Yes or No - Nadine Schwager - E-Book

Yes or No E-Book

Nadine Schwager

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Beschreibung

Nach der Hochzeit seines Bruders ist für Yannik alles anders. Dass er nicht tickt wie andere Männer, war ihm vorher bereits klar. Aber seit dieser schicksalhaften Begegnung mit Neo kann er an nichts anderes mehr denken als an ihn. Dabei erwartet sein Vater doch eine baldige Eheschließung mit der hübschen Claudia und ein Enkelkind! Neo dagegen trifft bei der Recherche über illegal entsorgten Müll im Haus des vermeintlich Schuldigen unversehens wieder auf Yannik. Der ihm auf der Hochzeit seiner besten Freundin so den Kopf verdreht hat. Die Chemie zwischen ihnen stimmt - aber wird das auch so blieben, wenn Yannik erfährt, dass Neo ein trans Mann ist?

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Seitenzahl: 354

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Danke, mein lieber Yves, dass du diese Reise mit mir gemacht hast. Es war aufregend, wundervoll und wird hoffentlich noch lange nicht die Letzte sein.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Epilog

Kapitel 1

Yannik

Die Musik war mittlerweile zu den langsamen Schnulzenliedern übergegangen, die Yannik kaum ertragen konnte. Er hatte noch nie was für Schnulzen übriggehabt. In diesem oberromantischen Ambiente des kleinen Schlösschens jedoch brachte es ihn fast zum Würgen.

Obwohl sein Bourbon noch nicht leer war, signalisierte er dem Barkeeper, dass er noch einen wollte. Wollte? Was für ein Quatsch - zum Überleben brauchte.

Drüben im Nebensaal drehten sich ein paar letzte Pärchen. Unter anderem das frisch gebackene Brautpaar. In enger Umarmung hielt sein jüngster Bruder Thomas seine Braut Luna im Arm.

Thomas, dem er all das hier zu verdanken hatte.

Claudias glänzende Augen, ihre anschmiegsame Art den ganzen Tag, ihre Anspielungen, dass sie auch gern bald heiraten würde.

Super war das.

Yannik hatte es nicht mehr ertragen, ihre drängenden Küsse, ihre enttäuschten Seufzer. Deshalb war er noch mal aus dem Hotelbett geflüchtet, in dem seine Freundin inzwischen selig schlief, und war wieder heruntergekommen.

Um zu trinken. Und zu vergessen.

Normalerweise war das nicht seine Art, aber diese Hochzeit brachte wohl seine schlechtesten Seiten zum Vorschein.

Nicht, dass er sich nicht für Thomas freute. Im Gegenteil, Luna war eine Spitzenfrau und passte perfekt zu seinem jüngsten Bruder, aber er selbst wäre am liebsten gar nicht erst hierher gekommen.

Leider gab es Familienzwang, der bei den Schmidts besonders groß war. Alle waren sie da gewesen. Seine Schwester Jack mit ihrem Mann und den beiden Kleinen. Sein Bruder Niklas mit Frau und den beiden etwas größeren Söhnen. Und selbstverständlich seine Eltern, die glücklicher über Thomas' Wahl nicht hätten sein können. Und natürlich waren wieder die Fragen gekommen, wann er, Yannik, endlich heiratete. Am liebsten wäre er fahnenflüchtig geworden. Stattdessen hatte er es ertragen und Jack ihre Kinder abgenommen, um sich mit ihnen die Zeit zu vertreiben. Fangen hatten sie im Schlossgarten zwischen den ganzen Rosen gespielt. Und Gewichtheben, wobei Yannik sich jede Nichte auf einen Arm setzte und sie dann wie Gewichte nach oben drückte. Die Mädchen quietschten dabei immer lachend.

Er liebte seine Nichten über alles, aber eigene Kinder? Mit Claudia? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen. Sie kannten sich gerade erst zwei Jahre.

Der Gedanke ließ ihn den Rest des Glases herunterstürzen.

Es begann, sich endlich wohlig in seinem Kopf zu drehen, da bekam er bereits das nächste Glas gereicht.

Er leerte es direkt zur Hälfte, ehe er absetzte. Diesen Tag wollte er nur noch vergessen. Wollte Claudias Enttäuschung vergessen, seine eigene Unzulänglichkeit.

„Ich möchte das Gleiche, das er da gerade in sich reingeschüttet hat", sagte eine Stimme neben ihm. „Einen Doppelten, wenn's geht."

Yannik drehte den Kopf zur Seite und sah einen schlanken Mann mit roten Haaren und rotem Bart, der sich auf den Barhocker neben ihn zog. Natürlich trug auch er einen gut sitzenden Anzug wie alle hier. Dunkel erinnerte Yannik sich, ihn am Brauttisch gesehen zu haben.

Er musste wohl irgendetwas mit Luna zu tun haben, schätzte er, denn er war kein Freund von Thomas.

„Die Musik ist lausig, was?", begann der Typ mit ihm zu plaudern, während er mit der einen Hand nach dem Glas griff und mit der anderen seinen Krawattenknoten löste.

Yannik stieß gesellig wie selten das Glas gegen seines und nickte, ehe er trank.

„Alle Hochzeiten sind lausig."

„Na, so düster würde ich das nicht sehen. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht, würde ich sagen. Die einen tanzen zu Schmusesongs ... die anderen trinken Bourbon." Der Mann grinste und sah ihm in die Augen, während er einen weiteren Schluck nahm.

Da konnte Yannik nur zustimmen. Das zweite Glas - oder war es schon das dritte? - stieg ihm wahnsinnig schnell zu Kopf. Das wohlige Drehen geriet immer mehr zur Achterbahnfahrt.

„Für Bourbon muss niemand heiraten."

Gab das Sinn? Er hatte keine Ahnung.

Helles Lachen ließ ihn aufhorchen.

„Da hast du natürlich auch wieder recht. Aber ... warum sitzt du hier und schubst nicht deine Freundin übers Parkett?"

„Sie schläft."

Natürlich hatte der Kerl Claudia bemerkt. Jeder bemerkte Claudia. Denn sie war oft die hübscheste Frau im Raum mit ihrem weichen, goldblonden Haar, dem heißen Fahrgestell, den endlos langen Beinen und ihren strahlend blauen Augen.

Wie oft er schon für diesen Fang beglückwünscht worden war! Wie oft seine Mutter schon gesagt hatte, was für hübsche Kinder sie bekommen würden!

Nur Yannik war sich noch immer unklar darüber, ob er das überhaupt wollte.

