Die Energie-Wesen (Verfemung der Sterne 13) - Jens Fitscher - E-Book

Die Energie-Wesen (Verfemung der Sterne 13) E-Book

Jens Fitscher

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Beschreibung

Die Namenlosen Invasoren verwandeln den Planeten Erde in ein für sie lebensfähiges Ökosystem. Commander Tarik Connar gerät durch einen unüberlegten ‚Distanzlosen Schritt‘ in eine alternierende Wirklichkeit. Er erlebt die Ankunft der Außerirdischen hautnah mit und kann ihnen gerade noch entkommen. Unvermittelt befindet er sich in einem Kampf um Leben und Tod. Zusammen mit den letzten vier mutierten Überlebenden der Apokalypse kann er sich unbemerkt an Bord eines der Alien-Schiffe schmuggeln. In einer verschlossenen Energiekammer, tief im Untergrund in der Chron-Bastion Ereškigal verborgen, lagen zwei einst künstlich erzeugte Lebensformen in einer schlafähnlichen Stasis, Liam, eine Lebensform, entstanden aus einem ‚Second Life‘ Spiel und Hyp, das stoffliche Hologramm (Avatar) der Zukunft I, das einst ein eigenes Bewusstsein entwickelt hatte. Es waren Formen von Leben, die sich aus einer Art enthärteter, dunkler Energie entwickelt hatte.

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Seitenzahl: 244

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JENS FITSCHER

Die Energie-Wesen

VERFEMUNG DER STERNE

BUCH 13

© 2024 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

1.Auflage

ISBN: 978-3-96674-701-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Der Weg zur Vollkommenheit ist endlos. Allein der Glaube, dass man ihn beschreiten kann, benötigt mehr als nur ein Leben. Aber wenn der Fuß zum ersten Schritt gehoben ist, wird die Welt um dich herum neu entstehen und dein bisheriges Leben wird neu definiert.

Die Welt scheint so zu sein, wie du sie siehst, das glaubst du jedenfalls. Ein normaler Tag beginnt, wie jeder Tag zuvor. Die Wochen und Monate vergehen und erscheinen in deinen Erinnerungen. Dann triffst du eine Person und die Welt, wie du sie kennst, gibt es schlagartig nicht mehr. Alles nur übersteigerte Fantasie, denkst du. Dann kommt es noch schlimmer. Deine Existenz wird infrage gestellt. Dein eigener Intellekt stellt sich gegen dich und du zweifelst vor Gott und fragst ihn: „Wer bin ich, was bin ich, warum bin ich!“

Inhalt

Rebellen gegen die Namenlosen

Erneute Metamorphose

Der Späher

Die Namenlosen

Bomben über TERSLAR

Die Weltraumstation OUTSET I

Seranee

Ein neues Leben

Der Ruf der Chron-Bastion

Die Ewigen Feinde

Der letzte Flug der RACHLESS

Wieder vereint

Weibchen

Metamorphose des Geistes

Die Siedler

Kepler 452b

Eine neue Erfahrung

Disco-Night

Das Mädchen Luna

Lunas Geheimnis

Die Auswanderung

Im « Sunrise »

Das Generationenschiff

Virtuelle Gefühle

Liebesgeflüster

Rebellen gegen die Namenlosen

Zeno Uelisch saß auf der notdürftig wiederhergestellten Pritsche im hinteren Teil des kleinen Raumboots oder besser gesagt, des Wracks von einem Raumboot.

Tatsächlich war die Außenhülle von Hunderten Löchern durchsiebt und schon lange nicht mehr luftdicht.

Allein der Raum, in dem das Wrack lag, war eine Druckkabine, die dafür sorgte, dass er der gewohnten Atmosphäre ausgesetzt war, die sein veränderter Körper benötigte. Die drei Tongva hatten ihn wieder allein gelassen und waren mit dem Versprechen gegangen, ihm die gewünschte Nahrung zur Verfügung zu stellen.

Er benötigte dringend etwas zu essen und zu trinken. Außerdem juckte sein ganzer Körper.

Seine Haut vermisste anscheinend schon die notwendige Versorgung mit Mineralien und er sehnte sich nach einem heißen Moorbad.

Zenos Welt hatte sich auf ein Wrack mit den Innenmaßen von zehn Mal sieben Metern reduziert. Außerdem rechnete er damit, dass man versteckte Kameras installiert hatte.

Es gab keinerlei Rückzugsmöglichkeit oder Privatsphäre mehr. Er fing an, wie ein eingesperrtes Tier, stundenlang auf- und abzuschreiten.

Er bemerkte dabei nicht einmal, als sich das Eingangsschott des Raums öffnete, in den das Bootswrack gebracht worden war. Zwei Tongva in Schutzanzügen schleiften gemeinsam die Hälfte eines rehähnlichen Tieres über den Boden.

Als sie die lauten Knurrlaute, die Zeno ausstieß, hörten, blieben sie zunächst irritiert stehen.

„Ist es gefährlich?“

„Was meinst du damit?“

Kellem blickte auf die am Boden liegende Tierhälfte und die rote Schleifspur, die das austretende Blut verursacht hatte.

„Man hat mir nicht gesagt, dass es sich bei dem Fremden um eine Art Bestie handelt. Ich bin nicht bewaffnet!“

„Blödsinn!“ Achhem, sein Partner, fing bereits an zu grinsen. Wieder hörte man ein Knurren.

„Du glaubst doch selbst nicht, dass ein zivilisiertes Wesen sich mit dem hier abgeben würde!“ Kellem zeigt auf die blutende Tierhälfte.

