Zurückgeküsst - Kristan Higgins - E-Book

Zurückgeküsst E-Book

Kristan Higgins

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Beschreibung

Wenn die Antwort auf einen Heiratsantrag Schweigen ist, sollte man die Tiefe der Beziehung vielleicht noch einmal überdenken. Doch dazu kommt Harper gar nicht mehr, denn sie muss dringend zur Hochzeit ihrer Schwester. Und dort überschlagen sich die Ereignisse! Zuerst wird sie von einem Bären überfallen, knutscht als Folge hemmungslos mit ihrem Exmann Nick und muss am nächsten Morgen feststellen, dass alle Flughäfen gesperrt sind und sie nicht nach Hause kommt. Außer... ja, außer sie nimmt Nicks Angebot an, mit ihm in seinem roten Mustang quer durch die USA zu fahren. Eine Fahrt, auf der sie plötzlich sehr viel Zeit hat, nachzudenken. Über nicht beantwortete Heiratsanträge, viel zu anziehende Exmänner und die Frage, ob es wirklich ein Fehler wäre, Nick eine zweite Chance zu geben.

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Seitenzahl: 557

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der

gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Kristan Higgins

Zurückgeküsst

Roman

Aus dem Amerikanischen von Annette Hahn

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerkanischen Originalausgabe:

My One and Only

Copyright © 2011 by Kristan Higgins

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Daniela Peter

Titelabbildung: Thinkstock / Getty Images, München

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz; Marie Curtis

Satz: GGP Media GmbH, Pößneck

EPUB-ISBN 978-3-86278-553-7

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

WIDMUNG

Als ich fünf Jahre alt war, sollten wir Kindergartenkinder unsere frisch gebastelten Kunstwerke zur Schule bringen und den großen Zweitklässlern zeigen. Als ich am Pult meines Bruders vorbeikam, hob ich meine Schildkröte aus Ton hoch, damit sie ihm einen Kuss gab. Er nahm es wie ein Mann, sagte mir, die Schildkröte sei sehr süß, und ignorierte seine Klassenkameraden, die ihn auslachten, weil er eine so komische kleine Schwester hatte. Deshalb und aus tausend anderen Gründen ist dieses Buch dir gewidmet, Mike. Ich hab dich lieb.

1. KAPITEL

Hör auf zu lächeln. Jedes Mal, wenn du lächelst, muss ein Engel sterben.“

„Wow“, erwiderte ich. „Der ist gut.“

Der Mann, der eine derart negative Einstellung hatte, saß an der Bar und sah aus, als würde er einen schlechten Countrysong leben: Frau weg, Hund tot, Truck kaputt. Armer Kerl.

„Ich weiß, es ist traurig“, sagte ich, „aber manchmal ist eine Scheidung einfach so etwas wie die Euthanasie einer langsam sterbenden Beziehung.“ Mitfühlend klopfte ich ihm auf die Schulter und rückte sein Kollar zurecht, das ein wenig verschoben war. „Manchmal braucht unser Herz einfach Zeit zu akzeptieren, was unser Kopf bereits begriffen hat.“

Der Priester seufzte. „Hören Sie sich nur mal ihre albernen Weisheiten an“, wandte er sich an Mick, den Barkeeper.

„Das war nicht albern“, entgegnete Mick. „Das ist ein guter Rat.“

„Nein, das ist destruktiv.“

„Ach herrje“, erwiderte ich. „Das Ganze scheint Sie mehr mitzunehmen, als ich gedacht hatte.“

„Das stimmt. Nach all der harten Arbeit, die ich geleistet habe, kommen Sie einfach angerauscht und machen alles kaputt.“

„Pater Bruce!“, spielte ich die Empörte. „Ich bin nicht angerauscht gekommen! Das ist gemein!“

Der gute Priester und ich saßen im Offshore Ale, der schönsten Bar der Insel Martha’s Vineyard – ein dunkles, nettes kleines Lokal in Oak Bluffs und bei Ortsansässigen und Touristen gleichermaßen beliebt. Pater Bruce, mein langjähriger Freund und äußerst beliebter katholischer Pfarrer der Insel, war hier häufig anzutreffen.

„Nun kommen Sie schon, Pater“, fuhr ich fort, setzte mich auf den Hocker neben ihn und zog gleichzeitig meinen Rock nach unten, um nicht allzu viel nackte Haut zu zeigen und unschicklich zu erscheinen. „Sie und ich sind uns eigentlich sehr ähnlich.“ Als Antwort kam ein Stöhnen, das ich ignorierte.

„Wir begleiten Menschen durch die Schwierigkeiten des Lebens, führen sie durch ein emotionales Minenfeld. Wir sind die Stimme der Vernunft, wenn sie selbst nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht.“

„Das Traurige ist, dass sie daran glaubt, Mick.“

Ich verdrehte die Augen. „Hören Sie auf, so verbittert zu sein, und spendieren Sie mir einen Drink.“

„Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war“, brummte der Priester. „Mick, einen Bourbon für unseren Hai hier.“

„Tatsächlich möchte ich nur ein Pellegrino, Mick. Und Ihre letzte Bemerkung werde ich aus dem Protokoll streichen.“ Ich lächelte großzügig. Natürlich war ich ein Hai. Alle guten Scheidungsanwälte sind Haie.

