1000 Places To See Before You Die Stadtführer München - Marlis Kappelhoff - E-Book
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1000 Places To See Before You Die Stadtführer München E-Book

Marlis Kappelhoff

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Beschreibung

Vor einigen Jahren stand folgende Anzeige in einer Münchner Tageszeitung: ‚Gesucht werden aktive Bergwanderer mit Klettererfahrung. Mitzubringen sind entsprechende Ausrüstungsgegenstände plus Eimer und Schrubber zwecks Reinigung des Zeltdachs des Olympiastadions.‘ Prompt fanden sich zum angegebenen Zeitpunkt um die 50 Freiwillige ein. Veröffentlicht wurde der Aufruf nur leider an einem 1. April, und so wurde es nichts mit der dringend notwendigen Generalreinigung einer der großen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Quintessenz: Wenn es um seine Stadt geht, ist der Münchner zur Stelle! In München ist man sich seines kulturellen Erbes bewusst und zugleich stolz auf die Spitzenleistungen in Wissenschaft und Wirtschaft, die diese Stadt mit ihrer Elite-Uni zu einer der europäischen Hightech-Metropolen Deutschlands und Europas werden ließen. Auch wenn die Hauptsehenswürdigkeiten der Altstadt bis auf wenige Ausnahmen detailgetreue Rekonstruktionen der während des Zweiten Weltkriegs zerbombten Originale sind, tragen sie zu einem nicht unwesentlichen Teil zur Identifikation der Bewohner mit ihrer Heimatstadt und Bayern bei. Das geht so weit, dass man sich bis heute erfolgreich gegen jede Form zeitgenössischer Hochhausarchitektur im Innenstadtbereich zur Wehr gesetzt hat. 1000 Places Städteführer: Auf Entdeckungsreise direkt vor der Haustür. Dieser Stadtführer kombiniert die bedeutendsten Orte Ihres Reiseziels aus »1000 Places To See Before You Die« mit persönlich recherchierten Infos unseres Autors zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Der Reiseblog bietet Tipps abseits der gängigen Touristenpfade. Infos zur Geschichte und der Serviceteil runden diesen Reiseführer ab. • mit den wichtigsten Orten aus »1000 Places To See Before You Die« zur Destination und Umgebung • inkl. Reiseblog mit Insidertipps • Vorschläge für Stadttouren und Streifzüge durch Stadtviertel und ins Umland • Autorentipps zu den Highlights und Empfehlungen für Hotels, Restaurants, Cafés, Nightlife, Shopping, Kinder, Erholung etc. • Infos zur Stadtgeschichte • Service von A bis Z • separater, ausfaltbarer Stadtplan inkl. Verkehrsnetzplan • erstklassige Farbfotos

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Mit Ausflügen rund um

MÜNCHEN

Stadtführer spezial

DIE AUTORINNEN

Marlis Kappelhoff: Nach dem Studium der Publizistik und der Ausbildung zur Fotojournalistin folgten längere Auslandsaufenthalte und die Tätigkeit als Redakteurin bei einer Lokalzeitung im Rheinland. Danach kehrte Marlis Kappelhoff in ihre Wahlheimat München zurück, wo sie zuerst im Pressereferat des Goethe-Instituts arbeitete, bevor sie als Lektorin in einem Reisebuchverlag anfing. Heute ist sie als freie Autorin tätig. Fotos und Beiträge ihrer Reisen kreuz und quer durch Europa wurden in diversen Publikationen veröffentlicht.

Franziska Reichel ist 31 Jahre alt und lebt in München. Derzeit arbeitet sie als Reisebloggerin, freie Redakteurin und Teilzeit-Flugbegleiterin. Auf ihrem Blog Coconut Sports schreibt sie über Reisen, Sport und ihr Fliegerleben. Wenn sie nicht gerade unterwegs ist, verbringt sie ihre Freizeit am liebsten in ihrer Heimatstadt und dem schönen Münchner Umland.