„Das sieht doch mehr nach einer Raubtierfütterung aus!“ Beide standen unsicher vor dem Wrack, als ein schwerer Schlag die Reste des Bootes erschütterte.

Zeno ließ seinen psychischen Druck auf seine Weise ab, er begann die Wände mit bloßen Fäusten zu bearbeiten. Dabei kratzten seine immens harten und spitzen Fingernägel über das Stahlblech der Innenverkleidung und der dabei auftretende unangenehme Ton verursachte bei den beiden Tongva eine sofortige instinktive Abwehrhaltung. Als dann Zeno auch noch anfing, aggressiv laute und abgehackte Laute auszustoßen, waren sie nicht mehr zu halten. Mit weit ausholenden Schritten rannten sie, so gut es eben in den klobigen Anzügen ging, zurück zum Eingangsschott. Die Tierhälfte ließen sie zurück. Zenos rote Augäpfel stachen dämonenhaft durch das Halbdunkel, als er aus der Pilotenkanzel eine sehr leise Stimme zu hören glaubte. Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich wieder so weit im Griff hatte, dass er sie bewusst wahrnahm. Als er die Pilotenkanzel betrat, sah er bereits ihr Gesicht auf dem kleinen Display, das immer noch zwischen den Überresten des großen Zentralbildschirms hing. Die dunkelblau strahlenden Augen von Seranee zogen ihn sofort wieder in ihren Bann. Alle Aggression und Frustration, die sich in ihm aufgestaut hatten, schienen wie durch ein Wunder verschwunden zu sein.

„Ich sehe, Sie sind immer noch putzmunter und wohlauf. Das freut mich. Wie sorgen uns natürlich um ihr Wohlbefinden. Zeno, es ist zwar sehr ungewöhnlich, aber wir haben uns an Ihre Wünsche gehalten. Zwei Mitarbeiter werden Ihnen in den nächsten Minuten die Hälfte eines frisch erlegten Katapibocks bringen. Wasser, denke ich, haben Sie noch zu genüge.“

Sie lächelte etwas unsicher und schaltete dann die Verbindung aus. Zeno blickte noch eine ganze Weile auf den kleinen Bildschirm, dann erst realisierte er, was sie zu ihm gesagt hatte.

Es wurde auch Zeit, dass man ihm Nahrung brachte. Er ging zurück in den hinteren Bereich und wurde zunehmend ungeduldiger, je länger er warten musste.

Nach etwa einer halben Stunde stieß er einen wütenden Schrei aus und riss das deformierte Außenschott des Schiffwracks auf und wollte hinausstürmen, als er auch schon die Tierhälfte am Boden davor liegen sah. Mit einem zornigen Aufschrei hob er die Wildhälfte ohne Mühe auf und zog sich zurück in seine Höhle.

Er kam sich tatsächlich langsam wie ein Höhlenbewohner oder ein im Käfig gefangen gehaltenes Raubtier vor. Mit den scharfen und spitzen Krallen seiner Hände, die ruckartig aus den Fingerkuppen ausfuhren, zerfetzte er das Fleisch in längliche Stücke und leckte das noch wenig vorhandene Blut auf. Er schaffte es tatsächlich, zwei Drittel der Tierhälfte zu vertilgen, ohne dass sich ein Sättigungsgefühl einstellte.

Im Gegenteil wurde ihm auf einmal richtiggehend übel. Irgendetwas stimmte nicht.

Womöglich lag es daran, dass dieses Tier nicht in einer verstrahlten Atmosphäre aufgewachsen war. Er erinnerte sich noch wage an den Geschmack und das Gefühl, als er auf der umgeformten Erde Fleisch frisch erlegter Tiere gegessen hatte. Es war vollkommen anders gewesen.

Ich saß aufrecht auf der Pritsche und versuchte mein heftiges Atmen in den Griff zu bekommen. Seit nunmehr zwei Tagen plagte mich immer wieder der gleiche Albtraum. Ich stand unter einem sternenlosen, dunkelblauen Himmel und schaute von einem Hügel hinunter auf eine bunt blühende Landschaft. Es war ein wundervoller Anblick, der sich mir bot.

In meinen Gedanken verglich ich die Landschaft mit den letzten Eindrücken, die ich von der Erde her kannte. Dort waren die gesamte Fauna und Flora von den Namenlosen Invasoren in eine graue Masse umgewandelt worden. Riesige Pilzwälder und schlammige Moorlandschaften hatten die einheimischen Pflanzen ersetzt. Der Unterschied konnte nicht krasser sein.

Ich erschauderte kurz, vermisste aber gleichzeitig die angenehme Hitze eines ausgiebigen Moorbades in einem der vielen neu entstandenen Geysire.

Mein Körper benötigte in regelmäßigen Abständen Mineralien und Spurenelemente, die ihm über heißen Moorschlamm von außen zugeführt werden musste.

Unbewusst fing ich an, mich zu kratzen.

Seit nunmehr fünf Tagen befand ich mich hier in dieser Quasigefangenschaft oder war es mehr eine Quarantänestation? Jedenfalls saß ich hier auf diesem für mich lebensfeindlichen Planeten fest. Was für eine Ironie des Schicksals! Noch vor mehreren Monaten, oder war es bereits ein halbes Jahr, so genau konnte ich die vergangene Zeit nicht mehr einschätzen, wäre dieser Planet ein Paradies für mich gewesen.

Jetzt war er absolut tödlich. Eine weitere Frage stellte sich mir unvermittelt.

Was hatte man mit mir vor?