„Sehe ich das richtig, dass Sie wieder verloren haben, Pater?“, erkundigte sich Mick und tat eine Zitronenscheibe in mein Mineralwasser.

„Lassen Sie uns nicht darüber sprechen, Mick. Sie ist auch so schon schadenfroh genug.“

„Ich bin keineswegs schadenfroh“, widersprach ich und schob das Bierglas eines anderen Gasts beiseite, das Pater B. auf den Schoß zu fallen drohte. „Ich habe nichts gegen die Ehe einzuwenden, wie Sie schon sehr bald feststellen werden. Aber im Falle Starling gegen Starling kann ich nur sagen, dass die beiden schon seit dem Tag verdammt waren, da er vor ihr auf die Knie gefallen ist. Was man tatsächlich bei jedem dritten Paar sagen kann …“

Pater Bruce schloss die Augen.

Auch wenn wir beim Thema Scheidung ganz und gar unterschiedlicher Meinung waren, betrachtete ich Pater Bruce als guten alten Freund. Heute war Joe Starling, treues Gemeindemitglied aus Pater Bruce’ Kirchengemeinde, in meine Kanzlei gekommen und hatte mich gebeten, die Scheidung einzureichen. Er war das – lassen Sie mich überlegen – bereits neunte Gemeindemitglied in den letzten zwei Jahren, das die Scheidung wollte, trotz eingehender Bemühungen des guten Pfarrers, die zerschleißenden Bande der Ehe wieder zu erneuern.

„Vielleicht überlegen sie es sich ja noch“, meinte Pater Bruce. Dabei machte er ein so hoffnungsvolles Gesicht, dass ich ihn nicht an die harte Realität erinnern wollte: Keiner meiner Klienten war je von den Scheidungsverhandlungen zurückgetreten.

„Wie geht es denn sonst so, Pater?“, erkundigte ich mich. „Ich habe gehört, dass Sie letzten Sonntag eine Wahnsinnspredigt gehalten haben. Und neulich habe ich Sie power-walken gesehen. Ihre neue Herzklappe muss großartig funktionieren.“

„Ja, so scheint es wohl, Harper.“ Er lächelte – immerhin war er ein Priester und musste mir vergeben. „Und haben Sie heute schon Ihre selbstlose gute Tat des Tages vollbracht?“

Ich schnitt eine Grimasse. „Ich weiß nicht. Es war eine … eher eigennützige gute Tat.“ Pater Bruce, der meine Seelenrettung wohl als persönliche Mission betrachtete, hatte mich wortwörtlich dazu aufgefordert, „das Übel meines Berufsstands zu kompensieren“, indem ich täglich eine selbstlose gute Tat vollbrächte. „Ich habe im Schnellcafé einer sechsköpfigen Familie den Vortritt gelassen. Das Baby hat geschrien. Zählt das?“

„Aber ja“, sagte der Pater gütig. „Sie sehen heute übrigens hübsch aus. Sind Sie mit Dennis verabredet?“

Ich sah mich um. „Es ist mehr als eine Verabredung, Pater“, raunte ich und zuckte zusammen, als John Caruso mir vermutlich nicht versehentlich in den Rücken stieß und eine undeutliche Entschuldigung murmelte. Wenn man so erfolgreich war wie ich, musste man sich an derartige Entgleisungen gewöhnen. (Mrs Caruso hatte die Eigentumswohnung an der Back Bay und das Haus hier im Ort bekommen, nicht zu vergessen die großzügige monatliche Abfindung.) „Heute ist der Tag. Ich werde die Fakten präsentieren, den Fall überzeugend darlegen und auf den Urteilsspruch warten, der sicher ganz zu meinen Gunsten ausfallen wird.“

Pater Bruce hob eine seiner buschigen weißen Augenbrauen. „Wie romantisch.“

„Ich denke, meine Einstellung zu Romantik ist wohl mehr als eindeutig dokumentiert.“

„Man könnte den armen Teufel ja fast bedauern.“

„Man könnte, aber der Junge hat alles, was man sich nur wünschen kann, und das wissen Sie.“

„Ach ja?“

„Bitte.“ Ich stieß mein Glas gegen das von Pater Bruce und trank einen Schluck. „Auf die Ehe! Und wo wir gerade vom Teufel sprechen, da ist er auch schon, vier Minuten zu früh. Es geschehen doch immer wieder Wunder.“

Seit zweieinhalb Jahren war ich mit meinem Freund Dennis Patrick Costello zusammen. Stellen Sie sich den Feuerwehrmann vor, von dem Sie schon immer geträumt haben … Genau so sieht er aus – ein wahrer Augenschmaus: dichtes dunkles Haar, blaue Augen und die gesunden roten Wangen eines typischen Iren. Eins achtundachtzig. Die Schultern so breit, dass sie eine vierköpfige Familie tragen könnten. Das Einzige … hm … beinah sprichwörtliche Haar in der Suppe war ein Zopf – ein langer, dünner geflochtener Rattenschwanz, der Dennis im Nacken baumelte. Und Dennis hing aus unerfindlichen Gründen an ihm. Nun gut, ich versuchte es zu ignorieren, da seine ansonsten sexy Erscheinung und die konstante Leutseligkeit mich mit Stolz erfüllten. Es gab auf der ganzen Insel keinen Menschen, der Dennis nicht mochte, und keine Frau, die nicht mitten im Satz abbrach, wenn er lächelte. Und er gehörte zu mir!

