Zwischen Klauen und Blutdurst - Fiona Willing - E-Book

Zwischen Klauen und Blutdurst E-Book

Fiona Willing

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Beschreibung

Inhaltsangabe für Zwischen Klauen und Blutdurst Stell dir vor, du wachst eines Nachts auf und bist nicht mehr Mensch – sondern etwas Neues, etwas Unvorstellbares. Halb Werwolf, halb Vampir, wirst du zu einer Kreatur des Zwielichts, gefangen zwischen zwei Welten, die dich gleichermaßen hassen und fürchten. Serya, gezeichnet von der Zwielichtkraft, die sie durchströmt, wird zur letzten Hoffnung einer zerstörten Stadt. Während sie gegen die Schattenfürsten kämpft, die die Welt ins Chaos stürzen wollen, muss sie lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren, ohne ihre Menschlichkeit zu verlieren. Doch das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit fordert Opfer, und Serya sieht sich mit der grausamen Wahrheit ihrer Erschaffung konfrontiert. In einem erbarmungslosen Krieg zwischen Vampiren, Werwölfen und den dunklen Mächten der Schatten muss Serya nicht nur die Welt retten, sondern auch entscheiden, ob sie bereit ist, sich selbst zu opfern, um das Gleichgewicht zu bewahren. Zwischen Klauen und Blutdurst ist eine düstere Geschichte über Macht, Opfer und die Grenzen dessen, was es bedeutet, Mensch zu sein.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Vorwort

Stell dir vor, du wachst eines Nachts auf und bist nicht mehr Mensch – sondern etwas Neues, etwas Unvorstellbares. Halb Werwolf, halb Vampir, wirst du zu einer Kreatur des Zwielichts, gefangen zwischen zwei Welten, die dich gleichermaßen hassen und fürchten.

Serya, gezeichnet von der Zwielichtkraft, die sie durchströmt, wird zur letzten Hoffnung einer zerstörten Stadt. Während sie gegen die Schattenfürsten kämpft, die die Welt ins Chaos stürzen wollen, muss sie lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren, ohne ihre Menschlichkeit zu verlieren. Doch das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit fordert Opfer, und Serya sieht sich mit der grausamen Wahrheit ihrer Erschaffung konfrontiert.

In einem erbarmungslosen Krieg zwischen Vampiren, Werwölfen und den dunklen Mächten der Schatten muss Serya nicht nur die Welt retten, sondern auch entscheiden, ob sie bereit ist, sich selbst zu opfern, um das Gleichgewicht zu bewahren.

Zwischen Klauen und Blutdurst ist eine düstere Geschichte über Macht, Opfer und die Grenzen dessen, was es bedeutet, Mensch zu sein.

 

 

 

Über den Autor/ die Autorin:

Die Autorin Fiona Willing wuchs in einer kleinen Küstenstadt auf, umgeben von der rauen Schönheit der Natur, die ihre Fantasie früh beflügelte. Schon als Kind liebte sie es, Geschichten zu erfinden, die in dunklen, geheimnisvollen Welten spielten. Die langen Nächte, in denen der Wind durch die Bäume pfiff und das Meer gegen die Klippen schlug, inspirierten sie, die düstere und mystische Seite des Lebens zu erforschen.

In ihrer Freizeit verbringt Fiona gerne Stunden in alten Buchläden, streift durch verlassene Orte und beobachtet die Welt um sich herum – immer auf der Suche nach den kleinen Details, die große Geschichten erzählen können. Ihre Leidenschaft für komplexe Charaktere und moralische Dilemmas spiegelt sich in ihren Werken wider, die oft die Grenzen zwischen Licht und Dunkelheit ausloten.

Heute lebt Fiona in einer ruhigen Kleinstadt, wo sie die Abgeschiedenheit genießt, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie liebt es, mit ihrer Katze an ihrer Seite die Nächte durchzuarbeiten, während sie neue Welten und Wesen erschafft, die ihre Leser in ihren Bann ziehen.

