Hero - Hayley Faiman - E-Book

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Hayley Faiman

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Beschreibung

Wyatt Besiegt. Feigling. Schwach. Wahrnehmungen definieren den Mann, der ich innerlich geworden bin. Die Welt sieht mich vielleicht nicht so, aber so bin ich.  Verbrannt in der Liebe flüchte ich mich verbittert in unzählige One-Night-Stands.  Bis ich Exeter treffe. Obwohl sie wegen ihrer kurvigen Figur gar nicht meinem Beuteschema entspricht, besteht zwischen uns nicht nur sofortige heiße Leidenschaft, sondern ich spüre von der ersten Sekunde an, dass sie etwas Besonderes und für mich bestimmt ist.  Exeter Befleckt. Wertlos. Maskiert.  Bereits in jungen Jahren musste ich erwachsen werden. Seitdem habe ich mir ein eigenes Leben als von der Außenwelt respektierte Krankenschwester aufgebaut, doch innerlich fühle ich mich beschädigt, voller Schuld und keiner Liebe würdig.  In dem Moment, als Wyatt in einer Bar vor mir steht und mich ohne große Worte mit zu sich nach Hause nimmt, fange ich an zu hoffen, dass es womöglich doch jemanden gibt, der mich lieben kann. Doch was passiert, wenn er die volle Wahrheit über mich erfährt? Die Welt sieht uns auf eine Weise. Wir sehen uns anders. Exeter und Wyatt, zwei Seelengefährten im Sturm der Gefühle.  Inklusive der Bonus-Kurzgeschichte "Saviour - Emily & Robby"

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Hayley Faiman

Außergewöhnliche Helden Teil 2: Hero – Unsere Liebe tanzt im Sturm

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von L.O. Summers

© 2019 by Hayley Faiman unter dem Originaltitel „Hero (An Unfit Hero Novel, Book 2)

© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

© Coverfoto: Shutterstock.com

ISBN Print: 978-3-86495-566-2

ISBN eBook: 978-3-86495-567-9

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Ein Held ist ein gewöhnlicher Mensch, der die Kraft findet, trotz überwältigender Hindernisse durchzuhalten und zu bestehen.

Christopher

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Epilog

Savior – Eine außergewöhnliche Helden-Kurzgeschichte (Emily & Robby)

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Autorin

Prolog

Wyatt

Vor fünfzehn Jahren – Highschool

Sammis Augen treffen meine, Tränen schimmern in ihnen, und ich frage mich, warum sie so verdammt traurig aussieht. Es ist unser erstes Jahr an der Highschool. Wir haben soeben unser Footballspiel gewonnen und werden zur verdammten nationalen Highschool-Meisterschaft fahren. Es gibt absolut nichts auf der gesamten weiten Welt, worüber man traurig sein muss. Ich habe mein wunderschönes Mädchen an meiner Seite und verflucht – ich bin auf dem Gipfel der Welt!

„Ich bin schwanger“, platzt es aus ihr heraus.

Mit offenem Mund starre ich sie an, während der Footballhelm an meinen Fingerspitzen baumelt und die gesamte verfickte Highschool auf dem Feld feiert. Meine ganze Welt dreht sich und kommt dann zum Stillstand.

„Du bist was?“, hauche ich.

„Schwanger“, flüstert sie.

Mein Helm rutscht mir aus den Fingern und fällt ins Gras. Das Hochgefühl vom Spiel verblasst, das Jubeln und die Siegesrufe um uns herum werden zu einem Hintergrundgeräusch, und ich kann nichts mehr verstehen. Ich starre nur noch Sammi an, mein Herz rast und das Blut rauscht in meinen Ohren.

Fuck.

Schwanger.

Ich falle auf die Knie und nehme ihre Hand in meine. „Heirate mich“, bringe ich mit erstickter Stimme hervor.

Sie reißt ihre Finger aus meinem Griff, ihre Augen weiten sich, während ihre Tränen weiter fließen. „Wyatt“, krächzt sie und schüttelt den Kopf. „Wir können nicht heiraten, wir sind erst sechzehn.“

Mein Blick hält ihren unbeirrt fest. Ich weiß, was ich will. „Ich werde das Richtige tun, Sammi. Wir werden heiraten und dieses Baby großziehen. Wir werden eine glückliche Familie sein.“

„Wir sind zu jung“, murmelt sie und tritt einen Schritt zurück. Ohne ein weiteres Wort wendet sie sich von mir ab und rennt auf ihren langen Beinen davon. Sie läuft vor mir weg, vor meinem Antrag.

„Wyatt?“, ruft Ford Matthews.

Ich greife meinen Helm, stehe auf und drehe mich zu ihm um. Er runzelt die Stirn, aber ich schüttle nur den Kopf. Ich kann ihm nicht sagen, was gerade passiert ist. Nicht bevor Sammi und ich verlobt sind, nicht bevor sie so weit ist, dass die Welt es erfährt. Sammi ist schüchtern und ruhig, ein Grund, warum ich mich gleich zu Beginn unseres ersten Jahres an der Highschool in sie verliebt habe. Sie ist das Mädchen, das in der Klasse ganz vorne in der ersten Reihe sitzt, sie ist klug und immer auf die Schule fokussiert. Ich habe mich in sie verliebt, bevor ich überhaupt ihren Namen kannte. Nun trägt sie mein Baby unter ihrem Herzen, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass sie für den Rest meines Lebens meine Frau ist.

„Möchtest du Party machen?“, fragt Ford und unterbricht meine Gedanken.

„Nee, ich werde einfach nach Hause gehen.“ Ich zucke mit den Schultern. Als ich mich von ihm abwende, hält er mich nicht vom Gehen ab. Ich muss mir einen Plan ausdenken, einen, den Sammi als einwandfrei erachten wird. Einen, der sie am Ende zu meiner Frau macht, sodass wir das Baby gemeinsam großziehen können, wie es sich gehört. Sie kann weiter zur Schule gehen, sie kann sogar das College besuchen. Was immer sie möchte, soll sie bekommen. Solange sie bei mir ist, solange wir unser Baby haben, werde ich glücklich sein. Meine Familie – das ist alles, was mir wichtig ist.

***

Wyatt

Eine Woche später

Seit fünf Tagen trage ich den Ring in meiner Hosentasche mit mir herum. Mit meinen Eltern habe ich gesprochen und ihnen die Wahrheit gesagt. Beide waren großartig und haben sogar angeboten, uns in ihrem Wohnwagen leben zu lassen, bis wir uns ein eigenes Heim leisten können. Ich habe einen Plan, einen idiotensicheren Plan für unsere Zukunft. Das einzige Problem ist, dass ich Sammi bisher nicht dazu habe bewegen können, mit mir zu reden. Sie hat die ganze Woche die Schule geschwänzt, nimmt meine Anrufe nicht entgegen, und jedes Mal, wenn ich zu ihrem Haus gegangen bin, ist es komplett abgedunkelt gewesen und niemand hat geöffnet.

Heute Abend wird sich all das ändern. Ich werde nicht aufgeben, kein „Nein“ als Antwort akzeptieren und ihr den Heiratsantrag machen, damit wir unser gemeinsames Leben starten können.

Mit erhobener Faust hämmere ich gegen die Haustür. Zwischen dem vierten Klopfen und Klingeln öffnet sich langsam die Tür. Sammi steht da, dunkle Ringe unter den Augen, gekleidet in eine übergroße Jogginghose und ein Sweatshirt.

„Baby“, krächze ich, schließe sie in meine Arme und ziehe sie an meine Brust.

Sie erwidert meine Umarmung nicht, liegt kraftlos in meinen Armen.

Ich runzle die Stirn, als ich sie etwas von mir schiebe und in ihr viel zu blasses Gesicht sehe. „Ich habe einen Plan. Ich weiß nicht, warum du nicht da gewesen bist, aber ich habe alles genau durchdacht. Ich habe sogar mit meinen Eltern gesprochen und sie unterstützen uns komplett“, plappere ich drauflos.

