Zaubermomente des Himmels - Christina Bohnert - E-Book

Zaubermomente des Himmels E-Book

Christina Bohnert

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Beschreibung

Nach einem schweren Schicksalsschlag eröffneten sich mir neue Wege der Heilung. Als mein Sohn Kay tödlich verunglückte, stürzte ich emotional in einen tiefen Abgrund. Doch gleichzeitig spürte ich: Um weiterleben zu können, musste ich Kay finden, wo immer er sein mochte. Ein Leben ohne ihn konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Somit öffnete ich mein Herz für die Möglichkeiten und den Zauber des Himmels. Ich lernte, seine Zeichen und Wunder wahrzunehmen. Auf neuen Wegen fand ich Kay wieder. Seitdem begleitet er mich täglich. In verschiedenen Episoden erzähle ich von zauberhaften Geschichten, die Trauernde mit ihren Verstorbenen erlebten. Ich mag dich ermutigen, dir selbst zu vertrauen, die Zeichen des Himmels zu erkennen, sie anzunehmen und persönliche Wunder zu erfahren, damit auch deine Trauer Heilung finden kann.

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Prolog
Schicksalsjahre
Gewitter am Meer
Umwege mit Folgen
Grüße aus dem Himmel
Himmelfahrt
Telefonanruf aus dem Himmel
Allzeit gute Fahrt
Das ist mein Wort
Krieg und Gefangenschaft
Begegnung zwischen den Welten
Fata Morgana oder Wirklichkeit?
À Dieu, liebe Mama
Ein merkwürdiger Anruf
Achte auf mein Zeichen
Freedom
Viva la vita
Danke, Papa
Humor und Freude
Basilika Santa Maria Assunta
Ich bin immer bei euch
Viel zu früh!
In meinen Zeichen bin ich euch nah
Bist du im Licht?
Erinnerungen trösten
Für immer verbunden
Lasst uns gemeinsam feiern
Galerie der guten Taten
Engelszahlen
Mein Seelenplan
Danke
Weitere Bücher der Autorin
Über die Autorin
Eine kleine Bitte noch …

Christina Bohnert

Zaubermomente des Himmels

 

Wie magische Zeichen und Wunder von meinem Sohn Kay und anderen Verstorbenen zeigen,

dass sie weiterhin bei uns sind

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

1. Auflage, 2024

© 2024, Christina Bohnert – alle Rechte vorbehalten.

Begleitung&Perspektive
ChristinaBohnert
Holderweg32
76199Karlsruhe
[email protected]

 

Korrektorat & Buchsatz: Agentur Autorenträume

Lektorat: Eva Maria Nielsen, storyanalyse.de

Covergestaltung: Patricia von Deincoverdesign.de mit einem Foto von Nina Bohnert. Weitere Bildelemente: Akkash / Adobe Stock

Kapiteltrenner: Diana Dick

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

 

 

 

Christina Bohnert

 

 

 

Zaubermomente

des

Himmels

 

 

 

Wie magische Zeichen und Wunder von meinem Sohn Kay

und anderen Verstorbenen zeigen,

dass sie weiterhin bei uns sind

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jedes Sprichwort, jedes Buch, jedes kleine Wörtchen, 
das dir zur Hilfe und Trost bestimmt ist, 
wird auf geraden oder verschlungenen Wegen zu dir gelangen.

 

Ralph Waldo Emerson

Für meinen Sohn Kay

 

 

Ich halte mein trauriges Herz wie eine Schale

nach oben in den Himmel. 
Sie füllt sich langsam mit Trost, Zeichen,

Wundern und neuen Erkenntnissen.


Ich spüre Veränderung und Wandlung meiner Trauer um dich. 
Irgendwann werden wir uns im Licht der Ewigkeit treffen

und wieder zusammen sein.
Bis dahin freue ich mich auf weitere Zeichen

und danke dir von Herzen dafür.