 

 

 

 

Titel: Zwischen Klauen und Blutdurst

Kapitel 1: Wenn die Nacht schreit

Der Regen prasselte in schweren Tropfen auf den Asphalt, während die Straßenlaternen ein schwaches, flackerndes Licht warfen. Serya zog die Kapuze ihrer abgetragenen Jacke enger um den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. Die Stadt schien wie ausgestorben – nur hin und wieder hörte man das Rattern eines Müllcontainers oder das Kratzen eines Streuners auf der Suche nach Futter. In einer Stadt wie dieser gab es keine Ruhe, nur unterschiedliche Grade von Unruhe. Doch heute fühlte sich etwas anders an.

Die Schatten schienen sich zu bewegen, lebendig zu werden, und das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ Serya einen Schauer über den Rücken laufen. Sie bog in eine schmale Gasse ein, wo die Geräusche der Hauptstraße hinter ihr verblassten. Hier war es still, zu still. Ihre Schritte hallten von den grauen, dreckigen Wänden wider. Der Geruch von nassem Beton und abgestandenem Müll lag in der Luft.

„Bleib stehen.“ Die Stimme war tief, kalt und schneidend wie ein Messer. Serya fuhr herum, ihre Augen weiteten sich, als sie drei Gestalten in schwarzen Masken und langen Mänteln erkannte, die sie langsam einkreisten. Jede Bewegung der Männer – waren es Männer? – wirkte kontrolliert, fast mechanisch. Ihre Masken glänzten wie geschwärztes Metall, und ihre Augen waren nichts weiter als dunkle Löcher.

„Ich hab kein Geld“, stieß sie hervor, während sie unauffällig nach einem Fluchtweg suchte. Doch die Gasse war zu schmal, und sie hatte keine Chance, an ihnen vorbeizukommen. Ihr Puls raste. Etwas an diesen Gestalten war falsch – sie rochen nach Metall und kaltem Rauch, wie etwas, das nicht in diese Welt gehörte.

„Wir wollen kein Geld“, sagte einer von ihnen, seine Stimme ohne jede Emotion. „Wir wollen dich.“

Panik ergriff sie. Ohne darüber nachzudenken, griff sie nach einem abgebrochenen Besenstiel, der an der Wand lehnte, und hielt ihn wie eine Waffe vor sich. „Kommt nicht näher!“ Ihre Stimme zitterte, aber sie zwang sich, die Männer nicht aus den Augen zu lassen.

Der erste von ihnen machte einen Schritt vorwärts. „Deine Zeit ist gekommen, Bestie.“

„Bestie?“ Ihre Verwirrung wurde von der kalten Angst verdrängt, die sich wie ein Klumpen in ihrem Magen festsetzte. Sie schluckte hart und machte einen Schritt zurück, bis ihr Rücken die Wand berührte.

Und dann ging alles so schnell, dass sie kaum begreifen konnte, was geschah. Der Mann stürzte sich auf sie, seine Bewegungen unnatürlich schnell, und Serya schrie auf, als er nach ihrem Hals griff. Sie schwang den Besenstiel, traf ihn am Kopf, aber es war, als hätte sie gegen Stein geschlagen. Der zweite packte ihren Arm, und ein dritter trat näher, ein glänzendes, dolchartiges Ding in der Hand.

„Nein! Lass mich!“ Sie trat um sich, biss, kratzte, doch es war sinnlos. Die Männer waren stärker, schneller, und ihr Griff war wie Stahl. Der Schmerz explodierte in ihrer Schulter, als sie gegen die Wand geschleudert wurde.

Und dann spürte sie es.

Etwas Dunkles, etwas Wildes in ihr erwachte. Es war, als würde eine Tür aufgestoßen, hinter der eine entfesselte Bestie lauerte. Ihr Herz raste, aber nicht mehr aus Angst – es war, als würde eine unbändige Kraft durch ihre Adern strömen. Die Luft um sie herum vibrierte, und die Männer zögerten. Einer von ihnen wich zurück, als ihre Augen plötzlich glühten – gold und rot, ein unheimliches Leuchten, das die Schatten in der Gasse durchbrach.

„Was… was bist du?“ Der Dolchträger klang jetzt weniger sicher, aber bevor er reagieren konnte, schoss Serya nach vorn. Sie wusste nicht, was sie tat, wusste nicht, wie sie es tat, doch ihre Hände griffen nach dem Mann, und er schrie auf, als ihre Finger sich in seine Haut bohrten. Mit einer unmenschlichen Stärke schleuderte sie ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Er krachte mit einem widerlichen Geräusch dagegen und blieb reglos liegen.