Ihr Atem stockt, aber ich höre nicht auf zu sprechen. „Mein Vater hat vorgeschlagen, dass ich auf eine Berufsschule gehe, und ich habe eine Fachschule für Elektriker gefunden. Ich würde an Stromleitungen arbeiten und die Schule dauert nur ein paar Monate, danach kann ich eine bezahlte Lehre beginnen. In vier Jahren werde ich Geselle sein und wirklich gut verdienen. Alles wird sich regeln, meine Eltern haben sogar angeboten, dass wir mietfrei im Wohnwagen hinter ihrem Haus wohnen dürfen, bis wir uns ein eigenes Heim leisten können. Meine Mutter möchte uns als Babysitterin helfen, bis du die Highschool abgeschlossen und dich in einem College deiner Wahl eingeschrieben hast. Es wird alles klappen, Baby, du wirst sehen.“

Sammi sagt nichts. Vermutlich liegt es daran, dass ich in meiner Vorfreude über die Zukunft zu viele Informationen rausgehauen habe. Ich hole den kleinen goldenen Ring aus meiner Hosentasche, nehme einen tiefen Atemzug und stoße ihn zischend wieder aus. Dann falle ich auf die Knie, halte den Ring hoch und mein Blick fixiert ihr gespenstisch blasses Gesicht.

„Ich liebe dich, Sammi! Ich liebe dich seit dem Augenblick, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich werde dich immer lieben! Das hier mag nicht der Zeitpunkt sein, den wir geplant haben, aber Baby, das ist exakt die Zukunft, die ich mir für uns erträumt habe. Du und ich, verheiratet, eine Familie. Heiratest du mich?“

Sie tritt einen Schritt zurück, ihr Kopf wackelt hin und her. Ihre Augen fokussieren meine, ihr Blick schweift nicht ab, um den Kontakt zu unterbrechen. Als sie spricht, bricht meine gesamte Welt zusammen.

„Ich hatte eine Abtreibung“, haucht sie.

„Was?“, krächze ich und traue ihren Worten nicht. Das kann nicht wahr sein, das würde sie nicht tun, nicht, ohne es mir zu sagen. Nicht, ohne mit mir darüber zu reden. Dieses Baby ist auch meins. Niemals würde sie diese Entscheidung für uns beide treffen, nicht Sammi.

„Es ist das Beste, Wyatt. Schau, wir sind einfach zu jung.“

Mein Herz bricht, es zersplittert in eine Million Scherben, genau hier auf der Veranda von Sammis Elternhaus. Ich stehe auf und fühle mich wie ein Idiot, aber es ist mir egal. Sich wie ein Idiot zu fühlen, ist nichts im Vergleich dazu, ein Baby zu verlieren. Eines, von dem ich gedacht habe, dass es mit Liebe gezeugt wurde. Eines, über das ich mich gefreut habe.

Sie ruft meinen Namen, aber ich ignoriere sie und verschwinde, denn ich kann sie nicht ansehen, nicht jetzt, vielleicht nie wieder. Ich steige in meinen Pick-up, starte den Motor und fahre los. Einfach weg, weg von allem. Wie ich meinen Eltern erklären soll, was sie getan hat, weiß ich nicht, und ich habe auch keinen Plan, wie ich es mir selbst verständlich machen soll. Es fühlt sich nämlich einfach nicht real an. Nachdem ich den billigen Ring aus meiner Tasche genommen habe, kurble ich das Fenster runter und werfe ihn auf das Feld hinaus.

Scheiß auf Sammi.

Scheiß auf sie.

***

Exeter

Vor sieben Jahren – Highschool

Zwei pinkfarbene Linien leuchten mir entgegen.

Schwanger.

Siebzehn und schwanger.

Ich blicke hinüber zu dem Kerl, dem potenziellen Vater dieses Babys. Mit geschlossenen Augen hält er sich einen Joint an die Lippen und zieht daran. Unschlüssig, ob ich es ihm sagen soll, kaue ich an meiner Unterlippe. Es muss nicht sein Kind sein. Bisher bin ich mit zwei Männern zusammen gewesen, und beim Gedanken daran, dass dieses Baby von dem anderen Mann sein könnte, dreht sich mein Magen vor Ekel um.

„Babe, bist du fertig mit dem, was auch immer du gerade tust? Komm rüber und mach meinen Schwanz hart, damit du mich ficken kannst“, ruft er und bricht in Gelächter aus.

Ich beiße fester in meine Unterlippe und tue, was er verlangt. Sex ist nur Sex, er bedeutet nichts, hat es nie und wird es nie.

Nachdem er gekommen ist, sammle ich meine Sachen zusammen, gehe und entscheide, dass ich niemals zurückkehren werde. Ich liebe ihn nicht, ich habe nie einen von ihnen geliebt. Ich angle mein Telefon aus der Tasche und rufe meine Cousine Emily an.

„Hallo?“, fragt sie mit trauriger Stimme.

Ich räuspere mich und schließe meine Augen, bevor ich spreche. „Wir müssen uns irgendwo treffen.“

Sie stimmt sofort zu und ich mache mich auf den Weg. Bei jedem Schritt, den ich gehe, weiß ich, dass die Richtung, die ich einschlage, das, was ich tun werde, mein Leben verändern wird. Nichts wird jemals wieder wie früher sein – nicht, dass mein Leben überhaupt großartig wäre, denn das ist es nicht.

Emily ist schon dort, als ich bei dem unscheinbaren, schlichten Gebäude ankomme. Sie ist erst elf Jahre alt, ich bin siebzehn, und wenn ich glauben würde, dass irgendjemand anderes verstehen kann, was ich im Begriff bin zu tun, hätte ich diese Person angerufen. Es gibt hier keine Schilder, aber jeder weiß, was sich hinter diesen Türen befindet.

„Ist es Onkel Davids?“, fragt sie.

Ich schüttle den Kopf und zucke dann die Schultern. „Ich weiß es nicht“, gebe ich zu.

Sie nickt und hält mir ihre Hand hin. Ich schiebe meine Handfläche in ihre und sie drückt sie einmal beruhigend. „Ich werde immer an deiner Seite sein, Ex.“

Zusammen betreten wir die Klinik, und mein Leben nimmt eine dramatische Wendung, eine urplötzliche Veränderung, und ebenso Emilys. Von diesem Moment an werde ich alles ändern. Das hier ist ein Hindernis auf meinem Weg, ein äußerst schmerzhaftes, aber ich werde mich nicht länger benutzen und missbrauchen lassen.

Es endet jetzt.

Kapitel 1

Wyatt

Pardner’s ist die einzige Bar hier im Umkreis, die man an einem Freitagabend besuchen kann. Alle meine Freunde sind heute Abend mit anderen Dingen beschäftigt. Louis ist in Vegas, Beaumont ist irgendwo in Kalifornien, Ford ist vermutlich nach einem harten Tag Arbeit auf seiner Ranch vor dem Fernseher eingeschlafen, und Rylan genießt seine frische Beziehung mit einer der süßesten Frauen, die ich je getroffen habe – Channing. Somit bleibe nur ich übrig, um allein ein Bier in einer Bar zu trinken, in der ich so gut wie jede Frau gefickt habe, die hier mit ihren Freundinnen herumsteht. Jesus! Ich schließe meine Augen und schütte grunzend weiter Bier in mich hinein. Ich sollte einfach nach Hause gehen und dort mit meiner Alkoholeskapade weitermachen, bis ich umfalle.

Als ich die Augen wieder öffne, nehme ich aus dem Augenwinkel eine Frau wahr. Ich drehe meinen Kopf und mustere ihre gesamte Erscheinung. Sie ist klein, hat dunkles Haar, einen runden Hintern und, verfickt, ihre Titten sind prall und betteln nach meinen Händen. Sie steht allein da und starrt auf den Tisch, als ob sie in Gedanken versunken wäre. Ich stehe auf und beschließe, mein Glück zu versuchen. Sie sollte nicht allein hier sein. Sie sollte nirgendwo allein sein, aber definitiv nicht in dieser Höhle mit diesen Wölfen –, wie ich einer bin.

„Bist du allein hier?“, frage ich, als ich zu ihr an den Tisch trete.

Erschrocken keucht sie auf und hebt den Blick. Ich unterdrücke ein Stöhnen beim Anblick ihrer runden, hellblauen Augen. Sie hat das schönste Gesicht, das ich je gesehen habe. Einige Sommersprossen zieren ihren Nasenrücken und sie hat einen kleinen Schönheitsfleck direkt über ihrer Lippe. Ihre Wangen färben sich rosa, ehe sie mit ihrer Zungenspitze ihre vollen Lippen befeuchtet. Mein Schwanz drückt unangenehm gegen meinen Reißverschluss. Ich muss sie haben, muss in ihr sein.

„Ja, bin ich“, gibt sie zu, mit einer Stimme sanft und süß klingend, fast melodisch.

Ich lehne mich über den kleinen Tisch, strecke den Arm aus und umfasse ihr Handgelenk. Sie erlaubt es mir, und mir entgeht nicht, wie ihr Atem stockt, als ich in kleinen Kreisen über ihre weiche Haut reibe.

„Möchtest du mit mir nach Hause gehen?“, frage ich und lasse sie wieder los.

