Was wachsen will muss Schalen abwerfen - Kerstin Chavent - E-Book

Was wachsen will muss Schalen abwerfen E-Book

Kerstin Chavent

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Beschreibung

Hier geht es um Leben, um Aufbruch und Scheitern, um kleine und große Entscheidungen, um Ende und Neuanfang. Und es geht um Liebe. Viel Liebe. Die autobiografische Erzählung beginnt im flachen Norden Deutschlands und führt über Madrid, Barcelona und viele Stolpersteine in den Süden Frankreichs in ein kleines Winzerdorf mit unaussprechlichem Namen. Es ist die Geschichte der Befreiung aus einer zu eng gewordenen Korsage. So wie der Krebs sich häuten muss, um wachsen zu können, so muss die Erzählerin immer wieder das in sich auflösen, was sich verhärtet und verkrustet hat, um voranzukommen und am Leben zu bleiben. Auf ihrem Weg findet sie hierzu reichlich Gelegenheit. Mit Humor und Tiefe wird der Leser durch die atemberaubenden Landschaften des Südens geführt und bekommt Lust, sich selbst auf die Reise zu machen.

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Seitenzahl: 123

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Bisher erschienen

Die Enthüllung. Neue Normalität oder neues Bewusstsein? Futurum 2021

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La maladie guérit. De la pensée créatrice à la communication avec soi, Quintessence 2014

Krankheit heilt. Vom kreativen Denken und dem Gespräch mit sich selbst, Omega 2014

Spanisch lernen mit guten Freunden. Ein besonderes Lern- und Wörterbuch, Kindle 2011

Für meine Familie

Inhalt

Vorwort zur 2. Auflage

Stein auf Stein

Luftschlösser

Zur Sonne!

Verbrannte Flügel

Zwischen Himmel und Erde

In die Tiefe tauchen

Verborgene Perlen

Schicht um Schicht

Epilog

Vorwort zur 2. Auflage

Seit vielen Jahren schon befreit sich das, was wachsen will, aus einem zu eng gewordenen Kokon. Immer wieder werden alte Häute abgestreift und überflüssig Gewordenes aufgelöst. Der Schmetterling breitet die Flügel aus. Ist er bereit, zu fliegen?

Wir leben in einer Zeit, in der die Welt Kopf steht und viele unserer alten Gewissheiten zusammenbrechen, einer Zeit der Unsicherheit, in der niemand mit Bestimmtheit sagen kann, wie das Neue aussehen wird, das gerade dabei ist, sich aus dem Alten herauszuschälen. In einer Zeit, in der wir individuell und kollektiv dabei sind, eine neue Welt zu gestalten, möchte ich Mut machen, sich noch einmal mit Vergangenem auseinanderzusetzen.

Wie war die Familie, in die wir hineingeboren wurden? Erinnern wir uns an ihre Geschichten, daran, was unsere Vorfahren erlebt haben? Welche Erinnerungen haben wir an unsere ersten Lebensjahre, an die erste Liebe, die ersten Schritte in die Eigenständigkeit? Welche Steine wurden uns auf unserer Lebensreise in den Weg gelegt? Wie sind wir damit umgegangen? Wo stehen wir heute? Wie wollen wir leben? Was ist uns wirklich wichtig?

Auch wenn wir nicht wissen, wohin wir gehen, so wissen wir vielleicht ein wenig, woher wir kommen. Wie haben wir uns entwickelt, ausgewickelt, freigemacht von dem, was uns einengte? Haben wir die Schichten abgetragen, die uns von dem trennen, was wir wirklich sind? Erinnern wir uns an das wundervolle Wesen, das in uns wohnt? Haben wir Zugang zu der Kraft, die in jedem von uns pulsiert und die alles möglich macht, auch ein Überwinden der größten Schwierigkeiten?

Ich möchte mit meiner Geschichte zeigen, dass wir unsere Lebensgeschichte selber schreiben. Mögen gewisse Dinge vorgegeben sein – es liegt an uns, wie wir sie leben und wie wir mit ihnen umgehen. Nichts zwingt uns dazu, Opfer der Ereignisse zu sein, wie schwer sie auch auf uns lasten mögen.

Immer wieder habe ich erfahren, dass eine vermeintliche Katastrophe sich als ein Segen herausstellen kann und dass wir selber es sind, die die Tonart unserer Lebensmelodie bestimmen. Ich habe erfahren, dass es meine Haltung ist, die darüber entscheidet, wie sich die Dinge entwickeln. Und ich habe erfahren, dass ein neuer Anfang jederzeit möglich ist.

