Zehn Finger Hoffnung - Ellen Rogers - E-Book

Zehn Finger Hoffnung E-Book

Ellen Rogers

5,0

Beschreibung

Ein schwerer Autounfall hat in Sekundenschnelle aus dem zwanzigjährigen Ned Sullivan einen Querschnittsgelähmten gemacht, dessen Leben buchstäblich am seidenen Faden hängt. Die Kunst der Ärzte rettet sein Leben, die Fürsorge seiner Familie hilft ihm über die ersten Wochen und Monate hinweg – das was kommt dann? Ned braucht Betreuung rund um die Uhr. Ellen, seine Mutter, ist für ihn da, später verschiedene Pflegekräfte – doch wer kümmert sich um seine Seele. Über die Organisation Helping Hands erfährt Ellen, dass dieser Verein Kapuzineraffen trainiert, die bei Schwerkranken zur Hilfe eingesetzt werden. Von alltäglichen Handreichungen bis zu immer komplizierteren Aufgaben ersetzen diese Affen den Gelähmten die Finger. So kommt Kasey ins Haus. Und wird nicht nur ein Helfer für Ned, sondern auch ein Teil der Familie. Denn neben der praktischen Hilfe kümmert sich Kasey bald auch um Neds Psyche. Neds Mutter Ellen Rogers hat die bewegende und mutmachende Geschichte, die in den USA ein großer Buchhandelserfolg wurde, aufgeschrieben.

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Ellen Rogers

Zehn Finger Hoffnung

Ein Kapuzineräffchen als Seelenretter

Ins Deutsche übertragen von Victoria Kau und Viktoria Kleber

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

© Ellen Rogers

© für die deutsche Ausgabe Lehmanns Media, Berlin 2014

Helmholtzstraße 2-9

10587 Berlin

Umschlagabbildung: Cary Wolinsky

Für meine Mutter Lois „Nonnie” Rogers

* 1. Mai 1921 † 1. Dezember 2013

Sie hat uns allen so viel Liebe und Inspiration geschenkt.

Für Marie-Christine und Urs Jaeger-Firmenich

und die Stiftung Robmar.

Ihre Großzügigkeit und Freundschaft

bedeuten unermesslich viel für unsere Familie.

Vorwort

Als Ellen, Neds Mutter, das Buch „Kasey to the Rescue“ vor knapp drei Jahren schrieb, war sie sich sicherlich nicht ganz bewusst, welch’ nachhaltigen Eindruck die außergewöhnliche Lebensgeschichte ihres gelähmten Sohnes mit seinem Kapuzieräffchen im Herzen vieler Menschen auslösen würde.

Ich dagegen war mir immer sicher gewesen, dass ich eines Tages Neds Geschichte mit seinem Pflegetier Kasey über die Grenzen in die Welt hinaustragen würde, um so viele Herzen wie nur möglich zu gewinnen, sie Teil nehmen zu lassen an dem Licht der Hoffnung, der Zuversicht und ausstrahlender Kraft, welche der Glaube an wahre Wunder entfachen kann.

Die Geschichte von Kasey und Ned, Ellen und ihrer bewundernswerten Familie illustriert ergreifend, wie die Beziehung zwischen Mensch und Tier ein Wunder vollbringen kann, indem sie verloren geglaubte Energien freischafft, Verzweiflung in Mut umwandelt und durch gegenseitigen Respekt – dem Menschen sowie dem Tier – Würde und Achtung schenkt und zurückgibt. Die einzigen Werte, die ein Leben ausmachen.

Nicht alle Menschen haben Glück, nicht alle Menschen haben immer Glück ! Neds Geschichte lehrt uns unwiderruflich, dass es in einer Sekunde vorbei sein kann. Glück ist ein Geschenk, eine Gabe und eine Verantwortung. Menschen in ihrem Unglück zu helfen und ihnen ein bisschen Freude zurückzugeben beinhaltet den wahren Sinn meines Lebens.