 

In unendlicher Liebe,

Mom

Du hast eine Aufgabe zu erfüllen. 
Du magst tun, was du willst,

magst Hunderte von Plänen verwirklichen, 
magst ohne Unterbrechung tätig sein – 
wenn du aber diese eine Aufgabe nicht erfüllst,
wird alle deine Zeit vergeudet sein.


Rumi

 

 

 

 

 

Prolog

 

Wie ich meine Urlaubstage am Meer genoss! Sonne pur, lange Strandspaziergänge, der Geruch von Fisch und Seetang, mediterranem Essen, Flamencotanz, Erholung und Ruhe.

Ich lag auf meiner Strandmatte, sah auf das glitzernde Meer hinaus und genoss jeden Augenblick.
Kleine Fischerboote bewegten sich träge in den Wellen auf und ab, wie Kinder, die sich sanft in den Schlaf wiegen lassen.

Eine leichte Brise bewegte die Wedel einer Palme, die leise raschelte. Majestätisch ragte sie in den Himmel. Wenn ich hochsah, schien es, als würde sie ihre Früchte der Sonne anbieten, damit sie reifen konnten und die Süße noch intensiver wurde. Welcher Schatz für die Händler auf dem Bazar, die wussten, wie gern diese Köstlichkeit zu verschiedenen Gerichten gereicht wurde.

Ich beobachtete die Wellen. Unermüdlich rollten sie auf den Strand zu; lösten sich dort in bizarren Formen auf, immer dem Rhythmus der Gezeiten folgend. Ein Fels, der im seichten Wasser seinen Platz gefunden hatte, hielt den Wellen trotzig Stand. Nichts und niemand konnte ihn bewegen. Ich stellte mir vor, wie die Wellen ein Spiel mit ihm beginnen wollten. Ihre Schaumkronen brachen sich an seinen spitzen Ecken, teilten sich in glitzernde Tropfen, die auf dem Felsplateau winzige Pfützen bildeten. Sofort begann das Spiel von neuem und fesselte meine Aufmerksamkeit. Ich konnte mich nicht satt daran sehen. Wie unermüdlich die Natur doch ihrem Gleichklang folgt.

Ich stand auf und schlenderte am Strand, die Zehen im seichten Wasser, damit ich sie mir im Sand nicht verbrannte. Wie ich diese Strandspaziergänge liebte! Ich sah dunkelblaue Miesmuscheln, die durch ihre kräftige Farbe aufleuchteten, Herzmuscheln mit ihren strahlenartigen Ringen, und Jakobsmuscheln, die mich an den Jakobsweg erinnerten. Winzige Krebse ruhten auf einem Stein. Als sie mich wahrnahmen, verschwanden sie blitzschnell in ihren Höhlen. Mein Blick schweifte über das glitzernde Meer, der Wind zerzauste meine Haare. Salziger Fischgeruch und das Kreischen der Möwen – all das machte mich glücklich.

Übermütig rannte ich in die Wellen, wurde aufgefangen und ein Stück weit hinausgetragen. Ein Schwarm schillernder Fische schwamm unter mir, und ich fühlte mich wie einer von ihnen, während ich mit ihnen weit hinausschwamm. Ich legte mich flach in die Wellen, ließ mich von ihnen tragen, schloss die Augen und wippte im sanften Rhythmus der Meereswellen. Was könnte es Schöneres geben? Ich genoss jeden Augenblick.

Plötzlich erfasste mich eine Riesenwelle. Sie zog mich in die Tiefe. Ich bekam keine Luft mehr. In meinen Ohren brodelte das Wasser. Ich riss die Augen auf. Salzwasser brannte in ihnen wie Feuer. Ich konnte nichts mehr sehen.

Nur eins musste ich: auftauchen und zwar schnell, um wieder atmen zu können. Doch wo war oben? Wo war unten? Ich streckte meine Arme, um dem Sog der Tiefe zu entkommen. Mein Herz hämmerte. Und wenn ich nicht rechtzeitig an die Oberfläche gelangen würde? Wenn ich keine Luft schnappen könnte?

Alles verschwamm vor meinen Augen. Meine Kräfte verließen mich. Mein Herz raste. Meine Lungen drohten zu bersten. Wie lange konnte ich ohne Sauerstoff überleben? Sollte ich an diesem wunderbaren Sonnentag, den ich so genossen hatte, ertrinken?

