Zeit für Weiblichkeit - Diana Richardson - E-Book

Zeit für Weiblichkeit E-Book

Diana Richardson

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Beschreibung

ALLE FRAUEN sind mit der Fähigkeit geboren, die Ekstase des Orgasmus zu erleben. Allerdings ist für die meisten Frauen der Orgasmus eine ziemlich unberechenbare Angelegenheit. Dies beruht zum großen Teil auf mangelnder Kenntnis des weiblichen Körpers und des Wesens weiblicher Energie. Wenn die Frau bei der sexuellen Vereinigung ganz in ihre weibliche Seite hineingeht, sind sexuelle Erfüllung und Liebe die natürliche Folge. Der Weg dahin geht über Entspannung – einer ureigenen weiblichen Qualität.

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Seitenzahl: 380

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Titel der englischen Originalausgabe:

Tantric Orgasm for Woman, Destiny Books

Ebook-Ausgabe 2018

Umschlaggestaltung: Silke Bunda Watermeier, www.watermeier.net

Übersetzung: Rajmani H. Müller, Jivana Werner

Copyright© Diana Richardson

Copyright© der Übersetzung, Innenwelt Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Innenwelt Verlag GmbH, Köln

www.innenwelt-verlag.de

eISBN 978-3-947508-08-2

DIANA RICHARDSON

Zeit für Weiblichkeit

DER TANTRISCHE ORGASMUS DER FRAU

Für die Liebe in jeder Frau

Inhalt

Vorwort

1.Das natürliche Orgasmuspotenzial der Frau

2.Orgasmus als spirituelle Erfahrung

3.Einen Orgasmus haben oder orgasmisch sein

4.Die Quelle orgasmischen Seins

5.Die Brüste sind der Schlüssel zum Orgasmus

6.Die Vagina spielt eine sekundäre Rolle

7.Die Klitoris und die Erregung

8.Der Einfluss der Frau auf die Erektion

9.Durch Entspannen zum Orgasmus

10.Liebe und Emotionalität

11.Die Frau als Liebespartnerin in Zeiten der Menstruation, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Mutterschaft und Menopause

12.Tantrischer Orgasmus und gleichgeschlechtliche Partner

13.Die weibliche Kraft umarmen

Die symptothermale Methode der Fruchtbarkeitsbestimmung

Anhang

Danke!

Meinen aufrichtigen Dank möchte ich den vielen Frauen aussprechen, die im Laufe der Jahre ihre Erfahrungen mit mir teilten und von denen ich eine unschätzbare Menge gelernt habe. Insbesondere bin ich allen jenen Frauen dankbar, die mir die Erlaubnis gaben, ihre persönlichen Worte und Erfahrungsberichte zu verwenden. Dies hat enorm dazu beigetragen, ein wirklichkeitsgetreues Abbild weiblicher Sexualität zu vermitteln, und damit der Liebe.

Ich danke auch den Partnern dieser Frauen, die ich zitieren durfte, denn es waren ihre gemeinsamen Erfahrungen in der Liebe, die diese Beiträge aus erster Hand ermöglicht haben. Ich habe einige Erfahrungsberichte von Männern mitverwendet und danke ihnen, dass sie mir dies erlaubt haben.

Ich verbürge mich für die absolute Authentizität der von mir zitierten persönlichen Beiträge. Der Einfachheit halber und zum Schutz der Privatsphäre habe ich mich dafür entschieden, die einzelnen Personen, von denen die Beiträge stammen, nicht namentlich oder mit Initialen zu nennen.

VORWORT

IM SANSKRIT, DER URALTEN RELIGIÖSEN und klassisch-literarischen Sprache Indiens, steht das Wort Tantra in Verbindung mit Konzepten wie „Fähigkeit zur Erweiterung“ oder „etwas, das sich immer weiter ausdehnt“, aber auch mit Begriffen wie Kontinuum, Gewebe, Kontext und Transformation.1

Tantra lehrt die Bejahung unseres ganzen Seins: Von der Grobstofflichkeit des physischen Körpers bis hin zu den feinstofflichen Dimensionen der Seele. Im Tantra geht es um Energieumwandlung, um die Befreiung des Geistes, um die Verwirklichung unseres höchsten Potenzials.

Die harmonische Vereinigung der Gegensätze gilt als Weg zur Befreiung von der Identifikation mit Körper und Geist sowie zur Befreiung von dem scheinbar endlosen Kreislauf unbewusster Wiedergeburten. Tantra hatte schon vor mehr als fünftausend Jahren begriffen, wofür jetzt die moderne Wissenschaft durch die Erforschung der Chromosomen den Nachweis lieferte: Die Frau ist halb Mann und der Mann ist halb Frau.

Die inneren polaren Gegensätze in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen ist der Weg zur Erlangung unseres vollständigen Potenzials. Durch einen inneren alchemistischen Prozess wird die Frau transformiert, wenn sie bei der sexuellen Vereinigung völlig in ihrer weiblich-rezeptiven Seite aufgeht.

Dieses Buch, mein zweites über Tantra, ist im Wesentlichen eine Erforschung der tantrischen Erfahrung aus der weiblichen Perspektive. Auf den kommenden Seiten will ich versuchen, die wichtige Rolle zu beschreiben, die der weiblich-rezeptiven Energie im sexuellen Austausch zwischen Mann und Frau zukommt. Wenn wir von Sex reden, ist es nicht realistisch, eine klare Trennlinie zwischen weiblich und männlich zu ziehen, denn gerade im Sex gehen diese beiden polaren Energien die engste Verbindung überhaupt ein.

Allerdings gibt es bestimmte Aspekte der Sexualität, die ausschließlich auf die Frau zutreffen, und dieses Wissen ist ohne Frage vorteilhaft, um das sexuelle Erleben – der Frau ebenso wie des Mannes – positiv zu beeinflussen und zu intensivieren. Von diesem Wissen können aber auch Frauen profitieren, die keinen Partner haben, denn es vermittelt ihnen ein neues Gefühl für sich selbst und ihren Körper. In vielen Fällen zieht die Frau durch ihr neu gewonnenes Bewusstsein einen passenden Partner an.

Als Forschende, Lehrende und Schreibende über das Thema Sex bin ich gleichermaßen von Frauen und Männer ermutigt worden, über die Sexualität vom weiblichen Blickwinkel aus zu schreiben. Die Frauen haben mich direkt darauf angesprochen, und obwohl die Männer es mir nicht so offensichtlich zu verstehen gaben, fühlte ich mich indirekt ermutigt: durch ihr Verhalten und durch das, was ich in den letzten zwanzig Jahren von ihnen gelernt habe.

In dieser Zeit haben viele Paare die Making-Love-Seminare für Paare besucht, die ich zusammen mit meinem Partner Raja leite. In diesen Seminaren ereignen sich Tag für Tag wahrhaftige, sehr berührende Wunder. Viele Paare erleben hier wieder die dynamische Liebe, die sie ursprünglich zusammengebracht hatte, und es gelingt ihnen auch nach dem Seminar, in liebevoller Harmonie gemeinsam weiterzugehen.

Aber nicht alle Partnerbeziehungen verlaufen so, und manche Paare haben sich auch getrennt. Nach einer gewissen Zeit entstanden dann neue Beziehungen, und in Folge davon konnte ich in den Seminaren eine erstaunliche und ziemlich unerwartete Beobachtung machen: Männer, die bereits an meinen Gruppen teilgenommen hatten, tauchten plötzlich mit ihren neuen Partnerinnen wieder auf. Es sind die Männer, die wiederkommen, um diese andere Art von Sexualität mit der neuen Partnerin zu leben, weil sich durch diese tantrische Herangehensweise ihre Liebesfähigkeit erhöht. Überraschend war, dass die Frauen nicht so schnell wieder zum Seminar kamen, obwohl sie beim ersten Mal genauso begeistert waren wie ihre damaligen Partner. Erst in jüngster Zeit kommen manche Frauen wieder zum Seminar, mit dem neuen Liebsten im Schlepptau.