Ich hatte das Privileg, in eine Familie hineingeboren zu werden, zu der auch immer Hunde, Katzen und Pferde gehörten. Schon als kleines Kind war mir klar, dass Tiere unsere besten Freunde sind: sie tadeln uns nicht, wenn das Zeugnis schlecht ist oder wir eine Dummheit gemacht haben. Je älter ich wurde, desto mehr Tiere lernte ich kennen und desto besser verstand ich sie. Dank der bedingungslosen Liebe, die meine Mutter für ihren Hund empfand, konnte sie ihren Ehemann noch 17 lange Jahre überleben.

Nach dem Tod meiner beiden Eltern spürte ich den innigen, spontanen Wunsch, eine Stiftung zu ihrem Gedenken zu gründen. In unendlicher Dankbarkeit war mir damals bewusst geworden, dass ich alles, was ich kenne und fühle, alles, was ich besitze, von meinen Eltern mitbekommen habe. Daher lag es mir am Herzen, ein Projekt zu Ehren meiner beiden Eltern auf die Beine zu stellen, welches Ihrer Lebensart und -weise entsprechen und gleichen sollte. Es lag mir nahe, eine Stiftung zu gründen, auf die meine Eltern stolz gewesen wären und welche Menschen in Not unterstützen sollte.

Nach und nach reifte in mir die Idee, Tiere zur Unterstützung von Menschen einzusetzen. Die große Tierliebe meiner Eltern gaben mir die Sicherheit, dass ich auf dem richtigen Weg war. Dementsprechend ging es nur noch darum, das passende Leitmotiv zu finden.

Es war sicher kein Zufall, als ich am 23. August 2003 von einer Sendung am Fernsehen gefesselt wurde, in der Kapuzineräffchen vom Hals abwärts Gelähmten zur Hand gingen. Dieser Tag war der Auslöser meiner Stiftung ROBMAR (benannt nach dem Namen meiner beiden Eltern ROBert und MARie-Louise), deren Grundstein 2007 gelegt wurde und deren Hauptzweck die Unterstützung von Organisationen ist, welche Tiere als „Helfer“ für Menschen ausbilden (Human-Animal Bond).

So lernte ich insbesondere die Organisation „Helping Hands“ in Boston kennen, die Kapuzineräffchen darauf trainiert, Behinderte bei alltäglichen Handreichungen zu unterstützen.

„Helping Hands“ und die mittlerweile vielen anderen Organisationen, welche ROBMAR heute weltweit unterstützt, haben alle dasselbe, gemeinsame Ziel: durch den Einsatz und das Trainieren von Tieren ihre unschätzbare Hilfe und Fähigkeiten zu nutzen, um Menschen in schwierigen, unterschiedlichen Situation beizustehen – sei es Kranken oder Behinderten das alltägliche Leben zu erleichtern und erhöhte Lebensqualität zu bieten, oder durch die Spür- und Schnüffelfähigkeiten (beispielsweise der Hunde) bei Katastropheneinsätzen oder im medizinischen Bereich zu unterstützen. Mit großem persönlichem Einsatz und oft geringen, meist unzureichenden finanziellen Mitteln hängt jedoch das Gelingen ihres Erfolges rein von der Unterstützung und Großzügigkheit der Spender ab .

Wenn ich heute auf das sechsjährige Werk von ROBMAR zurückblicke, weiß ich, den richtigen Weg im Sinne meiner Eltern eingeschlagen zu haben. Es wird mir jedoch immer mehr bewusst, wie viel es über die Beziehung und das Zusammenwirken von Mensch und Tier noch zu lernen und entdecken gibt .

Menschen wie Ned und Ellen haben viel dazu beigetragen, mir Klarsicht über manche Fragen, die ich mir diesbezüglich stellte, zu verschaffen und die Richtigkeit meiner Annahmen zu bestätigen. Dies kam der Entwicklung meiner Stiftungstätigkeiten zu Gute. Jahr für Jahr Neds immensen Fortschritt erleben zu dürfen, seine ehemals erloschenen Augen wieder aufleuchten zu sehen, Ellens warmherzige Freundschaft zu teilen, motivieren und bekräfigen mich in meinem täglichen Bemühen, ROBMARs einzige Aufgabe auszuführen und mit Leidenschaft voranzutreiben.

