100 Antworten zur Energiewende (stern eBook) - Rolf-Herbert Peters - E-Book

100 Antworten zur Energiewende (stern eBook) E-Book

Rolf-Herbert Peters

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Beschreibung

Was bedeutet Energiewende? Und ist Deutschland auf einem guten Weg? Kann wirklich genug grüner Strom erzeugt werden? Der stern gibt Antworten auf die 100 wichtigsten Fragen zu Strompreis, Netzen, Windkraft, Sonnenenergie, Biomasse, Wasserkraft und der Rolle der Politik. Leben, Wissen, Zeitgeschichte: stern eBooks enthalten beeindruckende Titelgeschichten, große Reportagen und Analysen oder informative Einzeltexte (Singles), die vormals im gedruckten stern erschienen sind. Besondere Veröffentlichungen als pure Lesestücke - ausgewählt von der Redaktion für ihre stern eBook-Reihe.

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Seitenzahl: 40

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Herausgeber:

Stern

Gruner + Jahr AG & Co KG,

Druck- und Verlagshaus,

Am Baumwall 11, 20459 Hamburg

www.stern.de

100 Antworten zur Energiewende

von Rolf-Herbert Peters

aus: stern Nr. 45/2012 vom 31.10.2012

eBook-ISBN: 978-3-652-00261-5

100 Antworten zur Energiewende

Es gelingt ... Es gelingt nicht ... Hat sich Deutschland mit dem schnellen Ausstieg aus der Atomkraft übernommen? Wer soll die Rechnung dafür zahlen? Kann wirklich genug grüner Strom erzeugt werden – oder gehen bei uns bald die Lichter aus?

Der stern gibt Antworten auf die 100 wichtigsten Fragen zu Strompreis, Netzen, Windkraft, Sonnenenergie, Biomasse, Wasserkraft und der Rolle der Politik

1) Energiewende! – Was ist eigentlich damit gemeint?

Energiewende bedeutet: Die Atomkraftwerke werden abgeschaltet – 2022 geht das letzte vom Netz. Und Schluss ist auch mit den klimaschädlichen Kohlekraftwerken bis – ja, bis wann? Das ist noch offen. Optimisten wie Greenpeace sagen: „Ab 2040 brauchen wir keine Kohlekraftwerke mehr.” Die Bundesregierung geht davon aus, dass ein paar Kohlekraftwerke auch noch nach 2050 benötigt werden. Beide Seiten eint der Wille, so schnell und sicher wie möglich Strom und Wärme aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie zu gewinnen. So sollen der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) gedrosselt, Ressourcen geschont und die rasant steigenden Brennstoffkosten gebändigt werden.

2) Wie hoch kann der Anteil der erneuerbaren Energien werden?

Theoretisch 100 Prozent. Jede einzelne regenerative Quelle könnte den Weltenergiehunger rechnerisch vielfach stillen: die Sonne 2850-mal, Wind 200-mal, Bioenergie 20-mal, Erdwärme 5-mal, Wasserkraft 3-mal. Das Umweltbundesamt hat in einer Studie gezeigt, wie die 100 Prozent in Deutschland zu erreichen wären: Stromnetze und -speicher schnell ausbauen, Sparmöglichkeiten ausschöpfen und Gebäude besser dämmen.

3) Sind wir auf einem guten Weg dahin?

Nur teilweise. Grüne Kraftwerke boomen zwar und liefern inzwischen rund ein Viertel des Stroms. Weil der Atomstrom nach und nach wegfällt, steigt in Deutschland aber auch der Verbrauch fossiler Brennstoffe. Dabei müsste er per anno um mindestens 2,5 Prozent sinken, um die Klimaziele zu erreichen: den CO2-Ausstoß bis 2050 um bis zu 95 Prozent zu senken.

4) Wie viel Strom aus Sonnen- und Windkraftwerken brauchen wir?

Jeweils etwa 100 Gigawatt installierter Leistung, was der Kapazität von rund 140 Kernkraftwerken entspricht. Geschafft ist knapp ein Drittel. 200 Gigawatt klingen gigantisch, sind aber notwendig, weil nicht immer Wind weht oder die Sonne scheint.

5) Gibt es Vorbilder für die Energiewende? Sind wir die Ersten?

Noch hat kein Land versucht, seine Versorgung komplett auf Grün umzustellen. Deutschland ist Vorreiter und liegt beim Tempo in Europa vorn. Grundlage des Erfolgs ist das Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG), das die rot-grüne Koalition im Jahr 2000 verabschiedet hat. Es garantiert Investoren einen festen Cent-Betrag für jede eingespeiste Kilowattstunde, und das über 20 Jahre. Diese Rechtssicherheit führte zu einem ungeahnten Boom: Der Ausbau von Wind und Sonnenkraftwerken übertraf alle Prognosen. Das EEG wurde zum Exportschlager: 19 der 27 EU-Staaten nahmen es zum Vorbild für ihre Energiewende. Der größte Öko-Investor ist China (52 Milliarden Dollar). Es folgen die USA (48 Milliarden), Deutschland (31), Italien (29) und Indien (12).

6) Warum verläuft die Energiewende nicht noch schneller?

Im Wesentlichen aus drei Gründen: Erstens hat es die Politik versäumt, einen Fahrplan festzulegen, in welchen Schritten die Umstellung erfolgen soll und wie viel sie kosten darf. Zweitens kämpfen Hunderte Firmen und Interessengruppen um ihren Gewinn. Zudem gibt es zahlreiche Bürgerproteste: Allein an der geplanten Stromtrasse Halle-Schweinfurt wehren sich 2500 Mitglieder verschiedener Gruppen gegen eine neue Hochspannungsleitung. Und drittens bremsen Lieferprobleme: So fehlt es an Kabeln und Umspannwerken für Meereswindparks.

7) Was wird der grüne Umbau kosten?

Die Bundesregierung beziffert den Investitionsbedarf bis 2050 auf 550 Milliarden Euro. Das ist das 1,8-Fache des diesjährigen Bundeshaushalts.

8) Über eine halbe Billion! Wird die Energiewende nicht zu teuer?

Wie teuer die Energiewende unterm Strich wird, hängt davon ab, wie sich die Preise von Kohle, Öl und Gas entwickeln. Sicher ist: Sie steigen, da die fossilen Ressourcen knapper werden. Eine genaue Prognose ist unmöglich. Die Schätzungen der Experten für die nächsten Jahrzehnte weichen um bis zu 150 Prozent voneinander ab. Sicher ist aber auch: Sonne, Wind und Wasser sind auf ewig eine kostenlose und unerschöpfliche Energiequelle.

9) Milliarden für die Zukunft – aber was haben wir heute davon?

Milliarden gespart! Nach Studien der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) lag der gesellschaftliche Nutzen allein des grünen Stroms vergangenes Jahr bei 21 Milliarden Euro. Wegen Vermeidung von Umweltschäden und positiver wirtschaftlicher Effekte. Dem standen 14 Milliarden Euro Subventionen gegenüber. Macht ein volkswirtschaftliches Plus von sieben Milliarden.

10) Machen wir uns nicht abhängig von Energieimporten aus dem Ausland, wenn wir die alten Kraftwerke abschalten?

Deutschland war bislang immer hochgradig importabhängig: 70 Prozent der Energie – vor allem Öl, Gas, Uran – müssen heute zugekauft werden. Die einzigen eigenen Großressourcen sind Braun- und Steinkohle. Auch deshalb ist es aus deutscher Sicht sinnvoll, Sonne, Wind, Biomasse und Geothermie zu nutzen.