sex einen Schwank aus meinem Leben erzähle?“, raunte Neo ihm zu.

„Zwei Fliegen mit einer Klappe“, gab Yannik lüstern zurück. „Lass uns Orgasmen zählen, dann kommen wir schneller ans Ziel. Für jeden Orgasmus eine Geschichte.“

Seine Hände gelangten ohne sein Zutun in Neos Hose und strichen über seinen Hintern. Ein vorwitziger Finger bahnte sich einen Weg zwischen seine Pobacken und legte sich mit leichtem Druck auf seinen Hintereingang.

Sein Verlobter keuchte leise auf, er fühlte dessen heißen Atem an seinem Hals.

Yannik verstand das als Zustimmung und ließ seinen Finger in ihn schlüpfen. Dafür zog er die andere Hand hinten aus seiner Hose, um sie vorne wieder hineinzuschieben. Wie er erwartet hatte, war Neos Klitoris steif und hart, sodass er die Finger darum schließen und sie sacht reiben konnte.

Sein Verlobter stöhnte kehlig auf, schien nicht zu wissen, welcher Hand er sich entgegenbewegen sollte.

Jegliche Art von Sex war mit Neo großartig.

Außerdem war er so hingebungsvoll dabei ... Wahrscheinlich landeten sie deshalb so oft in der Kiste.

Yannik hatte sich noch nie zuvor so angenommen und wohl mit einem seiner Sexualpartner gefühlt.

Klar hatte er vorher nur mit Frauen geschlafen und da lag vermutlich die Krux, wenn man schwul war.

Dafür genoss er es mit Neo jetzt umso mehr.

Yannik schob seinen Finger noch tiefer in ihn und bewegte ihn schließlich im Takt, was Neo ein ums andere Mal erschauern ließ.

„Fuck ... was machst du bloß jedes Mal mit mir?“ Neo stöhnte in seinen Armen, sein Körper bebte.

„Ich will dich ..."

„Du kriegst mich, wie auch immer du willst“, knurrte Yannik und biss gierig in Neos Hals.

„Dann nimm mich ... einfach hier.“

„Du sexy Herzensbrecher.“

Yannik erhob sich mit Neo auf dem Schoß, hielt ihn einfach genau da.

„Willst du es von hinten? Oder wie immer?“

„Ich will dich da, wo dein Finger grad noch war.“

„Stell dich hin.“

Yannik konnte sich kaum noch beherrschen. Er war so hart, dass selbst seine bequeme Cargo zu einer Qual wurde. Neos Beine rutschten von seinen Hüften und er drehte sich gleich zur Bank um.

Nun befreite Yannik ihn von seiner Hose, ehe er dasselbe bei sich tat. Neo beugte sich vor, um sich an der Lehne festzuhalten und Yannik konnte seine einladenden Eingänge sehen, was ihn noch heißer machte.

Ein Glück hatte er wie immer eine kleine Tube Gleitgel in einer der Taschen seiner Cargohose. Dank des Testosterons wurde Neo schon längst nicht mehr feucht, aber sie waren gern spontan, seit sie beide sich auf mögliche Krankheiten getestet hatten. Daher war Yannik immer vorbereitet.

„Ich kann's kaum erwarten“, murmelte Neo mit dunkler Stimme. Yannik liebte es, wenn er sich so anhörte. Er zog die Tube aus der Beintasche und benetzte sowohl seine Finger als auch seine Erektion damit.

Vorsichtig schob er einen Finger nach dem anderen in Neos Hintereingang, während er dessen Hoodie lüftete und zärtlich seinen Rücken küsste. Er musste Neo weiten, bevor er mit seinem Schwanz in ihn kam.

So viel Zeit musste sein, um es seinem Liebsten schön zu machen. Auch wenn er kaum noch an sich halten konnte.

Sie beide würden es so genießen, das wusste er.

Vorsichtig drang er mit den Fingern tiefer in den engen Eingang, hörte dabei Neos heftiges Keuchen.

Aber er würde jetzt nicht schneller machen, auch wenn sie beide heiß waren.

Als er endlich drei Finger in ihm hatte und sie rhythmisch bewegte, legte er Hand an seine eigene Erektion. Das war zu geil, um den Takt nicht mitzuverfolgen.

Doch schließlich glaubte er, dass Neo bereit war, da dieser schon vor Lust am ganzen Körper zitterte.

Er zog seine Finger zurück, um seine Eichel gegen seine Rosette zu pressen und rutschte beinahe zu schnell die ersten Millimeter hinein. Sofort hielt er an.

„Geht es, Liebster?“, fragte er sacht.

„Jahh ... bitte, Yannik. Das ist so ... verdammt gut.“

Keuchend schob Yannik sich weiter in ihn, Stück für Stück, und es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis er endlich seinen Unterleib gegen seinen Arsch presste.

