Zarin der Vampire. Schatten der Nächte - Tatana Fedorovna - E-Book

Zarin der Vampire. Schatten der Nächte E-Book

Tatana Fedorovna

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Beschreibung

Neuauflage 2018: -Rache-Sehnsucht-wahre Geschehnisse- Oberst Tarpen von Redewitz beschützt und umwirbt Olga, die Lieblingstochter des letzten Zaren. Er kennt ihre wahre Herkunft nicht. Doch diese dürstet vor allem nach Rache für den Mord an ihrer Familie. Sie kommt dabei ihrem Hauptfeind immer näher, doch auch der versucht ihrer habhaft zu werden. Hat Liebe inmitten vom Blut des russischen Bürgerkrieges eine Chance? Im heutigen Berlin will der Hauptkommissar Graf Gordon von Mirbach das Verschwinden von jungen Mädchen aufklären, doch dabei stehen ihm seine erotischen Gefühle für die mysteriöse Ermittlerin im Weg. Wie hängen Vergangenheit und Gegenwart zusammen? Jeder Teil kann eigenständig gelesen werden. Sie finden immer zwei Handlungsstränge. Der historische beruht auf wahren Tatsachen. Der große Stoff, die besondere Perspektive und das Agieren bedeutender Persönlichkeiten machen diese Reihe einzigartig. Sie treffen auf Liebe und heroisches Handeln. In dieser farbig illustrierten Version verschmelzen Spannung, Erotik und Kunst zu einem ganz besonderen Genuss.

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Ähnliche


Tatana Fedorovna

Zarin der Vampire. Schatten der Nächte

Historischer Roman und Mystery-Thriller

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Autorin und Buch

Pläne und Versprechen

Blutnächte

Die Rache muss warten

Medwedews Tod

Die Reise nach Omsk

Admiral Koltschak

Goldene Tage in Ufa

Bittere Niederlagen

Berlin 2016 – Der Schuss

Aufzeichnung des Hauptkommissars Gordon von Mirbach – Jonas’ Verhör

Teepause 2

Die Freunde Satans

Das Ritual

Weitere Bücher

Impressum neobooks

Prolog

Wenn der Hass alles Wertvolle zu Asche verbrennt, 

düngt diese den Keim neuer Hoffnung.

Autorin und Buch

Autorin 

Tatana Fedorovna ist eine Autorin mit russischen Wurzeln. Ihre Bücher entführen sowohl in das Reich der Abenteuer, der Leidenschaft, der Geschichte als auch der Fantasy. XinXii (eine der bedeutendsten europäischen Autorenplattformen) begründete die Wahl zur Autorin des Monats so: "Ihre professionell lektorierten und illustrierten E-Books zeichnen sich durch die einzigartige Kombination aus ganz verschiedenen Genres aus, die den historischen Roman, Horror-, Fantasy- und Thriller-Elemente verbinden."

Buch

Bitterkeit und Süße – als Trank vereint entfalten sie eine besondere Wirkung.

Im historischen Russland umwirbt der tschechische Offizier Oberst von Radewitz die Vampirzarin Olga, doch diese dürstet nach Rache für den Mord an ihrer Familie. Hat ihre Liebe inmitten vom Blut der russischen Revolution eine Chance?

Als Vampirin überlebt Olga viele Jahrzehnte. Eines Tages verschlägt es sie ins Berlin des 21. Jahrhunderts. Hier will der Hauptkommissar Graf Gordon von Mirbach das Verschwinden von jungen Mädchen aufklären, doch dabei stehen ihm seine Gefühle für die mysteriöse Ermittlerin im Weg.

Pläne und Versprechen

 Pawel Medwedew war ein Mörder, der unbedingt bestraft werden musste. Leider lebte er noch immer.