Der Gedanke löste Panik in mir aus. Nein, ich durfte nicht aufgeben. Ich musste kämpfen. Mein Lebenswille gab mir die nötige Energie. Entschlossen stieß ich mich in Richtung Licht. Endlich durchbrach mein Kopf die Wasseroberfläche.

Ich japste. Gerettet – ich war gerettet.

Erschöpft legte ich meinen Kopf in den Nacken und ließ mich, so gut es ging, von den Wellen tragen. Ich konnte noch nicht schwimmen, musste erst einmal zu Atem kommen. Mein Puls beruhigte sich. Schon bald fühlte ich mich kräftiger und versuchte, langsam ans Ufer zu schwimmen.

Der Wind hatte aufgefrischt, das Meer wogte unruhig. Wieder überrollte mich eine Welle. Doch dieses Mal wurde ich nicht nach unten gezogen. Ich kam dem rettenden Strand näher. Noch einige Male schwappten Wellen über mich, doch ich blieb an der Wasseroberfläche.

Als ich endlich wieder Boden unter meinen Füßen spürte, schleppte ich mich zu meiner Badematte. Erschöpft setzte ich mich und blickte hinaus aufs Meer. Von Wellen aufgepeitscht, wirkte das Wasser dunkel, ja, fast unheimlich und bedrohlich auf mich.

 

Und ich erinnerte mich. Damals, als du gestorben bist, wurde ich ebenfalls in einen Abgrund hinabgezogen. Ich fühlte mich ohnmächtig, bekam keine Luft mehr, und das Blut rauschte in meinen Ohren. Gedanken, Fragen und die unfassbare Tatsache, dass du nicht mehr lebtest, wirbelten in meinem Kopf. Ich brach zusammen.

Mein Herz fühlte sich an, als wäre es in tausend Stücke gerissen. Die Trauer erdrückte mich. Ich konnte nicht mehr essen. Die vielen Tränen, die ich unterdrückte, schnürten mir die Kehle zu. Unentwegt dachte ich an dich, du warst in meinem Kopf, in jedem Atemzug, bei jedem Herzschlag, und die Leere, die dein Tod in mir hinterlassen hatte, raubte mir den Schlaf. Ich war zerschlagen. Der Schmerz war unerträglich, und in der Trauer um dich erstarrte ich. Konnte ich deinen Tod überleben?

Jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt würde der Schmerz milder, überrollte mich die nächste Welle der Trauer. Lange dauerte es, bis sie mich nicht mehr völlig in ein Meer von Tränen untertauchten. Mit der Zeit bemerkte ich, dass jede Welle, egal, wie hoch sie sein mag, abnimmt und flacher wird, sich in Millionen von Wassertropfen auflöst. Ich lernte, mich tragen zu lassen. In neue Welten und in ein neues Leben ohne dich. Und doch gehalten im unendlichen Meer der Liebe. Meine Trauer verwandelte sich.

 

Zeichen und Wunder zeigten mir den Weg. Ich lernte, tiefer zu schauen, und erforschte den Sinn des Sterbens. Der Tod bedeutet nicht das Ende des Lebens. Er ist der Beginn einer völlig neuen Reise. Die Seele und der Geist leben weiter, nur in einer neuen Dimension. Uns, die wir hier zurückbleiben, wird die Möglichkeit geschenkt, eine neue Sichtweise auf den Tod und das Weiterleben danach zu erfahren.

Das Erlebnis im Meer rüttelte mich auf. Meine Pläne, ein Buch über meine Trauer zu schreiben, lagen noch auf Eis. Immer kam etwas dazwischen, das scheinbar wichtiger war. Der Alltag, das Leben, die Menschen, vielfältige Aufgaben, und so verstrich die Zeit, ohne dass ich mein wichtigstes Ziel in die Tat umsetzte.