Inhalt

Willkommen in München

TOP 10 & MEIN MÜNCHEN

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

Mein München: Lieblingsplätze der Autorin

STADTTOUREN

Netzplan

Im Schatten der Welschen Hauben

Die königlich-bayerische Residenzstadt

STREIFZÜGE

Schwabing, Maxvorstadt

Haidhausen

Gärtnerplatz- und Glockenbachviertel

Westend

Neuhausen, Gern, Nymphenburg

REISEBLOG: DAS ANDERE MÜNCHEN

Weihnachtliches München: Der Märchenbazar

München vom Dach aus gesehen: Café im Vorhoelzer Forum

München vom Berg aus gesehen: Der Olympiaberg

FC Bayern München live: Säbener Straße

Surfen in München: Eisbach und Floßlände

VISTA POINTS – SEHENSWERTES

Museen

Kirchen

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

ERLEBEN & GENIESSEN

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

CHRONIK

Daten zur Stadtgeschichte

SERVICE VON A BIS Z

Service von A bis Z

ORTE AUS »1000 PLACES TO SEE BEFORE YOU DIE«

München: Weltstadt mit Herz

Viktualienmarkt: »Der Markt lehrt Dich’s, nicht der Tempel.«

Neue Synagoge: Rückkehr nach Jahrzehnten

Asamkirche St. Johann Nepomuk: Das schönste Rokoko-Ensemble Münchens

Hofbräuhaus: »Oans, zwoa, gsuffa«

Cuvilliés Theater (Altes Residenztheater): Rokoko in Vollendung

Oktoberfest: Prost! Münchens Riesenparty

Schloss Nymphenburg: Märchenkönig und rauschende Feste

Schloss Schleissheim: Juwel im Dreierpack

Kloster Andechs: Bier und Frömmigkeit

Altstadt von Weilheim: Im Herzen des Pfaffenwinkels

Kloster Benediktbeuern: Wo die Carmina Burana zu Hause waren

Buchheim Museum der Phantasie: Kunst am See

Altstadtensemble von Wasserburg am Inn: Nah am Wasser gebaut

Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan: Tausendjähriges Bier

Starnberger-, Ammer-, Pilsen-, Wörth- und Wesslingersee: »Die Badewannen Münchens«

BMW Museum: Technische Pionierleistungen

Deutsches Museum: Welttechnologie in knapper Form

Städtische Galerie im Lenbachhaus: Villa mit internationalem Ruf

Museum Brandhorst: Warhol meets Bavaria

Villa Stuck: »Erschreckend großartig«

Alte Pinakothek: Ein architektonischer Meilenstein und seine Meisterwerke

Neue Pinakothek: Herausragende Malerei und Skulptur

Pinakothek der Moderne: Kunstwerke von Weltruhm

Valentin-Karlstadt-Musäum: »Ich kenne keine Furcht, es sei denn, ich bekäme Angst.«

Allianz Arena: Das UFO von Fröttmaning

Bavaria Filmstadt: Blick hinter die Kulissen

Englischer Garten: Lustgarten und Spielwiese

Hotel Bayerischer Hof: Eine Welt für sich

Münchner Biergärten: Bier als Nationalgetränk

Müller’sches Volksbad: Badetempel an der Isar

Christkindlmarkt: Eine bezaubernde Jahreszeit

Register

Bildnachweis

Impressum

Zeichenerklärung

Top 10Das müssen Sie gesehen haben

Mein MünchenLieblingsplätze der Autorin

Vista PointMuseen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Kartensymbol:Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch.

Willkommen in München

Vor Jahren stand folgende Anzeige in einer Münchner Tageszeitung: »Gesucht werden aktive Bergwanderer mit Klettererfahrung. Mitzubringen sind entsprechende Ausrüstungsgegenstände plus Eimer und Schrubber zwecks Reinigung des Zeltdachs des Olympiastadions.« Prompt fanden sich zum angegebenen Zeitpunkt um die 50 Freiwillige ein. Veröffentlicht wurde der Aufruf nur leider an einem 1. April, und so wurde es nichts mit der dringend notwendigen Generalreinigung einer der großen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Quintessenz: Wenn es um seine Stadt geht, ist der Münchner zur Stelle!

Und dabei wird ihm doch nachgesagt, er sei grantig, sprich unfreundlich, arrogant, laut und pflege einen übertriebenen Lokalpatriotismus. Stimmt und stimmt natürlich auch wieder nicht, wie alle Verallgemeinerungen. Eins aber hat sich der Münchner, egal ob Zuagroasta oder echtes Münchner Kindl, auch in Zeiten der Globalisierung bewahrt: seine unbeirrbare Lebensfreude.

Er ist sich seines kulturellen Erbes bewusst und zugleich stolz auf die Spitzenleistungen in Wissenschaft und Wirtschaft, die diese Stadt mit ihrer Elite-Uni zu einer der europäischen Hightech-Metropolen Europas werden ließen.

Auch wenn die Hauptsehenswürdigkeiten der Altstadt bis auf wenige Ausnahmen detailgetreue Rekonstruktionen der während des Zweiten Weltkriegs zerbombten Originale sind, tragen sie zu einem nicht unwesentlichen Teil zur Identifikation der Bewohner mit ihrer Heimatstadt bei. Das geht so weit, dass man sich bis heute erfolgreich gegen jede Form zeitgenössischer Hochhausarchitektur im Innenstadtbereich zur Wehr gesetzt hat.

Man lebt, arbeitet und ächzt hier genauso wie anderswo unter den Anforderungen einer sich ständig wandelnden Welt, aber, und das ist das Besondere, man versteht es zu leben. Hier hockt man noch an schönen Sommerabenden stundenlang mit der Familie und Freunden im Biergarten. Wie zu Hause wird der Tisch unter Kastanien gedeckt und darauf gestellt, was der Kühlschrank hergibt. Nur die Maß Bier muss noch besorgt werden!

Der Wittelsbacher Brunnen zwischen Maximilians- und Lenbachplatz

TOP 10

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

Frauenkirche

S. 18 f., 98 ff. L8

Die Doppelturmfassade mit den Welschen Hauben dürfte das meistfotografierte Motiv der Innenstadt sein. Optimal lässt sich das Wahrzeichen vom Aussichtsbalkon der Kirche St. Peter auf den Kamera-Chip bannen.