Das Rachefeuer in mir brannte, jeder Eckzahn war fürs Zustechen bereit, für den Biss in die schweißige Haut seines Halses. Ich hatte die geplante Rache noch nicht vollendet. Mir war es bisher nicht gelungen, den Kommandanten, der den Tod meiner Familie befohlen hatte, und die daran beteiligten Rotgardisten zu töten. Offiziell nannte man die Banditen ein Schützenkommando, sie waren in meinen Augen jedoch nur eine Verbrecherkumpanei. Sie hatten meine Mutter, meinen Vater und die geliebten Geschwister auf bestialische Weise gemeuchelt. Nur ich bekam ein zweites Leben geschenkt – durch das Mittel, das Mama mir im letzten Moment verabreicht hatte. Doch wieso wählte sie mich? Warum hatte sie es nicht meinem kleinen Bruder, dem Zarewitsch, gegeben?

Mit jedem Tag wurde mir die Antwort klarer. Mir traute sie die Rache zu; ausgefeilt geplant und raffiniert durchgeführt.

Das an meiner Familie in der Ipatjew-Villa verübte Massaker stand mir in jedem Augenblick in seinen erschütternden Details vor Augen. Die Last wog unerträglich schwer.

Bald jedoch würde sich diese Schlächterei in ein anderes Gemetzel verwandeln, das dann mir gefiel. Die Rache würde grausam sein. Durch meinen Kopf geisterten wilde, blutrünstige Fantasien. Die neu erschaffene Bestie in mir tobte voller Wahnsinn, sie wollte das Blut dieser Schergen. In Gedanken riss ich bereits Pawel seine blauen Augen aus den Höhlen, mit denen er uns gleichgültig beim Sterben zugesehen hatte. Seine rote Zunge, mit der er mich verspottet hatte, nagelte ich mit rostigen Metalldornen an seine Stirn. Ganz zum Schluss sog ich den Rest seines verdorbenen Lebenssaftes aus der klopfenden Halsschlagader. In meiner Vorstellung ließ ich mir dabei viel Zeit. Ja, auch ich war nun eine gefährliche Furie und nahm diese Rolle mit inbrünstiger Leidenschaft an.

Als ich nach dem Racheversuch voller Aufregung aufgelöst im Hotel ankam, kochten noch immer Unmengen von Adrenalin in meinem Körper. Der alte Portier, der hinter der Empfangstheke stand, sah mich irritiert mit aufgerissenen Augen an.

„Geht es Ihnen gut? Ihre Augen sind ganz rot. Das sieht ganz schlimm aus!“

Mühsam zwang ich mich zu oberflächlicher Gelassenheit und setzte schnell die Sonnenbrille auf, damit die Lichtstacheln meine Sehorgane nicht durchdrangen. Sein von Angst geprägtes Gesicht holte mich in die Wirklichkeit zurück.

„Es ist bloß das alte epileptische Leiden“, log ich mit kränklich verstellter Stimme. 

„Das Tageslicht lässt meine Augen fast bluten. Heute quält es mich besonders stark, da sich ein Anfall ankündigt.“

Der Portier nickte mitleidvoll. Seine Mimik wechselte von Erschrecken zu Anteilnahme. 

„Das muss ja furchtbar sein! Gibt es denn keine gute Medizin dagegen?“ Mit gespielter Traurigkeit schüttelte ich den Kopf und schaute mich um. 

„Geduld und Ruhe sind die einzigen Hilfsmittel!“ 

Einige Offiziere beäugelten mich und flüsterten verstohlen. Ich ahnte, wovon sie redeten: Sie träumten wahrscheinlich von einer Nacht mit mir. Der Krieg entzieht ihnen die Frauen und die Ausstrahlung eines weiblichen Vampirs zieht die Männer erotisch an. Zu jeder Tageszeit versprühen wir unser Lockgift.