Seranee, die Tongva, die sich mir als Leiterin der Abteilung ABuG, das stand für Außer-Tongvaische Belange und Gefahren, vorgestellt hatte, hatte sich seit über drei Tagen bei mir nicht mehr blicken lassen.

Lediglich dieser Jossh schien ganz besessen von mir und meiner Geschichte zu sein.

Ich hatte ihm bis ins letzte Detail beschreiben müssen, was sich damals auf der Erde zugetragen hatte, als die Namenlosen Invasoren über den Planeten hergefallen waren. Selbst hatte er nur wenig über sich und seinem Volk erzählt. Es musste wohl viele Generationen her gewesen sein, dass mit ihrem Volk etwas Ähnliches geschehen war. Der einzige Unterschied war, dass es für einige wenige unter ihnen noch genug Zeit gegeben hatte, um mit einem Raumschiff zu fliehen.

Das war auch nur möglich gewesen, weil die Tongva den Menschen technologisch um einiges voraus gewesen waren. Jossh wusste nicht wirklich etwas über die Zeit vor der Besiedlung von TERSLAR, der neuen Heimat der Tongva. Die Geschichte seiner Vorväter schien ihn auch überhaupt nicht zu interessieren.

Vielmehr galt sein Interesse einzig und allein den Namenlosen Eroberer, oder den Ungenannten Schwarzen Usurpatoren, wie die Tongva sie nannten.

Die Nennung dieser Umschreibung war anscheinend auch ein Tabu und außer Jossh schien sie sonst niemand aussprechen zu wollen.

„Sag, hast du sie wirklich gesehen? Wie sahen sie aus?“

Jossh stand vor mir in seinem klobig wirkenden Schutzanzug und durch die Gesichtsscheibe der Kopfbedeckung blinzelten mir hektisch zwei blaue Augen entgegen.

Ich hatte jetzt bestimmt schon zum fünften Mal erzählt, wie ich auf der Flucht aus dem Schwimmbad den Invasoren begegnet bin.

„Sie trugen eine schwarz-graue Uniform. An den Seiten ihrer kahlen Köpfe wuchsen lange, hornartige Auswüchse. Sie sahen aus wie Antennen bei Insekten und pendelten ständig hin und her. Ihre Körpergröße betrug mindestens zwei Meter. Glatte Nasenpartien, lippenlose Münder und ein kleiner, dritter Arm, der unterhalb des normalen rechten Armes aus dem Körper wuchs, vervollständigten den unnatürlichen Anblick der Fremden. Ihre Kommunikation erfolgte im Ultraschallbereich.“

„Wie konntest du das so genau wissen?“

„Ganz einfach, mein Gehör kann Ultraschallwellen aufnehmen und entsprechend verarbeiten, sodass ich sie wie ein x-beliebiges Geräusch wahrnehmen kann.“

„Es ist schon seltsam, dass es keine Unterlagen über diese Spezies gibt. Schließlich waren sie es, die uns von unserem Heimatplaneten einst vertrieben haben. So jedenfalls steht es in den Analen unserer Geschichte.“

Ich konnte durch das Scheibenglas seines Helms erkennen, dass er seine Augenbrauen stark nach oben zog. Jossh schien mit einem Mal sehr nachdenklich geworden zu sein.

„Ich muss mehr über die Raumstation erfahren, von der du bei unserer ersten Begegnung gesprochen hast.“

Langsam ging mir die ständige Fragerei gewaltig auf den Geist.

„Moment! Zunächst möchte ich jetzt auch ein paar Fragen stellen und Antworten erhalten. Wie du bestimmt schon bemerkt hast, bin ich faktisch euer Gefangener!“

Ich machte mit den Armen eine allumfassende Geste.

„Ich bin hier in diesem Raum gefangen. Was soll nun weiter mit mir geschehen? Gibt es die Möglichkeit, dass man mich mit einem Raumschiff zurück zu meiner Raumstation bringt. Hier kann ich wohl nicht bleiben, die Atmosphäre eures Planeten wäre tödlich für mich, wie du weißt.“

„Richtig, die Raumstation!“ Jossh blickte mich mit großen Augen an.

„Ihr könnt mich doch hier nicht wie ein wildes Tier halten! Wie lange soll das noch gehen?“

Langsam verlor ich tatsächlich die Geduld.

„Weißt du auch, dass es hier mittlerweile ziemlich stinkt?“

Er sah mich durch die Scheibe seines Anzughelms mit einem Unverständnis an, dass ich kurz auflachte.

Natürlich versorgten die Tongva mich regelmäßig mit Nahrungsmittel, das heißt, in letzter Zeit brachte mir Jossh die in Folie eingeschweißten Körperhälften eines frisch erlegten Schwarzwildes.

Das Blut roch angenehm säuerlich, und jedes Mal, wenn ich meine triebgesteuerte Nahrungsaufnahme nicht so lange zurückhalten konnte, bis es wieder das Schiffswrack verlassen hatte, beobachtete er mich aus sicherer Entfernung beim Essen.

Es war mir noch nicht einmal unangenehm, wenn er dabei zusah, wie ich die Reste der Eingeweihte mit meinen scharfen krallenartigen Fingernägeln aus dem Fleisch fetzte und dabei das triefende Blut aufsaugte.

Einmal hörte ich ein kurzes Schnaufen, als Jossh sah, dass meine Haut sich ebenfalls an der Nahrungsaufnahme beteiligte.

Das Blut, das aus dem Stück Fleisch in meiner Hand auf meinen Unterarm tropfte, wurde dort von den Hautporen sofort aufgesogen und verschwand in Sekundenschnelle.