Asamkirche

S. 25 ff., 96 ff. L7

Die Brüder Egid Quirin und Cosmas Damian Asam schufen mit dieser einzigartigen Rokoko-Raumschöpfung ein Sinnbild ekstatischer Frömmigkeit und ein Architekturdenkmal sakraler Baukunst.

Hofbräuhaus

S. 28 f., 140 f. L9

Oktoberfest und Hofbräuhaus sind nicht nur für die Gäste aus Übersee die Hauptattraktion der bayerischen Landeshauptstadt. Auf jeden Fall mal einen Blick hineinwerfen.

Residenz

S. 30 f., 115 ff. K8/9

An ihrem Stadtschloss bauten die Wittelsbacher über Generationen. Der bayerische Ministerpräsident empfängt heute seine Staatsgäste im riesigen, prunkvollen Antiquarium, das zur Zeit der Renaissance entstand.

Pinakotheken (Kunstareal) Alte, Neue und Pinakothek der Moderne

S. 42, 89 ff. H7/8

Die Sammlungen der drei Pinakotheken gehören weltweit zu den Top-Adressen in Sachen Kunstgenuss.

Schloss Nymphenburg

S. 52 f., 118 ff. bB/bC3/4

Für die Besichtigung der ehemaligen königlichen Sommerresidenz (Führung) mit ihrem Park und den darin verstreut liegenden Pavillons sollte man mindestens einen halben Tag einplanen.

Deutsches Museum

S. 78, 80, 165N9

Das weltweit größte naturwissenschaftlich-technische Museum liegt auf einer Insel in der Isar und ist nicht nur für Technik-Freaks von Interesse.

Allerheiligen-Hofkirche

S. 96, 116K9

Die erhabene Raumwirkung dieses im Zweiten Weltkrieg zerstörten Sakralraums ist nach seinem schlichten Wiederaufbau beeindruckend. Zu erleben ist er nur im Rahmen einer kulturellen Veranstaltung.

Englischer Garten

S. 109 ff.E–J10/11

Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Keine Jahreszeit und kein Wetter können einen versäumten ausgedehnten Spaziergang entschuldigen.

Olympiapark

S. 114 f.A/B3/4

Das Areal mit seiner hinreißenden, schwebenden Zeltdach-Konstruktionen über den einzelnen Sportstätten der XX. Olympischen Spiele im Jahr 1972 gehört zu den überragenden Architekturentwürfen nicht nur seiner Zeit.

Mein MünchenLieblingsplätze der Autorin

Lieber Leser,

dies sind einige wenige besondere Punkte dieser Stadt, an die ich immer wieder gern zurückkehre. Eine spannende Zeit in München wünscht Ihnen

Marlis Kappelhoff

Hofgarten

S. 36J/K9

Genau der richtige Ort, um nach einem ausgedehnten Stadtspaziergang den müden Füßen eine Pause zu gönnen. Der Blick auf Kuppel und Türme der Theatinerkirche hat was!

BMW Welt

S. 77 f., 79, 106 f. A5

Das spektakuläre Highlight zeitgenössischer Architektur lässt sich locker mit einem Spaziergang über das Olympiagelände verbinden.

Amalienburg

S. 120bC3

Das zartrosa Rokoko-Schlösschen ist eine einzigartige Schöpfung des großartigen Baumeisters François de Cuvilliés. Unbedingt durch die Innenräume bummeln!

Orlandohaus

S. 130L9

Schuhbecks Bistro-Café in der Nähe des Hofbräuhauses ist nicht preiswert, aber dafür exzellent. Warum den Tag nicht hier mit einem Frühstück starten? Haus und Gastraum allein sind schon eine besondere Sehenswürdigkeit.

Schumann’s

S. 147 f. J8

Schumann’s Cocktailbibel darf in keiner Bar, die etwas auf sich hält, fehlen – hier, beim Original am Odeonsplatz, schmecken die hochprozentigen Mixturen aber besonders gut. Eine Institution im Münchner Nachtleben.

STADTTOUREN

Netzplan

Im Schatten der Welschen Hauben

Vormittag

Karlsplatz/Stachus – Neuhauser-/Kaufingerstraße – Bürgersaal – Michaelskirche – Deutsches Jagd- und Fischereimuseum – Frauenkirche – Marienplatz – Tal (Heiliggeistkirche) – Isartor – Alter Peter – Viktualienmarkt (im Kartenausschnitt rot eingezeichnet).

Nachmittag

Schrannenhalle – St.-Jakobs-Platz – Sendlinger Straße – Asamkirche – Alter Hof – Alte Münze – Platzl mit Hofbräuhaus (im Kartenausschnitt blau eingezeichnet).