Im Moment stand jedoch der Oberst Tarpen von Radewitz zwischen ihnen und mir. Ich nannte ihn einen wirklichen Freund und Beschützer, den mir der Zufall geschenkt hatte. Ein glücklicher Umstand hatte unser beider Schicksal miteinander verwoben. Das Zimmer, in dem ich schlief, gehörte eigentlich ihm. Großzügig hatte er mir dieses überlassen und war zu seinen Offizierskameraden gezogen.

Er diente im Stab der Tschechischen Legion und war ihr Kriegskamerad. Deswegen wagten sie es niemand hier, sich mir ungebührlich oder gar offen zu nähern. Sie betrachteten mich als seine Geliebte. Man bestiehlt einen Kameraden und Kampfgefährten nun einmal nicht.

Ihr solltet froh darüber sein, dachte ich in Richtung der Balztruppe. Bisher hatte niemand die Erfüllung seiner Wünsche überlebt. Schon einige waren an ihrer widerwärtigen Gier gestorben.

In diesem Augenblick kehrte auch schon Tarpen von seiner Besprechung im Stab zurück. Sie war diesmal ungewöhnlich kurz gewesen. Erstaunt sah er zu mir und ich zu ihm. Beide hatten wir nicht erwartet, uns hier zu treffen. Galant deutete er eine Verbeugung an. 

„Ich muss noch einige Papiere holen und gleich wieder zurück“, erklärte er sein schnelles Erscheinen. Als der Oberst mich näher betrachtete, wirkte er besorgt. „Du siehst ungesund und sehr blass aus. Soll ich einen Arzt holen?“

„Ich habe mich bloß erkältet! Der Fahrtwind war so eisig!“, redete ich mich heraus und eilte geschwind auf mein Zimmer. Mein Beschützer wirkte verblüfft und verstand nicht, dass ich ihn einfach stehen ließ. Sicher schob er es auf meine Unpässlichkeit. Er sollte jedoch meine ungeheuere Aufregung und ihre körperlichen Folgen keinesfalls bemerken.

Bei allen Teufeln der Hölle! Der Spiegel im Bad zeigte mir ein gruseliges Bild. Ich glich einem wilden Monster, einer lebenden Leiche. Das Weiß meiner Augen war feuerrot und selbst in der Tränenflüssigkeit etwas Blut.

Schnell öffnete ich den Messinghahn. Das heiße Wasser half mir gewöhnlich, mich zu entspannen. Es tat den kalten Gliedern gut.

Leider wurde ich enttäuscht. Nur ein eisiger Strahl rann durch meine Finger. Offenbar gab es wieder Probleme mit den Heizmitteln, denn seit dem Bürgerkrieg waren sie knapp und streng rationiert. 

Was sollte ich tun? Medwedew und die Mordfantasien gingen nicht aus meinem Kopf heraus. Am liebsten wäre ich sofort zum Gefängnis gestürzt, um ihn zu strafen. Ich musste jedoch klug handeln, sonst brachte ich mich selbst in Gefahr.

 Brillant, ausgeklügelt und sadistisch perfekt – so sollte das Vergeltungsmenü werden, das ich für Medwedew zusammenstellte. Übellaunig legte ich mich aufs Bett und schmiedete Marterpläne. Ich fantasierte über grausamste Details. Der Speichel im Mund lief mir in Vorfreude zusammmen. Medwedews Tod sollte ein Fest für mich werden. Er würde mir ein Stück vom Glück wiederbringen, das man mir durch die Ermordung meiner Familie geraubt hatte. Seine Hinrichtung sollte der Beginn meines Rachefeldzuges sein.

Erst kurz nach Mitternacht kehrte Tarpen von Radewitz ins Hotel zurück. Am anderen Ende des Flures hörte ich die Schritte seiner genagelten Stiefelsohlen. Nachdem er angeklopft hatte, öffnete sich knarrend die Tür.

„Da bist du endlich“, empfing ich ihn lächelnd. Die Schlange in mir wollte ihn umgarnen. Das war ein Teil meines Plans. Der Oberst sollte mir den Zugang zu dem Gefangenen ermöglichen. 

