Zum Problem einer umfassenden philosophischen Anthropologie - Erich Fromm - E-Book

Zum Problem einer umfassenden philosophischen Anthropologie E-Book

Erich Fromm

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Beschreibung

In dem Beitrag "Zum Problem einer umfassenden philosophischen Anthropologie" liefert Erich Fromm eine gut nachvollziehbare Skizze seines humanistischen Menschenbildes. Dabei liegt die Betonung auf „humanistisch“ (zumal Fromm im Jahr der Entstehung dieses Beitrags von der American Humanist Association zum „Humanisten des Jahres“ erklärt wurde). In dem aus einem Vortrag hervorgegangenen Artikel verknüpft Fromm seine eigene Vorstellung vom Menschen mit den humanistischen Entwürfen in Geschichte und Gegenwart. die sich quer durch alle weltanschaulichen und politischen Lager finden lassen. Dabei gelingt es ihm, Kriterien für einen derart übergreifenden Humanismus zu benennen.

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Seitenzahl: 25

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Zum Problem einer umfassenden philosophischen Anthropologie

(A Global Philosophy of Man)

Erich Fromm (1966i)

Als E-Book herausgegeben und kommentiert von Rainer Funk Aus dem Amerikanischen von Liselotte und Ernst Mickel.

Erstveröffentlichung unter dem Titel A Global Philosophy of Man in: The Humanist, Yellow Springs, Ohio 26 (1966), S. 117-122. Eine erste deutsche Übersetzung von Liselotte und Ernst Mickel erschien in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zehn Bänden, Stuttgart (Deutsche Verlags-Anstalt) 1981, Band IX, S. 19-27. Ebenfalls 1981 wurde der Beitrag in den Sammelband Über den Ungehorsam und andere Essays aufgenommen, der bei der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart als Hardcover-Ausgabe und später beim Deutschen Taschenbuch Verlag in München als Taschenbuch herauskam.

Die E-Book-Ausgabe orientiert sich an der von Rainer Funk herausgegebenen und kommentierten Textfassung der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, Band IX, S. 19-27.

Die Zahlen in [eckigen Klammern] geben die Seitenwechsel in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden wieder.

Copyright © 1966 by Erich Fromm; Copyright © als E-Book 2015 by The Estate of Erich Fromm. Copyright © Edition Erich Fromm 2015 by Rainer Funk.

Die Renaissance des Humanismus[1], besonders in Europa, den Vereinigten Staaten und in Südamerika, ist eine der auffälligsten Entwicklungen unseres Jahrzehnts. Gewöhnlich fasst man den Zusammenhang von Humanismus und Renaissance genau umgekehrt und spricht vom Humanismus der Renaissance. Tatsächlich gibt es ja auch eine – wenn auch zu enge – Definition des Humanismus, die unter Humanismus nur die Bewegung des Fünfzehnten und Sechszehnten Jahrhunderts versteht, welche eine Rückkehr zur klassischen Bildung und Sprache, zum Griechischen, Hebräischen und Lateinischen anstrebte. Ganz anders ist das Verständnis des Humanismus als einer umfassenden Philosophie vom Menschen. Diese hat zwar in der Renaissance einen ihrer Höhepunkte, doch reicht ihre Geschichte 2°500 Jahre zurück. Sie nahm in der westlichen Welt ihren Anfang mit den Propheten, im Osten mit den buddhistischen Lehren.

Welches sind die Hauptprinzipien dieses Humanismus? Man kann die humanistische Weltanschauung folgendermaßen charakterisieren: Sie ist erstens gekennzeichnet durch den Glauben an die Einheit der Menschheit, durch den Glauben, dass es nichts Menschliches gibt, das nicht in jedem von uns zu finden wäre; zweitens durch die Betonung der Würde des Menschen; drittens durch die Betonung der Fähigkeit des Menschen, sich weiter zu entwickeln und zu vervollkommnen; schließlich viertens durch die Betonung von Vernunft, Objektivität und Frieden. Der zeitgenössische polnische Philosoph Adam Schaff definiert in seinem Buch Marxismus und das menschliche Individuum (1965, S. 220) den Humanismus noch anders. Für ihn ist Humanismus

ein System der Reflexionen über den Menschen, die diesen als höchstes Gut erkennen und bestrebt sind, in der Praxis die besten Bedingungen des menschlichen Glückes zu gewährleisten.

Ich möchte im Folgenden zeigen, wie diese humanistische Philosophie in den verschiedenen Kulturepochen zum Ausdruck kam.

Um mit dem buddhistischen Humanismus zu beginnen: Der klassische Buddhismus hat viel von dem, was wir heute existenzialistische Philosophie nennen. Er geht von einer Analyse der wahren Situation der menschlichen Existenz aus und kommt zu dem Ergebnis, dass menschliche Existenz notwendig Leiden beinhaltet und dass es nur [IX-020]