Die vielen Steinhocker rund um die sprudelnde Brunnenanlage auf dem Karlsplatz/StachusK6 gehören an warmen Tagen zu den begehrtesten kostenlosen Sitzplätzen des beliebten Treffpunkts. Vor dem Start zum Stadtbummel sollte man für Momente den vielsprachigen Trubel der halbrunden Platzanlage mit dem Doppelnamen genießen. Es war der ungeliebte Kurfürst Karl Theodor, der Ende des 18. Jahrhunderts den Abriss der äußeren Stadtbefestigung befahl und diesem Platz seinen Namen gab. Die zweite, gängige Bezeichnung »Stachus«, die die Münchner bevorzugen, geht auf den Gastwirt Eustachius Föderl zurück, der im 18. Jahrhundert auf dem Gelände des heutigen Kaufhofs ein Ausflugslokal betrieb.

Der Karlsplatz wird im Münchner Volksmund vorwiegend Stachus genannt

Durch das schmale Karlstor – es war Teil jenes zweiten Befestigungsrings, den Ludwig der Bayer um die zu klein gewordene Stadt Heinrichs des Löwen ziehen ließ – betritt man die Neuhauser Straße, die nahtlos in die Kaufingerstraße übergeht. Häufig wird diese Einkaufsmeile zwischen Karlstor und Marienplatz mit einer Mischung aus blankem Kommerz und ihrer vereinzelt nach dem Krieg rekonstruierten historischen Bausubstanz neben größtenteils einfallsloser 50er-Jahre-Architektur auch als »Münchens gute Stube« bezeichnet.

Der Volksmund nennt ihn Brunnenbuberl, den kleinen Brunnen gleich hinter dem Karlstor. Für seinen »Satyr und Knabe«, so der Originaltitel, erhielt sein Schöpfer Mathias Gasteiger zwar damals in Paris auf der Weltausstellung die Goldmedaille, bekam aber zu Hause mit seinem Werk jede Menge Ärger. Die prüden Münchner waren schockiert ob der schamlosen Blöße des Knaben und verordneten ihm das übliche Feigenblatt. Doch der Bildhauer konnte sich erfolgreich diesem Wunsch widersetzen.

Gleich hinter dem Karlstor: das »Brunnenbuberl«

Das Münchner Traditionskaufhaus Oberpollinger wurde einer tief greifenden Verjüngungskur unterzogen und hält den Vergleich mit Edeladressen in anderen europäischen Großstädten problemlos aus. In den lichten, großzügig gestalteten Etagen kann Einkaufen durchaus zu einem kostspieligen Genuss werden. Außergewöhnlich ist der Fassadenschmuck: Zwei der drei Giebel werden von alten Handelsschiffen (Koggen) bekrönt, auf dem dritten eilt der schlanke Gott Merkur seinem Ziel entgegen. Zu empfehlen ist in der warmen Jahreszeit der Besuch der großzügigen Dachterrasse auf dem Anbau an der Rückfront.

Weltstadt mit Herz

MÜNCHEN

München

München-Panorama vor den schneebedeckten Alpen.

München ist nicht nur der Ort des Oktoberfests, sondern eine hochmoderne Messe- und Hightech-Stadt, zudem eine Fußballmetropole, eine aufregende Film- und Modestadt sowie die zweitgrößte Verlagsstadt Deutschlands nach Berlin. Dennoch kommt einem die Weltstadt mit Herz bisweilen wie ein großes Dorf vor. Die räumliche Enge in einer der am dichtesten bebauten Städte Deutschlands hat für Besucher Vorteile: Alles ist nah beieinander und übersichtlich.

Diese Stadt hat viele Gesichter: schick, lieb und gemütlich für die einen – ausgelassen, wild und allzeit neu für die anderen. Und dann wieder romantisch, ruhig, geschichtsträchtig und zeitentrückt. Ein Widerspruch? Ja mei, München ist nun mal eine Stadt voller Widersprüche.

Die Metropole an der Isar wird immer wieder mithilfe vieler Attribute beschrieben, an die sich stets große Erwartungen knüpfen. Lange wurde München als Isar-Athen oder nördlichste Stadt Italiens bezeichnet. Grund dafür war die tiefe Sehnsucht der Wittelsbacher nach klassisch-südlichem Lebensgefühl, der sie während ihrer 700-jährigen Herrschaft freien Lauf ließen. Sie machten die Stadt zu einem Panoptikum bedeutender Architektur, die als außergewöhnliche Kulisse für alle gegenwärtigen Eindrücke dient.

Heute werden meist andere Akzente gesetzt: bei einer Bratwurst am Standl auf dem Viktualienmarkt, bei einer Maß Bier im Englischen Garten, wenn der Kleinhesseloher See im Abendlicht funkelt und die Vögel, die in den Schwabinger Türmen leben, noch einmal eine letzte Runde fliegen und den Himmel beinahe schwarz färben. Oder beim Spaziergang durch den Englischen Garten, wo sich im Schatten hoher Baumgruppen die Klänge afrikanischer Trommler mit den Tänzen brasilianischer Samba-Musiker und den Reimen deutscher Rapper vermischen. Ein jeder wird in München auf seine Kosten kommen, also: Grüß Gott und Servus in München!