Es war nicht so, dass er Claudia nicht mochte. Sie war absolut liebenswert, immer gut gelaunt und zuvorkommend, unterstützend, witzig ... aber so richtig ... so richtig richtig fühlte es sich einfach nicht an.

„Okay, gut für mich. So trinke ich zumindest nicht allein."

Der Mann sah ihn aus blauen Augen an und hatte ein schiefes Lächeln auf den Lippen, das bei den meisten Menschen ziemlich doof aussah, aber er war eine Ausnahme. Wie hieß der Kerl? Vermutlich sollte Yannik es wissen, aber beim besten Willen konnte er sich nicht erinnern.

Deshalb zuckte er nur die Schultern und trank erneut.

„Warum ... " Yanniks Zunge war ganz schwer. „Warum tanzt du nicht?"

„Ich bin solo zur Hochzeit gekommen."

„Irgendwo läuft bestimmt auch 'ne Singlelady rum", erwiderte Yannik und verhaspelte sich fast. Trotzdem leerte er sein Glas und winkte dem Barmann nach mehr. „Du auch noch?"

Sein Gegenüber nickte. „Keine Singlelady für mich, vielen Dank."

Das verstand Yannik zwar nicht, aber er zuckte nur die Schultern, da er eben seinen neuen Drink bekam.

Er hielt dem Kerl das Glas hin und diesmal stieß dieser seines dagegen.

Wenn Yannik nur endlich dieses Gefühl des Versagens loswerden würde! Aber dazu müsste er sich wohl ins Koma saufen.

„Du legst ein ganz schönes Tempo vor." Der andere wirkte amüsiert und drehte sich ein Stück auf dem Stuhl, um die Beine übereinanderschlagen zu können.

Yannik nickte benebelt.

„Mein Bruder zahlt die Rechnung."

„Besonders gesprächig bist du ja nicht, oder?" Wieder das helle Lachen.

„Nie gewesen", nuschelte Yannik und das stimmte. Er war schon immer eher schweigsam gewesen, weil er eben nichts sagte, wenn es nichts zu sagen gab. Oft tat ihm das für seine Gesprächspartner leid. Heute machte der Alkohol, dass es ihm egal war.

„Du bist deinem Bruder nicht gerade ähnlich ... Also zumindest vom Wesen ... Aber du siehst besser aus als er." Der Mann lachte. „Ups, sorry, hab ich das laut gesagt? Ich hatte wohl doch ein bisschen viel."

Darüber musste Yannik zynisch lachen.

„Glaubst du doch selbst nicht. Tommy, unser handsome boy, kann doch jede haben. War schon immer so. Hat mir sogar mal eine ausgespannt. Da war er noch in der Schule und ich schon beim Studium."

Na, schau an, da lockerte der Alkohol doch noch seine Zunge.

„Nun, ich mag Männer wie dich. Breite Schultern, groß ... Und sogar wenn du so düster schaust, gefällt es mir."

Okay, es hatte gedauert, aber endlich fiel der Groschen.

Yannik sah den Kerl mit den roten Locken, die perfekt gestylt waren, an, dann blickte er wieder in sein Glas.

„Sorry, bin nicht schwul."

„Warum sorry? Hast dir auch nicht ausgesucht, hetero zu sein." Der Typ lachte überdurchschnittlich viel. „Solange es dich nicht stört, dass ich dich anflirte."

Kopfschüttelnd zuckte Yannik die Schultern.

„Ich flirte nur mit Bourbon."

Drinnen lief gerade das nächste Lied von Adele an und sein Sitznachbar seufzte.

„Lust, nach draußen zu gehen? Ich pack das Gejaule nicht mehr ..."

„Sprichst mir aus der Seele."

Mehr als ein Raunen brachte Yannik nicht hervor. Langsam zog es ihm die Augen zu.

Mann, er hatte wirklich zu schnell getrunken.

„Brauchst du Hilfe, oder kannst du noch alleine gehen?"

„Geht schon", murmelte Yannik, während er von der Sitzfläche rutschte, aber seine Beine trugen ihn nicht mehr. Mit einem erstaunten Laut angelte er nach Halt, erwischte aber nur den Rothaarigen.

„Am besten du legst deinen Arm um mich. Ich glaube, die frische Luft brauchst du wirklich dringend, sonst kriegst du noch Ärger mit deiner Holden."

„Meh", machte Yannik nur, weil ihm das gerade herzlich egal war.

Ohne Widerrede legte er den Arm um den Kerl und ließ sich von ihm durch eine der geöffneten Terrassentüren in den dunklen Garten führen. Das Einzige, was ihnen hier draußen Licht spendete, waren bunte Lampions über ihren Köpfen.

Es war eine kühle Frühlingsnacht, aber zumindest regnete es nicht.

„Hübscher Garten. Dass Thomas ein Schloss gemietet hat für die Hochzeit... Verrückt, oder?"

„Überkandidelt wie immer", brummte Yannik trocken. „Aber Luna scheint es zu mögen."

„Sie ist 'ne absolute Perle und er trägt sie auf Händen. Zu Recht."

„Klar. Wie weit willst du noch?"

Yannik konnte nicht mehr. Er hatte zu viel getrunken, um durch den ganzen Schlossgarten zu rennen.

„Komm, da hinten ist 'ne Laube. Dort hört man die Musik nicht mehr."

Durch leicht verschwommene Sicht erkannte Yannik einen der Rosenpavillons, in denen er mit seinen Nichten vorhin noch Versteckenfangen gespielt hatte. Wenn er sich nicht täuschte, gab es darin auch eine Bank.

Also nickte er und er ließ sich mehr dorthin schleppen, als dass er selbst ging. Was für ein Desaster.

Warum hatte der Kerl ihn finden müssen? Ansonsten wäre er jetzt an der Bar eingepennt und morgen früh mit dem Kater seines Lebens aufgewacht und in sein Zimmer gewankt. Aber nein, der Typ ...

Warum hatte der eigentlich keinen Namen?!

„Wie heißt'n du?"

„Neo. Warum?" Der Mann grinste. „Möchtest du wissen, was du nachher stöhnen sollst?"

Bedröppelt lächelte Yannik.

„Neo? Du verarschst mich doch."

„Würde mir doch im Traum nicht einfallen."

Auf einmal lachte Yannik schallend los.

„Du bist Neo und ich bin Mr. Smith."

Auch sein Gegenüber lachte. Hell und freundlich. „Soll ich dich so nennen? Mr. Smith?"

„Ich heiß Yannik. War nur lustig."

„Ich weiß, wie du heißt." Neo schmunzelte, als er ihm half, sich auf die Bank zu setzen.

