Zeitreise - Earl Warren - E-Book

Zeitreise E-Book

Earl Warren

0,0
1,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Madeline Varres arbeitete für RTL Télé Lëtzebuerg, den bedeutendsten luxemburgischen Fernsehsender. Sie moderiert eine aktuelle Reportagensendung. Ein Team sucht die Themen aus. Mit sehr gemischten Gefühlen hat die couragierte und charmante Madeline diesmal den Auftrag übernommen, nämlich über die Legende der Eingemauerten Frau oder La Belle Blanche und die aktuellen Forschungsarbeiten bezüglich der Aufklärung der Umstände ihres Todes zu berichten. Der Mann, der im Château de Bourscheid meint das Verlies finden zu können, in dem die unglückliche Burgherrin im ausgehenden 12. Jahrhundert verschmachtet sein soll, ist nämlich niemand als ihre große Liebe Henri Lindbach. Madeline ist 27 und eine sehr schöne brünette Frau. Henri ist 30, groß, schlank, gutaussehend, mehrsprachig und weltgewandt. Genau wie Madeline. Sie wären ein Traumpaar – wenn sie denn miteinander auskommen würden. Beide sind sehr ehrgeizig, deswegen haben sie sich getrennt. Henri ist Professor für Geschichte und Archäologie, eine international anerkannte, aufstrebende Koryphäe. Er hat zwei Bestseller geschrieben, die die Geschichte Luxemburgs behandeln, von den Kelten bis in die Neuzeit. Die Bücher haben sich in mehreren Sprachen und Ländern blendend verkauft. Jetzt aber scheint Henri Lindbach sein gesamtes Renommee verspielen zu wollen. Er ist sicher gewesen, der Legende um La Belle Blanche auf den Grund gehen zu können. Mit viel Mühe hat er die Erlaubnis erwirkt, in den Gewölben der Burganlage suchen und werken zu dürfen, also Mauern zu durchbrechen und Geheimgänge zu suchen. Weil niemand das sonst finanzieren wollte, hatte sich der junge Professor Lindbach finanziell weit aus dem Fenster gelehnt und bezahlt die Grabungen aus eigener Tasche. Madeline trifft also ihren Ex – rein beruflich, aber es knistert immer noch zwischen ihnen. Zugleich nimmt die Legende von La Belle Blanche für sie Gestalt an – sie taucht ein in die Vergangenheit, ihr Schicksal verflicht sich mit dem der unglücklichen Burgherrin und Gattin des berüchtigten Schwarzen Ritters. Und es könnte sein, dass sie in der Vergangenheit bleibt – und dort stirbt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

 

 

 

Earl Warren

Zeitreise

Romantic-Thriller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Kapitel

 

 

Es war Sommer. Madeline Varres fuhr in ihrem Sportwagen, gefolgt von dem Aufnahmewagen des Fernsehsenders, durchs schöne Luxemburg. An einem Aussichtspunkt beim Flüsschen Sauer in der Nähe von Bourscheid hielt sie an und stieg aus. Der Kleinbus stoppte neben ihr.

Der Kameramann und ein Techniker des Senders stiegen aus. Curd, der Kameramann, sah wie immer aus, als ob er in seinen Kleidern geschlafen hätte. Der Techniker fiel hauptsächlich durch seine Wortkargheit auf. Wenn er an einem Tag mehr als zwanzig Worte sprach, konnte man es im Kalender ankreuzen.

Er trug den Spitznamen »Der taubstumme Guido«, weil er nämlich gern nicht hinhörte, wenn er etwas nicht hören wollte. Madeline war eine sehr schöne, brünette Frau im modischen Sommerkleid. Es betonte ihre gertenschlanke Figur. Sie arbeitete für RTL Télé Lëtzebuerg

, was immer noch der bedeutendste luxemburgische Fernsehsender war, und moderierte eine aktuelle Reportagensendung.

Ein Team suchte die Themen aus. Mit sehr gemischten Gefühlen hatte die couragierte und charmante Madeline diesmal den Auftrag übernommen, nämlich über die Legende der Eingemauerten Frau oder La Belle Blanche. Der Mann, der im Château de Bourscheid meinte das Verlies finden zu können, in dem die unglückliche Burgherrin im ausgehenden 12. Jahrhundert verschmachtet sein sollte, war nämlich niemand als ihre große Liebe Henri Lindbach.

Madeline war 27, Henri 30. Beide waren sehr ehrgeizig, und deswegen hatten sie sich getrennt. Henri war bereits Professor für Geschichte und Archäologie, eine international anerkannte, aufstrebende Koryphäe. Er hatte zwei Bestseller geschrieben, die die Geschichte Luxemburgs behandelten, von den Kelten bis in die Neuzeit. Die Bücher hatten sich in mehreren Sprachen und Ländern blendend verkauft.

Jetzt aber schien Henri Lindbach sein gesamtes Renommee verspielen zu wollen. Er war sicher gewesen, der Legende um La Belle Blanche auf den Grund gehen zu können. Mit viel Mühe hatte er die Erlaubnis erwirkt, in den Gewölben der Burganlage suchen und werken zu dürfen, also Mauern zu durchbrechen und Geheimgänge zu suchen. Weil niemand das sonst finanzieren wollte, hatte sich der junge Professor Lindbach finanziell aus dem Fenster gelehnt und bezahlte die Grabungen aus eigener Tasche.

Monatelang wühlte er mit seinen Helfern nun schon wie ein Maulwurf. Bisher konnte er außer alten Knochen, verrosteten Folterinstrumenten, vielen Steinen und Schuttbergen, die er im Burghof hinterließ, jedoch nichts vorweisen. Er zog sich immer mehr Spott und Häme nicht nur seiner Kollegen zu.