Dennis kam mit Chuck, seinem Kumpel aus der Feuerwehrstaffel, der mich mit einem bösen Blick bedachte, bevor er ans andere Ende der Theke marschierte. Chuck hatte seine liebe, gute Ehefrau Constance betrogen, und das nicht nur ein Mal, nein, er hatte den Tiger Woods von Martha’s Vineyard gegeben und letztlich vier Affären in sechs Jahren Ehe gestanden. Als Folge davon bewohnte Chuck jetzt eine schiefe, vierundfünfzig Quadratmeter große „Ein-Zimmer-Hütte“ auf Chappaquiddick und musste jeden Tag mit der Fähre zur Arbeit fahren. Tja, das ist eben der Sünde Lohn.

„Hallo, Chuck! Wie geht es dir?“, erkundigte ich mich. Chuck ignorierte mich, wie immer. Egal. Ich drehte mich zu Dennis um. „Hallo, Liebling! Sieh mal an, vier Minuten zu früh!“ Dennis beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. „Hallo, schöne Frau. Hallo, Pater B.“

„Dennis. Viel Glück, mein Sohn. Ich werde ein Ave-Maria für Sie beten.“

„Danke, Pater.“ Augenscheinlich nicht weiter daran interessiert, warum ein Priester für ihn beten wollte, lächelte Dennis mich an. „Ich bin am Verhungern. Wie steht’s mit dir?“

„Oh ja, ich auch. Bis bald, Pater Bruce.“ Ich glitt vom Hocker, und Dennis musterte mich anerkennend – was genau der Grund für die Wahl meines Kleides und der schmerzhaft und fast schon unanständig hohen Schuhe war. Ich wollte Dennis’ volle Aufmerksamkeit, und da er ein Mann war, konnte ein betontes Dekolleté nicht schaden.

An diesem Abend wollte ich die Frage aller Fragen stellen. Zweieinhalb Jahre mit Dennis hatten mich überzeugt, dass er als guter Ehemann taugen würde. Er war ein anständiger Kerl, hatte ein gutes Herz, eine feste Stellung, eine nette Familie, und er war äußerst attraktiv. Es galt: jetzt oder nie … Mit fast vierunddreißig wollte ich nicht ewig nur als jemandes Freundin herumhängen. Ich war eine Frau, die gern plante und auch die Initiative ergriff, und der gute Dennis konnte ein wenig Führung gebrauchen.

Erster Punkt auf meinem Plan: Essen für Dennis, der häufiger Nahrung brauchte als ein Kleinkind. Ein paar Bier könnten auch nicht schaden, da Dennis, auch wenn er mit unserer Beziehung recht zufrieden wirkte, das Thema Heirat noch nicht angeschnitten hatte. Das Bier würde ihn also williger stimmen.

Und so erzählte Dennis, einen halben Liter Ale und einen großen Cheeseburger mit Speck vor sich, eine halbe Stunde später gut gelaunt von seinem heutigen Einsatz. „Ich versuche also, die Autotür loszukriegen, ja? Und plötzlich reißt die mit einem Ruck heraus und trifft Chuck genau zwischen die Beine, und er sagt: ‚Costello, du Arschloch!‘, und wir können uns nicht mehr halten vor Lachen. Und die alte Dame liegt immer noch in ihrem Wagen! Oh Mann, das war der Hammer!“

Ich lächelte geduldig. Feuerwehrmannhumor – wenn man ihn denn so nennen wollte – war bestenfalls plump. Trotzdem kicherte ich leise und murmelte: „Ach, du meine Güte“, womit ich die alte Dame meinte, die in ihrem Auto feststeckte, während zwei grobschlächtige Feuerwehrkerle sich vor Lachen den Bauch hielten. Was Chuck betraf, so fand ich, dass sein Schicksal nur gerecht gewesen war. „War die Dame schwer verletzt?“

„Nein, die hat keinen Kratzer abbekommen. Wir hätten auch nicht so gelacht, wenn ihr der Kopf abgetrennt worden wäre oder so etwas.“ Er grinste lausbubenhaft, und ich lächelte zurück.

„Das freut mich zu hören. Also, Den, pass auf. Wir müssen reden.“

Die gefürchteten Worte ließen Dennis’ Lächeln augenblicklich verschwinden. Er blinzelte mehrmals, als wollte ich ihn gleich ins Gesicht schlagen, und griff wie zum Schutz nach seinem Riesenburger – die Körpersprache der Defensive, wie ich sie oft bei den Ehepartnern meiner Klienten erlebte. Da kam ich am besten wohl gleich zur Sache. Brav faltete ich die Hände vor dem Körper, neigte leicht den Kopf zur Seite und lächelte.