Ich wusste doch, wie schnell alles vorbei sein kann! Niemand weiß, wie lange wir hier leben. Deshalb möchte ich die Zeit nutzen. Ich habe die Lektion verstanden und weiß, dass ich von meinen Erkenntnissen berichten soll, um Trauernden neue Horizonte zu eröffnen, damit sie, genau wie ich, diese neue Dimension kennenlernen können. Ich werde über Zeichen und Wunder schreiben, die mich unterstützten, dem Leben aufs Neue zu vertrauen.

Ich sah vor mir die verstohlen wechselnden Blicke von Zuhörern, wenn ich bisher von den Wundern des Himmels erzählt habe. Wahrscheinlich dachten sie: »Bald wird sie in eine Psychiatrie eingewiesen! Die Trauer hat sie krank gemacht.«

Genau das Gegenteil war der Fall.

Die Zeichen von Kay gaben mir vor allem Kraft, meine Trauer anzunehmen und zu verwandeln. 
Heute ermutige und begleite ich Menschen, die sich für diese Zeichen, Wunder und Phänomene interessieren, damit sie sensibler werden, genauer hinschauen und Ähnliches erleben. Unsere Verstorbenen wollen uns nah sein. Sie zeigen ihre Nähe auf unterschiedliche Weise, sind kreativ und individuell wie zu ihren Lebzeiten.

 

Ausgerüstet mit Block und Bleistift lief ich auf den Strand zu. Genau hier wollte ich mit dem Schreiben beginnen. In einer windstillen Bucht setzte ich mich auf mein Strandtuch. Noch war es angenehm kühl. Das Meer lag ruhig vor mir. Sanfte Wellen berührten den Strand und lösten sich im Nichts auf. Ich konnte es kaum glauben, wie sie von einem Augenblick zum anderen mitreißend und zerstörerisch werden konnten. Gestern hätten die Wellen mich fast mein Leben gekostet.

Mein Blick schweifte in die Ferne. Am Horizont zeichnete sich eine Bergkette ab. Lichte Wolken schlangen sich wie ein Schleier um die Bergspitzen. Ein Schmetterling umkreiste mich. Wenn er sich doch zu mir setzen und eine Rast einlegen würde. Tatsächlich ließ er sich auf einer Blüte nieder und ich erkannte, dass es ein Admiralfalter war. Nach wenigen Flügelschlägen flatterte er über das Meer davon. Wollte er schauen, ob ich wirklich meine Erlebnisse zu Papier bringe?

Ich verfolgte ihn mit meinem Blick, bis er meinen Augen entschwand, und begann zu schreiben.

 

 

Das Leben eines jeden Menschen ist ein von Gottes Hand geschriebenes Märchen.


Hans Christian Andersen

 

 

 

 

 

 

Schicksalsjahre


 

Märchen entführen uns in eine Welt voller Geheimnisse, Fantasie und Magie. Wir reisen in ferne Länder und besuchen fremde Kontinente, oftmals befinden wir uns in anderen Jahrhunderten und werden in ihren Bann gezogen. Die Helden der Geschichten bestehen Abenteuer. Oder sie verkörpern Barmherzigkeit. Sie helfen Menschen, sind zur Stelle, wenn Ungerechtigkeiten geschehen, beschützen vor Habgier oder Betrug. Kühnheit und Mut wenden oft das Blatt, die Retter der Geschichte lernen und werden verwandelt, und die Geschichte findet einen guten Ausgang.


Im Märchen meines Lebens gibt es ein sehr trauriges Kapitel, von dem ich euch erzählen möchte. Es veränderte mich. Ich durfte viele Wunder erleben. Heute sehe ich schon den Silberschweif am Himmel, der mir ein Happy End verspricht.


Es begann am 30. März 2014.

Mit seinen frühsommerlichen Temperaturen versprach dieser Sonntag ein schöner Frühlingstag zu werden. Kay, unser jüngster Sohn, hatte sich mit seinem Cousin Yves und seinem Onkel Markus zu einer Motorradfahrt verabredet.