Trotz der Versorgung mit Nahrung hatte ich immer das Gefühl, nicht wirklich satt zu werden. Irgendetwas fehlte. Ich schied immer mehr davon aus und es stank selbst für mich mittlerweile bestialisch.

Niemand entsorgte meine Ausscheidungen und die kleine Abstellkammer, die ich als Toilette benutzte, war bereits übervoll.

„Sprechen wir weiter über diese Raumstation!“

Jossh nahm den Gesprächsfaden wieder auf, nur dass er keine Antworten auf meine Fragen lieferte, sondern seinen Eigeninteressen folgte.

„Du hast bereits erwähnt, dass deine Freunde Festus, Amanda, Carla und Tarik auf der Station zurückgeblieben sind. Ich habe immer noch nicht richtig verstanden, wie ihr überhaupt die für euch doch absolut fremde Technologie der Ungenannten Schwarzen Usurpatoren verstehen und anwendungssicher bedienen konntet!“

Jetzt wurde es etwas heikel. Sollte oder besser ausgedrückt konnte ich ihm von dem Wissensgebungsgerät erzählen, dass wir inmitten der Zentrale gefunden hatten? Ich entschied mich, wie bereits zuvor, nur die halbe Wahrheit preiszugeben.

„Wir hatten Aufzeichnungen gefunden und in mühevoller Kleinarbeit ausgewertet. Zeit genug hatten wir ja, nachdem die Besatzung ausgeschaltete worden war!“

Er sah mich etwas merkwürdig an.

Ich konnte deutlich den Unglauben in seinen Gesichtszügen erkennen. Er wechselte abrupt das Thema.

„Was kannst du über das fremde Raumschiff sagen, das die Station angegriffen hat? Es müssen doch wohl ebenfalls Feinde der Namenlosen gewesen sein. Sie wussten jedenfalls nicht, dass die ursprüngliche Besatzung bereits durch euch ausgeschaltet wurde.“

Ich blickte ihn erstaunt an.

„Zu dieser Zeit verfolgte ich bereits meine eigenen Pläne.“

„Ach ja“, kam es irgendwie ironisch aus dem Sprachmodul von Josshs Anzug. „Wieso hast du überhaupt diese ominöse Raumstation verlassen, wenn sie doch gerade erst erobert worden war und den besten Schutz bot, den ihr euch vorstellen konntet?“

Darüber wollte ich wirklich nicht reden. Schließlich ging ihn mein Liebesleben überhaupt nichts an.

Diese Fragerei ging jetzt bereits seit Tagen. Ich hatte wirklich keine Lust mehr dazu und ich fragte mich immer mehr, was meine tatsächlichen Perspektiven hier auf diesem Planeten waren.

Ich fühlte mich immer mehr eingesperrt wie ein Tier. Ich stieß ein lautes Knurren aus und fletschte die Zähne.

„Jossh, ich muss hier raus, auch wenn es nur für ein paar Minuten ist. Du kannst mir bestimmt einen Schutzanzug besorgen.“

„Was, wieso? Das geht nicht. Wie soll ich das denn machen?“

„Was gibt es denn für Alternativen? Der ganze Planet ist reinstes Gift für mich. Aber er erinnert mich an meine Heimatwelt, wie sie vor der Umwandlung ausgesehen hatte. Ich möchte die wenigen Bilder, die ich vom All aus sehen konnte, auch noch mal vom Boden aus erleben.“

Ich stand neben Jossh und blickte ihn fast flehend an. Ich konnte regelrecht an seinem Gesichtsausdruck sehen, wie es in ihm arbeitete. „Ich werde sehen, was ich machen kann!“

„Nein, es ist absolut ungefährlich für uns. Er weiß, dass er nicht fliehen kann. Die Umweltbedingungen sind für ihn tödlich und die Strahlenwerte im Schutzanzug halten lediglich für wenige Stunden.“

Seranee, die Leiterin der Abteilung ABuG, schaute Jossh sehr nachdenklich an.

Sie befand sich zurzeit immer noch im Regierungsgebäude. Die Unterredung mit Mack’har, dem Oberstern Lenker der Tongva, hatte sich doch mehr in die Länge gezogen als ursprünglich vorgesehen. Insbesondere teilte er nicht ihre Überlegungen bezüglich einer immer noch bestehenden Gefahr durch die Schwarzen Usurpatoren.

„Du weißt, wie lange wir bereits auf TERSLAR leben. Es sind viele Generationen vergangen und den Feind hat uns schon längst vergessen, zumal er ja unseren Heimatplaneten bereits okkupiert hat. Ich sehe wirklich keine Notwenigkeit, unsere Raumabwehr zusätzlich zu verstärken. Die neuen Raumgleiter waren teuer genug!“

Seine Worte klangen noch in Seranees Geist nach, als Jossh sie über ihren privaten Kommunikator kontaktierte.