Es ist möglich, dass Krankes heilt und Gespaltenes wieder zusammenwächst, dass Blockierungen überwunden und Verbindungen wiederhergestellt werden. Doch es reicht nicht, es zu wollen. Um wirklich heile zu werden, müssen wir unser Fühlen, unser Sehnen, unser Denken und unser Handeln zusammenbringen. Wenn uns das gelingt, dann kann auch unsere Welt wieder ganz werden und heilen.

Mögen viele sich davon inspiriert fühlen, bei sich selbst auf die Suche zu gehen und Verhülltes ans Licht zu bringen. Ich wünsche mir, dass viele Menschen sich die Maske vom Gesicht nehmen und sich nicht mehr verstecken. Ich wünsche mir, dass wir uns an das Licht erinnern, aus dem wir kommen und in das wir immer wieder gehen. Ich wünsche mir, dass wir uns so zeigen, wie wir sind, als verletzliche und einzigartige Wesen auf dem Weg nach Hause.

Vor diesem Hintergrund möchte ich zu einer Reise einladen, die vom Norden Deutschlands über Spanien nach Südfrankreich führt. Es geht um Aufbruch und Liebe, um Leben und Tod, um Loslassen und Neuanfang. Es geht um den Versuch, fliegen zu lernen.

Stein auf Stein

Vor langer Zeit, so erzählt die Legende, hütete ein Junge seine Schafe in der kargen Hochebene des Languedoc. Seine Familie war arm und die Mutter konnte ihre Kinder kaum durch den Winter bringen. So oft er konnte, opferte der junge Hirte ein Tier aus seiner Herde und ließ es den Fluss abwärts treiben, bis es die Mutter unten im Tal, wo sich ihre Behausung befand, in Empfang nahm. Doch im Frühjahr, als die Schmelzwasser den Fluss zu einem reißenden Strom haben ansteigen lassen, zog die Mutter kein Lamm aus der Strömung, sondern ihre ertrunkenen Jungen. Sie war darüber so betrübt, dass sie untröstlich zu weinen begann und gar nicht wieder aufhören konnte. Damit gab sie der Grotte ihren Namen: Clamouse, die Klagende.

Wer besonders aufmerksam ist, kann ihr Wehklagen heute noch hören. Bei starken Regenfällen steigt der unterirdische Fluss in der Grotte gelegentlich so hoch an, dass er wie ein Wasserfall aus der Felsspalte herausschießt und die Straße nach Saint-Guilhem-le-Désert für eine Zeitlang unpassierbar macht. Dann sagen die Leute: Die Clamouse weint um ihr Kind.

Heute weint die Clamouse nicht und die Straße nach Saint-Guilhem ist frei. In der Wärme des frühen Sommertages verströmen wilder Thymian und Lavendel ihren Duft und umschmeicheln das Immergrün der Steineichen, Wacholderbüsche und Olivenhaine, die die karge, steinige Landschaft der Garrigue durchziehen. Nach einer langen Wanderung mache ich unterhalb der Grotte eine Pause am Fluss.

Ich habe einen breiten Felsen in der Nachmittagssonne bezogen, den Rücken an die Steinwand hinter mir gelehnt. Unter mir windet sich der Hérault durch die zerklüfteten Schluchten und leuchtet tiefblau und smaragdgrün zwischen den weißen Kalkfelsen. Zufrieden döse ich vor mich hin, als mich eine raue Stimme weckt.

„Pardon, stört es Sie, wenn ich mich auch hierhin setze?“ Etwas verstimmt blicke ich auf. Ich glaubte mich alleine und habe hier niemanden erwartet. Von der Sonne geblendet erkenne ich die Umrisse einer hohen Gestalt. Träume ich? Wie ein Trugbild erhebt sie sich vor mir. Ich erahne den klaren und aufmerksamen Blick einer Frau.

Überrascht richte ich mich auf. Der Stimme nach habe ich einen Mann erwartet. Die Erscheinung vor mir ist hochgewachsen und kräftig. Das Auffallendste an ihr ist das Haar: Wie ein sprühendes Feuerwerk umrahmen wilde, rote Locken das Gesicht und geben ihrem Aussehen etwas Ungezähmtes.

„Wenn Sie möchten, setzten Sie sich gerne hierher. Es stört mich gar nicht“, lüge ich. Umständlich rutsche ich ein wenig zur Seite und sitze etwas weniger bequem. Sie folgt meiner Einladung.

„Ich hoffe, ich erscheine Ihnen nicht allzu aufdringlich. Es ist eigentlich nicht meine Art, jemanden einfach so anzusprechen.“ Meine Ungehaltenheit verfliegt. Was tut sie hier? Sie sieht nicht so aus, als würde sie Urlaub machen. Ist sie Höhlenforscherin? Auf dem Jakobsweg unterwegs? Sie scheint etwas unbeholfen, so als sei die das Alleinsein gewöhnt.