Zum Mittagessen kochte ich ein Lieblingsgericht von Kay – Spaghetti Bolognese. Nachdem Kay sich fürs Kochen und das leckere Essen bedankt hatte, ging er nach oben, um seine Motorradkleidung anzuziehen. Nach einer Weile kam er zu mir in den Garten, und wir umarmten uns. Ich küsste ihn und sagte lachend: »Kayli, dein Dreitagebart ist weich, und doch kitzelt er ein bisschen.« Ich nahm sein Parfüm wahr. »Hast du einen neuen Duft? Er riecht lecker!«

Er nickte fröhlich und lief noch einmal in sein Zimmer, um etwas zu holen. Zwei Minuten später fuhr er los, während ich wieder in den Garten zurückging.
 Eine Stunde später klingelte das Telefon. Ich nahm ab. Meine Schwägerin Monika meldete sich: »Hallo, Christina, weißt du, wann Kay kommt? Yves hat schon mehrmals versucht, ihn anzurufen, aber er meldet sich nicht.«

Ich ging mit dem Telefonhörer zu meinem Mann. »Andreas, wollte Kay beim Roller den Luftdruck überprüfen? Oder tanken gehen? Er ist noch nicht bei Yves angekommen.«

Andreas überlegte kurz. »Weiß nicht. Er hat mich gefragt, ob beim Roller alles in Ordnung sei, und da hab ich Ja gesagt.«

Monika hörte mit. Andreas versuchte, Kay anzurufen, doch er ging nicht ans Handy.

»Ich fahre mal los und schaue, ob er unterwegs eine Panne hatte«, sagte er und stand auf.

»Yves und Markus werden ihn von der anderen Strecke aus suchen. So finden wir ihn auf jeden Fall.« Monika legte auf.

Ich zog meine Schuhe an, um Kay mit Andreas zusammen zu suchen. Wir bogen auf eine Landstraße, die durch einen Wald führt, ein und sahen einen Polizeiwagen, der quer auf der Fahrbahn stand und die Durchfahrt verhinderte.

»Oh, das sieht nicht gut aus!«, meinte Andreas.

Wir fuhren auf die Straßensperre zu.

Der Polizist sagte zu mir: »Hier können Sie nicht weiterfahren, es ist ein Unfall geschehen!«

Wir stiegen aus und ich fragte: »Ist ein Motorroller am Unfall beteiligt? Wir suchen unseren Sohn. Er wollte hier entlangfahren.«


Er notierte sich den Namen und die Adresse und ging zum Polizeiauto. Dort nahm er sein Funkgerät. Sein Kollege an der gegenüberliegenden Straßensperre überprüfte die Personalien. Einige Minuten später kam der Polizist zu uns zurück.

»Es ist Ihr Sohn!«, sagte er, zögerte kurz, während ich ihn ansah. »Jetzt müssen Sie sehr stark sein. Der Unfall hatte tödliche Folgen!« 
Ich starrte ihn fassungslos an. Meine Beine knickten ein. Ich fiel auf die Knie, rief und schluchzte. »Nein, nein, nein!«

Andreas hob mich auf und stützte mich. Ich hatte Mühe, stehen zu bleiben. Er sagte: »Wir fahren sofort an den Unfallort!«

»Ich fahre vor Ihnen her. Meine Kollegin begleitet Sie in Ihrem Auto, damit sie nicht allein sind.«

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, die Beamtin auf den Rücksitz. Der Polizeiwagen fuhr in Schrittgeschwindigkeit vor uns her. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Meine Hände und Beine zitterten. Die Angst grub sich wie eine Faust in meinen Magen. Mir war übel. Wie ein Mantra wiederholte ich still diese Worte: »Bitte lieber Gott, lass nicht zu, dass Kay tot ist. Bitte, steh mir jetzt bei. Lass mein Kind nicht tot sein! Bitte, lieber Gott, BITTE!«

Die Worte Der Unfall hatte tödliche Folgen! hallten in meinen Ohren wider. Wie erstarrt saß ich im Auto. Ich wollte nur eines: zu Kay. Ich wollte zu meinem Sohn.