Sie runzelt die Stirn, leckt sich erneut über ihre Lippen und schenkt mir ein kleines Lächeln. „Das habe ich noch nie getan, nicht in einer Bar …“

„Ich heiße Wyatt Johnson“, sage ich und grinse.

„Exeter White“, erwidert sie.

„Lass uns gehen, Schönheit“, schlage ich vor.

Ich will nicht nur aus dieser Bar verschwinden, sondern auch in ihr sein. Sie ist atemberaubend, und ich weiß, dass eine Nacht diesem kurvigen Körper zu huldigen genau das ist, was ich brauche, um meinen Kopf freizubekommen. Ich habe mich in Erinnerungen aus der Vergangenheit verloren. Ich muss sie loswerden. Ich muss aufhören, an Sammi zu denken, an alles, was zwischen uns passiert ist.

Ich muss verdammt noch mal weiterziehen.

Exeter zögert nur für einen Moment, dann nimmt sie einen letzten Schluck von ihrem Drink, bevor sie aufsteht. Ich halte ihr meine Hand hin, und ein Ruck durchfährt mich, als sie danach greift. Meine Finger um ihre geschlossen, gehen wir auf die Hintertür der Bar zu. Der Schotterplatz hinter dem Gebäude ist leer bis auf die Autos, die alle wahllos in provisorisch gekennzeichneten Parklücken geparkt sind. Plötzlich bin ich unschlüssig, was ich zu dieser Frau sagen soll. Ich weiß, was ich mit ihr machen möchte, aber ich bin nicht sicher, wie ich ein Gespräch starten soll. Als ich die Tür meines Pick-ups geöffnet habe und sie einsteigt, ist ihr Arsch direkt vor meinem Gesicht, und ich muss bei diesem Anblick ein Stöhnen unterdrücken. Sie ist kurviger, als ich es normalerweise mag, aber fuck, ich möchte jeden Quadratzentimeter dieser Kurven kosten. Sobald sie sich gesetzt hat, schließe ich die Tür und jogge zu meiner Seite rüber. Ich starte den Motor, stelle den Hebel auf Rückwärts und platziere meine Finger auf ihrer Kopfstütze. Ihre Augen mustern mein Profil, als ich nach hinten sehe und raussetze. Mein Schwanz drückt noch mehr gegen meine Jeans, denn die Vorfreude auf das, was kommen wird, ist einfach zu groß.

„Also, was arbeitest du?“, fragt sie mit schüchternem Unterton.

Ich grinse und blicke rüber zu ihr, während ich auf die dunkle Landstraße biege. „Ich bin Elektriker“, verkünde ich mit stolzgeschwellter Brust.

„Elektriker?“, fragt sie.

„Ja. Ich baue Stromleitungen und stelle den Strom wieder her“, erkläre ich.

„Oh“, haucht sie. „Wow.“

„Und du?“, frage ich und umklammere mein Lenkrad so fest, dass ich meine Knöchel knacken höre.

Exeter ist für einen Moment still, dann seufzt sie. „Ich bin staatlich geprüfte Krankenschwester“, sagt sie leise.

„Heilige Scheiße, das ist großartig“, entgegne ich und löse eine Hand vom Lenkrad, um sie auf ihr Knie zu legen. „Das ist ein wunderbarer Beruf. Auf welcher Station arbeitest du?“

Sie legt ihre Hand über meine. „Geburtsstation“, murmelt sie.

Bei ihren Worten krampft sich mein Herz in meiner Brust zusammen. Es sollte mir nichts ausmachen, es sind fünfzehn Jahre vergangen, und es ist nicht so, dass mein Kind jemals geboren worden wäre oder ich gesehen hätte, wie es in Sammis Körper heranwächst. Aber ich denke immer noch beinahe jeden einzelnen Tag daran. Ich denke an die Tatsache, dass er oder sie nun in der Highschool wäre. Ich frage mich, wenn es ein Junge gewesen wäre, würde er wie ich sein, wie ich aussehen? Würde er Football mögen oder würde er mehr wie Sammi sein? Fünfzehn Jahre haben den Schmerz in mir nicht ausgelöscht, dass sie eine Entscheidung für mich getroffen hat, ohne meine Zustimmung, und dass sich niemand einen Dreck interessiert hat, was ich gedacht oder mir gewünscht habe.

***

Exeter

Der Mann neben mir runzelt die Stirn. Ich wäre besser nicht mit ihm hier in seinem Truck, sollte nicht zu seinem Haus fahren. Überhaupt wäre ich besser zu Hause geblieben, aber die Erinnerungen an meine Vergangenheit sind zu viel – zu schmerzhaft. Ich muss mich davon befreien, deswegen habe ich mich dazu entschieden, das Angebot dieses großen, bärtigen Kerls anzunehmen. Vor allem, weil ich die Traurigkeit kenne, die in seinen braunen Augen liegt.

Er fährt vor ein kleines, einstöckiges Haus im Ranchstil und stellt den Hebel auf Parken.

„Bereit?“, fragt er und sein Blick trifft meinen. Seine Haare sind dunkel, sein Bart ist voll und dicht, und ich würde zu gerne wissen, wie er sich überall auf meinem nackten Körper anfühlen wird. Ich bin noch nie mit einem Mann mit Bart zusammen gewesen, und allein das macht die heutige Nacht aufregend.

„Bin ich“, flüstere ich.

Er lächelt und zeigt dabei seine weißen Zähne, die hinter seinem dunklen Bart besonders strahlend zur Geltung kommen. Ohne ein weiteres Wort steigt er aus und joggt um die Vorderseite seines Pick-ups. Es würde mich interessieren, wieso er mich unter all den Frauen in der Bar ausgewählt hat. Aber dann habe ich Angst, nachzufragen, weil ich nie zuvor mit einem Mann von solch rauer Schönheit zusammen gewesen bin, und ich werde mich mit beiden Händen an ihn klammern, zumindest für diese Nacht.

Meine Tür fliegt auf und er hält mir die offene Hand hin. Er benimmt sich wie ein Gentleman, und ich habe nie gedacht, mal so behandelt zu werden, auch wenn es nur für eine Nacht ist. Als ich ausgestiegen bin, zieht mich Wyatt sanft hinter sich her, direkt auf sein Haus zu.

„Wohnst du allein?“, frage ich, als er die Tür aufschließt und sie öffnet.

Er knipst das Licht im Wohnzimmer an und ich trete einen Schritt hinein. Es ist schlicht gehalten, keine Dekoration, nicht mehr als ein Sofa und ein riesiger Fernseher an der Wand. Ich schließe die Tür hinter mir und sehe Wyatt wieder an. Der Blick aus seinen dunklen Augen ruht auf mir, wandert meinen Körper hinunter, bis er auf meinen Brüsten haften bleibt. Er leckt sich über seine Lippen, was ich normalerweise nicht im Geringsten sexy finde, aber bei ihm zittern mir meine Schenkel.

„Mein Cousin hat bis vor einiger Zeit bei mir zur Untermiete gewohnt.“ Er hebt die Schultern. „Er lebt nun mit seiner Frau zusammen“, brummt er.

Ich erwarte, dass er einen Schritt auf mich zu macht, mich vielleicht irgendwo berührt – egal wo. Mein ganzer Körper fühlt sich an wie ein Knäuel aus Bedürfnissen, Sehnsucht und Verlangen, aber Wyatt tut nichts, er rührt sich nicht von der Stelle.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, bewegen sich seine Füße, und ich halte den Atem an, während er den Abstand zwischen uns verringert. Er hebt seine Hand, streckt den Zeigefinger aus, und ich schließe die Augen, als er meine Schläfe berührt und dann über mein Gesicht streicht. Ich atme erst aus, als seine Fingerkuppe meine Unterlippe nachzeichnet. Mein Blick verbindet sich mit seinem, als ich meine Augen öffne und ihn mit meiner Zunge koste. Er knurrt, seine Augen weiten sich für einen Moment. Dann beugt er sich hinab und senkt seine Hand, bevor sein Mund seine vorherige Berührung wiederholt. Ich neige meinen Kopf, öffne leicht meine Lippen und gewähre ihm Einlass. Er stöhnt, eine seiner Hände umfasst meine Hüfte, die andere taucht in mein Haar und greift nach einer Strähne an meinem Hinterkopf. Ich knabbere an seiner Unterlippe, was ihm ein weiteres Stöhnen entlockt.

Langsam beendet er den Kuss, sein Atem geht schwer und der Blick aus seinen halb geschlossenen Augen findet meinen. „Exeter“, raunt er.

