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Man sagt, in Zweimondnächten geschehen schicksalhafte Dinge ... Wie überlebt man die Ewigkeit, wenn man nur den Tod bringt? Wein, Sex und Tod - das ist alles, was die Todbringer Letifer und Sekai in die Welt der Sterblichen führt. Menschliche Gefühle sind ihnen fremd. Doch als Sekai beginnt, sein unendliches Dasein zu hinterfragen, droht das Band zwischen den beiden Todbringern für immer zu zerreißen ... Die Handlung spielt vor dem Roman "Deathbound", beide Bücher können jedoch unabhängig voneinander gelesen werden.
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2022
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ACHTUNG!
»Zweimondnächte« enthält Schilderungen, die ggf. Reizauslöser für
Betroffene sein können. Eine alphabetische Auflistung der
Inhaltswarnungen findet sich im Kapitel INHALTSWARNUNGEN.
Für alle, die schon einmal in die Unterwelt hinabgestiegen sind.
PROLOG
1. DER GESCHMACK DES TODES
2. AM RAND DER WELT
3. STERNENSTERBEN
4. TANZ DER TOTEN
5. HERZ
6. SCHATTENTAGE
7. DIE LETZTE NACHT
EPILOG
DANKSAGUNG
ÜBER DIE AUTORIN
PROLOG
Es roch nach Schweiß und Sex und Alkohol. Nur ein Hauch frischer Nachtluft drängte sich durch den offenen Fensterspalt herein, begleitet von grünlichem Licht, das die Kristallgläser auf dem Tisch smaragdgrün schimmern ließ. Sie waren fast leer, nur auf dem Grund klebten noch Rotweinflecken. Aus der Ecke des Raumes kam ein Flüstern, gefolgt vom leisen Lachen zweier Frauen.
Letifer lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, eine Decke um die Hüfte geschlungen und die Flasche mit den Überresten des Weins in der Hand. Er ließ den Blick aus dem Fenster schweifen, wo über den Dächern der Stadt zwei Vollmonde, einer silberweiß, einer grün, den Himmel einnahmen.
»Willst du für den Rest der Nacht dort sitzen bleiben?«
Ein leises Schnauben entfuhr Letifer. Er nahm einen Schluck aus der Weinflasche, bevor er sich langsam auf seinem Stuhl herumdrehte.
Sein Gefährte Sekai lag auf dem mit Fellen, Kissen und Decken überhäuften Bett, eine Frau in jedem Arm. Die beiden waren nackt, mit geröteten Wangen und weinbenetzten Lippen, und sie hatten keine Ahnung, dass sie bald sterben würden.
Letifer runzelte die Stirn.
»Er ist immer so ernst«, sagte Sekai leise zu den beiden Frauen, wusste aber genau, dass Letifer ihn hören konnte. Dem Gehör eines Todbringers entging nur selten etwas.
»Wir sollten bald aufbrechen.«
Sekai seufzte, setzte sich jedoch auf und schlug die Decke zurück. Die Frauen hielten ihn halbherzig an den Armen fest.
»Müsst ihr wirklich schon fort?«
»Die Pflicht ruft«, sagte Sekai bedauernd, »und sie schläft nie.« Er befreite sich aus dem Griff der Liebhaberinnen und rutschte aus dem Bett. Die beiden Frauen räkelten sich am Bettrand und erfreuten sich an Sekais Rückansicht.
Letifer warf ihm mit erhobener Augenbraue seine Lederhose zu. »Zeit, zu gehen.«
Mit einem verächtlichen Geräusch trat Sekai an den Tisch und nahm Letifer die Weinflasche aus der Hand. Er machte keine Anstalten, sich anzuziehen.