„Ich habe dich unendlich vermisst“, hauchten meine Lippen voller falscher Inbrunst.

Seine erschöpfte Miene hellte sich auf. Ich wusste, dass er mich bereits liebte und von einer wunderbaren Zukunft mit mir träumte. Was für eine Illusion! Eine herzlose Bestie kann nicht lieben. Allenfalls schätzte ich ihn, mehr jedoch nicht. Diese spezielle Zuneigung schützte sein Leben. Sie durfte weder zu klein noch zu groß geraten.

Aber ich brauchte einen Beschützer inmitten der Wirren. Er sicherte meine Existenz und gab mir die Möglichkeit zur Vergeltung. 

„Schön, dass du noch wach bist. Ich hatte darauf gehofft“, erwiderte er auf meinen ungewöhnlich herzlichen Empfang. „Leider wurde unser Vormarsch gestoppt. Die Bolschewiken sind zu stark und wir Tschechen zu wenige.“ Sorgenfalten zeigten sich auf seiner hohen Stirn, die ihm eine besonders intelligente Erscheinung verlieh.

„Damit war zu rechnen“, entgegnete ich. 

„Ja, die Deutschen haben ihnen für die Abtretung der Gebiete viel Geld zugesteckt“, bestätigte mein Beschützer. „Ihre Armee ist viel stärker als unsere vierzigtausend Mann.“

„Werden wir uns überhaupt halten können?“, fragte ich und forschte in seiner Miene nach der Antwort. Er hatte ein schönes Antlitz, es wirkte geradezu edel. Im Laufe der Zeit zeichnet der Charakter jedes Gesicht. Das wussten schon die Griechen.

„Zurzeit verteidigen wir uns noch. Alle hoffen auf Admiral Koltschak.“ 

Mit seinen schönen Händen öffnete Tarpen eine Flasche Champagner, die er mitgebracht hatte und reichte mir ein Glas. Auf grazile Weise stand ich auf und bewegte mich so, dass der Morgenmantel für kurze Momente meine nackte Brust entblößte. Sie war groß und vollkommen. Der lüsterne Blick seiner warmen Augen verriet mir, dass diese Geste ihre Wirkung bestens entfaltete. Natürlich tat ich so, als bemerkte ich das inszenierte Ungeschick nicht. Einen Augenblick lang gab sich Tarpen von Radewitz sprachlos. Seine Züge füllten sich mit den Zeichen erotischer Gier. Ja, er wollte mich. Der Gentleman in ihm protestierte verbissen, würde aber keinen großen Widerstand leisten. Ich konnte die Männer gut lesen.

„Admiral Koltschak bereitet eine Offensive für das Frühjahr vor. Wir verhandeln mit ihm. Unser General Gajda ist zuversichtlich, dass Koltschak und Denikin Erfolg haben.“ Er dozierte im förmlichen Offizierston, die Schultern gestrafft, dachte jedoch an etwas anderes. In seiner Fantasie war Verteidigung ein Fremdwort, er wollte angreifen, besetzen, erobern.

„Glaubst du es auch?“, wisperte ich mit rauchiger Stimmlage und trat dichter an ihn heran, sodass er nun sogar meine parfümierte Haut riechen konnte. Durch ein wenig Wodka, den ich zuvor getrunken hatte, war sie warm.

„Ja, er hat inzwischen durch die ausländische Hilfe ausreichend Geldmittel, um die Soldaten zu bezahlen und weitere Waffen zu kaufen. Bedauerlicherweise sind die Kosaken ein wenig kriegsmüde. Zentralrussland interessiert sie weniger als ihr eigener Hof.“

Endlich wagte er es, meine Hand zu greifen, und bedeckte diese mit innigen Küssen. Ich ließ es zu und senkte die Lider, bis sie die Hälfte der Augen verdeckten. Genussvoll stöhnte ich auf. Das gab ihm die Illusion, dass ich es genoss. Doch ich beobachtete ihn genau. Unser Gespräch stand in Gegensatz zu dem, was passierte, und diente meinem Opfer als Alibi.