Die anderen beiden griffen gleichzeitig an, doch Serya duckte sich mit einer Geschwindigkeit, die sie selbst erschreckte. Ihre Sinne waren schärfer, ihre Bewegungen präzise, und als einer der Männer sie am Arm packte, riss sie sich los und schlug zu – ein Schlag, der ihn durch die Luft katapultierte.

Der letzte Mann starrte sie an, seine Maske schief, und man konnte seine Angst riechen. „Du… du bist eine von ihnen“, stieß er hervor, bevor er hastig die Flucht ergriff.

Serya ließ sich schwer atmend gegen die Wand sinken. Ihre Hände zitterten, und als sie sie ansah, waren ihre Fingernägel länger, fast wie Klauen, und ihre Haut schien in einem unnatürlichen Licht zu schimmern. „Was zur Hölle…?“ flüsterte sie.

Doch bevor sie die Frage zu Ende denken konnte, hörte sie wieder Schritte – schwere, schnelle Schritte, die sich näherten. Ohne zu zögern rannte sie los, ihre Gedanken ein chaotischer Wirbel aus Angst, Verwirrung und einem Hauch von etwas, das sie nicht benennen konnte.

Die Nacht schrie weiter. Aber diesmal schrie sie mit ihr.

 

Kapitel 2: Komm klar oder krepier

Die Stadt zog an ihr vorbei wie ein verschwommener Albtraum aus Neonlichtern und Schatten. Serya rannte, bis ihre Lungen brannten, und bog blindlings um jede Ecke, die sie finden konnte. Ihre Füße schienen den Boden kaum zu berühren, aber der Schmerz in ihren Beinen sagte ihr, dass sie nicht lange durchhalten würde. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, doch der Boden war nass und glitschig. Sie stolperte fast, als sie in eine weitere Gasse einbog, und lehnte sich keuchend gegen eine alte, rostige Tür.

Ihre Finger zitterten, während sie die Klinke herunterdrückte. Die Tür gab mit einem rostigen Knarzen nach, und sie stolperte hinein. Der Raum dahinter war dunkel, feucht und stank nach abgestandenem Öl und Rost. Sie war in einem verlassenen Industriegebiet gelandet, irgendwo an der Peripherie der Stadt, wo niemand hinkam, außer vielleicht Obdachlosen und Ratten.

Serya ließ sich gegen eine der kalten Metallwände sinken und presste eine Hand gegen ihre Brust. Ihr Herz schlug immer noch wie verrückt, aber es war mehr als das. Sie konnte spüren, wie sich etwas in ihr veränderte – als würde ihr Körper nicht mehr ihr gehören. Ihre Hände waren noch immer klauenartig, ihre Nägel länger und schärfer, und ihre Haut fühlte sich heiß an, als würde sie unter einer unsichtbaren Flamme brennen.

„Scheiße… was passiert hier?“ Sie sprach es laut aus, aber ihre Stimme hallte nur hohl durch den verlassenen Raum. Sie ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, ruhig zu atmen, doch das half nichts. Ihr Kopf war ein Chaos aus Bildern: die maskierten Männer, das unnatürliche Leuchten ihrer Augen, die unmenschliche Kraft, die durch ihre Adern gepumpt hatte. Und dann der Schrei – der Schrei des Mannes, den sie gegen die Wand geschleudert hatte. Tot. Er war tot, und sie hatte es getan.

„Das bin nicht ich“, murmelte sie, als würde es die Realität ändern.

Sie schob sich an der Wand hoch und suchte in der Dunkelheit nach etwas Vertrautem, einem Anker. Ihre Hand stieß gegen eine rostige Werkzeugkiste, die umkippte und mit einem lauten Scheppern zu Boden fiel. Serya zuckte zusammen, aber sie war allein. Sie griff nach einem kleinen zerbrochenen Spiegel, der aus der Kiste gefallen war, und hielt ihn hoch. Das, was sie darin sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Ihre Augen waren nicht mehr ihre. Das linke glühte rot, das rechte leuchtete in einem seltsamen Gold, und ihre Pupillen waren wie die eines Raubtiers – geschlitzt und kalt. Ihre Haut wirkte fahl, fast krankhaft, und ihre Zähne… Sie riss ihren Mund auf und sah die verlängerten, spitzen Eckzähne, die wie kleine Dolche aus ihrem Kiefer ragten.