»Warum hast du es so eilig? Es ist schließlich nicht so, als hätten wir nicht alle Zeit der Welt.«
Nachdenklich sah Letifer zu ihm auf. Obwohl sein Artgenosse recht hatte, lag dieses seltsame Gefühl von Veränderung in der Luft. Vielleicht lag es nur am Grünen Mond, der heute dem silbernen über das Firmament folgte; zumindest von den Sterblichen wurde Zweimondnächten eine ehrfürchtige Bedeutsamkeit beigemessen. So oder so, es gefiel ihm nicht.
»Hm«, war die einzige Antwort, die Sekai bekam, bevor Letifer aufstand und sich selbst seine schwarze Kleidung überstreift e. Er schnürte sich die Blutuhr um den Gürtel, ein gläsernes Gefäß, das sich in der Mitte verengte; das Blut schwappte unruhig darin herum und die Zähne, die es einrahmten, wirkten, als bewegten sie sich im Kerzenschein.
Sekai entging nicht, wie Letifer das Artefakt umklammerte. Seufzend fragte er: »Jetzt schon?«
»Was ist das?«, kam es vom Bett her.
Letifer warf die langen, schwarzen Haare zurück und wendete die Blutuhr, ehe er sich zu den beiden herumdrehte. »Sobald das Blut hindurchgeflossen ist, werdet ihr sterben.« Er legte den Kopf schief, als er die Verwirrung auf den Gesichtern der Frauen sah. Was für eine Verschwendung. Aber der Tod hatte es befohlen, also bekam er sie auch. »Es ist nichts Persönliches.«
Der Todbringer wandte sich ab und nickte Sekai zu. Dieser trug inzwischen seine grauen Gewänder und hatte seine eigene Blutuhr um die Hüfte geschlungen.
»Wartet«, rief eine der Frauen. Letifer wurde bewusst, dass er nicht einmal ihre Namen kannte. Aber schon morgen würden sie nur noch eine verschwommene Erinnerung in einer Aneinanderreihung endloser Tage der Ewigkeit sein. »Was soll das heißen?«
Ohne zu antworten, verließen Letifer und Sekai das Zimmer und stiegen die Treppe hinunter. Die aufgeregten Stimmen der Sterblichen ihnen. Kurz darauf traten die beiden Todbringer ins grüne Mondlicht hinaus und es wurde schlagartig still hinter ihnen. Der letzte Tropfen Blut war gefallen.
1
DER GESCHMACK DES TODES
Fünf Frauen hielten sich auf der Lichtung auf; Frauen in mehrlagigen Röcken und Gewändern, Blätter und Knochen im Haar, die sich zum Teil miteinander unterhielten, während sie Pilze reinigten, zum Teil klopften sie Decken aus, die über zwischen den Hütten aufgespannten Leinen hingen. Eine von ihnen war neu – die letzten Male, als Letifer den Grauen Wald aufgesucht hatte, war sie nicht hier gewesen. So war das mit Hexenzirkeln: Manchmal führten die Wege des Schicksals magiebegabte Frauen zu ihresgleichen, und wenn sie alt und voller Lebensweisheit waren, gingen sie fort, um eins mit sich selbst und der Welt zu werden. Männliche Hexer gab es nicht; wenn sie die Geburt überlebten, so verkümmerte ihre Magie meist schon in den ersten Jahren, bis sie nichts weiter als normale Sterbliche waren.
Letifer erinnerte sich an jene Nacht, als auf dieser Lichtung viel Blut vergossen worden war. Was auch immer die Hexen damals versucht hatten zu beschwören, war ihr Todesurteil gewesen. Als sie auf der Lichtung im Kreis gestanden und die zwei Monde besungen hatten, war eine nach der anderen durch Letifers Hand gestorben. Es hatte ihm, wie jeder durch seine Hand verursachte Tod, nichts bedeutet; nur einer von zahllosen Aufträgen im Laufe der Unendlichkeit. Und dennoch kehrte er hin und wieder hierher zurück, beobachtete, wie sich der Zirkel Stück für Stück mit neuen Hexen zurück ins Leben kämpfte. Denn eine hatte er damals übersehen – oder vielmehr hatte der Tod sie übersehen, denn sie war zum Zeitpunkt des Rituals nicht hier gewesen.