„Wenn Koltschak die Bolschewiken schlägt, können wir auf direktem Weg zurück in die Heimat“, palaverte er, seine Küsse auf meinem Arm fortsetzend. „Unsere Jungs zieht es nach Hause, man hat uns zu oft betrogen. Ansonsten bleibt nur der Weg über Wladiwostok.“

Jetzt durchpulste ihn die Gier so intensiv, dass er mir jeden Wunsch erfüllen würde. Im Moment interessierten mich einzig Pawel Medwedew und die drei Komplizen, die im Gefängnis von Jekaterinburg dahinvegetierten. Ich wollte ihre qualvolle Exekution.

„Auf der Rückfahrt wurde mein Schlitten aufgehalten“, wechselte ich scheinbar zufällig das Thema und ließ Tarpen erneut meine wohlgeformten Brüste sehen. Sein Blick haftete auf meinen hellroten Warzen. Sie waren von edler Form, nicht zu groß oder zu klein und schmückten meine prallen Halbkugeln in europäischer Schönheit. Noch kein Kind hatte an ihnen gesaugt.

Aus seinen Augen sprühte die Inbrunst. Er wog ab, ob er zugreifen sollte, direkt mit der Hand eine der Früchte pflücken. Nie zuvor hatte ich ihm diese Chance geboten. Dennoch zauderte er. Mein Gönner gebärdete sich wie diese gebildeten Westeuropäer. Sie mussten regelrecht angeleitet und geführt werden, ehe sie es wagten, an einer Knospe zu nippen – ganz anders die draufgängerischen Russen. Diese rissen einem die Kleider vom Leib und akzeptierten keinen Protest.

„Was ist denn passiert?“, fragte er ohne wirkliches Interesse.

Ich entwand ihm meinen Arm. Sodann hob ich das Glas zum Mund und genehmigte mir einen Schluck von dem prickelnden Getränk.

Derweil setzte sich Tarpen in den Sessel, den ich in weiser Voraussicht so platziert hatte, dass er unmittelbar neben meinem Bett stand. Ich ließ mich auf die Daunendecke nieder, streckte scheinbar zufällig ein Bein aus und berührte damit das seine. Die erneute Berührung elektrisierte ihn. Er wusste nicht, was er denken sollte.

Mir gefiel dieses Spiel. Es weckte eine boshaft schalkhafte Lust, allerdings musste Tarpen es überleben. Halte dich zurück!

„Ein Kutscher sagte, sie hätten einen Bewacher vom Ipatjew-Haus gefunden“, erzählte ich, Gleichgültigkeit heuchelnd. „Er heißt Medwedew.“

„Und ist ein wichtiger Zeuge beim Zarenmord“, brachte mein Freier etwas abgelenkt und irgendwie keuchend hervor. Er sprach schnell, wollte das trockene Thema rasch abhaken, da es der Erfüllung seiner Lust im Wege stand.

„In welchem Gefängnis sitzt er?“, bohrte ich nach.

„Dort, wo die drei anderen sind“, brummte er und strich mit seiner Hand zärtlich die Haut meines Beines entlang.

Ich erhob mich und setzte alles auf eine Karte. Wie eine Katze platzierte ich mich auf dem Schoß meines Opfers. Schockiert sahen seine Augen in mein Antlitz. Unter meinen Pobacken regte sich dagegen die Freude. Ich lächelte ermunternd.

Er errötete und nach einigen Herzklopfern traute er sich tatsächlich, mit drei Fingern meine Brust zu liebkosen. Es fühlte sich gut an. Die hinterhältig gespielte Lust wich anderen Gefühlen. Überwog bei Tarpen meine menschliche Seite? Noch nie waren wir uns so nahe gewesen. Ich hatte ihm zwar Zuneigung und Loyalität signalisiert, aber stets einen gewissen Abstand gewahrt.