„Was zur Hölle bist du?“ Sie starrte ihr eigenes Spiegelbild an, als könnte sie eine Antwort aus sich herauszwingen, aber da war nur Stille.

Das Geräusch von Schritten ließ sie den Spiegel fallen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie duckte sich hinter eine umgestürzte Werkbank. Ihre Hände zitterten wieder, diesmal vor Angst, während sie versuchte, den Atem ruhig zu halten. Die Schritte waren schwer, langsam, und hallten durch die verlassene Halle.

„Komm raus, Kleine“, rief eine tiefe Stimme, die von einem Hauch Belustigung durchzogen war. „Wir wissen, dass du hier bist. Du kannst rennen, aber du kannst dich nicht verstecken.“

Serya biss die Zähne zusammen. Sie spähte vorsichtig über die Kante der Werkbank und sah einen Mann, groß und muskulös, mit einer kahlen Glatze und Narben, die sein Gesicht durchzogen. Er trug keine Maske, aber sein Blick war kalt und berechnend, und in seiner Hand hielt er eine Waffe – eine Art silberner Speer, der seltsam geschwungen war.

„Lass es nicht noch schlimmer werden“, sagte der Mann, während er langsam durch die Halle ging. „Du bist nicht wie die anderen. Du bist… besonders. Aber das macht dich nicht unantastbar.“

Serya spürte, wie sich etwas in ihr regte – dieselbe dunkle, wütende Kraft wie zuvor. Aber sie unterdrückte es. Sie konnte nicht zulassen, dass sie wieder die Kontrolle verlor. Sie duckte sich tiefer und suchte fieberhaft nach einem Fluchtweg.

„Komm klar oder krepier“, murmelte sie zu sich selbst, während sie ihre Umgebung absuchte. Ihr Blick fiel auf eine alte Lüftungsklappe, die groß genug schien, dass sie hindurchpassen könnte. Sie robbte langsam dorthin, achtete darauf, keinen Lärm zu machen, während der Mann weiter durch die Halle schritt.

Als sie die Klappe erreichte, zog sie so fest daran, wie sie konnte, aber das rostige Metall bewegte sich kaum. Sie biss sich auf die Lippe und zog erneut, diesmal mit aller Kraft. Die Klappe gab mit einem Knirschen nach – gerade laut genug, dass der Mann sie hörte.

„Da bist du ja.“ Seine Stimme klang fast amüsiert, aber seine Schritte wurden schneller.

Serya rutschte in die Lüftung und zog die Klappe hinter sich zu, während der Mann sie erreichte. „Du kannst nicht ewig weglaufen!“ rief er, während sie durch die schmale Passage kroch, ihr Herz hämmernd in der Brust.

Als sie schließlich auf der anderen Seite herausfiel, stand sie wieder im Regen. Die kalte Luft traf sie wie ein Schlag, aber sie hatte keine Zeit, sich auszuruhen. Sie rannte weiter, weg von dem Mann, weg von der Halle, weg von der Dunkelheit, die in ihr brodelte.

Doch die Frage blieb. Was zur Hölle war sie? Und wie lange würde sie es schaffen, sich selbst unter Kontrolle zu halten?

 

Kapitel 3: Bulle oder Beißer?

Der Regen hatte aufgehört, aber die Kälte kroch Serya immer noch in die Knochen. Ihre Jacke war durchnässt, ihre Haare klebten an ihrem Gesicht, und ihr Atem hing in weißen Wolken in der Luft, während sie ziellos durch das Labyrinth aus Lagerhallen und alten Fabriken irrte. Jeder Schritt schmerzte, aber sie wusste, dass sie nicht stehen bleiben konnte. Sie war nicht allein. Irgendjemand oder irgendetwas war ihr immer noch auf den Fersen.