INFO MÜNCHEN: München Tourismus, Tel. (089) 23 39 65 00, www.muenchen.de, https://visit-muenchen-bayern.de.

Von hier oben geht der Blick hinüber zum mächtigen JustizpalastK6 (gegenüber vom Stachus). Der schlossähnliche Komplex wurde nach Plänen von Friedrich von Thiersch zwischen 1891 und 1898 erbaut. Er gilt als einer der großartigsten Repräsentationsbauten der Gründerzeit. Es lohnt sich, wenigstens einen Blick in das pompöse Vestibül mit seinen hochherrschaftlichen Treppenaufgängen zu werfen.

Zu den erstaunlichsten Bauwerken der eher gesichtslosen Einkaufsmeile Neuhauser-/Kaufingerstraße mit ihren landesweit bekannten Läden preiswerter Mode zählt der BürgersaalK7. Hinter der zweigeschossigen, barocken, in Rosa gehaltenen Fassade verbergen sich zwei sehr unterschiedliche sakrale Räume. Ebenerdig betritt man die niedrige Unterkirche mit dem Grab des 1987 selig gesprochenen Jesuitenpaters Rupert Mayer. Schon am 9. Juni 1931 erteilten die Nationalsozialisten dem wortgewaltigen und überaus beliebten Geistlichen Redeverbot. Da er sich auch in der Folgezeit hartnäckig weigerte, das Beichtgeheimnis preiszugeben, brachte man den Kleriker 1939 ins Konzentrationslager Oranienburg. Als Todkranker entlassen, starb er kurz darauf 1945 im oberbayerischen Kloster Ettal. Abrupter Szenenwechsel: Eine Etage höher empfängt den Besucher in der Oberkirche die traumhafte, jubelnde, lichte Welt des Barock, eher Ball- denn Betsaal.

Als »Triumphkirche der Gegenreformation« pries Herzog Wilhelm V., genannt der Fromme, die im Juli 1597 feierlich geweihte St. MichaelK7. In der ersten Renaissancekirche nördlich der Alpen mit ihren sich anschließenden Kolleggebäuden (heute Alte Akademie) zogen die für ihren analytischen Intellekt bekannten Jesuiten ein. Es liegt also auf der Hand, dass dieser dem Erzengel Michael geweihte Sakralbau bis heute als machtvolle Antwort auf die Bedrohung durch die Reformation interpretiert wird. Als sichtbares Zeichen seines ungebrochenen Selbstverständnisses ließ sich der Erbauer mit weiteren Repräsentanten des Hauses Wittelsbach an der dreistöckigen, imposanten Giebelfassade oberhalb des Erzengels Michael darstellen. Als technische Glanzleistung jener Zeit muss das über 20 Meter weit gespannte Tonnengewölbe des Kirchenraums gesehen werden.

Die Fassade der ersten Renaissancekirche nördlich der Alpen: St. Michael in der Neuhauser Straße

Und wenige Meter weiter schon wieder eine Kirche! Nur ganz anders: In die drei Geschosse der ehemaligen Augustinerkirche St. Johann ist 1966 das Deutsche Jagd- und FischereimuseumL7 eingezogen. Auch wenn man sich nicht unbedingt für derartige Exponate begeistern kann, besitzt ihre Präsentation an diesem Ort einen ganz besonderen Reiz. Wo sonst lassen sich jede Menge kapitaler Jagdtrophäen unter einem mit dezentem Stuck verzierten Kirchengewölbe betrachten?

Bronzestatue eines Wildschweins vor dem Deutschen Jagd- und Fischereimuseum

Am Übergang von der Neuhauser zur Neuhauser-/Kaufingerstraße lässt sich anhand der leichten Krümmung der nach links abzweigenden Augustinerstraße der Verlauf der ersten Stadtmauer Heinrichs des Löwen erkennen.

Einen kurzen Stopp sollte man beim Herrenbekleidungsgeschäft »Hirmer« (Kaufingerstr. 28) einlegen. Zwischen den Schaufenstern weist eine Bronzetafel den aufmerksamen Spaziergänger darauf hin, dass im Straßenpflaster der Grundriss des dort abgebildeten »Schönen Turms« zu sehen ist. 1157 im Zuge der ersten Stadtmauer errichtet, fiel das marode Bollwerk dann 1457 der Spitzhacke zum Opfer. Der dringend erforderliche Neubau war nachweislich weitaus prächtiger. Man bemalte ihn mit farbenfrohen Fresken, die ihm in der Folgezeit zu seinen Beinamen verhalfen. Im Rahmen einer weiteren Stadterweiterung musste auch dieses Schmuckstück 1807 abgerissen werden.

