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Ein tote Wertpapieranalystin mit Taucherbrille in einer heruntergekommenen Gegend, ein Maserati, der in Flammen aufgeht und eine Jugendgang, die um die Häuser zieht. Silvio Bernstein ist gefordert, zumal Kollegin Ulla auf einem Esoterik Trip ist , Mathilda mit ihm Tango tanzen will und seine Freundin Sandrine überraschend aus London zu Besuch kommt. Und vom Mörder keine Spur...
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Seitenzahl: 52
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Mittwoch, 6. November
Donnerstag, 7. November
Freitag, 08. November
Von Freitagabend, 08. November bis Sonntag, 10. November: Weekend mit Sandrine
Montag, 11. November
Dienstag, 12. November
Kevin Bosman
Silvio
20 Jahre zuvor
Notizen Bosman
Es schüttete wie aus Kübeln. Silvio schlug den Kragen seiner Jacke hoch und lief zu seinem Wagen. Ausgerechnet heute wo er keinen Parkplatz beim Haus gefunden hatte, musste er nochmal los.
In der Dunkelheit spiegelten sich einzelne Lichter im nassen Asphalt, Sirenen heulten. Silvio näherte sich dem Tatort. Er brauchte einen Parkplatz und zwar nicht in zweiter Reihe.
Feuerwehrleute liefen im Schein von Halogenstrahlern scheinbar kreuz und quer, und doch wusste jeder, was er zu tun hatte.
Regenwasser hatte sich am Straßenrand gesammelt und spritzte am Wagen hoch, sobald er durchfuhr. Und es regnete weiter, als sollte alles auf der Erde wegschwemmt werden.
Endlich ein freier Platz. Bernstein parkte seinen Wagen und lief zurück zum Haus. Es war ein Maserati in Flammen aufgegangen, und die Kollegen hatten bei der Suche nach Zeugen im Haus eine Leiche gefunden.
„2. Stock links. Die Tür stand offen.“
Bernstein atmete durch. Ganz zur Routine werden würde der Tod für ihn nie. Er hetzte die enge Holztreppe nach oben. Diese alten Häuser hatten keinen Lift.
Lena, die Rechtsmedizinerin erwartete ihn schon.
„Ein Schuss, ins Herz, sie war gleich tot, vor einer Stunde schätze ich mal, also 20 Uhr. Das Opfer hat dem Täter geöffnet, sie hatte keine Chance.“
„Hat jemand was gehört?“ Silvio sah sich um. Das Team von der Spurensicherung war schon an der Arbeit.
„Die Nachbarn sicher, aber ob sie das richtig einordnen? Ich wage das zu bezweifeln, aber mach dir selbst ein Bild.“ Er konnte ihr ansehen, dass für sie diese Nachbarn fernsehsüchtige Proleten waren, die im Unterhemd und Jogginghose die Tür öffneten.
Die Leiche lag direkt im Eingangsbereich. Sie hatte also ihrem Mörder die Tür geöffnet. Aber warum trug sie eine Taucherbrille? Seine Augen wanderten durch die Ein-Zimmer-Wohnung. Die neuen modernen Möbel passten nicht in diese alte, ein wenig heruntergekommene Bleibe, mit Schimmelflecken an den Außenwänden und orangefarbenen Tapeten aus den 70igern. Die Wohnungstür schloss einen Wohn-Arbeitsraum mit Küchenzeile ab. Auf der Arbeitsfläche ein Küchenmesser, Salat, Zwiebeln. Die Atmosphäre hier hatte etwas von einer Zuflucht, einem Übergangsstadium. Es wirkte alles ein wenig provisorisch und passte nicht zur Qualität der Möbel.
„Hallo Bernstein.“ Ulla kam rein und brachte einen Schwall feuchte Nachtluft mitherein. „Die Tote heißt Tess Berger, ist Analystin, Schwerpunkt Wertpapiere, 42 Jahre, nicht verheiratet, keine Kinder; aber eine Schwester auf dem Land. Sanna Weilers, ist 3 Jahre jünger und hat mit ihrem Mann einen Bauernhof auf dem Land. Sie hat zwei Brüder Simon und Lorenz, einer älter als sie, der andere jünger. Die Schwester hat den elterlichen Hof übernommen und bewirtschaftet den mit ihrem Mann.“
Bernstein sah sich um. „Und der Maserati? Gehört er ihr?“
„Nein, der gehört einem Franc Durant, der den Wagen allerdings gestohlen gemeldet hat. Und die haben diese Jugendgang geschnappt, die zwei Straßen weiter zwei Mülltonnen in Brand gesteckt hat. Heute Abend.“
Ulla schnappte immer noch nach Luft. Zuviel Heilsteine und zu wenig Sport, dachte Silvio.