„Wyatt.“

„Fuck“, zischt er, ehe seine Lippen erneut meine berühren. Dieses Mal füllt seine Zunge meinen Mund voll aus und ich stöhne meinerseits auf. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie er mich küsst, außer dass der Mann meinen Mund fickt. Ich lege meine Arme um seine Schultern. Meine Finger streichen über seinen Nacken und befühlen sein etwas längeres Haar, das weicher ist, als ich erwartet habe. Er stöhnt, zieht sich von mir zurück, und wir beide atmen schwer, während wir uns gegenseitig anstarren.

„Du kannst verflucht gut küssen, Exeter. Gottverdammt, dieser Mund wurde gemacht fürs Küssen, Süße.“

„Ist das alles, was du vorhast?“, frage ich. Mein Körper ist zu heiß, meine Beine sind zu wackelig und mein Herz schlägt zu schnell.

„Nein, Ma’am.“ Er grinst, beugt sich vor und hebt mich hoch.

Hebt.

Mich.

Hoch.

Mich.

Kleidergröße vierundvierzig, viel Titten, Arsch und dicke Schenkel, mich. Ich protestiere, aber er bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen, während er den Flur entlang stapft. Er biegt rechts ab und legt mich ohne große Worte aufs Bett.

„Zieh dich aus, Exeter“, fordert er.

Ein Schauer des Verlangens durchfährt meinen gesamten Körper. Ich greife nach dem Saum meines schwarzen Tops, ziehe es schnell über meinen Kopf und werfe es irgendwohin. Völlig egal, wo es landet. Dann stehe ich auf und öffne den Reißverschluss meiner engen Stretch-Jeans. Gott sei Dank gibt es Lycra, denke ich, als ich sie mir von den Beinen streife. Meine Wangen fühlen sich heiß an, als mir klar wird, dass ich nur noch in Slip und BH vor diesem Mann stehe. Einem praktisch Fremden.

Der Raum ist in schwaches Licht getaucht, das von der einzigen Lampe in der Zimmerecke stammt. Jetzt gibt es kein Verstecken mehr. Er kann alles von mir sehen, und obwohl es mir eben beim Ausziehen nichts ausgemacht hat, ist es mir nun, mit einem etwas weniger lustvernebelten Gehirn, doch wichtig, was er denkt.

„Fuck“, zischt er.

Er schließt den Abstand zwischen uns, und bevor ich merke, was passiert, geht seine Zunge wieder mit meiner auf Tuchfühlung. Ich stöhne, öffne mich mehr für ihn, heiße seine Zunge willkommen. Seine Hände sind warm, als er sie auf meine Schultern legt und dann langsam über meinen Rücken gleiten lässt, während seine Lippen an meinem Hals hinunterfahren. Ich schließe die Augen, und er streift mir die Träger meines BHs ab, befreit meine Brüste aus ihrer Enge. Die kühle Luft küsst meine Haut, und meine Nippel werden sofort hart. Sein Mund erobert weiter meinen Hals, er saugt an meinem Schlüsselbein, senkt seinen Kopf noch mehr und umschließt eine meiner Brustwarzen mit seinen Lippen. Unwillkürlich grabe ich meine Hand in seine Haare, mein Kopf fällt zurück und ich wölbe ihm meine Brust stärker entgegen. Ich will mehr, so viel mehr. Seine Zunge flattert um meinen Nippel, umkreist ihn noch einmal, bevor sein Mund zur anderen Seite wandert. Er saugt, wirbelt und umkreist meine andere Spitze. Dabei stelle ich mir vor, wie er das Gleiche mit meiner Klit macht. Ein Schauer durchströmt meinen Körper bei diesem Gedanken.

„Wyatt“, wimmere ich, unfähig mich zu kontrollieren.

Er stöhnt, sein Mund verlässt nie meine Haut, weder während er meine Brüste noch meinen Bauch oder meine Pussy küsst. Ich trage immer noch meinen schlichten, schwarzen Baumwollslip. Seine Finger haken sich in die Seiten meines Höschens und er zieht es langsam meine Beine bis zu meinen Fußknöcheln hinunter.

„Süße, schmeckt deine Pussy so fantastisch wie dein Mund?“, fragte er.

„I-i-ich …“, stammle ich, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

Zum Glück erwartet Wyatt keine Antwort. Seine Hände greifen nach meinen Hüften, und ohne Widerstand meinerseits zieht er mich nach unten, sodass ich am Ende des Bettes sitze.

„Spreize diese wunderschönen Schenkel für mich“, fordert er, und seine Augen blicken nirgendwo anders hin als zu der Beute, auf die er so sehr aus ist.

Kapitel 2

Wyatt

Exeters Wangen färben sich rosa vor Verlegenheit. Sie ist komplett nackt, die Beine geöffnet, ihr Geschlecht rosa und feucht. Gottverdammt, sie ist die schönste Frau, die ich jemals in meinem Bett gehabt habe. Ich kann nicht glauben, dass ich ihre Pussy vernaschen werde, denn ich kenne diese Frau nicht einmal, aber fuck, ich verzehre mich wirklich nach ihr. Ich habe bisher nur Sammi geleckt, jede andere Frau, mit der ich geschlafen habe, war ein schnelles Rein-und-Raus-Ding. Aber das hier ist anders, sie ist anders. Sie ist keine abgebrühte Barschlampe, nicht irgendeine Tussi aus einer Studentenverbindung, die den Sommer zu Hause verbringt.

Exeter hebt ihre Hand, fährt mit ihren Fingern durch mein Haar. Ich beuge mich etwas vor und inhaliere tief ihren Duft.

„Fuck, du wirst süß schmecken.“

Ihre Wangen färben sich knallrot, und ich merke, dass ich sie deswegen nur noch mehr begehre. Mein Blick ruht auf ihr, während ich mit meiner flachen Zunge durch ihre gesamte Mitte gleite. Ihre hellen Augen weiten und verdrehen sich, bevor sich ihre Lider flatternd schließen.

„O Gott“, seufzt sie, als ich ihre Klit umkreise.

Ihre Beine fallen weiter auseinander, geben meinen Schultern mehr Raum, und ich ergreife die Gelegenheit näher zu rücken. Ihre Hüften heben sich, mein Blick bleibt fest auf sie gerichtet. Ich nehme ihre Signale wahr, während ich mich mit ihrem Körper vertraut mache, mit ihren Wünschen, mit ihren Bedürfnissen – mit ihrem Verlangen. Exeters Finger krallen sich in meinem Haar fest, und ich stöhne auf, als sie ihre Pussy gegen mein Gesicht presst. Ich schiebe zwei Finger in sie hinein, während meine Zunge sich auf ihren Kitzler konzentriert. Ihr gesamter Körper erzittert, als ich mit meinen Fingern in ihre feuchte Hitze rein- und rausstoße. Ich knurre, stelle mir vor, wie mein Schwanz den Platz meiner Finger in ihr einnimmt. Sie ist warm und feucht, so gottverdammt süß und einladend, dass ich mich kaum zurückhalten kann. Ihre Schenkel beben neben meinem Kopf, als ich die Geschwindigkeit meiner Zunge erhöhe.

„Ich komme gleich“, schreit sie.

Ich werde schneller, meine Finger und meine Zunge bewegen sich so rasend schnell, dass sie gezwungen sein wird, gleich auf meiner Zunge zu kommen. Ein Laut entringt sich ihrer Kehle, eine Mischung aus Wimmern und Schluchzen. Ihr ganzer Körper zittert, und letztendlich schließe ich die Augen, als sie ihren Höhepunkt erreicht. Ich kann nicht aufhören, sie zu schmecken, nehme jedes verfickte Bisschen von ihrem süßen Geschmack auf. Erst als sie komplett entspannt ist, ihr Körper kraftlos vor mir, ziehe ich mich widerwillig zwischen ihren Beinen zurück. Ich wünsche mir, ich könnte die ganze gottverdammte Nacht mit meinem Gesicht in ihrer Pussy vergraben sein. Verdammt, sie riecht und schmeckt spektakulär.

„Wyatt“, haucht sie und ihre Hände lösen sich aus meinem Haar.

Ich küsse mich ihren Bauch hinauf und bemerke dabei, dass sie versucht, ihn einzuziehen. Das braucht sie nicht, ihr Körper ist weich und üppig, er ist perfekt. Ich greife hinter mich und ziehe mir mein Hemd über den Kopf. Exeter tastet nach meiner Hose, öffnet den Knopf meiner Jeans und den Reißverschluss und zieht sie samt meiner Boxershorts über meine Hüften. Mein Schwanz springt heraus, sofort umschließen ihre Finger meine Länge und beginnen diese geübt zu streicheln.

