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Tauche ein in tiefgründige Geschichten. Von Selbstzweifel bis hin zu Fragen über unsere Existenz. Wonach handeln wir und treffen unsere Entscheidungen? Liebeszauber zu Halloween, Monster, tödliche Insekten und eine wirklich merkwürdige Art zu sterben. All diese und noch viele weitere Kurzgeschichten findet ihr im zweiten Band von "Your Deadly Dreams"
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Seitenzahl: 98
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Your Deadly Dreams
vol. 2
Eine weitere Sammlung von Kurzgeschichten
Copyright (c) 2001-2024 by Kerstin D. Schwarz (alias Merci) Umschlagmotiv und -gestaltung: Kerstin D. Schwarz
Verlag:
Kerstin Schwarz
Barcelona-Allee 17
55129 Mainz
[email protected] // www.kerstin-schwarz.com
Druck und Herstellung:epubli, ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
I AM MY ONLY MASTER
Kannst Du sie hören? Die Stille der Nacht. Sie umgibt dich wie ein friedvoller Umhang.
Oh, die Stille der Nacht trägt dich so weit fort. Dorthin, wo Träume fliegen und Sorgen vergehen.
Jeder Atemzug fühlt sich leicht an. In dieser Ruhe findest du Frieden.
Can you feel it too? The silence so pure. A gentle embrace, a cure for the soul.
Oh, the silence of the night carries you far away. Where dreams take flight and worries decay.
Peux-tu l'entendre le calme de la nuit. Il apaise ton cœur et chasse l’ennui.
Oh, le calme de la nuit. T’emporte au loin là où les rêves s’envolent et les soucis s’éteignent.
In der Stille der Nacht flüstert die Ewigkeit ihr sanftes Versprechen von Raum und Zeit. ____________________ © 2024
Heute Nacht ist es endlich so weit! Heute Nacht ist die Nacht der Nächte, es ist Halloween! Endlich hat das Warten ein Ende. So lange habe ich schon gewartet, aber jetzt ist es so weit. Der 31. Oktober, der Tag der Untoten und Geister. Heute Nacht werden sie zurückkommen! Denn ich werde sie zurückbringen, ich ganz allein! Die ganze Welt wird mein Werk bewundern, meinen Ruhm miterleben und mich vergöttern, denn ich werde die Toten auferstehen lassen.
So weit mein Plan. Dieser steht schon sehr lange fest. Eigentlich wollte ich nur einen Verstorbenen zurückbringen: meinen geliebten Jeremy. Viel zu früh hatte er aus seinem Leben scheiden müssen und heute Nacht soll er seine zweite Chance bekommen. Ich hoffe so sehr, dass mein Plan funktionieren wird. So, wie ich es mir immer erträumt habe. Oft schon hatte ich davon geträumt, wie es wohl ausgegangen wäre, wenn damals alles anders gelaufen wäre. Wären wir jetzt noch zusammen? Wären wir glücklich geworden, wenn wir nicht immer nur gestritten hätten?
Doch in letzter Zeit kamen auch öfters mal Zweifel auf und ich stellte mir die Frage, ob wir überhaupt jemals glücklich gewesen waren. Verschloss ich nur die Augen vor den schrecklichen Momenten, in denen Jeremy ausgeholt hatte, um mich zu schlagen? Wie oft hatte er mich geschlagen, weil ihm etwas nicht gepasst hatte? Aber ich hätte ihm auch nicht immer widersprechen sollen! War mir dies überhaupt gestattet gewesen? Musste ich ihm denn immer meine Meinung und meine Bedenken mitteilen? Vielleicht wäre es manchmal besser gewesen, nichts zu sagen und meine Gedanken einfach für mich zu behalten. Von Anfang an hatte ich doch gewusst, dass Jeremy ein Schlägertyp war. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, ihm zu sagen, dass er durch Gewalt nicht alles erreichen konnte. Damals hätte ich nicht gedacht, dass er auch mich schlagen würde. Hatte ich doch geglaubt, dass er mich über alles lieben würde. Was hatten mir seine Worte und Beteuerungen genutzt? Was hatte ich davon, wenn er mir sagte, dass es ihm leidtäte und er mich dabei gleichzeitig wieder schlug? Zu jedem Faustschlag hatte ich ein ‚Ich liebe dich’ zu hören bekommen.
Doch das hatte alles nur schlimmer gemacht, denn ich hatte ihn wirklich geliebt und wehrlos seine Schläge hingenommen. Aber das Schlimmste an der Sache ist: Ich habe niemals aufgehört, ihn zu lieben. Selbst bis heute nicht!
