Zur Psychologie des Geldes - Zur Psychologie der Frauen - Georg Simmel - E-Book

Zur Psychologie des Geldes - Zur Psychologie der Frauen E-Book

Georg Simmel

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Beschreibung

Georg Simmel (* 1. März 1858 in Berlin; † 26. September 1918 in Straßburg) war ein deutscher Philosoph und Soziologe. Er leistete wichtige Beiträge zur Kulturphilosophie, war Begründer der „formalen Soziologie“, einer Stadtsoziologie und der Konfliktsoziologie. Simmel stand in der Tradition der Lebensphilosophie, aber auch der des Neukantianismus.

In dieser Ausgabe finden Sie zwei Essays :

- Zur Psychologie des Geldes 
- Zur Psychologie der Frauen

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Zur Psychologie des Geldes - Zur Psychologie der Frauen

Georg Simmel

Inhalt

Georg Simmel

Zur Psychologie des Geldes

Zur Psychologie der Frauen

Georg Simmel

Philosph und Soziologe

1858-1918

Zur Psychologie des Geldes

In dem Inhalt des Erkennens wie in dem des Handelns entdeckt der beobachtende Blick die durchgängige Sonderung eines relativ festen von einem relativ flüssigen Bestandteile. Der erstere wird von den sinnlichen Einzelthatsachen unserer Erfahrung und von den letzten Zielen unseres Willens gebildet; der zweite von den ursächlichen Zusammenhängen, mit denen wir unter die Erscheinungsseite jener Thatsachen lösend und verknüpfend hinabsteigen, andererseits von den Mitteln, mit denen wir unsere einmal gesetzten Zwecke immer gründlicher, aber freilich auch immer indirekter, zu erreichen suchen. Die Thatsache, wie sie vor unseren Augen steht, kann aus einer Unendlichkeit möglicher Ursachen entsprungen sein, und während der Geist sie festhält, ist die Vorstellung ihrer Ursachen und der Ursachen ihrer Ursachen in fortwährendem Flusse und fortwährender Vertiefung begriffen; und so ist die Umwandelung unserer höheren Ziele eine höchst langsame, sie scheinen stillzustehen gegenüber der unvermeidlichen Bewegung im Heranschaffen der Mittel, der fortwährenden Arbeit an der Fundamentierung wie an dem Höherführen des teleologischen Baues.

Es ist klar, daß die theoretische und die praktische Bewegung schließlich nur eine einzige sind und nur je nach der Verschiedenheit des Interesses und des Standpunktes entgegengesetzte Richtung annehmen. Die Mittel zu einem Zweck erkenne ich, wenn ich erkannt habe, welche Ursachen diesen Zweck hervorbringen. Das Zweckbewußtsein der Menschheit vertieft sich deshalb Hand in Hand mit ihrem Kausalbewußtsein; und auf eben dieser Vertiefung beruht das, was wir Kulturfortschritt nennen, vielleicht in ebenso hohem Grade als auf dem Entdecken neuer Thatsachen oder der Wandlung unserer letzten Willensziele.

Der Unterschied zwischen rohen und kultivierten Zuständen mißt sich an der Zahl der Glieder, die zwischen der unmittelbaren Handlung und ihrem schließlichen Zwecke liegen; wo die Kette der Ursachen und Wirkungen nur kurz und bruchstückweise bekannt ist, muß zur Verwirklichung eines Zweckes dasjenige Geschehen herbeigeführt werden, welches ihn unmittelbar realisiert. Nun liegt aber auf der Hand, daß dieses Geschehen sehr oft nicht direkt erreichbar sein wird, und während der niedrig kultivierte Mensch in diesem Fall auf sein Ziel verzichten muß, wird der höherstehende ein Verfahren einschlagen, das zwar nicht den Zweck selbst, aber irgend ein anderes Geschehen herbeiführt, das seinerseits auf jenen hinleitet. Den Fortschritt des öffentlichen Geistes zeigt deshalb die Zunahme von Einrichtungen, durch die hindurch der einzelne solche Zwecke wenigstens indirekt erreichen kann, deren unmittelbare Gewinnung für ihn schwer oder unwahrscheinlich ist. Jedes Werkzeug, das die Kraft der menschlichen Hand durch Umwege und Umformungen eine Wirkung erzielen läßt, die ihr bei unmittelbarer Einwirkung auf das zu gestaltende Objekt versagt bliebe, jede rechtliche Einrichtung, die dem erklärten Willen einer Person eine Folge sichert, die er durch die bloße ihm eigene Kraft nie erreichen könnte, jede kirchliche Gemeinschaft, die dem religiösen Empfinden durch den Zusammenschluß der vielen einen Weg nach innen und nach oben bahnt, den der einzelne für sich allein nicht glaubt finden zu können – alles dies sind Fälle der charakterisierten Vertiefung des ideologischen Prozesses, wie der öffentliche Geist sie dann schafft, wenn das Mißverhältnis zwischen dem, was der einzelne will, und dem, was er als einzelner vermag, Umwege fordert, die nur die Allgemeinheit für ihn gangbar machen kann.

Jedes einheitliche und allgemein anerkannte Tauschmittel bietet ein Beispiel für diese Erweiterung der ideologischen Kette. Beruht aller wirtschaftliche Verkehr darauf, daß ich etwas haben will, was sich zur Zeit im Besitze eines anderen befindet, und daß er es mir überläßt, wenn ich ihm dafür etwas überlasse, was ich besitze und er haben will: so liegt auf der Hand, daß das letztgenannte Glied dieses zweiseitigen Prozesses sich nicht immer einstellen wird, wenn das erste auftaucht; unzähligemal werde ich den Gegenstand a begehren, der sich im Besitz von A befindet, während der Gegenstand oder die Leistung b, die ich gern dafür hingäbe, für A völlig reizlos ist; oder aber die gegenseitig angebotenen Güter werden wohl beiderseitig begehrt; allein über die Quanta, in denen sie sich gegenseitig entsprechen, läßt sich durch unmittelbares Aneinanderhalten eine Einigung nicht erzielen. Deshalb ist es für die höchstmögliche Erreichung unserer Zwecke von größtem Werte, daß ein Mittelglied in die Kette der Zwecke eingefügt werde, in welches ich b jederzeit umsetzen und das sich seinerseits ebenso in a, umsetzen kann, – ungefähr wie jede beliebige Kraft, des fallenden Wassers, der erhitzten Gase, der windgetriebenen Mühlenflügel, wenn sie in die Dynamomaschine geleitet ist, mittels dieser in jede beliebige gewünschte Kraftform umgesetzt werden kann. Das allgemein anerkannte Tauschmittel wird zum Durchgangspunkt für allen zweiseitig onerosen Verkehr und enthüllt sich so gleich den obengenannten Beispielen als eine Erweiterung des Zweckhandelns, insofern es ein Mittel ist, gewollte Gegenstände indirekt und durch eine öffentliche Institution zu erlangen, die meiner unmittelbar auf jene gerichteten Bemühung unerreichbar wären. Wie meine Gedanken die Form der allgemein verstandenen Sprache annehmen müssen, um auf diesem Umwege meine praktischen Zwecke zu fördern, so muß mein Thun oder Haben in die Form des Geldwertes eingehen, um meinem weitergehenden Wollen zu dienen.