„Du bist unglaublich“, stöhnte er, als er Neos Hüften packte und begann, ihn heftig zu nehmen. Er hielt sich nicht zurück mit seinem Stöhnen und Neos Ächzen machte ihn noch mehr an.

Als er merkte, dass er fast nicht mehr konnte, griff er wieder nach vorn und umschloss Neos Ständer.

Sein Verlobter wimmerte erregt. Zumindest so gut kannte er Neo, um zu wissen, dass auch er kurz davor war. Seit er ihn kannte, war sein Höhepunkt leise, trotzdem berührte ihn die Heftigkeit jedes Mal wieder.

„Ich liebe dich, Neo“, raunte er ihm ins Ohr.

Die letzten Male stieß er zu, er würde nicht länger durchhalten. Er festigte seinen Griff um Neos Klitoris und keuchte selbst unbeherrscht.

„Ich komme! Gott, Neo!“

Gleichzeitig spürte er, wie Neo sich rhythmisch um ihn verengte und er leise seinen Namen seufzte.

Für eine Weile war nur ihr wilder Atem zu hören.

Ein absolut perfekter Moment.

Angestrengt atmend umschlang Yannik Neos Mitte und presste die Wange an seinen Rücken.

„Ich lieb dich so. Ich hab keine Worte dafür.“

„Ich liebe dich auch, Yannik. Du bist unglaublich.“ Neo hörte sich ziemlich befriedigt an, was ihm wiederum schmeichelte. „Aber es ist kalt hier draußen.

Was hältst du von 'nem Kaffee?“

„Auf der Couch unter der Decke?“

Yannik lächelte und entließ ihn aus seiner festen Umarmung. Er zog seine Hose wieder hoch und als Neo sich umdrehte, küsste er seine Klit und grinste. Das war einfach das beste Leben, das er da führen durfte.

„Hört sich gut an.“ Neo streichelte ihm über die Wange. „Ich dank dir“, murmelte er und küsste ihn auf einmal innig.

„Ich danke dir, Auserwählter.“

Es war schwer, dem Drang zu widerstehen, ihn wieder in seinen Arm zu ziehen.

Stattdessen umschlang er ihn an der Hüfte und schlug den Weg zum Haus ein.

„Also, was willst du mir erzählen über dich?“

„Hm ... Ich finde irgendwie gar nicht, dass ich so Interessantes zu erzählen hab, aber versprochen ist versprochen.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen sah er zu ihm nach oben. „Vielleicht sollte ich dir mal von Michi erzählen. Ich hab ihn an Fasching kennengelernt, wie man das eben so tut auf dem Land. Ich war ein sexy Cheerleader und er ein Arzt.“ Jetzt sah er wieder nachdenklich aus. „Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt etwas mit ihm angefangen hab.“

Sie betraten das Haus und Yannik zog Neo mit sich in die Küche. Er wusch sich die Hände, stellte zwei Tassen unter den Kaffeevollautomaten und schaltete ihn ein.

„Na, ein Arzt ist ja normalerweise eine gute Partie.“

Er zwinkerte seinem Verlobten zu und küsste ihn zart.

„Jain. Er war halbwegs witzig und konnte seine Finger bei sich behalten. Das waren definitiv Pluspunkte.“

„Das wird ja immer besser. Das muss ja ein tolles Dorf gewesen sein.“

Yannik lachte und zog ihn an sich, während er sich gegen die Anrichte lehnte.

„Na ja ... die Sache war die, dass ich schon neugierig auf Schwänze war, aber ich wollte nicht, dass mir einer der Kerle an den Busen fasste und erst recht nicht da unten.“

Der Gedanke daran schien Neo überhaupt nicht zu behagen. Wie unwohl musste er sich damals gefühlt haben. Der Zwiespalt, dass er einerseits experimentieren wollte, aber sich nicht hatte anfassen lassen, musste sehr belastend gewesen sein.

„Ist dann überhaupt je was zwischen euch gelaufen?“, wollte Yannik neugierig wissen.

Ob Neo je Sex als Frau gehabt hatte? Oder hatte er damit gewartet, bis seine Transition vollzogen war? Er musste ihn noch so viel fragen! Warum hatte er das im letzten halben Jahr nicht getan?

„Ich war 16, glaub ich, fast 17, als wir uns kennengelernt haben. Als ich ihn zu Hause vorgestellt habe, musste ich hoch und heilig versprechen, mit dem Sex noch zu warten – nichts leichter als das. Mir wurde beinahe schlecht bei dem Gedanken daran, dass er mir da sein Ding reinsteckt.“ Neo rieb sich über die Augen.

„Also lief es so: Ich hab Michi angefasst, hab es ihm mit Hand und Mund gemacht, aber er durfte mich nicht anpacken.“

Seine Worte schockierten Yannik.