Dafür war sie jetzt unter den Hexen, sehr jung, fast noch ein Mädchen, mit haselnussbraunen Haaren und einem ernsten Ausdruck in den jadegrünen Augen. Hereli hieß sie, wie Letifer mitbekommen hatte. Aus irgendeinem Grund war ihr Name hängengeblieben. Aber noch war ihre Zeit nicht gekommen und das alte Blut auf der Lichtung längst versiegt. Zurück blieb nur ein eigenartiges Grau in Laub, Boden und Bäumen, weil die Hexen ihre Magie aus der Natur zogen – die Magie, die die Todbringer seit Jahrhunderten mit ihrer Anwesenheit in der Welt hinterließen. Der Wald war jedoch nicht tot, er überdauerte die Zeit, genau wie der Zirkel, der darin zu neuem Leben auferstand.
Eine Motte schwirrte an Letifer vorbei und gesellte sich zu den anderen Nachtfaltern, die, angezogen von der Magie, durch das Lager der Hexen kreisten. Aus seinen Gedanken gerissen, kehrte der Todbringer der Lichtung den Rücken zu und entfernte sich ein Stück, bis er die menschlichen Herzen hinter sich im Wald nicht mehr schlagen hören konnte. Erst dann blieb er stehen und flüsterte: »Orcus.«
Die Realität vor ihm bekam einen Riss, der sich immer weiter öffnete und grenzenlose Dunkelheit offenbarte. Ohne zu zögern, trat Letifer hindurch und stürzte in die Schatten der Unterwelt. Seine Umgebung drehte sich um die eigene Achse und ehe er sich versah, hatte er wieder festen Boden unter den Füßen. Dunkles Gestein und Knochen.
Leise bauschte sich sein Umhang auf, als Letifer mit großen Schritten einen der Höhlengänge betrat. Das grünliche Licht, das der Unterwelt ihr unheimliches Glühen verlieh, begleitete ihn, bis er in einen Raum kam, in dessen Mitte sieben steinerne Throne im Kreis standen. Zwei seiner Artgenossen, Azef und Retsinis, saßen dort und unterhielten sich, verstummten aber, als Letifer eintrat.
»Sieh an«, kommentierte Azef seine Anwesenheit, »wer sich wieder einmal dazu herablässt, die Unterwelt aufzusuchen.«
Letifer schnaubte leise. Er beschloss, die beiden zu ignorieren, und ging weiter, doch bevor er den Versammlungsraum verlassen konnte, fragte Retsinis hinter ihm verächtlich: »Wo hast du dein Anhängsel gelassen?«
Einen Moment lang schloss Letifer die Augen und presste den Kiefer zusammen, ehe er innehielt und den Kopf drehte. Retsinis starrte aus erdbraunen Augen zurück.
»Hast du nicht irgendeinen Auftrag zu erfüllen oder warum belästigst du uns hier unten mit deiner Anwesenheit?«, konterte Letifer gefährlich ruhig.
Retsinis verzog das Gesicht. »Wie langweilig.« Der Todbringer wirbelte eines seiner geschwungenen Messer durch die Luft und fing es am knöchernen Griff wieder auf. »Nicht mal für ein ordentliches Wortgefecht bist du zu haben.«
An Letifers Seite pulsierte das menschliche Herz am Schaft seines Schwertes Blutzunge. Es dürstete nach einem Kampf. Schon oft genug hatte sich die Klinge in Retsinis’ Fleisch gefressen und sein Blut getrunken. Aber es war aussichtslos; als Todbringer waren sie nahezu unsterblich und ihre Wunden schlossen sich so schnell wieder, dass ein Kampf ewig andauern konnte. Heute war Letifer nicht danach, mit Retsinis die Klingen zu kreuzen und ihm sein widerliches Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Neben ihm beobachtete Azef die Szene; mit seinen langen weißen Haaren und den kantigen Gesichtszügen wirkte er alterslos und erhaben, doch ein grausamer Zug lag um seine Mundwinkel.