Sie schaut mich mit interessiertem Blick an: „Sie sind nicht von hier, oder?“

„Nein. Ich komme aus dem Norden.“

Ein paar Libellen tanzen über die Wasseroberfläche und meine Gedanken fliegen nach Hause. Zu meinem alten Zuhause.

„ Was hat Sie hierher gezogen?“

„Oh, vieles. Das Licht, die Wärme, die Natur, die Landschaften, die rote Erde, die Menschen, ... und Sie? Warum sind Sie hier?“

„Die Steine.“ Mit einer Kopfbewegung weist sie hinter sich in Richtung Grotte. Ich muss lächeln. Ihre raue Stimme, ihre direkte, etwas unbeholfene Art – das passt gut zu der karstigen Welt der Höhlen, Schluchten und Canyons in dieser Gegend. „Steine bergen viele Überraschungen. Sie scheinen plump und banal. Man hält sie für tot. Doch sie leben! In ihrer rauen Schale können sie Kostbares verbergen und viele von ihnen haben heilende Kräfte. Um es zu entdecken, braucht man Zeit. Und man sollte sich nicht von Äußerlichkeiten abschrecken lassen.“ Ich seufze. „Da haben Sie sicher Recht. Doch mir fehlt es leider oft an Zeit. Meistens laufe ich ihr hinterher. Sie nicht?“

„Nein. Ich habe Zeit. Schließlich gibt es genug davon.“

„Stimmt. Man muss sie sich eigentlich nur nehmen. Immerhin tue ich das jetzt gerade. Ich genieße es, einfach nur in der Sonne zu sitzen.“

„Und ich habe Sie dabei unterbrochen.“

Wir sehen uns freundlich an. In ihrem Blick liegt etwas Vertrautes. Angenehm und gleichzeitig verwirrend. Wer ist sie? Warum hat sie sich ausgerechnet meinen Felsen ausgesucht? Was will sie von mir? Oder sucht sie einfach nur Unterhaltung? „Was führt sie heute hierher?“ Ich versuche, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Ich war in der Höhle beschäftigt. Und Sie?“

Ich denke einen Augenblick nach. Die Lust auf eine Pause nach einer langen Wanderung? Jeder einzelne meiner Lebensschritte? Unter mir gluckst und plätschert das Wasser, als plauderte es von den Ereignissen und Entscheidungen meines Lebens, die sich so aneinandergereiht haben, dass ich heute da bin, wo ich bin.

„Haben Sie Lust zu erzählen?“

Erstaunt blicke ich sie an. „Wie meinen Sie das?“

„Denken Sie nicht gerade daran, wie es gekommen ist, dass Sie heute genau hier an dieser Stelle sitzen?“

Wie kann Sie das wissen? „Ja. Das stimmt. Ich denke gerade daran, wie ein Ereignis das andere nach sich gezogen hat und alles vielleicht immer darauf hinausläuft, dass wir in einem bestimmten Moment genau dort sind, wo wir zu sein haben.“

„Zufall oder Schicksal?“

„Das kann jeder für sich entscheiden. Für mich sind die Dinge in jedem Fall miteinander verbunden. Nichts geschieht ohne Zusammenhänge, einfach so. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen.“

„Möchten Sie den Faden in die Hand nehmen und erzählen? Aber vielleicht finden Sie mein Angebot unpassend.“

„Unpassend nicht gerade. Aber überraschend. Sie kennen mich doch gar nicht.“

„Eben deswegen. Ich mag Geschichten. Und ich kann gut zuhören.“

In der hellen Nachmittagssonne hat diese Unterhaltung für mich etwas Unwirkliches. Gleichzeitig finde ich Gefallen an ihr. „Ich mag auch Geschichten. Aber meistens höre ich den Erzählungen anderer zu. Als Kind saß ich oft bei meiner Großmutter und habe sie nach ihrem Leben ausgefragt. Wenn ich Glück hatte, holte sie die abgeschabte Kiste mit ihren Erinnerungen hervor: alte Fotos, Briefe, Papiere, alle möglichen Gegenstände. Selbst das Kleid, das sie zur Hochzeit ihrer ältesten Schwester getragen hatte. Ich habe diese Momente geliebt. Sie erzählte von Gewittern, vor denen sie ihr ganzes Leben schreckliche Angst hatte, von Dorfbränden und davon, wie Urgroßmutter mit bloßen Händen die Fensterscheiben der Ställe eingeschlagen hat, um die Tiere zu befreien. Immer wieder konnte ich diese Geschichten hören.“