„Dennis, ich finde, es wird Zeit, dass wir unsere Beziehung auf die nächste Stufe heben. Wir sind nun schon eine ganze Weile zusammen, und ich werde in ein paar Wochen vierunddreißig, womit ich mich schon fast im fortgeschrittenen Alter befinde – zumindest aus medizinischer Sicht –, also lass uns heiraten.“

Dennis fuhr verdutzt zurück. Verdammt. Ich hatte wohl nicht besonders romantisch geklungen, wie? Vielleicht hätte ich das Ganze gefühlvoller vorbringen müssen, anstatt einfach nur Fakten aufzuzählen. Das hatte ich nun davon, dass ich meine Ansprache vor einem Hund geübt hatte anstatt angesichts eines echten Menschen. Andererseits war auch nichts Falsches daran, offen und geradeheraus anzusprechen, was einem auf der Seele lag.

Mein Freund schob sich zur Antwort gut ein Viertel seines gigantischen Burgers in den Mund. „Hmmpf-hmmpf“, sagte er und deutete auf seine vollen Backen.

Nun ja, ein wenig Widerstand hatte ich erwartet. Dennis war ein Mann, und die meisten Männer – mit wenigen Ausnahmen – stellten die bewusste Frage nicht ohne einen kräftigen Schubs. Und geschubst hatte ich … mehrfach. Drei Monate zuvor hatte ich laut den Verlobungsring einer seiner Cousinen bewundert. Ich hatte immer wieder seine Kinderliebe betont und beteuert, was für ein guter Vater er werden würde. Auch den eigenen Kinderwunsch hatte ich mehrfach kundgetan. Nur hatte er bisher nicht reagiert. Ich vermutete also, dass er etwas Deutlicheres als einen Schubs brauchte – vielleicht einen Tritt? Brauchten nicht die meisten Männer einen schwungvollen Tritt?

„Bitte keine Panik, Schatz“, fuhr ich fort, während er unaufhörlich kaute. „Wir verstehen uns doch prima. Wir verbringen die meisten Nächte gemeinsam, wir sind seit über zwei Jahren zusammen, du bist jetzt dreißig, du weißt, dass du Kinder willst … Es wird langsam Zeit, meinst du nicht auch? Also, ich finde das.“ Ich lächelte, um zu zeigen, dass wir im selben Team spielten.

Dennis schluckte. Sein männlich-kantiges Gesicht war blass. „He, Mann, hör mal“, begann er. Ich verzog das Gesicht. Mann? Er schien es zu merken. „Tut mir leid, Mann“, sagte er. „Ich meine, Harper. Entschuldige.“ Dennis machte den Mund zu, dann wieder auf, zögerte … und biss erneut in seinen Burger.

Na schön. Dann würde ich eben weiterreden. War auch besser so. „Lass mich weitermachen, okay? Danach kannst du etwas sagen. Wenn du das noch willst.“ Ich lächelte und sah ihm in die Augen, was ein bisschen schwierig war, da sein Blick nervös hin und her schweifte. Außerdem lief ein Spiel der Red Sox, was ebenfalls eher kontraproduktiv war. „Dennis, wie du weißt, verbringe ich den ganzen Tag mit verkorksten Beziehungen. Ich sehe die Fehler, die andere machen, und ich weiß, was man vermeiden muss. Wir haben keine verkorkste Beziehung. Unsere Partnerschaft läuft super. Wirklich. Und wir können nicht ewig so weitermachen. Du bist sowieso die meisten Nächte bei mir …“

„Dein Bett ist ja auch total bequem“, warf er aufrichtig dazwischen und stopfte sich noch ein paar Pommes frites in den Mund. Er bot mir auch welche an, doch ich schüttelte den Kopf. Selbst meinen Salat hatte ich an diesem Abend noch nicht angerührt.

„Nein danke. Zurück zum Thema …“ Ich lehnte mich ein Stückchen vor, um Dennis eine bessere Aussicht auf mein Dekolleté zu gewähren. Sein Blick fiel etwa in dieselbe Richtung, in die Pawlows Hund gespeichelt hätte, und ich lächelte. „Wir haben guten Sex“, wies ich ihn auf unsere besseren Momente hin. Eine Frau am Nachbartisch, die ihr Kleinkind schon eine Weile lang zu überreden versuchte, eine Muschel zu probieren, sah mich scharf an. Touristen! „Wir finden uns gegenseitig also sehr attraktiv.“

„Ja klar.“ Er schenkte mir sein schönes breites Lächeln, bei dem die meisten Frauen Herzklopfen bekamen. Perfekt. Offenbar dachte er jetzt mit dem kleineren seiner Köpfe, was für mein Anliegen sehr hilfreich war.

„So ist es, Liebling. Und ich verdiene viel Geld, und du … nun, du hast auch ein gutes Einkommen. Wir werden ein bequemes Leben führen können, hübsche Kinder bekommen und so weiter. Lass uns Nägel mit Köpfen machen, ja?“ Ich griff in meine Handtasche und zog eine schwarze Samtschatulle heraus. „Ich habe sogar schon den Ring ausgesucht, damit wir sicher sein können, dass er mir gefällt.“

Beim Anblick des zweikarätigen Diamanten zuckte Dennis zusammen.

Ich schloss kurz die Augen. „Er ist schon bezahlt, also mach dir keine Sorgen. Siehst du? Das ist doch alles gar nicht so schwer, oder?“ Ich setzte mein selbstbewusstes Gerichtssaallächeln auf, das besagte: Euer Ehren, können wir jetzt mit dem Gequatsche aufhören und die Sache beenden?