Die Tatsache, dass schon eine ganze Reihe von Männern, aber erst wenige Frauen mit neuen Liebespartnern in den Seminaren wieder aufgetaucht sind, hat mir zwei wichtige Einsichten vermittelt: Einerseits, dass wir Frauen offenbar Angst haben, mit unserem Partner über Sex zu reden, und uns scheuen, ihm offen zu sagen, was unser Körper am liebsten mag. Wir scheuen uns, den Partner auf Alternativen zum üblichen Sex aufmerksam zu machen.

Die größte Angst der Frau ist wohl, ihren Partner zu verlieren bzw. für ihn sexuell nicht mehr attraktiv zu sein, wenn sie neue Wege geht. Aber so traurig es ist: Wenn wir Frauen uns mit dem herkömmlichen Sex begnügen – der im Grunde eine Verzerrung männlicher Sexualität darstellt –, geben wir unseren einzigartigen femininen Zauber und unsere weibliche Kraft weg.

Die zweite Einsicht ist viel ermutigender und wird hoffentlich den Frauen Mut machen, sich im sexuellen Bereich stärker durchzusetzen: Die Tatsache, dass die Männer mit ihren neuen Partnerinnen wiederkommen, zeigt eindeutig, dass die Männer, wenn sie erst einmal eine Kostprobe von dieser anderen Form der Sexualität hatten, auf den Geschmack kommen. Aber wie soll der Mann auf den Geschmack kommen, wenn er es noch nie kennengelernt hat? Oft ist also ein Vorgeschmack tantrischer Sexualität notwendig, damit Sehnsucht danach entsteht.

Von Männern, aber auch von Frauen, die noch keine persönlichen Erfahrungen mit Tantra haben, höre ich öfter die Bemerkung: „Tantra scheint doch eher etwas für Frauen zu sein als für Männer!“

Durch meine eigenen Nachforschungen und aufgrund der positiven Reaktionen meiner männlichen Seminarteilnehmer kann ich aber mit aller Bestimmtheit sagen: „Nein, Tantra ist keineswegs nur für Frauen, es ist garantiert was für Männer!“

Tantra ist also nicht etwas, das nur dazu da ist, Frauen glücklich (und die Männer weniger glücklich) zu machen. Und es ist auch keine Taktik, um den Frauen mal für ein Weilchen das Ruder zu überlassen. Jeder Mann, der einmal auf den Geschmack von diesen wundervollen Tiefen und Höhen einer sich ausdehnenden sexuellen Energie gekommen ist, will es unweigerlich wieder erleben! Aber solange wir Frauen den Männern unsere wahre Weiblichkeit vorenthalten – wie und wo und wann sollen sie dann je auf den Geschmack kommen?

Hier und da findet man vielleicht eine Frau, die es auf natürliche Weise versteht, die sexuelle Energie des Mannes beim Sexakt in sich aufzunehmen und nach oben zu kanalisieren, sodass sie mit ihrem Partner eine höhere sexuelle Dimension erlebt. Es ist wichtig zu wissen, dass eine Frau diese Kunst bewusst lernen kann und so den Mann in eine Sphäre sich ausdehnender sexueller Energie mitnimmt – was ihr selbst größere sexuelle Erfüllung bringt. Die Frau hat von Natur aus allein aufgrund ihres weiblichen Geschlechts die Fähigkeit, in diese Sphäre einzutreten. Als rezeptiver Pol der männlich-weiblichen Dynamik kann die Frau nach innen gehen und den Mann mit sich ziehen bzw. mit emporheben. Das ist die Kraft, die ihr von Natur aus gegeben ist. Durch ihre Empfänglichkeit, ihr Mitfließen und ihre Hingabe wird eine solche innere Bewegung möglich.

Umgekehrt ist das nicht unbedingt der Fall. Für den Mann als aktiver Pol ist es im Allgemeinen nicht so einfach, diese Tür zu öffnen und die Frau in sich aufzunehmen. Um dazu in der Lage zu sein, muss der Mann eine große innere Stille und Klarheit über seine wirkliche männliche Autorität haben. Wenn das empfängliche (weibliche) Element nachgibt und das, was ihm entgegenkommt, wirklich aufnimmt, wird aufgrund dieser Empfänglichkeit die dynamische (männliche) Energie aktiviert und kommt ins Fließen. Dadurch kann der Mann auf mühelose und natürliche Weise der Frau in höhere Energiebereiche folgen und wortlos mitfließen – wenn er in der glücklichen Lage ist, auf solch eine rezeptive weibliche Energie zu treffen.

Eine sexuelle Neuorientierung ist notwendig, und sie muss im Wesentlichen von der Frau ausgehen. Diese neue Erziehung in Sachen Sex muss in den Frauen Wurzeln schlagen und sich von ihnen ausgehend in der Gesellschaft verbreiten – über die Ehemänner, Liebhaber, One-Night Stands, über Mütter, die es ihren Töchtern vermitteln, und Väter, die es den Söhnen beibringen. Was es braucht sind Frauen, die anfangen für sich selbst zu sprechen, sich äußern über ihre wirklichen Bedürfnisse und Empfindungen – und dass die Männer diese Botschaften unbedingt beachten. Das höchste Potenzial wirklicher sexueller Erfüllung und Liebe zwischen Frau und Mann liegt auf ihrem gemeinsamen Weg der sexuellen Selbsterforschung.

Nichtsdestotrotz kann die Frau auch ohne bewusste Mitwirkung des Mannes viel bewirken. Sex ist uns so nahe wie nur irgendetwas, Sex erreicht, berührt und verändert jede einzelne Zelle unseres Körpers. Durch das Erforschen unserer Sexualität können wir – jenseits aller gesellschaftlichen Fassaden und Konventionen, hinter denen wir für gewöhnlich unser tieferes sexuelles Selbst verbergen – entdecken, wer wir in Wirklichkeit sind.

Die Quelle meiner tantrischen Inspiration und Unterweisung ist Osho, mein spiritueller Meister. Osho lehrt Meditation nicht als bloße Übung, sondern als Lebensweise. Er ist ein Mystiker, der die zeitlose Weisheit des Ostens auf die drängenden Fragen anwendet, mit denen Männer und Frauen in unserer heutigen Zeit konfrontiert sind. Er spricht vom Streben nach Harmonie, Ganzheit und Liebe, das den Kern sämtlicher religiöser und spiritueller Traditionen bildet, und beleuchtet für uns die Essenz von Christentum, Hassidismus, Buddhismus, Sufismus, Tantra, Tao, Yoga und Zen.

Es fehlen mir die Worte, um meiner großen Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen – für seinen tief gehenden, anhaltenden Einfluss auf mein Leben. Oshos Interpretationen der alten tantrischen Schriften stellen eine herausragende, umfangreiche Sammlung von Wissen und Erkenntnis dar, die mir glücklicherweise zugänglich gewesen ist, seit ich Mitte zwanzig war.

Tantra ist jenseits aller Techniken. Es ist ein tiefgreifender Weg der Selbstentdeckung und Selbsttransformation, ein alchemistischer Umwandlungsprozess der Basisenergien in höhere, spirituelle Erscheinungsformen verwandelt. Auf diesem Weg kann zwar manche Technik benutzt werden, aber das Geheimnis von Tantra besteht darin, unser sexuell Unbewusstes ins volle Licht der Bewusstheit zu bringen.