In dem von oben bis unten mit Rosenranken bewachsenen Pavillon war es dunkler. Gerade so konnte Yannik noch Neos Gesicht erkennen. Er lächelte dünn und ließ den Arm fast widerwillig von Neos Schultern gleiten.

„Hat Tommy getratscht?"

„Ach, nur ein wenig über die Familie. Ich bin oft bei Luna und ihm zu Besuch."

Wieder schlug Neo die Beine elegant übereinander. Er hatte wirklich lange Beine, fiel ihm dabei auf.

Er war ein gut aussehender Mann, das musste Yannik einsehen. Auch wenn er nicht auf Kerle stand.

Rothaarige gab es auch eher selten und er erwischte sich bei der Frage, ob sämtliche Haare wohl den gleichen Farbton hatten. Wie viel hatte er noch mal getrunken?

Yannik lächelte verschmitzt über seine Gedanken. Er wollte gerne was zu ihm sagen, aber er wusste nicht was, deshalb blieb er stumm.

„Du stehst echt nicht auf Small Talk", meinte Neo nach einer Weile, in der nur ihr Atem zu hören war.

Yannik schüttelte den Kopf. Dann ließ er ihn nach hinten sinken und schloss die Augen, um tief durchzuatmen. Die frische, kühle Luft machte ihn wieder ein bisschen klarer.

„Und worauf stehst du dann?", fragte Neo in einem seltsam rauchigen Ton direkt neben seinem Ohr.

Erstaunt hob Yannik den Blick zu ihm. Er war ihm verdammt nah gekommen, so nah, dass er seinen Atem roch.

Was wollte er hören?

Vielleicht versuchte er es mit einem Scherz?

„Auf meine Freundin schon mal nicht."

„Das Gefühl hab ich auch. Du könntest mal was anderes ausprobieren ..."

Neo hatte echt wahnsinnig lange Wimpern, fiel ihm bewundernd auf.

„Was anderes? Ich bin immer noch nicht schwul."

Yannik wollte ihn nicht verprellen, er hatte nichts gegen ihn. Aber auf Männer stand er eben trotzdem nicht.

„Hast du es denn schon mal probiert? Ich hätte echt Bock, dir einen zu blasen."

Allein bei dem Gedanken an einen Blowjob rieselten kleine, schüchterne Glücksgefühle durch Yanniks Unterleib.

Er sah Neo an. Der musste ihn doch verarschen! Aber in den blauen Augen des anderen entdeckte er nur glimmende Lust.

„Okaaaayyy ...?", machte Yannik gedehnt.

„Okay, ja oder okay, nein? Du kannst auch die Augen zulassen, wenn du magst. Dann kannst du dir vorstellen, wen auch immer du willst, der es dir besorgt."

Das Angebot war nett, auch wenn Yannik nicht gewusst hätte, wen er sich hätte vorstellen sollen.

Dann fiel ihm ein, dass er Neo noch immer keine Antwort gegeben hatte. Und eigentlich hätte er es nicht annehmen sollen, aber er wollte es. Das lag bestimmt am Alkohol, aber er wollte diesen Blowjob. Es war ewig her, dass er einen gehabt hatte, auch wenn Claudi ihm das immer wieder anbot.

Deshalb sah er in Neos blaue Augen und sagte: „Okay, ja."

Er räusperte sich verlegen, doch der andere Mann lächelte zufrieden.

„Mach es dir ruhig bequem, Yannik."

Mit der Eleganz einer Raubkatze sank Neo auf die Knie. Obwohl dieser Yannik bedienen wollte, hatte er die Situation vollkommen unter Kontrolle.

Seufzend lehnte Yannik sich ein bisschen zurück und genoss die steigende Vorfreude, während Neo ihm den Gürtel und die Hose öffnete. Der Rotschopf verbiss sich das Lächeln nicht, als ihm Yanniks Erektion bereits entgegenkam, als er ihn auch von der Unterhose befreite.

Tatsächlich war er selbst überrascht, dass er schon hart war. In letzter Zeit hatte er wirklich nicht viel Lust gehabt.

Dann spürte er den warmen Atem auf seiner Haut.

„Lecker", murmelte Neo.

Das Kribbeln, das dieses Wort in ihm auslöste, war erstaunlich heftig.

Yannik konnte sich nicht davon abhalten, die Fingerspitzen vorsichtig zwischen Neos rote Strähnen zu schieben. Er berührte ihn kaum, aber ... irgendetwas machte es mit ihm.

Endlich sah er die Zungenspitze, die sich seiner Erektion näherte. Zentimeter um Zentimeter. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.

Dafür war die Erlösung umso besser, als Neo damit seine Eichel umkreiste. Yannik stöhnte und griff nun richtig in sein Haar.

Neo dagegen schloss nun auch die Lippen um die Spitze seiner Erektion, um spielerisch daran zu lecken. Dadurch wurde er nur noch härter.

Verdammt, wie sollte er sich dabei noch vorstellen, es wäre jemand anderes?

Mit einem tiefen Blick in seine Augen nahm Neo ihn weiter in den Mund, nur um dann seine Augen genussvoll zu schließen.

Das Bild, wie er Yanniks Ständer im Mund hatte und es ihm offensichtlich genauso viel Spaß bereitete wie Yannik, war so geil, dass Yannik sich richtig beherrschen musste, nicht sofort zu kommen. Seine Erektion zuckte, aber er riss sich zusammen.

Die Frage war, wie lange er das schaffen würde. Vor allem, nachdem Neo das Tempo erhöhte und seine Hoden mit einer Hand massierte.

Dabei seufzte der andere um seinen Ständer, ließ sich von seiner eigenen Lust davontragen.

Yannik stöhnte ebenso, tief, kehlig und aus der Mitte seiner selbst heraus.

So hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt!

Oder hatte er sich überhaupt je so ...

Neos Finger rutschten ein Stück tiefer in seine Unterhose und massierten seinen Damm. Das gab Yannik endgültig den Rest.

Er packte fest in Neos Haar und kam mit lautem Ächzen.

Neo umschloss ihn über den Zeitraum seines Orgasmus ganz fest und entließ ihn erst, als die Wellen der Lust so langsam abebbten.

Flatternd öffnete Neo seine Augen und sie wirkten immer noch lustverhangen.

Yannik ging es kein Stück besser.

Er war völlig außer Atem und wusste überhaupt nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Also tat er das Einzige, was ihm einfiel. Er lehnte sich nach vorne, zog Neos Kopf, in dessen Haar er immer noch seine Finger hatte, zu sich, und küsste ihn auf die Lippen. Er baute gerade genug Druck auf, dass Neo die Lippen öffnete, doch dann ließ er wieder von ihm ab.

