Zeitdämmerung - Konrad Meise - E-Book

Zeitdämmerung E-Book

Konrad Meise

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Beschreibung

Momente, die so wichtig oder auffallend sind, dass sie als alltäglich abgestuft werden, als alltägliche oder sogar überflüssige Notwendigkeiten.

Die schöpferische Eingebung, wenn nichts mehr geht.

Momentsekunden, die an Unwichtigkeit kaum zu überbieten sind - aber die einzigen Sekunden, die hervorgehoben werden können - in diesen alkoholverdorbenen Gemütern.
Die letzten Hilfegedanken, dass dort doch noch was wäre. Das gespannte Hoffen und Sehen, wo man eigentlich weiß, da ist nichts.
Wenn man die Lage erkennt - und man von sich selber eigentlich nichts mehr wissen will.

Die Zeit, die man erst merkt, wenn sie vorbei ist.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Konrad Meise

Zeitdämmerung

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Milchflasche

Ich möchte so gerne wieder aufwachen – obschon ich weiß, dass ich gar nicht schlafe…Die Milchflasche

 

Diese Reaktion hatte er keineswegs erwartet. Sie traf ihn wörtlich wie ein Hammer. Zuerst war ihm heiß geworden, später etwas kälter. Das dumpfe Gefühl der Unterlegenheit blieb. Wenn er an etwas dachte, wusste er eine Minute später nicht mehr, ob es was Wichtiges war oder nicht.

Zerstörerisch traf dieses Durcheinander seine so wohlbehütete Ordnung. Er liebte Bücher. In seinem Buchzimmer befanden sich 1321 – jedes Einzelne gezählt.

Als er unerwartet die eine Hand hob, kratzte er sich am Auge, um diese Bewegung nicht als unnötig gelten zu lassen. Alles was er tat, tat er unter der Vorraussetzung beobachtet zu werden. Er trug immer ein Buch bei sich. Manchmal nur einfach so, gar nicht mal zum Lesen. Um seinen Beobachtern anzuzeigen, dass ihm das ja nichts ausmachte, grinste er ständig mit hochrotem Kopf. Manchmal redete er sogar!

Das hatte er keinesfalls nötig! So was ließe er nicht mit sich machen. Er würde es ihr schon zeigen. Der Moment verfiel in Unsicherheit.

Irgendwo hatte er ein richtiges Bücherzimmer. Hier ging er in die Küche und suchte nach einem Bier im Kühlschrank. Er fand keins. Die Milch war schon angesäuert, als er einen kräftigen Schluck machte. Er spuckte durch die ganze Küche. Die Milchflasche zersplitterte gerade ein wenig über dem Spülbecken.

‚Nicht zu schlecht’, dachte er.

 

Silberfische

Silberfische

 

Die Milch klebte zwischen seinen Fingern. Im Bad setzte er sich auf die Klobrille und ließ den Kopf hängen. Ein Buch mit braunem Ledereinband war unter seinem Arm geklemmt. Dass ihm so was passierte! Wo war denn die Gerechtigkeit? Er fühlte den Schweiß. Von der Dusche tropfte es. Ein Silberfisch verschwand unter dem Klobürstenständer.

Er hielt die klebrigen Hände so, als hätte er aufgeschnittene Adern. Aber die Adern waren natürlich nicht aufgeschnitten.

 

Kurzes Gespräch hinterher

Kurzes Gespräch hinterher

 

Vorstellungsbild: Ein Bett. Ein Doppelbett. Er lag mit dem Rücken über die Kissen und den Kopf an die Wand gelehnt. Neben dem Kopf lag ein Buch. Es war nicht aufgeschlagen.Nackt. Ein Bein angewinkelt. So, dass man das Geschlecht nicht sehen konnte. Das Buch ist Jugendfrei.

Sie lag an ihn geschmiegt. Ihre Brust auf seiner. Ein Bein über seinem flachliegenden Bein. Eine Hand auf seiner Schulter und an seinem Ohr spielend. Die andere Hand verschwand unter dem Kissen. Ihr Kopf ruhte auf seinem Hals. Das ärgerte ihn, weil er rauchte.

Über dem Bett hing ein Bild. Auf dem Bild war eine nackte, aber nicht anstößige Frau.

„Bist du glücklich?“

„Und du?“ Die Asche fiel. Sie fiel auf ihren Rücken und brannte ein wenig – nur ein wenig.

„Hattest du einen?“

„Kurz vor dir.“Ruhe und sonst kein Geräusch. Dann…

„Das schaffen wir nie!“

„Was schaffen wir nie?“

„Das wir zusammen kommen.“

„Geduld! Geduld muss man haben. So was spielt sich ein.“

„Meinst du?“

„Sicher! Wir sollten uns etwas länger kennen.“

„Reichen die zwei Stunden nicht?“Er zog an der Zigarette. Mit der anderen Hand streichelte er über ihre Haare. Da ging das Telefon. Er rauchte als hätte er nichts gehört. Das Telefon klingelte unaufhörlich.