Dass er soviel Erfolg gehabt hatte, dass sein Name und Ruhm glänzten und strahlten, wurde ihm angekreidet. Es rief Feinde und Neider auf den Plan. Seine großspurigen Ankündigungen – »Ich werde La Belle Blanches Kammer finden. Ich habe alte Dokumente übersetzt, die noch keiner vor mir entdeckte, und bin allein auf dem rechten Weg« – nahm man ihm übel.

An diesem Tag hatte Professor Lindbach im Sporthotel Leweck im nahen Lipperscheid zu einer Medienkonferenz eingeladen. Dabei wollte er sich rechtfertigen. Er kündigte einen baldigen Erfolg seiner Bemühungen an. Es wurde auch Zeit. Die Großherzogliche Schloss- und Burgenverwaltung im Bezirk Diekirch setzte ihn nämlich unter Druck.

Er geriet unter Beschuss.

Sie können nicht auf unbegrenzte Zeit eine der Sehenswürdigkeiten unseres Landes unterminieren, weil sie einem Hirngespinst nachjagen, hieß es. Wenn sie keine Ergebnisse vorweisen können, ziehen wir die Erlaubnis dafür zurück.

Madeline sollte nun über die Burg berichten sowie über das ganze Projekt. Zunächst schaute sie sie von unten an.

Burg Bourscheid war eine gut erhaltene Ruine, die gegen Gebühr besichtigt werden konnte. Die Kernburg auf einem Felssporn, 150 Meter hoch über der Sauer, hatte eine äußere Ringmauer und acht Türme. Sie fügte sich harmonisch in die Landschaft mit den sonnenbeschienenen Wäldern, Wiesen und Äckern und Ortschaften ein. Um Tausend nach Christus erbaut, hatte sie verschiedenen Herren gehört.

Es war die größte Burganlage in Luxemburg. Eine Sehenswürdigkeit, die Professor Lindbach nun nach Meinung seiner Kritiker unterminierte und verschandelte. Das Amt für Denkmalschutz hatte sich eingeschaltet. Es war ein Eklat. Henri Lindbach wetterte in den Medien gegen seine Kritiker und schwor, er sei auf dem rechten Weg.

Er wäre ganz kurz vorm Ziel, nur ein Quäntchen würde ihn noch davon trennen. Das erzählte er nun schon seit Monaten und bot seine gesamte Überredungskunst und sein Renommee auf, um weitersuchen zu dürfen. Doch die schöne Blanche respektive die Kammer mit ihren sterblichen Überresten entzogen sich ihm.

Für Madeline wäre es eine leichte und billige Rache gewesen, ihrem früheren Geliebten mit ihrer Sendung »Luxemburger Schaubude« einen weiteren Schlag zu versetzen. Schließlich hatte er ihre Liebe verworfen, vielmehr von ihr verlangt, ihre Karriere anstelle von seiner zurückzustellen.

Oder ganz aufzugeben.

»Was hast du denn schon aufzuweisen als Moderatorin?«, hatte er ihr gesagt und sie damit sehr gekränkt. »Das ist nichts Solides. Du kannst von heute auf morgen ausgewechselt werden. Ich habe eine solide Professur und einen Lehrstuhl, bin Autor international anerkannter und erfolgreicher Bücher. Du solltest den Job aufgeben, mich heiraten und Kinder bekommen.«

Madeline war ihm fast ins Gesicht gesprungen und hatte ihn einen Macho und arrogant genannt. Jetzt wackelte seine solide Professur, wie er sie genannt hatte. Sie hingegen war nach wie vor der Meinung, beim Fernsehen einen dauerhaften, interessanten und gutbezahlten Job zu haben. Auch wenn sie eine Familie gründete, wollte sie im Beruf bleiben.

Das sah Henri jedoch nicht ein.

Sie wiederum sah nicht ein, dass er es nicht einsah.

Sie fuhr sich über die Stirn.

»Allez«, sagte sie, »nimm den Kasten von außen auf, Curd. Ich sage ein paar Worte dazu. Dann fahren wir hoch, machen die Innenaufnahmen, und dann geht’s zum Sporthotel Leweck zur Konferenz. – Guido, stimmt der Ton?«

Der untersetzte Techniker nickte. Der Kameramann filmte fachmännisch. Madeline sprach ins Mikro, das sie angesteckt trug.

»Hier sehen Sie Burg Bourscheid, in der der Legende nach im Jahr 1183 der grausame Burgherr Jost von Eberswalde, genannt der Schwarze Ritter, seine Frau Blanche de Beaufort lebend in einem Verlies einmauerte und verschmachten ließ. Der Grund dafür soll ein Zerwürfnis zwischen den Eheleuten gewesen sein. Der Schwarze Jost, ein berüchtigter Raubritter, warf seiner Frau eheliche Untreue vor, begangen mit einem Troubadour. Da auch Josts zwei vorhergehende Ehefrauen eines frühen und unnatürlichen Todes gestorben waren, lässt sich spekulieren, wie viel Wahres an dieser Anklage ist. Professor Henri Lindbach, der bekannte Luxemburger Historiker und Bestsellerautor, führt seit Monaten Ausgrabungen durch mit dem Ziel…«

Madeline sprach ihren Text und lächelte. Sie wirkte natürlich und locker. Der Techniker hockte im Kleinbus und überprüfte seine Geräte. Curd setzte die Kamera ab, als Madeline geendet hatte.

"Alles an der Rei? (Alles in Ordnung?)«, fragte die Moderatorin auf Lëtzebuergesch.

»Jo, Sendung as an der Këscht. (Ja, die Sendung ist im Kasten.)«