Die Stadt lag wie eine dunkle Bestie um sie herum. Neonlichter blitzten in der Ferne, und irgendwo erklang das dumpfe Hämmern eines Basses aus einem Club. Doch hier, in den toten Winkeln der Stadt, war sie auf sich allein gestellt. Der Gestank von verrottetem Metall und Öl wurde stärker, je tiefer sie ins Industriegebiet vordrang.

Als sie um die nächste Ecke bog, hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Sie erstarrte. Sie war sich sicher gewesen, dass sie allein war. Langsam drehte sie sich um, aber da war niemand zu sehen. Nur der Wind, der durch die kaputten Fenster pfiff.

„Entweder du kommst raus, oder ich zieh dich raus“, sagte eine tiefe, raue Stimme hinter ihr.

Serya fuhr herum und starrte in die Augen eines Mannes, der aus den Schatten trat. Er war groß, breitschultrig und hatte eine Glatze, die von einer langen Narbe durchzogen war, die über seine Schläfe bis zum Kiefer verlief. Er trug eine abgewetzte Lederjacke und Jeans, die aussahen, als hätten sie schon bessere Tage gesehen. In seiner Hand hielt er eine brennende Zigarette, deren Rauch sich wie eine Schlange um ihn wand.

„Wer bist du?“ fragte Serya, ihre Stimme fester, als sie sich fühlte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, bereit, zu kämpfen, falls nötig.

Der Mann zog an seiner Zigarette und ließ den Rauch langsam durch die Nase entweichen, bevor er sie auf den Boden schnippte und austrat. „Tarek“, sagte er knapp. „Und du bist die Kleine, die halb die halbe Stadt in Aufruhr versetzt hat.“

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Sie wich einen Schritt zurück, doch er hob eine Hand, um sie zu stoppen.

„Klar weißt du das. Du bist nicht gerade unauffällig, weißt du? Ein Leuchten in den Augen, ein paar tote Schattenkrieger, und schon redet jeder über dich.“ Er zog ein Messer aus seiner Jacke und drehte es langsam in seiner Hand. „Die Frage ist: Bist du ein Bulle oder ein Beißer?“

Serya runzelte die Stirn. „Was soll das heißen?“

Tarek schnaubte, als hätte er es mit einem besonders langsamen Schüler zu tun. „Bulle, Mensch, Normalo – jemand, der sein Leben in der Reihe führt und keine Ahnung hat, was nachts abgeht. Beißer…“ Er deutete mit dem Messer auf sie. „Das bist du. Oder zumindest was Ähnliches.“

„Ich bin kein Beißer“, zischte sie, aber selbst während sie es sagte, klang es nicht überzeugend. Die Erinnerung an ihre Augen im Spiegel, an die Klauen, an die unnatürliche Kraft – all das schrie nach etwas anderem.

Tarek grinste schief. „Klar. Und ich bin der Weihnachtsmann.“ Er ließ das Messer verschwinden und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kleines, ich hab genug von eurer Sorte gesehen, um zu wissen, was Sache ist. Du bist weder ganz Mensch noch ganz… was auch immer.“

„Was meinst du mit ‚was auch immer‘?“ Serya trat einen Schritt nach vorn, ihre Verwirrung überwog jetzt die Angst. „Sag mir, was ich bin.“

Tarek hob eine Augenbraue. „Du bist ein Mischling. Eine verdammte Kreuzung. Kein reiner Werwolf, kein Vampir, aber auch kein Mensch. Etwas dazwischen.“

„Das ist unmöglich.“ Sie schüttelte den Kopf, ihre Gedanken rasten. „Ich bin ein Mensch. Ich… ich war immer ein Mensch.“

„Warst du das?“ Tarek trat näher, bis er nur noch einen Schritt von ihr entfernt war. Seine Stimme wurde leiser, aber dafür umso eindringlicher. „Erklär mir dann, warum deine Augen glühen. Warum du einen Schattenkrieger mit bloßen Händen zerlegen kannst. Warum dein Herz schneller schlägt, als es sollte. Du spürst es, oder? Die Kraft, die in dir brodelt. Das ist kein Mensch, Kleines.“

Serya wollte widersprechen, doch ihre Worte blieben ihr im Hals stecken. Alles in ihr schrie, dass er Unrecht hatte, dass sie normal war. Aber sie wusste es besser. Sie hatte es gespürt – diese wilde, ungezügelte Energie, die durch sie geschossen war, als sie die Männer in der Gasse angegriffen hatte.