Niemals hätte ich es tun dürfen! Wird Jeremy mir verzeihen oder verstehen können, warum ich es getan habe. Ich weiß es nicht, aber ich habe jede Nacht dafür gebetet. Jede Nacht, in der ich wach gelegen habe und vor Schmerzen nicht schlafen konnte. Mein Körper, der stets von blauen Flecken übersät war, schmerzte sehr. Doch noch viel schlimmer waren die Schmerzen in meinem Herzen und in meiner Seele. Diese Schmerzen spüre ich noch heute und sie sind auch dafür verantwortlich, dass ich ihn nicht vergessen kann. Die Erinnerungen schmerzen genauso sehr und dennoch liebe ich Jeremy noch immer.
Im Nachhinein betrachtet war unsere Liebe tödlich gewesen. Doch ich hatte es damals nicht wahrhaben wollen. Erst viel zu spät hatte ich es bemerkt. Aber hätte ich es noch ändern oder verhindern können? Kann ich es heute wieder gutmachen oder werde ich alles noch schlimmer machen? Ich bin mir dieser Gefahr stets bewusst. Unterzeichne ich hiermit vielleicht mein eigenes Todesurteil? Alles Fragen, auf die ich noch keine Antwort habe. Ungewissheit umgibt mich und weitere Zweifel nagen an mir. Ich halte es nicht mehr aus! Zum Glück dauert es jetzt nicht mehr lange.
Die Turmuhr schlägt laut und deutlich. -Eins- Ich halte den Atem an und lausche den imposanten Schlägen. -Zwei- Ich bin hellwach und voll konzentriert. -Drei- Es ist das einzige, was ich höre. -Vier- Ich richte mich nach ihnen. -Fünf- Es ist wie eine alte Tradition! -Sechs- Aus alter Zeit, von früher noch. -Sieben- Als die Welt noch wunderbar war. -Acht- Als ich Jeremy noch nicht gekannt hatte. -Neun- Manchmal wünschte ich sogar, ich hätte ihn nie kennengelernt. -Zehn- Zehn Schläge, mehr sind es diesmal nicht. Noch zwei Stunden bis Mitternacht!
Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht. Ich warte schon so lange auf diesen Moment. Doch wenn ich ehrlich bin, beschleicht mich langsam ein ungutes Gefühl. Ist es mein Gewissen oder einfach nur die Angst vor dem Unbekannten? Wie wird die Welt morgen aussehen?
Wird es morgen überhaupt noch eine Welt geben? Was wird heute Nacht geschehen? Kann ich mir mein Glück zurückholen oder werde ich erneut mein Unglück heraufbeschwören? Liebe oder Rache? Glück oder Unglück? Leben oder Tod?
Ich hoffe, nicht in mein eigenes Verderben zu rennen. Oder hat es mich schon längst eingeholt? Habe ich mir schon selbst mein eigenes Grab geschaufelt? Diese Bedenken zerfressen mich von innen heraus.
Was soll ich nur tun? Kann ich überhaupt noch etwas tun oder ist es schon zu spät? Ist es wieder einmal zu spät, den Lauf der Dinge noch zu ändern? Damals konnte ich das Unheil nicht abwenden. Werde ich es dieses Mal können? Habe ich in der ganzen Zeit überhaupt etwas dazugelernt oder ist alles nur ein Spiel? Es ist wahrlich ein gefährliches Hobby, das ich mir als Zeitvertreib ausgesucht habe. Immer wieder fragte ich mich, ob es überhaupt richtig war, diesen Weg einzuschlagen.
Vielleicht wird es auch der nächste große Fehler in meinem Leben.War es richtig, sich mit schwarzer Magie zu beschäftigen und diese Künste zu erlernen? Ich werde es wohl herausfinden müssen! Aber damals war es der einzige Weg, den ich gesehen hatte. All mein Beten und Bitten hatte versagt. Ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen und meine Tat ungeschehen machen. Gott hatte mir meinen Geliebten nicht zurückgebracht. Würde Luzifer es jetzt tun? Vielleicht bringt er mich auch direkt zu ihm? Bald schon werde ich es wissen! Mehr als abwarten kann ich jetzt nicht. Zum Glück ist es bald vorbei. Der Schleier meiner Ungewissheit wird sich lüften und mir die Wahrheit zeigen. Liebe oder Rache? Glück oder Unglück? Leben oder Tod?
Ich schaue auf und blicke zu seinem Bild. Das Bild, das mich immer wieder an meine Schuld erinnert. Ich darf sie nicht vergessen, genauso wenig wie meine Tat. Immerhin war es meine Schuld gewesen! Da bin ich mir ganz sicher. Ich hatte Jeremy immer wieder die Gründe geliefert, mich zu schlagen, denn ich hatte einfach meinen Mund nicht halten können und ihm ständig Widerworte gegeben. Es war falsch gewesen, mich immer zu beklagen.
Das war es doch oder nicht? Im Laufe der Jahre hatte sich sein Verhalten verändert und die Probleme auf seiner Arbeit waren noch dazugekommen. In dieser Zeit war es noch viel schlimmer geworden. Jeremy hatte alles an mir ausgelassen und ich hatte es hingenommen. Es war schon fast zur Gewohnheit geworden. Für ihn, wie auch für mich.