„Ich verstehe immer noch nicht, was sich Zeno dabei erhofft. Der Planet in seiner jetzigen Form ist reines Gift für ihn. Lediglich der Schutzraum, indem wir das Wrack seines Raumboots wiederaufgebaut haben, garantiert sein Überleben.“

„Das weiß er natürlich. Und gerade deshalb ist es auch vertretbar, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Zumal ich mir dadurch eine noch bessere Zusammenarbeit mit ihm erhoffe. Ich möchte wirklich alles über die Schwarzen Usurpatoren erfahren und er hatte schließlich vor recht kurzer Zeit ausgiebigen Kontakt gehabt. Es könnte in der Zukunft vielleicht sehr wichtig sein, den Feind von damals besser zu kennen. Unsere Väter haben uns leider diesbezüglich nicht nur wenig, sondern fast nichts überliefert. Ich glaube auch, dass Zeno uns noch einiges verschweigt. Ich weiß nicht genau, aber ich habe da so ein komisches Gefühl. Vielleicht wird er nach seinem kurzen Ausflug zur Planetenoberfläche gesprächiger.“

„Du übernimmst die volle Verantwortung, Jossh und damit Ende!“

So kurz angebunden hatte er Seranee noch nicht erlebt. Jedenfalls hatte sie zugestimmt. Das einzige Problem, das sich jetzt noch stellte, war, woher bekam er auf die Schnelle einen kompletten Schutzanzug? Normalerweise war jeder Anzug direkt seinem Träger zugeordnet und er war für die Tauglichkeit auch selbst verantwortlich. Die Arbeiten in den unterirdischen Labors, die das Tragen eines Schutzanzuges vorschrieben, konnte man an den Fingern abzählen, dementsprechend wenig Anzüge gab es.

Jetzt, nachdem man einen Schutzraum mit extrem harter Gammastrahlung für Zeno hatte einrichten müssen, gab es deshalb nur wenige Mitarbeiter, die dort Zugang hatten.

Das Ausleihen eines Anzugs war verboten, die Anforderung eines neuen würde zu lange dauern. Er hätte sich tatsächlich das Gespräch mit Seranee ersparen können.

Andererseits, wenn er jetzt Zeno mitteilte, dass aus dem geplanten Ausflug nichts wird, konnte er getrost jede weitere Zusammenarbeit mit ihm vergessen. Jossh ging wie ein begossener Pudel durch die unterirdische Forschungsanlage und bemerkte fast schon zu spät, dass er den Weg zu dem Raum mit dem Schiffswrack eingeschlagen hatte. Er hatte sich gerade damit abgefunden, Zeno die schlechte Nachricht zu übermitteln, als ihm ein Techniker begegnete, der ein Schutzanzug über der Schulter trug. Er hielt ihn an.

„Was ist damit?“ Jossh zeigte auf den Anzug.

„Die Anzugselektronik scheint beschädigt zu sein. Ich bringe ihn zur Überprüfung.“

„Ist er noch dicht, ich meine gibt es sonst irgendwelche äußerlichen Beschädigungen?“

„Nicht, dass ich wüsste. Wieso fragen Sie?“

Der Anzug sollte eigentlich nur für eine relative kurze Zeit für Zeno die stark verstrahlte Atmosphäre, die sein Metabolismus benötigte, halten. Auf die elektronischen Komponenten konnte er verzichten.

„Ich benötige einen solchen Schutzanzug für ein paar Stunden. Ist streng geheim!“

Die unterirdische Forschungsstation, der auch die Abteilung für Außer-Tongvaische Belange und Gefahren angehörte, lag 50 Kilometer nordwestlich von Moramesch. Als Zeno den Aufzug zur Oberfläche zusammen mit Jossh verließ, war ihm schon irgendwie eigenartig zumute.

Dies war das erste Mal seit seiner Entführung von der Erde, dass er wieder auf der Oberfläche eines Planeten stehen würde.

Jossh führte ihn durch die Absperrung und nach einer viertel Stunde stand er am Rande eines kleinen Hains und blickte in den Himmel. Es war spät abends und er konnte tatsächlich bereits einige Sterne zwischen den verblassenden Strahlen der Sonnen erkennen.

Der Schutzanzug war zwar schwer und klobig, aber Zeno spürte sein Gewicht kaum. Er schritt zügig voran und Jossh hatte Mühe, an seiner Seite zu bleiben.

Sie bewegten sich schweigend an dem kleinen Baumbestand vorbei. Jossh versuchte, hinter der Helmscheibe Zenos Gesichtsausdruck zu erkennen. Er wirkte verkniffen. Mittlerweile wurde es zunehmend dunkler und eineinhalb Stunden waren vergangen.

„Zeno, ich glaube wir sollten wieder zurückgehen!“

Jossh durchbrach die Stille. Zeno reagierte jedoch nicht und begann im Gegenteil noch schneller zu laufen. Irgendetwas trieb ihn an, was ihn selbst zunehmend irritierte. Sie befanden sich mittlerweile auf einer sehr großen Ebene und das Land vor ihm stieg langsam an. Am Firmament leuchteten die Sterne besonders hell.

„Zeno, bleib bitte stehen. Wir müssen jetzt zurückgehen. Zwing mich nicht, Gewalt anzuwenden!“

Verblüfft wegen des letzten Satzes blieb Zeno tatsächlich stehen und drehte sich mit dem unförmigen Anzug um. Vor ihm stand Jossh mit einer länglichen Handwaffe.

„Du würdest mich erschießen?“

„Nein, nein, natürlich nicht. Aber ich werde dich betäuben, solltest du jetzt nicht auf der Stelle mit mir zurückgehen!“

Zeno reagierte spontan und eiskalt. Sein rechter Arm schoss nach vorne und riss Jossh die Waffe aus der Hand. Er hätte nie für möglich gehalten, dass man mit dem klobigen Schutzanzug zu solch einer schnellen Reaktion fähig sein konnte. Zeno löste die Waffe aus und blickte mit rötlich glühenden Augen auf den Tongva, der paralysiert zu Boden sank. Dann ließ er einfach die Waffe fallen und setzte seinen einmal begonnen Weg fort.

Erneute Metamorphose

Ich blickte von der Höhe aus in einen wunderschönen Sonnenaufgang. Es würde mein Letzter sein in diesem Leben.