„Fuck“, zische ich und presse meine Lippen auf ihre. Ich fülle ihren Mund mit meiner Zunge, koste sie. Verflucht, ich könnte abwechselnd ihren Mund küssen, ihre Pussy lecken und würde als glücklicher Mann sterben. Sie streichelt erneut meinen Schwanz, ihr Griff ist fest, es fühlt sich so verdammt gut an. Ich bin im Begriff auf ihrem Bauch zu kommen, und das werde ich auch tun, aber erst, wenn ich in ihr war. Ich schlinge meine Finger um ihr Handgelenk, ziehe sie von meinem Schwanz weg und drücke ihren Arm über ihren Kopf. Sie keucht auf und wölbt ihren Rücken. Nichts wünsche ich mir sehnlicher, als sofort in sie einzutauchen. Ich greife in meine Jeanstasche und ziehe ein Kondom heraus. Mit den Zähnen reiße ich die Folie auf, lasse ihr Handgelenk los und rolle es über mein steifes Glied.

„Bist du bereit?“, krächze ich.

Sie leckt sich über ihre Lippen, nickt dann und ihr Blick findet meinen. Ich platziere meinen Schwanz vor ihrer Mitte und drücke nur die Spitze hinein. Keuchend schließe ich meine Augen.

„Ich bin bereit“, seufzt sie.

Ohne noch einen weiteren Moment zu verschwenden, versinke ich bis zur Wurzel in ihr. Ich fluche abgehackt, als ich ihren Körper vollständig ausgefüllt habe. Sie ist so warm, so nass, und ich verfluche dieses beschissene Kondom zwischen uns. Am liebsten würde ich sie pur und klitschnass spüren.

„Wyatt“, wispert sie.

Ich umfasse ihre Taille und ziehe sie näher zu mir heran. Wie hypnotisiert beobachte ich, wie mein Schwanz in sie hinein- und wieder herausgleitet und das Kondom mit jedem Stoß mehr von ihrer Nässe bedeckt wird.

Sie wird voll und ganz von mir ausgefüllt, nimmt mich tief in sich auf. Ihre Beine bewegen sich, rücken näher an ihre Brust und erlauben mir, so noch mehr in ihr zu sein. Mit meiner Hand gleite ich über ihren Busen, bis meine Finger sich um ihren Nacken legen und sie sanft festhalten, während ich sie weiter langsam ficke. Ich möchte das hier nicht übereilen, sonst komme ich in Sekundenschnelle. Es soll noch etwas dauern, zumindest eine kleine Weile, ein paar Minuten.

Exeter hebt beide Hände, ihre Finger krallen sich in das Laken über ihrem Kopf, und dann überrascht sie mich, als sie ihren Rücken durchdrückt und sich gegen mich stemmt.

„Mehr“, bettelt sie.

„Fuck“, knurre ich.

Ich ziehe mich aus ihr heraus, umklammere die Außenseiten ihrer Oberschenkel und drehe sie auf den Bauch. Dann halte ich mich an ihren üppigen Hüften fest, ziehe ihren Körper hoch und fülle sie mit einer einzigen fließenden Bewegung wieder aus. Ihr entweicht ein langes Stöhnen. Ich gebe ihr keine Zeit, sich anzupassen, sondern ficke sie hart. Meine Finger drücken sich in ihr Fleisch, mein Kiefer spannt sich an und ich knurre, während ich sie von hinten nehme.

„Ja“, zischt sie, drückt sich gegen mich, fickt mich mit der gleichen Kraft, Stärke und purer Lust, wie ich sie ficke. „O Gott. Ich komme, hör nicht auf“, schreit sie.

Ihr Arsch bebt, ich beobachte voll Ehrfurcht, wie sie sich bewegt, und dann fühle ich, wie sich ihre Pussy um mich zusammenzieht. Erst dann lasse ich mich gehen. Noch dreimal ramme ich in ihre feuchte Hitze, bevor mein Rücken kribbelt und sich meine Eier zusammenziehen. Ich gleite aus ihr heraus, reiße das Kondom herunter und wichse meinen Schwanz, bis mein Samen sich in langen, heißen Schüben über ihrem verflucht geilen Arsch verteilt. Ich verreibe mein Sperma auf ihrer Haut, liebe es, wie sie damit aussieht. Sie liegt auf ihrem Bauch, schaut über die Schulter zu mir, und unsere Blicke treffen sich. Irgendetwas in mir verändert sich, und mir wird klar, dass diese Frau nicht einfach irgendein Fick ist. Sie ist etwas anderes.

Etwas Bedeutenderes.

***

Exeter

Meine Lider öffnen sich und ein schwerer Arm legt sich um meinen Rücken. Scharf atme ich ein, meine Augen passen sich dem dunklen Raum an. O mein Gott. Ich habe mit einem völlig Fremden geschlafen. Von all den Dummheiten, die ich in meinem Leben bisher getan habe, ist dies die absolut dümmste. Keine Ahnung, was mich da geritten hat.

Mich selbst verfluchend, schließe ich meine Augen. Ich bin eine schreckliche Lügnerin, sogar mir selbst gegenüber. Warum ich mit Wyatt nach Hause gegangen bin, weiß ich genau. Langsam bewege ich meinen Kopf und blinzle, sodass ich ihn ansehen kann. Er liegt auf seinem Bauch und schläft auf seiner Wange. Seine Augen sind geschlossen, seine Lippen zusammengepresst und kaum zu erkennen unter seinem dichten, dunklen Bart. Wenn er die Augen öffnen würde, würde ich seine hellbraunen Augen sehen, und das ist der Grund, warum ich mit ihm gegangen bin – er ist wunderschön. Ein Mädchen wie ich erregt nicht die Aufmerksamkeit eines Mannes wie ihm. Seine raue Schönheit, sein durchtrainierter, muskulöser Körper, sein lässiges Lächeln. Noch nie in meinem Leben hat mich jemand wie er zweimal angesehen, geschweige denn mich gefragt, ob ich mit ihm nach Hause gehen will.

Ich nehme einen tiefen Atemzug und versuche, mich von seinem Bett zu lösen, denn ich muss gehen. Ich muss verschwinden. Sobald er mich im Morgenlicht sieht, wird er es bereuen, mich jemals berührt zu haben. Kein Mann wie er, kein guter Mann mit einem netten Haus, einem neueren Truck und sauberen, rauen Arbeiterhänden würde Abschaum wie mich wollen. Ich mag zur Schule gegangen und eine staatlich geprüfte Krankenschwester geworden sein, aber ich bin immer noch Exeter White. Ich bin immer noch das Mädchen, das von ihrem Vater missbraucht worden ist, immer noch das Mädchen, das mit siebzehn Jahren abgetrieben hat. Für einen Mann wie ihn werde ich nie etwas taugen. Ich verdiene niemanden, der gut ist. Niemanden, der so liebevoll lächelt, dessen Berührungen nicht von grausamen Absichten durchdrungen sind. Ich bin zu schmutzig für ihn, zu beschädigt für jeden, der so ist wie er.

So leise wie möglich ziehe ich mich an und schnappe mir meine Handtasche. Meine Schuhe ziehe ich erst an, nachdem ich aus der Haustür geschlüpft bin. Ich wende mich nach rechts und laufe zurück zur Bar, zu meinem Auto. Wie furchtbar dumm von mir, ich hätte selbst hierher fahren sollen. Aber ich habe ja auch nie behauptet, klug zu sein, denn das bin ich nicht. Bin es nie gewesen und werde es nie sein.

Die Straßen sind ruhig und dunkel, als ich mich auf den Weg zur Country-Bar mache. Ich höre überall um mich herum Geräusche, Tiere, die sich in der Dunkelheit bewegen. Es wäre bestimmt nicht gut, ihre Wege zu kreuzen, und ich hoffe, dass sie verborgen in der Dunkelheit bleiben und nicht in meiner Nähe auftauchen. Mit gesenktem Kopf konzentriere ich mich auf meine Füße, mache einen Schritt nach dem anderen.

Tränen schießen mir in die Augen beim Gedanken daran, dass ich diesen schönen Mann und das bequeme Bett verlassen habe. Mein Körper sehnt sich dorthin zurück, um in seinen muskulösen Armen zu versinken. Aber mein Verstand ist klüger als dieser Gedanke, er weiß, dass nichts Gutes dabei herauskommen wird, die Enttäuschung in seinen Augen zu sehen, wenn er erkennt, wer und was ich bin. Es fühlt sich an, als würde ich stundenlang laufen, vor allem, weil diese Schuhe so unbequem sind. Das Brummen eines Pick-ups ertönt hinter mir, ich sehe das Licht der Scheinwerfer und halte meinen Atem an.