Wer der Biegung der Augustinerstraße nur wenige Schritte folgt, steht unvermittelt vor der mächtigen Doppelturmfassade der FrauenkircheL8 mit ihren patinagrünen Welschen Hauben. Angeblich soll der Teufel beim Bau des dreischiffigen Backsteinbaus seine Hand im Spiel gehabt haben. Die Legende weiß zu berichten, dass der Baumeister Jörg Ganghofer, an der zügigen Fertigstellung des Auftrags interessiert, mit Luzifer einen Deal einging, der Folgendes beinhaltete: Der Baumeister verpflichtet sich dem Herren der Unterwelt gegenüber, die Kirche ohne sichtbare Fensteröffnungen hochzuziehen. Getrieben von der festen Überzeugung, dass niemand in ein stockfinsteres Gotteshaus zum Beten käme, schuftete der Teufel wie ein Besessener, musste dann aber zu seinem Entsetzen feststellen, dass seine Rechnung nicht aufgegangen war.

Blick von St. Peter auf Frauenkirche und Neues Rathaus am Marienplatz

Glasmalerei in der Frauenkirche

Außer sich vor Wut raste er zu Ganghofer und forderte dessen Seele. Völlig gelassen begleitete dieser den Rasenden in den Vorraum des Doms, denn weiter kam der Herrscher der Unterwelt nicht, weil die Kirche schon geweiht war. Ganghofer bewies dem Teufel, dass vom Eingangsbereich aus kein einziges Fenster zu sehen war. Völlig entnervt stampfte der Teufel so kraftvoll auf, dass noch heute sein Fußabdruck im Vorraum zu sehen ist.

Erklärend muss hinzugefügt werden, dass die architektonische Situation heute nicht mehr dem geschilderten Täuschungsmanöver entspricht, da von dieser Stelle aus jetzt das Chorfenster zu sehen ist, das vor der Zerstörung des Doms im Zweiten Weltkrieg vom Hochaltar verdeckt wurde.

Die Monumentalität des eher karg möblierten Innenraums ist beeindruckend. Elf schlanke, achteckige Pfeilerpaare tragen das Sterngewölbe. Gerettet wurde das prunkvolle Grabmal – ein Kenotaph, das heißt ein leeres Scheingrab – für Kaiser Ludwig den Bayern, das ursprünglich an prominenter Stelle vor dem Hochaltar stand und jetzt in eine Ecke des südlichen Seitenschiffs verbannt wurde.

An einem der nicht so seltenen lichten Föhntage sollte man sich auf keinen Fall die Fahrt hinauf auf den Südturm des Doms entgehen lassen. Die Aussicht vom höchsten Bauwerk der Innenstadt auf die Alpenkette ist schlicht umwerfend.

Seit der Stadtgründung 1158 ist der MarienplatzL8 die urbane Mitte der Landeshauptstadt. Der Schrannenplatz, so seine Bezeichnung bis 1854, war Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen. Je nach den wechselnden Bedürfnissen der mittelalterlichen Stadt wurde er kurzfristig vom Markt- zum Richt- oder Turnierplatz, aber auch zu einem Open-Air-Tanzsaal bei einer Fürstenhochzeit umfunktioniert.

Heute wird der Platz von einem wirren Gemisch hässlicher Kaufhausfronten der Nachkriegszeit und den Rekonstruktionen historischer Gebäude wie dem Neuen und Alten Rathaus eingefasst. Welche Stadt hat schon zwei Rathäuser, die sich auch noch gegenüberstehen?

Mittelpunkt des Platzes ist die Mariensäule. 1638 stiftete sie Kurfürst Maximilian I. zum Dank dafür, dass die Stadt während des Dreißigjährigen Kriegs nicht von den Schweden besetzt worden war. Auf dem elf Meter hohen Monolith aus Untersberger Marmor schwebt ganz in Gold jung und grazil auf der Mondsichel die »Patrona Bavariae«. Es handelt sich um eine Arbeit von Hubert Gerhard, der sie um 1590 angefertigt haben soll. Ihr zu Füßen kämpfen vier Putti gegen Hunger, Krieg, Pest und Ketzerei.

Mariensäule – Mittelpunkt des Marienplatzes

Noch als Kronprinz ließ Ludwig I. 24 alte Bürgerhäuser für den Bau des Neuen RathausesL8 im flandrischen Stil abreißen. Standbilder aller Herrscher aus dem Haus der Welfen und Wittelsbacher schmücken die fast 100 Meter lange Schaufront. Es handelt sich um den größten Herrscherzyklus an einem deutschen Rathaus.

Die Attraktion und täglicher Touristenmagnet ist das Glockenspiel im Rathausturm: Von 1,40 Meter großen Figuren werden Szenen der Hochzeitsfeierlichkeiten Wilhelms V. mit Renata von Lothringen im Jahr 1568 dargestellt, unter anderem das Ritterturnier, das zu diesem Anlass auf eben diesem Platz stattgefunden haben soll. Als Zugabe gibt es noch den Schäfflertanz, der die Erinnerung an das Pestjahr 1517 wachhält.

Im Fischbrunnen an der Ecke zur Einmündung der Dienerstraße auf den Marienplatz wäscht der Bürgermeister seit 1426 alljährlich unter großer Publikumsbeteiligung am Aschermittwoch im eiskalten Wasser die Geldbörse der Stadt aus, damit sie für den Rest des Jahres laut Aberglaube gut gefüllt bleibt.