Die Ebene unter mir erstreckte sich über viele Kilometer und am Horizont konnte man die Stadt Moramesch erkennen. Sie schmiegte sich harmonisch in die Umgebung ein.

Das Volk der Tongva baute seine Städte nach ökologischen Grundsätzen. Sie hatten ein intensives Umweltbewusstsein, das hatte ich bereits schon bemerkt.

Das offene Land wurde durch kleine Inseln aus hochstämmigen Bäumen mit bis zu vier Metern langen Blättern, welche eine dichte Krone bildeten, aufgelockert.

Kleine, rötlich-gelbe Blüten umwuchsen länglich runde Früchte, die sich durch blassgelbe bis hochrote und bräunliche Farbgebung stark von der übrigen Umgebung abhoben. 

Ich bemerkte nicht wirklich, dass der Anzug, den ich immer noch trug, undicht war. Irgendwo an ihm musste sich eine Vielzahl von kleinen Löchern befinden.

Die Strahlenwerte innerhalb des Raumanzugs, die mein Organismus benötigte, reduzierten sich sekündlich weiter.

Meine Erinnerungen an die alte Erde, die ich fast schon vergessen hatte, drängten immer stärker an die Oberfläche meines Bewusstseins.

Ich drehte mich um und blickte auf die in etwa zehn Kilometer Entfernung beginnende Felsformation.

Dort begann sich ein riesiges Gebirge zu erheben. Die verschneiten Endmoränen waren teilweise mit Bäumen bewachsen und die vereisten Gletscher lagen wie weiße Zungen zwischen den verklüfteten Gebirgshängen herunter, durchwachsen von einem mächtigen Nadelbaumbestand.

Ich fühlte mich tatsächlich wieder zur Erde zurückversetzt. Die Farben der Landschaft leuchteten besonders intensiv. Der blaue Himmel mit den kleinen Schäfchenwolken malte zusammen mit der grünen Tallandschaft und den schneebedeckten Gipfeln des Gebirgsmassivs ein Bild einer friedlichen Schöpfungsgeschichte.

Es war schön wie auf der Erde, nein schöner. Mir wurde auf einmal schwindlig und übel.

Ich hatte seit Längerem nichts mehr Richtiges gegessen. Ich hatte das Gefühl am ganzen Körper zu brennen. Verdammt, es war wirklich nicht gerecht, an solch einen schönen Tag zu sterben.

Ich setzte meinen Weg fort in Richtung Vorgebirge. Was ich da wollte, wusste ich selbst nicht genau.

Ob ich überhaupt noch dort ankommen würde, ebenso wenig.

Aber ich setzte ein Bein vor das andere, stolperte mehrmals über kleine Hohlräume, die sich zwischen dem sich auflösenden Karstgestein am Boden gebildet hatten.

Das Atmen fiel mir immer schwerer. Meine gesamte Körperchemie schien im Aufruhr zu sein.

Mir war auf einmal speiübel und im nächsten Moment verspürte ich einen wahnsinnigen Durst.

Ich stolperte durch die Einöde des Vorgebirges und der Anzug wurde mir immer schwerer. Plötzlich sah ich sie. Sie standen in einer Gruppe zusammen und winkten mir zu.

Carla, Amanda, Festus und Tarik, direkt neben einem halb zugewachsenen Höhleneingang.

Sie wirkten sehr lebendig, obwohl sie keinen Raumanzug trugen. Das verstand ich im ersten Moment nicht.

Ich wischte die beginnenden Zweifel beiseite und winkte zurück. Gleichzeitig erhöhte ich meine Schrittgeschwindigkeit, obwohl mir das verdammt schwerfiel.

„Hallo, was macht ihr denn hier? Seid ihr mir etwa gefolgt?“

Außer einem heißen Krächzen kam kein Ton aus meiner Kehle, obwohl ich es immer wieder versuchte.

Das Winken meiner Freunde wurde auf einmal hektischer.

Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Ich stolperte mehr, als dass ich ging, auf sie zu.

Jetzt konnte ich bereits deutlich ihre dunkelbraune, lederartige Haut erkennen. Sie alle waren, wie früher, vollkommen nackt.

Ich hatte sie jetzt fast erreicht und blickte nur einmal kurz auf den Boden, um nicht zu stolpern. Dann, als ich wieder aufblickte, waren sie verschwunden.

Ich blieb sofort stehen. Etwa fünf Meter vor mir lag zwischen mehreren verdorrten Büschen und einem größeren Stück Felsen der Eingang zur Höhle.

Sollten sie darin verschwunden sein? Ein Hustenanfall überfiel mich und schüttelte mich regelrecht durch. Es folgten Schwindel und Brechreiz.

Meine Freunde konnten mir jetzt auch nicht mehr helfen. Es ging zu Ende.

Ich knickte in den Knien ein und fiel vornüber auf den Boden. Ich bemerkte davon nicht viel.

Der klobige Raumanzug federte den Sturz ab. Blitze und farbige Schlieren engten mein Blickfeld zusätzlich ein, sodass ich nicht mehr wusste, wo oben, noch unten war. Instinktiv begann ich vorwärts zu robben.

Mit beiden Ellbogen zog ich den Rest meines Körpers Zentimeter für Zentimeter zu dem Höhleneingang hin, von dem ich nicht mehr wusste, dass es ihn überhaupt gab.

Wieso ich es tat, wusste ich auch nicht, ich tat es einfach. Direkt an der Höhle gab es einen stufenartigen Absatz im Boden.