„Bitte lass mich heute Nacht nicht sterben“, wispere ich.

„Exeter“, ruft eine dunkle Stimme und übertönt den lauten Motor.

Mein gesamter Körper erstarrt für einen kurzen Moment, ehe ich mich langsam umdrehe. Es ist Wyatt, stelle ich zu meinem Entsetzen fest, und er sieht angepisst aus, wenn ich mir sein Gesicht so anschaue.

„Wyatt …“, flüstere ich, bevor meine Stimme versagt.

Er springt aus dem Truck und stürmt auf mich zu. Im Licht der Scheinwerfer erkenne ich, dass seine Haare zerzaust sind, seine Kleider verknittert und verrutscht und seine Jeans in seine Boots gestopft.

„Was zur Hölle ist los mit dir?“, brüllt er.

Ich zucke erschrocken zusammen und schaue direkt in sein verärgertes Gesicht. Er stemmt die Hände in die Hüften und spuckt wütend auf den Boden in den Dreck. „Nein. Ich will es gar nicht wissen. Du wirst nur etwas Beschissenes sagen“, knurrt er.

„Wie bitte?“, hauche ich.

Er schüttelt seinen Kopf, sein Blick findet meinen. „Du hast dich aus meinem Bett geschlichen. Du spazierst in tiefster Nacht herum, allein, mitten im verdammten Nirgendwo. Also nehme ich an, dass irgendein Scheiß in deinem Kopf vor sich geht, denn keine Frau, die halbwegs bei Verstand ist, würde tun, was du gerade tust.“

„Du bist ein Arschloch“, erwidere ich.

Er nickt. „Jepp“, sagt er und zieht die Brauen hoch, als ob das nichts Neues wäre. „Steig verdammt noch mal in den Pick-up.“

Ich verschränke die Arme vor meiner Brust. „Nein“, sage ich und stampfe unterstreichend mit dem Fuß auf.

Er schüttelt den Kopf. „Steig verdammt noch mal in den Wagen. Ich bringe dich sicher zu deinem Auto!“, befiehlt er.

Ich presse meine Lippen aufeinander, beiße mir dann auf die Unterlippe und denke über sein Angebot nach. Ich möchte wirklich nicht zu Fuß gehen. Er hat recht, es ist nicht sicher. Obwohl mir keine Überfälle bekannt sind, bedeutet das nicht, dass nicht doch etwas in unserer kleinen Stadt passieren kann.

„Okay“, flüstere ich.

„Großartig.“

Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um, geht hinüber zu seiner Seite des Trucks und springt rein. Er hilft mir nicht hinein, so wie noch vor ein paar Stunden. Ich vermute, nachdem er mich gefickt hat, ist jeder Sinn für eine ritterliche Gentleman-Geste dahin. Gut zu wissen.

Schweigend fährt er mich zu meinem Auto. Als wir vor der Bar angekommen sind, fährt er vor die Rückseite meines Autos, dem einzigen, das auf dem Parkplatz übrig geblieben ist. Er sagt nichts, stellt nicht mal den Hebel auf Parken.

Ich steige auf der Beifahrerseite aus und betrachte sein schönes Profil, um zu versuchen, es mir einzuprägen. Denn ich weiß, dass ich nie wieder etwas so Reines und Gutes in meinem Leben haben werde.

„Tschüss“, wispere ich.

Kapitel 3

Wyatt

Arbeit ist das, was ich brauche. Arbeit wird mich von allem ablenken, was mit Exeter zu tun hat. Gestern ist ein verdammter Albtraum gewesen. Ich habe den gesamten Tag im Bett verbracht und ihren Duft auf meinen Laken gerochen. Ich habe nicht gewollt, dass sie mich verlässt. Dummerweise bin ich davon ausgegangen, dass wir gemeinsam im Bett aufwachen, wieder ficken und dann etwas frühstücken würden. Wieder einmal haben meine Vorstellung und mein Verlangen die Oberhand gewonnen. Es ist falsch, sie als mehr als einen Fick aus der Bar zu betrachten.

Ein One-Night-Stand ohne die Option auf mehr. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ich jemals mehr haben werde. Ich werde nie das haben, was mein Cousin Rylan und seine Frau haben.

Ich werde nie eine Familie haben.

Mein Telefon klingelt und ich seufze beim Blick auf das Display. Es ist Mama. Sie ruft mich immer montags auf meinem Weg zur Arbeit an. Rylan wartet bei sich zu Hause auf mich, also gehe ich schnell ran.

„Du warst länger nicht zum Abendessen da“, tadelt sie zur Begrüßung.

„War beschäftigt, Mama“, lüge ich.

Sie brummt, wissend, dass meine Worte eine Lüge sind. „Ich möchte Rylans Frau kennenlernen und meinen Neffen wiedersehen, es ist schon viel zu lange her.“

Ich überlege, die zwei für ein Familienessen mit zu meinen Eltern zu nehmen, und schüttle den Kopf. Sie haben genug Scheiße laufen und brauchen nicht noch mehr davon. Channing ist schwanger, und der Vater des Babys ist ein verdammtes Arschloch, das gemeinsam mit seiner Schlampe von Frau nicht aufhört, sie zu schikanieren. Rylans Nerven hängen an einem seidenen Faden. Sein Absturz vor ein paar Wochen hat mich zu Tode erschreckt, und ich glaube nicht, dass ein gemütliches Familienessen ihm helfen würde.

„Bald“, versuche ich, sie hinzuhalten.

Sie gibt ein missbilligendes Brummen von sich, aber dankenswerterweise pocht sie nicht weiter darauf.

„Wie wäre es mit nächstem Sonntag? Ich komme vorbei“, murmle ich. Das Letzte, was ich tun möchte, ist zu meinen Eltern zu fahren. Nicht, dass ich sie nicht lieben würde, denn das tue ich. Es ist nur so, dass jedes Mal, wenn ich sie besuche, eine versuchte Ehevermittlung daraus wird. Sie wollen nur, dass ich glücklich bin, das weiß ich, aber zu diesem Zeitpunkt bezweifle ich, dass ich jemals jemanden für mich finden werde.

Ich fahre vor Channings Doppelhaushälfte und hupe als Signal an Rylan, dass ich da bin.

„Okay“, entgegnet Mama und seufzt. „Ich mache dein Lieblingsessen, du kommst also besser“, fordert sie.

„Ja, Ma’am, werde ich“, stimme ich zu.

Sie beendet den Anruf mit einem Ich liebe dich, dann öffnet Rylan die Beifahrertür und springt hinein.

„Was ist dir über die Leber gelaufen?“, fragt er, während ich den Hebel auf Fahren stelle.

Ich grunze, nicht gewillt, in jener Unterhaltung zu landen, die sich ergäbe, wenn ich ihm von meinem Samstagabend mit Exeter erzählen würde. Er hat sein eigenes Drama zu bewältigen. Seine eigenen Probleme mit Channing, mit seiner Familie, mit seinen Dämonen. Ich habe kein Verlangen danach, ihn auch noch mit meiner Scheiße zu belästigen.

Nach den Wochen, die ich wegen des letzten Wirbelsturms von zu Hause weg gewesen bin, habe ich dringend Dampf ablassen müssen. Irgendwie bin ich dann bei ihr gelandet. Es wäre besser gewesen, sie nicht zu ihrem Auto zu fahren. Oder sie überhaupt gehen zu lassen.

„Da du mir nichts erzählen willst … können wir auf dem Heimweg bei Walmart anhalten?“, fragt er.

Seufzend fahre ich mir mit meinen Fingern durchs Haar. „Ja“, brumme ich.

Rylan grinst mich an. Es ist nicht nötig, ihn direkt anzusehen, um zu wissen, wie strahlend sein Lächeln ist. Er verdient alles Glück dieser Erde und ich freue mich für ihn. Ich wünsche mir nur, ich würde nicht ganz so oft Zeuge davon sein müssen.

Das Werksgelände kommt in Sicht und ich reihe mich mit meinem Pick-up neben den Fahrzeugen der anderen Männer ein. Als ich den Wagen parke, wird mir klar, dass dies die letzte Woche ist, die wir zusammen arbeiten werden. Ziemlich sicher trägt auch das zu meiner beschissenen Laune bei. Ich gehe rüber zu meiner Crew und hebe mein Kinn zum Gruß, als ich bei meinem Vorarbeiter ankomme.

„Bist du bereit für heute?“, fragt er.