Das Alte Rathaus, noch aus der Zeit der Gotik, schließt den Platz nach Osten hin ab. In seinem Turm ist heute das Spielzeugmuseum untergebracht. Den ehemaligen Ratssaal nutzt die Stadt als festlichen Rahmen bei besonderen Anlässen. An der Rückseite des Alten Rathauses blickt der Stadtgründer, Heinrich der Löwe, auf das Tal – einst zogen über diese Straße die schweren Salzfuhrwerke durch das Torhaus nach München ein.

Weiter Richtung Isar endet diese bis jetzt mit wenig Grün bestückte Einkaufsstraße am Isartor, einem der noch erhaltenen Bollwerke des zweiten Befestigungsrings. Seit einiger Zeit will man diese Gegend attraktiver machen, auf das Ergebnis darf man gespannt sein. In einem der Türme lockt das witzige Valentin-Karlstadt-MusäumL8 mit seinem skurrilen, kleinen Café direkt unter der Spitze zu einer Pause.

Auf dem Weg zurück zum Marienplatz darf man an der Heiliggeistkirche schräg gegenüber der Rückfront des Alten Rathauses (Ecke Tal/Rosental) nicht vorübergehen, ohne wenigstens einen Blick in den lichten Innenraum zu werfen, dem die Brüder Asam ihre unvergleichliche Handschrift in Form einer üppigen Rokokoausstattung verpassten.

Die Heiliggeistkirche gehört zu den ältesten erhaltenen Kirchenbauten Münchens

Vom Marienplatz sind es nur wenige Schritte bis zur dreischiffigen Pfeilerbasilika St. PeterL8. Anhand von Grabungen konnte der eindeutige Beweis erbracht werden, dass dieser Sakralbau älter als die Stadt Heinrichs des Löwen ist.

Ein Fitnessprogramm der besonderen Art bietet der steile hölzerne Treppenweg um die mächtigen Glocken herum hinauf zum luftigen, schmalen Aussichtsbalkon. Oben angekommen wird man auch hier mit einem grandiosen Blick auf das Dächergewirr des Altstadtkerns mit dem Viktualienmarkt belohnt.

Der Bummel über den ViktualienmarktL8 versetzt gleichermaßen Augen und Nase in einen Rauschzustand. Schon morgens türmen in aller Früh die »Standerlfrauen« ihre hochpreisige, knackfrische Ware zu optisch reizvollen Gebirgen auf. Der Einkauf, egal ob engagierter Hobbykoch, qualitätsbewusste Hausfrau oder Profi, artet hier immer zu einer Zeremonie aus. Es soll Genussmenschen geben, die trotz der speziellen Preise keinen Samstag verstreichen lassen, ohne sich hier fachkundigen Rat für das abendliche Menü nach einer zünftigen Brotzeit geholt zu haben.

Obst-Standl auf dem Viktualienmarkt: »Obst und Gmias aus da ganz’n Weld«

»Der Markt lehrt Dich’s, nicht der Tempel.«

VIKTUALIENMARKT

München, Bayern

Maibaum auf dem Viktualienmarkt.

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Chili aus Chile oder Knoblauch aus Argentinien, Yamswurzel aus Afrika oder Zitronengras aus Asien? Frisch importiert und erste Wahl? Auf dem Viktualienmarkt, bekannt für seine große Auswahl exotischer Lebensmittel, kommen selbst verwöhnte Feinschmecker auf ihre Kosten. Andererseits ist der mit 22000 Quadratmetern Verkaufsfläche größte Freiluftmarkt Deutschlands auch ein gigantischer Bauernmarkt, der täglich frisches hiesiges Obst und Gemüse an die Städter liefert.

Fleisch und Wurstwaren, Fisch, Blumen, Eier, Getränke, Honig und Gewürze gibt es in allen denkbaren und undenkbaren Variationen. An über 100 Ständen und Läden sowie 72 Freiverkaufsflächen werden jährlich mehr als 30 Millionen Euro umgesetzt.

Süße Leckereien gibt’s im Honighäusl mit circa 60 Sorten, das legendäre Krustenbrot bei der Bäckerliesl, die besten Weißwürste beim Wöhrmüller, den saftigsten Leberkäs beim Schlemmermeyer oder Friedl.

Ein Mikrokosmos bayerischer Lebenslust. Wer das Münchner Lebensgefühl ergründen will – Weltzugewandtheit gepaart mit etwas endzeitlichem Pessimismus –, ist hier am Ziel.

Die günstige Lage im Zentrum, nur etwa 150 Meter vom Marienplatz entfernt, und die vielen Touristen treiben die Standgebühren und Preise zwar nach oben, die Qualität der Produkte ist dafür jedoch in der Regel ausgezeichnet. Viele Stände sind inzwischen feste Läden, insbesondere die Metzger und Imbissbuden.