„Tantra ist die Umwandlung von Sex in Liebe – durch Bewusstheit“, sagt Osho. Das bedeutet, dass es unendlich viel wichtiger ist, wie wir etwas tun, als was wir tun.

Es ist mir eine Ehre, einige Kostproben von Oshos tantrischen Inspirationen hier und da in dieses Buch einzustreuen. Vielleicht mag es die Leserin und den Leser interessieren, dass Oshos Worte, die hier als schriftliche Texte wiedergegeben sind, ursprünglich in spontanen mündlichen Vorträgen völlig aus dem Stegreif und ohne jede Vorbereitung in Zusammenkünften mit Schülern und einem interessierten Publikum in Indien übermittelt wurden. Erst später wurden sie in Buchform veröffentlicht. Ich möchte betonen, dass die in diesem Buch wiedergegebenen Zitate nur eine sehr kleine, von mir getroffene Auswahl darstellen. Sie repräsentieren in keiner Weise die enorme Bandbreite und außergewöhnliche Vielfalt und Tiefe von Oshos spirituellen Einsichten in die menschliche Natur.

OSHO ÜBER SEX

In meinem Namen sind (bisher) fast vierhundert Bücher erschienen. Von all diesen Büchern handelt nur ein einziges Buch von Sex, und auch in diesem geht es nicht wirklich um Sex. Vielmehr geht es darum, wie Sex transzendiert werden kann, wie man die sexuelle Energie in einen sublimierten Zustand überführen kann – denn sie ist unsere Grundenergie, sie kann Leben hervorbringen… Aber nur dem Menschen ist es Vorbehalten, Wesen und Qualität der sexuellen Energie zu verändern. Der Name dieses Buches lautet „Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein“* – aber keiner verliert ein Wort über das kosmische Bewusstsein. Doch darum geht es in diesem Buch, um das kosmische Bewusstsein. Sex ist nur der Anfang – dort, wo alle sind.

Es gibt Methoden, wie diese Energie zum Aufsteigen gebracht werden kann, und im Osten hat sich seit mindestens zehntausend Jahren dafür eine spezielle Wissenschaft entwickelt: Tantra. Der Westen kennt keine Parallele zu einer solchen Wissenschaft. Seit zehntausend Jahren hat es Menschen gegeben, die damit experimentiert haben, sexuelle Energie in Spiritualität umzuwandeln, und herauszufinden, wie Sexualität zu Spiritualität werden kann. Dass es möglich ist, wurde jenseits allen Zweifels bewiesen. Tausende von Menschen haben eine solche Transformation erfahren. Es scheint, dass Tantra als Wissenschaft früher oder später auf der ganzen Welt Anerkennung finden wird. Die Menschen leiden an allen möglichen Perversionen. Nur deshalb reden die Leute ständig von Sex – als würde darin meine ganze Arbeit bestehen, als würde ich vierundzwanzig Stunden am Tag nur über Sex reden. Das Problem ist ihre eigene unterdrückte Sexualität.

Mein ganzes Bemühen geht dahin, eure Sexualität zu einem natürlichen, akzeptierten Phänomen zu machen, damit nichts unterdrückt zu werden braucht. Dann braucht ihr keine Pornografie; dann braucht nichts unterdrückt zu werden, dann träumt ihr auch nicht vom Sex.

Dann kann diese Energie umgewandelt werden. Es gibt brauchbare Methoden, mit deren Hilfe dieselbe Energie, die neues Leben auf die Welt bringt, euch selbst ein neues Leben geben kann. Das ist das ganze Thema dieses Buches. Aber niemanden interessiert dieses Thema, und niemanden interessiert es, weshalb ich darüber sprach. Allein das Wort Sex im Titel … das reicht! Das Buch ist nicht für Sex. Tatsächlich ist es das einzige existierende Buch, das gegen den Sex ist, aber seltsam … Dieses Buch sagt, dass es einen Weg gibt, den Sex zu transzendieren, über den Sex hinauszugelangen – denn das bedeutet „Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein“.

Ihr seid noch auf der Stufe des Sex, obwohl ihr schon auf der Stufe des kosmischen Bewusstseins sein könntet. Der Weg ist einfach: Sex muss zu einem Teil eures religiösen Lebens werden; er sollte euch heilig sein. Sexualität sollte nichts Obszönes, Pornografisches sein und sie sollte nicht verurteilt und unterdrückt, sondern voller Ehrfurcht gewürdigt werden, denn schließlich sind wir daraus geboren. Sie ist unsere Lebensquelle. Und die Lebensquelle zu verurteilen bedeutet, alles zu verurteilen. Sex sollte auf immer höhere Stufen gehoben werden, bis zu seinem höchsten Gipfel. Und dieser höchste Gipfel ist Samadhi, kosmisches Bewusstsein.

Osho, Sex – Das missverstandene Geschenk

* Dies ist der Originaltitel des englischen Buches „From Sex to Superconsciousness“, das mittlerweile in Deutsch unter dem Titel „Sex – Das missverstandene Geschenk“ publiziert ist.

1. Kapitel

Das natürliche Orgasmuspotenzial der Frau

JEDE FRAU AUF DIESER WELT IST mit der Fähigkeit geboren worden, die Ekstase des Orgasmus zu erleben. Mutter Natur hat in ihrer unbeirrbaren Weisheit den weiblichen Körper in besonderer Weise ausgestattet, um diese Erfahrung zu machen. Alle Frauen haben das Potenzial, ihre Sexualität voll und ganz zu leben – als bewusste, lenkende Kraft. Und obwohl die Natur dies aufrichtig für uns vorgesehen haben mag, können im realen Leben nur wenige Frauen von sich sagen, dass sie in der Lage sind, ihre orgasmischen Erfahrungen selbst zu steuern. Stattdessen bleibt der Orgasmus für die meisten Frauen eine ziemlich unberechenbare Angelegenheit, die sich hin und wieder einstellt und mehr auf einer gelungenen Orchestrierung zu beruhen scheint als auf der intimen Kenntnis unserer inneren Beschaffenheit. Die Liebe wird so zu einer Erfahrung mit ständigen Höhen und Tiefen. Sie scheint nie lange bei uns zu bleiben, ist launisch wie der Wind – heute hier, morgen da. Viele Frauen, in deren Leben die Liebe fehlt, leiden unsagbar darunter und erleben häufig Zustände akuter Depression und Verzweiflung.

Diese unglückliche Situation ist zum großen Teil auf mangelnde Kenntnis des weiblichen Körpers und des Wesens der weiblichen Energie zurückzuführen. Den Frauen fehlt einfach das Wissen, wie sie einen orgasmischen Zustand willentlich herbeiführen und das göttliche Geschenk des Orgasmus zu einem festen Bestandteil ihres Lebens machen können. In diesem Wissensvakuum fehlen Frauen intime und fachliche Informationen über sich selbst. Infolge dieser Naivität in Bezug auf ihren Körper, handeln sie oft unbewusst gegen ihr eigenes, besseres Interesse – im Leben, in der Liebe und beim Sex.