„Wie viele Masten müssen wir setzen?“

„Wir müssen sechs Löcher graben und dann setzen wir sechs Masten ein. Ich würde gerne zehn schaffen, aber lass uns bei sechs bleiben“, erklärt er.

„Verdammt, ja, lass sie uns graben und setzen“, brumme ich.

Rylan und ich beladen meinen Truck, der Vorarbeiter und die anderen Kollegen jeweils ihre Wagen. Die Baustelle ist etwa dreißig Minuten entfernt, also fahren wir im Konvoi dorthin, der Vorarbeiter vorneweg in seinem Pick-up. Es wird ein anstrengender Tag, aber das ist genau das, was ich brauche, um mich von der Frau abzulenken, an die ich jede Sekunde denken muss, seit ich sie getroffen habe. Ich umklammere das Lenkrad fester und versuche, mir nicht ihren kurvigen, nackten Körper vorzustellen. Nach einem tiefen Atemzug versuche ich, ebenfalls zu vergessen, wie sie geduftet, wie sich ihr dunkles Haar zwischen meinen Fingern angefühlt hat.

Fuck.

Ich muss wieder Sex haben. Ich muss mir Exeter aus dem Hirn vögeln.

„Du willst mir nichts erzählen, und das ist völlig in Ordnung für mich, Cousin. Aber du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn du willst. Ich werde dich nicht als Loser oder Weichei oder so betiteln“, spottet Rylan.

Schnell drehe ich meinen Kopf und starre ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Ein breites Grinsen ziert sein Gesicht – der Mistkerl will mich provozieren!

„Fick dich“, knurre ich.

„Danke, aber ich habe jemanden, der das für mich erledigt, und ich stehe nicht auf Inzest“, feixt er.

Ich kann nicht anders und breche in Gelächter aus. „Du bist ein Mistkerl“, ätze ich zwischen Lachen und Luftholen.

„Zumindest ist es mir gelungen, diesen mürrischen Ausdruck aus deinem Gesicht zu bekommen“, erwidert er ungerührt.

Ich seufze und beschließe, Exeter endgültig aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich kann mir keine Ablenkungen leisten, wenn ich zehn Meter hoch in der Luft bin, mit nichts anderem als meiner hydraulischen Hebebühne und den Truck-Stützen als stabilisierendem Anker. Ich muss in Höchstform sein, insbesondere wenn ich mit Elektrizität arbeite. Ein Fehler und du bist tot, oder du verlierst, im günstigsten Fall, als Folge des Stromschlags den gesamten verdammten Arm.

***

Exeter

MawMaw passt auf mich auf. Ich liebe meine Großmutter, das habe ich immer getan. Ihr Zuhause ist meine Rettung gewesen, als ich siebzehn geworden bin. Am Tag meiner Abtreibung bin ich zu ihr gegangen, um Trost, Liebe und Unterstützung zu finden. MawMaw hat mich nur einmal angesehen und mir verboten, zurück nach Hause zu meinem Vater zu gehen – wenn man ihn so nennen kann.

Meine Mutter ist die Tochter von MawMaw, sie starb, als ich ein kleines Mädchen gewesen bin. Unglücklicherweise hat sie mich allein mit dem Mann gelassen, der mich nicht nur gezeugt, sondern auch missbraucht hat. Eine ganze Familie von Perversen, geboren und aufgewachsen in einem Leben voll Schrecken. Meine Cousine Emily und ich sind die Hauptleidtragenden ihrer Verdorbenheit gewesen. Ich habe das Glück gehabt, dort rauszukommen, aber Emily nicht. Sie hat jahrelang psychisch darunter gelitten. Selbst jetzt, während sie erwachsen wird, hat sie mit ihren Dämonen zu kämpfen, wie man an der Wahl ihrer Beziehung sehen kann. Sie ist mit Jacob zusammen, der zufällig MawMaws direkter Nachbar ist. Er ist doppelt so alt wie sie, und ich glaube, dass er sie auf ähnliche Weise missbraucht, wie es ihr eigener Vater getan hat.

„Wo ist Emily?“, frage ich und wische die Küchentheke ab. Dort sind Krümel vom Frühstückstoast, die das billige Resopal verschmutzen.

MawMaw winkt ab. „Dieses Mädchen ist wild. Sie hat einen Wutanfall bekommen, weil ich sie gebeten habe, mich in den Einkaufsladen zu fahren“, sagt sie und seufzt.

Emily wohnt seit letztem Jahr bei mir, aber sie verbringt so viel Zeit bei MawMaw, dass es zu ihrem zweiten Zuhause geworden ist, insbesondere wenn ich Spätschicht habe. Wenn sie nicht zu Hause ist, hängt sie hier herum, und in letzter Zeit ist sie meistens nebenan. „Bleibt sie immer noch bis spätnachts weg und treibt sich in der Stadt herum?“, frage ich beiläufig.

MawMaw nickt mit dem Kopf. „Dummes Mädchen. Wenn ich sie nur hierbehalten könnte. Sie ist jetzt achtzehn, ich weiß, aber etwas stimmt nicht mit ihr, Kind.“

Ich schließe meine Augen für einen kurzen Moment. Nein, etwas stimmt ganz sicher nicht mit Emily. Ich habe MawMaw bisher nichts über Jacob erzählt, doch ich erkenne immer häufiger die Anzeichen. Sie ist verschlossener als je zuvor, hat eine erhebliche Menge an Gewicht verloren und versucht, die Blutergüsse auf ihrem Körper zu verstecken. Alles Beweise für seine Misshandlungen. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen kann. An ihrem achtzehnten Geburtstag habe ich sie endlich von ihrem Vater wegbekommen und sie ist bei mir eingezogen, aber ich habe keine geregelten Arbeitszeiten und ich kann nicht immer Tag und Nacht auf sie aufpassen. Zudem ist sie achtzehn, fast neunzehn. Ich kann sie nicht aufhalten, auch wenn ich es will. Alles, was ich tun kann, ist, für sie da zu sein, einfach da zu sein.

„Musst du noch in den Supermarkt?“, frage ich, um das Thema zu wechseln.

„Ich werde am Wochenende Gumbo für die Kirche kochen“, erklärt sie.

„Also, dann komm. Ich fahre dich“, sage ich lächelnd.

MawMaw steht auf, dann kommt sie auf mich zu, und ich halte den Atem an, als sie die Hand ausstreckt. Sie streicht mir eine Strähne meines dunklen Haares hinter mein Ohr, ihre Augen sind freundlich und sanft, als sie mich ansieht.

„Du bist ein gutes Mädchen, Exeter. Ihr Mädchen habt dieses Leben, das euch das Schicksal zugedacht hat, nicht verdient. Aber, liebes Kind, du hast dich da rausgekämpft. Ich würde mir wünschen, du würdest deinen Wert erkennen.“ Sie lächelt.

Ihre Worte erfüllen mein Herz, bis es fast platzt, und ich wünsche mir, sie annehmen und glauben zu können, so wie sie es sich verzweifelt für mich erhofft. Ich möchte glauben, dass ich gut bin, dass ich mich rausgekämpft habe, aber meine Sünden lasten zu schwer auf meinen Schultern. Die Taten, die ich begangen habe, werden mir nie verziehen werden.

„Bist du bereit fürs Einkaufen?“, frage ich gut gelaunt und weigere mich, auf ihre Worte zu reagieren.

Sie schüttelt den Kopf, offensichtlich verärgert über mich. Das ist okay, mir macht es nichts aus, wenn man sich über mich ärgert, vor allem, wenn es meinen Ausflüchten dient. Ich spurte aus dem Haus, um das Auto zu starten, damit ich die Klimaanlage schon mal anschalten kann. Da erhasche ich einen Blick auf Emily, die sich an Jacobs Haus entlang drückt. Ich beschließe, mit ihr zu sprechen. Zumindest muss ich versuchen, ihr auszureden, da reinzugehen, obwohl ich noch nicht mal weiß, was sie auf der anderen Seite der Tür wirklich erwartet. Tief in meinen Knochen spüre ich jedoch, dass es richtig übel ist.

„Emily“, zische ich.

Sie stoppt, dreht sich um und ich ziehe eine Grimasse beim Anblick der eindeutigen Blutergüsse um ihren schlanken Hals. Ihre Augen erschrecken mich am meisten, sie sind völlig leer. Allerdings weiß ich, dass ihr Vater das Licht in ihnen bereits vor Jahren getötet hat, so wie es bei mir der Fall gewesen ist. Noch vor wenigen Wochen hat es tief in ihrem Inneren einen kleinen Glanz gegeben, aber dieser ist komplett erloschen. Mein Herz tut weh bei diesem Gedanken.