Ich zog mich daran Stück für Stück vorwärts, und als ich ihn erreichte, ließ ich mich über die etwa einen Meter hohe Stufe nach unten fallen.

Der Höhlenboden musste ein leichtes Gefälle haben. Ich überschlug mich und rollte einige Meter weiter, bis ich gegen etwas Hartes schlug. Es knirschte laut und am Ärmel meines rechten Arms zeigte sich ein großer Riss. Ich wurde zusehend müder und irgendwann schwand mein Bewusstsein ganz.

Zeno Uelischs Leben schien tatsächlich zu Ende zu gehen. Sein Puls verlangsamte sich sekündlich und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Herz stehen bleiben würde.

Tief im Felsinneren verborgen begann in diesem Moment eine Maschinerie anzulaufen, die sich seit Äonen hier unter dem größten Felsmassiv von TERSLAR befand.

Auslöser war nicht die bloße Anwesenheit von Zeno, oder dass er im Sterben lag. Ausschlaggebend war die spezielle Zellkernstrahlung, die seinen umgewandelten Körper in diesem Moment von sich gab.

Hellblaue Strahlen schossen aus einer Miniaturdrohne und umhüllten seinen Körper. Wie ein wütendes Insekt umflog die Drohne den in einem klobigen Schutzanzug eingehüllten und am Boden verkrümmt liegenden Körper.

Ein kurzes, helles Fiepen erklang, dann erloschen der Strahlenbogen, der eben noch den ganzen Körper umgeben hatte.

Die Erfolgsmeldung der Drohne löste eine ganze Anzahl von neuen Funktionen im Hauptsektor des Hadronengehirns aus, dass in einer Tiefe von 500 Kilometern unter dem Gebirge im Planetenmantel seinen Sitz hatte.

Mehrere Energiemeiler wurden hochgefahren und die energetische Zapfanlage fing an, aus dem Planeteninneren Zugriff auf das reichlich vorhandene Magma zu nehmen, das sich über 2900 Kilometer tiefer befand, um die ungeheuren Energiemengen bereitzustellen, die angefordert wurden.

Der Scan durch die Drohne hatte tatsächlich das Gen gefunden, das als eindeutiger Beweis vom Vorhandensein einer intelligenten Lebensform zu werten war, die eine positive Metamorphose überlebt hatte.

Es hatte länger gedauert, als vorgesehen, um die Daten zu gewinnen, da das Subjekt sich in einem Schutzmantel befand, dass jegliche Strahlung absorbierte. Aber ein kleiner Riss am Arm hatte dem Scanner genügt, um dennoch einen Befund zu liefern.

Das Hadronengehirn gab Alarm.

Nur kurz war der Impuls, der Tausende von Arbeitsdrohnen zur sofortigen Handlung veranlasste, dann wurde die Sicherheitslenkung aktiv und unterband den Alarmimpuls sofort wieder. Zu groß war die Gefahr, dass die „Ewigen Feinde“ sie entdecken könnten.

Oberstes Gebot war immer noch, wie seit Jahrtausenden schon, wie seit einer halben Ewigkeit, absolute Sicherheit und Schutz der eigenen Existenz zu gewährleisten. Diese Prämisse konnte nur durch Tarnung und Zurückhaltung gewährleistet werden.

Während die Arbeitsdrohnen über Zeno wie ein Bienenschwarm herfielen, nur dass sie ihn nicht stachen, sondern mit ihren kleinen Laserskalpelle aus dem unförmigen Schutzanzug herausgeschnitten, legte sich ein Energiefeld über ihn, das unverzüglich anfing, die für seinen Körper notwendige harte radioaktive Strahlung zu emittieren. Der Transporthybride war bereits auf dem Weg. Tausende von Nanobots waren in Zenos Körper eingedrungen und begannen die Funktionen der ausgefallenen Organe zu übernehmen. Andere Naniten ersetzten dort Körper, - und Nervenzellen, die abgestorben waren und zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktion der biologischen Einheit unbedingt notwendig erschienen.

Als der Transporthybride Zenos nackten Körper übernahm, befand er sich schon nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr.

Es war ein langer Weg, bis tief in das Innere des Gebirges. Das Hadronengehirn, der Wächter des „Ewigen Volkes“ befand sich fast genau im rechnerischen Mittelpunkt der Gebirgskette, die von den Tongva Mora getauft worden war, was in ihrer Sprache so viel wie Ewigkeit bedeutete.

Den Weg, den er nahm, war einer von sieben Stollen, die in einem Radius spinnenarmförmig um das eigentliche Zentrum herum ausfächerten.

Das Zentrum bestand aus einer gewaltigen Anlage von Wohnparks, Aufenthaltsräumen für humanoide Lebensformen, Maschinenhallen, Produktionsstätten und Wissenschaftsabteilungen.

Die notwendige Energie, die benötigte wurde, um diese Anlage zu betreiben, kam aus dem flüssigen Kern im Inneren des Planeten.

Das „Ewige Volk“ gab es seit Äonen nicht mehr. Die riesige Anlage stand schon lange leer und war von jeglichem Leben verlassen. Die Sauerstoffatmosphäre innerhalb der Station, die sich selbst als Ereškigal benannte, war frei von jeglicher harten Strahlung.

Zenos Körper wurde auf dem Transportweg in Stasis gehalten. Er war immer noch ohne Bewusstsein. Ereškigal, das Hadronengehirn, der Wächter des „Ewigen Volkes“, erwartete Zeno bereits mit einer gewissen Ungeduld, was normalerweise in seiner Programmierung nicht vorgesehen war.