Sein Herz raste jetzt und alles drehte sich in seinem Kopf.

Mit zitternden Fingern schloss er seine Hose und den Gürtel, bevor er hastig aufstand.

„Schon okay, Yannik ... Keine Panik", hörte er Neos Stimme. Ganz sanft, aber es beruhigte ihn nicht. „Es darf dir gefallen. Vielleicht erinnerst du dich ja mal gern daran zurück."

„Hmmh, ja. Dankegutenacht."

Was hatte er da bloß getan?! Wie war er auf die Idee gekommen, ihn auch noch küssen zu müssen? Wie hatte er dem Blowjob überhaupt zustimmen können?!

Völlig durcheinander wischte Yannik sich über das Gesicht und hastete über die Terrasse ins Schlösschen hinein.

Er kuschelte sich jetzt an Claudia und versuchte, diesen furchtbaren Tag - und Abend - für immer zu vergessen!

Kapitel 2

Neo

„Du siehst aus, als hättest du einen Kater. Dabei hab ich dich gestern kaum was trinken sehen", sprach Luna Neo von der Seite an.

Dafür, dass sie gestern geheiratet und wie eine Prinzessin ausgesehen hatte, war ihr Look heute wieder sehr normal. Nur die braunen Haare lockten sich noch etwas mehr als sonst, seit sie ihre Brautfrisur über Nacht gelöst hatte.

„Hab lange nachgedacht. Du weißt doch ... Hochzeiten liegen mir nicht."

Das war mehr als milde ausgedrückt. Trotzdem hatte ihn gestern etwas anderes in seinem Hotelzimmer wach gehalten. Der Grund dafür saß ein paar Tische weiter beim Frühstück und wirkte sehr auf seine Freundin und den Teller vor sich konzentriert. Schnell sah Neo weg.

„Ach, armer Schatz."

Mitfühlend legte Luna die Hand auf Neos. Seine Freundin verstand ihn. Das war zumindest tröstlich.

Auf Lunas anderer Seite erschien auf einmal Thomas' neugieriges Gesicht.

„Worum geht's? Warum bist du arm, Neo-Schatz?"

Neo sah das schelmische Glitzern in seinen tiefblauen Augen. Yannik hatte am vergangenen Abend schon recht gehabt: Thomas war ein Leckerbissen.

Aber sein Bruder hatte eine Aura gehabt, der Neo sich kaum hatte entziehen können, seit er ihn dort brütend an der Bar gesehen hatte.

Luna warf ihrem frisch Angetrauten einen liebevollen Blick zu. „Ärgere ihn nicht, Herzblatt. Du weißt doch . . ."

„Natürlich weiß ich, Liebes. Ich wollte Neo nur ein bisschen aufheitern."

Thomas blickte Neo ebenso besorgt an. Das konnte er jetzt gar nicht brauchen!

„Darf ich dir noch etwas vom Buffet holen, An­getraute?", bot Tommy nun allerdings an. Vielleicht wollte er Luna und Neo auch nur Zeit allein verschaffen.

„Einen Orangensaft und noch mal Rührei mit Speck." Seine beste Freundin strahlte ihren Mann an. Er mochte die Tatsache, dass sie keines dieser Fitnessgirls war, die jede Kalorie zählten.

„Alles klar, bekommst du." Mit einem Zwinkern und einem Küsschen auf Lunas Wange ging Thomas in Richtung des Buffets.

„Also, sag schon, was dir auf der Seele liegt, Bester", begann Luna ohne Umschweife und drehte sich zu ihm herum. „Ich will nämlich, dass mein Trauzeuge am Morgen nach meiner Hochzeit genauso glücklich ist wie ich."

„Ich muss dir doch dazu gar nichts sagen. Du kennst die Geschichte."

Ja, die alte Geschichte war definitiv gestern wieder hochgekommen. Er schluckte. Weshalb er die Erinnerung mit Alkohol und einem Blowjob für ihren Schwager bekämpft hatte. Ihren Schwager, der hetero war und mit einer Bombe von Frau hier saß. „Ich hab halt später ein wenig getrunken, als ihr nur noch Augen füreinander hattet."

„Oh, das tut mir leid. Ich wollte dich nicht vernachlässigen. Das nächste Mal tanzen wir zu dritt, mein Schatz."

Luna nahm mit sichtlich schlechtem Gewissen seine Hand.

„Hörte ich hier eben zu dritt?"

Thomas war zurück und stellte nicht nur vor Luna einen Teller mit einem riesigen Haufen Rührei mit Speck, sondern auch vor Neo einen mit Croissant und Marmelade. Danach erhielt Luna auch noch ihren Orangensaft, während Tommy gespielt lüstern zwinkerte.

„Zu dritt klingt wunderbar, finde ich. In jeder Lebenslage."

„Spinner", murmelte Neo für einen Moment verlegen. „Und du hast mich nicht vernachlässigt, Luna. Es war schließlich eure Hochzeit, da geht es doch nicht um mich."

„Dafür geht es heute um dich!", beschloss Thomas, der sich wieder neben seiner Frau niederließ und den Arm um sie legte. „Du kommst mit zu uns und hilfst uns mit den Geschenken. Und wir essen gemütlich zusammen. Was sagst du?"

Der fürsorgliche Blick rührte Neo. Obwohl er eigentlich ein schlechtes Gewissen hätte haben sollen, weil er gestern seinen vergebenen Bruder angemacht hatte.

„Ich ... Echt? Ich meine, wollt ihr nicht lieber allein sein?"

„Allein können wir den Rest unseres Lebens sein", sprang auch Luna auf den Zug auf. „Sag mir, was du essen willst, dann koch ich das."

„Oder ich fahre los und hole uns was Leckeres, damit meine süße Ehefrau nicht gleich in der Küche stehen muss", warf Tommy ein und küsste Lunas Hand.

„Ihr zwei seid echt die Besten." Neo konnte gar nicht anders, als zu lächeln. Ohne Luna wäre er wirklich verloren gewesen. Aber seit sie Thomas hatte, war auch er ein toller Freund geworden.

Unwillkürlich warf Neo noch mal einen Blick zu Yannik, der sein Essen immer noch anstarrte, als müsse er erst noch entscheiden, ob er es zu sich nehmen wollte oder sich vielleicht doch eher übergeben.

Die Freundin saß strahlend wie der Morgen neben ihm und streichelte ihm mitleidig über den Rücken, flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Schaudernd wandte Neo sich ab.