Kürzlich hat ein Mann, der mit seiner Frau an einem meiner Paarseminare teilgenommen hatte, am Ende der Gruppe seine Erfahrungen mit folgenden Worten zusammengefasst: „Es ist einfach unfassbar! Da habe ich mich nun fünfunddreißig Jahre lang bemüht ein wirklich guter Liebhaber zu werden, um jetzt hier innerhalb von einer Woche zu entdecken, dass alles, von dem ich dachte, es würde eine Frau anmachen, in Wirklichkeit genau das Gegenteil bewirkt.“

Seine Beobachtung war richtig. Ich selbst habe festgestellt, dass bei fast allem, was die Leute über Sex denken und reden, genau das Gegenteil für mich zutrifft. In der Summe haben all diese irrigen Vorstellungen über Sex zur Folge, dass Frauen generell mit ihrem Sexualleben alles andere als glücklich sind und es aus den unterschiedlichsten Gründen für ziemlich unbefriedigend halten. Das mag vielleicht am Anfang einer sexuellen Beziehung noch nicht so zutreffen, aber wenn man den Erzählungen vieler Frauen Glauben schenkt, wird nach einer gewissen Zeit die Unzufriedenheit zur Regel. Der Körper beginnt sich mehr und mehr zu verschließen. Enttäuschung, Unlust und allgemeines Desinteresse am Sex machen sich breit. Für manche Frauen vollzieht sich dieser Umschwung innerhalb von wenigen Monaten, bei anderen kann es Jahre dauern. Wie schnell diese Veränderung vor sich geht, ist weniger bedeutsam als die Tatsache, dass dieser Rückzug aus der Sexualität bei den Frauen so weit verbreitet ist.

Wenn die Frau ihren Körper nicht kennt und nicht weiß, wie sie ihre weibliche Energie ausdehnen kann, wird sie beim Sex automatisch nur reduzierte, begrenzte Erfahrungen machen können – und damit auch in der Liebe! Und wenn diese Realität auf die Frau zutrifft, trifft sie natürlich auch für den Mann zu. Wenn die Frau sexuell auf Sparflamme lebt und liebt, wird auch ihr männlicher Partner (dessen Energie die weibliche als polar entgegengesetzte Kraft ergänzt) sich nur auf diesem minimalen Niveau bewegen.

Der sexuelle Notstand zeigt sich bei vielen Frauen durch ihre enormen Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu haben. Wie oft haben Frauen mir ihre Befürchtungen anvertraut, dass mit ihnen grundsätzlich etwas nicht stimmen könne, weil sie überhaupt nie zum Orgasmus kommen. Oder sie machen sich Sorgen, weil sie oft eine Stunde oder länger brauchen, bis sie zur Penetration ein wirkliches Ja in sich fühlen. Oder sie berichten, dass der Sex mit der Zeit jede Anziehung für sie verloren habe, wohl aber die Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Intimität geblieben sei.

Wenn uns solche negativen Gedanken durch den Kopf gehen, können alte, nie ausgedrückte Gefühle von „Nichts-wert-sein“ und Unzulänglichkeit hochkommen; und schnell untergräbt die Unsicherheit die Freude unseres liebenden Herzens. Für die Frau kann sexuelle Unzufriedenheit zur akzeptierten, ja geradezu erwarteten Regel werden. In Frauenzeitschriften findet man ständig Ratschläge für besseren Sex und über den weiblichen Orgasmus – Hinweise und Tipps für die Frauen, wie sie leichter einen Orgasmus bekommen können. Solche Artikel sprechen zwar offen über sexuelle Themen (was in unseren Alltagsgesprächen eine Seltenheit ist) und geben deshalb so mancher Frau für eine gewisse Zeit etwas Trost und Erleichterung. Aber diese Ratschläge berühren, wenn überhaupt, nur die Oberfläche eines viel tiefer gehenden Bereiches unserer Sexualität, der für uns alle existent ist. Die in diesen Zeitschriften gegebenen Antworten verdeutlichen den herrschenden Mangel an konkreten, stimmigen Informationen über den weiblichen Körper. Wann haben wir denn zuletzt etwas wirklich Neues und Inspirierendes zu diesem Thema gehört? Etwas, das funktioniert? Etwas, das sich richtig anhört und richtig anfühlt? Etwas, das im Körper, im Herzen und in der Seele der Frau Resonanz findet?

Wahr ist: Dein Körper ist fähig tiefe und intensive, erfüllende Orgasmen zu erleben. Der Schlüssel liegt darin, nach innen zu gehen und die physischen Empfindungen im eigenen Körper wahrzunehmen – ohne zu urteilen. Sammle Informationen über die Reaktionen deines Körpers.

Was fühlst du, wenn du mit deinem Partner Sex hast?

Was spürst du, wenn du mit dir Sex hast?

Was genießt du?

Was irritiert dich?

Was hinterlässt in dir ein Gefühl tiefer Enttäuschung?

Vergiss nicht: Solange du ehrlich bleibst, wirst du sehen, dass Gefühle immer wahr sind. Kein Gefühl kann jemals „falsch“ sein. Zum Beispiel, wenn dein Partner in höchster Erregung plötzlich total in Fahrt kommt und immer härter und schneller auf seinen Höhepunkt zusteuert (der sogenannte „Presslufthammer“) … Fühlst du dich dann unsichtbar, im Stich gelassen, von einer Woge der Enttäuschung überrollt, weil er gleich wieder fix und fertig sein wird, während du selbst noch nicht einmal angefangen hast, warm zu werden?

Oder wenn dein pflichtbewusster Partner das Gefühl hat, zuerst dich befriedigen zu müssen, bevor er sich selber Befriedigung verschafft, und sich nun abmüht, dich durch Stimulieren der Klitoris zum Orgasmus zu bringen. Und weil er so bemüht ist, alles „richtig“ zu machen, bringst du es nicht übers Herz, ihn zu kritisieren. Aber eigentlich reibt er doch zu fest, oder zu schnell? Oder du bist zu trocken? Stehst du dann unter Leistungsdruck und hast das Gefühl, du müsstest dich beeilen und endlich den Höhepunkt erreichen, damit er endlich zur „Sache“ kommen kann – zur Penetration und Ejakulation?

Machst du dir Sorgen, es könnte ihn langweilen, wenn er dich stimuliert? Oder wird dir plötzlich selber langweilig? Gehst du manchmal aus deinem Körper raus und schreibst in Gedanken deinen Einkaufszettel? Oder fällt dir plötzlich ein, dass du deinem Jüngsten für den morgigen Schulausflug noch ein paar Brote schmieren musst? Oder steigst du auf irgendeine andere Weise aus deinem physischen Körper aus, etwa indem du dich in eine heiße sexuelle Fantasie hineinsteigerst, um zum Höhepunkt zu kommen? Oder hast du eigentlich schon das Interesse verloren, machst aber trotzdem weiter mit deiner Fantasie, nur weil dein Partner sonst enttäuscht wäre und sich nicht gut fühlen würde, wenn er es nicht schafft, dich zum Orgasmus zu bringen? Und täuschst du gelegentlich sogar einen Orgasmus vor, nur um die ganze leidige Sache endlich hinter dich zu bringen?

Damit bist du nicht allein. Leider kennen heutzutage die meisten Frauen einige oder alle dieser Gefühlszustände aus eigener Erfahrung. Aber all diese Vorstellungen lassen eine essenzielle Wahrheit außen vor: dass dein Körper absolut dazu imstande ist, einen tiefen, anhaltenden, total erfüllenden orgasmischen Zustand zu erleben.