Erneut kehrte Letifer ihnen den Rücken zu und ließ die beiden stehen. Diesmal hielten sie ihn nicht auf, als er sich auf den Weg zu seinen Gemächern machte.
Tief in den Eingeweiden der Unterwelt erreichte er schließlich die eisenbeschlagene Tür und trat ein. Er konnte nicht sagen, dass er sich gern hier aufhielt, aber es war ihm auch nicht zuwider. Vieles, was sich in den Regalen und auf dem Schreibtisch häufte, erinnerte an Begegnungen und Erlebnisse der vergangenen Jahrhunderte. Auch einige der anderen Todbringer sammelten Gegenstände, obwohl sie eigentlich keinen sentimentalen Wert besaßen – Todbringer fühlten nicht. Nicht auf die menschliche Weise. Aber Todbringer wollten Dinge besitzen, es bedeutete eine Art von Macht.
Letifers Blick fiel auf die Blutuhr an seiner Seite. Macht.
Mit der Abenddämmerung kam der Nebel, zunächst nahezu unsichtbar, dann breitete er sich in jeder Ritze der Stadt aus. Lautlos schritten Letifer und Sekai die Straße hinunter, das raureifüberzogene Kopfsteinpflaster schimmerte im warmen Licht der Laternen, die gerade erst vom Nachtwächter entzündet worden waren. Letifer konnte den Mann ein Stück weit die Straße hinunter spüren; sein Leuchtfeuer und das pochende Leben in ihm flohen vor der Dunkelheit.
Etwas lag in der Luft; süßlich und verdorben kroch es durch seine Atemwege und legte sich um seine Zunge. Es schmeckte nach Tod. Letifer lächelte, weil er wusste, dass er derjenige war, der ihn brachte.
Gleichzeitig erwachte etwas in der Stadt: Diebe, Gaukler, Huren und Söldner. Mooraste galt nicht umsonst als einer der schlimmsten Sündenpfuhle von Omra. Nicht selten traf Letifer hier auf einen der anderen Todbringer, aber heute Nacht gehörte die Stadt ihm. Und Sekai.
Der graue Todbringer nickte zu einem Schild, das über dem Straßenrand hing. Wünschelkeller. Letifer kannte die Schenke, ein Drecksloch und der Treffpunkt dunkler Machenschaften, aber hier gab es auch den besten Alkohol der Stadt.
Nacheinander stiegen die beiden Todbringer die schmucklose Treppe in den Wünschelkeller hinunter. Lärm aus Geschwätz, Geschirrklappern und Stühlerücken empfing sie, untermalt von einer leisen, dissonanten Lautenmelodie. Der Gewölbekeller tat sich im Schein zahlloser Tropfkerzen vor ihnen auf. Überall saßen Menschen dicht gedrängt um runde Holztische, lehnten an den Steinwänden oder an der Theke.
Letifer sah dabei zu, wie Sekai zwischen den Sterblichen hindurchschritt; keiner von ihnen nahm Notiz von dem grauen Todbringer. An der Theke stellte der Wirt gerade drei Krüge ab und bevor es jemand bemerkte, nahm Sekai zwei davon. Kaum hielt er sie in den Händen, wurden sie für die Sterblichen unsichtbar. Mit dem erbeuteten Kräuterbier kam Sekai zu Letifer zurück und reichte ihm einen Krug. Sie hielten sich im Schatten in einer Ecke des Gewölbes, während sie den Menschen beim Leben zusahen und an ihren Bieren nippten. Eine Kostprobe von Sterblichkeit.
Am anderen Ende des Raumes wurde ein Tumult laut. Zwei Männer diskutierten aggressiv miteinander und erregten allmählich die Aufmerksamkeit der gesamten Schenke. Auch der Mann, der mit seiner Laute neben der Theke saß, hielt inne und blickte auf.