Seine starke Hand griff beherzter zu.

„Mein Gott!“, entfuhr es mir unbedarft genüsslich. Ein wohliger Schauer des Genusses überzog mich. Mein Vorhaben zwang mich zur Kühle. Dieser Widerspruch setzte mir zu und entfachte meine Lust nun tatsächlich.

„Ich will dieses Pack sehen“, setzte ich meine Strategie fort. „Sie haben auch meiner Familie viel Leid angetan. Kannst du mir eine Besuchserlaubnis verschaffen?“ Ich säuselte diese Worte, obwohl ich sie voller Hass zischen wollte. Doch mein Groll musste warten. Also turtelte ich wie ein Kätzchen und küsste seinen Hals. Oh, wie wundervoll warm die Haut unter meinen Lippen war! Wie würde sein Blut schmecken? Sein Geruch lenkte mich ab und beschwichtigte meinen Groll und die Mordlust.

Tarpen lachte, blinzelte dann irritiert. Seine Hand hielt inne. 

„Warum interessiert du dich für das rote Gesindel? Es ist kein guter Anblick für eine Dame. Es ist zudem gefährlich“

„Ich habe schon Schlimmeres gesehen“, versuchte ich seine Bedenken zu zerstreuen und schenkte seinem Hals weitere kleine Küsse. Wie entzückend seine Ader hier pulsierte.

„Nein, ich denke nicht, dass ich das bewerkstelligen kann.“ Er wollte das Thema beenden, um sich der Erfüllung seiner Lust mit allen Sinnen zu widmen.

Du lügender Lustmolch!

Für diesen Ungehorsam hatte er eine Strafe verdient, deshalb schmollte ich wie ein kleines Mädchen und legte mich auf dem Rücken auf das Bett, so dass er mich genau betrachten konnte. Nach Ende der Buße öffnete ich meinen Bademantel vollständig und mein Besucher konnte sehen, was er noch nie gesehen hatte. Mein tiefes, feuchtes Tal, das ihm unendliche Wonnen versprach. Ich selbst glaubte das für diesen Moment.

Bei diesem Anblick schwieg er, als stünde er vor einer Heiligenstatue. Ich leckte mit langer Zunge meinen Mittelfinger entlang.

Tarpen wirkte vollkommen versteinert. Mit so viel Verdorbenheit hatte er bei mir offensichtlich nicht gerechnet.

„Wirst du mir eine Besuchserlaubnis verschaffen?“, hakte ich nach.

„Ist dir das so wichtig?“, keuchte er. Es fiel ihm schwer, dem Gespräch überhaupt noch zu folgen.

„Du siehst es!“ Ich stöhnte bei meinem Spiel leise und ergriffen, so wie es jeder Mann mag.

Sein Blick war starr auf mein lüsternes Spiel gerichtet. 

„Ich will dich!“, hauchte er leidenschaftlich. Es war um ihn geschehen. Mein Gift und die Nacktheit brachten ihn um den Verstand.

„Du bekommst mich, wenn du mir Zugang zu Medwedew verschaffst!“ 

Ich machte den seidenen Morgenmantel lächelnd zu.

Dem Oberst klappte der Mund auf. Entgeistert stierte er mich an. „Spielst du bloß mit mir?“

Der arme Kerl verstand nicht, wie Frauen agierten. Ein wenig tat er mir leid. – Moment, ich kannte Mitgefühl? Was waren das für seltsame Regungen? Waren sie menschlich? Die wundervolle Glut zeigte mir, dass auch ich ihn eigentlich wollte. Das war gefährlich. Gefühle lassen uns falsch handeln und stürzen Menschen ins Unglück.

„Ja und nein“, gab ich dem Ganzen eine leichtfertige Wendung. 