Da musste eine Verwechslung vorliegen. Ich wollte dem Polizisten keinen Glauben schenken. Das durfte nicht wahr sein; konnte nicht wahr sein. Kay war nicht tot. Er war nicht bei diesem Sturz gestorben! 
Das Polizeiauto hielt weit vor dem Unfallort. Wir sollten nicht bis zu ihm gehen. Doch wir ließen uns nicht davon abhalten und gingen langsam die Landstraße entlang. Auf der linken Seite lag der zerstörte Roller. Andreas lief zielstrebig darauf zu. Ich sah auf der rechten Seite ein Tuch, fasste Andreas’ Hand und flüsterte: »Da liegt er!«

Wir näherten uns Kay. Der Polizist zog die Decke bis zum Oberkörper weg. Ich kniete mich, streichelte sein Gesicht. Vor einer Stunde hatte ich ihn noch auf die Wange geküsst. Nun lag er vor mir, als würde er schlafen.

Kay war tot. Ich konnte es nicht begreifen. Während ich bei ihm kniete, fragte ich ihn: »Bohni, was ist denn passiert?«

Ich konnte seine Antwort nicht hören. Und doch fühlte ich ihn, wie er neben mir stand. Er war da. Ich starrte auf seinen leblosen Körper. Dieser Unfall hob unsere Welt aus den Angeln. Alles war verändert. Nichts war mehr wie zuvor.

Ich beugte mich noch näher zu ihm. »Bohni, aus allem, was hier geschehen ist, wird etwas Gutes entstehen. Du darfst nicht umsonst gestorben sein!«

Als ich mich erhob, nahm ich alles wie durch eine Nebelwand wahr. Ich spürte nichts mehr. Ich stand unter Schock, versteinert, ja, wie paralysiert, damit ich diese Tragödie überleben konnte. 
Ich sah Andreas an. Sein Gesicht schimmerte kreidebleich, wie er da auf Kay sah. Ich nahm seine Hand. Wir bedankten uns bei den Rettungskräften. Wie betäubt gingen wir zurück zu unserem Auto.

Langsam fuhren wir an Kay vorbei. Sie hatten ihn wieder abgedeckt. Der Himmel erstrahlte in einem überirdischen Glanz.

»Wie kann eine Katastrophe von so viel Licht begleitet sein?«, fragte ich Andreas.

Ein Berg voller Zweifel, Fragen und Ungewissheiten ragte vor mir auf, versperrte mir die Sicht. Ich hatte keine Ahnung, wie ich diesen Schicksalsschlag annehmen und ohne Kay weiterleben könnte. Wie sollte ich jemals wieder am Leben teilnehmen? In einer Welt ohne Kay?

Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich immer eine neue! So wird oft gesagt. Aber diese Weisheit konnte ich nicht erkennen oder verstehen. Die Tür, die in die Ewigkeit führte, weigerte ich mich zu öffnen! 
Damals wusste ich es noch nicht, aber vor mir lag eine Zeit, die von unserer Familie viel Geduld und Kraft erforderte. Wir mussten lernen, wieder aufzustehen und dieses Tal der Tränen und des Schmerzes zu verlassen. 
Ein Same, versteckt in der dunklen Erde, kann sich nicht vorstellen, jemals das Licht der Sonne zu sehen. Doch durch diese Strahlen keimt er, bis er die Erdschicht durchbricht und heranwächst. So konnte auch ich mir nicht vorstellen, irgendwann wieder diese Dunkelheit zu verlassen.


Inmitten der Schwärze der Trauer um Kay begann der Same, den ich schon am Unfallort gelegt hatte, zu reifen. Aus allem sollte etwas Gutes entstehen!

Wie dies geschehen konnte, wusste ich nicht. So wie der Same auch nicht weiß, welche Pflanze aus ihm erwächst. Veränderung und Wachstum geschehen im Gleichklang der Natur. Es sind die tausend kleinen Momente, die das Samenkorn reifen lassen.