Es hatte einfach zu unserem Leben gehört und die Schläge waren von Tag zu Tag häufiger geworden. Am Ende hatte ich einen Teil meines Lebens verloren. Den Teil meiner Selbstachtung und Würde! Leider muss ich mir heute eingestehen, dass ich diesen damals nicht einmal vermisst hatte. War das wirklich mein Leben gewesen? Die Schläge und die Schmerzen? Die Schreie, die Nacht für Nacht ungehört im Wald verklungen waren? Die Gewalt und die Brutalität? Die Angst und das Leid? War das alles gewesen, was mein Leben ausgemacht hatte?
Woraus besteht dann heute mein Leben? Die satanischen Rituale und schwarze Magie? Dabei war es doch immer mein größter Wunsch gewesen, ein glückliches Leben zu führen. Was hatte ich denn nur falsch gemacht?
Und wieder verweilt mein Blick auf seinem Bild. Die Uhr schlägt wieder. -Eins- Wieso war Jeremy nur immer so brutal zu mir gewesen? -Zwei- Er war so gut aussehend gewesen. Seine helle und zarte Haut. -Drei- Sein welliges Haar war besonders hinreißend gewesen. -Vier- So schöne schwarze Locken, die ihm manchmal sanft in die Augen gefallen waren. -Fünf- Dann dachte ich an seinen Mund und seine warmen Lippen. -Sechs- Er hatte so gut geküsst. Leidenschaftlich, aber auch gierig. -Sieben- Und seine Augen! Geheimnisvoll hatten sie seine finstere Seele verborgen. -Acht- Man konnte in diesen Augen eintauchen und sich darin verlieren. -Neun- Doch hatte man nichts außer tiefster Finsternis gefunden. -Zehn- Oh ja, er war geheimnisvoll und böse gewesen! Aber ich hatte ihn so sehr geliebt. Ich liebe ihn noch immer! -Elf- Nur noch eine Stunde, bis er wieder bei mir sein wird. Bis wir wieder vereint sind. Liebe oder Rache? Glück oder Unglück? Leben oder Tod?
Noch immer sehe ich die Geschehnisse seiner Todesnacht vor mir. Ich habe diese Nacht immer wieder in meinen Träumen erlebt. Träume, aus denen ich immer schweißgebadet erwacht bin. Hoffentlich wird es damit vorbei sein, sobald wir wieder vereint sind. Ich möchte diese schrecklichen Bilder nicht mehr sehen! Dabei gewesen zu sein, war für mich schon schlimm genug gewesen. Aber es immer wieder zu erleben, halte ich langsam nicht mehr aus. Die Bilder dieses Grauens haben sich in meinem Gedächtnis festgesetzt und sich tief in meine Seele eingebrannt.
Ich sehe sie immer vor mir, selbst wenn ich wach bin. Das Blut und das ganze Elend. Ich konnte das ganze Blut bis heute nicht vollständig wegwaschen. Egal wie oft ich den Boden auch geschrubbt habe, ich kann das Blut immer noch sehen. Es war einfach überall!
Es war bereits späte Nacht, als mein Geliebter nach Hause gekommen war. Mir war schon vorher klar gewesen, dass er wieder schlecht gelaunt sein würde und ich als Sündenbock herhalten müsste. Als Jeremy aus seinem Auto gestiegen war, funkelten seine Augen bereits in böser Erregung. Dieses Funkeln war immer das erste Anzeichen. Die Blutergüsse an meinem Körper waren noch immer nicht verheilt und ich hatte auch noch starke Schmerzen von den letzten Tagen. Dieses Mal hatte ich wirklich große Angst vor ihm! Seinem Blick nach zu urteilen, wusste ich, dass es heute Nacht noch schlimmer kommen würde.
Ich hatte nicht gewusst, woher dieser Gedanke gekommen war. Es war wie eine Eingebung gewesen. Eine dunkle Gewissheit, die mich überkommen hatte und genau in diesem Augenblick war mir klar geworden, dass ich diese Nacht nicht überleben würde! Tief in meinem Inneren hatte ich gespürt, dass heute Nacht jemand sterben würde. Daran hatte kein Zweifel bestanden: entweder er oder ich! Also war ich in die Küche geeilt und hatte das Messer mit der größten Edelstahlklinge gegriffen, denn ich wollte nicht sterben! Nicht heute Nacht und nicht auf diese Weise! Für einen Moment hatte mich mein Überlebenswille alle Ängste und Gefühle vergessen lassen. Nur für diesen einen kurzen Moment. Doch dieser hatte ausgereicht. Ich wollte diese Nacht überleben, egal zu welchem Preis. Ich war fest entschlossen gewesen und ich hatte es geschafft!