„Wenn ich… so bin, wie du sagst“, begann sie langsam, „warum weiß ich dann nichts davon?“

Tarek zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht wollten deine Eltern dich schützen. Vielleicht warst du einfach unwichtig genug, dass niemand sich die Mühe gemacht hat, dir Bescheid zu sagen. Aber jetzt… jetzt bist du auf dem Radar. Und glaub mir, das ist kein Ort, an dem du sein willst.“

„Was meinst du mit ‚Radar‘? Wer ist hinter mir her?“ Sie spürte, wie die Angst zurückkehrte. Sie war in etwas hineingezogen worden, das sie nicht verstand.

„Die Schattenfürsten“, sagte Tarek, und seine Stimme war plötzlich hart. „Die Typen, die dich in der Gasse angegriffen haben. Sie hassen alles, was nicht in ihre perfekte kleine Ordnung passt. Und du, Kleine, bist der Inbegriff von Unordnung.“

„Warum hilfst du mir dann?“ fragte Serya, ihre Augen verengten sich misstrauisch. „Was willst du von mir?“

Tarek grinste, und es war kein freundliches Grinsen. „Ich will nichts von dir. Aber wenn du hier nicht draufgehst, hast du vielleicht eine Chance, den Bastarden da draußen ein bisschen Ärger zu machen. Und weißt du was? Ich liebe Ärger.“

Bevor sie etwas erwidern konnte, deutete Tarek auf eine zerfallene Fabrik in der Nähe. „Du brauchst einen Unterschlupf. Komm mit, oder geh allein drauf. Deine Wahl.“

Serya zögerte nur einen Moment, dann folgte sie ihm. Was auch immer passieren würde, sie wusste eines sicher: Alleine hatte sie keine Chance.

 

Kapitel 4: Dreckige Deals im Untergrund

Der Eingang zur U-Bahn-Station war so versteckt, dass Serya ihn fast übersehen hätte, selbst mit Tarek direkt vor ihr. Ein verrostetes Gittertor, halb von Graffiti und Schutt verdeckt, führte zu einer schmalen Treppe, die in die Dunkelheit hinabführte. Tarek warf ihr einen Blick über die Schulter zu, sein Gesicht wie immer von einem grimmigen, aber seltsam amüsierten Ausdruck geprägt.

„Willkommen in der Unterwelt, Kleine“, sagte er, während er das Gitter mit einem lauten Kreischen aufstieß. „Halt die Klappe, bleib dicht hinter mir und, für dein eigenes Wohl, tu nichts Dummes.“

Serya folgte ihm zögernd die Treppe hinunter. Der modrige Geruch von abgestandenem Wasser und Schimmel hing in der Luft, und das Flackern der wenigen verbliebenen Neonröhren an den Wänden tauchte die Umgebung in ein unheimliches Licht. Die Stille war bedrückend, nur durchbrochen vom gelegentlichen Tropfen von Wasser irgendwo in der Tiefe. Es fühlte sich an, als würde die Stadt sie verschlucken.

„Hier unten ist es nicht wie oben“, sagte Tarek, während sie tiefer in die alte U-Bahn-Station eindrangen. „Hier gelten andere Regeln. Und lass mich dir eines sagen: Niemand hier unten gibt einen Scheiß auf dich, wenn du nicht beweisen kannst, dass du was wert bist.“

„Klingt ja einladend“, murmelte Serya trocken, doch ihre Augen suchten bereits die Schatten ab, als könnten diese plötzlich zum Leben erwachen.

Am Ende der Treppe öffnete sich die Station in eine breite Halle. Was einmal ein zentraler Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs gewesen war, hatte sich in etwas völlig anderes verwandelt. Alte Züge, von Graffiti bedeckt, standen still auf den Schienen. Die Wände waren voll von Plakaten, Tags und seltsamen Symbolen, die Serya nicht einordnen konnte. Überall waren Menschen – oder besser gesagt, etwas, das nur noch halb menschlich wirkte. Männer und Frauen, viele mit wilden Augen, Narben und einem Hauch von Gefahr, saßen auf alten Bänken oder standen in Gruppen zusammen, unterhielten sich leise oder rauchten.