Pater Bruce und Bob Wickham, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, verließen die Theke, um die Sitznische neben uns zu belegen. Dabei warf Pater Bruce mir einen vielsagenden Blick zu. Ich beachtete ihn nicht weiter.

In diesem Moment schob Jodi Pickering, Dennis’ Exfreundin aus Highschoolzeiten und Bedienung dieses Lokals, ihre ausladende Oberweite vor Dennis’ Gesicht. „Alles klar, Denny?“, fragte sie, mich ignorierend, und lächelte meinen baldigen Verlobten dümmlich an.

„Hey, Jodi, wie geht’s?“ Grinsend sah Dennis über ihre 75D hinweg in ihr Gesicht. „Wie geht’s dem Kleinen?“

„Oh, ganz prima, Denny. Das war ja so nett von dir, dass du neulich nach dem Spiel noch vorbeigekommen bist. Er vergöttert dich! Und weißt du, so ganz ohne Vater, glaube ich, dass T. J. dich wirklich gut …“

„Schon gut, wir haben’s verstanden, Jodi mit i“, unterbrach ich sie lächelnd. „Du hast einen süßen Sohn und bist noch nicht vergeben. Dennis allerdings ist mit mir zusammen. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du jetzt deine Brüste aus dem Gesicht meines Freundes nehmen könntest.“

Wütend kniff sie die Augen zusammen und schwebte davon. Dennis sah ihr nach, so wie die Opfer der Titanic den davonpaddelnden Rettungsbooten nachgesehen haben mochten. Dann schluckte er und sah mich an. „Harp, hör zu“, begann er. „Du bist … du weißt schon … toll und alles, aber, äh … na ja, was nicht kaputt ist, muss man doch auch nicht reparieren, oder? Ich meine, warum etwas ändern, was gut läuft? Können wir nicht einfach weiter so zusammen sein?“

Auch diese Äußerung traf mich nicht unvorbereitet. Ich setzte mich gerade hin und neigte den Kopf noch ein Stück weiter zur Seite. „Dennis“, sagte ich mit fester Stimme, da ich wusste, dass dieses Gespräch sich sonst ewig im Kreis drehen würde, „wir sind nicht mehr auf der Highschool. Wir sind keine Kinder mehr. Wir sind seit zweieinhalb Jahren zusammen. Ich werde nächsten Monat vierunddreißig. Ich will nicht ewig nur ‚zusammen sein‘. Wenn wir nicht heiraten, müssen wir uns trennen. Also hopp oder topp, Liebling.“

„Das klang nett“, murmelte Pater Bruce, während er die Speisekarte aufklappte.

Ich zog eine Grimasse und widmete mich wieder meinem Feuerwehrmann. „Dennis? Lass es uns tun.“

Lautes Gegröle von der Theke her bescherte Dennis einen Moment Aufschub. Wir blickten hinüber. Im Fernseher waren diverse Spieler der Red Sox zu sehen, die wild durch die Gegend spuckten und sich die Genitalien kratzten. Du meine Güte, hatten die keine PR-Abteilung? Und diese Art von Ablenkung war jetzt denkbar schlecht für meinen Dennis.

Offenbar war es ein taktischer Fehler gewesen, einen öffentlichen Ort für meinen Antrag zu wählen. Zuerst hatte ich nur an die Vorteile gedacht … ich hatte sogar schon die Szene vor Augen gehabt, wie Dennis laut „Hey, Leute, wir werden heiraten!“ durchs Lokal brüllte und alle Gäste (auch die, dich mich hassen) applaudierten.

Doch danach sah es im Moment nicht aus. „Dennis?“ Ich spürte kurz einen leichten Druck im Brustkorb. „Könnte ich bitte eine Antwort bekommen?“

Dennis nahm seine Serviette und fing an, sie in kleine Schnipsel zu zerreißen.

Nun wurde ich doch ein wenig unsicher. Dennis war sonst immer so … lieb, wenn ich irgendwelche Pläne schmiedete. Ja, ich war diejenige, die in unserer Beziehung die Dinge in die Hand nahm, aber war das nicht normal? Männer planten doch selten etwas. Sie schlugen keine Picknicks oder Stadtbummel vor oder sonst etwas. Und selbst wenn er an diesem Tag mit klaren Worten geizte, so sprachen seine bisherigen Taten eine deutliche Sprache. Wir führten seit zweieinhalb Jahren – Jahren! – eine befriedigende Beziehung und hatten nie ernsthaft gestritten. Natürlich musste das zu einer Heirat führen! Dennis wies alle erforderlichen Qualitäten eines Ehemanns auf … Er musste nur noch ein wenig zu erwachsenerem Verhalten gebracht werden.