Auf die stand Yannik doch gar nicht. Warum gab er sich mit der ab?

Wenn er nur daran dachte, wie hart Yanniks Ständer gewesen war, als er ihn ausgepackt hatte ... Der Gedanke daran, dass Neo ihm einen blies, hatte das verursacht. Einzig und allein der Gedanke.

So viel zum Thema „Ich bin nicht schwul". Er selbst war zumindest verdammt geil gewesen auf Yannik. Niemals hätte er gedacht, dass dieser Schrank von Mann auf seinen hirnrissigen Vorschlag eingehen würde.

Aber er hatte es getan und jetzt fühlten sie sich beide mies. Zumindest vermutete er das, wenn er Yanniks verschlossenes Gesicht so betrachtete.

Innerlich seufzend wandte er sich wieder seinem Croissant zu.

Eigentlich war ihm der Appetit gründlich vergangen.

„Soll ich euch zum Griechen einladen?", fragte er schließlich, um das schlechte Gefühl zu vertreiben.

„Grieche klingt wunderbar", sagte Luna sofort, die ihm anzusehen schien, wie mies es ihm ging. Auch Thomas nickte.

„Ja, gerne. Aber ich zahle."

„Hast du überhaupt noch Geld nach dieser Prunkhochzeit?", neckte Neo ihn mit breitem Grinsen. „Ein Schloss, Mann, mehr ging wohl nicht, oder?"

„Nur das Beste für die Königin meines Herzens."

Thomas lehnte sich erneut zu Luna, um ihren Mundwinkel zu küssen. Sie kicherte verliebt, wobei Neo amüsiert die Augen verdrehte.

„Ihr seid höchstens Könige der Schmalzigkeit."

Jetzt lachten sie alle drei. Plötzlich fühlte er sich wieder besser. Diesen Effekt hatten seine Freunde fast immer.

Auf einmal fiel ein Schatten auf den Tisch und er schluckte, als er aufblickte.

Yannik mit seiner Perle am Arm. Doch er sah Neo nicht an.

„Claudi und ich machen uns auf den Weg. Wir wollten uns nur kurz verabschieden."

Claudi und ich. Wir. Genauso gut hätte Yannik ihm in den Magen boxen können.

Er gab sich Mühe, ihn genauso wenig anzusehen wie umgekehrt.

Dafür erhoben sich jetzt Thomas und Luna, um sich von den beiden mit Umarmungen zu verabschieden.

„Danke für die wunderbare Feier. Es war die schönste Hochzeit, auf der ich je war!", fügte Claudi hinzu. Allein dieser Spitzname! Neo hätte am liebsten geknurrt, riss sich aber zusammen.

Weder hatte er irgendein Recht, eifersüchtig zu sein, noch sonst was. Schließlich kannte er Yannik nicht. Ein Blowjob machte schließlich nicht gleich die ganz große Liebe.

Und so wie Yannik sich verhielt, wollte er den Blowjob auch ganz schnell wieder vergessen.

Das sollte Neo auch tun. Es hatte doch keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen und sich die Laune verderben zu lassen!

„Kommt gut nach Hause. Wir sehen uns ja dann alle zum Osterbrunch, oder?" Thomas klopfte seinem ältesten Bruder auf die Schulter.

Der Typ verzog echt keine Miene, während er seine Freundin noch enger umschlang. „Sicher. Wie jedes Jahr. Vater würde mich wahrscheinlich abholen lassen, sollte ich fernbleiben."

„Wahrscheinlich." Tommy grinste. Yannik nickte ihm nur noch einmal zu, dann verließ er mit seiner Flamme den Tisch. Neo gab sich Mühe, unmerklich aufzuatmen.

„Geht's dir nicht gut, Neo? Du bist ganz blass. Doch zu viel getrunken?", fragte Luna besorgt, als sie sich wieder neben ihm niederließ.

„Scheint so . . . " Ihm war gar nicht aufgefallen, wie flau ihm geworden war. Wenn auch nicht vom Kater. Dankbar über die Möglichkeit dieser Ausrede, schob er das Croissant von sich. „Ich glaube, ich passe."

Kurzerhand erhob er sich.

„Ich pack schon mal mein Zeug zusammen, damit ich euch nachher mit den Geschenken helfen kann", beschloss er.

Thomas, der noch nicht wieder saß, trat zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Leg dich noch ein bisschen hin. Wir wecken dich, ehe wir fahren."

Neo nickte und wandte sich um, doch da traf er unvermittelt auf Yanniks Blick, der eben seine Mutter einige Tische weiter umarmte.

So stechend wie jetzt hatten seine Augen den ganzen gestrigen Abend nicht ausgesehen.

„Danke dir." Ein Lächeln schlich sich auf Neos Lippen und kurz überlegte er, für einen weiteren solchen Blick auch Thomas einen Schmatzer aufzudrücken. Am besten direkt auf den Mund.

Es kostete ihn etwas Überwindung, aber dann tat er es einfach.

Er wusste, dass Thomas ihm das nicht übel nehmen würde.

Als er von ihm abließ und einen schnellen Seitenblick zu Yannik warf, glühten dessen Augen beinahe wie Laser. Konnte er da etwa Eifersucht glimmen sehen?

„ Sehr südländisch, mein Hase", reagierte Thomas nun amüsiert auf den Kuss, tätschelte Neos Po und setzte sich wieder zu Luna, die das Ganze belustigt verfolgt hatte.

Er schickte den beiden noch einen Luftkuss und ging durch den Frühstücksraum auf den Ausgang zu. Dabei gab er sich Mühe, eben keinen weiteren Blick zu Yannik zu riskieren. Sollte er doch mit Claudi knutschen. Das war es schließlich, was er wollte.

Kapitel 3

Yannik

„Tut mir leid, Claudi."

Bis zum Abend hatte Yannik gebraucht, um die Worte zu finden. Erst hatte er sich geschämt, dann ausgenüchtert und sich noch ein bisschen mehr geschämt. Und als er wieder halbwegs klar im Kopf war, hatte er beschlossen, dass das nie passiert war. Wie hätte es auch? Dass sich ein schwuler Mann zu ihm an die Bar setzte, um ihm später im Garten einen zu blasen? Nie im Leben!

Er hatte das geträumt oder fantasiert aufgrund des Alkohols. Und dass dieser Typ beim Frühstück Thomas geküsst hatte ... Das zeigte Yannik doch, dass dessen Interessen ganz woanders lagen! Nicht bei ihm. Unmöglich. Das war nicht passiert!

Aber trotzdem hatte er sich den ganzen Abend lang seiner Freundin gegenüber nicht korrekt verhalten.