„Komm heim, geh nicht“, flehe ich leise.

Sie schüttelt den Kopf einige Male und schaut dann hinter sich auf das Haus, bevor sie ihren Blick wieder mir zuwendet. „Er ist das Beste, was ich je hatte“, behauptet sie ausdruckslos.

„Du weißt nicht, was ein guter Mann ist, Emily. Komm mit mir zur Therapie, lass dir helfen“, flehe ich. Ich gehe seit zwei Jahren zu einem Therapeuten, nicht sicher, ob es irgendetwas für mich bewirkt. Meine Schuldgefühle haben sich nicht verringert, und ich arbeite immer noch daran, mich anders als ekelhaft zu fühlen. Außerdem erlaube ich mir nicht, überhaupt nur daran zu denken, eine echte Beziehung einzugehen.

„Du würdest nicht wissen, was du mit einem guten Mann anstellen sollst, selbst wenn er dir vor die Füße fällt“, erwidert sie und schnaubt auf.

Ich gehe nicht auf ihre Bemerkung ein. Ich habe einen direkt vor mir gehabt, einen großen, imposanten, reinen und guten Mann, und bin weggelaufen. Nicht, weil ich gedacht habe, dass ich etwas Besseres verdiene, ganz im Gegenteil. Ich weiß, dass ich nichts von ihm verdiene, nicht mal den epischen Orgasmus, den er mir geschenkt hat.

„Hier geht es nicht um mich“, betone ich.

Sie schüttelt trotzig ihren Kopf. Sie ist so jung, und ich wünsche mir, zu ihr durchzudringen, aber mir ist klar, dass ich nichts tun kann, bis sie bereit für Hilfe ist. Sie muss mehr für sich wollen, für ihre Zukunft. Bis dahin werde ich da sein, warten und hoffen, dass sie zu mir kommt, wenn sie bereit dazu ist.

Emily wendet sich von mir ab, ohne ein Wort zu sagen, und flüchtet nach hinten in den Garten.

Kapitel 4

Wyatt

Rylan klettert in den Truck und ein ungutes Gefühl überkommt mich. Ich weiß, dass es daran liegt, weil heute unser letzter gemeinsamer Tag ist. Seine und Channings Vergangenheit verursachen Probleme für ihre Zukunft, also habe ich vorgeschlagen, dass sie in eine ein paar Stunden entfernte, etwas größere Stadt ziehen. Vielleicht wird in einer großen Stadt nicht so hart über sie geurteilt? In einer unserer Crews ist eine Stelle für einen Bodenarbeiter frei geworden, was genau die Position ist, die er jetzt hat. Es scheint der perfekte Zeitpunkt zu sein. Aber jetzt, wo es bald so weit ist, möchte ich nicht, dass er geht. Ich mag seine Anwesenheit, und ich habe das Gefühl, dass wir endlich wieder so einen guten Draht wie früher zueinander haben. Was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte.

„Ich soll am Montag einfach dort aufkreuzen?“, fragt Rylan und unterbricht meine trostlosen Gedanken.

Ich brumme, nicht fähig ihm wirklich zu antworten, nicht so, wie er es will. Ich möchte schlicht und einfach nicht, dass er geht. Schließlich seufze ich tief, ehe ich grinse. „Jepp, sprich einfach mit Big Rickie. Er ist dein neuer Vorarbeiter“, instruiere ich ihn.

Der Rest der Heimfahrt verläuft schweigend. Wir sind beide in unseren eigenen Gedanken versunken.

Ich fahre an den Gehsteig vor ihrem Doppelhaus und runzle die Stirn, als ich bemerke, dass ihre Zufahrt leer ist.

„Wo ist Channing?“, frage ich.

Rylan blickt von der leeren Einfahrt zu mir zurück, seine Stirn ist ebenfalls gerunzelt. „Keine Ahnung. Sie hat mir nicht gesagt, dass sie länger arbeiten muss. Sie hätte eigentlich gegen drei Uhr zu Hause sein müssen.“ Sein Blick wandert zur Uhr an meinem Armaturenbrett und sein Körper spannt sich sichtlich an. Es ist schon nach sechs Uhr am Abend.

„Ich gehe mit dir hinein“, kündige ich an und stelle den Motor des Pick-ups ab. Ich folge Rylan und bemerke, wie er seine Hand in die Tasche gräbt. Seine Bewegungen sind steif und abgehackt, offensichtlich, weil er eine Scheißangst hat. Allein das lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Langsam schließt er die Tür auf, und ich bleibe dicht hinter ihm, als er die Tür öffnet und einen Schritt hineingeht.

Das gesamte Haus ist totenstill.

Es dauert nur Sekunde, bis wir realisieren, dass das Haus völlig leer ist. Sie ist nicht hier, aber das sollte sie verdammt noch mal sein.

„Lass uns zum Diner fahren“, schlage ich vor.

Rylan hebt sein Kinn und nickt. „Ich werde vorher noch schnell im Schlafzimmer nachsehen.“

Das braucht er nicht, sie ist nicht hier, das spüre ich tief in meinen Knochen. Niemand ist zu Hause, niemand ist zu Hause gewesen, schon seit Stunden nicht mehr. Rylan rennt ins Schlafzimmer. Auf seinem Rückweg trifft sein Blick meinen. „Wir fahren zum Diner“, ruft er mir zu.

„Wir werden sie finden“, meine ich. Ich weiß nicht, ob ich es ihm zu seiner Beruhigung oder zu meiner versichere. Vielleicht versuche ich nur, mich selbst zu beruhigen, denn Channing ist nicht nur die Frau meines Cousins. Sie ist seine Rettung, und ich bin mir nicht sicher, ob er ohne sie so gut zurechtkommen würde wie im Moment.

Ohne sie wäre seine Welt noch dunkler als meine.

Ich rase durch die Stadt. Es ist mir scheißegal, ob der Sheriff mich rauszieht und ich eine Strafe aufgebrummt bekomme. Im Grunde hoffe ich sogar, dass er es tut. Es würde diese Situation verdammt vereinfachen. Ich biege in die Straße zum Diner ein und atme auf, als ich Channings Auto auf demselben Parkplatz stehen sehe, auf dem sie jeden Tag während der Arbeit parkt.

Wir springen beide aus dem Truck und rennen in den ruhigen Laden. Lulamae, ihre Kollegin, steht am Tresen und zieht die Brauen hoch, als sie uns im Panikmodus sieht.

„Wo ist sie?“, schreit Rylan.

Lulamae zuckt erschrocken zusammen und Clarence taucht hinter dem Tresen auf. Der kauzige, alte Koch runzelt die Stirn, als er uns sieht. Nachdem wir das Büro leer vorgefunden haben, mit Channings letztem Scheck noch auf dem Schreibtisch, legt sich Lulamae eine Hand in den Nacken und schlingt die andere um die Vorderseite ihres Halses. Ihre knochigen Finger treten unter dem Druck weiß hervor.

„Ich dachte, sie sei gegangen. Sie sagte, sie würde gehen. Ich habe ihr gesagt, sie soll gehen“, murmelt sie.

„Es ist nicht deine Schuld, Lulamae. Niemand konnte es ahnen. Sie müssen sie hinten rausgebracht haben“, versichert ihr Rylan.

„Weißt du, wo die beidenwohnen?“, fragt sie und dreht sich um, um Rylan anzusehen.

„Die beiden?“, frage ich, nicht sicher, von wem genau sie sprechen. Ich nehme an, dass dies alles mit dem Vater von Channings Baby und seiner Frau zu tun hat. Beide haben sich verdächtig hasserfüllt ihr gegenüber verhalten. Ein weiterer Grund, warum Rylan so angetan von ihr ist – sie muss genauso gerettet werden wie er.

Clarence schnaubt, sein Handy in seiner Hand. „Ich habe den Sheriff verständigt, aber ihr zwei solltet euch vielleicht auch auf den Weg machen“, schlägt er vor.

Rylan deutet mit seinem Kinn in meine Richtung, dreht sich dann um und verlässt das Diner. Ich folge ihm rasch, denn ich kann ihn nicht allein lassen, ich muss ihm helfen. Ich kann nicht zulassen, dass er wieder ins Gefängnis kommt oder dass seiner schwangeren Frau und ihrem Baby etwas passiert.

Sobald wir eingestiegen sind, starte ich den Truck, angle mein Handy aus der Hosentasche und scrolle durch meine Kontakte, bis ich den gesuchten Namen finde.

„Wyatt“, murmelt eine Stimme.

„Sind du und Louis noch in der Stadt?“, frage ich.

Er räuspert sich am anderen Ende. „Was brauchst du?“