Die Stimmung war angespannt. Jede Bewegung schien von hundert Augen beobachtet zu werden, und als Tarek mit Serya im Schlepptau durch die Halle marschierte, wurden die Gespräche leiser. Ein paar Männer knurrten sogar, als sie an ihnen vorbeiging. Nicht metaphorisch – sie knurrten tatsächlich.

„Sind das alles…?“ Sie senkte die Stimme, obwohl ihr klar war, dass das in einer solchen Umgebung wenig brachte.

„Werwölfe“, sagte Tarek beiläufig. „Oder das, was von ihnen übrig ist. Die meisten hier unten haben sich für ein Leben außerhalb der Regeln entschieden. Oben leben heißt, ständig Angst haben zu müssen – vor Menschen, vor Vampiren, vor den Schattenfürsten. Hier unten ist es anders. Wir kümmern uns um uns.“

Serya hätte fast gelacht. „Das sieht nicht gerade wie eine gemütliche Gemeinschaft aus.“

Tarek blieb stehen und drehte sich zu ihr um, sein Gesicht jetzt ernst. „Das ist keine Gemeinschaft. Das hier ist Überleben. Und wenn du überleben willst, musst du dir deinen Platz erkämpfen.“

Bevor sie antworten konnte, näherte sich ihnen eine große, stämmige Frau mit kurzen, zerzausten Haaren und einem Gesicht, das aussah, als wäre es mit einem Amboss geformt worden. Ihre Muskeln spannten sich unter einem abgetragenen Hoodie, und ihre Augen – goldgelb und stechend – fixierten Serya wie eine Beute.

„Tarek“, sagte sie mit einer Stimme, die wie zermalztes Glas klang. „Was schleppst du da an? Noch so ein Straßenkind?“

„Halt die Klappe, Mara“, erwiderte Tarek scharf. „Das ist nicht irgendein Straßenkind. Sie hat Schattenkrieger erledigt. Allein.“

Mara zog eine Augenbraue hoch und sah Serya von oben bis unten an, als hätte Tarek gerade behauptet, dass die Sonne plötzlich blau sei. „Sie? Das kleine Ding da?“

„Ja, sie“, knurrte Tarek. „Sie ist nicht das, wonach sie aussieht.“

Serya verschränkte die Arme vor der Brust, trotz der Anspannung, die ihr durch den ganzen Körper schoss. „Ich bin hier, oder? Willst du mir jetzt die Regeln erklären, oder soll ich einfach weiterlaufen?“

Mara grinste plötzlich, und es war kein freundliches Grinsen. „Mutig. Gefällt mir. Aber Mut bringt dir hier unten keinen Schutz. Beweise dich, oder du wirst schneller gefressen, als du deinen Namen sagen kannst.“

Tarek schob sich zwischen die beiden. „Sie ist mein Problem. Und bis ich das anders sage, bleibt sie in meinem Rudel.“

„Deinem Rudel?“ Mara schnaubte. „Das Rudel gibt es nicht mehr, Tarek. Nicht seit du…“ Sie ließ den Satz unvollendet, aber die Bedeutung war klar. Etwas war passiert, etwas, das Tareks Position unter diesen Leuten erschüttert hatte.

„Das Rudel mag auf dem Papier tot sein“, sagte Tarek, seine Stimme ein gefährliches Flüstern. „Aber solange ich hier bin, mache ich die Regeln.“

Die beiden starrten sich an, und die Spannung war greifbar. Schließlich schnaubte Mara und drehte sich um. „Du wirst sie nicht lange schützen können“, rief sie über die Schulter. „Die anderen werden Blut riechen.“

„Sollen sie kommen“, murmelte Tarek und winkte Serya, ihm zu folgen.

Er führte sie zu einem kleinen Abteil eines alten Zuges, das er offenbar als eine Art Unterschlupf eingerichtet hatte. Es war spärlich ausgestattet – eine alte Matratze, ein paar Kerzen und eine Schachtel mit irgendwelchem Krimskrams – aber es war zumindest trocken.

„Bleib hier“, sagte Tarek, als sie eintrat. „Ich kläre ein paar Dinge. Wenn jemand kommt, halt die Klappe und bleib im Schatten.“