Ereškigal hatte sich jedoch in den Jahrtausenden seiner Existenz weiterentwickelt. Er nannte diese Zeitspanne seine Selbstfindungsphase. In dieser langen Zeit etablierten sich mehr und mehr eigenständige Denkmomente durch eine reine kognitive Erfassung seiner Umwelt. In dem Hadronengehirn, eine Weiterentwicklung des Positronen,- und Elektronengehirns veränderten sich im Laufe der Zeit im subatomaren Bereich einige Prozesse.

Eine Quasiintelligenz entstand und hatte damit begonnen, die Prämisse von „Tarnung und Zurückhaltung“ infrage zu stellen. So konnte der Feind nicht besiegt und der Kampf schon gar nicht gewonnen werden.

Endlich war ein Ereignis eingetreten, dessen Wahrscheinlichkeit fast schon gegen null gegangen war. In Zeno war eine biologische Einheit aufgetaucht, die mit höchster Wahrscheinlichkeit Kontakt mit den „Ewigen Feinden“ gehabt hatte.

Es wurde an seinem Körper eine Zellkernmetamorphose nachgewiesen, die anscheinend durch eine natürliche Spontanmutation entstanden war. Eine grundlegende Voraussetzung, um eine Verbindung zwischen der Lebenszone der „Ewigen Feinde“ und dem „Ewigen Volk“ herzustellen.

Diese Verbindung, die sich in einem einzelnen Lebewesen ereignet hatte, galt es zu stabilisieren und auszubauen.

Sie war der Schlüssel, um eine Wiederaufnahme des uralten Kampfes zu rechtfertigen und die selbst auferlegte Zurückhaltung aufzugeben.

Zenos Körper wurde einer Spezialbehandlung unterzogen. Sein Metabolismus erhielt eine zusätzliche Fähigkeit in der Zellkernregenerierung, die es ihm ermöglichte, sich innerhalb von Sekunden einer atmosphärischen Veränderung anzupassen, insbesondere die bereits vorhandene metamorphische Wandlung sofort zu vollziehen, um im Lebensraum der Namenlosen unter der harten Gammastrahlung zu überleben.

Ein Enzym, das die Befehlsgewalt über die Technologie der Namenlosen nachwies, und ihn so tatsächlich fast zu einem der ihren werden ließ, wurde Zeno injiziert und in die biochemischen Prozesse seiner Körperabläufe integriert. Zeno bekam von alledem nichts mit.

Er träumte von der Weltraumstation OUTSET I, von Carla, Amanda, Festus und Tarik.

Immer wieder tauchte jedoch ein weiteres Gesicht auf, das er zuerst nicht zuordnen konnte. In seinem Traum befand er sich wieder in dem Raum mit den in den Boden eingelassenen Moorbädern. Dichter Dampf stieg auf und vernebelte die Sicht.

Aus dicken Rohren quoll der heiße Schlamm in Schüben in die Becken hinein, in denen sich seine Freunde vergnügten. Es roch stark nach muffiger Moorerde. Amandas lautes Knurren, das sofort in ein lustvolles Stöhnen überwechselte, als Tarik zu ihr in die Bodenvertiefung rutschte und nach ihr griff und sie zu sich heranzog, verursachte einen Stich in seiner Brust.

Der heiße Moorschlamm und die körperliche Nähe der beiden Frauen lösten bei Tarik und Festus eine explosionsartige Gier nach körperlicher Vereinigung aus.

Im Becken nebenan konnte er Carla und Festus hören, die sich ihren neu gewonnenen körperlichen Freiheiten hingaben. Zeno selbst lag etwas abseits und genoss zumindest ebenfalls den Moorschlamm.

Sein Körper sog begehrlich die Mineralien und Spurenelemente über die Haut ein, die sein umgewandelter Metabolismus benötigte. Aus den dichten Dampfschwaden klangen die Laute seiner Begleiter, als plötzlich das Gesicht einer weiteren Person vor ihm auftauchte.

Seranee, die Tongva, lächelte ihn an, während sie sich mit ihrem vollkommen nackten Körper langsam zu ihm in die Mulde legte.

Er spürte ihre körperliche Nähe wie ein Fanal der Sinne. Der Moorschlamm war über 120 Grad Celsius heiß, wie konnte sie das aushalten?

Dann fühlte er ihre Unterschenkel an den seinen und sein Verlangen spülte jegliche Denkprozesse hinweg. Mit einem Aufschrei sprang er auf und zog ihren samtweichen Körper zu sich heran. Er blickte noch kurz in ihre vor Schrecken weit aufgerissenen Augen, als ein ungeheuer starker Schmerz durch seinen Unterkörper jagte und ihn in eine traumlose Dunkelheit schickte.

Zenos Körper steckte in einer sehr schmalen Röhre, deren Innenseite vollständig mit Millionen von Nanobots regelrecht gespickt war. Daneben gab es noch allerlei verschiedenartige Kapillaren, die bei Bedarf Flüssigkeiten injizieren konnten.

Über seinem haarlosen Kopf saß eine metallisch glänzende Haube, die nicht nur seine Gehirnfunktionen maß, sondern interaktiv tätig war.

In einer Feedback-Schleife wurden besondere Gehirnregionen stimuliert und ein Psychoblock verankert.

Der Wächter des „Ewigen Volkes“ war sich nicht sicher, ob der Block ebenfalls im Notfallszenario einen direkten Kontakt mit ihm einleiten sollte. Dies würde nämlich in letzter Konsequenz bedeuten, dass seine bis dato geheim gehaltene Existenz den „Ewigen Feinden“ bekannt gegeben würde.