„Hm? Was tut dir leid, Schatz?", fragte Claudi halbherzig, die mit Kochen beschäftigt war. Yannik trat hinter sie und legte die Arme um ihren Bauch, um ihren Nacken zu küssen.

„Mein Verhalten gestern auf der Hochzeit", sagte er ehrlich. „Das hat mich alles so überfordert. Vor allem . . ."

Er wollte sagen, dass ihn alle gefragt hatten, wann er Claudi heiratete, aber dann schnitt er das Thema an und das wollte er tunlichst verhindern.

„Vor allem die vielen Leute und das Tanzen."

Lächelnd sah Claudia sich zu ihm um und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Weiß ich doch. Du bist eben kein Partytier wie deine Geschwister."

„Das stimmt. Tut mir leid, du hättest sicher gern öfter getanzt und . . ."

„Dafür hast du Jack einen Riesengefallen getan, indem du dich um die Mädchen gekümmert hast. Das war richtig süß. Du wirst mal so ein guter . . . " Doch sie hielt inne und verbesserte sich: „Du bist so ein guter Onkel. - Sollen wir essen, Yanni?"

Yannik nickte und nahm den dämlichen Spitznamen mit einem Lächeln hin.

„Tut mir noch mal leid. Das nächste Mal gebe ich mir mehr Mühe."

„Du bist ein Süßer. Danke, aber ich hatte Spaß. Dein Vater und dein Bruder haben ja mit mir getanzt. Es ist alles okay."

Claudi küsste seine Lippen, ehe sie den Topf vom Herd zog.

Die Entschuldigung war nötig gewesen, doch leider fühlte er sich längst nicht so erleichtert, wie er gehofft hatte.

„Was war das eigentlich mit Thomas und diesem Neo heute Morgen? Das ist doch Lunas Trauzeuge gewesen, oder?", fragte sie nun belustigt und schaffte es, wie so oft, ein Thema zu finden, über das er eigentlich nicht mehr sprechen wollte.

„Keine Ahnung, kenn den nicht", flunkerte er deshalb und wandte sich ab. Stattdessen holte er Teller aus dem Hängeschrank seiner offenen Küche und stellte sie auf der Arbeitsplatte bereit.

„Der hatte ja Schneid! Küsst den Bräutigam am ersten Tag der Ehe." Claudi kicherte, als sie das Essen auf die Teller lud.

Warum konnte sie nicht aufhören, darüber zu sprechen, verdammt?

„Hmmh." Er zuckte lediglich die Schultern.

„Und Tommy, der Spaßvogel, packt ihm auch noch an den Hintern . . . " Sie lachte. „Bin ja gespannt, was Luna dazu sagt, wenn wir sie das nächste Mal sehen."

In Yanniks Augen hatte Luna nichts dazu zu sagen, immerhin hatte sie amüsiert ausgesehen, nachdem diese Farce stattgefunden hatte. Yannik erinnerte sich auch noch zu gut daran, als sein Bruder zu Schulzeiten mal einen Kerl mit nach Hause gebracht und als seinen festen Freund vorgestellt hatte.

Zum Glück hatte ihre Mutter schnell genug reagiert und beide aus dem Haus geschafft, bevor ihr Vater nach Hause gekommen war. Das hätte er nicht geduldet. Es hatte ja auch schon riesigen Zoff gegeben, als Jack sich von ihrem ersten Mann hatte scheiden lassen...

Richard Schmidt war da erzkonservativ.

Yannik schämte sich schon bei dem Gedanken, was sein Vater sagen würde, wenn er wüsste, was er am Abend vorher ...

Nein, das war nicht passiert!

Allein der Gedanke an den geilen Blowjob ...

Hör endlich auf, Yannik! Vergiss das jetzt!

Stattdessen ließ er seine Hand nun über Claudias Hüfte nach unten streichen. Auf ihren Hintern. Der war genau perfekt gerundet, so wie es sein sollte.

„Komm her, Claudi", sagte er leise. „Das Essen kann warten, oder?"

Claudi hob erstaunt den Blick ihrer schönen Augen zu ihm, dann ließ sie sofort alles liegen und drückte sich in seine Arme.

Wie ausgehungert sie war! Und das nur, weil er kaum Lust auf Sex hatte. Das war schon immer so gewesen, er kannte es nicht anders.

Doch nun küsste sie ihn bereits schnurrend und presste ihren festen Busen an seine Brust.

Yannik unterdrückte ein Seufzen, erinnerte sich aber daran, dass er sich was beweisen wollte.

Nein! Er wollte was bei Claudi wiedergutmachen. Deshalb wollte er mit ihr schlafen. Um sie zu verwöhnen. Nur deshalb.

Sie hatte es auch verdient, denn sie war toll und liebevoll. Und ehrlich.

„Yannik", murmelte sie zärtlich und streichelte über seine Brust. „Ich will dich . . ."

Ihre Hand strich hinunter in Richtung seines Schrittes. Nur dass sich da noch nicht so wirklich viel tat.

„Zieh dich aus, ich will dich verwöhnen", raunte er und ließ von ihr, um sie am Ellbogen zur Couch zu führen.

Er spürte ihre aufgeregte Gänsehaut, während sie ihre Kleidung von sich warf und einen wunderschönen Körper entblößte. Kein Gramm Fett zu viel, muskulös, aber nicht zu muskulös. Sie war ein Traum.

„Leg dich hin, Baby."

Mit einem vorfreudigen Lächeln ließ Claudia sich auf der langen Seite der Couch nieder. Yannik fackelte nicht lange, sondern kniete sich davor, um ihre Beine auseinander zu drücken.

„Du machst mich so heiß, Yanni. Du brauchst mich nur so anzusehen wie jetzt." Claudia blickte ihn an und lächelte.

Er lächelte zurück, was ihn mehr Mühe kostete, als es gesollt hätte, dann machte er sich daran, es ihr mit dem Mund zu besorgen.

Er mochte es nicht so gerne wie anderes, aber zumindest konnte er das gut. Als junger Erwachsener hatte er sich einen strikten Fahrplan zurechtgelegt, mit dem er immer ans Ziel kam. Und während er nun Punkt für Punkt abarbeitete, dachte er an Neos Zunge. Wie sie gekreist war und über seine Eichel geleckt hatte. Und wie geil wäre es vielleicht gewesen, wenn er auch seine Hoden ...

Claudi kam schreiend und erlöste Yannik von den unmöglichen Gedanken.