„Aber ... wenn ich das tue, ist es okay? Ich wusste nicht, dass du solche ... Vorbehalte hast ... Hättest du was gesagt ..."

Er merkte selbst, dass er nur stammelte. Hatte er jetzt ein Jahr lang Dinge mit Neo getan, die er eigentlich nicht gewollt hatte? Er bekam innerlich richtig Panik.

„Yannik ... alles was ich mit dir tue, mache ich absolut, weil ich das will.“ Neo schmiegte sich an ihn.

„Dass ich das nicht wollte, lag an der Geschlechtsdysphorie. Seit ich die Hormone nehme und ein Mann bin, ist alles anders geworden.“

„Geschlechtsdysphorie? Erklärst du mir ..."

Yannik seufzte und legte die Stirn an Neos Schopf. „Ich hätte alles googeln sollen, was? Komm, ich bring unsere Kaffees rüber und dort erzählst du mir alles darüber.“

Ein paar Minuten später hatten sie es sich gemütlich gemacht und Yannik fühlte sich noch immer schuldig. Schon zu Beginn ihrer Beziehung war es ständig um ihn gegangen. Ihn und seine verleugnete Homosexualität. Ihn und Claudia. Ihn und das Baby.

In den letzten Monaten hatte er es so genossen, einfach er selbst zu sein, dass er gar nicht weiter darüber nachgedacht hatte, ob Neo mit allem klarkam. Natürlich hatte sein Verlobter nichts gesagt. Es war einfach seine Art, die Dinge allein mit sich zu regeln, weil er es nicht anders kannte. Aber es war Yanniks Pflicht, sich jetzt mit ihm gemeinsam darum zu kümmern.

Und er wollte es auch. Nie hatte er sich in der Vergangenheit für die Angelegenheiten seiner Partnerinnen interessiert. Für Neos jetzt dafür umso mehr.

„Also, Crashkurs, bitte“, sagte er, als er Neo auf der Couch im Arm hielt und seinen Duft genoss.

„Also, was ich damit sagen wollte, ist, dass viele trans Menschen mit ihrem Körper die größten Probleme haben. Vor allem natürlich mit ihren Geschlechtsteilen. Die sind ja das deutlichste Merkmal dafür, dass sie nicht im richtigen Körper stecken.“

Das klang logisch.

„Und die Hormone ändern das?“

Meine Güte, wie dumm Yannik sich fühlte! Wie konnte Neo ihm sein bisheriges Desinteresse nur nachsehen?

„Durch die Therapie ändert sich einiges. Mehr als man zuerst denkt. Die Stimme wird tiefer, die Periode bleibt irgendwann bei den meisten aus.“ Neo schluckte leicht. „Das war immer das Schlimmste. Ich hab mich geekelt vor mir selbst. Also angenehm ist es natürlich auch für cis-Frauen nicht. Aber wenn du eh schon Probleme mit dir selbst hast, dann macht dich das fertig. Und ich wusste lange Zeit nicht, warum es mir in diesen Tagen besonders schlecht ging. Als Teenager hat Mama mich oft deswegen in der Schule entschuldigt, auch wenn sie angenommen hat, ich hätte so schlimme Regelschmerzen.“

Sein armer Verlobter!

Je mehr Yannik darüber erfuhr, desto mehr konnte er sich vorstellen, wie belastend das für Neo gewesen sein musste. Dass er inzwischen keine Periode mehr hatte, wusste er zumindest. Ein winzig kleines Detail, das ihm zumindest nicht entgangen war.

Wortlos zog er ihn näher zu sich und nickte, dass er fortfahren sollte.

„Na ja, die Sache mit Michi lief dann ganz gut soweit. Ich mochte ihn, vielleicht war ich auch mal kurzzeitig verknallt. Aber hauptsächlich war ich froh, dass er akzeptiert hat, wie ich das haben wollte. Er hat auch nicht versucht, mich anzugrapschen.“

Neo erzählte all das so neutral, ohne großartige Emotionen zu zeigen. Das war Yannik von ihm gar nicht gewohnt, da er Gefühle sonst nicht verbarg.

„Denkst du ab und zu an ihn?“, hakte Yannik sacht nach. Er war nicht eifersüchtig, er wollte nur Neos Seelenleben ergründen.

„Anfangs schon. Ich hab überlegt, ob ich ihm schreiben soll. Es ihm irgendwie erklären, aber ich hatte wohl zu viel Schiss.“

„Ich glaube, das ist okay. Du musstest erst mal selbst zurecht kommen mit deiner Situation.“

Yannik drückte ihm einen Kuss aufs Ohr.

„Und an deine Familie? Ich habe das Gefühl, dass du deine Emotionen ... keine Ahnung ... abgestellt hast.“