Der Orgasmus ist aber kein Ziel, das wir erreichen, indem wir darauf losgehen – wenn wir das Richtige machen oder das Richtige denken. Vielmehr ist der Orgasmus ein Seinszustand, der sich auf ganz natürliche Weise einstellt, wenn wir uns beim Sex mehr entspannen. Durch Entspannung öffnet sich die Frau für ihr inneres Erleben und holt das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit nach innen, zu sich selbst zurück. Dadurch kann sich das exquisite Zusammenspiel der männlich-aktiven und weiblichrezeptiven Energien entfalten und für beide, Mann und Frau, zu einer länger andauernden, lustvollen Erfahrung aufblühen. Jetzt könntest du die berechtigte Frage stellen: „Wenn das wahr ist, wieso wissen dann nicht mehr Menschen darüber Bescheid? Warum ist sexuelle Unzufriedenheit für so viele Frauen eher die Regel statt die Ausnahme?“

Man könnte es so beantworten: Wir Menschen bleiben, wenn es um unsere wahre sexuelle Natur geht, unwissentlich kurzsichtig. Wir haben keine Ahnung von unserem höheren Potenzial, und wie wir Zugang zu ihm bekommen. So wie die Dinge stehen, sind wir bei der üblichen Art, wie Sex praktiziert wird, weder körperlich noch seelisch sensibel, offen und empfänglich genug, um eine höhere sexuelle Erfahrungsebene einzuladen – beziehungsweise uns von der göttlichen Energie berühren zu lassen, was eine präzisere Beschreibung wäre. Eigentlich sind wir die Gastgeber und das Göttliche ist unser Gast, aber damit das Göttliche in uns eintreten kann, muss erst der Raum dafür geschaffen werden.

Die heute allgemein akzeptierte Ansicht über „normalen“ Sex hält die Frauen in Abhängigkeit von einer männlich geprägten Sexualität. Diese lässt dem ebenso wichtigen weiblich-rezeptiven Gegenpol keinen Raum, sich sexuell so auszudrücken, wie es dem weiblichen Wesen und der weiblichen Energie entspricht. Die gängige männlich orientierte Vorgehensweise ist geprägt von einem nach außen gerichteten, nach Erregung heischenden sexuellen Verhalten, durch das die ureigensten weiblichen Qualitäten förmlich an die Wand gedrückt und „platt gewalzt“ werden. Durch den üblichen Sexstil wird der Same von Unzufriedenheit und sexuellen Fehlfunktionen fest eingepflanzt – und zwar in beide Geschlechter! Im Grunde sind es gerade die weiblichen, empfindsamen Qualitäten (sofern sie nicht durch kulturelle Fehlleitung deformiert sind), die das Eintreten eines orgasmischen Zustandes bei Frau und Mann ermöglichen. Dazu muss die Frau körperlich mehr in ihrer Mitte ruhen und sich entspannen, damit sie die echte männliche Kraft in sich aufnehmen, sie umwandeln und durch ihre weiblich-rezeptive Kraft auf eine höhere Ebene heben kann.

Heutzutage unterstützen viele Frauen unwissentlich, oft aber auch wissentlich, die Dominanz des Mannes im sexuellen Verhalten. Viele Frauen berichten von häufig schmerzhaften Erfahrungen während und nach dem Geschlechtsverkehr, die sie aber stillschweigend über sich ergehen lassen, um den Partner zufrieden zu stellen. Zahllose Frauen nehmen es als unvermeidlich hin, dass Sex für sie eine grobe, aggressive Erfahrung ohne jeden Ausdruck von Zärtlichkeit und Liebe bedeutet. Ich erinnere mich, wie mir während eines Seminars eine Frau erzählte, sie hätte keine Ahnung gehabt, dass Sex so behutsam und sanft sein kann. Oft machen wir Frauen bei dem allgemein üblichen „Geschlechtsverkehr“ auch einfach deshalb mit, weil „man es schon immer so gemacht hat“ und es uns deswegen inzwischen völlig „normal“ vorkommt. Wir haben einfach keine Ahnung, dass man es auch ganz anders machen könnte.

Infolge der unbewussten gesellschaftlichen Konditionierung der Frau treten die ureigensten weiblichen Qualitäten häufig deformiert in Erscheinung:

. Aus Weichheit wird Schwäche

. Aus Rezeptivität passive Resignation.

. Aus Fürsorglichkeit Bevormundung.

. Aus der Schönheit der Hingabe Unterwürfigkeit.

. Einfühlungsvermögen wird zu klebriger Anhänglichkeit.

. Die Fähigkeit zu geduldigem Abwarten maskiert sich als Trägheit.

. Liebe kann in Eifersucht abgleiten und zum manipulativen Gebrauch der weiblichen Eigenschaften verführen.

. Die Freude des Nicht-Tuns und der Entspannung zu lähmender Trägheit und Untätigkeit verkommt.

. Die weibliche Anpassungsfähigkeit zeigt sich verfälscht als kollabierten Zustand.

. Der freie Ausdruck individueller Gefühle als Sentimentalität und Launenhaftigkeit.

. Intuition und hellseherische Fähigkeiten können die Grenzlinie zu Paranoia und Hysterie überschreiten.

. Die Fähigkeit Ereignisse ohne kontrollierendes Eingreifen sich entfalten zu lassen kann als unangebrachte Unentschlossenheit und Mangel an Initiative auftreten.

. Empfindsamkeit verkehrt sich zur Opferrolle oder wird in den Dienst der Angst gestellt.

. Der Sinn für Schönheit verkommt zum Festhalten an äußeren Erscheinungen.

. Der Nesttrieb wird zum zwanghaften Sicherheitsbedürfnis.

. Aus still duldender Stärke kann masochistische Abhängigkeit werden.

. Das Bewusstsein der Verbindung zum Universum jenseits aller persönlichen Grenzen kann so weit gehen, dass eine Frau zu abgedreht und unverbindlich wird, um sich persönlich abzugrenzen.

Diese Deformation der weiblichen Qualitäten sind die unbewusste Folge unserer kulturell bedingten Entfremdung von unserer authentischen Weiblichkeit und unserem essenziellen Wesen. Es sieht zwar so aus, als würde der Mann bei der üblichen Art des Geschlechtsverkehrs mehr Befriedigung erlangen als die Frau, aber in Wirklichkeit könnte er eine noch viel umfassendere, länger anhaltende Befriedigung beim Sex erleben, als er es bisher kennt. Das hat damit zu tun, dass die Ejakulation allgemein als männliche Version des Orgasmus gilt. Für die meisten Männer bedeutet Ejakulieren gleich Sex. Aber, Ejakulieren ist nicht identisch mit Orgasmus. Der Mann kann einen Orgasmus auch ohne Ejakulation und Samenerguss haben. Die Energie bleibt dadurch im Körper und kann sich orgasmisch nach oben ausbreiten, statt nach außen verloren zu gehen.

Während die Frauen Schwierigkeiten haben, überhaupt einen Orgasmus zu bekommen, haben die Männer – ironischerweise, aber durchaus nicht überraschend – mit dem genau entgegengesetzten Problem zu schaffen: Der Orgasmus (bzw. die Ejakulation!) lässt sich nicht kontrollieren, d.h. er kann weder hinausgezögert noch verhindert werden. Die Ejakulation passiert in der Regel unmittelbar nach oder kurz vor dem Penetrieren, allerhöchstens ein paar armselige Minuten später. Diese kurze Zeitspanne zwischen Penetration und Ejakulation reicht aber bei weitem nicht aus, um die sexuelle Temperatur der Frau ausreichend anzuheizen, sodass sie zum Orgasmus kommen kann.

Wenn die Frau lernt, beim Sex ihrer weiblichen Seite mehr Raum und Ausdruck zu geben und mit mehr Gelassenheit und Rezeptivität präsent zu sein, so wird sie zu ihrer eigenen Überraschung feststellen, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Ejakulation des Mannes abnimmt. Sie vermag auf diese Weise erheblichen Einfluss zu nehmen und das Liebesspiel von Minuten auf Stunden auszudehnen. Sie kann ganz bewusst eine empfindsame, aufmerksame innere Atmosphäre kreieren: Dadurch hat sie es in der Hand, die gesamte Qualität der sexuellen Vereinigung zu verändern – und sie stärkt damit die eigentliche männliche Stärke. Die durch Stress entstehenden männlichen Sexualprobleme – wie Impotenz und vorzeitiges Ejakulieren – sind Symptome der herrschenden sexuellen Verwirrung und des sexuellen Informationsnotstandes, speziell was den weiblichen Körper angeht.