„Das war sooo gut, Schatz sagte sie noch ganz außer Atem. „Kommst du noch in mich? Ich möchte dich spüren." Sehnsüchtig klang sie dabei und ihre Augen glänzten.

Na ja, das war ja schließlich Ziel des Spiels gewesen, oder?

Yannik nickte und zog seine Hose samt Unterhose gerade bis zu den Knien, um sich über sie zu beugen. Sein Ständer war hart und er war erleichtert. Ob er das den Gedanken an ... Nein, das war Claudis Verdienst! Es musste so sein!

Seine Freundin küsste ihn nun, aber er hatte auf einmal wieder Neos Gesicht vor Augen. Seine geschwollenen Lippen nach dem Blowjob, seinen verklärten Blick, die Reste von Yanniks Saft noch auf ...

Ihm wurde übel.

Er hatte noch nicht einmal Claudis Eingang berührt, da sprang er wieder auf und rannte aus dem Wohnzimmer hinüber ins Bad.

Die Hände auf den Mund gepresst, erreichte er die Toilette und übergab sich dort herzhaft.

„Oh, Shit", keuchte er noch immer über der Schüssel. Was war denn das gewesen?

Verdammt, er hätte sich nach dem vielen Alkohol nicht so anstrengen dürfen!

Claudia eilte im nächsten Moment herein und kniete sich genauso nackt wie besorgt neben ihn, um seinen Rücken zu streicheln.

„Yanni, was war los?"

„Tut mir leid, der Alkohol . . . " , murmelte er.

„Armer Schatz! Ich hol dir . . . "

„Schon gut. Gib mir 'ne Minute, geht gleich wieder."

„Ich glaube, du legst dich am besten hin und ich kümmere mich ein wenig um dich." Claudia strich sanft über seinen verschwitzten Nacken. „Möchtest du dich morgen krankmelden? Ich könnte deinen Vater anrufen."

„Nee, schon gut."

Sich den ganzen Abend von Claudia betüddeln lassen? Er konnte sich Schöneres vorstellen!

„Hör mal, ich sitz hier noch bisschen, mir ist echt übel. Willst ... Ich will dir den Abend nicht verderben. Fahr doch heim und wir telefonieren später noch. Hier kannst du eh nichts mit mir anfangen."

„Ach, Schatz ... bist du dir sicher? Vielleicht hast du dir was eingefangen. Hattest du nicht auch Austern gegessen?"

Innerlich schüttelte sich Yannik. Er hasste Meeresgetier.

„Nee. Wirklich, geht morgen wieder. Fahr heim, mach dir 'nen schönen Abend. Hab noch deine Lieblingsschokolade da, nimm sie dir mit."

„Ach, du bist so ein Süßer." Seine Freundin sah ihn hingerissen an. „Dann gute Besserung. Meld dich nachher, ja?"

„Mach ich. Und sorry wegen ... Das holen wir nach."

Falls er jemals aufhören konnte, an Neo und den Blowjob zu denken.

Claudi drückte ihm einen verzeihenden Kuss auf die Wange und erhob sich.

„Du musst dich nicht entschuldigen, Yanni. Du hast dir das auch anders vorgestellt. Bis später, mein Schatz."

Nach ein paar Minuten hörte er noch mals Claudias Rufen und dann das Zufallen seiner Wohnungstür. Für eine Weile blieb er auf den dunklen Badfliesen sitzen. Das war wieder einmal ein Desaster gewesen. Dieses Mal sogar noch schlimmer als erwartet.

Er war doch krank! Da lag seine tolle Freundin vor ihm und er war mit den Gedanken bei einem Kerl. Bei einem Kerl, der es offensichtlich genoss, Heteros anzumachen. Sah man ja an ihm und an Thomas. Vermutlich machte Neo vor niemandem halt, egal ob er damit Beziehungen zerstörte.

Wobei seine Beziehung zu Claudia ...

Nein, diese Büchse öffnete er jetzt nicht auch noch.

Neo. Neo machte Beziehungen kaputt. Es wurde Zeit, dass er mehr über diesen Kerl erfuhr! Irgendetwas konnte mit dem doch nicht stimmen! Nicht, dass er bald auch noch die frische Ehe seines Bruders auf dem Gewissen hatte!

Mit neuem Elan erhob er sich und verließ das Badezimmer.

Wenn jemand etwas über Thomas und seinen komischen Freund wusste, dann doch wohl Jack.

Zum Glück wohnte seine Schwester nur eine halbe Stunde entfernt und würde nichts gegen spontanen Besuch einzuwenden haben. Das hatte sie nie.

In frischen Klamotten, die nicht nach Claudias süßem Parfüm rochen, raste er über die Schnellstraße.

Mit Jack konnte er immer reden und entgegen seiner sonstigen Art wollte er das gerade.

Jack war die Zweitjüngste von seinen Geschwistern und hieß eigentlich Julia. Aber in einer sehr prägenden Phase ihrer Jugend war J.A.G.- Im Auftrag der Ehre ihre Lieblingsserie gewesen. Und damit hatte sie ihren Spitznamen weg. Jack genoss ihn auch.

Wenig später hielt Yannik vor dem hübschen Einfamilienhaus mit wildem Garten, in dem sie lebte.

Jack, ihr Mann und ihre Kinder kamen Yannik immer wie der Prototyp einer heilen Familie vor. Alle waren glücklich damit. So verdammt glücklich. Warum war er es nur bei dem Gedanken daran, er würde mit Claudia in einem solchen Haus wohnen und ihre Kinder dort aufwachsen sehen, nicht? Was zur Hölle lief bei ihm nur so falsch?

Doch bei dieser Frage kam er seit Jahren nicht weiter. Seine Beziehung zu Claudia war bisher die längste seines Lebens und auch nur ... na ja, weil er eben nicht jünger wurde. Er war 38 und seine Mutter wurde schon ungeduldig. Sogar sein Vater fragte schon ab und an nach Hochzeit und Enkeln. Aber Yannik konnte nicht. Auch wenn Claudia der Hauptgewinn war - schon die Vorstellung jagte ihm eine Heidenangst ein.

Allein das Ausbleiben einer Szene von ihr bewies doch, dass sie die richtige Frau für ihn war.

Vielleicht sollte er über seinen Schatten springen. Den Ring, der schon für sie in seiner Sockenschublade wartete, nehmen. Ihr den Antrag machen, auf den sie und alle anderen warteten.

Bei dem Gedanken, wie er vor ihr auf die Knie ging und sie um Für immer bat, wurde ihm schon wieder übel.

Schnell stieg er aus dem Auto und gerade, als er es verriegelte, öffnete sich Jacks Haustür.