„Vielleicht sind heute Sie dran mit erzählen. Natürlich nur, wenn Sie wollen.“

„Aber wo soll ich anfangen?“

„Vielleicht von vorne?“

Meine Bedenken, ob diese Situation normal ist oder nicht lösen sich auf. Hier geht es um zwei Frauen am Fuße einer Grotte auf einem Felsen in der Nachmittagssonne. Zwei Frauen mit Zeit am Ufer des Flusses. Zwei Frauen, die, so scheint es mir, nicht nur diesen Moment gemeinsam haben, sondern noch etwas anderes miteinander teilen. Ich weiß nicht, was es ist. Aber ich habe Lust auf diese Reise. In meiner Erinnerung erscheint ein stilles Mädchen mit dünnen Haaren, von der Mutter immer sehr kurz geschnitten, damit sie eines Tages kräftiger nachwachsen mögen. Stundenlang kann es sich damit beschäftigen, einen Faden durch das Geflecht eines Stuhlrückens zu ziehen oder die Fransen einer Tischdecke zu ordnen. Ein schüchternes Ding, das sich immer etwas fehl am Platz fühlt und als Fliegenpilz zum Fasching kommt, weil ein Fliegenpilz nicht tanzt.

„Wollen Sie das wirklich hören?“

„Ja.“

Ein Schmetterling schaukelt vorbei und ich setze mich etwas bequemer hin.

Ich komme mitten in der Einmachzeit auf die Welt. Meine Mutter kann es kaum erwarten, dass ich endlich ankomme. Bis zur letzten Minute kocht sie Obst und Gemüse ein und hilft meiner Großmutter drüben beim Bohnenschnippeln. Sie beißt die Zähne zusammen, niemand soll sehen, wie erschöpft sie ist und welche Schmerzen sie hat, vor allem nicht die zickige Hebamme.

Mein Vater wartet auf der Allerbrücke auf mich. Kurz vor Mitternacht bin ich da. Ein zurückhaltendes, folgsames Mädchen, das sich zu benehmen weiß. Ich bin oft bei meinen Großeltern drüben: Die klappernden Töpfe auf dem alten Kohleofen, der Großvater auf der Holzkiste daneben, die Ellbogen auf den Knien seine Zigaretten schmökend, die Großmutter in ihrer Schürze am Küchentisch, immer etwas schnippelnd und kostend.

Zum Schlafen werde ich in ihr Ehebett gelegt, über dessen gesamter Breite ein Bild mit einem großen hellgewandeten Schutzengel thront, der zwei Kinder bei Gewitter über eine brüchige Brücke leitet.

Oft höre ich meiner Großmutter am Abend zur blauen Stunde zu, wenn sie von den alten Zeiten erzählt. Sie erinnert sich gerne an früher und trauert ihren jungen Jahren hinterher, die sie an den Krieg verloren hat. Sie erzählt viel und bereitwillig - nur nicht von dem kleinen Jungen, ihrem ersten Sohn, der ein Jahr vor der Geburt meines Vaters starb. Nur ein kleines trauriges Bild hängt wie verschämt in einer dunklen Ecke des Wohnzimmers.

Ich bekomme eine kleine Schwester. In der ersten Klasse komme ich wegen meines ständigen Hustens in eine Kinderkur an die Ostsee, in der zweiten mit einem Leistenbruch ins Krankenhaus, in der fünften mit Mühe und Not ans Gymnasium und in der sechsten bleibt unsere Seilbahn im Urlaub in Südtirol stecken. In der siebten Klasse verliebe ich mich in einen Jungen, den ich wegen seiner langen Haare für ein Mädchen gehalten hatte. Als er in meine Klasse kommt, geht er mit jeder, nur mit mir nicht. Im Winter hoffe ich jeden Morgen, den Bus zu erwischen, in dem er sitzt. Jeden Mittag versuche ich, einen Platz neben ihm in den hinteren Bänken zu bekommen. Im Sommer bin ich zu Umwegen mit dem Fahrrad bereit, nur um ihm zu begegnen. Ich himmele ihn an, ich bete ihn an, wie niemanden vor ihm - und niemanden danach.

Ich tröste mich mit den Jungs im Dorf und lebe zwischen zwei Welten: wohlgeordnet die eine und unerreicht die andere. Zum Abitur verliebe ich mich in einen, der zu keiner davon gehört. Wir trampen einen Sommer lang durch Griechenland und als wir zurückkommen, weiß ich immer noch nicht, was ich beruflich machen will. Innenarchitektin? Psychologin? Doch vor dem Studieren will ich etwas Praktisches, Solides machen: eine Lehre. Eine Freundin hat gerade eine Ausbildung als Bauzeichnerin angefangen und ich lasse mich von ihr inspirieren.