„Verschaffe mir Zutritt zum Gefängnis und du bekommst mein Geschenk!“ 

Der Oberst sprang engagiert auf die Beine. 

„Also gut, liebste Olga! Dieser Preis ist es wert. Ich werde versuchen, dich einzuschleusen. Ich nehme dich aber beim Wort!“

„Oh, Tarpen“, schmachtete ich zum Abschied.

„Olga?“

„Du hättest mich irgendwann ohnehin bekommen“, verdeutlichte ich ihm. Das erschien mir seltsamerweise wichtig. War es die Wahrheit oder lediglich Teil des verlogenen Spieles? Welche Seite würde den Sieg davontragen?

Er verharrte und rang mit sich. 

„Du weißt, dass ich dich liebe?“, stammelte er leise und sah mich bei seinen Worten warm an. Der Gentlemen in ihm hatte wieder die Herrschaft übernommen.

Ich nickte. Meine Augen wurden sogar etwas feucht. In meinem erkalteten Herz war vielleicht ein kleiner Rest menschlicher Wärme verblieben.

„Dann tu es für mich!“, erwiderte ich abschließend. Es klang ein wenig herzlos kalt.

Er wartete auf ein Geständnis, dass ich ihn ebenfalls liebte, allerdings vermochte ich ihn nicht zu belügen. Dazu war er mir zu wertvoll.

„Ich versuche es!“, versprach er abermals und verabschiedete sich leicht enttäuscht. Er merkte, dass er bei diesem Rendezvous nicht mehr einheimsen würde, wollte sich nicht lächerlich machen und hoffte auf die Zukunft. Zum Abschied berührten seine Lippen galant meine Hand. 

Ohne mich ein weiteres Mal anzusehen, trat er hinaus und schloss die Tür. Er konnte meinen halbnackten Anblick und die Glut seiner Gefühle nicht ertragen.

Blutnächte

Rund zwei Stunden vergingen, in denen mich widersprüchliche Gedanken und Gefühle peinigten. Um mich von den Grübeleien abzulenken, kletterte ich aus dem Hotelfenster, dann über die Feuerleiter auf den Hinterhof und begab mich auf einen nächtlichen Streifzug. Nach diesem Beinahe-Akt loderte die Blutlust stark in mir. Ein passender boshafter Ersatz musste her. 

Im Laufe der letzten Wochen hatte ich so etwas wie eine Jagdstrategie entwickelt. Bei Spaziergängen tagsüber merkte ich mir bestimmte Personen, deren besondere Duftnoten meine Nase gewittert hatte. Untrüglich verrieten mir die Gerüche, wer boshaftes Blut in sich trug und somit den Tod verdiente. Alle, die durch mich starben, hatten selbst gemordet und waren schuldig. Ich zog ausschließlich jene zur Rechenschaft, denen Blut an den Händen klebte. Das hatte ich mir bei meiner Vampirwerdung geschworen. Der Bürgerkrieg produzierte reichlich geeignete Opfer. Dadurch ging mir die Nahrung nicht aus.

Nachts besuchte ich dann die ausgekundschafteten Häuser und stillte meinen Hunger. Sobald die Sperrstunde anbrach, waren die Ausgespähten ja an ihrem Aufenthaltsort gefesselt. Natürlich musste ich trotzdem sehr vorsichtig sein. Inzwischen wusste ich aber genau, wo und wann patrouilliert wurde und Dank Tarpen verfügte ich über Papiere, die mir den Ausgang sogar während der Sperrzeiten erlaubten. Ich war nach diesen eine Angehörige der tschechischen Legion. In den Truppenbüchern führte man mich offiziell als Dolmetscherin. So konnte ich mich nahezu gefahrlos bewegen. Zudem kannten mich die meisten tschechischen Offiziere persönlich.

Ein kleiner Zug Soldaten marschierte im Gleichschritt vorbei, ohne mich zu entdecken.