Wenn die Frau die Fähigkeit entwickelt, zu ihrem inneren weiblichen Pol umzuschalten und ihre rezeptiven Kräfte einzusetzen, können viele dieser sexuellen Störungen und Ursachen für Unbefriedigtsein geheilt werden. Zunächst werden die meisten Frauen das Gefühl haben, dass sie wenig Ahnung haben, wie sie zu ihrem weiblichen Pol umschalten können bzw. was das eigentlich bedeutet. In Wahrheit ist es ganz einfach, wenn man erst einmal den Dreh heraus hat, und es ist etwas absolut Natürliches. Wenn wir uns mit unseren ureigensten weiblichen Qualitäten verbinden, können wir so sein, wie wir wirklich sind, ohne etwas erzwingen oder vortäuschen zu müssen. Wir sind einfach bereit, Liebe zu empfangen.

Entspanntheit, Offenheit, Anmut und liebevolle Spontaneität sind wesentliche Qualitäten der weiblichen Energie. Die Frauen in meinen Seminaren beschreiben dieses Umschalten zu sich selbst oft als ein „Nach-Hause-kommen“ zu etwas, das sie schon immer intuitiv wussten. Einige Frauen zeigten mir ihre Trauer darüber, dass sie erst jetzt, oft viele Jahre nach einem ersten Aufblitzen der Wahrheit, erkannt haben, wie wenig Vertrauen sie in sich selbst hatten, um ihrem intuitiven Wissen zu folgen und es in Erfahrung umzusetzen.

Die intuitive Weisheit der Frau ist wie ein Diamant, den die Natur tief in ihrem Inneren verborgen hat. Die kommenden Seiten dieses Buches sind der Versuch, den Frauen zu helfen, etwas wiederzuentdecken, was sie schon immer in sich trugen – einen Kristall, der darauf wartet, das Licht der inneren Intelligenz widerzuspiegeln.

TANTRISCHE INSPIRATION

Energie kann zwei Dimensionen haben: Die eine hat eine Absicht, eine Richtung, ein Ziel. Dieser Augenblick ist nur Mittel zum Zweck, um das Ziel zu erreichen, das irgendwo anders liegt. Dies ist die eine Dimension der Energie, zielorientiert, die Dimension der Aktivität. Alles ist nur Mittel zum Zweck und muss irgendwie getan werden, damit das Ziel erreicht wird – erst dann kann man sich entspannen. Aber mit dieser Art von Energie wird das Ziel nie erreicht, denn eine solche Energie macht aus jedem gegenwärtigen Augenblick ein Mittel zu einem Zweck, der in der Zukunft liegt. Das Ziel bleibt immer am Horizont. Man läuft ihm ständig hinterher, aber die Distanz bleibt immer gleich.

Dann gibt es noch die andere Energiedimension: das unmotivierte Feiern. Hier und jetzt ist das Ziel, nicht irgendwo anders. Tatsächlich bist du das Ziel. Tatsächlich gibt es keine andere Erfüllung als diesen Augenblick – sieh die Lilien! Wenn du das Ziel bist und es kein Ziel in der Zukunft gibt, wenn es nichts zu erreichen gibt und du einfach alles feierst, dann bist du schon am Ziel, bist du bereits angekommen. Das bedeutet Entspannung – Energie ohne Absicht.

Osho, Tantra – Die höchste Einsicht

TRAINING FÜR BEWUSSTHEIT UND SENSIBILITÄTRuhe- und Entspannungsposition

Die ideale horizontale Position zum Entspannen geht so: Kopf, Hals und Wirbelsäule bilden eine gerade Linie, die nicht einmal ein paar Millimeter von der Achse abweichen sollte; der Kopf sollte keinesfalls zur Seite gedreht werden. Die Beine sind ausgestreckt und leicht geöffnet, die Fußknöchel nicht gekreuzt. Am besten legst du dir ein etwa 40 mal 80 Zentimeter großes, weiches Kissen oder eine eingerollte Decke unter beide Kniekehlen, damit die Knie leicht gebeugt und ganz entspannt daliegen können. Platziere ein kleines, flaches, festes Kissen oder ein gefaltetes Handtuch unter deinem Kopf. Ziehe das Kinn ein wenig in Richtung Brust, um den Nacken lang zu machen, ehe du das Kissen in Position bringst.

Es sollte dazu dienen, dass die Wirbelsäule möglichst lang gedehnt wird und der Hals nicht zu stark gekrümmt ist. Falls das Kinn zu sehr nach oben zeigt und nicht zur Brust hin geneigt ist, kannst du ein etwas dickeres Kissen nehmen oder das Handtuch stärker falten, um den Hinterkopf noch ein wenig höher zu legen. Das verlängert den Nacken und reduziert die Krümmung des Halses. Lege deine offenen Hände mit den Handflächen nach unten auf die Leistengegend, zu beiden Seiten des Schambeins. Ruhe still mit geschlossenen Augen etwa zwanzig Minuten oder länger und spüre deinen Körper von innen.

TANTRISCHE MEDITATIONErweiterung des Bewusstseins

Während du in der oben beschriebenen Position daliegst, kannst du deine Erfahrung noch vertiefen, indem du die Augen schließt und dir vorstellst, in deinen Körper hineinzuschauen. Stelle dir vor, du würdest den Blick umkehren und mit den Augen nach innen in den Körper hinunterschauen, bis zu den Genitalien. Atme tief und langsam in den Bauch, sodass der Atem dein Inneres massiert und bis zu den Genitalien geht.

Bringe die Aufmerksamkeit immer wieder in den Körper und seine Empfindungen zurück. Wenn ablenkende Gedanken auftauchen, schiebe sie bewusst beiseite. Lass sie einfach davonschweben und kehre wieder zum Körper zurück. Tauche ein in deinen Körper, sodass sich das Gefühl einstellt, dass du tief im Körper ruhst, in deinem Selbst badest. Lass deine Aufmerksamkeit innerlich zu jenen Stellen wandern, wo du warme, prickelnde Empfindungen und feine Vibrationen spürst, und verschmelze damit.

Wenn sich dieses Eintauchen in die Sinne in dir verankert, wirst du an einem bestimmten Punkt das Gefühl für deine körperlichen Grenzen verlieren. Vielleicht erlebst du dich leicht wie eine Feder, in goldenes Licht getaucht, dahinschwebend im Meer des Bewusstseins. Du bist, und gleichzeitig bist du nicht. Auf diese Weise kannst du dein Bewusstsein immer weiter ausdehnen, bis es alle deine Zellen durchdringt. Wenn die Zellen vom Bewusstsein berührt werden, verändern sie sich; ihre Beschaffenheit verändert sich.

Du kannst dir den Wecker stellen, um die Zeit festzulegen, die du dieser Erfahrung widmen willst, kannst es aber auch deiner inneren Uhr überlassen, die dich nach einer gewissen Zeit zum normalen Bewusstsein zurückholen wird. Du wirst sehen, dass du jedes Gefühl für die Zeit verlierst. Nach dieser Erfahrung wirst du dich erfrischt und verjüngt fühlen, als hättest du direkt von der Quelle des Lebens getrunken. Diese Meditation ist vor allem abends vor dem Einschlafen sehr heilsam, aber auch jederzeit während des Tages, wenn du Energie auftanken möchtest.