Tatsächlich lag gleich hier neben meinem Teller eine Liste mit Vorschlägen, um Dennis in dieser Hinsicht zu helfen. Punkt eins: ein zweiter Job, da er als Feuerwehrmann zu viel freie Zeit hatte und als erwachsener Mann nicht so viel X-Box spielen sollte, wie ich beobachtet hatte (oder Pornos herunterladen, wie ich vermutete). Punkt zwei: den 1988er El Camino loswerden, mit dem er augenblicklich herumfuhr (eine Tür war grün, alle anderen Teile verrostet), und sich ein Auto besorgen, in dem er nicht wie ein verarmter Zuhälter wirkte. Punkt drei: den Zopf abschneiden, weil er, bitte schön, wie ein Rattenschwanz aussah! Und letzter Punkt: bei mir einziehen. Trotz der vier oder fünf Nächte die Woche, die wir gemeinsam bei mir verbrachten, wohnte Dennis noch immer in dem Garagenapartment, das sein Bruder ihm vermietete. Ich dagegen hatte ein Haus mit zwei Schlafzimmern und Meerblick.

Mein Plan war es gewesen, abzuwarten, bis er mein Angebot akzeptierte. Dann wollte ich die Liste hinüberschieben und besprechen.

Doch er akzeptierte nicht.

Ich gestehe, dass ich ein wenig verwirrt war. Ich bat Dennis selten um etwas und nahm ihn als das, was er war – ein netter Kerl. Gut, in mancher Hinsicht benahm er sich noch wie ein kleiner Junge, aber das war in Ordnung. Und obwohl ich es nicht alle naselang sagte, liebte ich ihn. Wer tat das nicht? Dennis war hier auf der Insel geboren und hatte oder machte sich überall Freunde, wohin er auch ging.

Zugegeben, er war nicht der … hm, Intellektuellste, aber er hatte das Herz am rechten Fleck und war sehr tapfer. Tatsächlich hatte er vor ein paar Jahren in seiner zweiten Woche als Feuerwehrmann drei Kinder aus einem brennenden Haus gerettet und war hier am Ort so etwas wie ein Held. Und da wir gerade von Kindern sprechen: Dennis kam gut mit Kindern zurecht und ging sehr natürlich mit ihnen um – ganz im Gegensatz zu mir, die ich trotzdem hoffte, eines Tages eigene Kinder zu haben. Dennis jedoch … Der warf sich einfach auf den Boden und rollte und tollte mit seinen sieben Nichten und Neffen herum, die ihn abgöttisch liebten.

Umgekehrt konnte man auch davon ausgehen, dass Dennis mich mochte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Männer diesen verkniffenen Blick bekamen, wenn sie erfuhren, wie viel ich verdiente. Frauen übrigens auch – als wäre ich so was wie die Pest, nur weil ich manchen Leuten das Ende ihrer unglücklichen Ehe erleichterte. Es gab nicht wenige Menschen, die mir liebend gern die Reifen zerstochen hätten, nachdem ich die Vertretung ihrer jeweiligen Ehepartner übernommen hatte.

Ich war schon als Schlampe bezeichnet worden (und Schlimmeres), hatte Kaffee ins Gesicht geschüttet bekommen, war bespuckt, verflucht und verdammt worden.

Ich sah es als Kompliment an. Ja, ich war eine sehr gute Scheidungsanwältin. Wenn das bedeutete, dass ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von Leuten eine Voodoo-Puppe mit roten Haaren und engem grauen Kostüm besaß, dann sei’s drum. Tatsächlich hatte ich Dennis kennengelernt, nachdem mein Auto von einer verärgerten Ehefrau gerammt worden war und die Feuerwehr mich hatte aus dem Wagen schneiden müssen. (Ich hatte keine weiteren Verletzungen davongetragen und den Zuspruch einer netten Schadensersatzzahlung durch Richter Burgess eingestrichen, bei dem ich einen Stein im Brett hatte.) „Wollen Sie ein Bier mit mir trinken?“, hatte Dennis damals gefragt. „In einer halben Stunde hab ich Feierabend.“ Und da ich weitaus mehr unter Schock stand, als ich zugeben wollte, hatte ich eingewilligt.

Er schien weder durch meinen Ruf als „Eierquetscherin“ noch durch mein üppiges Einkommen eingeschüchtert zu sein. Gut. Dennis konnte mich gut leiden. Und ich mochte vielleicht keine Bilderbuchschönheit sein, aber ich wusste, dass ich attraktiv war (sehr sogar, wie manch einer sagen würde), geschmackvoll und gut gekleidet, strebsam, erfolgreich, klug und loyal. Und auch lustig. Na ja … manchmal zumindest. Okay, es gab sicher Leute, die dem nicht zugestimmt hätten, aber ich war lustig genug.

Alles in allem, fand ich, konnten wir sehr zufrieden sein. Und zufrieden wurde viel zu oft unterschätzt.

Wie ich nur zu gut wusste, waren Ehen zerbrechliche Pflänzlein der Hoffnung, und eine von dreien endete als ein Haufen verdorrter Blätter. In meiner Erfahrung zählten die meisten davon zu der Sorte: „Oh, mein Liebling, mit dir fange ich erst wirklich zu leben an!“ … eben der Sorte, die auf einem Scheiterhaufen aus Hass und Bitterkeit endete. Bequemlichkeit, Kameradschaft und realistische Erwartungen klangen natürlich nicht annähernd so verlockend wie unvergängliche Leidenschaft, waren aber weitaus mehr wert, als die meisten Menschen dachten.