„Yannik! Onkel Yannik!", riefen Johanna und Jule und rannten bereits in ihren Schlafanzügen auf ihn zu. Lachend hob er die beiden in seine Arme, um sie zu knuddeln.

Seine Schwester Jack stand kopfschüttelnd in der Haustür.

„Hab gar nicht mit dir gerechnet, großer Bruder. Jetzt krieg ich die beiden süßen Kröten ja nie ins Bett... Dabei ist morgen Kindergarten . . ."

Yannik musterte sie verlegen. Sie sah burschikos aus mit ihrem kurzen, schwarzen Haar und den muskulösen Armen. Den fitten Eindruck störte nur die kleine Wölbung ihres Unterleibs. Baby Nummer drei war im Anmarsch.

„Und wenn ich die Kröten ins Bett bringe und sie versprechen, dann ganz brav einzuschlafen?", schlug

„Deal. Ich mach dir ein Bier auf. Du siehst aus, als könntest du eins brauchen."

Jack hatte einen Riecher für so etwas.

„Eins wird nicht reichen."

Sie kannten sich einfach. Jack war das einzige seiner Geschwister, mit dem er enger war. Das ihn nicht verurteilte.

„Komm rein. Und gleich ab nach oben, ihr zwei!"

Jubelnd rannten seine Nichten die Treppe hinauf. Yannik folgte ihnen etwas langsamer. Er las eine Geschichte vor, während er zwischen den beiden im Bett kuschelte, gab ihnen dann Gute-Nacht-Schmatzer und verließ das Kinderzimmer wieder.

Unten erwarteten ihn Jack und ihr Mann John in der Küche am Esstisch. Kaltes Bier stand auf seinem Platz bereit.

„Also los, was gibt es?"

In ihrer Familie war es üblich, dass man schnell zum Punkt kam. Einerseits war das gut, denn man konnte ehrlich sein und redete nicht dauernd um den heißen Brei herum. Andererseits machte es das schwer, irgendetwas zu verbergen.

Und definitiv würde er niemandem jemals erzählen, was passiert war.

Denn es war nicht passiert. Weil so etwas nicht passieren durfte.

„Die Hochzeit liegt mir noch im Magen", sagte er, was nicht gelogen war. „Was war das für ein Typ, der Thomas geküsst hat? Ich meine, der Trauzeuge. So ein Vogel."

Doch Jack lachte nur und auch John schien sich zu amüsieren.

„Mach dir keine Sorgen, Brother", antwortete John mit breitem, britischen Akzent. „Neo ist völlig harmlos. Ein netter Kerl ."

Dafür warf Yannik einen fragenden Blick zu Jack. Vielleicht erfuhr er von ihr mehr.

„Neo ist echt in Ordnung. Er hat Luna bei der Organisation der Hochzeit geholfen. Er macht sich nicht an Tommy ran, keine Sorge. Die kennen sich ja auch schon ewig."

„Warum hab ich noch nie was von dem Kerl gehört und ihr kennt ihn alle?", fragte er. Das wurmte ihn. „Aus welchem Hut hat Luna den denn gezaubert?"

„Das, mein liebes Brüderlein, kommt daher, dass du nie bei irgendwelchen Feiern auftauchst, außer Vater ordnet es persönlich an."

Nonchalant trank Jack von ihrem Bier und Yannik wollte eben wegen der Schwangerschaft protestieren, da sprang ihm der 0%-Aufkleber ins Auge. Er sah sein eigenes Bier an, das war auch alkoholfrei. Unwillig verzog er die Lippen.

„Wie ... wie lange kennt ihr den Typen denn schon?" Immerhin hatte er Thomas geküsst und der hatte ihm am Arsch begrapscht. Also ging ihn das sehr wohl etwas an.

„Keine Ahnung, zwei Jahre?" Fragend blickte Jack John an, der nickend die Schultern zuckte.

„Am nächsten Wochenende hat Tommy übrigens zum Nachhochzeitstrinken eingeladen. Vielleicht kommst du da ja ausnahmsweise auch. Neo ist sicher auch da", schlug Jack vor.

„Ich hab keine Einladung bekommen", brummte Yannik konsterniert.

„Die ging an Claudi, nachdem du aus der Gruppe ausgetreten bist, du Partymuffel."

„Claudi hat auch nichts davon gesagt." Womöglich, weil sie seine Antwort schon kannte.

Zwei Jahre war dieser Mann schon Teil vom Leben seines Bruders und er kannte ihn nicht. Das ärgerte Yannik ins Bodenlose. Dafür, dass sie alle immer so vertraut taten, erfuhr er ziemlich wenig.

„Tja, liegt vermutlich nicht an Claudi." Jack warf ihm einen vielsagenden Blick zu, doch ehe er sich verteidigen konnte, klingelte ihr Handy.

„Wenn man vom Teufel spricht."

Grinsend nahm sie ab.

„Hallo, Claudi. - Wozu denn Kamille? - Für Yanniks Magen?"

Mit ungläubig aufgerissenen Augen sah Jack ihn an. Doch er wedelte nur hilflos mit den Händen. Claudi durfte keinesfalls erfahren, dass er hier war!

„Das ist aber nett, dass du ihm einen Kamillentee kochen und vorbeibringen willst!"

Yannik schüttelte heftig den Kopf und Jack zeigte ihm dafür den Stinkefinger.

„Tut mir leid, die Kamille treibt noch nicht so früh im Jahr. - Nee, die aus dem Supermarkt ist auch nichts, da hast du recht. Lass ihn nur schlafen, da beruhigt sich der Magen am besten. - Mhm, ja, ist mir auch aufgefallen, dass er den ganzen Tag komisch war. Der kriegt sich schon wieder ein. Keine Sorge, Claudi. - Ja, mach ich. Schönen Abend noch!"

Dann legte sie auf und ein mörderischer Blick traf Yannik.

„John, lass uns kurz allein, bitte", sagte sie zu ihrem Ehemann, der Yannik nur mitfühlend auf die Schulter klopfte.

„War nett mit dir, Brother. Farewell."

Damit trollte er sich aus der Küche.

„Was?", fragte Yannik genervt. „Sag bloß, du hast noch nie 'ne Ausrede gesucht, um John loszuwerden?"

„Yannik . . ."

Derselbe tadelnde Tonfall wie ihre Mutter. Yannik bekam sofort ein schlechtes Gewissen.

„Na, spuck schon aus, was du sagen willst", murmelte er.

„Warum lügst du Claudi an? Und was meinte sie damit, du seist seit der Hochzeit komisch? Was ist mit dir los, großer Bruder?"