2. Kapitel

Orgasmus als spirituelle Erfahrung

WAHRSCHEINLICH HABEN SICH DIE MEISTEN von uns noch keine allzu großen Gedanken gemacht, woher das Wort „Orgasmus“ kommt und was es eigentlich bedeutet. Das Wort stammt vom lateinischen Wort orgia, mit dem eine heidnische religiöse Zeremonie bezeichnet wurde, bei der die Menschen in einen ekstatischen Zustand gelangten. Sie wurden dabei so ekstatisch, dass ihre Körper von überströmender göttlicher Energie erfüllt waren und sie in zeitloser Glückseligkeit aufgingen.

Das Wort „Orgasmus“ erinnert uns also auf der sprachlichen Ebene an unsere eigenen, bis in die Frühzeit zurückreichenden Wurzeln, als die Menschen in großen Gruppen zusammenkamen, um in gemeinsamen Ritualen einen Zustand der Ekstase herbeizuführen. Das Zelebrieren von orgia war ein Weg, um Mutter Erde zu huldigen, ihr die Dankbarkeit zu erweisen und das Wunder ihrer Schöpfung zu feiern. Mit einfachen Tanzschritten und Gesängen zum rhythmischen Schlagen der Trommel wurde tagelang ohne Unterbrechung gefeiert, bis alle trunken waren von göttlicher Ekstase und glückselige Zustände erhöhter Sinnlichkeit und Empfindsamkeit erlebten. Wer an diesen Zeremonien teilnahm, kam verjüngt und überfließend vor Liebe und Lebenslust daraus hervor.

Heute haben wir wenig Gelegenheit für die Erfahrung von orgia. Die ganze Betonung hat sich weg vom physischen Körper, hin zum Intellekt verlagert. Statt Energie bei gemeinsamem Tanzen und Singen auszutauschen, trifft man sich heute lieber in größeren oder kleineren Gruppen, um Gedanken auszutauschen; es wird diskutiert, argumentiert oder über alles Mögliche getratscht. Wir haben die Verbindung zu unserer körperlichen Empfindsamkeit weitgehend verloren und unsere Körper reagieren wie auf Sparflamme. Dadurch bleibt beim sexuellen Austausch ein erfüllender Orgasmus häufig auf der Strecke.

Im sinnlich reduzierten, kopflastigen Klima unserer Zeit hat die sexuelle Vereinigung von Mann und Frau ihre naturgegebenen heilenden und regenerierenden Kräfte eingebüßt. Beide Geschlechter sind somit von der beseligenden spirituellen Verbindung abgeschnitten, die ihnen einstmals durch die sexuelle Verschmelzung über den Körper regelmäßig zugänglich war.

Wir Menschen können erst dann hoffen, das gesellschaftliche Klima auf eine wirklich positive Weise zu beeinflussen und zu verändern, wenn im sexuellen Bereich eine drastische, radikale Neuorientierung eintritt, eine „sexuelle Re-Evolution“. Die in den letzten Jahrtausenden unserer Zivilisation vorherrschende Unterdrückung und Verdrängung der natürlichen, gesunden Sexualität hatte viele krankmachende Auswirkungen auf die sexuelle Vereinigung von Mann und Frau, die ein so wunderbarer, natürlicher Ausdruck von Liebe sein könnte. Es lässt sich heute mit Gewissheit sagen, dass die Ursachen der meisten psychosozialen Störungen ebenso wie der Gewalttätigkeit im sexuellen Bereich liegen – genauer gesagt, in der sexuellen „Unterversorgung“ bzw. im Mangel an tiefen, befriedigenden, nährenden, erhebenden Erfahrungen im Sex.

So wie es aussieht, krankt unsere ganze Gesellschaft am Sex, aber nicht der Sex an sich ist krank, sondern unser Denken über Sex. Die ganze Psychologie der Menschen rund um das Thema Sex ist verkorkst, ungesund, geradezu vergiftet. Das Ausmaß sexuellen Missbrauchs jeder Art, der Tag für Tag, Minute für Minute an irgendeinem Ort stattfindet, legt ein überaus schmerzvolles Zeugnis für den sexuellen Notstand unserer Gesellschaft ab.

Durch übliche falsche Informationen wird die sexuelle Energie unbewusst auf Sparflamme gehalten und die schöpferische Kraft des Menschen beschnitten. Die vorherrschende Unwissenheit über das wahre Wesen des sexuellen Energieaustausches zwischen Mann und Frau führt dazu, dass Sex heutzutage nur noch selten als ganzheitlicher Ausdruck seines spirituellen, regenerierenden Potenzials erlebt wird.

Es mag auf den ersten Blick nicht einsichtig sein, warum sexuelle Perversion, sexueller Missbrauch, Gewalttätigkeit und Krieg in direktem Zusammenhang mit dem Mangel an erfüllenden, nährenden orgasmischen Erfahrungen stehen, aber ganz sicher hat die Unterdrückung dieses wesentlichen Aspektes unserer Natur zu all diesen unerfreulichen Erscheinungen entscheidend beigetragen. Aufgrund der Missverständnisse über die Bedeutung der Sexualität, die über die reine Fortpflanzung hinausgeht, kann sich eine Frau leicht gezwungen sehen, ein liebloses, gefühlloses, aggressives Sexleben als gegeben hinzunehmen.

In dem aufrichtigen Wunsch, Kinder zu gebären und liebevoll für ihre Familie zu sorgen und sie zu ernähren, widmen sich zahllose Frauen all diesen Dingen mit ganzem Herzen, ohne jemals aus der regenerierenden, beseligenden Erfahrung des Orgasmus neue Kraft schöpfen zu können. Der gleiche Mangel an sexueller Erfüllung herrscht aber auch bei den Männern. Die meisten von ihnen glauben selbst nach einem langen Leben sexueller Erfahrungen, dass Ejakulation dasselbe sei wie Orgasmus – was aber, wie bereits erwähnt, ein Trugschluss ist.

Der biologische Mechanismus, durch den sich Leben hier auf Erden fortpflanzt, ist zweifellos die Basis der Sexualität. Ohne biologischen Sex würde das Leben, wie wir es kennen, ein Ende haben. Bei fast allen tierischen und pflanzlichen Lebensformen vereinigen sich das männliche und das weibliche Element, um neues Leben hervorzubringen. Manchmal befinden sich die beiden Elemente in zwei getrennten Lebewesen, manchmal nicht. Manchmal bedarf es einer körperlichen Vereinigung, manchmal nicht. Wie auch immer das Wunder der Befruchtung stattfinden mag: Sex hat die Funktion, neues Leben zu erschaffen und das kollektive Leben der Spezies fortzusetzen.

Der sexuelle Vorgang durchdringt mit einer erstaunlichen Totalität und Bedingungslosigkeit sämtliche Ebenen des Lebens in all seinen Erscheinungsformen, um den Fortbestand der Arten zu sichern. Auch wenn es nichts Neues ist: Die menschliche Fortpflanzung wird für immer das Ehrfurcht gebietendste aller Wunder sein. Die Unschuld, Unversehrtheit und zarte Vollkommenheit des keimenden, durchscheinend leuchtenden, neuen Lebens berührt, fasziniert und wärmt unser Herz auf die wunderbarste Art und Weise.