Doch es gab einen weiteren Grund, weshalb ich Dennis dazu bringen wollte, mich zu heiraten. Bald würde ich vierunddreißig werden und damit so alt wie meine Mutter, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund empfand ich die Vorstellung, in diesem Alter alleinstehend zu sein, als massives Versagen. Seit einigen Monaten schon hatte der Gedanke einen dunklen Schatten auf mein Leben geworfen. Genauso alt wie sie. Genauso alt wie sie.

Dennis schwieg noch immer. Seine Serviette hatte er mittlerweile zu Konfetti verarbeitet. „Du, hör mal“, meinte er schließlich. „Harp. Äh, Harper, meine ich. Also, Schatz … es ist so …“

In diesem Moment begann Audrey Hepburn in meiner Handtasche zu trällern. „Moon River“, das Lied, das einen Anruf meiner Schwester anzeigte. Wie Audrey war auch meine Schwester süß, lieb und schutzbedürftig. Sie war vor Kurzem nach New York gezogen, und ich hatte schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört.

„Willst du rangehen?“, fragte Dennis eifrig.

„Äh … macht es dir was aus?“, fragte ich zurück. „Es ist meine Schwester.“

„Nein, gar nicht“, erwiderte er sichtbar erleichtert. „Lass dir Zeit.“ Er leerte die verbliebene Hälfte seines Biers und widmete sich wieder dem Spiel der Bostoner Red Sox.

„Hallo, Willa!“

„Harper? Ich bin’s, Willa!“ Obwohl meine Stiefschwester schon siebenundzwanzig war, klang ihre Stimme immer noch ein wenig kindlich, und ich musste jedes Mal lächeln, wenn ich sie hörte.

„Hallo, Süße! Wie läuft’s im Big Apple? Geht es dir gut?“

„Es ist alles ganz toll. Und, Harper, ich habe Neuigkeiten.

Großartige Neuigkeiten!“

„Wirklich? Hast du einen Job?“

„Ja, ich bin, äh … Bürofachkraft. Aber das ist nicht die Neuigkeit. Bist du bereit? Sitzt du?“ Ich bekam eine düstere Vorahnung und sah zu Dennis hinüber, der konzentriert das Baseballspiel verfolgte. „Okay … was ist es?“

„Ich werde heiraten!“

Ich schlug die freie Hand vor den Mund. „Willa!“

„Ich weiß, ich weiß, du kriegst die Krise, und ja, wir haben uns erst vor ein paar Wochen kennengelernt. Aber es ist wie Kismet – ist das das richtige Wort? Absolut fantastisch. Ich meine … so etwas habe ich noch nie empfunden. Ehrlich!“

Verdammt. Ich atmete tief ein und hielt für ein paar Sekunden die Luft an, dann atmete ich langsam aus. „Ich will ja kein Spielverderber sein, aber das hast du beim ersten Mal auch gesagt, Schätzchen. Und auch beim zweiten.“

„Ach, sei still!“, erwiderte sie lachend. „Du bist tatsächlich ein Spielverderber! Ich wusste, dass du ausflippst, aber bitte tu’s nicht. Ich bin siebenundzwanzig, ich weiß also, was ich tue. Ich habe auch nur angerufen, weil … ach, Harper, ich bin ja so glücklich! Unendlich glücklich! Ich liebe ihn so sehr. Und er vergöttert mich!“

Ich schloss die Augen. Ihren ersten Ehemann Raoul hatte Willa mit zweiundzwanzig geheiratet, drei Wochen nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war; die Scheidung erfolgte einen Monat später, nachdem er ein Glasperlengeschäft überfallen hatte. Ehemann Nummer zwei, den meine Schwester mit fünfundzwanzig geheiratet hatte, hatte sieben Wochen nach der Hochzeit sein Coming-out. Und nur Willa hatte es überrascht.

„Das klingt toll, Süße. Er ist bestimmt … super. Aber … heiraten? Jetzt schon?“

„Ich weiß, ich weiß. Aber ich bin eben total verliebt!“

So viel zum Thema: aus Fehlern lernen. „Es hat noch niemandem geschadet, es langsam angehen zu lassen. Mehr sage ich ja nicht.“

„Sag lieber, dass du dich für mich freust, Harper. Komm schon. Mama ist überglücklich.“

Das war keine Überraschung. Meine Stiefmutter, die monsterblonde BeverLee, schwärmte für Hochzeiten jeglicher Art, ob sie in der eigenen Familie, in Illustrierten oder in einer der drei Seifenopern stattfanden, die sie täglich sah.

„Es scheint mir nur sehr schnell zu gehen, das ist alles, Willa.“ Willa seufzte. „Ich weiß. Aber diesmal ist es anders. Diesmal ist es der Richtige.“

„Du bist doch gerade erst vor zwei Monaten umgezogen, Schätzchen. Willst du nicht erst einmal das Leben in der Stadt genießen und herausfinden, welche Arbeit zu dir passt?“

„Das kann ich doch immer noch tun. Ich heirate ja nur – ich werde nicht sterben.“

Meine Schwester klang jetzt nicht mehr so entspannt, und ich wusste, ich sollte ein Friedensangebot machen. „Du hast recht. Tja, das ist dann ja sehr aufregend. Meinen Glückwunsch, Süße! Hey! Ich würde euch gern hier auf der Insel eine tolle Hochzeitsparty schmeißen. Für diesen Herbst sind alle guten Lokale sicher schon ausgebucht, aber im nächsten Sommer …“

„Vielen Dank, Harper, das ist wirklich lieb von dir, aber wir haben schon etwas gefunden, und du wirst niemals raten, wo!“

„Wo?“

„Im Glacier-Nationalpark in Montana!“

„Wow.“ Ich sah zu Dennis, doch dessen Aufmerksamkeit war noch immer auf den Bildschirm über der Theke gerichtet. „Also, äh … an welches Datum hattet ihr denn gedacht?“ Bitte, lass es noch nicht so bald sein.