„Blöder Zufall oder mehr?“, fragte er mehr zu sich selbst als zu Ulla.
„Dann lass mal sehen, was die Nachbarn gesehen oder gehört haben.“ Sie läuteten bei Schulze. Es dauerte ein wenig, dann öffnete Herr Schulze, der mit seiner Körpergröße den Türrahmen ausfüllte.
„Jetzt is es dann aber mal gut, ja. Sie sind jetzt schon die dritten heute Abend.“ Ein Mann, Mitte vierzig in ausgebeulten Jogginghosen und T-Shirt öffnete, hochrotes Gesicht, eine Narbe unter dem Auge. „Ich würd jetzt mal gern den Film zu Ende sehen.“ In der rechten Hand hielt er eine Flasche Bier, oder hielt er sich daran fest?
Den Typen interessierte es nicht, dass nebenan jemand umgebracht worden war. Was war das für ein Mensch?
„Ihre Nachbarin ist tot, aber das wissen Sie ja schon, haben Sie irgendwas gehört oder bemerkt, Herr Schulze?“, fragte Silvio und bemühte sich um einen neutralen Ton.
Der Mann stierte ihn an. Die Schatten unter den Augen und die tiefen Falten in seinem Gesicht verrieten, dass er mehr als ein Bier am Tag trank.
„Es war sowas wie ein Schuss, aber es hätte auch von der Straße kommen können. Ich hab da nicht drauf geachtet.“
„Was haben Sie denn gemacht?“
„Netflix gekuckt. Was sonst.“
„Und sonst, lebt jemand bei ihnen?“ Seine Frau tauchte hinter ihm auf. Sie hatte ein kleines Kind auf dem Arm. „Nee, wir haben nichts mitbekommen.“ Sie drehte sich weg und verschwand in der Wohnung.
„Ja dann.“ Schulze schob die Tür zu, Bernstein stellte seinen Fuß dazwischen.
„Moment, und von dem Maserati vor der Haustür wissen Sie da etwas?“
„Wie Maserati?“ Es kam Bewegung in ihn. Schulze verschwand hinter der Tür und sah anscheinend aus dem Fenster.
„Ausgebrannt. Ne, nix mitbekommen.“ Ein Rülpser.
„Danke Herr Schulze.“ Bernstein ließ es dabei bewenden.
Er drehte sich zu Ulla. „Gibt es sonst noch was?“
„Ja. Das hier war nur die Zweitwohnung. Sie ist noch in Berlin Schöneberg gemeldet. Das Haus gehört ihr auch.“
„Warum hat jemand eine Zweitwohnung in einer Stadt, noch dazu in dieser Gegend?“ Das Gefühl, dass es mit dieser Wohnung für diese Wohnung einen Grund gab, ließ ihn nicht los. Doch Ulla verfolgte ihre eigenen Gedanken.
„Was ist, wenn das diese Jugendbande war?“, fragte Ulla. „Vielleicht ist ihnen die Sache einfach entgleist?“ Sie brach ab und schnitt das nächste Thema an.
„Wer informiert die Familie? Ihre Schwester meine ich?“
„Machen wir auch morgen.“ Für heute reichte es. Silvio gefiel diese Sache nicht. Auch nicht, dass die Leiche quasi als Zugabe zu einem brennenden Maserati gefunden wurde. Er verabschiedete sich von Ulla und fuhr zurück. Das Wetter war immer noch ekelhaft: nass, windig, kühl.
Endlich wieder zu Hause angekommen, stapfte tropfnass hoch in den dritten Stock zu seiner Wohnung, holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und trat hinaus auf den Balkon. Wieder fuhr ihm der Wind ins Gesicht, Regentropfen. Silvio lehnte sich an die Hausmauer und verharrte eine Weile hier, bis die Kälte unter die Jacke kroch. Er hatte genug, er setzte sich Sofa.