Später las ich von den zwei Seiten einer Trauermedaille. Die erste Seite war mir sofort klar: Der Tod stand im Vordergrund! Auf der zweiten Seite zeigten sich Veränderungen, von denen ich nichts wusste. 
Wenn Kinder sterben, ist es für Eltern, Geschwister und die Angehörigen einer der größten Verluste. So war es auch bei mir.


Khalil Gibranbeschreibt in seinem weltbekannten Werk »Der Prophet« Kinder als den Pfeil, der von der Hand des Schützen (sprich der Eltern) ausgesandt wird – sie wohnen im Haus der Zukunft.

 

Für uns wurde diese Zukunft beendet. Die Trauer ragte vor uns auf wie eine Mauer, die uns die Aussicht und das Licht nahm.

Würden wir wieder Licht sehen? Hoffnung finden? Das Leben lieben können?

Zunächst grenzten die traurigen Gefühle meine Wahrnehmung ein. Ich weinte viel, bevor der Schmerz milder wurde.

(In meinem ersten Buch schrieb ich ausführlich über unseren Weg, die verschiedenen Situationen durch die Trauer und wie sie sich langsam veränderte.)


Nach einiger Zeit entwickelte sich die Rückseite der Trauermedaille. Die Gefühlsausbrüche wurden weniger. Es kehrte Ruhe ein. Nun konnte ich die zweite Seite deutlicher erkennen. Sie schenkte mir neue Einsichten. Die Voraussetzung war jedoch, meine Lebenspläne und Vorstellungen zu verändern.

Kay war schon als Kind ein Lehrmeister für mich gewesen. Er pflanzte Samen der Freude, der Dankbarkeit und der Achtsamkeit in die Herzen vieler Menschen – und hinterließ eine Leuchtspur.

Wollte er nur kurz auf die Erde kommen? Uns ein Engel sein, der Gutes bewirkte, um dann zurück in den Himmel zu gehen? Hatte er seine Lebensaufgabe erfüllt?


Der Unfall beendete sein Leben auf der Erde. Das Tor zur Ewigkeit öffnete sich. Neue Aufgaben warteten auf ihn. In dieser neuen Daseinsform konnte er viel bewegen. Er löste Grenzen auf und klärte meinen Blick für Zeichen, Wunder und Phänomene, von denen ich bislang nichts ahnte. 
Ehrfürchtig und dankbar sah ich nach oben und fühlte mich wie in einem Märchen.

Ich träumte. Oft spürte ich mich mit Kay tief verbunden. Ich durfte mit ihm in die Unendlichkeit des Himmels eintauchen. Meine Trauer veränderte sich immer mehr.

Durch den Blick in die Ewigkeit lernte ich eine neue Welt kennen; eine Welt ohne Schmerzen oder Tränen der Trauer. Der Tod ist der Same einer neuen Lebensform.


Ich bin noch nicht am Ende meines Lebensmärchens angekommen. Die Sehnsucht nach meinem Kind bleibt. Später werde auch ich die Ebenen wechseln und Kay wieder in die Arme schließen. Die Worte des Dichters Hans Christian Andersen erfüllen sich täglich und dann werde ich sie noch tiefer verstehen. Mein Leben mit allen Prüfungen, Herausforderungen und Lösungen ist ein von Gottes Hand geschriebenes Märchen.

 

Das traurigste Kapitel meiner Lebensgeschichte begann, als ich mein Kind in den Himmel abgeben musste. Türen öffneten sich, durch die ich blicken konnte.

Ich sammelte Sterntaler, die mir neue Einsichten zu den Haltestellen und Meilensteinen meiner Lebensstraße vermittelten. Die Reise zu mir ließ mich wachsen. Ich lernte die Geistige Welt kennen. Dort begegnete ich der bedingungslosen Liebe. Nun ist mein Rucksack gefüllt mit Licht, Frieden und vielen Weisheiten der Ewigkeit.

 

Wenn du magst, nehme ich dich mit auf Erkundungen in die fantastischen Welten des Himmels. Du wirst deinen Liebsten begegnen. Sie werden dir zeigen, wie sie durch Zeichen und Wunder mit dir in Kontakt treten, und du wirst Neues entdecken.

---ENDE DER LESEPROBE---