Die Fähigkeit, einen neuen Menschen zu erzeugen, ist aber nur der biologische Grundausdruck unserer Sexualität, unser sogenanntes „tierisches Erbe“, und als solches beruht er auf einer abwärts gerichteten Energiebewegung. Der männliche Same wird durch die Ejakulation ausgestoßen (unabhängig davon, ob die Frau einen Orgasmus hat oder nicht). Darauf folgen die Verschmelzung mit dem weiblichen Ei und dessen Befruchtung – und damit wird ein neues Leben erzeugt, das verschieden ist von den beiden Leben, die es hervorgebracht haben.

Die Sexualität des Menschen beinhaltet jedoch sehr viel mehr als nur diese körperliche Funktion der Fortpflanzung. Die Natur hat uns das beglückende Mysterium der sexuellen Vereinigung nicht geschenkt, damit der Mann möglichst schnell seinen Samen los wird und die Frau kontinuierlich schwanger ist. Beim Menschen hat die Sexualität auch noch eine höhere Dimension. Die Vereinigung von Mann und Frau bedeutet mehr, als es auf den ersten Blick erscheint.

Das Aufsteigen der sexuellen Energie

Der Mensch ist so beschaffen, dass er erweiterte Bewusstseinszustände erfahren kann, glückselige Erfahrungen des Einsseins mit der ganzen Schöpfung. Diese orgasmische Fähigkeit unterscheidet uns von unseren Freunden im Tierreich (mit Ausnahme der Delfine, von denen bekannt ist, dass sie beim Liebesspiel höhere Energiezustände erleben). Unser Körper hat die angeborene Fähigkeit, sich durch das Sexzentrum energetisch auszudehnen, und wenn dies auf die richtige Weise geschieht, führt diese Ausdehnung zu erweiterten Bewusstseinszuständen – Tälern ekstatischer Entspannung und Gipfeln orgasmischen Ausdrucks.

Das Wirken der aufsteigenden Sexualkraft ist im Westen relativ unbekannt und nur von wenigen Menschen erforscht worden. Wenden wir uns aber dem Osten zu, dann finden wir dort viel ältere Kulturen, deren Heilkundige diese Energiepraktiken zum Wohle der Gesundheit und Langlebigkeit den Menschen beibrachten. In Indien und in China hatten die alten religiösen Kulturen das spiralförmige Aufsteigen der Energie als spirituellen Aspekt der Sexualität erkannt und als geheiligte Form des Sex kultiviert.1 Wenn diese Energie zum vertikalen Aufsteigen gebracht wird, ist sie Ausdruck einer höheren, regenerierenden Form der Sexualität. Dann entfaltet der Sex seine schützende Wirkung auf den ganzen Körper und wird zu einer verjüngenden, Leben spendenden Kraft im Menschen.

Dieser regenerierende Sex ist in Absicht und Funktion das ziemlich genaue Gegenteil des biologischen Sex. Es besteht keine biologische Notwendigkeit, den Samen auszustoßen (damit er auf ein Ei trifft). Es entsteht kein neues Lebewesen, sondern die sexuelle Energie wird stattdessen bewahrt und bleibt den Beteiligten erhalten, was eine Steigerung der Lebenskraft bewirkt. Auf diese Weise erneuert sich das bereits vorhandene Leben: Mann und Frau fühlen sich energetisiert und bereichert, voller Liebe und Freude.

Diese nach innen und oben gerichtete Energiebewegung geschieht beim regenerierenden Sex ganz von selbst durch das Ausrichten und Harmonisieren des Energieflusses zwischen den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen. Die Energie bewegt sich entsprechend der angeborenen geschlechtlichen Polarität, über die wir im 4. Kapitel ausführlicher sprechen werden. Gemeinsam generieren die Geschlechtsorgane einen biomagnetischen Energiestrom, der durch innere Kanäle aufsteigt und schließlich die endokrinen „Meisterdrüsen“ im Gehirn erreicht, womit er zum Ursprung sämtlicher hormoneller Informationen, die der Körper von dort erhält, zurückkehrt.

Diese Drüsen, insbesondere die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und die Zirbeldrüse (Epiphyse), sind für die Sexualfunktion zuständig.2 (Bei einem hohen Grad an hormoneller Reinigung ist unser Körper sogar in der Lage, wohlriechende Duftstoffe freizusetzen.) Die Hirnanhangsdrüse liegt zwischen den Augenbrauen oberhalb der Stirnhöhle im Kopfinneren. Sie ist die übergeordnete endokrine Steuerungsdrüse und reguliert das Wachstum, die Funktionen der Geschlechtsdrüsen, der Nebennieren und der Schilddrüse. Diese Drüse steuert das Vorderhirn, das Sehvermögen und das rechte Auge und gilt als der „Sitz“ von Liebe, Mitgefühl, Erkenntnis, Menschenliebe und Hingabe. Sie spielt auch eine wichtige Rolle für die Intelligenz und das Begriffsgedächtnis, das wir zum Lesen, Denken und Studieren benötigen. Ihr benachbart ist die Zirbeldrüse, die über dem Mittelhirn in Richtung Scheitel liegt und deren Funktionen die Sensibilität und den sexuellen Zyklus betreffen.

Die Zirbeldrüse steuert das Rautenhirn und ist zuständig für den Hörsinn, die Körperrhythmen, den Gleichgewichtssinn und die Wahrnehmung des Lichts durch Augen und Haut. Für all diese Funktionen, die wir so selbstverständlich nehmen, erweist es sich eindeutig als Vorteil, wenn diese Steuerungsdrüsen durch das Kanalisieren der sexuellen Energie – unserer Lebenskraft – aktiviert und genährt werden. Die nach oben gerichtete Energiespirale erzeugt eine Vitalität, die vom ganzen Wesen ausstrahlt. Man fühlt sich bis in jede Zelle durchdrungen von Zufriedenheit, Liebe und Frieden. Wird Sex auf diese Weise gelebt, bringt er einen enormen Zuwachs an Energie, Kraft und Vitalität. Energie geht nicht mehr verloren, sondern wird sogar zusätzlich generiert. Dadurch wird das Immunsystem gestärkt, Lebenskraft und Kreativität werden in vielfacher Hinsicht intensiviert.

Durch das Kreieren dieser regenerierenden Energie können Frau und Mann ihr eigenes Leben verlängern, statt sich einfach nur fortzupflanzen, wie es durch die nach unten gerichtete Energiebewegung bei der Empfängnis bzw. Zeugung geschieht. Die Natur hat uns das Geschenk der sexuellen Vereinigung gegeben, damit wir die Beschränkungen durch unsere physischen Grenzen auflösen und uns selbst als vibrierende schwebende Lichtbündel der Liebe erleben können. Eine solche regenerierende sexuelle Erfahrung erhält den Menschen jung, abenteuerlustig und offen für alles, was das Leben bereithält.

Es erscheint unglaublich, dass diese spirituelle Dimension des Orgasmus – das erfüllendste Geschenk, das wir Menschen zur Verfügung haben – in einer Zeit, da die Menschheit mit ihrer hoch entwickelten Technologie alle äußeren Gebiete erforscht hat, immer noch total unerforscht geblieben ist. Trotz unseres enormen technischen Fortschritts tappen wir auf sexuellem Gebiet immer noch im Dunkeln, gefesselt von unserer Unwissenheit und Selbstgefälligkeit. Wir bilden uns ein, allein aufgrund der Tatsache, dass wir Frau oder Mann sind, bereits automatisch alles über den Sexakt zu wissen. Aber wie erklärt es sich dann, dass die meisten Frauen so wenig über ihren Körper wissen und von ihrem enormen sexuellen Potenzial keine Ahnung haben? Vielleicht wurde ihnen in der Vergangenheit dieses Wissen absichtlich vorenthalten, um sie zu bereitwilligen Sklavinnen der Befriedigung männlicher Gelüste zu machen.