„Oh, schon sehr bald“, erwiderte sie aufgeregt. „Am elften September! Du wirst doch meine erste Brautjungfer sein, oder? Bitte!“

„Am elften September, Willa?“

„Ach, komm schon! An dem Tag kann man doch gut ein bisschen Aufmunterung gebrauchen, oder nicht?“

„Das ist in zwei Wochen.“

„Na und? Wenn es passt, dann passt es. Willst du nun meine Brautjungfer sein oder nicht?“

Ich machte den Mund auf, schloss ihn wieder und biss mir auf die Zunge. In zwei Wochen? Vermaledeiter Freitag! Nur zwei Wochen, um Willa eine weitere katastrophale Ehe auszureden oder sie zumindest zu bremsen, damit sie ihren zukünftigen Ehemann erst einmal besser kennenlernte. Ich konnte es schaffen. Ich musste nur erst einmal mitspielen. „Aber klar. Natürlich will ich deine erste Brautjungfer sein.“

„Hurra! Danke, Harper! Das wird einfach bombastisch! Aber, hör zu. Das Beste hab ich dir noch gar nicht erzählt.“

Mir wurde übel. „Bist du schwanger?“, fragte ich ruhig. Das wäre in Ordnung. Das Kind würde ich natürlich unterstützen. Das Studium bezahlen. Sicherstellen, dass das Kind zur Schule ging …

„Nein, ich bin nicht schwanger. Was denkst du denn von mir! Nein, du kennst den Bräutigam.“

„Ach ja?“

„Ja. Die Welt ist klein. Willst du raten?“

„Nein. Sag mir einfach, wer es ist.“

„Sein Vorname beginnt mit C.“

Männer mit C in Manhattan? „Ich … ich hab keine Ahnung.

Ich gebe auf.“

„Christopher.“ Willas Stimme klang zärtlich. „Christopher wer?“

„Christopher Lowery!“

Ich zuckte zusammen, und der Pinot Noir in meinem Glas schwappte gefährlich. „Lowery?“, wiederholte ich krächzend.

„Ich weiß! Ist das nicht ulkig? Ich heirate tatsächlich den Bruder deines Exmannes!“

2. KAPITEL

Als ich kurz darauf das Gespräch beendete, merkte ich, dass meine Hände zitterten. „Dennis?“, sagte ich. Meine Stimme klang eigenartig, und Pater Bruce sah besorgt zu uns herüber. Ich lächelte ihn an – nun gut, ich versuchte es zumindest. „Den?“

Mein Freund fuhr zusammen. „Alles okay, Liebling? Du siehst … komisch aus.“

„Es ist etwas passiert. Willa hat … äh … könnten wir unser Gespräch wohl auf später vertagen? In ein paar Wochen?“

Man konnte ihm die immense Erleichterung sofort ansehen. „Oh … ja, sicher! Natürlich! Geht es deiner Schwester gut?“

„Ja … na ja, also … Sie wird heiraten.“

„Cool.“ Er runzelte die Stirn. „Oder nicht?“

„Es ist … nicht cool. Ich muss jetzt los, Dennis. Tut mir leid.“

„Nein, nein, ist schon gut“, sagte er. „Soll ich dich nach Hause fahren? Oder bei dir bleiben?“

„Heute Nacht nicht, Dennis, aber danke.“

Ich muss seltsam geklungen haben, denn Dennis zog die Augenbrauen zusammen. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ Über den Tisch hinweg griff er nach meiner Hand, und ich drückte seine dankbar. Wenn man die harte Schale erst einmal durchdrungen hatte, war Dennis ein wirklich lieber, guter Kerl.

„Alles in Ordnung. Danke. Es ist nur … tja, die Hochzeit soll schon in zwei Wochen stattfinden. Das war dann doch ein kleiner Schock.“

„Oh, absolut.“ Er lächelte und küsste mir die Hand. „Ich ruf dich später an.“

Ich fuhr nach Hause, ohne die Straße oder den Verkehr richtig wahrzunehmen, aber offenbar schaffte ich es, keine Fußgänger oder Bäume anzufahren. Da wir uns mitten in der Hochsaison befanden, wählte ich den Weg durch das Hinterland, fuhr nach Westen in einen beinahe brutalen Sonnenuntergang aus großen roten und violetten Flecken, blickte gebannt auf die endlosen Felswände, die Kiefern und Eichen und die mit grauen Schindeln gedeckten Häuser. Die Zeit, die ich außerhalb dieser Insel verbracht hatte – der Besuch auf dem College, der kurze Abstecher nach New York und dann das Jurastudium in Boston –, hatte mich in dem Glauben bestärkt, dass dies der schönste Ort der Welt war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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