Letifer runzelte die Stirn. Er hatte keine Ahnung, worum es bei dem Streit ging. Es war ihm auch egal. Dann gingen die Menschen plötzlich aufeinander los. Obwohl der dürre Große ihn mindestens um einen Kopf überragte, schlug der breitschultrige Blonde zu. Kaum hatte die Faust das Gesicht des anderen berührt, wurden Schreie und Gejohle laut. Ein paar der umstehenden Menschen machten Anstalten, dazwischenzugehen, aber die meisten feuerten die beiden Streithähne sogar noch an. Keine Sekunde später rissen sie einander zu Boden und prügelten sich.
Sekai stöhnte. »Menschen.«
Mit einem Brummen drückte Letifer seine Zustimmung aus und nippte seelenruhig an seinem Krug, während die Leute um ihn herum aufsprangen, um die Schlägerei zu beobachten.
Jemand starrte sie an. Es war ein schmächtiger, älterer Mann, der vermutlich von ihrer Reglosigkeit inmitten des Trubels irritiert war. Dabei dürfte er sie gar nicht sehen, es sei denn –
»Ein Todgeweihter«, stellte Sekai leise fest und straffte sich.
Letifer nickte kaum merklich. Er seufzte schwer, als er in seinen halb vollen Krug starrte.
»Ich hole ihn«, sagte Sekai und drückte Letifer sein Getränk in die Hand. Er hob die Blutuhr, die an seinem Gürtel hing, und wendete sie, dann schritt er durch die unruhige Menschenmenge auf den Mann zu.
Der Todgeweihte wurde nervös, als Sekai näher kam.
Letifer verzog die Lippen, als er sich nun mit gleich zwei Krügen zurücklehnen und seinem Gefährten bei der Arbeit zusehen konnte.
»He da!«, rief der Todgeweihte aus, als Sekai langsam, aber unbeirrt zwischen den Sterblichen hindurch auf ihn zutrat. Das Ganze schien ihm nicht geheuer. Mit großen Augen wich er zurück – und geriet geradewegs in die Schlägerei, die sich im Wünschelkeller entfacht hatte. Zuerst wurde er geschubst und taumelte einen Schritt, noch bevor eine Faust ihn an der Schläfe traf. Der Schlag war hart genug, um ihn zu Boden gehen zu lassen. Der hässliche Laut, den sein Schädel und sein Nacken beim Aufprall an der Tischkante machten, ging für alle anderen im Lärm unter, aber Letifer wusste, dass der Mann tot war, bevor er auf dem Boden aufschlug und sich die Blutlache rasend schnell unter ihm ausbreitete.
Die Menschen um ihn herum bekamen zunächst gar nicht mit, was passiert war. Letifer leerte seinen Krug in einem Zug, der Nachgeschmack der Kräuter so bitter wie die Tatsache, dass die Sterblichen so selbstzentriert waren. Sie liefen durch das Blut des Toten und bemerkten es nicht einmal.
Erst als Sekai mit der Seele in seinen Armen wieder neben Letifer trat, begann einer der Sterblichen zu schreien. Es dauerte eine Weile, bis er die Aufmerksamkeit der Männer erregte, die noch immer miteinander rangen. Als den Menschen endlich klar wurde, was passiert war, hatte die Seele des Toten diese Welt bereits verlassen. Letifer leerte den zweiten Krug und folgte Sekai in die Nacht hinaus.
Ihr nächster Auftrag führte sie in die ruhigeren Ausläufer von Mooraste. Am Rande der Stadt waren die Häuser kleiner, drängten sich aber ebenso dicht aneinander, als müssten sie einander stützen. Die Wände schimmerten im Mondlicht, milchig durch den Nebel. Es verlieh dem Viertel einen gespenstischen Anstrich. Hier waren zur nächtlichen Stunde keine Menschen mehr unterwegs.