Erfunden hat den Viktualienmarkt Bayerns erster König, Maximilian I. Josef, der den traditionellen Obst- und Gemüsemarkt vom Schrannenplatz (heute Marienplatz) am 2. Mai 1807 auf den Platz zwischen Heiliggeistkirche und Frauenstraße verlegte. Wie der Bauch von München seinen heute weltberühmten Namen erhielt, ist einfach zu erklären: Viktualien war früher ein durchaus gängiges Wort für Lebensmittel.

Den besten Blick auf das Gelände hat man von der Terrasse des Petersbergls, eines Backsteinbaus von 1880, in dem sich einige der besten Metzgereien, Kunsthandwerker sowie das einzige Kammfachgeschäft Münchens befinden.

INFO: In der Münchner Altstadt gelegen. INFO VIKTUALIENMARKT: 80331 München, www.viktualienmarkt-muenchen.de. Der Markt ist Mo–Sa geöffnet. Die Geschäfte schließen spätestens um 20 Uhr.

Derart gut erholt beginnt die Fortsetzung des Spaziergangs in Richtung SchranneL/M8 an der Blumenstraße. Der Entschluss, den Kornmarkt vom Marienplatz vor dem alten Rathaus in unmittelbare Nähe des Viktualienmarkts zu verlegen, stammt von König Maximilian II. Den Zuschlag erhielt der Ingenieur Karl Muffart für den Entwurf einer 430 Meter langen, von gusseisernen Säulen getragenen lichten Halle mit zwei Kopfbauten. Eröffnet wurde die Markthalle 1853 nach nur zwei Jahren Bauzeit, 1914 jedoch wegen einer verkehrsgünstiger gelegenen Großmarkthalle im Süden der Stadt wieder zur Hälfte abmontiert. An diese eingelagerten Reste erinnerte man sich im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg – 2005 wurde die Einweihung der »neuen/alten« Schranne gefeiert. Zunächst ging das Konzept der Betreiber nicht auf, bis im November 2015 der italienische Genusstempel Eataly mit einer Mischung aus Feinkostkaufhaus, Gastronomie und Kochschule einzog. Es ist der erste europäische Standort der sehenswerten Gourmetstätte außerhalb Italiens. Auf dem St.-Jakobs-PlatzM7 wurde am 9. November 2006 das Jüdische Zentrum mit seiner wuchtigen Hauptsynagoge, dem Jüdischen Museum sowie einem Gemeindehaus mit Rabbinat, Verwaltung, Versammlungsräumen, aber auch Kindergarten, Ganztagsschule, Jugend- und Kulturzentrum sowie einem Restaurant feierlich eröffnet.

Rückkehr nach Jahrzehnten

NEUESYNAGOGE

München, Bayern

Die neue Hauptsynagoge am Münchner St.-Jakobs-Platz.

Aus einem Hinterhof ist das Gebäude wieder an den Ort zurückgekehrt, an dem es vor 1933 schon einmal war: Münchens damaliger Oberbürgermeister Christian Ude hatte die Idee, das neue jüdische Gemeindezentrum mit Museum und Synagoge am St.-Jakobs-Platz wieder aufbauen zu lassen, mitten im Herzen der Stadt. Für die Einweihung des Gotteshauses Ohel Jakob (hebräisch für Zelt Jakobs) wurde ganz bewusst der 9. November 2006 ausgewählt. Denn 68 Jahre zuvor, in der Reichspogromnacht von 1938, war die Synagoge völlig zerstört worden.

Die jüdische Gemeinde München wurde wie die Schwestergemeinden anderer deutscher Städte in der Zeit des Nationalsozialismus fast ausgelöscht. Gab es 1933 noch etwa 9000 Juden in der bayerischen Metropole, so waren es im Mai 1945 nur noch 84. Unterstützt durch die Zuwanderungen aus der ehemaligen Sowjetunion wohnen heute wieder etwa 10 000 Juden in der Stadt.

Die zweitgrößte jüdisch-orthodoxe Gemeinde in Deutschland erhielt mit dem Synagogenbau eine neue Heimat in der Münchner Altstadt. Der mit Travertin-Platten verkleidete Sockel des 28 Meter hohen Gebäudes, das 585 Sitzplätze hat, erinnert an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des Jerusalemer Tempels.

Darüber thronen, in einem quaderförmigen Oberlicht, ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl. Die einfallenden Sonnenstrahlen werden mehrfach gebrochen und tauchen das Innere der Synagoge, die mit libanesischem Zedernholz und hellem Stein aus Jerusalem ausgestattet ist, in warmes Licht.

Die zwölf Meter hohe Glaskonstruktion steht für das Zelt, das die 40-jährige Wanderung der Juden durch die ägyptische Wüste symbolisiert. Auf der Innenseite der Eingangstüren an der Westseite sind die zehn Gebote eingelassen. Ein unterirdischer Gang der Erinnerung führt zum Gemeindehaus.

Auf einer Seite sind die Namen der rund 4300 ermordeten Münchner Juden aufgelistet, auf der anderen Seite wird an alle sechs Millionen Opfer des Holocaust erinnert. Führungen können mit der Synagogen-Gemeinde auf Anfrage individuell vereinbart werden.

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