In manchen Fällen ist es nicht immer einfach, das öffentliche Bewusstsein für die Fortschritte in der „Mensch-Tier Bindung“ zu schärfen. Oft gilt es, eventuelle Einschränkungen durch Landesgesetze oder bürokratische Hindernisse zu überbrücken und geeignete Wege zum Gelingen der verschiedenen, von ROBMAR sorgfältig ausgewählten Projekte zu finden. Doch wenn bei all diesen administrativen Hürden manchmal eine gewisse Entmutigung in mir aufsteigen will, dann habe ich spontan Ellen und Ned vor Augen und ihren unwiderstehlichen Lebenswillen: nie aufgeben oder klein beigeben, zuversichtlich daran glauben, und einfach weiterkämpfen !

Danke Ellen, Danke Ned ! Danke an all jene, die entschlossen haben, mit mir in einem Boot zu sitzen und mitzurudern !

Marie-Christine Jaeger-Firmenich

Gründerin und Präsidentin

www.fondation-robmar.ch

Juli 2013

Kapitel 1Von hier aus unmöglich

Man sagt, Mutterschaft und Überlebensdrang sind die einzigen Urinstinkte, die bei allen Tieren vorkommen. Genau diese beiden spielten an jenem Abend zusammen, als ich über die Autobahn raste. Ich war auf dem Weg zum Flughafen und fuhr auch nicht langsamer, als mein Handy klingelte.

„Megan?“

„Mama, ich hab für dich einen Platz im Flugzeug nach Dallas bekommen!“

„Also kein Direktflug nach Arizona?“

„Nein, das ist von hier aus unmöglich!“, antwortete Megan. „Dallas ist die einzige Möglichkeit. Du hast circa 40 Minuten, um zum Gate zu kommen, 45 Minuten, um den Anschlussflug nach Tucson zu erwischen. Du kommst noch vor Mitternacht an.“

„Alles klar“, hauchte ich, während ich in die Tiefgarage einlenkte. Gott sei Dank für meine krisenfeste Tochter. „Dass du das hinbekommen hast, Megan. Danke!“

Ich erreichte die volle Flughafenhalle, mein Rollkoffer klapperte hinter mir her, ich rannte den schmalen Gang zum Flugzeug hinunter und drückte gegen heftiges Seitenstechen die geballte Faust seitlich in meinen Bauch. Als ich endlich meinen Koffer ins obere Gepäckfach hievte, versuchte ich mich daran zu erinnern, was ich überhaupt hineingeworfen hatte, bevor ich zur Haustür hinausgerannt war. Egal. Alles was zählte, war, den Flug zu erwischen. Nach Arizona zu kommen. Zu Ned zu kommen.

Ich ließ mich in meinen Sitz fallen und atmete tief durch.

Oh Gott. Wie konnte das alles nur passieren?

Ich schaltete mein Handy aus und versuchte einen Ablaufplan in meinem Kopf zu entwerfen. Ich bin es gewohnt, diejenige zu sein, die immer alle Antworten parat hat. Ja, ich mochte es, genau diese Person zu sein. Tausend Mal zuvor war ich schon an Bostons Flughafen Logan International gewesen, um zu reisen, um Leute zu treffen – all diese Geschäftsreisen, jede einzelne „extrem wichtig“.

„Da muss ich unbedingt hin“, hatte ich jedes einzelne Mal behauptet, „diesen Flug muss ich bekommen.“

Das Leben findet immer einen Weg, deine täglich hingeworfenen Wörter und Sätze auf seltsamen Wegen umzudeuten.

„Meine Damen und Herren, hier spricht der Flugkapitän. Es sieht so aus, als ob es aufgrund einer Verkehrskontrolle in Dallas zu ein wenig Verzögerung kommt. Wir verlassen das Gate jetzt und warten auf weitere Anweisungen.“

„Oh… nein…“

„Wir bitten um Ihr Verständnis und danken für Ihre Geduld. Wir sollten nicht mehr als eine Stunde Verspätung haben.“

„Nein.“

Ich schloss die Augen und versuchte, denselben gefassten Gesichtsausdruck aufzusetzen, den ich schon neunzig Minuten zuvor für meine Tochter gemimt hatte. Sie war bei mir gewesen, als ich den Anruf erhalten hatte.

Sind Sie die Mutter von Edward Sullivan?

Am Tonfall der Stimme hörte ich sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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